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Chiles Süden – Unterwegs im chilenischen Feuerland

Teil 1 unseres Roadtrips durch Chile

Am 7. Dezember überquerten wir erneut die Grenze nach Chile. Diesmal waren sogar all unsere Vorkehrungen, was die Essensvorräte anging umsonst, am Grenzübergang San Sebastian interessierte sich keiner für den Inhalt unseres Vans. Umso schneller war der bürokratische Teil erledigt und wir auf dem Weg zum ersten Stopp, in der Nähe des Ortes Porvenir, was noch zum chilenischen Teil von Feuerland gehört.

Zu Besuch bei Königspinguinen

Christian hatte dort eine Pinguinera entdeckt, also eine Art Pinguin Farm, in der es Königspinguine zu sehen geben sollte – die waren uns in der Antarktis und auch sonst bisher nirgendwo begegnet. Als wir dort ankamen ging es mir leider nicht so gut, sodass Christian sich allein aufmachte die Pinguine zu sehen. Und tatsächlich sind ihm so einige vor die Linse gelaufen!

Ihre Majestäten: die Königspinguine

So nah wie an anderen Orten kommt man den Tieren hier nicht, daher brauchte es das volle Teleobjektiv oder ein Fernglas, um einen guten Blick auf die Vögel werfen zu können.

Blick durchs Fernglas

Bei der Pinguinera handelt es sich übrigens nicht um einen Zoo, sondern um ein Artenschutzprojekt. Erst 2010 haben sich die ersten ca. 90 Königspinguine in diesen Teil der Welt „verirrt“, beheimatet sind sie eigentlich in den subantarktischen Inseln.
Die Ankunft der Tiere erregte die Aufmerksamkeit vieler Menschen, die ihnen viel zu nahekamen, was wiederum dazu führte, dass schon ein Jahr später nur noch eine Handvoll Königspinguine übrig waren. 2011 wurde daher das private Artenschutzprojekt gegründet, welches die Tiere seitdem dort frei leben lässt und vor allzu neugierigen Besuchern schützt. Nun scheinen sich die Vögel dort sehr wohlzufühlen und reproduzieren sich seit 2013 fleißig, sodass die Kolonie inzwischen schon wieder ordentlich angewachsen ist.

Punta Arenas: Reifenwechsel in drei Akten

Bevor wir an unserem nächsten Ziel ankamen, stand wieder eine kleine Kreuzfahrt auf dem Plan – wir mussten erneut die Magellanstraße überqueren, um nach Punta Arenas zu gelangen. Also ging es wieder rauf auf die große Autofähre und in rund 20 Minuten ans andere Ufer.

Während der kurzen Überfahrt, hatten wir das große Glück die besonderen, Schwarz-Weiß Delfine im Wasser beobachten zu können, die ein bisschen aussehen, wie kleine Orca-Wale.

Wir legten eine Zwischenübernachtung irgendwo entlang der Magellanstraße ein, bevor wir am nächsten Vormittag in Punta Arenas ankamen. Da Feiertag war, war in der Stadt nicht allzu viel los. Während ich die Zeit nutzte, um an der Strandpromenade eine Runde joggen zu gehen, erledigte Christian einige Besorgungen in der Innenstadt. Die Nacht verbrachten wir etwas außerhalb der Stadt an einem der in ganz Südamerika so typischen Picknickplätze, welcher sich aufgrund des Feiertags und des schönen Wetters, großer Beliebtheit bei den Einheimischen erfreute.

Der nächste Tag ging dann nahezu komplett für den Reifenwechsel drauf – eigentlich hatten wir alles schon organisiert: bereits von Argentinien aus, hatten wir einen Reifenhändler kontaktiert, welcher die gewünschten neuen Reifen vorrätig hatte und wir bekamen fix einen Termin für das Aufziehen der Gummis. Leider stellte sich dann aber heraus, dass eins unserer Felgenschlösser so „verknuddelt“ war, dass sich die Schraube nicht mehr lösen ließ. Der Reifenhändler war rat- und werkzeuglos und schickte uns zur nächsten Werkstatt. Die verstand zwar Christians Lösungsidee, hatte aber keine Zeit… so klapperten wir zwei weitere Werkstätten in Punta Arenas ab, bis wir schließlich den richtigen Mechaniker und Schweißer für den Job fanden, der sich auch direkt Zeit für uns nahm.

