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Der Titicaca See

Der 7. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Bolivien & Teil 1 unserer Reise durch Peru

Nachdem wir uns erneut durch den chaotischen Verkehr von La Paz manövriert hatten, nahmen wir Kurs auf den berühmten Titicaca See. Um dorthin zu gelangen, stand uns noch eine kurze und wackelige Fährfahrt bevor. Mit einem Holzboot, welches eher an ein großes Ruderboot erinnerte, ging es in wenigen Minuten über die Wasserstraße, die das Festland mit der bolivianischen Halbinsel im See verbindet und einen weiten Umweg erspart.

Mit dieser „Fähre“ ging es über die Wasserstraße

Schließlich erreichten wir am späten Samstagnachmittag des 10. Juni den Ort Copacabana. Der auf 3.812m über dem Meeresspiegel gelegene Titicaca See, der jeweils zur Hälfte in Bolivien und Peru liegt, hat nicht nur einen lustigen Namen, sondern ist die wichtigste Frischwasserquelle für die tausenden Menschen in der Region, das höchstgelegene, schiffbare Gewässer der Welt und mit über 8.300km² auch der größte See Südamerikas.

Willkommen am Titicaca See

Fun Fact: der berühmte Strand und Stadtteil Copacabana in Rio de Janeiro, wurde nach dem Ort am Titicaca See benannt.

Aufgrund des langen Wochenendes war in Copacabana einiges los. Jetskies, Banana-Boote und Tretboote wühlten sich durchs Wasser, während entlang der Promenade Kinder auf geliehenen Fahrrädern, elektrischen Autos und Quads durch den losen Schotter brausten. Die Fischbuden entlang der Promenade saßen voll mit vor allem lokalen Touristen, aber natürlich waren auch einige Backpacker und sogar Camper zu sehen.

Wir fanden ein ruhiges Plätzchen, direkt am Seeufer etwas außerhalb vom Ort, wo wir letztendlich  fünf Nächte verbrachten und es genossen, mal wieder am Wasser zu stehen. Bei Wind und Wellen, fühlte es sich fast an, als wären wir am Meer.

Zuhause am Titicaca See

Die Isla del Sol

Natürlich wagten wir uns auch auf den See. Mit einem Taxiboot ging es zur „Isla del Sol“, der Sonneninsel. Die Incas glaubten, dass dort die Sonne geboren wurde. Die Sonne schien auf jeden Fall ordentlich, als wir auf der 14,3km² großen Insel ankamen. Wir ließen uns im Norden der Insel absetzen, und wanderten 14km quer über die Insel, in den im Süden gelegenen Ort Yumani. Der Wanderweg war zwar relativ flach, aber wir bewegten uns hier auf einer Höhe zwischen 3.800 – 4.065m über dem Meeresspiegel, was das Ganze dann doch anstrengender machte als zunächst gedacht. Zudem hing mir noch mein unfreiwilliger Fastentag nach der Death Road nach. Aber natürlich lohnte sich die Anstrengung mal wieder.

Wanderung über die Isla del Sol

Auf der Insel leben nur ca. 2.000 Menschen und wahrscheinlich doppelt so viele Tiere. Uns begegneten Schweine, Esel, Kühe, Schafe und natürlich Hunde und Lamas.

Das einzige Fortbewegungsmittel auf der Isla del Sol

Das Innere der Insel war eher karg, vom gelegentlichen Getreideanbau mal abgesehen. Die Bewohner jedoch begegneten uns umso herzlicher und aufgeschlossener, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass hier natürlich jeder was verkaufen möchte. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Bewohner.

Die Wanderung führte uns auch an der ein oder anderen Inka Ruine vorbei.

Inkaruine auf der Isla del Sol

Am besten hat uns jedoch die Aussicht gefallen.

Wanderung über die Isla del Sol

Am späten Nachmittag ging es schließlich mit dem Boot zurück nach Copacabana, wo wir am nächsten Tag den kleinen Hausberg erklommen. Aber 200hm auf nur 2km sind in dieser Höhe auch schon wieder ein echtes Workout und brachte uns ordentlich ins Schwitzen. Wie immer, belohnte die Aussicht.

Blick auf Copacabana

Die Segnung unseres Zuhauses

Bevor wir an Tag 700 unserer Reise Kurs auf Peru nahmen, ließen wir unseren Moby Dick noch segnen. Das ist nämlich ein typischer Brauch hier in Bolivien. Wer sich ein neues Auto kauft, fährt nach Copacabana, wo der Priester der Wallfahrtskirche „Basílica de la Virgen Morena“ den göttlichen Segen erteilt. Damit sollen Auto und Insassen gegen mögliche Unfälle und Unglücke geschützt sein. Wer hier mal Auto gefahren ist, weiß, dass man jeglichen Segen und Beistand gebrauchen kann und was wir bisher von Peru gehört hatten, sollte es dort sogar noch etwas chaotischer werden. Wir sind zwar beide weder religiös noch gläubig, aber immerhin ist unser Van Italiener, und somit sicher katholisch gebaut. 😉

Wir fuhren also vor der Kirche vor, wo eine nette Bolivianerin sogleich den Blumenschmuck ans Auto anbrachte. Wir bekamen noch Blütenblätter, sowie etwas puren Alkohol und Wein, welcher nach der Segnung auf dem Boden rund ums Auto verteilt wird – für Pachamama (Mutter Erde). Dann hieß es auf den Priester warten.

