Der 7. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Bolivien & Teil 1 unserer Reise durch Peru
Nachdem wir uns erneut durch den chaotischen Verkehr von La Paz manövriert hatten, nahmen wir Kurs auf den berühmten Titicaca See. Um dorthin zu gelangen, stand uns noch eine kurze und wackelige Fährfahrt bevor. Mit einem Holzboot, welches eher an ein großes Ruderboot erinnerte, ging es in wenigen Minuten über die Wasserstraße, die das Festland mit der bolivianischen Halbinsel im See verbindet und einen weiten Umweg erspart.
Schließlich erreichten wir am späten Samstagnachmittag des 10. Juni den Ort Copacabana. Der auf 3.812m über dem Meeresspiegel gelegene Titicaca See, der jeweils zur Hälfte in Bolivien und Peru liegt, hat nicht nur einen lustigen Namen, sondern ist die wichtigste Frischwasserquelle für die tausenden Menschen in der Region, das höchstgelegene, schiffbare Gewässer der Welt und mit über 8.300km² auch der größte See Südamerikas.
Fun Fact: der berühmte Strand und Stadtteil Copacabana in Rio de Janeiro, wurde nach dem Ort am Titicaca See benannt.
Aufgrund des langen Wochenendes war in Copacabana einiges los. Jetskies, Banana-Boote und Tretboote wühlten sich durchs Wasser, während entlang der Promenade Kinder auf geliehenen Fahrrädern, elektrischen Autos und Quads durch den losen Schotter brausten. Die Fischbuden entlang der Promenade saßen voll mit vor allem lokalen Touristen, aber natürlich waren auch einige Backpacker und sogar Camper zu sehen.
Wir fanden ein ruhiges Plätzchen, direkt am Seeufer etwas außerhalb vom Ort, wo wir letztendlich fünf Nächte verbrachten und es genossen, mal wieder am Wasser zu stehen. Bei Wind und Wellen, fühlte es sich fast an, als wären wir am Meer.
Die Isla del Sol
Natürlich wagten wir uns auch auf den See. Mit einem Taxiboot ging es zur „Isla del Sol“, der Sonneninsel. Die Incas glaubten, dass dort die Sonne geboren wurde. Die Sonne schien auf jeden Fall ordentlich, als wir auf der 14,3km² großen Insel ankamen. Wir ließen uns im Norden der Insel absetzen, und wanderten 14km quer über die Insel, in den im Süden gelegenen Ort Yumani. Der Wanderweg war zwar relativ flach, aber wir bewegten uns hier auf einer Höhe zwischen 3.800 – 4.065m über dem Meeresspiegel, was das Ganze dann doch anstrengender machte als zunächst gedacht. Zudem hing mir noch mein unfreiwilliger Fastentag nach der Death Road nach. Aber natürlich lohnte sich die Anstrengung mal wieder.
Auf der Insel leben nur ca. 2.000 Menschen und wahrscheinlich doppelt so viele Tiere. Uns begegneten Schweine, Esel, Kühe, Schafe und natürlich Hunde und Lamas.
Das Innere der Insel war eher karg, vom gelegentlichen Getreideanbau mal abgesehen. Die Bewohner jedoch begegneten uns umso herzlicher und aufgeschlossener, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass hier natürlich jeder was verkaufen möchte. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Bewohner.
Die Wanderung führte uns auch an der ein oder anderen Inka Ruine vorbei.
Am besten hat uns jedoch die Aussicht gefallen.
Am späten Nachmittag ging es schließlich mit dem Boot zurück nach Copacabana, wo wir am nächsten Tag den kleinen Hausberg erklommen. Aber 200hm auf nur 2km sind in dieser Höhe auch schon wieder ein echtes Workout und brachte uns ordentlich ins Schwitzen. Wie immer, belohnte die Aussicht.
