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Ausflug an die Pazifikküste

Von Puerto Varas, über Chiloe nach Valdivia –
Teil 3 unseres Roadtrips durch Chile

Am 12. Februar machten wir uns mal wieder auf den Weg zum Grenzübertritt nach Chile. Zu unserer Überraschung regnete es zum ersten Mal seit Monaten in der Region, was aber (leider) eine passende Einstimmung auf die kommenden Tage in Chile sein sollte…

Der Grenzübertritt dauerte diesmal etwas länger als sonst, auch hier war die Ferienzeit deutlich zu spüren und noch dazu war Sonntag, also ein klassischer Reisetag. Somit standen wir erst ca. 30 Minuten für die Ausreise aus Argentinien an und dann fast 1.5 Stunden für die Einreise nach Chile. Auch kamen wir wieder ganz schön ins Schwitzen, es war schon von weitem zu erkennen, dass die Zollbeamt:innen ihren Job wieder sehr genau nahmen. Viele PKWs mussten das gesamte Gepäck und auch Kühlboxen ausladen und öffnen, es kamen sogar Spürhunde zum Einsatz, die hier nicht nur auf Drogen, sondern vor allem auf frische Lebensmittel abgerichtet waren. Und wir hatten diesmal noch die günstigen Preise in Argentinien genutzt und den Van voller versteckter Leckereien…

Doch wir hatten mal wieder Glück. Als wir endlich dran waren, stand ein sehr netter Zöllner mit einem neugierigen Schäferhund vor uns. Aufgrund des starken Regens, wollte er offenbar unseren Van nicht mit nassen Schuhen und Pfoten betreten. Er blieb daher mit dem Hund vor der Schiebetür stehen und warf nur einen kurzen Blick ins Innere. Als ihm auffiel das wir aus Deutschland kommen, freute er sich endlich mal wieder sein Englisch anwenden zu können und war von da an mehr am aktuellen Wetter in Deutschland interessiert als an unserem Van Inhalt. Schließlich fragte er aber doch, ob wir frische Lebensmittel dabei hätten und wir opferten eine dafür zurückbehaltene vertrocknete Zitrone und eine schon sehr überreife Banane, welche Christian aber noch vor Ort essen durfte, was den Hund glücklicherweise von anderen Sachen in unseren Verstecken ablenkte. Zwei Minuten später war dann auch schon alles erledigt und wir mal wieder zurück in Chile.

Puerto Varas

Sofort änderte sich wieder die Landschaft und wir fuhren durch üppig grüne Wälder, voller Farne und Riesenblätter-Gewächse, wie wir sie schon von der Carretera Austral kannten. Aufgrund des anhaltenden Regens und des Nebels, sahen wir allerdings nur was direkt am Straßenrand war, die umgebende Berglandschaft blieb uns verborgen, somit ließen wir auch die Aussichtspunkte links und rechts liegen, die es entlang der Strecke gegeben hätte.

Unser erstes Ziel war der Ort Puerto Varas, ein inzwischen beliebter Ferienort der Chilenen, da es rund um die kleine Stadt, welche am Lago Llanquihue liegt, viele Outdoormöglichkeiten gibt. Von Vulkanbesteigungen über Bikeparks, Wanderungen und diverse Wassersportarten kann man hier so ziemlich alles erleben, was es für einen gelungenen Sommerurlaub braucht. Wir waren hier also genau richtig. 😊

Allerdings war es an diesem Sonntag gerammelt voll in der Stadt, klar, es war ja noch Hochsaison. Trotz regnerischem Wetter, schien der ganze Ort auf den Beinen zu sein. Die Parkplatzsuche erwies sich als schwierig und der Stellplatz der für eine Übernachtung in Frage gekommen wäre, war überfüllt und viel zu trubelig für unseren Geschmack. Daher beschlossen wir, die kommenden Regentage etwas außerhalb auszusitzen und die Zeit für unsere Admin-ToDos, wie z. B.  Reiseberichte schreiben, Bilder sortieren und Co. zu nutzen.

Gesagt, getan. Wir fanden einen Stellplatz an einem kleinen Flüsschen, wo wir zufällig auf ein paar andere Vanlifer trafen, welche wir selbst schon seit einiger Zeit virtuell verfolgen.
An den Platz grenzte ein scheinbar ganz neu angelegter Boardwalk an, der einen innerhalb von Sekunden scheinbar in den Dschungel versetzte und am Fluss entlang führte.

Am Fluß bei Puerto Varas
Spazierweg inklusive

Die Wettervorhersage behielt recht und wir verbrachten insgesamt drei verregnete Tage an diesem Platz. Als sich das Wetter endlich etwas besserte, schauten wir uns noch mal Puerto Varas an.
Puerto Varas war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Auswandererziel für Deutsche, bis heute ist der deutsche Einfluss hier deutlich erkennbar, sei es in der Architektur oder auch in den Firmen- und Straßennamen (mein Highlight war die „Avenida Theobald Kuschel“). Der deutsche Bundesadler begegnete uns an vielen Stellen im Ort, und auch der „Club Aleman“ durfte nicht fehlen.