Moby wurde blütenreich geschmückt…

Dieser kam mit Weihwasser bewaffnet, sprach zunächst seinen Segen (das hoffen wir zumindest mal, verstanden haben wir ihn nicht 😉) und sprenkelte anschließend das Weihwasser rund herum auf unseren Van. Im Anschluss verteilten wir Alkohol und Blüten und nun sollte nichts mehr schief gehen dürfen.

… und der Priester sprach den Segen
Jetzt sollte nichts mehr schief gehen können! 🙂

Was für ein schöner Abschluss unserer spannenden und ereignisreichen 7-wöchigen Reise durch Bolivien. Bolivien hat uns eine ganz andere Seite von Südamerika gezeigt und hatte die ein oder andere Herausforderung für Mensch und Maschine in petto. Vieles was wir gesehen und erlebt haben, hat uns ziemlich bewegt und manchmal auch ganz schön mitgenommen. Aber besonders die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen wird uns in Erinnerung bleiben und wir möchten keinen Tag der Reise missen.

Somit verließen wir am Grenzübergang Kasani das schöne Bolivien und betraten zum ersten Mal peruanischen Boden. Endlich mal wieder ein ganz neues Land für uns, Peru hatten wir auf unserer Weltreise 2015/16 nämlich ausgelassen. Dem Tititcaca See blieben wir aber noch ein paar Tage treu.

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Anstehen für die "Fähre" zum Titicaca See

Willkommen in Peru!

Endlich in Peru!

Angekommen in Peru, hieß es erstmal wieder die üblichen Formalitäten klären, klassischerweise bestehend aus lokaler SIM Karte, Bargeld und Obst. Unser Obst war nämlich an der Grenze einkassiert worden. ☹

Nachdem das erledigt war, nahmen wir sogleich Kurs auf die Stadt Puno, quasi das peruanische Pendent zu Copacabana in Bolivien. Bevor wir zum See kamen, mussten wir noch die peruanische Versicherung, genannt SOAT, für unseren Van zahlen. Abgeschlossen hatten wir diese vorab online, bezahlen ging aber nur vor Ort in einem Büro der SOAT. Dort traf Christian auf die nette Versicherungsmaklerin Claudia, die nicht nur besonders gut gelaunt und hilfsbereit, sondern aus irgendeinem Grund auch total aufgedreht war. Noch bevor Christian etwas sagen konnte, bat sie ihn, einen großen Hut aufzusetzen, eine Gitarre in die Hand zu nehmen und für sie auf dem Sofa zu posieren, damit sie ein Bild machen kann.

WTF? 🙂

Warum, erfuhren wir nicht. Vielleicht macht sie das auch mit allen ausländischen Kunden, oder Christian hat ihr einfach besonders gut gefallen. 😉 Danach durfte er jedenfalls die SOAT bezahlen und schon waren wir nicht nur gesegnet, sondern auch versichert und bereit für die Weiterfahrt.

Las Islas de Uros

Wir schauten uns die Promenade von Puno an und buchten für den nächsten Morgen gleich eine Bootstour zu den Uros – die schwimmenden Schilfinseln auf dem Titicaca See. Auf insgesamt 120 kleinen Inseln, leben bis heute ca. 2.000 Menschen ein sehr einfaches und traditionelles Leben.

Diese Inseln gibt es nur auf peruanischer Seite, da nur hier das Totora genannte Schilfgras wächst, welches zum Bau der Inseln genutzt wird. Wie dies genau funktioniert, erfuhren wir am nächsten Tag. Wir besuchten eine kleine Insel, welche sich fünf Familien teilen. Jede Familie hat eine eigene, kleine Schlafhütte, Küche und Badezimmer-Insel werden gemeinsam genutzt.

Schwimmende Schilfinsel auf dem Titicaca See

Während die Männer und die größeren Kinder auf dem Festland ihrer Arbeit bzw. der Schule nachgehen, sind die Frauen meist auf den Inseln und kümmern sich um Haushalt, die Kleinen oder auch mal Touristen.

Inselchefin Olga erklärte den Aufbau der Inseln
Die Insel von oben

Die Inseln bestehen tatsächlich zu 100% aus Totora. Die Wurzelballen werden mithilfe von Stöcken und Seilen zusammengebunden und darauf kommt eine dicke Schicht Schilfgras. Ca. alle zwei Wochen, muss eine Schicht des Schilfs nachgelegt werden, sonst drohen nasse Füße, da die Inseln natürlich nach und nach von unten verrotten. Bei regelmäßiger Pflege können die Inseln aber mehrere Jahre halten.

Die Inselbewohner führen ein sehr einfaches Leben
Islas de Uros

Immer wenn ein Boot vorbeifuhr, kamen die Inseln ganz schön ins Schaukeln, da musste man sich erstmal dran gewöhnen. Es gibt auch einige größere Inseln mit z. B. einer Grundschule und Kirche. Nur zum Einkaufen und Co. muss man dann doch aufs Festland ausweichen.

