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2024 Blogbeiträge Honduras Zentralamerika

Honduras‘ Karibikküste

Teil 2 unseres Roadtrips durch Honduras

18. – 27. März 2024

Ein langer Fahrtag- über verhältnismäßig gut ausgebaute und von Palmen gesäumte Straßen, brachte uns rauf an die Karibikküste von Honduras.

Unterwegs an die Küste

Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir die Stadt La Ceiba. Dort empfing uns nicht nur das karibische Meer, sondern auch tropische Temperaturen. 38 Grad und entsprechend hohe Luftfeuchtigkeit. Puh! Zum Glück fanden wir einen Parkplatz direkt am Meer, dort ging zumindest ein bisschen Wind, auch wenn dieser ebenso warm war (und ein intensives Fischaroma mit sich brachte).

Haus am Meer

Wir wollten aber ohnehin nur eine Nacht dort verbringen. La Ceiba ist nämlich der Ausgangsort für einen Ausflug zu den „Islas de Bahia“, den Inseln inmitten des (immer noch) zweitgrößten Barrier Reefs der Welt. Das Gleiche, in dem wir auch schon in Mexiko und Belize unterwegs waren.

Karibikinsel Utila

Daher war die schwül-heiße Nacht auch früh vorbei und wir machten uns auf zum kleinen Hafen, von wo aus wir die erste Fähre nach Utila nahmen, die kleinste der drei Inseln. Nach 45 Minuten Fahrt waren wir auch schon angekommen und sofort setzte das Karibikfeeling ein. Bunte Holzhäuser, Palmen und Meer.

Utila
Utila

Anders als auf Caye Caulker in Belize, wo wir nur einen Tagesausflug hin unternommen hatten, blieben wir eine Nacht auf Utila und bezogen daher ein einfaches Zimmer im Hotel Coral View. Das Hotel lag zwar etwas außerhalb vom Dorf Utila, dafür liegt aber einer der schönsten Riffabschnitte der Insel direkt vor dem Hotel.
Also Schnorchelmasken an, und ab ins Wasser. Auch hier bereuten wir es wieder, keine wasserfeste Kamera zu haben. Unter Wasser eröffnete sich eine absolut fantastische Welt, bestehend aus den größten und buntesten Korallen die wir bisher gesehen haben. Dazu unzählige große und kleine bunte Fische aller Art. Absolut fantastisch. Die Sicht war glasklar, dank der Sonneneinstrahlung leuchtete das Wasser im schönsten Blau und brachte alle Farben unter Wasser noch mehr zum Strahlen. Einmalig!

Da das Riff so dicht unter der Wasseroberfläche lag, war es denkbar einfach ein paar Meter hinunterzutauchen und so fühlten wir uns, als würden wir inmitten der Korallenstadt schwimmen. Wirklich traumhaft. Beweisbilder gibts halt leider keine.

Das Riff vor unserer Haustür
Schnorchler

Wenn wir nicht gerade mit dem Kopf unter Wasser steckten, schauten wir uns das bunte Dörfchen Utila an. Echte Sehenswürdigkeiten gab es hier nicht, aber allein die schönen Holzhäuser zu bestaunen war schon Beschäftigung genug.

Utila
Mural in Utila

Bei einer Tauchschule mieteten wir uns für den nächsten Morgen auf eines der Tauchboote ein, denn auch rund um die Insel, gab es noch mehr Riffe und Tauchspots. Während die Taucher auf 30+ Meter absanken, blieben wir an der Wasseroberfläche und bekamen einfach nicht genug von großen Elchhorn- und lilafarbenen Fächerkorallen, sahen auch wieder einen Rochen in der Ferne und jede Menge anderes Unterwassergetier, wie z. B. riesige Muscheln.

Happy Schnorchlers

Bevor es am Nachmittag schon wieder vorbei war mit unserem Inselausflug, tauchten wir auch noch mal in unserem Riff vor dem Hotel ab, was auch beim 3. Mal nicht seine Faszination verlor.
Am späten Nachmittag ging es dann schon wieder zurück aufs Festland. Gerne wären wir noch länger auf Utila geblieben, aber die Preise vor Ort, passten leider nicht in unser Budget. Allein das Hotelzimmer kam auf knapp 100€ pro Nacht.

Nationalpark Pico Bonito

Günstiger kamen wir im nächsten Nationalpark weg. Zurück in unserem rollenden Zuhause, steuerten wir den Nationalpark Pico Bonito an. Der Pico Bonito gilt als der artenreichste Teil des Landes, was Flora und Fauna angeht. Wir konnten wieder mitten in Park unser Camp aufschlagen, was mit 12 US Dollar pro Nase überraschenderweise aber auch nicht ganz billig war. Die Honduraner bitten Touristen gerne zur Kasse.

Moby Dick im Wald

Von dort aus machten wir uns am nächsten Morgen auf zur Wanderung durch den Dschungel. Ziel war mal wieder ein Wasserfall mit natürlichem Schwimmbecken. Bevor wir diesen erreichten, ging es aber erstmal wieder steil auf und ab durch den dichten Urwald und über die ein oder andere morsche Brücke.

Nach nur 1.5h erreichten wir dann den Wasserfall und waren mal wieder die einzigen Menschen an diesem schönen Ort. Das Wasser war herrlich kühl und somit genau die richtige Erfrischung nach der Dschungelwanderung.

Ziemlich schön!

Auch von unserem Parkplatz aus, gab es einen direkten Zugang zum Fluß. Wir kletterten über die Felsen weiter den Fluß hinauf und trafen schließlich auf einen weiteren Wasserfall, der in einen kleinen Canyon rauschte. So abgefahren!

Fluss-Wasserfall im Pico Bonito NP

Die ein oder andere natürliche Rutsche war auch dabei.

Wir blieben einen weiteren Tag und Nacht im Park, genossen das kühle Flussbad und sahen den Locals zu, wie sie mal wieder ihren kompletten Hausstand mit zum Fluss schleppten, um dort zu grillen und natürlich auch zu baden.

Platz zum grillen ist eben überall!

Trujillo

Wir blieben der Karibikküste noch etwas erhalten und nahmen Kurs auf das ca. 4 Stunden entfernte Trujillo. Ein kleines, karibisches Städtchen, im Osten des Landes. So ganz hielt der Ort nicht, was er versprochen hatte. Der Ortskern war denkbar klein und eigentlich gab es nichts weiter zu sehen und zu tun – außer am Strand liegen.

Ortskern von Trujillo

Wir hatten Glück und fanden auch einen eigentlich ganz schönen Platz direkt am Meer. Eigentlich schön. Denn leider war der komplette Strand mit Plastikmüll übersäht. Wir mussten also erstmal klar Schiff machen, bevor wir die Fläche rund um unseren Van auch nutzen konnten. Dann war es aber wirklich ein schöner Platz.

Strandplatz in Trujillo

Wir verbrachten zwei Tage und Nächte hier, trotz natürlich schwüler Hitze und teilweise starkem Wind. So langsam setzte uns das Wetter ehrlich gesagt doch ganz schön zu. Einerseits sind die Nähe und Verbundenheit zur Natur eins der schönsten Dinge und absolutes Privileg auf dieser Reise. Andererseits stellt es aber auch mit die größte Herausforderung dar, da sich auf so kleinem Raum alles noch intensiver anfühlt und sowohl Mensch als auch Maschine ganz schön fordert und manchmal auch an die Belastungsgrenzen bringt.

Moby Dick in der Karibik

Tagsüber kamen nicht nur viele neugierige Besucher vorbei, die fasziniert in den Van schauten und gar nicht glauben konnten, dass wir damit aus Deutschland gekommen sind. Außerdem schauten in regelmäßigen Abständen Verkäufer vorbei. Es war mal wieder alles dabei: bunte Zuckerwatte, Wurst mit Pommes, selbstgemachtes Brot und Kuchen, Badeutensilien, Sonnenbrillen, Uhren und leider auch Schildkröteneier. Ein Mann bot uns diese als vitaminreiche Delikatesse an und konnte gar nicht verstehen, dass wir davon wenig begeistert waren. In Honduras wäre das Verzehren von Schildkröten und ihren Eiern erlaubt. Von einer bedrohten Tierart wollte er nichts wissen. Dem Herrn hätte ich gerne das Passende dazu gesagt, aber es hilft ja nichts. Wer nicht versteht, dass man Plastikmüll nicht einfach in die Landschaft wirft, dem braucht man wohl auch nicht mit Tierschutz anzukommen.

Nach zwei Tagen am Meer traten wir den Rückweg in den Westen des Landes an. Östlich von Trujillo kommt nämlich nur noch undurchdringbarer Dschungel. Vor uns lag mal wieder ein langer Fahrtag, über wirklich schlechte Straßen, voller riesiger Schlaglöcher und unzähliger Topez (Geschwindigkeitshübbel), die manchmal wie aus dem Nichts auftauchen. Zwischendurch standen wir auch mal kurz im Stau. Scheinbar hatte es in einem Ort eine Schießerei gegeben, wir passierten schließlich einen Minibus mit drei frischen Einschusslöchern in der Seitenscheibe. Kein schöner Anblick. Später erfuhren wir, dass die Küstenregion tatsächlich für den Drogenhandel bekannt ist und dass es dort einige rivalisierende Banden gibt. Vielleicht steckte hier aber auch ganz was anderes dahinter, wer weiß?!

San Pedro Sula

Am späten Nachmittag erreichten wir die zweitgrößte Stadt des Landes: San Pedro Sula. Auch diese Stadt war früher vor allem für ihre Bandenkriege bekannt, heute sieht das jedoch anders aus. Oberhalb der Stadt fanden wir einen schönen Platz im Garten einer Brauerei. Der Amerikaner Jason hat hier, zusammen mit seiner Frau, die aus San Pedro Sula kommt, ein kleines Paradies erschaffen. Das Ganze startete mit einem Vivero, die lateinamerikanische Version eines Gärtnereibetriebes. Dann folgte ein Café, daraus wurde ein Restaurant, schließlich bauten die Beiden noch ein Hotel hinzu und vor ein paar Jahren letztendlich noch die Brauerei.

Campspot im Garten der Brauerei

Selbstverständlich testeten wir das Bier und als wir so dasaßen, gesellte sich schließlich Jason persönlich zu uns. Er hatte den Van auf dem Gelände entdeckt und wollte gerne die Insassen kennenlernen. Er lud uns auf ein Bier ein und wir kamen ins Gespräch über unsere Reise und sein Leben in Honduras. So hatten wir nicht nur einen tollen Platz in der Stadt, sondern auch einen richtig schönen Abend.

Cheers!

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Die Altstadt war, im Gegensatz zu Tegucigalpa, sehr nett hergerichtet.

San Pedro Sula

Zudem lockte uns das Anthropologische Museum. Hier erfuhren wir endlich was über die Geschichte des Landes, was uns in Tegu ja nicht gelungen war. Zudem lernten wir am Ende noch den Museumsleiter kennen, der gerne wissen wollte, wie es uns gefallen hat, was sie verbessern könnten, um mehr internationale Gäste anzuziehen, etc. Zudem gab er uns jede Menge Tipps für unsere weitere Reise durch Honduras. Schon wieder so eine super nette Begegnung.

Aber auch in San Pedro Sula erreichten die Temperaturen tagsüber an die 40 Grad, das ist einfach kein Wetter für einen Städtetrip. Uns zog es wieder irgendwo ans Wasser. Daher schnappten wir uns nur noch schnell ein paar Baleadas – das einfache, aber leckere honduranische Nationalgericht, bestehend aus einem Weizenfladen mit Bohnenpaste, Butter und Käse und wahlweise weiteren Zutaten wie Ei, Avocado, Fleisch, Fisch, etc. Super lecker und mit meist gerade mal umgerechnet 1€ pro Stück ein günstiges Mittagessen. Wir füllten noch unsere Vorräte und dann ging es zurück an die kleine Lagune, wo wir am Anfang schon mal waren.

Zurück an der Laguna Yure

Unser Lieblingsplatz in Honduras

Dort waren es „nur“ 36-38 Grad, die sich mit dem See vor der Tür, deutlich besser aushalten ließen. Aufgrund der anlaufenden Semana Santa war nun tagsüber etwas mehr los, ich wurde immer noch verwundert von Alt und Jung angestarrt, wenn ich ins Wasser ging, aber ansonsten war der Platz absolut perfekt für uns.

Sonnenuntergang an unserer Lagune

Wir verbrachten dort noch mal 4 Tage und Nächte, nutzten die Zeit zum Arbeiten, Lesen und Sporteln und waren dann, kurz vor dem Osterwochenende, bereit weiter zu reisen.

Ein paar besondere Honduras-Highlights warteten noch auf uns.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Honduras Zentralamerika

Stadt, Wald, See in Honduras

Teil 1 unseres Roadtrips durch Honduras

13. – 18. März 2024

Hola Honduras!

Nach einer mal wieder recht einfachen und problemlosen Grenzerfahrung, betraten wir das letzte, uns noch unbekannte Land in Zentralamerika (die drei südlichsten Länder Nicaragua, Costa Rica und Panama, hatten wir 2016 schon bereist). Allerdings waren die Migrationsbeamten und -beamtinnen etwas überrascht, als wir sagten, dass wir gerne 30 Tage Aufenthalt im Land hätten, denn die meisten Reisenden fragen nur noch einem Transitvisum, auf dem Weg von Norden nach Süden (oder umgekehrt).

Denn genau wie El Salvador, genießt auch Honduras keinen allzu guten Ruf in der Welt. Die meisten denken bei Honduras an Verbrechen, hohe Mordraten und Drogengangs. Sicherlich gibt es auch all das in dem Land, aber natürlich nicht an jeder Ecke. Zudem findet die Gewalt zumeist innerhalb der Banden statt, Überfälle oder Angriffe auf Touristen sind die absolute Ausnahme und wenn, geht es dann eher um kleinere Diebstähle, wie sie in jedem anderen Land auf der Welt vermutlich auch stattfinden.

Wir waren also gespannt und neugierig was uns in Honduras erwarten würde und nahmen direkt Kurs auf die Hauptstadt des Landes, deren Namen wir vorher ehrlicherweise auch noch nie gehört hatten:

Tegucigalpa

Der chaotische Stadtverkehr trieb mir schon wieder die ein oder andere Stress-Schweißperle auf die Stirn, aber Christian manövrierte uns souverän und zielsicher auf den großen Parkplatz einer überraschend modernen Shoppingmall, wo uns die freundlichen Security-Männer direkt einen schattigen Platz zuwiesen, und uns wissen ließen, dass wir gerne über Nacht bleiben können. Das machen Overlander hier scheinbar öfters, aus Mangel an Alternativen. Ganz billig war der Spaß allerdings nicht, pro 24 Stunden fielen hier 26 US Dollar an. Ganz schön teuer für Zentralamerika! Aber dafür standen wir hier einigermaßen ruhig und vor allem sicher, da hier überall bewaffnete Sicherheitsleute rumliefen. Das ist vor jedem Geschäft und öffentlichen Gebäude so (und war übrigens in El Salvador genauso). Und in der Mall gab es alles, was wir erstmal brauchten, so verbrachten wir den restlichen Nachmittag dort und erkundeten erst am nächsten Morgen die Altstadt von Tegucigalpa.

