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Der Van Technik & Logistik

Wenn der Saft ausgeht

Wie schon im ersten Beitrag zu Kroatien erwähnt hatten wir leider etwas größere Probleme mit unseren Aufbaubatterien.

Bei der Übernahme unseres Campers, im April 2019, blieb uns ein Satz von unserem Ausbauer besonders in Erinnerung, über den Anne und ich schon viel zu oft diskutieren mussten: „Bei diesem Ausbau könnt ihr niemals ohne Strom sein.“ Wie Unrecht er damit leider haben sollte…

Unsere Original-Ausstattung:

– Zwei 12 Volt/100ah Batterien (Gel-Technologie), von Offgridtec, in Parallelschaltung (Gesamt-Kapazität 200ah)

– Solar-Panel 300 Watt, von SunLink

– Ladebooster 3308 VCC 1212-45, von Votronic, zum Batterien laden während der Fahrt

– Wechselrichter SSI 202, von ECTIVE, zum Erzeugen von 230 Volt Wechselstrom (2000 Watt) und integriertem Solar-Laderegler, sowie Landstrom-Laderegler

Dazu kommen einige Verbraucher:

– Kühlschrank Dometic MDC-090, ca. 3.8 Ampere / 45 Watt, läuft im Prinzip 24/7

– Wasserpumpe Flojet, ca. 5,2 Ampere max. / 62 Watt, wird täglich benutzt

– Warmwasser-Boiler, bis zu 2000 Watt am 230 Volt Wechselrichter, je nach Außentemperatur ca. alle 2 Tage zum warm duschen im Einsatz

– Diesel-Heizung, zwischen 10 Watt und 45 Watt, je nach Außentemperatur im Einsatz

– Andere 230 Volt Geräte, z.B. Mixer, Rasierer, Fön, etc., aber selten im Einsatz

– Nahezu unzählige Verbraucher die fast ständig über USB geladen werden, z.B. zwei Smartphones, mobiler Internet-Router, Bluetooth Lautsprecher, diverse Lampen, Ventilator, Hand-Staubsauger, Smart-Watch, etc.

Auf unseren ersten Reisen kam es leider tatsächlich vor, dass das ganze System in eine Unterspannung fiel. Manchmal nur kurz unter 12 Volt, manchmal aber auch unter 11 Volt und teilweise runter bis auf 10 Volt. Meistens passierte das, wenn wir den Warmwasser-Boiler benutzten und der Wechselrichter gab dann auch eine Fehlermeldung ab. Da wir von unserem Ausbauer kaum brauchbare Antworten bekamen, haben wir uns immer wieder selbst versucht das Verhalten zu erklären, z.B. „der Boiler braucht eben viel Strom“, „die Sonne schien kaum oder wir standen im Schatten“, „wir sind wenig Kilometer gefahren, also konnte der Ladebooster kaum laden“, etc.
Für mich war die Situation besonders schwierig, da ich vor vielen Jahren eine Ausbildung zum Elektroniker gemacht habe und in der Theorie verstehe was dort passiert. Mir fehlte allerdings die praktische Erfahrung, wie sich so ein 12 Volt System im Wohnmobil verhält und auf was man achten sollte.

Alles in allem konnten wir das Thema nie so richtig greifen und da wir auf unseren Urlaubsreisen auch nie länger als drei Wochen unterwegs waren, oder auf Campingplätzen mit Landstrom standen, geriet das Thema wieder in den Hintergrund.