Mit einem traditionellen Boot, welches ebenfalls aus Schilfgras und im Inneren aus Plastikflaschen besteht, ging es zu einer weiteren Insel, welche eher touristisch genutzt wurde. Dort gab es Souvenirs und Essen & Getränke zu kaufen. Uns hat der authentische und spannende Einblick in das Leben der Inselbewohner viel besser gefallen. Wirklich eine besondere Erfahrung.

Puno

Zurück auf dem Festland, schauten wir uns noch die schöne kleine Altstadt von Puno an und ließen uns ein sehr leckeres Ceviche, ein peruanisches Nationalgericht, bestehend aus rohem, gebeiztem Fisch, schmecken.

Altstadt von Puno
Ceviche

Anschließend schlenderten wir noch über den bunten Wochenmarkt, wo es, ähnlich wie in Bolivien, so ziemlich alles zu kaufen gab. Lustigerweise war der Markt auch teilweise auf den Bahngleisen aufgebaut. Jedes Mal, wenn ein Zug kam, wurde alles in Windeseile zusammengepackt, nur um es Minuten später, wieder auf die Gleise zu stellen. Dabei gab es rund herum genügend Platz, aber scheinbar ist das hier einfach so.

Wenn der Zug kommt, muss der Markt weichen

Die Chullpas von Sillustani

Am Nachmittag ließen wir die Stadt dann hinter uns und machten uns auf ins ca. 30 Minuten entfernte Sillustani. Dort befinden sich sogenannte Chullpas, hunderte Jahre alte Grabstätten, bzw. Turmgräber der Inkas.

Pünktlich zum (für unseren Geschmack viel zu frühen) Sonnenuntergang, kamen wir gegen 16:30 Uhr dort an und machten uns gleich auf zu den Hügeln oberhalb des Lago Umaya, auf denen die Türme stehen. Die Landschaft war wirklich traumhaft und wurde von der Abendsonne ins schönste Lichte getaucht.

Grabturm in Sillustani

Netterweise durften wir direkt auf dem Besucherparkplatz von Sillustani übernachten, gut bewacht von einem Nachtwächter, der im Gegensatz zu uns, die kalte Nacht in einer unbeheizten, einfachen Hütte ohne Türen und Fenster verbringen musste.

Am nächsten Morgen ließen wir dann den Titicaca See endgültig hinter uns und machten uns auf, Peru weiter zu entdecken.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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In Peru hatte man schon für uns geschmückt 🙂
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La Paz – eine Woche in der höchsten Stadt der Welt

Teil 6 unseres Roadtrips durch Bolivien

Eins vorneweg: La Paz kann man nicht beschreiben, La Paz muss man erlebt haben!
Wir hatten bereits so einiges über die Stadt gehört, und wenig davon war positiv. Die meisten Overlander beklagten sich vor allem über die chaotischen Verkehrsverhältnisse, dieser riesigen Stadt Stadt. So richtig Lust auf Großstadttrubel hatten wir auch nicht, aber es gab ein-zwei Dinge, die wir erledigen und besorgen mussten und dazu bot sich eine Großstadt einfach an. Wir beschlossen also, uns einen Platz am Rande der Stadt zu suchen und max. 1-2 Nächte dort zu bleiben.

Doch es kam mal wieder anders.

Von anderen Reisenden bekamen wir einen kleinen Campingplatz am Stadtrand empfohlen. Erst erschien uns dieser zu teuer, aber dann lasen wir, dass der Besitzer auch Automechaniker ist und sich so ziemlich mit jedem Fahrzeug auskennt.  Das kam uns gerade recht, also steuerten wir am 3. Juni den Campingplatz Las Lomas an.
Marcos, der Besitzer, hatte uns vorab eine genaue Anfahrtsbeschreibung zukommen lassen, da man Google Maps in dieser Stadt vergessen kann. Trotz der fixen Wegpunkte, versuchte Google uns quer durch die Stadt zu führen, dabei machte der Verkehr von La Paz schon am Stadtrand seinem Ruf alle Ehre. Es war ein heilloses Durcheinander, immer wieder wurden wir von links und rechts von Minibussen und Motorrädern geschnitten, es hupte von vorne und hinten, plötzlich standen wir mitten in einer Baustelle, die von Straßenverkäufern belagert wurde. Umleitungen waren, wie immer in Bolivien, so gut wie nicht ausgeschildert und unklar, immer wieder kreuzten Hunde und Menschen die Fahrbahn, ohne sich um den Verkehr zu kümmern, kurzum – sowohl Fahrer als auch Beifahrerin brauchten hier starke Nerven. 😉

Aber irgendwann war es geschafft und wir kamen, mit Einbruch der Dunkelheit, heil auf dem Campingplatz an. Dort trafen wir auf einige andere Overlander aus Deutschland, Ecuador, Holland und der Schweiz, u. a. auch zwei bereits bekannte Gesichter. Wir waren also in bester Gesellschaft.

Camping Las Lomas

Unterwegs in und über La Paz

Bevor wir uns den Erledigungen und Reparaturen zuwandten, schauten wir uns am nächsten Tag erstmal die Stadt an. Offiziell liegt die Stadt auf einer Höhe von 3.600m über dem Meeresspiegel. Das ist aber bestenfalls ein Mittelwert. Es gibt Stadtteile, die auf 3.400müM liegen, der höchste Stadtteil, El Alto, liegt jedoch auf 4.200müM. Crazy! Um sich in der Stadt zu bewegen, kann man sich entweder in einen der besagten Minibusse setzten, welche man einfach am Straßenrand heranwinkt, oder man nimmt die relativ neue Seilbahn.