Werbung für den Club Aleman in Puerto Varas
Hotel mit deutschen Wurzeln

Wir schlenderten über die vielen kleinen Kunsthandwerk-Märkte, aßen leckere Empanadas bei einem Streetfood-Stand und verschafften uns schon mal einen Überblick über den städtischen, kleinen Bikepark. Außerdem fanden wir einen Fahrradladen, der nicht nur geführte Mehrtagestouren durch die Region anbot, sondern auch tagesweise Rennräder verlieh. Das kam sofort auf unsere Wunschliste. Allerdings musste es noch ein bisschen warten, die Wettervorhersage war nämlich weiterhin unbeständig und kühl. Also fassten wir Plan B: statt weiter rund um Puerto Varas zu bleiben, folgten wir einem Tipp unserer Reisebekanntschaften Anja und Sebastian, die uns einen schönen und einsamen Stellplatz am Meer auf der Insel Chiloé empfohlen hatten. 

Ein langes Wochenende auf Chiloé

Chiloé ist die 5. größte Insel Südamerikas und eigentlich hatten wir nicht vorgehabt einen Abstecher dorthin zu machen. Aber nach den letzten trubeligen Wochen mit ständigen Stellplatzwechseln und wenig Möglichkeiten, sich mal richtig auszubreiten, klang es zu verlockend direkt am Meer stehen zu können, ohne sich über Campverbote oder Hochsaisons-Trubel Gedanken machen zu müssen. Zudem war die Wettervorhersage für das eigentlich sehr raue Chiloé überraschenderweise viel besser als für das chilenische Festland, somit stand der Entschluss fest und wir machten uns kurzerhand auf den Weg zur Fähre.

Die Fährüberfahrt dauerte nur ca. 20 Minuten und schon waren wir auf Chiloé angekommen. Liebe auf den ersten Blick war es aber nicht gerade. Wir steuerten zunächst den etwas größeren Ort Ancud an, um noch ein paar Vorräte zu besorgen. Der Ort wirkte auf uns sehr, sagen wir mal „rustikal“ und heruntergekommen, es war sehr eng, die Parkplätze rar und die Leute machten einen nicht besonders aufgeschlossenen Eindruck. Aber wir wollten ja sowieso ans Meer, also ging es sogleich weiter.

Am Ziel angekommen besserte sich die Laune schlagartig. Wir standen auf einer Klippe direkt am Pazifik, unter uns der ewig lange Sandstrand und schon beim ersten Blick aufs Wasser entdeckten wir die Delfine!

Weißbauch Delfine

Wir hatten schon gehört das sich hier nahezu täglich dutzende Delfine in der Bucht tummeln und genauso war es auch. Von früh bis spät konnten wir den Weißbauch-Delfinen, die aussehen wie kleine Orca Wale, hier zusehen wie sie jagten, spielten und aus dem Wasser sprangen. Der absolute Wahnsinn!

Delfin-Action auf Chiloé

Wir verbrachten insgesamt vier Tage und Nächte an diesem Platz. Abgesehen von ein paar Anglern und Strandspaziergängern sahen wir kaum andere Menschen. Wir vertrieben uns die Zeit mit Sport, viel lesen, ein bisschen arbeiten, aber hauptsächlich mit langen Strandspaziergängen und Delfine beobachten. Das war genau das was wir uns gewünscht hatten. Daher hatten wir auch gar keine Ambitionen uns mehr von Chiloé anzuschauen.

Stattdessen ging es nach den vier Tagen wieder zurück aufs Festland und nach Puerto Varas. Schließlich hatten wir hier noch ein paar Rechnungen offen…

Rennradtour & Mountainbikepark mit Hindernissen

Endlich war auch dort das Wetter besser und wir sahen zum ersten Mal den Vulkan Osorno, auf der anderen Seite des Lago Llanquihue.

Am Lago Llanquihue

Jetzt konnten wir auch endlich den langersehnten Rennradausflug machen. Als Ziel hatten wir uns das 42km entfernte Ensenada ausgeguckt. Die Strecke dorthin, führte über einen Radweg, welcher parallel zur Bundesstraße verlief, am See entlang und bot immer wieder Ausblicke auf den Vulkan und die Seenlandschaft.

Rennradtour mit Vulkanblick

Es machte so viel Spaß mal wieder auf einem Rennrad zu sitzen und hätte so schön sein können – wenn da nicht die vier (!) Plattfüße gewesen wären. Das muss ein neuer Rekord sein. Vier platte Reifen auf einer nur 80km-Tour und alle an meinem Fahrrad. Ein Glück hatten wir zwei Ersatzschläuche mitbekommen und Christian Routine darin, diese zu wechseln. Nachdem dann aber nach nur 13km meine beiden Reifen schon platt waren, musste beim nächsten Plattfuß das uralte Flickset herhalten, welches wir schon seit Jahren mit uns rumschleppen. Es war etwas müßig, aber es funktionierte.

Reifenwechsel die Dritte!