Die Segnung unseres Zuhauses
Bevor wir an Tag 700 unserer Reise Kurs auf Peru nahmen, ließen wir unseren Moby Dick noch segnen. Das ist nämlich ein typischer Brauch hier in Bolivien. Wer sich ein neues Auto kauft, fährt nach Copacabana, wo der Priester der Wallfahrtskirche „Basílica de la Virgen Morena“ den göttlichen Segen erteilt. Damit sollen Auto und Insassen gegen mögliche Unfälle und Unglücke geschützt sein. Wer hier mal Auto gefahren ist, weiß, dass man jeglichen Segen und Beistand gebrauchen kann und was wir bisher von Peru gehört hatten, sollte es dort sogar noch etwas chaotischer werden. Wir sind zwar beide weder religiös noch gläubig, aber immerhin ist unser Van Italiener, und somit sicher katholisch gebaut. 😉
Wir fuhren also vor der Kirche vor, wo eine nette Bolivianerin sogleich den Blumenschmuck ans Auto anbrachte. Wir bekamen noch Blütenblätter, sowie etwas puren Alkohol und Wein, welcher nach der Segnung auf dem Boden rund ums Auto verteilt wird – für Pachamama (Mutter Erde). Dann hieß es auf den Priester warten.
Dieser kam mit Weihwasser bewaffnet, sprach zunächst seinen Segen (das hoffen wir zumindest mal, verstanden haben wir ihn nicht 😉) und sprenkelte anschließend das Weihwasser rund herum auf unseren Van. Im Anschluss verteilten wir Alkohol und Blüten und nun sollte nichts mehr schief gehen dürfen.
Was für ein schöner Abschluss unserer spannenden und ereignisreichen 7-wöchigen Reise durch Bolivien. Bolivien hat uns eine ganz andere Seite von Südamerika gezeigt und hatte die ein oder andere Herausforderung für Mensch und Maschine in petto. Vieles was wir gesehen und erlebt haben, hat uns ziemlich bewegt und manchmal auch ganz schön mitgenommen. Aber besonders die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen wird uns in Erinnerung bleiben und wir möchten keinen Tag der Reise missen.
Somit verließen wir am Grenzübergang Kasani das schöne Bolivien und betraten zum ersten Mal peruanischen Boden. Endlich mal wieder ein ganz neues Land für uns, Peru hatten wir auf unserer Weltreise 2015/16 nämlich ausgelassen. Dem Tititcaca See blieben wir aber noch ein paar Tage treu.
Willkommen in Peru!
Angekommen in Peru, hieß es erstmal wieder die üblichen Formalitäten klären, klassischerweise bestehend aus lokaler SIM Karte, Bargeld und Obst. Unser Obst war nämlich an der Grenze einkassiert worden. ☹
Nachdem das erledigt war, nahmen wir sogleich Kurs auf die Stadt Puno, quasi das peruanische Pendent zu Copacabana in Bolivien. Bevor wir zum See kamen, mussten wir noch die peruanische Versicherung, genannt SOAT, für unseren Van zahlen. Abgeschlossen hatten wir diese vorab online, bezahlen ging aber nur vor Ort in einem Büro der SOAT. Dort traf Christian auf die nette Versicherungsmaklerin Claudia, die nicht nur besonders gut gelaunt und hilfsbereit, sondern aus irgendeinem Grund auch total aufgedreht war. Noch bevor Christian etwas sagen konnte, bat sie ihn, einen großen Hut aufzusetzen, eine Gitarre in die Hand zu nehmen und für sie auf dem Sofa zu posieren, damit sie ein Bild machen kann.
Warum, erfuhren wir nicht. Vielleicht macht sie das auch mit allen ausländischen Kunden, oder Christian hat ihr einfach besonders gut gefallen. 😉 Danach durfte er jedenfalls die SOAT bezahlen und schon waren wir nicht nur gesegnet, sondern auch versichert und bereit für die Weiterfahrt.
Las Islas de Uros
Wir schauten uns die Promenade von Puno an und buchten für den nächsten Morgen gleich eine Bootstour zu den Uros – die schwimmenden Schilfinseln auf dem Titicaca See. Auf insgesamt 120 kleinen Inseln, leben bis heute ca. 2.000 Menschen ein sehr einfaches und traditionelles Leben.