Retter unseres Reifenwechsels 😉

Der nette Mann schweißte im Nu einen Bolzen an das defekte Felgenschloss und schon ließ sich das widerspenstige Ding lösen. Nach einer erneuten zweistündigen Wartezeit beim Reifenhändler, konnten dann auch endlich die Reifen aufgezogen und gewechselt werden.

Zu unserer Überraschung, legte man uns die Altreifen dann einfach ungefragt in unseren „Hausflur“ – in Chile müssen Altreifen nämlich grundsätzlich selbst entsorgt werden, Reifenhändler und Werkstätten sind dafür nicht zuständig. Nicht mal gegen Bezahlung wollten sie die Reifen behalten und die Entsorgung für uns übernehmen. Das erklärt dann wohl auch, warum in zahlreichen Straßengräben, in Gebüschen und an Flussufern so viele Reifen rumliegen…

Glücklicherweise fanden wir nur ein paar Straßen weiter einen Abnehmer für die Reifen. Der Besitzer einer kleinen Gomeria, also eine kleine „Werkstatt“ die Reifen repariert, war der Meinung, dass unsere alten Reifen noch einige Kilometer durchhalten würden und er noch Verwendung dafür hätte. Na dann!

Puerto Natales & Torres del Paine Nationalpark

Für uns ging es zurück zum Picknickplatz und am nächsten Morgen weiter zu unserem Hauptziel im südlichen Chile: dem Ort Puerto Natales und dem Torres del Paine Nationalpark.

Auch hier waren wir 2015 schon, hatten aber nur 2 Tage für den riiiiesigen Nationalpark (die Gesamtfläche beträgt 2.420 km²), in dem es so viel zu sehen und zu erwandern gibt. Diesmal hatten wir mehr Zeit mitgebracht.

Am Strand von Puerto Natales

Puerto Natales ist zwar der Ausgangsort für den Besuch des Nationalparks, allerdings ist der Park noch 120km von der Stadt entfernt. Wer kein eigenes Auto hat, ist also auf Busse und Tourenanbieter angewiesen. So hatten wir das damals auch gemacht, da einem ansonsten nur sehr teure Luxushotels, oder zelten im Park bleibt – beides keine Optionen für uns, damals wie heute!

Bevor es weiter in den Park ging, verbrachten wir einen Tag und eine Nacht in Puerto Natales, stockten unsere Vorräte auf und versorgten uns mit den notwendigen Informationen zu Touren im Park. Am nächsten Morgen ging es dann auf in den Nationalpark.
Noch bevor man offiziell die Parkgrenzen überschritten hat, bekommt man schon die ersten Ausblicke auf die Cuernos, die zweifarbigen Berge, die neben den Torres selbst, wohl die markantesten und bekanntesten Erhebungen im Park darstellen.

Auf dem Weg in den Torres del Paine Nationalpark

Nachdem wir bei einem der Parkranger unsere Tickets vorgezeigt und weitere Infos zu Touren und campen im Park erhalten hatten, fuhren wir zum Lago Grey, welcher vom gleichnamigen Gletscher gespeist wird.

Ähnlich wie vor sieben Jahren, empfing uns der See mit grauem Wetter, der starke Wind, der hier allgegenwärtig ist, wehte auch einige Regentropfen zu uns rüber. Aber wenigstens war es nicht ganz so trüb und kalt wie bei unserem letzten Besuch. Dennoch sah man nicht allzu viel vom Gletscher in der Ferne, sondern nur ein paar seiner abgeworfenen Eisberge.