Mit einem Uber machten wir uns auf in den historischen Kern der Stadt. Zufälligerweise gerieten wir an einen Fahrer, der viele Jahre in den USA verbracht hatte und daher perfekt englisch sprach und uns viele Informationen zu Land, Leuten und natürlich zur Stadt geben konnte. Er nahm uns die restlichen Sicherheitsbedenken, solange wir nicht mit Wertsachen behangen durch dunkle Gassen laufen würden, werde schon nichts passieren. Dennoch bedauerte er, dass die aktuelle Regierung des Landes nichts für den Fortschritt und Aufbau der Stadt tun würde. Außer neuen Shoppingmalls würde nichts gemacht, dies spiegelte dann auch die eher trostlose Altstadt.

Bis auf wenige Ausnahmen, wirkte ein Großteil der Gebäude vernachlässigt, in der Fußgängerzone fanden sich nur billige Fast-Food Ketten, Handyläden und die berühmten ‚Ropa Americana‘ Läden, mit minderwertiger 2nd Hand Ware.

Kirche in Tegucigalpa

Wir bemerkten schnell, dass Touristen hier nicht zum Alltagsbild gehören, wir fielen definitiv auf. So gesehen, bzw. angestarrt hatten wir uns schon lange nicht mehr gefühlt. Die Locals konnten ihre Überraschung und Verwunderung nur schwer verbergen (ich glaube sie haben es auch nicht versucht). Zu 95% wurden wir dann aber auch freundlich gegrüßt, somit fühlte es sich nicht bedrohlich an.  

Nach einem kurzen Spaziergang steuerten wir das Nationalmuseum an, in der Hoffnung hier etwas über die Geschichte des Landes zu lernen. Stattdessen erwartete uns eine bunte Kunstausstellung die besser kuratiert war, als der eigentliche Geschichtsteil über das Land. Dieser setzte auf viele interaktive Bildschirme und Technik, von der die Hälfte leider nicht funktionierte. Schade.

Im Nationalmuseum

Kaum schlauer als vorher, traten wir schließlich den Rückweg zum Van an und beschlossen, die wenig attraktive Stadt hinter uns zu lassen. Nur eineinhalb Stunden außerhalb, lockte uns der kleine Nationalpark „La Tigra“, mit der Aussicht auf kühlere Temperaturen und schöne Natur.

Nationalpark La Tigra

Die Anfahrt zum Nationalpark entpuppte sich mal wieder als stellenweise steile offroad Piste, die unserem Moby Dick an der ein oder anderen Stelle etwas Mühe bereitete. Oben auf 1.900m ü.M. angekommen, wurden wir aber in jeglicher Hinsicht für die Strapazen belohnt: angenehme Temperaturen, ein Parkplatz im Schatten und jede Menge Nebelwald der insgesamt 8 verschiedene Wanderwege bot.
Wir schnürten noch am Nachmittag die Wanderschuhe und machen uns auf den Weg ins dichte Grün. Nach so vielen Wochen voller Hitze, Vulkanen und wuseligen Städten, war ein einfach mal wieder schön durch einen Wald zu laufen, bei kühlen 24 Grad und angenehmer Luftfeuchte.

NP La Tigra
Endlich wieder Wald!

Nach einer ruhigen und kühlen Nacht brachen wir auf zur längsten Wanderung des Parks, zu einem versteckten Wasserfall. Früh am Morgen machte der Nebelwald seinem Namen alle Ehre, es wirkte fast schon mystisch, wie die Nebelschwaden durch die Baumgipfel zogen und hier und da die Sonne durchblitzte.

Nebelwald
Herzig!

Über rutschige Waldwege, vorbei an üppiger Vegetation bestehend aus Laubbäumen, Farnen, Palmen, exotischer Pflanzen und langen Luftwurzeln ging es auf und ab, bis wir auf den 42m hohen Wasserfall trafen, der aufgrund der Trockenzeit, nicht allzu viel Wasser führte. Dennoch sehr beeindruckend.

42m Wasserfall & 1.73m Christian

Auf dem Rückweg nahmen wir einen Abzweig, der uns zu einem Aussichtspunkt führte, der zwar nicht ganz so spektakulär war, aber wir bekamen einfach nicht genug vom durch den Wald laufen.

Ausblick aus dem Nebelwald

Comayagua

Nach einer zweiten Nacht im Park, ging es weiter durchs Land, und zwar in die ehemalige Hauptstadt von Honduras, nach Comayagua. Dort hatte uns die Hitze wieder. Bei 35 Grad wurde der Stadtbummel zur schweißtreibenden Angelegenheit und wir huschten von Schatten zu Schatten. Dafür war die bunte Altstadt aber schön anzuschauen.

Buntes Comayagua

Auch gab es hier wieder viele bunte Murals zu bestaunen, die sich mit der Kultur und Natur des Landes auseinandersetzten.

Mural in Comayagua
Mural in Comayagua

Grundsätzlich wären wir gerne ein bisschen länger in der Stadt geblieben, der einzig bewachte Parkplatz war jedoch voll und mit offenen Fenstern am Straßenrand schlafen, war uns dann doch nicht so ganz geheuer, also ließen wir die Stadt nach nur einem halben Tag schon wieder hinter uns.

Laguna Yure & Lago Yojoa

Zurück in der Natur, fanden wir kurz nach Sonnenuntergang einen schönen Platz an einer kleinen Lagune. Dort trafen wir auf den Vivi und Lukas, zwei Schweizer, die wir schon in Oaxaca getroffen hatten, da wir auch dort auf dem gleichen Parkplatz gelandet waren.

Die beiden machten sich am nächsten Morgen in aller Frühe auf zu einer Wanderung, auf die wir verzichteten, da Christian sich nicht so fit fühlte. Stattdessen genossen wir den schönen Platz an der Lagune ganz für uns alleine.

Haus am See

Tagsüber kamen nur wenige lokale Badegäste vorbei, die uns alle freundlich und neugierig begrüßten. Europäische Touristen, noch dazu mit einem Campervan, war man hier absolut nicht gewohnt. Als ich nach dem Schwimmen aus dem See kam, hörte ich einen kleinen Jungen zu seiner Mutter sagen: „Mira mamá, la mujer es blanca como nieve“, was übersetzt bedeutet: „Schau mal Mama, die Frau ist weiß wie Schnee“. Ja ja… story of my life. 😉 Solche Sätze (und bedeutend uncharmantere) habe ich auch schon in deutschen Schwimmbädern gehört, frage mich aber dennoch, woher so ein honduranischer Junge überhaupt weiß, wie Schnee aussieht?

Genauso wie sich die Locals über uns wunderten, wunderten wir uns aber auch manchmal über sie. Wie schon in El Salvador, gingen hier auch einfach alle in Alltagskleidung ins Wasser. Jeans und Turnschuhe eignen sich offensichtlich wunderbar zum Schwimmen. Und wenn man schon mal im Wasser saß, konnte ja nebenbei auch gleich die mitgebrachte Wäsche gewaschen werden. Ein kleines Mädchen, verspeiste auf dem Schoß ihrer Mutter sitzend genüsslich eine Tüte Chips. Allerdings tunkte sie jeden Chip, bevor sie sich diesen in den Mund steckte, erstmal ins Seewasser. Mhm… lecker.
Nebendran stand zumeist der große Bruder und wusch im gleichen Wasser sein Mopped.
Geleerte Bierdosen und Flaschen flogen gerne einfach mal ins Wasser, mit den großen leeren Colaflaschen wurden Schwimmhilfen gebastelt (teilweise sehr kreativ), die dann leider am Ende des Badetags auch gerne mal am Seeufer zurückblieben, oder, mit dem übrigen Plastikmüll beim Verlassen des Platzes einfach angesteckt. Der stinkende Klumpen Plastik kokelte dann über Stunden vor sich hin. Es fehlt hier einfach noch das Umweltverständnis und Bildung, was den Umgang mit Müll angeht. Teilweise war das schwer mit anzusehen.

Aber abgesehen von diesen kleinen, skurilen Alltagsbeobachtungen, war dieser Platz am See herrlich ruhig und entspannt und bot natürlich jederzeit die perfekte Abkühlung, direkt vor unserer Schiebetür.

Laguna Yure
Ein Träumchen!

Allerdings näherte sich Ostern in großen Schritten, hier Semana Santa genannt – die heilige Woche. Ostern wird in den katholisch geprägten Ländern fast noch größer gefeiert als Weihnachten und Schulferien waren natürlich auch. Dementsprechend würde es an vor allem in den Städten und an der Küste voll werden. Und genau dort wollten wir auch hin, an die Karibikküste von Honduras, die ohnehin schon recht teuer war, aber zur Semana Santa hin von Tag zu Tag noch teurer wurde.

Nach zwei Nächten an der Lagune, packten wir daher erstmal zusammen. Bevor es an die Küste ging, legten wir aber noch einen Stopp am großen Nachbarsee, dem Lago Yojoa ein.
Der Lago Yojoa gehört zu den beliebtesten Reisezielen des Landes. Rund um den See gibt es unzählige Hotels, Balnearios und lokale Campingplätze. Bei einem dieser Plätze, mieteten wir uns zwei Kajaks und paddelten raus auf den See.

Kajaktour auf dem Lago Yojoa

Die Kulisse mit den grünen Bergen rundherum, dem Schilfgras und den vielen Vögeln war mal wieder einmalig. So vergingen zwei Stunden auf dem Wasser wie im Flug.

Kajaktour auf dem Lago Yojoa

Auch hier hätte man es sicher länger aushalten können, aber für uns ging es jetzt erstmal an die Küste, für ein bisschen Karibik-Feeling.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge El Salvador Zentralamerika

El Salvador: Extreme Hitze und Vulkancamping

Teil 3 unseres Roadtrips durch El Salvador

3. – 13. März 2024

La Libertad

Wir setzten unseren Zick-Zack-Kurs durch das kleine El Salvador fort und fanden uns am Meer wieder. Im selbsternannten Surf-Mekka des Landes, der Stadt La Libertad, hatte uns die Hitze wieder. Von Surfern war nichts zu sehen, dafür landeten wir direkt an der scheinbar ganz neu hergerichteten Promenade. Neben zahlreichen Restaurants und Bars, gab es hier sogar einen Vergnügungspark, mit Riesenrad, Achterbahn und allem, was dazugehört.

Promenade in La Libertad
Strand in La Libertad

Gleich daneben war der Fischmarkt, für den La Libertad ebenfalls bekannt ist. Neben allerhand frischem Fisch und Meeresfrüchten, konnte man hinter dem Markt auch sehen, wie die Fische auf Booten getrocknet wurden.

Fischmarkt in La Libertad
So wurden die Fische getrocknet

Wir gönnten uns ein frisches Ceviche zwischen Holzbooten und liefen ein wenig die Promenade entlang, was bei schwülen 36 Grad zur schweißtreibenden Angelegenheit wurde.

Ceviche geht immer!

Dann hieß es einen Stellplatz finden, der einigermaßen sicher und ruhig war, da wir bei der Hitze natürlich nur mit offenen Fenstern und Türen schlafen können. Das stellte sich mal wieder als nicht so einfach heraus. So landeten wir schließlich bei einem Hotel, dass uns auf seinem Parkplatz campen ließ, für stolze 20 USD. Bis dahin unser teuerster Stellplatz. Aber dafür hatten wir dann nicht nur das Meer, sondern auch einen Pool und kalte Duschen direkt vor der Haustür, was bei dem Wetter das Nonplusultra ist.

Camping im Vulkankrater

Nach einer schwül-heißen Nacht waren wir uns aber schnell einig, dass wir nicht länger am Meer bleiben. Von einer Reisebekanntschaft hatten wir einen Tipp für einen schönen, einsamen und kühlen Stellplatz erhalten und das mitten in einem Vulkankrater. Also nix wie los.
Nach einem Einkaufs- und Waschsalon Stopp, machten wir uns auf den mal wieder rumpeligen Weg zum Vulkan Tepaca und seinem Kratersee, genannt Laguna Alegria. Und tatsächlich konnten wir hier, über einen rumpeligen Forstweg, direkt in den Krater hinabfahren und am Ufer der Lagune unser Lager aufschlagen.

Wohnen im Vulkankrater

Ein Träumchen, wenn der starke Schwefelgeruch nicht gewesen wäre. Je nachdem wie der Wind stand, hielt man es kaum aus. Also ich zumindest. Christian riecht ja seit seiner Nebenhöhlen-Erkrankung nicht mehr so gut, was ihm hier zugutekam. Nach einer Nacht änderten wir daher noch mal unseren Platz und parkten etwas weiter weg vom Ufer, in einem kleinen Wald. Dort war die Aussicht nicht ganz so schön, dafür stank es nicht permanent nach faulen Eiern.

Immernoch im Vulkankrater, aber mit Wald

Wir blieben letztendlich vier Tage und Nächte im Krater und genossen die Stille und angenehmen Temperaturen. Natürlich erklommen wir aber auch die Kraterwand und warfen von oben einen Blick hinunter in den Krater.

Blick in den Vulkankrater & auf die Laguna Alegria

Ansonsten hielten uns die dutzenden Streuner, die hier alltäglich rumstromerten, gut beschäftigt. Ein nahegelegener Kiosk verkaufte zum Glück Hundefutter, so bekamen die zumeist ziemlich abgemagerten Tiere, solange wir dort waren, immer ein ordentliches Frühstück und Abendessen.

Wie süß kann ein Hund sein?
Raubtierfütterung

Geschichtsunterreicht in Perquin

Unser nächstes Ziel führte uns wieder in den Norden von El Salvador. Dort stand Geschichtsunterricht auf dem Plan. Wir besuchten den kleinen Ort Perquin, in dem ein Kriegsmuseum über den Bürgerkrieg informierte, der von 1980 – 1992 andauerte. 

Ein kleiner Geschichts-Exkurs:
Die Ursprünge des Krieges lassen sich in den tief verwurzelten sozialen, wirtschaftlichen und politischen Ungleichheiten des Landes finden. Jahrzehntelange Unterdrückung und Ungerechtigkeit durch eine privilegierte Elite führten zu einem wachsenden Unmut und schließlich zu weitreichenden Unruhen in der Bevölkerung.

Der Konflikt brachte zwei Hauptparteien hervor: Auf der einen Seite standen die salvadorianische Regierung und ihre Sicherheitskräfte, unterstützt von den USA. Auf der anderen Seite gab es verschiedene linke Guerillagruppen, darunter die berüchtigte FMLN (Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional).

Brutale Gewalt und Gräueltaten prägten den Krieg. Massaker an Zivilisten, Folter, das Verschwindenlassen von Menschen und außergerichtliche Hinrichtungen prägten das Leben der Salvadorianer während dieser düsteren Zeit. Die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung waren verheerend. Tausende verloren ihr Leben, während noch mehr vertrieben wurden oder fliehen mussten, um dem Konflikt zu entkommen. Frauen und Kinder waren besonders gefährdet und wurden häufig Opfer von Gewalt und Missbrauch.