Im Juli 2021 sind wir also ohne Änderungen an der Spannungsversorgung auf unsere große Europa-Reise gestartet. Anfangs sind wir viele Kilometer gefahren, standen oft in der Sonne und alles schien so weit in Ordnung. Den ersten großen Dämpfer gab es nach gut zwei Wochen. Wir standen zwei Tage eher im Schatten und da es durch Unwetter auch etwas kühl wurde wollten wir den Warmwasser-Boiler für die Dusche benutzen. Nach ca. 5 Minuten brach die komplette Spannungsversorgung zusammen, teilweise unter 10 Volt. Der Wechselrichter gab nur noch Fehlermeldungen ab. Also, den Camper schnell aus dem Schatten gefahren und Motor laufen lassen (Batterien laden auch im Standgas über die Lichtmaschine), um das schlimmste zu verhindern. Es blieb dann erstmal bei Erklärungsversuchen und einer Reinigung des Solarpanels (das sah nämlich nach zwei Tagen unter Bäumen und Unwetter nicht mehr so sauber aus). Auch am nächsten Tag gab es noch Probleme mit der Spannung, sodass wir uns entschieden einen Stellplatz anzusteuern, bei dem es einen Stromanschluss gab. Den hatten wir auch dringend nötig und wir beschlossen bei den nächsten Stellplätzen möglichst den Stromanschluss zu nutzen, wenn es einen gibt. Das hatte für weitere zwei Wochen gut geklappt, bis wir auf der Insel Cres für drei Nächte auf einem freien Stellplatz standen. Obwohl wir viele Sonnenstunden pro Tag hatten, ging das System leider immer wieder in Unterspannung.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt fiel uns ein weiteres Problem auf. Immer wenn der Kompressor vom Kühlschrank startete, sackte die Spannung bis auf ca. 10,4 Volt ab. Der Kühlschrank hat wohl eine Erkennung für Unterspannung und schaltete dann aus. Nach kurzer Zeit erholte sich die Spannung wieder auf ca. 12 Volt und der Kompressor lief wieder los, bis die Spannung nach sehr kurzer Zeit wieder auf ca. 10,4 Volt absackte. Dieser „Teufelskreis“ wiederholte sich über Stunden. Das war für die Batterien, aber auch für den Kühlschrank nicht gut. Uns war spätestens jetzt klar: So können wir nicht weiterfahren. Wir müssen was tun!

Spannungsanzeige im Van

Experten um Rat gefragt

Zum Glück hatten wir ein paar Tage zuvor schon nach Experten recherchiert und konnten eine telefonische Beratung mit der Firma Autarker vereinbaren. Der Chef persönlich nahm sich extra Zeit für uns. Nach dem Telefonat waren einige Dinge klarer:

Die Aufbaubatterien, in Gel-Technologie, sind nicht gut geeignet für den Betrieb an einem Wechselrichter. Die hohe Stromentnahme schädigt die Batterien zu schnell. Unsere Batterien waren zu dem Zeitpunkt wohl schon sehr stark beschädigt und ein Austausch war unumgänglich. Wenn möglich sollten wir auf Batterien mit AGM-Technologie wechseln, da diese die hohe Stromentnahme besser verkraften.

Die angenommene Kapazität von 200ah steht bei Gel- sowie AGM-Batterien nur zu ca. 50% zur Verfügung, da diese Batterien nie komplett entladen werden können. Effektiv für uns nutzbar waren also von Anfang an nur 100ah. Laut Handbuch von unserem Wechselrichter sollte bei diesem Modell die angeschlossene Batterie-Kapazität übrigens bei mindestens 320ah liegen, was wir leider erst während unserer aktuellen Reise erfahren haben.

Unsere beiden Aufbaubatterien wurden bei der Parallelschaltung nicht „optimal“ miteinander verbunden. Wenn man etwas kritischer ist, könnte man auch sagen „amateurhaft“ oder schlicht und einfach falsch. Dieser Umstand hat wahrscheinlich von Anfang an schon die Probleme verursacht, bzw. eine Beschädigung der Batterien begünstigt. Das muss natürlich korrigiert werden.

Der Wechselrichter hat auch ein integriertes Ladegerät und übernimmt auch das Laden über Solar- bzw. Landstrom. Nach Meinung von Autarker ist das bei uns verbaute Gerät für eine optimale Solar-Ladung nicht gut geeignet. Es wäre besser einen separaten und speziell für Solar-Ladung entwickelten Laderegler zu verwenden.

Generell ist die neuste/bessere Batterie-Technologie in sogenannten LiFePo4 (Lithium-Eisen-Phosphat) Batterien verbaut. Diese können bis auf 0% entladen und immer wieder aufgeladen werden, so wie man das vom Handy kennt. Somit steht auch die volle Kapazität zur Verfügung. Allerdings sind diese Batterien sehr teuer und kamen für einen Austausch während der aktuellen Reise nicht in Frage.

