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Der Lake District von Argentinien (Teil 2)

Teil 10 unseres Roadtrips durch Argentinien

Am 2. Februar ließen wir Bariloche hinter uns und begaben uns auf die „Ruta de los 7 Lagos“, was übersetzt so viel wie „die Straße der 7 Seen“ bedeutet. Wenn man sich die Landkarte anschaut, sind es aber weitaus mehr als nur sieben Seen, aber die Argentinier werden sich schon was bei dem Namen gedacht haben?!

Villa La Angostura

Vorbei an unzähligen Aussichtspunkten auf die blau leuchtenden Seen, umrahmt von üppig grünen Wäldern und Bergen, ging es also bis ins ca. 80 km entfernte Villa La Angostura (was die Argentinier übrigens Wischa-Angoschturra aussprechen).

Die kleine Stadt gehört zu den beliebtesten Ferienorten der Region, dementsprechend war auch die Innenstadt und Flaniermeile ansprechend hergerichtet. Restaurants, Cafés und Eisdielen grenzten an Souveniershops, Outdoorläden, Boutiquen, Chocolaterien und Delikatessläden. Man hätte also ordentlich Geld ausgeben können. Um nicht in Versuchung zu geraten, steuerten wir nach einem kleinen Stadtbummel die Touri-Info an, um uns über die üblichen Dinge zu informieren: Wander- und Fahrradrouten, Nationalparks, Campingmöglichkeiten, etc.

Ausgestattet mit allen Informationen ging dann die Stellplatzsuche los und diese war auch rund um Villa La Angostura nicht so einfach. Eigentlich gab es nur überfüllte (und teure) Campingplätze, auf die wir keine Lust hatten, oder einfache Parkplätze, bei denen sich die Einbruchsberichte häuften. Nicht so verlockend. Also ging es wieder raus aus dem Städtchen und ab zum nächstgelegenen See – wozu waren wir denn sonst im Lake District. 😉

Am Lago Correntoso wurden wir schließlich fündig, auch wenn es nur ein Parkplatz am sehr belebten, staubig-sandigen Straßenrand war. Bei über 30 Grad Außentemperatur war am See natürlich entsprechend viel los, aber immerhin konnten wir hier auch baden gehen, ohne den Van aus den Augen lassen zu müssen.
Außerdem konnten wir hier den angeblich kürzesten Fluß der Welt, in voller Länge, bestaunen. Der Rio Correntoso, der zwei Seen miteinander verbindet, misst nämlich nur 200m.

Der kürzeste Fluss der Welt!
Lago Correntoso

Die uns umgebende Kulisse war gewohnt traumhaft und so verbrachten wir den übrigen Tag und anschließend eine ruhige Nacht am Seeufer. Am nächsten Morgen machten wir uns dann zeitig auf den Weg. Wir hatten uns die Tageswanderung zum „Cajon Negro“, also der schwarzen Schlucht vorgenommen.

Ich muss es vermutlich schon gar nicht mehr beschreiben, natürlich ging es auch bei dieser Wanderung von Anfang an steil und staubig hinauf. Als erstes trafen wir auf den Wasserfall Inacayal, bei dem man ungehindert bis an die Abbruchkante klettern konnte, von welcher der Wasserfall ca. 30m in die Tiefe stürzte. Dank des sandigen Bodens stellte sich das als gar nicht so ungefährlich heraus.

An der Abbruchkante des Wasserfalls

Der Trail führte weiter hinauf durch einen Wald, bis man schließlich im Talschluß des Cajon Negro ankam. Durch die Weitläufigkeit des Geländes fühlte man sich hier nicht unbedingt wie in einer Schlucht, aber beeindruckend war es dennoch.

Talschluß des Cajon Negro

Der Rückweg führte uns an weiteren Aussichtspunkten vorbei, von wo wir sogar einen Blick auf unseren Stellplatz hatten, den wir im Anschluss auch wieder ansteuerten.

