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Warten & feiern in Veracruz

Teil 2 unserer Reise durch Mexiko

Unser zweiter Stopp in Mexiko war die Küsten- und Hafenstadt Veracruz, wo unser Van planmäßig am 12. Oktober ankommen sollte. Das sich dies um mindestens eine Woche verzögern würde, wussten wir schon, nachdem unser Container außerplanmäßig in Jamaica abgeladen und auf ein anderes Schiff verladen worden war. Dazu kamen dann noch mal weitere, teils unerklärliche, aber auch mechanische und vor allem bürokratische Verzögerungen, die uns den letzten Nerv kosteten und auf die wir noch mal gesondert eingehen werden.

Jedenfalls verbrachten wir letztendlich 4 lange Wochen in dieser Stadt am Meer. Und ehrlich gesagt, hätte es, um die „Sehenswürdigkeiten“ zu entdecken, nicht mehr als zwei Tage gebraucht. Aber was will man machen…

Am 19. Oktober bezogen wir auch hier wieder ein kleines AirBnB Apartment, welches nur 2 Blocks vom Strand entfernt lag. Dies war zwar kein karibischer Traumstrand aus dem Bilderbuch, aber immerhin ein Strand – mit Blick auf Tankschiffe.

Unser Hausstrand

Bis in die kleine Altstadt von Veracruz waren es knapp 20 Minuten zu Fuß. Dort spielt sich alles rund um den kleinen Hauptplatz, der auch hier Zocalo genannt wird, ab.

Zocala in Veracruz

Da der ‚Dia de los Muertos‘ nicht mehr fern war, standen schon die ersten Deko-Totenköpfe parat. Aber auch außerhalb dieses Feiertages, finden dort das ganze Jahr über, an den Wochenenden Folklore Tanzshows und Konzerte statt.

Einstimmung auf den Dia de los Muertos
Mexikanische Folklore

Das war es dann auch schon mit Sehenswürdigkeiten. Der Rest der Altstadt bestand aus mehr oder weniger zerfallenen alten Gebäuden, die sicherlich mal ihren Charme hatten, inzwischen aber eher vernachlässigt wirkten.

Die Hütte hat wohl schon besser Zeiten gesehen

Entlang des Malecón, also der Strandpromenade, spielte sich allabendlich, wenn die Sonne untergegangen war und die Temperaturen langsam erträglich wurden, das Leben ab. Vorbei an Souvenirbuden und Straßenverkäufern, ging es hier entlang des RoRo Hafens, bis zu „unserer“ Strandbucht und von dort immer weiter von Bucht zu Bucht, die hier allerdings tagsüber alle vollgestellt sind mit Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen, die einem alle 2 Sekunden freundlich, aber aufdringlich angeboten werden.

Für Christians Geburtstag am 22. Oktober mieteten wir uns daher zwei flotte Mountainbikes (die einzigen die man in der Stadt auftreiben konnte) und machten uns damit auf den Weg ins 12km entfernte Boca del Rio, die moderne Version von Veracruz, voller Hochhäuser, schicken Hotels und Shoppingmalls.

Geburtstags-Radtour am Meer

Dort waren die Strände etwas schöner, weil weiter weg vom Hafen, aber mindestens genauso belebt und voller geschäftstüchtiger Verkäufer. Von Sonnenbrillen, über Parfüm, Badekleidung, Spielsachen, Zigarren bis hin zu belegten Brötchen (hier genannt Tortas), hausgemachen Säften und Schnäpsen und sogar frischen Austern, konnte man alles direkt von seinem Handtuch oder Plastikstuhl aus kaufen.

Strand + Hochhausromantik

Dazu erfolgte eine Rundumbeschallung von diversen Beachbars, Privatleuten mit Boomboxen und kleinen Musikkombos, die immer wieder vor und hinter einem aufspielten, in der Hoffnung, ein paar Peso zu verdienen. Einfach herrlich, diese Ruhe! 😉 Aber die ein oder andere Michelada, machte alles erträglich.

Prost!

Abends, zurück in der Altstadt ging es nicht weniger lebhaft zu. Jeden Sonntag Abend, versammeln sich in den Bars rund um den Zocalo mehrere Bands, die kaum einen Mexikaner und Mexikanerin still halten ließen. Jung und alt schwang hier das Tanzbein. Die Stimmung erinnerte uns fast ein bisschen an Kuba.

So vergingen die Tage und täglich bekamen wir neue, unklare Informationen, bzgl. der Ankunft des Schiffs mit unserem Container. Irgendwann schien es schon in der Bucht vor Veracruz zu sein, konnte oder durfte aber nicht anlegen. Jeden Tag machte uns unser Agent Hoffnung, dass es morgen soweit sein könnte, oder übermorgen, oder vielleicht in der darauffolgenden Nacht… Es war wirklich nervig so in der Schwebe zu hängen und nichts machen zu können, außer eben warten.

Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, und das finanzielle Loch, das diese Situation in unserem Reisebudget verursachte, zumindest etwas zu verkleinern, angelten wir uns zwei-drei kleine online-remote Jobs, die uns beschäftigt hielten und für etwas Kleingeld sorgten.