Batterien tauschen in Kroatien

Unsere erste Maßnahme, die wir möglichst sofort ergreifen mussten, war also klar: Batterien austauschen und die fehlerhafte Parallelschaltung korrigieren.
Das war gar nicht so einfach, da wir gerade in Kroatien waren und auch kaum geeignetes Werkzeug dabeihatten. Da unsere weiteren Reiseziele allerdings noch weiter von der EU weg lagen, setzten wir alles daran in Kroatien wenigstens Batterien zu bekommen. Nach fast einer Woche voller Recherche, abklappern von lokalen Händlern und teilweise sogar lokalen Bestellungen mussten wir diesen Versuch aber aufgeben. Batterien zu bekommen war in Kroatien kein Problem, aber die Einbaugröße machte uns immer wieder ein Strich durch die Rechnung. Letztendlich mussten die neuen Batterien genau in das Holzfach unter unserer Sitzbox passen. Ansonsten hätten wir nicht nur Batterien tauschen, sondern auch noch massive Holzarbeiten durchführen müssen. Das kam nicht in Frage.
Zum Glück kam mir die rettende Idee: Warum nicht einfach neue und baugleiche Batterien bei Offgridtec bestellen und diese nach Kroatien liefern lassen?

Ziemlich enge Kiste für zwei Batterien…

Hurra! Das war möglich. Die Firma Offgridtec hatte auf unsere Anfrage extrem schnell und hilfsbereit reagiert. Eine Lieferung von zwei Batterien und einem zusätzlichen Kabel (insgesamt ca. 60 kg), nach Kroatien, war für unschlagbare 19,90 Euro Versandkosten, innerhalb ca. einer Woche überhaupt kein Problem. Da es in der benötigten Baugröße auch AGM-Batterien gab, haben wir natürlich diese bestellt, anstatt wieder auf Gel-Technologie zurückzugreifen.

Während die Batterien also auf dem Weg nach Kroatien waren, unternahmen wir unseren Abstecher nach Bosnien Herzegowina. Die Rückkehr nach Kroatien hatten wir so arrangiert, dass wir die Batterien in Dubrovnik „in Empfang“ nehmen konnten. Leider gibt es zwischen der kroatischen Post und UPS aber keine Kooperation und unsere Batterien lagen nicht wie erwartet in Dubrovnik auf dem Postamt. So kam es dann zu einer munteren „Schnitzeljagd“ durch Dubrovnik, bis wir den UPS-Fahrer letztendlich an einer Tankstelle abpassen konnten und er uns die Batterien quasi auf die Straße stellte.

Für den Einbau hatten wir einen Campingplatz aufgesucht, damit wir dort alle Einrichtungen nutzen konnten, falls der Einbau nicht funktioniert hätte. Hat er aber! 😊

Volle Konzentration!

Nach ca. 3 Stunden schweißtreibender Arbeit waren die alten Batterien raus und die neuen eingebaut. Dank der guten Vorbereitung von Offgridtec passte wirklich alles bis auf den letzten Millimeter. Die Spannungsversorgung funktionierte sofort wieder und wir konnten die Batterien auch gleich am Landstrom voll aufladen.

Saft ist wieder da

Seit dem Umbau sind wir mittlerweile gut acht Wochen unterwegs. Natürlich beobachten wir die Spannungsanzeige jeden Tag weiterhin kritisch. Als erstes Zwischenfazit können wir aber sagen, dass sich der Austausch der Batterien, inklusive Wechsel auf AGM-Technologie und die Korrektur der Parallelschaltung, auf jeden Fall gelohnt haben. Trotz abnehmender Sonnenstunden pro Tag (auch im Balkan wird es Herbst), weniger gefahrener Kilometer pro Tag (unsere Reisegeschwindigkeit hat sich weiter verlangsamt) und mehr Energie-Verbrauch (der Warmwasser-Boiler ist jetzt häufiger im Einsatz und die Diesel-Heizung läuft nachts auch schon mal durch) hatten wir bisher noch keine kritische Situation, wie wir sie vor dem Austausch hatten. Natürlich hoffen wir, dass wir mit diesen Batterien weiterhin gut durchkommen.

Als weitere kurzfristige Maßnahmen haben wir mittlerweile sogar den separaten Solar-Laderegler (Victron SmartSolar MPPT 100/30) eingebaut. Dieser hat eine Bluetooth-Schnittstelle und wir können nun per SmartPhone App genau verfolgen wie unsere Batterien geladen werden. Das gefällt mir natürlich besonders gut.

Sollten wir im Sommer 2022 wirklich einen längeren Aufenthalt in Deutschland machen, dann würden wir bei den Batterien vielleicht sogar noch auf LiFePo4-Technologie wechseln. Da kommt es dann wieder auf die passende Baugröße und leider auch den Preis an. Zusätzlich könnte ein besseres und Leistungsstärkeres Solar-Panel noch auf unserer Wunschliste landen. Dazu müssten wir aber Änderungen an der Dachkonstruktion vornehmen. Wir werden das wohl anhand der Erfahrungen der nächsten Monate entscheiden.

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