Diese Inseln gibt es nur auf peruanischer Seite, da nur hier das Totora genannte Schilfgras wächst, welches zum Bau der Inseln genutzt wird. Wie dies genau funktioniert, erfuhren wir am nächsten Tag. Wir besuchten eine kleine Insel, welche sich fünf Familien teilen. Jede Familie hat eine eigene, kleine Schlafhütte, Küche und Badezimmer-Insel werden gemeinsam genutzt.
Während die Männer und die größeren Kinder auf dem Festland ihrer Arbeit bzw. der Schule nachgehen, sind die Frauen meist auf den Inseln und kümmern sich um Haushalt, die Kleinen oder auch mal Touristen.
Die Inseln bestehen tatsächlich zu 100% aus Totora. Die Wurzelballen werden mithilfe von Stöcken und Seilen zusammengebunden und darauf kommt eine dicke Schicht Schilfgras. Ca. alle zwei Wochen, muss eine Schicht des Schilfs nachgelegt werden, sonst drohen nasse Füße, da die Inseln natürlich nach und nach von unten verrotten. Bei regelmäßiger Pflege können die Inseln aber mehrere Jahre halten.
Immer wenn ein Boot vorbeifuhr, kamen die Inseln ganz schön ins Schaukeln, da musste man sich erstmal dran gewöhnen. Es gibt auch einige größere Inseln mit z. B. einer Grundschule und Kirche. Nur zum Einkaufen und Co. muss man dann doch aufs Festland ausweichen.
Mit einem traditionellen Boot, welches ebenfalls aus Schilfgras und im Inneren aus Plastikflaschen besteht, ging es zu einer weiteren Insel, welche eher touristisch genutzt wurde. Dort gab es Souvenirs und Essen & Getränke zu kaufen. Uns hat der authentische und spannende Einblick in das Leben der Inselbewohner viel besser gefallen. Wirklich eine besondere Erfahrung.
Puno
Zurück auf dem Festland, schauten wir uns noch die schöne kleine Altstadt von Puno an und ließen uns ein sehr leckeres Ceviche, ein peruanisches Nationalgericht, bestehend aus rohem, gebeiztem Fisch, schmecken.
Anschließend schlenderten wir noch über den bunten Wochenmarkt, wo es, ähnlich wie in Bolivien, so ziemlich alles zu kaufen gab. Lustigerweise war der Markt auch teilweise auf den Bahngleisen aufgebaut. Jedes Mal, wenn ein Zug kam, wurde alles in Windeseile zusammengepackt, nur um es Minuten später, wieder auf die Gleise zu stellen. Dabei gab es rund herum genügend Platz, aber scheinbar ist das hier einfach so.
Die Chullpas von Sillustani
Am Nachmittag ließen wir die Stadt dann hinter uns und machten uns auf ins ca. 30 Minuten entfernte Sillustani. Dort befinden sich sogenannte Chullpas, hunderte Jahre alte Grabstätten, bzw. Turmgräber der Inkas.
Pünktlich zum (für unseren Geschmack viel zu frühen) Sonnenuntergang, kamen wir gegen 16:30 Uhr dort an und machten uns gleich auf zu den Hügeln oberhalb des Lago Umaya, auf denen die Türme stehen. Die Landschaft war wirklich traumhaft und wurde von der Abendsonne ins schönste Lichte getaucht.
Netterweise durften wir direkt auf dem Besucherparkplatz von Sillustani übernachten, gut bewacht von einem Nachtwächter, der im Gegensatz zu uns, die kalte Nacht in einer unbeheizten, einfachen Hütte ohne Türen und Fenster verbringen musste.
Am nächsten Morgen ließen wir dann den Titicaca See endgültig hinter uns und machten uns auf, Peru weiter zu entdecken.
Dazu dann demnächst mehr. 😊