Blick auf den Lago & Rio Correntoso

Die mit 6-8 Stunden angegebene Wanderung entpuppte sich für uns als 4-Stündige Halbtageswanderung. So verbrachten wir einen weiteren Nachmittag entspannt am See.
Die Gegend rund um Villa La Angostura hätte noch viel mehr zu bieten gehabt, was Parks und Wandermöglichkeiten anging, jedoch war die Stellplatzsituation so schwierig und aufgrund der Ferienzeit so viel los, dass wir uns nach der zweiten Nacht entschieden weiterzufahren.

San Martin de los Andes

Es ging wieder entlang der Ruta de los 7 Lagos, vorbei an weiteren Seen, Bergen und Wasserfällen, bis wir schließlich in San Martin de los Andes ankamen – ein weiteres Ferienzentrum der Region mit unzähligen Outdoor-Angeboten, traumhafter Umgebung und deutschem Einfluss. Viele Restaurants, Hotels, etc. trugen hier deutsche Namen und auch die Architektur schien hier und da nach deutschem Vorbild entstanden zu sein.

Das Hotel „Zur Post“ in San Martin de los Andes

Als wir ankamen, zeigte das Thermometer 36,5 Grad. Somit begnügten wir uns mit einem kurzen Stadtbummel und einem Eis und machten uns dann sogleich auf Stellplatzsuche an einem nahegelegenen See. Da waren wir an diesem Samstagnachmittag aber bei weitem nicht die einzigen. Angekommen am Lago Lolog war die Hölle los! Auf der Zufahrtsstraße und am Seeufer standen die PKWs Stoßstange an Stoßstange, ganz San Martin und sämtliche Urlauber schienen am See zu sein – was bei den Temperaturen ja auch kein Wunder war.

Nach längerem Suchen fanden wir aber noch ein schönes Plätzchen direkt am Seeufer und konnten somit auch noch den Nachmittag im Wasser verbringen und abends den Grill auspacken. So lässt sich der Sommer in Argentinien aushalten!

Morgens hatten wir den See ganz für uns alleine

Nach Sonnenuntergang waren alle Tagesgäste verschwunden und wir hatten den See, gemeinsam mit ein paar weiteren Campern, auch am nächsten Morgen und Vormittag ganz für uns alleine.
Eigentlich hätten wir es dort etwas länger aushalten können, am Nachmittag zog aber der Wind an, sodass man sich trotz sonnig, warmem Wetter kaum draußen aufhalten konnte. Zudem war die gesamte Zufahrtsstraße extrem staubig und sandig, was einem dank des Windes ständig um die Ohren fegte und sich natürlich auch im Van niederschlug. Somit fuhren wir schließlich zurück in die Stadt, wo es sich wesentlich besser aushalten ließ.

Endlich wieder Bikepark!

Der nächste Tag hielt dann ein besonderes Highlight für uns bereit: der erste Bikepark seitdem wir Europa hinter uns gelassen hatten! Das nahegelegene Skigebiet Chapelco bot im Sommerbetrieb acht verschiedene Downhill-Trails, die sowohl mir als auch Christian Spaß machten.

Mit der Gondel ging es hinauf…
… und dann voll vermummt mit dem Rad runter 🙂

Mit der Gondel ging es also immer hinauf und dann über einen der verschiedenen Trails wieder hinab ins Tal. Durch die extreme und ungewöhnliche Trockenheit in der Gegend (der Klimawandel lässt grüßen) waren die Trails aber extrem staubig. Der Boden war mit mehlfeinem Staub bedeckt, der stellenweise mehrere Zentimeter tief war und das Rad bis ins Schlingern brachte. Außerdem führte es dazu, dass ich meist im totalen Blindflug hinter Christians Staubwolke herfuhr und nach einigen Abfahrten dann auch entsprechend aussah.

Staubige Angelegenheit!