Auch international erregte der Konflikt Aufmerksamkeit. Besonders die USA spielten eine maßgebliche Rolle, indem sie sowohl finanzielle als auch militärische Unterstützung für die Regierungstruppen bereitstellten. Gleichzeitig engagierten sich verschiedene internationale Organisationen und Diplomaten in Friedensverhandlungen und Bemühungen um Konfliktlösung.

Nach über einem Jahrzehnt blutiger Auseinandersetzungen wurde schließlich 1992 ein Friedensabkommen zwischen der salvadorianischen Regierung und der FMLN unterzeichnet. Dieses Abkommen führte zum offiziellen Ende des bewaffneten Konflikts und legte den Grundstein für politische Reformen sowie den Übergang zu einer demokratischen Regierungsform.

Teil des Museums waren auch die Originalräumlichkeiten des einstigen Revolutions-Radiosenders. Zudem stießen wir auch auf alte Zeitungsartikel, aus deutschen Tageszeitungen und linksgerichteten Magazinen.  

Deutsche Zeitungsartikel im Museum
Das ehemalige Revolutionsradio

Nach dem Exkurs in die junge Geschichte des Landes, verbrachten wir die Nacht direkt auf dem Museumsparkplatz, bevor wir uns am nächsten Tag zu einem weiteren Kriegsdenkmal aufmachten.
Im Ort El Mozote fand am 11. Dezember 1981 das schlimmste Massaker des Krieges statt, welches einem Genozid gleichkommt.

Am genannten Tag drangen paramilitärische Einheiten in das kleine Dorf ein und begannen willkürlich auf Unschuldige zu schießen. Über 1.000 Männer, Frauen und Kinder wurden Opfer brutalster Gewalt und Gräueltaten. Es gab kaum Überlebende. Auch die Häuser des Dorfes wurden allesamt niedergebrannt.
Die Leichen wurden in Massengräbern, größtenteils im Garten der Kirche, verscharrt. Das Ziel des Massakers war, zukünftige, potenzielle Guerillakämpfer auszulöschen und so die Position der FMLN weiter zu schwächen.

Erst Jahre später wurden die Leichen exhumiert und würdevoll beigesetzt. Heute erinnert dieses Denkmal an die fürchterlichen Gräueltaten.

Denkmal in El Mozote

Nach so viel bewegender Geschichte, wurde es wieder Zeit für schönere Angelegenheiten. Ganz in der Nähe von El Mozote sollte es mitten im Wald einen Wasserfall geben, der sich zum Baden eignet. Eine genaue Wegbeschreibung konnten wir nicht finden, wir hatten nur ein Bild gesehen und eine grobe Beschreibung mit zwei Wegpunkten erhalten. Also versuchten wir einfach unser Glück und machten uns auf den Weg.

Zunächst ging es über Lavagestein an einem Flusslauf entlang. Irgendwann zweigte der Weg aber vom Wasser ab und wir liefen, bei schattigen 32 Grad, querfeldein durch die Salvadorianische Prärie, bis wir schließlich im Wald standen.

Ganz schön, aber wo ist hier der Weg?

Ab dort waren keine Wege mehr zu erkennen, so liefen wir einfach nach Gefühl, bis wir schließlich, glücklicherweise auf einen schätzungsweise 11-jährigen Jungen trafen, der sich als Milton vorstellte.

Wander-Retter Milton

Der wusste zum Glück von einem Wasserfall, allerdings waren wir schon zu weit gelaufen. Somit bot er sich kurzerhand an, uns den Weg zu zeigen. Ohne Milton wären wir vermutlich noch lange umhergeirrt, aber mit seiner Hilfe, gelangten wir schließlich zum La Olomina Wasserfall, der wirklich mitten im Wald herabfiel.

Wasserfall La Olomina

Und obwohl es Samstagmittag war, war kein Mensch außer uns dort. Könnte natürlich an der besonderen Lage liegen. 😉

Das Wasser hatte die perfekte Temperatur um sich nach der schweißtreibenden Wanderung abzukühlen. Was für ein herrlicher Ort!

Genial!

Der Rückweg war dann auch noch mal so eine Sache. Ohne Milton war es gar nicht so einfach, wieder auf unseren Weg zu gelangen. Aber zum Glück ist Christian ein natural-born Pfadfinder, so kamen wir schließlich doch wieder wohlbehalten am Van an.

Laguna Aramuaca

Am nächsten Tag ließen wir die Dörfer im Norden wieder hinter uns und fuhren ins südöstlich gelegene San Miguel. Dort traf uns fast der Schlag – das Thermometer zeigte zwischen 43-45 Grad. Das ließ sich nur mit Wasser vor der Tür aushalten, also steuerten wir die Laguna de Aramuaca an, an deren Ufer sich ein verlassenes Schwimm- und Spaßbad befindet, das von den Locals aber immer noch als „Strandbad“ genutzt wird. Quasi ein Lost Place mit See.

Der Blick zur anderen Seite war aber sehr schön

Da Wochenende war, war einiges los und wir wurden neugierig beäugt. Vor allem ich fiel in meinem Bikini auf, da außer uns, alle Menschen voll bekleidet baden gingen. Mein Highlight war eine schätzungsweise über 70-jährige Dame, die erst genüsslich drei Mangos verspeiste (mit Schale!), bevor sie sich dann vollbekleidet mit Sandalen, langem Rock und T-Shirt ins Wasser plumpsen ließ. Andere gingen in Jeans und T-Shirt baden, scheinbar ist das hier ganz normal – wie gesagt, wir waren die Exoten. 😉

Exotische Deutsche

Ein Mann sprach uns schließlich auf Englisch an. Mario hatte lange Jahre in den USA gelebt und war total interessiert an uns, dem Van, den Fahrrädern und der Reise. Im Laufe des Nachmittags lernten wir noch seine ganze Familie kennen. Als Mario und seine drei Kinder dann erfuhren, dass ich mal bei Nintendo gearbeitet habe, war die Begeisterung gleich noch größer. Mario und sein Sohn Mario Junior sind nämlich große Super Mario Fans (kein Scherz) und wollten dann unbedingt ein Foto mit mir machen. So wird man in El Salvador zum Star! 😉

Mario Fans

Nach Sonnenuntergang hatten wir dann die gesamte Lagune für uns alleine. Die Temperatur sank erst kurz vor Mitternacht auf unter 30 Grad, so machten wir das Beste daraus und verbrachten den Abend und die halbe Nacht draußen vorm Van.

Kajaken in El Triunfo

Der folgende Tag sollte noch mal genauso heiß werden, daher fuhren wir lieber ein Stück weiter (solange wir fahren, ist der Van wenigstens klimatisiert). Noch einmal ging es ans Meer, wobei uns das in Puerto El Triunfo gar nicht so vorkam. Vor der Küste haben sich dort nämlich Mangroveninseln gebildet, sodass es eher wirkte, als würde man auf einen See oder breiten Fluss schauen.

Mit einem kleinen Taxiboot ging es raus zu einem schwimmenden Restaurant und von dort ab aufs Kajak. Mit diesem erkundeten wir die Mangroven, nachdem wir uns vorher versichert hatten, dass es keine Krokodile gab.

🙂

Die Schildkröten, die es dort geben sollte, bekamen wir leider nicht zu Gesicht, dafür aber unzählige Vögel und eben Mangroven.

Eindeutig Mangroven

Übernachten durften wir am Ortsrand bei Elvis und seiner Familie, der seine enge Einfahrt und kalte Dusche im Hof gerne mal für Overlander wie uns bereitstellt. Der Platz direkt an der Straße war zwar ultra-laut, aber wenigstens standen wir sicher und konnten so wieder mit offenen Türen und Fenstern schlafen. Anders geht das bei den Temperaturen wirklich nicht. Selbst nachts blieb das Thermometer bei 26 Grad stehen und in der Regel, weht nach Sonnenuntergang kein Lüftchen mehr.

Einfahrt-Camping

Vulkan Conchagua

Für unseren letzten Stopp in El Salvador hatten wir uns noch ein besonderes Highlight ausgeguckt. Dafür mussten wir den Van mal wieder verlassen. Wir parkten Moby sicher bei der Polizei im Ort Conchagua und bestiegen einen besonderen Transport, der uns hinauf auf den gleichnamigen Vulkan bringen sollte.

Unser Transport auf den Vulkan

Der Vulkan Conchagua ist mit 1.255m nicht besonders hoch, hinaufführt aber eine Steinpiste, die nur für geländegängige Fahrzeuge mit viel Bodenfreiheit geeignet ist.

45 Minuten dauerte die rumpelige Fahrt. Oben angekommen, bekamen wir dann diesen Ausblick auf den Golf de Fonseca.

Golf de Fonseca

Vor Ort konnte man sich Zelt, Schlafsack und Co. leihen. Das taten wir auch und errichteten unser Lager, direkt auf der Aussichtsplattform. Von dort genossen wir die Aussicht und den Sonnenuntergang und später auf den sternenklaren Himmel.

Camping mal anders

Die Nacht war leider nicht die Beste zum Zelten, nach Sonnenuntergang zog ein ordentlicher Wind auf, der das kleine 2-Personenzelt ganz schön zum Wackeln brachte. An schlafen war da nicht zu denken. Irgendwann hatten wir die Faxen dicke und zogen mit all unserem Kram auf den Windgeschützten Vorplatz vor dem kleinen Kiosk um. Dort ließ es sich zumindest ein bisschen schlafen, wobei die Nacht bereits um 5:20h wieder vorbei war. Dann begann nämlich der Himmel sich in den schönsten Farben zu färben.

Sonnenaufgang

Der Sonnenaufgang über dem Golf de Fonseca war wirklich noch mal ein kleines Highlight und der perfekte Abschluss, für unsere 3 Wochen in El Salvador.

Sonnenaufgang completed

Das kleine Land, dass im Großteil der Welt noch so einen schlechten und gefährlichen Ruf hat, hat uns von Anfang an positiv überrascht und begeistert. So viel Vielfalt auf so kleinem Raum, schöne Strände, unzählige Vulkane und Seen, Wandermöglichkeiten, Nationalparks, gute Infrastruktur und jede Menge freundliche und hilfsbereite Menschen.
Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt unwohl (von der Hitze mal abgesehen) oder gar unsicher gefühlt. Ganz im Gegenteil. Man kann dem Land nur wünschen, dass die positiven Entwicklungen weiter voran gehen und es El Salvador gelingt, die positiven Entwicklungen auch über die Amtszeit des aktuellen Präsidenten hinaus fortzusetzen.

Wir setzten unsere Reise fort und machten uns auf den Weg ins letzte, für uns noch unbekannte Land in Zentralamerika: Honduras.  

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge El Salvador Zentralamerika

Urbane Straßen, bunte Dörfer & abgelegene Berggipfel in El Salvador

Teil 2 unseres Roadtrips durch El Salvador

27. Februar – 3. März 2024

Nach dem schönen Start in der vielfältigen Natur von El Salvador, verschlug es uns nun in die Hauptstadt, San Salvador. Kaum passierten wir die Stadtgrenze, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus: wir fühlten uns in die USA versetzt. Uns begrüßten riesige Shopping Malls und mindestens genauso riesige Reklametafeln für McDonalds, KFC, Dunkin Donuts, Taco Bell, Walmart, etc. Eben alles, was man aus den USA kennt.

So modern hatten wir uns die Stadt (bzw. das ganze Land) nicht vorgestellt. Der Eindruck änderte sich aber auch schnell, als wir weiter in die Innenstadt vordrangen. Hier war nichts mehr neu und modern, stattdessen begegneten uns heruntergekommene Bausünden aus längst vergangenen Jahrzehnten, Verkehrschaos, unzählige Straßenverkäufer, wilde Märkte und dazwischen jede Menge verwahrlost aussehende Straßenhunde und auch ein paar sehr arme, obdachlose Menschen.

Das Kino hatte die besten Zeiten schon hinter sich
Straßenmarkt in San Salvador

Dazu waren es auch hier wieder über 30 Grad. Die Parkplatzsuche war auch nicht so einfach, den angesteuerten bewachten Platz gab es nicht mehr, die Empfehlungen der Locals waren verwirrend und teilweise widersprüchlich, aber schließlich fanden wir ein Plätzchen, wo wir den Van zumindest sicher abstellen konnten, um uns in der Stadt umzuschauen.

Der Hunger trieb uns Richtung Altstadt, wo wir, zwischen jeder Menge Straßenständen, eine kleine Pupuseria fanden, wo wir das Nationalgericht des Landes probieren wollten: Pupusas. Dahinter verbirgt sich ein Fladen aus Reismehl (wahlweise auch aus Maismehl), zumeist gefüllt mit Käse und mindestens 1-2 weiteren Zutaten.

Pupusa-Produktion

Erfreulicherweise gab es hier viele vegetarische Optionen, z. B. Pupusas mit Bohnenpaste und Käse, mit Ei und Käse, mit Spinat und Käse, Kürbis und Käse, etc. etc. Wer mag, bekommt aber natürlich auch das allgegenwärtige Chicharron (frittierte Teile vom Schwein) oder sonstiges Getier mit rein.
Dazu isst man traditionell einen hausgemachten Krautsalat und wer mag, bekommt natürlich auch die ein oder andere scharfe bis sehr scharfe Soße dazu.

Wir probierten uns durch die umfangreiche Speisekarte. Mit gerade mal 50 Cent bis max. 1,50€ pro Stück, sind die leckeren Teile auch echt günstig und vor allem lecker! Unser neuer Lieblingssnack war gefunden. 😉

Aber wir waren ja nicht nur zum Essen hier. Als nächstes steuerten wir das Museum „Museo de la Palabra y la Imagen“ an, wo wir mehr über die Geschichte des Landes erfahren wollten, besonders über den Bürgerkrieg, der hier Ende der 70er Jahre ausbrach. Neben diesem Thema griff das Museum auch die leider auch in El Salvador stattfindenden, zahlreichen Auseinandersetzungen mit der indigenen Bevölkerung auf, die sich, wie schon in den Nachbarländern, unterdrückt und benachteiligt fühlt.

Frisch gebildet ging es weiter ins historische Zentrum der Altstadt. Auf dem Hauptplatz strahlten die Kirche und der Palacia Nacional im frischen Glanz.

Palacio Nacional

Rundherum in den Straßen und Gassen, war aber noch viel zerfallener Altbau und morbider Charme zu sehen. Und auch hier waren die Straßenränder voll mit wilden Märkten, von Obst und Gemüse, über ‚Ropa Americana‘ (2nd Hand Kleidung aus den USA), bis hin zu Technikkram und frittiertem Allerlei gab es wieder alles und nichts.

Ein besonderes Highlight der Stadt ist aber die nigelnagelneue und so gar nicht ins historische Zentrum passende Bibliothek, sponsored by China.

Dieses moderne, 6-stöckige Gebäude wurde erst im November 2023 feierlich eröffnet und bietet im Inneren über 360.000 Bücher, einen Indoor-Kinderspielplatz, Spielstationen mit Nintendo Switch und Lego, eine Harry Potter Ecke, Computer, ein Robotik-Labor und angeblich sogar einen Flugsimulator.