Unterwegs über den Dächern von La Paz

Ein Netz aus acht verschiedenen Seilbahnen (das größte urbane Seilbahn-Netz der Welt) spannt sich quer über die Stadt mit der wohl ungewöhnlichsten Topografie. Während unter einem der Wahnsinn tobt, schwebt man mit der Bahn in vollkommener Ruhe und Entspanntheit über die Stadt und kann die unglaubliche Aussicht auf die Stadt und die umliegenden 6.000m Berger genießen.

Ausblick über La Paz & die Berge

Man merkt sofort, dass die Einwohner von La Paz sehr stolz auf ihre Bahn sind. Alle Gondeln wirken wie neu, an jeder Station stehen Reinigungskräfte, die nach jedem Gast die Kabine auswischen. Nirgendwo liegt Müll rum, nichts ist beschmiert oder verschmutzt. Auch gilt innerhalb der Gondeln und Stationen immer noch die Maskenpflicht.

Allein die Seilbahn ist also schon eine Sehenswürdigkeit an sich.
Aber natürlich haben wir uns auch in der Stadt selbst einiges angeschaut. So besuchten wir u. a. den sogenannten Hexenmarkt, auf dem allerhand Tinkturen und Kräuter verkauft werden, die gegen so manches Zipperlein helfen sollen. Es gibt aber auch die weniger schönen Dinge, wie z. B. tierische Opfergaben in Form von toten Lamababys. ☹

Hexenmarkt in La Paz

Natürlich gab es auch wieder Fußgängerzonen voller Souvenirgeschäfte, Kathedralen und Plätze und auch das ein oder andere spannende Museum.

Marktstraße in La Paz

Unser Favorit war das Nationalmuseum für Ethnographie und Folklore, insbesondere die Maskensammlung der verschiedenen indigenen Stämme und die alten schwarz-weiß Fotografien aus den 1930er-1990er Jahren, hatten es uns angetan.

Im Museum…
🙂

Ein weiteres Highlight war die Cholita Wrestling Show. Cholita ist die Bezeichnung der indigenen Frauen. Die traditionell gekleideten Damen waren alles andere als zimperlich und legten wahrlich eine irrwitzige Show auf’s Parkett. Die Röcke flogen nur so!

Ein paar Männer kamen auch zum Einsatz.

Aber ansehnlicher waren eindeutig die (anfangs noch) eleganten Cholitas.

Klassische Cholita
Zimperlich waren sie nicht…

Was für ein Spektakel, welches wir zusammen mit Laura und Pietro aus der Schweiz besuchten, die mit uns auf dem Campingplatz standen. Die beiden sind mit ihrem Defender in Südamerika unterwegs und wir waren uns in vorherigen Wochen schon ein paar Mal begegnet. Der gemeinsame Abend endete mit einem Besuch in einem koreanischen Restaurant, bevor wir uns dann am nächsten Tag mal unseren technischen und mechanischen Problemchen zuwandten.

Bremsen, Bolzen & Co.

Marcos schaute sich noch mal unsere Bremsen an und empfahl uns, die Beläge doch langsam mal zu tauschen. Nach 95.000km hatten es besonders die hinteren Beläge auch nötig. Leider hatten wir aber bisher in Bolivien keine passenden Ersatzteile finden können, da es den Ducato dort nicht gibt. Aber Marcos hatte die richtigen Kontakte und konnte die Bremsbeläge für hinten und sogar vorne auftreiben. Also ließen wir Beides gleich von ihm reparieren. Dabei fiel aber leider auf, dass bei der Schweiß-Aktion in Chile (damals beim ersten Reifenwechsel), ein Radbolzen und das dazugehörige Gegengewinde Schaden genommen hatten. Also mussten ein neuer Bolzen und ein Gewindeschneider her. Auch das konnte Marcos auftreiben und so wurde bis 21 Uhr abends an Moby rumgedoktert und geschraubt, bis es schließlich geschafft war.

Alt vs. Neu. Das war nötig 😉

Wieder was erledigt. Wir nutzten die Zeit auf dem Campingplatz für weitere Erledigungen und ToDos, arbeiteten mal wieder den üblichen Admin Kram ab und buchten dann zum Abschluss noch ein besonderes Abenteuer.

Death Road – mit dem Mountainbike über die einst gefährlichste Straße der Welt

In Bolivien gibt es die einst als gefährlichste Straße der Welt geltende, sogenannte „Death Road“. Die an den meisten Stellen nur ca. 3m breite Straße, welche auf insgesamt 80km ca. 3.500hm überwindet, war bis 2007 die Hauptverbindung zwischen La Paz und der Region Yungas. Den Namen Death Road verdankt sie den zahllosen, oftmals tödlichen Unfällen, welche sich auf ihr ereignet haben. Da es auf der gesamten Strecke keine Leitplanken gibt und sich hier LKWs, Busse, Autos und Co. gleichermaßen entlangquälten, kam es oft zu Abstürzen oder auch Felsabbrüchen, Steinschlägen und Erdrutschen.