Selten waren wir beide so dreckig wie nach diesem Tag. Nachdem wir sauber waren, benötigte auch unsere Dusche im Van eine ordentliche Grundreinigung. 😉

Nationalpark Lanin

Nach einer weiteren Nacht in der Stadt, zog es uns am nächsten Tag weiter in den ca. 70 km entfernten Nationalpark Lanin. Der landschaftlich wunderschöne Park ist im Gegensatz zu vielen anderen Parks und Sehenswürdigkeiten in der Gegend nicht so überlaufen, was vermutlich daran liegt, dass er Eintritt kostet und man im Park nur auf Campingplätzen übernachten und nicht frei stehen oder wildcampen darf. Campingplätze gab es aber jede Menge und nahezu alle lagen direkt am Ufer des unaussprechlichen Lago Huechulafquen.
Ein Großteil des Parks befindet sich auf dem Land der dort ansässigen Mapuche Community. Die Mapuche sind einer der letzten indigenen Stämme dieser Region, welcher sowohl in Argentinien als auch in Chile zu finden ist. Das Geld landete hier somit am richtigen Ort.

Nationalpark Lanin

Wir schauten uns ein paar Campingplätze an und fanden schließlich einen weitläufigen Platz, wo wir endlich mal wieder auf einer Wiese stehen konnten, statt einer staubigen Schotterpiste. Zudem hatten wir dort einen eigenen kleinen Privatstrand am See. Schöner konnte es kaum sein!

Zuhause im Nationalpark Lanin

Star des Nationalparks ist der gleichnamige Vulkan, welcher sich 3.774m über dem Meeresspiegel erhebt und in seiner Form, an den Mt. Fuji erinnert.

Der Vulkan Lanin

Die Besteigung des immer schnee- und eisbedeckten Gipfels ist leider erfahrenen Kletterern vorbehalten, aber wir wagten zumindest die Tageswanderung zum Basecamp, auf immerhin 1.700m.

In aller Frühe ging es los zum Vulkan, zunächst durch einen Wald voller Araukarien (auch Affenschwanzbäume genannt), entlang eines Flusses, über wackelige Baumstamm-Brücken, bis wir schließlich die Baumgrenze überwunden hatten und am Fuße des Vulkans standen.

Im Basecamp des Vulkan Lanin

Was für ein Anblick, den wir ganz für uns allein hatten. Erst auf dem Rückweg begegneten uns eine handvoll Personen. Überlaufen ist der Park also wirklich nicht!
Nach der schweißtreibenden Wanderung brachte der See die gewünschte Abkühlung und natürlich kam abends wieder der Grill zum Einsatz. 😊

🙂

Am nächsten Tag erkundeten wir den Park mit den Fahrrädern. Über die Schotterpiste ging es weiter am See entlang, den Vulkan Lanin stets im Blick. Angekommen am zweiten See des Parks, dem Lago Paimun, unternahmen wir noch die kurze und knackige Wanderung zum 25m hohen Wasserfall El Sallitos.

Cascada El Sallitos

Zurück auf dem Campingplatz, gingen dann nicht nur wir baden, sondern auch die Fahrräder bekamen ihre längst überfällige Reinigung, dank unbegrenztem Wasserfluss. Manchmal hat es doch Vorteile auf einem Campingplatz zu stehen.

Nach der dritten Nacht im Park ging es schließlich zurück nach San Martin de los Andes, wo wir vor allem praktische Dinge erledigten, wie Wäsche waschen und einkaufen, da es für uns nun wieder nach Chile gehen sollte, wo alles deutlich teurer ist.

Bevor wir uns ganz aus Argentinien verabschiedeten, verbrachten wir noch eine letzte Nacht auf halber Strecke zur Grenze, bevor es am nächsten Morgen, an dem es tatsächlich zum ersten Mal seit Monaten etwas regnete, auf nach Chile ging.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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