Bibliothek von Innen
Wer braucht schon Bücher wenn er Mario Kart spielen kann? 😉

Und das alles kostenlos und rund um die Uhr für jedermann frei zugänglich. Scheinbar eine weitere Initiative des Präsidenten, besonders um die Kinder von der Straße zu bekommen und kostenlose Bildung zu ermöglichen. Ein tolles Projekt, dass sich scheinbar auch großer Beliebtheit erfreut.

So richtig warm wurden wir aber dennoch nicht mit der Stadt (trotz der Hitze). In den Gassen der Altstadt sah man, wie schon erwähnt, viele Obdachlose, wir wurden auch einige Male um Geld angebettelt und auch sonst gab es nicht viel zu sehen. Der Parkplatz, auf dem wir standen, war auch nicht so das Gelbe vom Ei, also beschlossen wir am späten Nachmittag noch aus der Stadt rauszufahren.

Im benachbarten Santa Tecla sollte es einen Sportplatz geben, wo man sicher über Nacht stehen kann. Diesen steuerten wir an und staunten – mal wieder – nicht schlecht. Von wegen Sportplatz. Das Ganze war eine riesige Anlage, mit großer, zweispuriger Laufbahn, Fußballplätzen, einem olympischen Schwimmbecken, Baseball Feld, und und und. Noch dazu, hing hier noch die Weihnachtsbeleuchtung (das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt), somit kam fast schon sportliche Partystimmung auf.

Lustig fanden wir allerdings, dass es inmitten der Laufbahn einen Burger King gab. So kann man die verbrannten Kalorien gleich wieder aufstocken. 😉 Auch rund um das Sportgelände machte die kleine Nachbarstadt von San Salvador einen netten Eindruck, es gab mehrere kleine Parks, nette Bars, etc.

Nationalpark Boqueron

Dennoch ging es am nächsten Morgen gleich weiter, wir wollten hoch in den Norden, in der Hoffnung, dort etwas kühlere Temperaturen vorzufinden. Unterwegs legten wir noch einen Stopp im kleinen Nationalpark Boqueron ein. Eine steile Serpentinenstraße führte hinauf auf knapp 2.000m Höhe, wo sich uns ein Blick in den riesigen Vulkankrater des Vulkan San Salvador eröffnete, in dessen Mitte ein weiterer, kleiner Vulkankrater thront.

Vulkan San Salvador

Quasi eine Vulkan-Matrjoschka! 😉

Da isser!

Suchitoto

Zwei Stunden später, erreichten wir den kleinen Ort Suchitoto. Obwohl wir jetzt weit im Norden des kleinen Landes waren, begrüßten uns auch hier schattige 35 Grad. War wohl nix mit der Abkühlung.

Dafür war der Ort umso schöner anzuschauen.

Suchitoto
Suchitoto

Der Ort bzw. die ganze Region ist für ihre mit Indigo gefärbten Textilien bekannt. Wir (bzw. eher ich) hatten gehofft hier an einem Workshop teilnehmen zu können. Das wäre auch möglich gewesen, doch leider schlägt sich der Fortschritt auch in den Preisen nieder. 40€ sollte ein einstündiger Indigo-Batikkurs kosten, das war mir zu teuer. Also blieb es beim Bestaunen der schönen blauen Sachen.

In Suchitoto trafen wir auch mal wieder auf andere Reisende aus Deutschland. Merle und Max aus Bremen parkten mit ihrem VW Crafter direkt hinter uns. Die beiden hatten im Ort Tanya, eine weitere Reisende aus England getroffen und so schlossen wir uns zusammen und verbrachten einen gemeinsamen Abend mit leckeren Pupusas und dem ein oder anderen Bierchen.

Pupusa-Party

Wie es der Zufall wollte, war an diesem Mittwochabend im Ort eine Wahlparty. Es wurde eine Bühne mit unzähligen Lautsprechern aufgebaut und ab 21 Uhr begann das ohrenbetäubende Spektakel. Ich vermute man hörte den Krach bis nach San Salvador zurück. Somit wurde die Nacht etwas unruhiger als erwartet, da das Wummern der Bässe bis auf unseren Parkplatz drang und der ein oder andere Partywütige den Sichtschutz unserer Vans nutzte, um die Blase zu entleeren. Herrlich, dieses Vanlife… 😉

Gegen 6 Uhr weckte uns dann die Müllabfuhr, welche die Überreste der Party beseitigten. Wir nutzten den frühen Start in den Tag und machten uns auf zu einer kleinen Spazierwanderung. Am Ortsrand sollte es nämlich einen schönen Wasserfall geben, der über hexagonförmige Basaltsteine fällt.

Bei noch erträglichen Temperaturen liefen wir los und zahlten am Eingang zum Wasserfall auch einen ganzen Dollar Eintritt. Allerdings fanden wir keinen Wasserfall. Das lag aber daran, dass aktuell zur Trockenzeit eben einfach gar kein Wasser in Fluss vorhanden ist. Ab Mai beginnt erst die Regenzeit.

So sahen wir nur eine besonders schöne Steinwand.

Hier wäre Ihr Wasserfall gewesen!

Zurück am Van, waren es vor 10 Uhr morgens schon wieder 32 Grad, also höchste Zeit, weiterzuziehen, immer noch auf der Suche nach erträglicheren Temperaturen.

La Palma

Im bunten Ort La Palma, auf knapp 1.000m gelegen, legten wir eine Pupusa-Pause ein. Der Ort ist bekannt für seine vielen bunten Hauswände, die im Stil des verstorbenen Künstlers Fernando Llort bemalt sind. Der angeblich berühmteste Maler des Landes, war für seine naive Kunst bekannt. Vor seinem Tod lehrte er seinen Stil und Techniken an seine Schüler, sodass bis heute in seinem Namen neue „Kunstwerke“ entstehen.

Buntes La Palma

In der Touri-Info bekamen wir die nötigen Infos für unser nächstes Vorhaben – wir wollten nämlich den höchsten Berg des Landes bezwingen, den 2.781m hohen El Pital.

Cerro El Pital

Dafür ging es noch mal eine Stunde weiter und hoch in die Berge. Über unzählige Kurven kämpfte sich Moby hinauf in das auf 2.200m gelegene Rio Chiquito. Hier waren es nur noch 24 Grad somit ideale Wandertemperaturen.

Nach einigem Suchen fanden wir in dem steilen Örtchen einen sicheren Campingspot für uns, wo wir zwischen freilaufenden Hühnern, Hunden und alten Autos einen entspannten Nachmittag hatten.

Nach einer ruhigen und angenehm kühlen Nacht, ging es am Morgen zu Fuß hinauf zum El Pital. Statt Wanderweg ging es zunächst über eine ruppig, sandige 4×4 Strecke, wo sich tatsächlich noch einige Allrad-Pickups hochquälten. Definitiv nix für einen Van.

Weiter oben kamen noch einige schöne Cabanas und Campingplätze, inmitten von riesigen Feldern voller blühender Hortensien und Callas. So idyllisch hatten wir uns die Berge in El Salvador gar nicht vorgestellt.

Wanderung auf den El Pital
Wanderung auf den El Pital

Kurz vor dem Gipfel, teilte sich der Weg. Wir nahmen zunächst den Linken, der uns durch einen wunderschönen Waldabschnitt, über eine wackelige Hängebrücke, bis rüber nach Honduras führte. Der El Pital steht nämlich genau auf der Landesgrenze der beiden Länder.

Wanderung auf den El Pital
Ausblick nach Honduras

Weiter durch den Wald, gelangten wir zum nächsten Pfad, der uns zum eigentlichen Gipfel des El Pital führte. Dieser war denkbar unspektakulär, ein quadratischer Betonklotz markierte den höchsten Punkt, daneben befindet sich die höchste Radiostation des Landes.

Betonklotz statt Gipfelkreuz

Aber ein bisschen Aussicht gab es natürlich auch.

Penon de Comasagua

Zurück am Van, ließen wir die Berge, trotz angenehmer Temperaturen, hinter uns, da der Platz einfach nicht so schön war und wir etwas Besseres, wieder weiter südlich im Land, in Aussicht hatten. So landeten wir nach 2-stündiger Fahrt im Garten einer lieben Familie, die dort ein kleines Café mit einem Aussichtspunkt auf den „Penon de Comasagua“ betreibt.

Blick auf den Penon de Comasagua

Dieser prominent in der Landschaft stehende Fels kann relativ einfach bestiegen werden und wir machten uns noch vor Sonnenuntergang auf, dieses zu tun. Nach einem kurzen, steilen Aufstieg standen wir auf der Spitze des Felsens und durften einen wunderschönen Sonnenuntergang bestaunen.

Sonnenuntergang auf dem Penon

Der Platz bei der Familie war so schön und die Temperaturen auf 800m Höhe so angenehm, dass wir einen weiteren Tag und eine Nacht dortblieben, den Ausblick genossen und ein paar Dinge abarbeiteten. Dann waren wir wieder bereit für die Hitze und das Meer.

Aber dazu dann demnächst mehr 😊

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2024 Blogbeiträge El Salvador Zentralamerika

El Salvador: Strand, Vulkane & mehr!

Teil 1 unseres Roadtrips durch El Salvador

22. – 27. Februar 2024

Willkommen in El Salvador

Unser Grenzübertritt nach El Salvador verlief noch entspannter als der vorherige in Guatemala. Um unseren Stempel in den Pass zu bekommen, mussten wir nicht mal aussteigen, der freundliche Beamte bemühte sich sogar englisch zu sprechen und gab uns, ohne mit der Wimper zu zucken, 180 Tage Aufenthalt im Land und hieß uns herzlich Willkommen. Daran können sich die Mexikaner mal ein Beispiel nehmen!

Auch die TIP Vergabe für den Van verlief unkompliziert und reibungslos und schon waren wir im 29. Land auf dieser Reise angekommen. El Salvador ist das kleinste Land des Kontinents und nur ungefähr so groß wie Hessen. Trotzdem gibt es hier jede Menge zu sehen. Also los!

Am Strand von Barra de Santiago

Es zog uns wieder an die Küste, wo wir im Örtchen Barra de Santiago bei einer herzlichen Familie einen kostenlosen Stellplatz unter Palmen fanden.

Moby unter Palmen

Bis zum schwarzen Sandstrand waren es nur wenige Meter zu Fuß und da es hier kaum Tourismus gibt, hatten wir den ewig langen Strand quasi für uns alleine – von den Fischern, die hier in sehr einfachen Verhältnissen am Strand leben, mal abgesehen.

Strand in Barra de Santiago

Wir hatten gelesen, dass auch hier an den Stränden Meeresschildkröten ihre Eier ablegen und sich lokale Organisationen darum kümmern, dass sie beschützt aufwachsen und schlüpfen können. Bei unserem Strandspaziergang entdeckten wir eine der Organisationen, AMBAS, eine Frauen Kooperative. Nach kurzem Warten trafen wir auch auf zwei Zuständige der Organisation, die uns in kauderwelschigem Spanisch (die Salvadorianer*innen haben einen starken Akzent in unseren Ohren) erklärten wie sie dort arbeiten.

Anders als in Mexiko, kommen hier nur 4 Schildkrötenarten an den Strand (an der Pazifikküste in Mexiko waren es noch 7). Zur aktuellen Jahreszeit, kommen vor allem Golfina- und Prieta-Schildis (auch grüne Galapagos Schildkröte genannt) hier nachts an die Strände, um ihre Eier zu verbuddeln. Die Unterstützer von AMBAS holen die Eier aus dem Sand, vergraben sie in einem geschützten Bereich und sobald die Kleinen geschlüpft sind, werden sie bewacht ausgesetzt.

Wir hatten Glück und durften vier kleine Golfina-Schildkröten in die Freiheit entlassen.

Anne und Schildi (der kleine, schwarze Fleck)
Christian lässt die Schildkröten los!

Wieder waren die Kleinen etwas zögerlich, aber nach ein paar Minuten und ein paar großen Wellen, waren alle vier im Meer verschwunden und kommen in 8-12 Jahren dann hoffentlich wieder wohlbehalten zurück, um ihre Eier abzulegen.

Nach nur einer Nacht brachen wir schon wieder auf, denn wir wollten mehr vom Land sehen (und vor der Hitze flüchten).

Ruta de las Flores

Eine der bekanntesten Panoramastraßen im Land ist die sogenannte „Ruta de las Flores“ – die Blumenstraße.  Über unzählige Kurven hinweg, schlängelt sich die Strecke durch den Westen des Landes. Allzu viele blühende Blumen sahen wir jahresbedingt nicht (auch hier ist noch Winter, bzw. Trockenzeit), aber dafür unzählige Vulkane und viel Grün.

Ruta de las Flores – mit Blick auf 7 Vulkane

Einen ersten Stopp legten wir im Dorf Apaneca ein. Die vielen kleinen Dörfer entlang der Route sind besonders für ihre Handwerksmärkte bekannt. Allerdings bekamen wir hier vor allem zu sehen, dass es gerade bergauf geht mit El Salvador. Überall wurde gebaut, auch in Apaneca war die Ortsmitte aktuell nur zu Fuß passierbar, da die komplette Straße aufgerissen wurde. Dafür waren die Kirche und der Dorfplatz schon fertig und strahlten in frischem weiß und voller bunter Blumen um die Wette.

Kirche in Apaneca
Apaneca

Sehr nett anzuschauen, aber auch nichts, was uns hier lange halten würde. Also ging es weiter in den nächsten Ort, Ataco, welcher besonders für seine bunt bemalten Hauswände bekannt ist. An vielen Ecken leuchteten uns bunte Murals entgegen.

Ataco

Hier waren dafür noch der gesamte Dorfplatz und die Kirche im Umbau, also gab es auch hier nur Großbaustellen zu sehen. Dafür aber auch einen kleinen Markt, auf dem wir uns günstig mit Frischwaren und selbstgemachtem Käse eindeckten.

An den zahlreichen Souvenirständen begegnete einem überall der gerade wiedergewählte Präsident des Landes, Nayib Bukele (welcher in meinen Augen aussieht wie eine lokale Version von Harald Glööckler).
Der erst 42-jährige, stets akkurat frisierte Mann, brachte den Wandel über das einst gefährlichste Land der Welt. Seitdem er im Amt ist, wurden tausende Bandenmitglieder (aber auch Unschuldige) ins Gefängnis gebracht und die Kriminalität dadurch massiv gesenkt. Er führte den Bitcoin, neben dem US Dollar, der hier die offizielle Währung ist, als weiteres offizielles Zahlungsmittel im Land ein und ging eine Partnerschaft mit China ein, was sich an den vielen Neubauten im Land bemerkbar machte.
Wer mehr zur Entwicklung in El Salvador erfahren will und eine kritische Betrachtung des Präsidenten, dem können wir diesen Tagesschau Artikel empfehlen: hier klicken.

Bei dieser geschmackvollen Auswahl konnten wir uns kaum entscheiden.