Seit 2007 gibt es eine neue Umgehungsstraße und die alte Death Road ist für den Verkehr gesperrt und wird nur noch von lokalen Anwohnern genutzt. Aktuell ist sie aber nicht komplett befahrbar, da ein Erdrutsch auf halber Strecke die Straße zumindest für Autos blockiert. Mit den Fahrrädern kann sie aber noch befahren werden und das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.

Wir schlossen uns einer Tour an, die einen zum Start hinauf auf 4.670m Höhe brachte. Dort ging es dann ab auf die Bikes und los zum insgesamt 63km langen Downhill.

Bereit für die Abfahrt 🙂

Die Strecke führte zunächst noch über eine geteerte Serpentinenstraße, bevor man irgendwann auf die wirkliche Death Road gelangt. Ab dort ist die Straße dann nur noch grob geschottert und es gilt bis heute Linksverkehr, damit Autofahrer im Falle von Gegenverkehr, auf der Seite des Abgrunds sitzen und diesen besser im Blick haben.

Traumhafte Landschaft!

Uns kamen jedoch nur eine Handvoll Autos entgegen, was die Straße inzwischen viel weniger gefährlich macht, es sei denn, man wird übermütig und fliegt aus der Kurve, was leider immer noch regelmäßig geschieht. Erst vor einigen Monaten gab es den letzten tödlichen Unfall mit einem Radfahrer und auch in unserer Gruppe, stürzte eine Teilnehmerin so schwer, dass die Tour für sie vorbei war.

Allzu schnell fahren wollten wir aber gar nicht, die Landschaft entlang der Strecke ist nämlich unglaublich schön. Man fühlt sich, als würde man durch einen Dschungel fahren. Um uns herum, war alles grün und wir hatten auch in der Höhe totales Glück mit dem Wetter, strahlenden Sonnenschein und freie Sicht, was hier absolut keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Strecke führte auch unter einigen kleinen Wasserfällen durch und immer wieder durch kleine Dörfer und Kommunen, und natürlich Aussichtspunkte.

Die Tour endete schließlich in Yolosa, wo wir in einem Hotel noch ein Mittagessen bekamen, und die Möglichkeit gehabt hätten, den Pool zu nutzen. Das schien zwar sehr einladend, beim genaueren Hinsehen, ließen die hygienischen Zustände in dem Hotel allerdings mehr als zu wünschen übrig, selbst für bolivianische Standards.

Wir verzichteten also darauf, allerdings holte mich in der Nacht dann dennoch das Essen ein. Ich hatte mir, zum ersten Mal auf dieser Reise, ordentlich den Magen verdorben und hing daher den nächsten Tag ganz schön in den Seilen. Wir blieben also einen weiteren Tag auf dem Campingplatz, bevor es dann am Samstag den 10. Juni, nach einer Woche in dieser verrückten und besonderen Stadt, weiter ging.
Unser letztes Ziel in Bolivien (und das erste Ziel in Peru), war der Titicaca See.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Sajamas einzigartige Vulkanlandschaft

Teil 5 unseres Roadtrips durch Bolivien

Wir arbeiteten uns langsam, aber sicher in den Norden von Bolivien vor.

In der Stadt Oruro, wollten wir eigentlich auch einen Tag verbringen, vor allem, weil es dort ein Gaswerk geben sollte, das unsere 11l Gasflasche auffüllen könnte – das ist in Bolivien nämlich gar nicht so einfach, da hier auch nur Tauschflaschen gehandelt werden und natürlich die Anschlüsse ganz anders sind als in Deutschland und Europa.

Doch schon die Anfahrt nach Oruro ließ es uns ganz anders werden.
Bolivien gehört bekanntermaßen zu den ärmsten Ländern Südamerikas, dementsprechend steht Mülltrennung und Recycling dort nicht an oberster Stelle und es gibt im Grunde genommen kaum einen Straßengraben ohne Müll. Auch haben wir in vielen Ecken schon illegale Müllkippen gesehen – was aber auch in Argentinien und Chile nicht viel anders war. Aber das, was wir rund um Oruro sahen, war eine ganz andere Hausnummer. Gefühlt fuhren wir über mehrere Kilometer quer durch eine Mülldeponie. Das Straßenbild war geprägt von Abfällen aller Art, Bauschutt, leere Ölfässer, alte Autoreifen, Plastikplanen und Fetzen überall, schrottreife Autos und dazwischen zerfallene Häuser und Baracken und jede Menge Hunde – lebende die im Müll wühlten, aber auch dutzende überfahrene Tiere. Absolut grauenvoll! Dieser Anblick lies unsere Lust auf die Erkundung der Stadt schwinden und auch nachdem wir das Ortsschild passiert hatten und schon mitten in der Stadt waren, verbesserte sich das Bild kaum. Müll und Schrott auf den Straßen, überquellende Mülltonnen, in denen verwahrloste Hunde wühlten. Wir hatten genug. Wir beschlossen nur das Gaswerk anzufahren und dann schnell wieder die Flucht zu ergreifen.

Ein leider typisches Straßenbild in Oruro

Am Gaswerk angekommen, wollte man uns direkt wieder abweisen, aber Christian blieb hartnäckig, bis schließlich ein Mitarbeiter des Gaswerks ein Einsehen hatte, und mit unseren Adaptern los zog, um zu überprüfen, ob man da was machen könnte. Leider kam der Mitarbeiter kopfschüttelnd zurück, auch mit Adapter war nichts zu machen. Also zogen wir unverrichteter Dinge von Dannen – Hauptsache weg!