Ansonsten hieß es warten, in der Altstadt spazieren gehen, ab und an mal ins Meer hüpfen und weiter warten…

Dia de los Muertos

Zudem rückte einer der wichtigsten Feiertage von Mexiko immer näher, der ‚Dia de los Muertos‘ – der Tag der Toten. Extra für diesen waren wir so zeitig nach Mexiko gereist, da ich dieses spezielle Fest unbedingt mal vor Ort erleben wollte.

Das Fest fällt auch hier auf den 1. und 2. November, ist also das mexikanische Pendent zu Allerheiligen. Der Dia de los Muertos geht auf einen alten Glauben zurück, dass die Toten zum Ende der Erntezeit für eine Nacht zurückkehren, um mit ihren Lieben ein rauschendes Fest zu feiern. Anders als bei uns, ist dies also ein sehr fröhlicher und ausgelassener Feiertag.

Familien bauen für ihre Verstorbenen kleine Altare auf, die mit Bildern, orangenen Blüten (eine Art Ringelblume) und bunten Fahnen dekoriert werden. Außerdem werden die Lieblingssnacks und Getränke der Verstorbenen dazugestellt, sowie das traditionelle ‚Pan de Muerte‘ – das Totenbrot, welches ähnlich schmeckt wie ein Kreppel – schließlich haben die Toten nach der langen Reise aus der Unterwelt sicher großen Hunger.

Altar für den Dia de los Muertos

An den beiden Festtagen selbst, werden dann die Gräber auf den Friedhöfen geschmückt und mit den Blüten der Pfad für die Toten markiert, damit sie den Weg zurück zu ihren Familien finden. Zudem versammeln sich die Familien und Freunde an den Gräbern, essen und trinken dort gemeinsam, oft wird auch Musik gespielt und gesungen.

Dieses Fest wird in den verschiedenen Regionen von Mexiko natürlich unterschiedlich begangen und wir wollten unbedingt in die Gegend von Oaxaca, weil das Fest dort besonders üppig und ursprünglich gefeiert werden soll. Nun saßen wir aber in Veracruz fest, ohne Van und ohne genau zu wissen, wann das Schiff nun endlich anlegen würde und wir dann vor Ort gebraucht werden würden.

Ich war ehrlich gesagt ziemlich geknickt – wir hatten so viel geplant und organisiert, extra um diese Tage herum und dann machte uns die sch**ß-Reederei einen Strich durch die Rechnung.

So verbrachten wir die Feiertage eben in Veracruz – immerhin in Mexiko. Aber das ist ungefähr so, wie wenn man unbedingt einmal im Leben auf das Oktoberfest will – und dann in Bielefeld statt in München im Festzelt sitzt… ☹ Sicher ein Luxusproblem, aber dennoch enttäuschend.

Die Feierlichkeiten rund um den Dia de los Muertos starteten bereits in der letzten Oktoberwoche. Los ging es mit einem Umzug der „Las Catrinas“, dass ist eine weibliche Skelettfigur, die als Sinnbild für den Dia de Muertos steht. Hunderte Menschen nahmen daran teil, in den schönsten Kostümen und aufwändig von Maskenbildnern geschminkt.

Parade der verschiedenen Catrinas
Parade der verschiedenen Catrinas
Parade der verschiedenen Catrinas

Zwei Tage später, folgte ein weiterer Umzug mit noch mehr Figuren und aufwendigen Choreografien.

Parade zum Dia de los Muertos
Parade zum Dia de los Muertos
Parade zum Dia de los Muertos

Am 2. November machten wir uns dann auf den Weg zum Friedhof, allerdings zeigte sich dann dort, dass der Feiertag hier nicht ganz so groß begangen wird, wie in anderen Teilen des Landes. Aber immerhin ein paar Gräber waren geschmückt und hier und da spielte sogar eine Mariachi Band für die Toten auf.

Friedhof in Veracruz

Auch wenn es nicht das Event war, dass wir uns erhofft hatten, so hatten wir doch immerhin einen kleinen Einblick in die Traditionen rund um diesen besonderen Tag bekommen. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr noch mal mit uns und dem Dia de los Muertos.

Warten, warten, warten…

Die Tage danach wurden dann noch mal extra zäh. Eine Sturmwarnung verhinderte, dass der inzwischen abgeladene Container an die Stelle gebracht werden konnte, wo wir den Van ausladen konnten. Am Freitag den 3. November konnten wir dann aber zumindest den Container öffnen und den Van rausholen. Da zeichnete sich dann schon das nächste Problem ab…

So hieß es weiter warten und auch meinen Geburtstag in Veracruz verbringen. Wenigstens war an meinem Tag das Wetter wieder schön, sodass wir die Zeit am Strand verbringen konnten, bevor wir abends auf das Terrock-Rockfestival gingen, welches zufällig an diesem Tag stattfand.

Dort traten 6 Coverbands auf, von denen zwei quasi unsere alte Poco-Playlist hoch und runterspielten. Wir hatten also einen grandiosen Abend!

Terrock Fest
🙂

In der darauffolgenden Woche ging es dann am Hafen weiter, wenn auch im Schneckentempo, da die mexikanische Hafen-Bürokratie unvorstellbar kompliziert und langsam war. Auch sonst warteten noch einige böse Überraschungen auf uns…

Aber dazu dann demnächst mehr.

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