Für uns ging es weiter nach Juayua, den angeblich bekanntesten und beliebtesten Ort entlang der Ruta de las Flores. An den Wochenenden findet hier immer ein kleines Food-Festival statt, welches wir uns natürlich anschauen wollten. Am Ortsrand fand sich auch ein ganz netter Stellplatz, von dem aus wir die kleine Stadt erkunden konnten.

In Juayua waren die Renovierungsarbeiten auch schon abgeschlossen, der kleine Stadtkern strahlte in frischem Glanz.

In den Straßen und Gassen rundherum, war der „Food-Markt“ aufgebaut. Allerdings bot hier nahezu jeder Stand das Gleiche: Fleisch mit Fleisch, mit Reis und Maisfladen. Wir hatten auf andere lokale Spezialitäten und eine vielfältigere Auswahl gehofft, aber alle anderen Besucher schienen durchaus zufrieden zu sein, überall wurde fleißig gespachtelt und die Fleischberge vernichtet.

Welches Schweinerl hättens gern?

Wir verbrachten zwei Tage in der kleinen Stadt und genossen den ruhigen und kostenfreien Stellplatz, bevor wir uns aufmachten, zum nächsten El Salvador Highlight.

Vulkan Santa Ana

Durch weiterhin grüne Landschaften ging es langsam, aber stetig immer weiter hinauf bis in den Nationalpark Cerro Verde. Vorbei am Lago Coatepeque kamen wir schließlich im Park an, wo wir eine super Campspot auf einer Lichtung fanden. Wir waren hier auf 1.800m über dem Meeresspiegel angelangt, somit waren die Temperaturen super angenehm.

Zuhause im Wald

Von diesem Platz aus waren es auch nur wenige Meter bis zum Beginn der Wanderung, die wir uns für den nächsten Tag vorgenommen hatten – die Besteigung des aktiven und höchsten Vulkan des Landes, den Santa Ana, auch Vulkan Ilamatepec genannt.

Offiziell ist diese Wanderung nur mit einem Guide möglich, da vor einiger Zeit mal ein übermütiger Wanderer in den Krater zu Tode gestürzt ist, allerdings hatten wir überall gelesen, dass der Hike denkbar einfach und perfekt markiert ist, somit wollten wir uns das Geld und den Aufwand für einen Guide unbedingt sparen. Von Reisebekannten hatten wir erfahren, dass es einen Schleichweg auf den Trail gibt, der aber nicht so einfach zu finden sein sollte und leider direkt an der Rangerstation vorbeiführte. Wir waren mal wieder höchst kriminell unterwegs… 😉

Früh am Morgen machten wir uns also auf den Weg. Um auf den Schleichweg zu gelangen, musste man leider wirklich gezwungenermaßen an der Rangerstation vorbei und wie befürchtet, waren die Jungs auch schon wach und ebenso wachsam.
Einer schien uns bemerkt zu haben und entdeckte uns leider noch, als wir gerade eine steile Böschung hinaufkraxelten, um im Wald abzutauchen. Aber wir stellten uns taub und kraxelten einfach weiter. Der Schleichweg war in Wirklichkeit kein Weg. Mithilfe des GPS irrten wir durchs raschelige Unterholz, kletterten und rutschten steil bergauf und bergab, bis wir schließlich nach ein paar Minuten auf den offiziellen Wanderweg trafen. So ein bisschen bescheuert sind wir ja schon…

Aber egal, ab jetzt war die Wanderung wirklich einfach und wunderschön. Ein kleiner Aussichtsturm bescherte tolle Ausblicke über den Lago Coatepeque und den Nachbarvulkan, Izalco, den man nur am Wochenende und nur mit Guide besteigen kann. Die El Salvadorianer*innen scheinen auf eigentümliche Regeln zu beharren.

Ab auf den Turm…
… für diesen Ausblick.

Es ging immer weiter hinauf, aber längst nicht so steil wie unsere letzten beiden Vulkanbesteigungen in Guatemala.

Unterwegs zum Vulkankrater

Nach gerade mal einer Stunde und zwanzig Minuten war es auch schon geschafft und wir erreichten den Gipfel, bzw. Kraterrand des Santa Ana. Hier standen wir auf 2.351m üM und starrten hinab in den mintgrünen, nach Schwefel riechenden und blubbernden Kratersee.

Vulkankrater des Santa Ana

Was für ein Anblick! Und zur anderen Seite war die Aussicht keineswegs weniger schön!

Ausblick ohne Ende

Dank unseres frühen Starts vor Parkeröffnung und bevor die geführten Gruppen ankamen, konnten wir den Krater ganz für uns allein genießen. Als dann die erste Gruppe ankam, machten wir uns auf den Abstieg. Bis wir unten ankamen waren uns sicherlich über 100 Menschen entgegengekommen, was uns ziemlich überraschte. Mit so viel Tourismus und wanderfreudigen Besuchern hatten wir hier gar nicht gerechnet.

Die letzte Aufgabe bestand nun darin, durch den Ausgang an den Rangern vorbeizukommen. Den Irrweg durchs Unterholz wollten wir nicht noch mal auf uns nehmen. Also marschierten wir ganz selbstbewusst durch den offiziellen Ausgang raus, und wurden natürlich von einem Ranger angesprochen. Spontan vergaßen wir all unser Spanisch und stellten uns dumm. Der Ranger sprach nur wenig Englisch und so kamen wir mit einer Verwarnung davon, mussten nur den offiziellen Parkeintritt nachzahlen und wurden aber deutlich darauf hingewiesen, dass wir etwas vollkommen unerlaubtes und gefährliches gemacht haben und das wir beim nächsten Mal 100 USD pro Person als Strafe zahlen müssten. Si claro! Wir werden es uns merken. 😉

Zurück am Van beschlossen wir den schönen und ruhigen Platz noch einen weiteren Tag zu nutzen und verbrachten somit einen entspannten Tag im Wald. Ab und an kamen andere Wanderer vorbei, zumeist Franzosen oder Deutsche, die allesamt überrascht waren, einen deutschen Van auf einer Lichtung in El Salvador anzutreffen. Somit hatten wir viele nette Unterhaltungen und Begegnungen.

Nach zwei Tagen im Grünen, machten wir uns auf in die Stadt Santa Ana. Was wir uns als zentralamerikanische Kleinstadt vorgestellt hatten, entpuppte sich als moderne, amerikanisierte Großstadt. Überall blinkten große Reklametafeln von allen möglichen amerikanischen Ketten, sei es McDonalds, Starbucks, Wendys, Walmart, etc. Und alles wirkte sehr neu und modern. Der Fortschritt ist überall sichtbar.

Wir nutzten diese Infrastruktur, um alle Vorräte und Tanks aufzufüllen und machten uns dann auf den Weg in die Hauptstadt des Landes, nach San Salvador.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Guatemala Zentralamerika

Die Besteigung des Acatenango

Teil 2 unseres Roadtrips durch Guatemala

11. – 22. Februar 2024

Nach drei Tagen im schönen Antigua, brachen wir auf zum nächsten großen Abenteuer und einem ganz besonderen Zentralamerika-Highlight: die Besteigung des Vulkan Acatenango. Auf diese Tour hatten wir uns schon ewig gefreut und jetzt war es endlich so weit. Wir hatten diverse Empfehlungen für Tourenanbieter bekommen, entschieden uns aber letztendlich für Soy Tours, was sich als absolut richtig herausstellte.

Wir fuhren ins ca. 50 Minuten entfernte La Soledad, wo wir auf dem Hof des netten Tourenanbieters campen durften. Seine vier Hundewelpen gab es zur Bespaßung gratis dazu.

Am nächsten Morgen sammelte uns dann der kleine Transporter ein, und es ging los zum Büro, wo wir uns mit warmer Kleidung und einem großen Rucksack eindeckten. Denn diesmal unternahmen wir keine Tagestour, sondern wollten auf 3.740m ü.M. übernachten. In einem Zelt. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Eigentlich so gar nicht unser Ding. Aber diese Tour war es wert. Gut ausgestattet und vollbepackt ging es also los und rauf auf den Acatenango.

Ehrlich gesagt, hasste ich die Wanderung vom ersten Moment an. Es galt nämlich schon wieder 1.400hm auf nur 6.5km zu überwinden. So steil, so gut, aber das Terrain war leider ein ziemlich ausgetretener Weg, der mit puderfeinem Vulkansand bedeckt war. Es staubte also von der ersten Sekunde an und der Schweiß lief in Strömen. Nach wenigen Metern, war alles dreckig, klebrig und eklig. So kam aber endlich mal die gute, alte FFP2 Maske zum Einsatz, die seit 2020 in meinem Rucksack rumflog.

Endlich wieder Maske tragen (Achtung Ironie!)

Wir waren mit einer Gruppe von insgesamt 40 Personen unterwegs, es ging also auch bedeutend langsamer voran, als wir das bei unseren Touren gewohnt sind. Immer wieder wurden Pausen gemacht, um auf alle anderen zu warten. Aber wenigstens die Aussicht war schön. Die Mittagspause fand mittendrin irgendwo am Wegesrand statt, dreckig und speckig all over.

Aber irgendwann war es dann geschafft und wir bekamen die Aussicht, wegen der wir die ganzen Strapazen überhaupt auf uns genommen hatten: vor uns zischte und rauchte der Vulkan Fuego.

Ausblick auf den Fuego
Der Wahnsinn!

Wir bezogen unser geräumiges 2-Personen Zelt, welches zum Schutz vor Wind und Wetter in einer Blechhütte stand – zusammen mit einem Dutzend weiterer Zelte.

Camping auf dem Vulkan Acatenango

Nicht gerade Glamping, aber für eine Nacht völlig OK. Auch sonst gab es da oben auf über 3.700m nicht besonders viel Luxus. Kein fließendes Wasser, kein Strom, eine einfache Trockentoilette – das war’s. Alles andere wie Essen, Geschirr, etc. wurde von den Guides und zusätzlichen Trägern dort hinauf und später wieder heruntergetragen. Ein enormer logistischer Aufwand!

Wir genossen den unglaublichen Ausblick und schossen vermutlich (nein, ziemlich sicher) tausende Fotos und Videos des rauchenden Vulkans.

Und auch der Sonnenuntergang auf 3.700m konnte sich sehen lassen.

Richtig spannend wurde es dann aber nach Einbruch der Dunkelheit. Denn dann konnte man nicht mehr nur den Rauch, sondern die Lava hochschießen und den Vulkan runterfließen sehen.

Was für ein Anblick!!

Einfach absolut unglaublich. Ein gigantischer Anblick. Ca. 1x pro Stunde brach der Fuego besonders stark aus, man hörte es donnern und spürte teilweise sogar die Erschütterung, gefolgt von der beeindruckenden Feuershow.

Unbeschreiblich!

Viel an schlafen war da nicht zu denken. Ein paar Stunden dösten wir dann aber doch in unserem Zelt weg. Aber ab 4 Uhr war die Nacht vorbei und wir beobachteten einen Ausbruch nach dem anderen.
Gegen 5 Uhr, machten wir uns dann mit den anderen auf den Weg zum Gipfel des Acatenango. Es ging noch mal knapp 300hm hinauf, um von dort, in knapp 4.000m Höhe, den Sonnenaufgang zu beobachten.
Und so kitschig wie es auch klingt, aber das war absolut magisch. Die Sonne arbeitete sich langsam durch die tieferliegende Wolkendecke hinauf und leuchtete hinter dem Vulkan Agua hervor.

Sonnenaufgang über dem Agua

Währenddessen gab der Fuego auf der anderen Seite weiterhin sein Bestes, und spuckte Feuer und Asche. Unbeschreiblich. Und wir hatten das große Glück alles bei schönstem Wetter und absoluter Windstille zu erleben. Das ist hier oben absolut keine Selbstverständlichkeit.

🙂

Was für ein unglaubliches Erlebnis. Sicherlich eins DER Highlights unserer gesamten Reise.

Irgendwann hieß es dann: bereit machen zum Abstieg! Der war keineswegs angenehmer als der Aufstieg. 1.700hm am Stück bergablaufen, auf rutschig, feinem Sand. Vermutlich wäre es einfacher gewesen, auf dem Hintern runterzurutschen. Ich habe am laufenden Band geflucht – außer als es Frühstück gab. Frische Pancakes. Mhm…

Pancake Frühstück

Aber irgendwann war es überstanden, wir hatten wieder festen und ebenen Boden unter den Füßen und eine Dusche mehr als nötig. 😉

Zurück in Antigua

Wir fuhren zurück nach Antigua, wo wir nochmal 5 Tage bei der Touri-Polizei verbrachten. Definitiv eine Stadt zum Wohlfühlen und länger bleiben. Wir gönnten uns einen Restaurantbesuch, schlugen die Valentinstags-Rosenverkäufer in die Flucht und genossen einfach das Stadtleben mit seinen Annehmlichkeiten.

Am glücklichsten wenn’s was zu essen gibt. 😉

Chichicastenango

Irgendwann rissen wir uns dann aber doch los. Denn ca. 90 Minuten außerhalb von Antigua, wartete noch ein besonderer Markt. Jeden Donnerstag und Sonntag, kommen im Ort Chichicastenango Händler aus dem ganzen Land zusammen, um ihre Waren an den Mann und die Frau zu bringen. Vor allem Textilien werden hier angeboten, alles Handarbeiten, die von der indigenen Bevölkerung hergestellt und auch im Alltag getragen werden.

Landestypisches, besticktes Oberteil
Auswahl gab’s genügend

Aber auch sonst gab es allerhand Handwerkskunst: geschnitzte Masken, Schmuck, Haushaltswaren, Dekorationen aller Art, aber auch Obst und Gemüse, handgemachte Käse, dutzende Sorten Mais, etc. etc.

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Mein Highlight war auf jeden Fall die Frischmarkthalle, wo sich von oben dieser Anblick bot:

Blick in die Frischmarkthalle

Natürlich haben auch wir dort ordentlich zugeschlagen, frischer und günstiger kann man vermutlich nicht einkaufen.

Auf den Stufen der Kirche fand der Blumenmarkt statt und zwischendurch immer wieder Maya Zeremonien, mit viel Feuer und lauten Knallen.

Ein wahrlich buntes Treiben. Aber es ging noch bunter. Chichicastenango ist nämlich auch für seinen farbenfrohen Maya-Friedhof bekannt. Auch dem statteten wir einen Besuch ab. Von bunten kleinen Holzkreuzen, über Familienmausoleen bis hin zu Pyramiden war alles dabei.

Friedhof in Chichicastenango

Wir konnten eine Maya Zeremonie beobachten, bei der Blüten, bestimmte Hölzer und weitere Utensilien verbrannt wurden, um den Toten zu gedenken.

Maya Zeremonie auf dem Friedhof

Berauscht von so vielen Eindrücken und Farben, zog es uns weiter und mal wieder an die Küste.

El Paredon

Wir steuerten El Paredon an, das kleine Surfmekka des Landes. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen wir am langen schwarzen Sandstrand an.

Sonnenuntergang am Strand von El Paredon

Wir verbrachten die erste Nacht in einer kleinen Seitenstraße, mit zumindest teilweisem Blick aufs Meer, bemerkten aber am nächsten Morgen schnell, dass es vor lauter Hitze rund um den Van kaum auszuhalten war.
Daher mieteten wir uns bei dem kleinen Hostel „Hidden Wave“ ein, auf dessen Parkplatz wir campen konnten und tagsüber den schönen Pool und die komplette Hostelanlage mitbenutzen konnten.