Lago & Gletscher Grey

Wir unternahmen dennoch den kurzen Hike zum Aussichtspunkt, bevor wir einen Stellplatz ganz in der Nähe des Sees anfuhren und dort das schlechte Wetter für den Rest des Nachmittages und Abend aussaßen.

Der nächste Tag zeigte sich zum Glück etwas freundlicher, so machten wir uns auf, mehr vom Park zu erkunden. Alle Straßen im Park sind Schotterstraßen, dementsprechend kamen wir relativ langsam voran, aber bei den Aussichten, gibt es auch keinen Grund schnell zu fahren.

Unterwegs im Torres del Paine Nationalpark

Unser erster Stopp des Tages führte uns zum Mirador Lago Toro. Der kurze aber ganz schön steile Hike, bot unglaubliche Ausblicke auf verschiedene kleine Lagunen und die dahinterliegenden Cuernos.

Ausblick vom Mirador Lago Toro

Unweit von diesem Punkt, wartete der zweite kleine Hike auf uns, zum Mirador Condor. Auch hier ging es steil bergauf. Oben angekommen, hatten wir einen noch näheren Blick auf den See und die Berge.

Ausblick vom Mirador Condor

Der Rückweg wurde allerdings zum echten Albtraum! Mit einem Mal nahmen die Windböen zu, der Wind war plötzlich so stark und heftig, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Immer wieder haute mich der Wind regelrecht um, auch Christian hatte große Mühe dagegen anzukommen. Dass einzige was uns übrigblieb, war schließlich auf allen Vieren über die Bergkuppe zu kriechen. Erst als wir einige Meter unterhalb des Gipfels waren, konnten wir wieder gerade stehen und einigermaßen normal laufen. Absolut beängstigend. Da sieht man mal, wie schnell sich Situationen und Wetterbedingungen in Patagonien ändern können – dabei waren wir ja nicht mal wirklich hoch in den Bergen!

Nachdem wir den Schreck verdaut hatten, ging es weiter durch den Park. Die Wettervorhersage für den nächsten Tag war recht vielversprechend, daher ließen wir einige andere Sehenswürdigkeiten erstmal links und rechts liegen und machten uns auf zum Ausgangspunkt für die Highlight-Tageswanderung im Park: den Hike zum Fuß der Torres del Paine. Tatsächlich fanden wir einen schönen Stellplatz im Grünen, von dem aus wir, wenn die Wolken es zuließen, sogar einen Blick auf die drei Türme hatten.

Unser Häuschen mit Blick auf die Türme

Am nächsten Morgen weckte uns ausnahmsweise mal der Wecker, wir wollten früh los, um den Massen zu entgehen, da die Wanderung so beliebt ist. Beim Blick nach draußen stellte sich allerdings erstmal Enttäuschung ein – der Himmel war grau und von den Torres nichts zu sehen. Sie hingen in tiefen Wolken.

Dennoch machten wir uns auf den Weg und kaum waren wir losmarschiert, kam auch schon die Sonne raus und die Wolken verzogen sich nach und nach weiter nach oben.

Start der Wanderung zu den Türmen

So ging es nun stetig bergauf, mal steil, mal weniger steil, bis es dann zum Schluß noch mal so richtig steil und felsig wurde.

Nach 10km und rund 1.000hm kamen wir schließlich an den Torres an. Der Himmel war nicht ganz so wolkenfrei wir bei unserem Besuch 2015, aber dennoch machten die Türme ihrem Namen alle Ehre, Torres del Paine bedeutet übersetzt nämlich „Türme des blauen Himmels“.

Die Torres del Paine

Traumhaft!

Happy!

Nach hunderten von Fotos und einer verdienten und notwendigen Käsebrot-Stärkung, ging es schließlich wieder retour. Hier merkten wir dann auch, dass es sich mal wieder gelohnt hatte, früh unterwegs zu sein. Uns kamen scharenweise Leute entgegen, was natürlich auch daran lag, dass ein Großteil der Parkbesucher ja auf die öffentlichen Shuttlebusse ab Puerto Natales angewiesen sind und somit alle zur gleichen Zeit ankommen und loslaufen.