Immerhin kamen wir so bis nach Ensenada, wo wir uns frischen Fisch mit Vulkanblick gönnten, bevor es wieder retour nach Puerto Varas ging. Leider hatte ich aber schon wieder einen Dorn im Reifen, was diesmal aber nur zu schleichendem Luftverlust führte. So pumpten wir einfach alle 10km den Reifen auf und hofften auf diese Weise bis zurück zum Verleiher zu kommen. Ca. 7km vor Puerto Varas war dann aber Schluss, der Reifen war mit einem Schlag wieder platt und scheinbar hatte auch das Ventil eine Macke, so dass flicken keine Option mehr war. Wir mussten uns schließlich vom Inhaber des Ladens abholen lassen. Sehr schade, aber immerhin kamen wir so mit dem netten Ladenbesitzer ins Gespräch, der schon einige Male in Deutschland war, da sein Sohn in Kassel lebt und studiert. Wie es der Zufall so wollte, kannte er natürlich auch Marburg und Wetzlar, weil er sich dort schon mal die Altstadt angeschaut hat. So klein ist die Welt.

Wir verbrachten eine Nacht am Ufer des Sees in Puerto Varas, wo wir uns am nächsten Morgen direkt wieder auf die Räder schwangen, diesmal aber auf unsere eigenen, um den kleinen Bikepark am Cerro Philippi, dem Hausberg von Puerto Varas, zu erkunden. Der kleine Park bot drei Lines, wovon für mich leider nur eine in Frage kam. Bei den anderen beiden Lines haben sich offenbar ein paar echte Mountainbike Cracks ausgetobt, ein Holzelement folgte auf das Nächste, man musste an vielen Stellen über Gaps springen und Schanzen hochschießen, um wieder runter zu kommen. Definitiv nix für mich und auch Christian musste an einigen Stellen kapitulieren oder auch mal absteigen.

Bikepark am Cerro Philippi

Nationalpark Vicente Pérez Rosales

Am Nachmittag ließen wir Puerto Varas endgültig hinter uns und machten uns auf in den nahegelegenen Nationalpark „Vicente Pérez Rosales“, angeblich der meistbesuchte Park in ganz Chile. Da der Park schon geschlossen war als wir ankamen, verbrachten wir eine Nacht auf dem Besucherparkplatz der Wasserfälle, die wir uns anschauen wollten. So waren wir am nächsten Morgen die ersten in der Besucherschlange und konnten uns die sogenannten „Cascadas de Petrohue“ in aller Ruhe anschauen.

Cascadas de Petrohue

Die Wasserfälle zeichnen sich mehr durch die umgebende Vulkanlandschaft aus als durch ihre Fallhöhe. Die Form der Felsen entstand durch Lavaströme des Osorno, welche sich vor über 20.000 Jahren durch den damals dort existierenden Gletscher gefressen haben.

Cascadas de Petrohue

Wir unternahmen noch einen kleinen Spaziergang durch den Park, vorbei an einer kleinen Lagune, bevor es weiter ging an den „Lago de todos Santos“, von wo aus man einen tollen Ausblick auf den Osorno hat.

Der Osorno
Lago de todos Santos

Hier zeigte sich dann aber, dass der Park wirklich sehr beliebt war und wir mitten in der Hochsaison. Ein Touri-Bus reihte sich an den anderen, dutzenden Gruppen strömten scheinbar ziellos umher. Uns war das sofort zu viel, somit machten wir nur ein paar Fotos am See und vom Vulkan und ergriffen schnell die Flucht.

Valdivia

Wir nahmen Kurs auf Valdivia, eine bunte Studentenstadt nahe der Pazifikküste, und zwischen zwei Flüssen gelegen. Dort erkundschafteten wir als erstes den kleinen Fisch- und Gemüsemarkt an einem der Flüsse. Das besondere dort ist, dass sich rund um den Markt jede Menge gierige Vögel und Geier tummeln, aber auch Seelöwen. Und zwar ganz schöne Oschis!

Kommt ein Seelöwe auf den Fischmarkt…

Die Kollegen lauerten alle auf die zahlreichen Fischabfälle, die hier ständig im Wasser landeten. Was für ein Spektakel!

Auch sonst hat uns Valdivia gut gefallen, man merkte deutlich das es keine reine Touri-Stadt ist, so wie die Orte wo wir zuletzt waren, sondern eben eine ganz normale Stadt. Vorbei an bunten Murals, schlenderten wir durch die Stadt, über ebenso bunte Kunsthandwerkmärkte und schließlich entlang der Fluss Promenade, wo wir auf weitere Seelöwen trafen, die dort einfach so rumlagen.

Mural in Valdivia
Seelöwen Party an der Promenade

Nach einer Nacht in der Stadt, ging es am nächsten Tag auch schon wieder weiter. Die Ferienzeit in Chile neigte sich so langsam aber sicher dem Ende zu, somit nahm auch der Besucherstrom etwas ab und wir wagten uns als nächstes in das chilenische Herzstück des Lake Districts, an den Lago Villarrica.

Dazu dann ganz bald mehr… 😊

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