Hostelcamping
So ließ es sich bei 37 Grad aushalten

So ließ es sich wesentlich besser leben bei 37 Grad Hitze. Der Van wurde zum Backofen, aber glücklicherweise sank die Temperatur nachts auf ca. 24 Grad ab, was einem fast schon kühl vorkam. Drei Tage lang genossen wir den Hostel-Luxus und das Meer vor der Nase, dann hatten wir aber auch genug geschwitzt.

Die vorerst letzte Nacht in Guatemala verbrachten wir auf einem einfachen Parkplatz, wo es zumindest etwas kühler war und wir den Vulkan Agua im Blick hatten. Dieser schien, obwohl er seit dem 16. Jahrhundert als inaktiv gilt, nachts plötzlich auch Feuer zu spucken, wir sahen ein rotes Leuchten an der Kraterwand. Dies stellte sich jedoch als Waldbrand heraus.

Moby vor dem brennenden Agua

Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf den Weg zur nächsten Grenze – es ging weiter nach El Salvador.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Guatemala Zentralamerika

Lago Atitlan & Antigua

Teil 1 unseres Roadtrips durch Guatemala

2. – 11. Februar 2024

Am 2. Februar machten wir uns auf zur Grenze nach Guatemala. In den vergangenen Monaten war es auf der Strecke, die wir nahmen, immer wieder zu Blockaden durch die lokale Bevölkerung gekommen. Wir hatten aber Glück und freie Fahrt. Die letzten Meter zum Grenzübergang waren kurios, denn wir fuhren quasi mitten durch einen Markt. Links und rechts musste man gut aufpassen, nicht an einem Sonnenschirm oder einer gespannten Zeltplane hängen zu bleiben.

Der Grenzübergang selbst verlief vollkommen problemlos. Unsere Pässe wurden innerhalb weniger Sekunden gestempelt und für das TIP für den Van hatten wir alles vorbereitet, sodass auch dieser Prozess reibungslos und zügig lief. Sofort fiel uns auch die Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Guatemalteken auf – noch mal eine Schippe mehr als bei den Mexikanern. Ein guter Start also!

Unser erster Stopp führte uns in ein Dorf, an dessen Rand es eine Art Campingplatz gab, der von den Locals vor allem am Wochenende für Sportveranstaltungen genutzt wird. Wir bezogen ein schattiges Plätzchen unter Bäumen und kamen erstmal an.

Zuhause in Guatemala

Lago Atitlan

Am nächsten Tag nahmen wir dann auch schon Kurs auf das erste Highlight des Landes, den Lago Atitlan, den viele als den schönsten See der Welt bezeichnen. Als Gardasee-Ultras können wir dem zwar nicht zustimmen, aber die Kulisse des Atitlan ist definitiv einmalig!

Ankunft am Lago Atitlan, kurz nach Sonnenuntergang

Wir entschieden uns in der Kleinstadt Panajachel unser Camp aufzuschlagen, wo wir auf einem alten Fußballfeld einen Platz direkt am Seeufer fanden, von dem aus wir die drei über 3.000m hohen Vulkane im Blick hatten.

Unser Haus am See
Schönster Vorgarten!

Besser geht’s eigentlich nicht!

Am Seeufer entlang gelangte man in wenigen Minuten in das touristische Zentrum des Ortes, wo es hauptsächlich Souvenirs, Hostels und Restaurants gab. Abgesehen davon gab es nicht besonders viel zu sehen, aber der Star ist ja sowieso der See selbst.

Am nächsten Tag packten wir daher endlich mal wieder die Bikes aus und machten uns auf, ein Stück des Sees abzufahren – an eine Umrundung war nicht zu denken, die hätte nämlich aus 103km und 3.240hm bestanden. Also eher keine Tagestour.
Und die zwei Wochen Krankheit steckten uns noch ganz schön in den Knochen. Sonderlich fit fühlten wir uns nicht.

Dennoch schwangen wir uns auf die Räder und nahmen Kurs auf einen der Miradore. Hier wieder ins Training einzusteigen war nicht unbedingt die beste Idee, die wir jemals hatten. Die Gegend rund um den See ist dafür bekannt, die steilsten Straßen des Kontinents zu haben. Teilweise kommen nicht mal Autos die Steigungen hinauf, oder die Bremsen versagen beim Bergabfahren. Den Teil, den wir befuhren, war zum Glück nicht ganz so extrem, aber 22% Steigung ist dann doch auch schon ganz ordentlich und brachte die Beine zum Brennen. Zum Glück bot die Aussicht viele gute Entschuldigungen, um öfter mal Pause zu machen.  

MTB Tour mit Aussicht

Die Strecke führte uns durch das ein oder andere kleine Dorf, in dem die Straßen definitiv zu schmal und steil für den Van gewesen wären. Das Straßenbild war von indigenen Frauen geprägt, die mit ihren reichlich bestickten Trachten an der Straße saßen und Obst und Gemüse verkauften. Selbst kleine Mädchen tragen hier schon die typische Kleidung.
Ansonsten bekamen wir immer wieder neue Ausblicke auf den See und die Vulkane.

Unterwegs am Lago Atitlan

Zu unserem Ziel hinauf wurde es noch mal extra steil und wir ernteten bewundernde Blicke und sogar Applaus, bei den uns entgegenkommenden Wanderern und Motorradfahrern. Oben angekommen, waren wir dann aber auch echt platt.

Mirador Lago Atitlan

Zurück ging es über den gleichen Weg, der leider wieder genauso steil bergauf und ab führte. Erholung gab es also erst, als wir wieder zurück am Van waren. Zur Belohnung musste natürlich ein Eis sein und ein kurzer Sprung in den See!

Nach zwei weiteren Nächsten in Panajachel, brachen wir unsere Zelte ab und machten uns auf zur anderen Seite des Sees. Im bunten Örtchen San Pedro de la Laguna, wurde die Stellplatzsuche mal wieder zur Herausforderung. Auf dieser Seite des Sees waren die Straßen noch mal enger und steiler und es war gar nicht so einfach hier mit dem Van durchzunavigieren (und wir fingen uns hier unseren ersten selbstverschuldeten Kratzer ein).
Zu unserem Parkplatz gelangten wir nur, weil wir sämtliche Verkehrsregeln missachteten, und gegen die Einbahnstraße querfeldein fuhren. Aber ganz so eng sieht das hier zum Glück keiner.

Im Ort ging es noch mal eine Spur trubeliger zu als in Panajachel. Am Seeufer standen Frauen und schrubbten die Wäsche, Kinder und Hunde jagten wild umeinander, zwischendrin kreuzten die bunten TukTuks umher und man musste aufpassen, nicht über den Haufen gefahren zu werden.

Am Seeufer in San Pedro

Ansonsten gab es viele bunte Murals zu sehen.

Vulkan San Pedro

Wir waren aber hauptsächlich hier, um einen der Vulkane zu erwandern. Der San Pedro ist mit 3.020m der kleinste der drei Vulkane, dafür am einfachsten zugänglich. Allerdings hat es diese Wanderung mal wieder in sich: 1.220hm auf gerade mal 3.4km. Um zum Start der Wanderung zu gelangen, nahmen wir uns in aller Frühe ein TukTuk, um uns und dem Van die engen Gassen zu ersparen. Kurz nach Sonnenaufgang ging es dann auch schon los.

Wilde TukTuk Fahrt durch San Pedro
Sonnenaufgang hinter dem Vulkan San Pedro

Eigentlich soll man diese Tour nicht ohne einen lokalen Guide gehen, da es hier in der Vergangenheit immer wieder zu bewaffneten Überfällen auf Wanderern gekommen ist. Seit ca. einem Jahr gibt es daher eine „Polizeistation“ auf der Hälfte der Strecke, seitdem soll nichts mehr vorgefallen sein. Daher sparten wir uns einen Guide und machten uns auf eigene Faust auf den Weg. Der erste Teil der Wanderung führte durch Kaffeeplantagen und vorbei an Yucca Palmen und Avocado Bäumen.

Unterwegs auf dem San Pedro

Schließlich lichtete sich der Wald und wir konnten einen ersten Blick auf den See werfen.

Blick auf den Lago Atitlan

Hier war auch die Polizeistation. Die Jungs waren aber noch mit Frühstück beschäftigt und wünschten uns nur eine schöne Wanderung. Es ging weiter durch dschungelartigen Wald, bis plötzlich drei Männern mit Macheten vor uns standen. Räuber, Diebe? Nein, die Jungs schnitten den Weg frei und waren superfreundlich und interessiert.

Es blieb steil und anstrengend, aber irgendwann war es geschafft und wir kamen auf dem Gipfel an. Leider hatte sich zu dem Zeitpunkt der Himmel zugezogen, wir standen quasi mitten in den Wolken und konnten den See unter uns nur erahnen.

Wie sie sehen, sehen sie nix!

Schade, in den Tagen davor war die Bewölkung immer erst später am Tag aufgezogen. Dennoch genossen wir die Aussicht in die Wolken, nahmen unser obligatorisches Wander-Käsebrot zu uns und traten dann wieder den Rückweg an. Der ging ehrlich gesagt nicht viel schneller als der Aufstieg. Es war so steil und wir immer noch so unfit, dass ich nach dreiviertel der Strecke das Gefühl hatte, meine Beine wären aus Gummi und würden mich nicht mehr lange tragen. Wir mussten immer wieder kurze Verschnaufpausen machen und ich ahnte schon, dass mich mal wieder ein Muskelkater aus der Hölle erwarten würde (so war es dann auch 😉).

Da uns der Parkplatz in San Pedro nicht gefiel, fuhren wir nach der Wanderung wieder zurück an unseren Platz in Panajachel, wo wir noch mal eine Nacht mit diesem schönen Panorama verbrachten.

Antigua

Dann wurde es Zeit weiterzuziehen. Unser nächstes Ziel war Antigua, die wohl bekannteste Stadt (aber nicht Hauptstadt) des Landes. Auch hier haben die Spanier das koloniale Stadtbild geprägt. Nach einem verheerenden Erdbeben im 18. Jahrhundert, lag nahezu die ganze Stadt in Trümmern. Danach wurden alle Gebäude maximal zweistöckig wiedererbaut, daher sieht man hier viele kleine, bunte Häuser.

Altstadt in Antigua
Altstadt von Antigua

Bei einem Spaziergang durch die Stadt, erspähten wir im Hintergrund schon ein besonderes Highlight: den stetig ausbrechenden Vulkan Fuego.

Im Hintergrund sieht man den Fuego ausbrechen

Einen noch besseren Blick hatte man vom Cerro de las Cruzes aus, am Rande der Stadt.

Panorama über Antigua

Aber ganz egal wo man sich in der Stadt befand, mindestens einen Vulkan hatte man immer im Blick.  Antigua wird nämlich von drei Vulkanen eingerahmt, dem besagten Fuego, seinem Nachbarn dem knapp 4.000m hohen Acatenango und dem Vulkan Agua.

Blick durch das berühmte Stadttor, auf den Vulkan Agua

Unser Stellplatz in Antigua, war der Hinterhof der lokalen Touristen Polizei. Dort darf man kostenlos und rund um die Uhr gut bewacht stehen. Und wir staunten nicht schlecht, als wir dort auf den Platz rollten. Da standen nämlich schon jede Menge andere Vans und Reisemobile, unter anderem auch von Leuten, die wir schon länger via Social Media und YouTube verfolgen. So ergaben sich mal wieder tolle Gespräche am Lagerfeuer, es wurden unzählige Erfahrungen und Tipps ausgetauscht, über Technikkram gefachsimpelt und individuelle Ausbauten bestaunt.

Moby in bester Gesellschaft!
Campingplatz-Feeling

Nach drei Tagen in dieser schönen Stadt, brachen wir auf zum nächsten großen Abenteuer und einem ganz besonderen Highlight dieser Reise, dem wir schon lange entgegenfieberten.

Aber dazu dann demnächst mehr… 😊

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Unterwegs in Chiapas

Teil 8 unseres Roadtrips durch Mexiko

14. Januar – 2. Februar 2024

Wir ließen Oaxaca und die Küste hinter uns und tauchten ein in den Bundesstaat Chiapas. Dieser genießt nicht unbedingt den besten und sichersten Ruf. In den 90er Jahren gab es hier viele Aufstände und Auseinandersetzungen mit Zapatisten. Aber dazu später mehr…

Erstmal steuerten wir aber nach einem mal wieder langen Fahrtag einen Platz an einem Stausee an, wo man zumindest sicher und bewacht stehen konnte. Und die Aussicht war auch nicht so schlecht.

Zuhause am See

Statt eine Parkgebühr zu bezahlen, kauften wir dem Kioskbetreiber auf dem Gelände einen frisch gefangenen Fisch ab, der wenig später auf unserem Grill landete. So ließ es sich aushalten.

Sumidero Canyon

Dennoch ging es am nächsten Morgen schon weiter. Wir nahmen Kurs auf die größte Stadt von Chiapas, mit dem sperrigen Namen Tuxtla Guitérrez. Bevor wir in die Innenstadt fuhren, bogen wir vorher noch zum Sumidero Canyon ab. Eine kurvenreiche Panoramastraße führt hinauf auf die bis zu 1.000m hohen Klippen des Caynon. Unterwegs gibt es immer wieder kleine und große Aussichtspunkte auf die Schlucht.

Die mexikanische Version der Moselschleife 😉

Es hätte auch die Möglichkeit gegeben eine Bootstour durch den Canyon zu machen, wir hatten aber schon gehört, dass die Boote hier oft durch eine Menge Müll schwimmen und da wir sowieso keine großen Bootfahrer sind, verzichteten wir darauf und machten uns auf den Weg in die wuselige Innenstadt. In einem riesigen Einkaufszentrum fanden wir endlich ein neues Netzteil für unseren Laptop, wonach wir schon seit einer gefühlten Ewigkeit gesucht hatten.
Nicht ganz so erfolgreich war hingegen die Suche nach einem Stellplatz. Christian hatte einen vermeintlich ruhigen Platz außerhalb der Stadt rausgesucht, auf dem Weg dahin landeten wir aber im totalen Verkehrschaos, da anscheinend auf genau diesem Platz ein Fest stattfand. Dutzende Polizisten regelten, bzw. verwirrten den Verkehr noch mehr als er eh schon war, sodass wir ewig im Kreis fuhren, bis wir frustriert aufgaben und, mal wieder, auf einem Walmart Parkplatz landeten. Nicht schön, aber immerhin gabs gratis Internet vom benachbarten Starbucks Café. Es sind die kleinen Dinge… 😉

San Cristobal de las Casas

Unser nächster Stopp war die Stadt San Cristobal de las Casas. Wer am 1. Januar 1994 aufmerksam die Nachrichten verfolgt hat, hat den Namen der Stadt vielleicht schon mal gehört. Hier fand ein bewaffneter Aufstand der Zapatisten (Partei EZLN) statt, eine Vereinigung linker Aktivisten und indigener Bauern, die sich gegen die Ungleichbehandlung und Diskriminierung der indigenen Bevölkerung auflehnten. Bewaffnete Auseinandersetzungen gibt es heute nicht mehr, aber in den Bergen von Chiapas sind die Zapatisten immer noch aktiv und kämpfen weiterhin (größtenteils friedlich) für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit. Das alles lernten wir mal wieder bei einer der Walking Touren denen wir uns so gerne anschließen. Außerdem gab es auch ein kleines „Arthouse“ Kino, in dem mehrmals pro Woche Filme zu diesem Thema liefen. Und auch im Stadtbild von San Cristobal begegnete einem das ein oder andere Mural oder Gemälde, das sich mit der Thematik auseinandersetzt.