Nationalpark Sajama

Unser nächstes Ziel war dafür umso schöner und sollte eins unserer absoluten Highlights in Bolivien werden: der Sajama Nationalpark, im Nordosten des Landes und nahe der Grenze zu Chile. Namensgeber des Parks, ist der über 6.500m hohe Vulkan Sajama, der noch als aktiv gilt. Außerdem ist er der zweithöchste Vulkan des Kontinents.

Vulkan Sajama

Die Landschaft rund um den Vulkan ist einzigartig. Wohin man auch schaut, man ist umgeben von über 6.000m hohen Bergen und Vulkanen, dazu die ewig weite wüstenartige Landschaft, grasende Lamas und Alpakas, heiße Quellen die zu warmen Flüssen werden und die Landschaft durchziehen – einfach traumhaft!

Sajama Nationalpark

Das kleine Dorf Sajama liegt auf 4.200m über dem Meeresspiegel. Dort positionierten wir uns und erkundeten die Umgebung.

Unser erster Ausflug führte uns hinauf auf ca. 5.000m und über die Grenze nach Chile, zu den Lagunas Alturas. Um zum Trailhead zu gelangen, hieß es eine abenteuerliche, sandige Piste zu bezwingen. Von anderen Reisenden, die einige Monate vorher auch mit einem (kleineren) Ducato dort waren, hatten wir gehört, dass es herausfordernd, aber machbar sein sollte. Also starteten wir frohen Mutes, mussten aber bereits nach wenigen hundert Metern aufgeben – die vor uns liegende Flußquerung war tiefer als erhofft und der Boden sehr weich und sandig. Wir befürchteten, mit der Hinterachse hängen zu bleiben, also ließen wir Vernunft walten und fuhren Moby Dick zurück ins Dorf und nahmen uns stattdessen ein Taxi zum Startpunkt der Wanderung.
Gute Entscheidung – im Verlauf wurde die Piste immer ausgewaschener, der Sand immer tiefer und weicher und die ein oder andere steile Rampe war auch dabei. Mit unserem 3.5 Tonnen Fronttriebler wären wir dort niemals hochgekommen. Keine Ahnung wie unsere Reisebekanntschaft ihren Ducato da hochbekommen hatten.

Hier war der Weg für uns zu Ende

Dann konnte die Wanderung aber endlich los gehen. Von 4.600müM ging es hinauf und über die Grenze nach Chile und dort standen wir dann, ganz ohne Grenzprozess, vor der ersten Lagune.

Laguna Altura Nr. 1

Nur wenige Kilometer weiter, erwartete uns die zweite, noch schöner gelegene Lagune.

Laguna Altura Nr. 2

Unglaublich schön!!
Zurück ging es über den gleichen Weg, der uns noch an den heißen, sulfurhaltigen Quellen und Geysiren vorbeiführte. Hier blubberte und qualmte es mal wieder an allen Ecken und Enden. Und das mineralische Wasser, zauberte die schönsten Farben in die heißen Becken.

Sajama Geysire

Zur Krönung grasten unweit der Quellen auch wieder fotogene Lamas und Alpakas auf der Wiese.

Lamas überall

Abgesehen von den kochenden Geysiren, gibt es im Nationalpark auch einige heiße Quellen, in denen man baden kann. Eine davon, besuchten wir im Anschluss noch. Da es sich um eine kleine, private Einrichtung etwas außerhalb vom Dorf handelte, welche von Tour Anbietern nicht angefahren wird, hatten wir die heißen Becken ganz für uns alleine. Und dazu dieser Ausblick.

Heißes Becken, Wüste, unser Zuhause & der Vulkan Sajama

Wir durften sogar über Nacht bleiben und konnten somit sogar den Aufgang des Vollmonds über dem Sajama beobachten. Traumhaft. Definitiv einer der schönsten Plätze auf der ganzen Reise!

Vollmond über dem Sajama

Zum Frühstück gesellte sich dann eine Lama- und Alpaka Herde zu uns. Dazu diese Landschaft – ein wahrgewordener Fotografentraum!

Umzingelt von Alpakas
Glückliches Kamerakind 🙂

Ein weiterer Grund für unseren Ausflug in den Sajama Nationalpark, war der 6.052m hohe Stratovulkan Acotango. Seitdem wir in Chile auf den 5.600m hohen Cerro Toco gestiegen waren, ging uns der Gedanke nicht aus dem Kopf einen 6.000er zu besteigen. Hier war das RELATIV einfach möglich. Zurück im Dorf sprachen wir mit zwei Guides und legten uns fest: am kommenden Freitag, den 2. Juni wollten wir es wagen. Akklimatisiert sollten wir nach der langen Zeit in der Höhe ja sein.