Den Rest des Tages verbrachten wir entspannt rund um den Van. Erst am nächsten Morgen fuhren wir wieder los, um noch mehr zu entdecken. Zunächst landeten wir am Salto Grande, also dem großen Wasserfall, der eher lang und breit, als tief ist.

Salto Grande

Von dort führt ein kleiner, gemütlicher Wanderweg zu einem weiteren Mirador auf die Cuernos. Nur der mal wieder starke Wind sorgte dafür, dass der Weg doch ganz schön anstrengend war. Aber wie immer lohnte sich die Anstrengung.

Mirador Cuernos

Der nächste Stopp führte uns zur Laguna Amarga, welche ebenfalls türkisblau leuchtet und einen schönen Rahmen für den Blick auf die Torres und die Cuernos bildet. Am Rande der Lagune konnten wir in der Ferne sogar ein paar Flamingos entdecken.

Laguna Amarga

Unweit der Laguna Amarga, liegt ein weiterer Lieblingsort von uns im Park, der Cascada Rio Paine. Der Blick auf den breiten Wasserfall und die dahinterliegenden Türme ist einfach einmalig, besonders bei schönem Wetter!

Cascada Rio Paine mit den Türmen im Hintergrund

Für die Nacht zog es uns noch eine Lagune weiter, zur Laguna Azul. Wie der Name schon vermuten lässt, ist auch diese Lagune türkisblau und wieder hatten wir von unserem Stellplatz aus auch Blick auf die Türme. Außerdem waren wir umgeben von blühenden Lupinen.

Stellplatz an der Laguna Azul
Überall blühten die Lupinen

Wir ließen den nächsten Tag erstmal etwas ruhiger angehen und unternahmen nur eine kleine Wanderung zur sogenannten Sierra Masle, einem flachen Bergrücken, der Ausblicke auf die Laguna und die Torres bot. Allerdings blieben die Türme diesmal bis zum späten Nachmittag in Wolken gehüllt. Schön war’s trotzdem!

Blick von der Sierra Masle aus

Wir planten eine zweite Nacht an der Lagune zu bleiben. Als wir schon dabei waren unser Abendessen vorzubereiten, stand plötzlich ein Ranger vor unserer Tür und wies uns darauf hin, dass wir auf einem Privatgrundstück stehen würden. Die Besitzerin verlangte umgerechnet mehr als 30€ pro Nacht, was uns für bloßes parken doch etwas teuer erschien. Auf Verhandlungen wollte sich die Dame nicht einlassen und stellte uns (und einen weiteren Camper, der neben uns stand) ein Ultimatum: entweder den vollen Preis zahlen, oder sofort abreisen. Also packten wir in Windeseile zusammen, nahmen das Nudelwasser vom Herd und zogen von Dannen.
Glück im Unglück: der nächstbeste Stellplatz, der uns einfiel, war beim Cascada Rio Paine, wo nach 20 Uhr abends kein Mensch mehr vorbeikam. Somit hatten wir diesen traumhaften Platz mit der noch traumhafteren Aussicht ganz für uns allein.

Zuhause am Rio Paine Wasserfall

Nach fünf Tagen und Nächten im Park, ließen wir diesen dann am nächsten Morgen hinter uns und fuhren zurück nach Puerto Natales. Dort kümmerten wir uns um die längst überfällige Wäsche, erledigten Besorgungen und Admin-Kram, bevor es am nächsten Tag wieder zur Grenze rüber nach Argentinien ging.

Zum WM-Endspiel am 18.12. wollten wir unbedingt in Argentinien sein, um mit den Albiceleste mitzufiebern. Außerdem hatten wir beschlossen, Weihnachten mit dem Mount Fitz Roy & Co., in El Chaltén zu verbringen, also an einem unserer absoluten Lieblingsorte.

Dazu dann demnächst mehr! 😊

« von 2 »
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