Zapatisten Mural

Aber auch abgesehen von diesem geschichtlichen Aspekt, war San Cristobal ein kleines Highlight für uns. Die (natürlich) von den Spaniern geprägte Stadt hatte eine total angenehme Atmosphäre, es gab viele schöne Straßenzüge, eine vielfältige Kunstszene, ein super Gastronomieangebot und natürlich jede Menge Plätze, Kirchen, Hügel und Museen zum Anschauen.

San Cristobal
Fußgängerzone in San Cristobal
Innenhof in San Cristobal
Bunte Straßenparade – auch hier wurde jeden Tag irgendwas gefeiert.

So schauten wir uns zum Beispiel das Textilmuseum an, in dem unzählige indigene Kleidungsstücke aus ganz Mexiko aber auch Guatemala ausgestellt wurden und deren Herstellung gezeigt wurde.

Finde den Fehler 😉

Auch wenn diese Art der Kleidung nicht unserem persönlichen Geschmack entspricht, ist es total faszinierend zu sehen, wie die aufwändigen Stoffe hergestellt werden und welche Bedeutung hinter den Mustern, Farben und Formen liegt. Und auch heute noch sieht man viele der Kleidungsstücke im Alltag der indigenen Bevölkerung.

Auch trafen wir in San Cristobal auf alte Bekannte. Ivo und Andrea hatten wir schon in Bolivien und Peru getroffen und waren seitdem in Kontakt. Nun waren wir zur gleichen Zeit in der Stadt und verbrachten einen schönen gemeinsamen Abend bei argentinischer Pizza und mexikanischem Wein.

Wiedersehen mit den Hamburgern Andrea & Ivo

Und was für uns ein richtiger Glücksgriff war – Ivo hatte für seinen Ducato so ziemlich alles an Ersatzteilen dabei, was man sich so vorstellen kann. Quasi ein fahrendes Ersatzteillager. Und er hatte noch genau den Lichtmaschinen-Riemen übrig, den wir bisher in Mexiko nicht bekommen hatten. Wir hatten schon befürchtet wieder in Deutschland bestellen zu müssen, so erfolgte die Übergabe einfach in San Cristobal. Ein paar Bremsbeläge sprangen auch noch raus für uns. Ein Hoch auf die Overlander Community. 😊

Christians Highlight war sicher auch der ziemlich große Skatepark, wo er mal wieder sein Skateboard ausfahren konnte.

Aber es kann ja nicht immer nur alles glatt laufen. Leider fingen wir uns beide eine Magenverstimmung ein. Aber was für eine. Statt einer Lebensmittelvergiftung muss man wohl von einer Wasservergiftung sprechen. Scheinbar hatte man uns in einem Restaurant Leitungswasser, statt gefiltertes Trinkwasser gegeben. Eigentlich behaupte ich ja immer einen Magen wie ein Pferd zu haben, aber das Wasser streckte uns beide dahin. Brechdurchfall, Schüttelfrost, Gliederschmerzen – es hatte uns voll erwischt. Nichts blieb drin. Keine schöne Angelegenheit auf so engem Raum. Zum Glück verfügte der Parkplatz, auf dem wir standen über eine Toilette, sonst wäre es vermutlich gar nicht auszuhalten gewesen.

Es dauerte 4 Tage bis wir uns einigermaßen fähig fühlten, um mal wieder vor die Tür zu gehen. Wir dachten das Schlimmste wäre geschafft, aber dann ging es wieder los, obwohl wir kaum was zu uns nahmen. Naja, so waren wir jedenfalls 9 Tage lang in San Cristobal und beschlossen dann aber, uns irgendwo im Grünen weiter auszukurieren.

Lagos de Montebello

Ca. eine Stunde außerhalb von San Cristobal, direkt an der Grenze zu Guatemala liegen die „Lagos de Montebello“ – die Montebello Seen.

Home Sweet Home

Dort fand sich ein schönes Plätzchen direkt am Seeufer und nach 2 weiteren Tagen, waren wir beide fit genug, um eine kleine Spazierwanderung rüber nach Guatemala zu machen. Immer am Seeufer entlang ging es, ganz ohne Pass, über die Grenze ins Nachbarland.

Zu Fuß über die Grenze nach Guatemala
Links Mexiko, rechts Guatemala

Viel zu sehen gab es dort erstmal nicht, außer Souvenirstände und einen kleinen Wasserfall. Aber für uns war das Wichtigste überhaupt erst mal wieder rauszukommen.

Unser erster guatemaltekischer Wasserfall

Während es mir weiterhin nicht so gut ging und ich kaum was essen konnte, ohne dass es mir sofort wieder schlecht wurde (nicht mal Eis ging rein!), war Christian allmählich wieder fitter. Eigentlich hatten wir gehofft entlang der Seen noch eine Radtour machen zu können, aber dann verließ uns auch noch das Wetterglück und wir hatten drei Tage Dauerregen und Nebel.
Als dann schließlich die Batterien und unser Kühlschrank leer war, verließen wir die Seen wieder und bezogen in der nächstgrößeren Stadt mal wieder einen Platz auf dem Parkplatz einer Shoppingmall. Der Parkplatz war erstaunlich ruhig, es gab freies Internet, saubere WCs und natürlich unbegrenzte Einkaufsmöglichkeiten. Was will man mehr? Ja ok, einen Strand oder See vor der Tür, aber das hatten wir ja vorher gehabt. 😉 Wir nutzten diese Infrastruktur, um ein paar Sachen abzuarbeiten und kümmerten uns um liegengebliebenen Adminkram.

Schließlich war ich nach fast 2 Wochen auch wieder einigermaßen auf der Höhe, das Eis schmeckte auch wieder (und blieb drin), somit waren wir bereit für ein neues Reiseland – Guatemala. Diesmal aber richtig.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Oaxacas Pazifikküste

Teil 7 unseres Roadtrips durch Mexiko

7. – 13. Januar 2024

Immer noch im Bundesstaat Oaxaca, ging es aus den Bergen steil hinab Richtung Pazifikküste. Wir kamen im Hippie-Ort Zipolite an und merkten gleich, dass das nicht so unser Vibe ist. Außerdem blockierte eine große Baustelle den halben Ort, sodass es auch keinen schönen Campspot für uns gab. Und wir wollten ja ans Meer. Also zog es uns noch einige Kilometer weiter, bis wir am Rande eines kleinen Dorfes, einen schönen Platz an einem kaum frequentierten Strand fanden. Hier konnten wir direkt am langen Sandstrand stehen und hatten nur wenige Meter bis ins Wasser.

Kein schlechter Vorgarten, oder?

Dort blieben wir zwei Tage, beobachteten wie die Pelikane über die Wellen flogen und surften und bekamen abends die schönsten Sonnenuntergänge geboten.

Puerto Escondido

Dann ging es weiter nach Puerto Escondido, das ist DER Sufer Hotspot der mexikanischen Pazifikküste. Als wir ankamen, war das Wasser jedoch flach, kein Swell zu sehen und somit auch keine Surfer – außer der eine, auf der künstlichen Welle 😉

🙂

Abgesehen davon gab es hier wieder unzählige Verlockungen Geld auszugeben, eine Strandbar war schöner als die andere. Aber statt in Essen und Trinken, investierte ich mein Geld mal wieder in eine Massage, da mein Nacken Probleme machte.

Frisch durchgeknetet ließen wir die Stadt anschließend schon wieder hinter uns und fuhren einen Strand außerhalb an, wo die NGO Vivemar eine Schildkrötenrettungsstation betreibt.

Von den sieben verschiedenen Meeresschildkrötenarten, die es in Mexiko gibt, kommen vier dort an die Strände. Fast alle sind vom Aussterben bedroht, was nicht nur an den natürlichen Fressfeinden in der Luft und im Wasser liegt, sondern auch an der allgegenwärtigen Klimaerwärmung und leider auch an den Menschen. In Mexiko war es nämlich lange normal Schildkröten zu jagen, um ihr Fleisch zu essen und aus ihren Panzern Souvenirs zu machen. Gleiches gilt für die Schildkröteneier. Diese gelten noch immer als Delikatesse, daher werden nachts oft die Nester der Schildkröten von Locals geplündert (oder von streunenden Hunden ausgebuddelt).

Was aussieht wie Reifenspuren, ist in Wahrheit die Spur einer Schildkröte

Organisationen wie Vivemar patrouillieren daher nachts und in den frühen Morgenstunden, wenn die Schildkrötenweibchen an Land kommen, um ihre Eier zu verbuddeln, die Strände, bewachen die Schildkröten beim Legen der Eier und buddeln anschließend die Eier aus, um sie in einem geschützten Bereich wieder im Sand zu vergraben und den Kleinen somit ermöglichen, vor der extremen Sonne und vor allem Fressfeinden geschützt zu wachsen und schließlich zu schlüpfen.

Hier werden die Eier sicher vergraben, bis die Kleinen schlüpfen

Sobald sie geschlüpft sind, werden sie innerhalb weniger Stunden bewacht in die Freiheit entlassen. Und da durften wir nun, kurz nach Sonnenuntergang, dabei sein. In einer kleinen Kokosnussschale bekamen Christian und ich jeweils eine kleine Oliv-Bastardschildkröte (so ein fieser Name für so ein süßes Tier) überreicht. Anfassen durften wir die Tiere nicht. Vorsichtig setzten wir die Kleinen, die wir Flipsi und Schildi tauften, im Sand ab. Das ist ganz wichtig, denn die Tiere „verorten“ sich durch den Kontakt mit dem Sand an genau diesem Strand. Sie mussten dann selbständig ihren Weg ins Meer finden. Rundherum standen freiwillige Helfer der Organisation, die mit Stöcken und Pfeifen die lauernden Vögel verjagten, die nur auf die Gelegenheit warteten, runterzustürzen, um eine der kleinen Schildkröten zu schnappen.

Schildi und Flipsi ließen sich etwas Zeit, schafften es aber letztendlich beide ins Wasser und wurden von einer Welle weggetragen. Unter Wasser lauern nun natürlich tausende andere Gefahren und Fressfeinde. Nur eine von 1.000 Schildkröten überlebt die ersten Tage und Wochen in der großen nassen Welt. Wenn aber alles gut geht, kommen Schildi und Flipsi in 8-10 Jahren genau an diesen Strand nördlich von Puerto Escondido zurück, um dort ihre Eier zu legen. Und dann beginnt der ganze Kreislauf von vorne. Faszinierend, oder?

Für uns war das jedenfalls ein ganz besonderes Erlebnis.

Strandurlaub

Am nächsten Tag schauten wir uns den nächsten Ort an der Küste an, Mazunte. Auch hier herrschte aber ein komischer Vibe, alles drehte sich um Halluzinogene, Tantra Workshops, Breath Work, Chakra-Reinigung und Trance-Tanzkurse. Äh ja… nicht so unsere Welt.

Was wir uns aber anschauten war das Schildkrötenmuseum, das zu unserem Erstaunen alle möglichen Arten von Schildkröten in Terrarien zeigte. Wir hatten gelesen, dass es hier um die Arbeit der lokalen Organisationen geht, die die Schildkröten schützen. Stattdessen standen wir nun schon wieder in einer Art Zoo, der sich noch dazu gerade im Umbau befand, sodass viele Tiere mal wieder in viel zu kleinen Becken hockten. ☹

Ein besonders stacheliges Exemplar

Also kehrten wir Mazunte schnell wieder den Rücken zu und fuhren zurück an unseren Strand, wo wir zu Beginn schon mal zwei Tage verbracht hatten. Dort war nach wie vor nichts los und wir hatten drei Tage lang quasi alles für uns alleine.

Christian baute uns nach und nach mit Palmwedeln ein, sodass wir immer genügend Schatten hatten. So ließen sich die vorbeischwimmenden Wale noch besser beobachten.

Palmen-Pergola 😉
Walbesuch im Vorgarten
Walbesuch im Vorgarten

Ansonsten legten wir hier einfach noch mal drei Tage lang Strandurlaub ein und machten eigentlich nicht viel mehr außer Laufen gehen, Baden gehen und Sonnenauf- und Untergänge beobachten.
Am letzten Abend bekamen wir Gesellschaft von einem australischen Rentnerpaar, die mit einem amerikanischen Wohnmobil unterwegs sind. Wir kamen ins Gespräch und tauschten so manch spannende Reisegeschichte aus. Die beiden reisen schon seit vielen Jahrzehnten um die Welt, haben eine Tour von London bis Kapstadt gemacht, von Deutschland bis in die Mongolei, sind durch Südamerika gefahren und natürlich auch quer über den australischen Kontinent. Wieder mal so eine Zufallsbegegnung, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Huatulco

Nach drei schönen Tagen rissen wir uns los und fuhren weiter die Küste entlang. In der kleinen Stadt Huatulco wollten wir eigentlich nur einkaufen gehen, aber irgendwie gefiel uns der kleine Ort ganz gut und einen schönen Stellplatz mit Meerblick gab es auch. Also beschlossen wir spontan eine Nacht zu bleiben. Unser Platz war ein Aussichtspunkt in einer Sackgasse, der mit einer Schranke gesichert war, die offiziell um 22 Uhr schließen sollte.

Eigentlich ein schöner Platz…
… mit Aussicht

Alkoholgenuss war dort auch verboten, also hofften wir auf eine ruhige Nacht. Naja, hat nicht so ganz geklappt. Ich glaube das war die lauteste und schlafloseste Nacht, die wir bisher auf der Reise hatten. Die ganze Nacht hindurch kamen Locals in ihren Autos oder auf Motorrädern angebraust, spielten super laut Musik (immer mexikanische Folklore und Merenge) und tranken Bier und Schnaps. Und wir mittendrin. Bis 4 Uhr morgens ging das so. Wie das die Anwohner aushalten, ist uns schleierhaft.

So waren wir morgens aber immerhin mit die Ersten am schönen Strand von Huatulco, wo wir ein vorerst letztes Mal in die Wellen hüpften, bevor wir dann den Bundesstaat Oaxaca hinter uns ließen und uns auf den Weg ins Landesinnere von Chiapas machten. 