Um im Training zu bleiben, bestiegen wir am Tag vorher noch den „Monte Cielo“, quasi den kleinen Hausberg von Sajama, auf 4.600müM, zu dem ein schnurgerade Weg direkt aus dem Dorf heraus führt. Hier konnte noch nicht mal ich mich verlaufen. 😉

Der Weg war recht eindeutig. 😉

Beim Aufstieg, durchquerte man auch die kläglichen Überreste, des einst höchst gelegenen Waldes der Welt. Ein Großteil der Bäume wurde jedoch abgeholzt. Am Mirador angekommen, hatte man von dort noch mal einen anderen Blick auf den Sajama und natürlich die umliegende Landschaft.

Mirador Monte Cielo

Die Besteigung des 6.052m hohen Acotango

In der darauffolgenden Nacht ging es um 4 Uhr morgens los. Zusammen mit drei anderen Reisenden und unserem Guide Mario, machten wir uns auf zum 1.5 Stunden entfernten Acotango. Auf 5.300m startete die Tour. Es fing gerade an zu dämmern und es war mit -12 Grad bitterkalt.

Man kann uns das Zähneklappern förmlich ansehen 😉

Dick eingepackt ging es los. Die dünne Luft machte sich sofort bemerkbar, aber wir ließen uns Zeit und es langsam angehen. Doch nach wenigen Minuten traf mich von jetzt auf gleich die Höhenkrankheit, und zwar mit allem was dazugehört: mir wurde übel und schwindelig, vor meinen Augen begann es zu flimmern, in meinen Ohren piepste es ganz laut und ich verlor die Orientierung. Innerhalb einer Sekunde war das Abenteuer Acotango für mich vorbei. Woran es lag, ließ sich nur spekulieren. In all den Wochen in der Höhe, hatten weder Christian noch ich Probleme und ausgerechnet dort traf es mich. Es blieb mir nichts anderes übrig als frustriert, enttäuscht, traurig und wütend auf mich selbst wieder abzusteigen und im Auto zu warten. Mir war einfach nur zum Heulen zumute, vielleicht habe ich sogar ein bisschen geheult, aber es half ja nix. Zum Glück ließen die Symptome auf 5.300m sofort nach und ich hatte genügend Podcasts dabei, um mir die Zeit zu vertreiben, während die anderen sich auf zum Gipfel machten.

Die Tour hatte es auf jeden Fall in sich: auf nur 3.5km galt es 710hm zu überwinden und das in dieser ohnehin schon schwindelerregenden Höhe. Stellenweise betrug die Steigung 60%. Das war alles andere als ein Spaziergang. Aber dafür war die Aussicht gigantisch!

Ausblick über den Sajama Nationalpark

Auf ca. 5.800müM begann die vereiste Schneedecke. Dort hieß es dann die Steigeisen auspacken und langsam, aber sicher die letzten Meter auf dem schmalen Grat überwinden, auf dem sich vereiste Schneebretter gebildet hatten. Hier hieß es doppelt vorsichtig und konzentriert sein, links und rechts ging es steil hinab. Dazu die dünne Luft, für jeden Schritt, brauchte es zwei Atemzüge.

Besteigung des Acotango

Nach gut 5 Stunden war es dann aber endlich geschafft: Christian hatte seinen ersten 6.000er bezwungen. Ein Wahnsinns Glücksgefühl!

6.000m bezwungen!

Es blieben ca. 15 Minuten zum Staunen und Genießen (und Durchatmen), bevor es wieder retour zum Auto ging. Der Rückweg lief natürlich bedeutend schneller, besonders die steile Geröll-Passage, wurde einfach wie beim Skifahren, rutschend genommen. So dauerte der Abstieg weniger als 2 Stunden und dann waren alle wieder ziemlich glücklich, aber auch ganz schön erschöpft bei mir am Auto und es ging zurück nach Sajama. Was für ein Abenteuer – wenn auch diesmal nur für einen von uns.

Zurück im Ort, machten wir uns gleich wieder auf zu den heißen Quellen. Diesmal hatten wir sie nicht ganz für uns allein – scheinbar war Freitag Badetag im Ort. Viele Familien nutzten die Becken, um sich selbst UND ihre Wäsche dort zu waschen. Wie gesagt, Natur- und Umweltschutz ist hier noch ein ausbaufähiges Thema. Die Menschen haben ganz andere Probleme. Immerhin tummelten sich die Einheimischen am Ende des Beckens, wo auch der Abfluss in den Fluss war, sodass wir weiter vorne im Becken, von Shampoo und Waschmittel verschont blieben. Und außerdem war da ja noch die Aussicht, mit der man sich ablenken konnte.

Besser geht’s nicht!

Nachts hatten wir das gesamte Areal wieder für uns alleine, Vollmond inklusive und zum Frühstück, erschienen auch wieder unsere felligen, flauschigen Freunde.

So süß!
Einfach einmalig schön!