🙂

Aber dazu demnächst mehr… 😊

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2023 2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Unterwegs in Oaxaca

Teil 6 unseres Roadtrips durch Mexiko

29. Dezember – 7. Januar 2024

Am Nachmittag den 29. Dezember kamen wir in Oaxaca (ausgesprochen: Oahacka), der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates an. Wir bezogen einen wenig schönen, dafür ruhigen und sicheren Platz mitten im Stadtzentrum und machten uns gleich auf die Stadt zu erkunden.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis uns die erste lautstarke Parade entgegenkam. Wir gingen davon aus, dass mal wieder eine Art Stadtfest gefeiert wird, stattdessen war es aber „nur“ eine private Hochzeitsfeier, für die mal eben die Straße gesperrt wurde und mit viel Tam-Tam das Brautpaar gefeiert wurde.

Willkommen in Oaxaca! 😊 Wie wir bei der Walking Tour am nächsten Tag erfuhren, ist die Stadt tatsächlich sowas wie das Festival-Zentrum des Landes – wobei hier ja immer und überall viel und gerne gefeiert wird. Aber Oaxaca ist scheinbar besonders feierwütig, kaum ein Tag, geschweige denn Wochenende, vergeht hier, ohne Festival, Straßenfest, Feuerwerk und Streetfoodmarkt.

Aber auch sonst konnte die Stadt einiges bieten. Natürlich haben die Spanier auch hier für die koloniale Architektur gesorgt, entlang der gepflasterten Straßen hatte jedes Haus in der Altstadt eine andere Farbe. Die darf man sich aber nicht aussuchen, sondern sie wird von der Gemeinde zugewiesen.

Bunte Straßen in Oaxaca
Noch mehr bunte Straßen & Häuser

Außerhalb des historischen Zentrums, und somit außerhalb des Einflussgebiets der UNESCO, ging es dafür noch bunter zu. Viele Hauswände waren mit bunten Murals überzogen. Es gab also unendlich viel zu sehen und zu bestaunen.

Bunte Murals

Zudem ist Oaxaca ein Mekka der Künstler. Es gab Kunsthandwerk aller Art zu entdecken, von tollen Zeichnungen und Malereien, über Töpferkunst und die für die Region typisch buntbemalten Tierfiguren, die Alebrije genannt werden.

Galerie voller bunter Tierfiguren, genannt Alebrije

Das Haupthighlight für uns war aber das Wiedersehen mit Deborah und Miles. Deborah hatten wir auf unserer Antarktis Reise kennengelernt. Wiedergesehen hatten wir sie und ihren Frischangetrauten dann in Cusco, in Peru, wo die beiden gerade auf Hochzeitsreise waren, als wir auch dort waren. Und nun also das dritte Wiedersehen in Mexiko. Ich glaube Deborah ist der einzige Mensch, den wir bisher auf 3 Kontinenten getroffen haben.

Wiedersehen mit Deb & Miles

Wir verbrachten viel Zeit miteinander, besuchten Museen, futterten uns gemeinsam durch das bunte Streetfoodangebot von Oaxaca, tranken den ein oder anderen Wein und Mezcal zusammen und verbrachten schließlich auch den Silvesterabend gemeinsam, der auf dem Zocalo der Stadt damit endete, dass Miles uns Drinks in Blumenvasen besorgte, die für allerhand Neid und Aufsehen bei den umstehenden Personen sorgten.

Darf’s ein bisschen mehr sein?
Immer! 😉

Dementsprechend startete das neue Jahr nicht ganz katerfrei für uns, aber das war es auf jeden Fall wert. Nachdem wir uns von Deb und Miles verabschiedet und für den nächsten Kontinent verabredet hatten, ließen wir Oaxaca nach drei Tagen und Nächten hinter uns und machten uns auf zum nächsten Ziel.

Teotitlan del Valle

40 Minuten außerhalb von Oaxaca liegt der Ort Teotitlan del Valle. Bevor wir uns diesem zuwendeten, bezogen wir aber erstmal einen ruhigen Platz an einem fast ausgetrockneten See, was nur nach vorheriger Anmeldung bei der lokalen Polizei erlaubt war. Die Beamten waren am 1. Januar auch noch nicht so ganz fit und auf der Höhe, aber schließlich kopierte man unsere Pässe und erlaubte uns dann, dort zu campen. Wir erholten uns erstmal von dem Stadttrubel, bevor es am nächsten Tag auf in den kleinen Ort ging.

In Teotitlan dreht sich alles ums Weben. Und zwar so, wie man es noch von vor hunderten von Jahren kennt, mit alten Holzwebstühlen.

Bunte Webkunst

Rund um den Ort gibt es viele Cooperativas, von denen einige nur von Frauen geleitet werden. Eine dieser Cooperativas wollten wir uns gerne anschauen, um zu verstehen, wie die schönen Textilien hergestellt werden. In Oaxaca hatten wir einige tolle Arbeiten gesehen und eine Karte der Cooperativa Ku Dua erhalten. Diese zu finden, war aber gar nicht so einfach. Wir fragten uns im Dorf durch, bis wir schließlich in einem kleinen Café bei Dona Enadina landeten, die uns versicherte, dass sie Teil dieser Cooperativa sei. Auf Besuch waren sie scheinbar nicht vorbereitet, aber sie führte ein Telefonat und stieg dann direkt zu uns in den Van und lotste uns an den Ortsrand, wo die Produktion der Textilien stattfand. So fangen Horrorfilme an… oder eben ganz tolle Begegnungen mit Frauen aus Teotitlan, die uns mit viel Geduld und Leidenschaft ihr Handwerk näherbrachten.

Wir trafen auf Graciela und zufällig auch auf die Dame, die uns in Oaxaca die Karte von Ku Dua gegeben hatte. Zusammen mit Enadina erklärten sie uns Schritt für Schritt, wie man an ein fertiges Webstück kommt.

Die Schafswolle wird zunächst mit rein natürlichen Farben aus Pflanzen und kleinen Insekten, die auf Kakteen leben, den sogenannten Cochinillas eingefärbt. Wie das funktioniert, demonstrierte uns Enadina auf meiner Hand. Aus Rot wurde durch die Zugabe von Limette ein helleres Rot und durch die Zugabe von Kalk schließlich Lila.

Auch Indigo, Gelb und Grün sind natürlich im Farb-Repertoire. Dann ging es daran die Wolle auf Spindeln zu fädeln. Hier durfte Christian, unter Gracielas Anleitung, dann erstmalig Hand anlegen.

Christian spinnt!

Bevor dann die Weberei losgehen kann, muss natürlich entschieden werden was gewebt werden soll und der Webstuhl entsprechend eingestellt werden und die Trägerfäden eingespannt werden. Diese Arbeit kann je nach Webstück ein paar Stunden oder auch mehrere Tage dauern. Was für eine aufwändige Prozedur!

Einstellen des Webstuhls

Dann geht’s ans Weben und hier durften wir uns beide ausprobieren. Gar nicht so einfach, da man Hände, Füße und natürlich die Wolle koordinieren muss und dann noch auf das Muster achten muss, dass dabei herauskommen soll.

Ob aus mir noch eine Weberin wird?

Für einen kleinen Kissenbezug, benötigt Graciela ca. 2 Tage. Ein großer Teppich kann bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen. Unglaublich wenn man dann sieht, welche Preise für diese Handwerksstücke aufgerufen werden. Wenn man verstanden hat, wie aufwändig der ganze Prozess ist, möchte man auch eigentlich nicht mehr groß verhandeln. Es bestand keinerlei Kaufzwang und eigentlich halten wir uns mit Souvenirkäufen ja weitestgehend zurück, aber hier musste natürlich ein handgewebtes Stück von Graciela mit. So ist ein neues Kissen bei uns eingezogen – Kissen kann man (bzw. Anne) nämlich nie genug haben. 😊

Hierve del Agua

Nach dieser schönen und lehrreichen Begegnung machten wir uns weiter zum nächsten Highlight in der Region, dem „Hierve del Agua“ was eigentlich kochendes Wasser bedeutet, was hier allerdings nicht zutrifft. Stattdessen trägt diese Attraktion auch den Namen „Versteinerte Wasserfälle“, was zwar auch nicht richtig ist, aber das ganze doch ganz gut beschreibt.

Blick auf den kleinen „versteinerten Wasserfall“
Und den großen, 30m hohen Wasserfall

Unweit von Teotitlan treten in einer Höhe von ca. 1700m an mehreren Stellen kleine Wasserquellen aus dem Boden. Das Wasser ist kalt und sehr Calciumcarbonat haltig, daher erzeugt es beim Herabfließen diese weiß-gelblichen Ablagerungen, die den Anschein eines versteinerten Wasserfalls erzeugen.

Ein 4km langer Rundweg führt von der Wasserquelle bis hinunter zum 30m hohen „Wasserfall“. Schon ein beeindruckender Anblick.

Versteinerter Wasserfall von unten

Die Quellen haben auch einige natürliche Becken gebildet, in denen man mit herrlicher Aussicht baden kann. Als wir nachmittags dort ankamen, war uns aber eindeutig zu viel los. Somit verbrachten wir die Nacht auf dem Parkplatz der Wasserfälle und hatten den Ort am nächsten Morgen quasi für uns alleine. Wunderschön!

Baden mit Aussicht

Nationalpark Benito Juarez

Bevor wir uns zum nächsten Ziel aufmachten, legten wir einen kurzen Zwischenstopp in Santa Maria del Tule ein, wo es den angeblich dicksten Baum der Welt geben soll. Und ja, der war ganz schön dick! 10m Durchmesser soll der Stamm haben und an die 2000 Jahre alt sein.

Dicker Baum vor kleiner Kirche

Drumherum war allerhand geboten: Karussells, Souvenirs, Snacks, Essensstände, fliegende Händler – dagegen sieht jede Kirmes bei uns blass aus. Also schnell wieder weg und weiter in ruhigere Gefilde.

Uns zog es wieder in die Berge und in den Benito Juarez Nationalpark. Innerhalb des Nationalparks befinden sich sieben von indigenen geführten Dörfern, in den es noch ganz ursprünglich zugeht und man allerhand erleben kann – wenn man sich einen Guide mietet. Über 100km Wanderwege soll es geben, dazu allerhand Mountainbike Optionen. Die Guides waren aber teurer als wir angenommen hatten und betreutes wandern machen wir sowieso nicht so gerne. Also ließen wir uns von einem der Guides eine fachmännische Karte aufzeichnen und nahmen uns einen der vermeintlich leichteren Wege auf eigene Faust vor.

Naja, die Jungs wissen wohl schon, warum sie die Touris sonst nur mit Guide loslassen. Hier und da gab es zwar ein paar Wegweiser und Hinweisschilder, diese zeigten aber gerne mal in die falsche Richtung und führten schlichtweg ins Nichts.

Als ersten Stopp hatten wir uns den Aussichtspunkt „Piedra Larga“ ausgesucht. Irgendwann endete der Weg aber auf einem steilen Hang, rund herum war nichts zu erkennen außer Wiese und Bäume und wir fühlten uns ein bisschen an unsere chaotische Wanderung im Kosovo erinnert.

Wilde Waldwanderung

Wir nahmen drei Anläufe, die aber entweder im Gestrüpp, im Stacheldrahtzaun oder aber wiederum auf einer endlosen Wiese endeten. Schließlich sahen wir unser Ziel aus der Ferne, aber keinen Weg dorthin.

Die kleine Felsspitze hinter den Tannen wäre unser Ziel gewesen.

Da wir aber inzwischen schon höher waren als der Aussichtspunkt selbst, und tatsächlich seit langem mal wieder auf über 3.000m über dem Meeresspiegel, begnügten wir uns mit der Fernsicht, die wir dort bereits hatten und machten uns auf zum nächsten Stopp, einem weiteren Mirador und einer Hängebrücke.

Links der Aussichtsturm, rechts die Hängebrücke

Diese beiden Ziele waren deutlich einfacher zu finden und zu unserer Überraschung, führte hier sogar eine mit PKWs befahrbare „Straße“ hin. Zum Mirador hinauf führte eine knapp 15m hohe, steile Leiter. Nix für schwache Nerven, da das Ding im Wind auch ganz schön schwankte.

Nix für schwache Nerven

Gleiches galt für die über 130m lange Hängebrücke.

Nachdem wir diese überquert hatten, ging auf der anderen Seite wieder die Pfadfinderei los. Schließlich fanden wir aber den kleinen Trampelpfad, der uns irgendwann wieder ins Dorf zurückführte.

Das reichte uns als Abenteuer, für die geführten Touren waren wir schlichtweg zu geizig, somit machten wir uns zurück auf den Weg, an den See nach Teotilan del Valle, wo wir noch mal eine Nacht verbrachten, bevor es dann noch mal nach Oaxaca zurückging.

Monte Alban

Am Stadtrand von Oaxaca erwartete uns noch der „Monte Alban“, eine antike Stadt der Zapoteken, welche ab ca. 500 v. Chr. Erbaut wurde.

Monte Alban

Die eher flachen Bauten und Pyramiden der Zapoteken konnten uns ehrlich gesagt nicht ganz so begeistern und faszinieren wie die bis jetzt gesehenen Maya Stätten, auch wenn die Schätze und Schmuckstücke, die man in den Gräbern dort gefunden hat, ziemlich faszinierend waren. Aber allein für den Rundumblick über Oaxaca und die Berge lohnte sich der Besuch des Monte Alban.

San José del Pacifico

Wir blieben dem Bundesstaat Oaxaca noch ein bisschen erhalten, nahmen nun aber Kurs auf die Pazifikküste. Aber wie es so ist in Mexiko, innerhalb eines Tages kommt man hier nicht weit. Unser Weg führte uns noch mal durch die Berge, entlang einer wunderschönen Panoramastraße und dort schließlich in den Ort San José del Pacifico, auf 2.500m ü.M. Bei klarem Wetter kann man von dort immerhin schon den Pazifik sehen.

Als wir jedoch am Nachmittag dort ankamen, hingen dicke Wolken und Nebel im Tal. Das ist wohl fast jeden Nachmittag so. Wir schauten uns ein wenig im bunten Örtchen um, welches u.a. für seine Magic Mushrooms bekannt ist und somit auch das entsprechende Publikum anzieht.

San José del Pacifico – rustikal bunt
Hier wird mutig an den Hang gebaut.

Pilze sind weder im Essen noch in magischer Form was für uns, von daher fokussierten wir uns auf die anderen Aktivitäten, die man hier tun kann. Als am nächsten Morgen die Sonne rauskam und den Blick ins Tal freigab, zog es Christian direkt auf die „Puente Extrema“ – die Extreme Brücke.

Puente Extrema

Dahinter verbarg sich eine kleine Adrenalinspritze in Form von 27 schaukelnden Stufen über dem Abgrund, an dessen Ende man sich ins Sicherungsseil fallen lässt, um mit der Zipline bis zum Ende der Strecke zu sausen und sich dann von dort, an einem Baum abzuseilen. Klingt doch nach Spaß, oder?

Christian hatte auf jeden Fall Spaß. Danach erklommen wir noch einen der zahlreichen Aussichtspunkte im Ort, in Form einer wackeligen Wendeltreppe, von der man dann wirklich Aussicht bis ans Meer hatte.

Ausblick über San José, bis an den Pazifik

Da wollten wir dann auch endlich hin. Also nix wie los und ab an die Küste.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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