Wir genossen noch den Vormittag in dieser traumhaften Umgebung, bevor wir uns dann doch losrissen und uns auf den Weg nach La Paz machten. Dort waren wir zumindest endlich mal wieder unter 4.000m… wenn auch nur knapp und auch nur zeitweise.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2023 Blogbeiträge Bolivien Länder Südamerika

Die Cordillera Oriental: Cochabamba & Toro Toro

Teil 4 unseres Roadtrips durch Bolivien

Cochabamba

Am 23. Mai erreichten wir Cochabamba. Die Stadt liegt 2.560m über dem Meeresspiegel in der Cordillera Oriental (den östlichen Anden) und ist mit knapp 630.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Boliviens. Dementsprechend chaotisch ging es auch hier mal wieder auf den Straßen zu und entsprechend eng war auch die Parkplatzauswahl. Wir mussten vier verschiedene bewachte Parkplätze anfahren, bis wir einen fanden, der zum einen 24 Stunden geöffnet hatte und uns zum anderen auch im Auto übernachten lassen wollte. Die Bolivianer sind selbst keine großen Camper und viele kennen tatsächlich das Konzept Wohnmobil kaum oder gar nicht. Umso verwunderter, waren oft die Blicke, die wir bekamen, wenn wir erklärten das wir im Auto wohnen und was wir in unserem Kastenwagen so alles verbaut haben. 😉

Letztendlich hatten wir dann am späten Nachmittag aber unser Plätzchen gefunden und machten uns auf in die Stadt, die vom Reiseführer als ein Ort angepriesen wurde, in dem man gerne länger bleibt.

Doch schon unser erster Eindruck war: das trifft auf uns wohl nicht zu. Wir liefen über den zentralen „Plaza 14 de Septiembre“, wo eine Zeltstadt aufgebaut war und einige Menschen offenbar gegen etwas protestierten. Von den Straßenlaternen baumelten gebastelte, lebensgroße Puppen und auf großen Bannern, wurde Solidarität mit zwei Personen bekundet, die offensichtlich einer Art Gewerkschaft angehörten und umgekommen waren?! Das Ganze wurde von schwer bewaffneten Polizisten bewacht. Worum es genau ging, erschloss sich uns nicht und es blieb auch alles friedlich, dennoch schaffte es keine Atmosphäre zum Wohlfühlen.

Plaza 14 de Septiembre in Cochabamba

Aber es gab ja vermeintlich noch mehr zu entdecken, so schlenderten wir durch die Gassen der eher schlichten Altstadt, bestaunten die bunten Collectivos, also die lokale Version eines Stadtbusses, bis wir schließlich vor einer Pizzeria landeten, die mit einem Bulli im Schaufenster und guten Bewertungen lockte. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und so endete der erste Abend in Cochabamba mit einer leckeren Pizza.

Den nächsten Vormittag verbrachten wir kopfüber in unserer Technikbox. Unser Ladebooster boostete nicht mehr, somit luden unsere Aufbaubatterien nicht mehr ordentlich. Zum Glück ist Christian ein alter Elektroniker und ich schmal genug gebaut, um an den Fahrrädern vorbei, halb in unsere vollbeladene Garage zu klettern, um am Gerät die Einstellungen und blinkenden LEDs zu überprüfen. Vermutlich gaben wir ein skurriles Bild ab, gut, dass uns keiner sehen konnte! 😉
Schließlich fand sich das Problem und die Lösung dafür und nachdem das erledigt war, machten wir uns auf in die Stadt und stürzten uns kopfüber in den angeblich größten Markt von Südamerika.

Die Märkte in Bolivien sind ja sowieso eins unserer Highlights, so viel frische Produkte wie hier sieht man wirklich selten auf einem Haufen. Dazu gab es hier aber auch noch alles andere, was man sich so vorstellen kann: Haushaltswaren, Partydeko, Kosmetika, Eisenwaren, Elektronik, Blumen, Fahrräder + Zubehör, Kostüme, Möbel, Matratzen, Backutensilien, Tiere, und und und.

Markt in Cochabamba

Statt einer großen Markthalle, verteilte sich der Markt auf mehrere Hallen, fand aber auch unter freiem Himmel und am Straßenrand statt.

Blumen gab’s am Straßenrand

Gar nicht so einfach da wieder rauszufinden. 😉
Nachdem wir uns mit Saltenas, der bolivianischen Version von Empanadas, gestärkt hatten, machten wir uns am Nachmittag auf den Weg zum „Palacio Portales“. Diese prunkvolle Stadtvilla des einstigen Zinn-Barones Simon Patino steht auf einem riesigen, parkähnlichen Anwesen, mitten in Cochabamba. Allerdings steht sie seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1927 leer und wie wir bei einer Führung erfuhren, hat auch niemals jemand in diesem Palast gewohnt.

Palacio Portales

Der Erbauer verstarb, bevor er jemals einziehen konnte und seine Nachfahren hatten kein Interesse an der Villa, da es im ganzen Land verteilt weitere prunkvolle Besitztümer gibt. Im Inneren des Hauses sah es aus, als wäre Versace explodiert – Gold und Brokat überall, dazu dunkle, schwere Holzmöbel. Inspiriert von seinen Reisen nach Europa, hatte jeder Raum eine andere Stilrichtung. Die Bäder waren dem Londoner Stil der damaligen Zeit angelehnt, im Tanzsaal mischten sich italienische und spanische Einrichtungsstile, es gab einen Raum, welcher der Alhambra nachempfunden war und einen französischen Speisesaal mit Wandteppichen und Deckenfresken. Fotografieren war im Inneren nicht erlaubt, vermutlich wäre bei diesem Prunk auch die Linse geplatzt. Was für eine Verschwendung, in einem armen Land wie Bolivien, so ein riesiges Anwesen einfach leer stehen zu lassen.

Im Keller befand sich ein Museum, mit einigen Gemälden und Skulpturen aber wesentlich spannender, war die zufällige Begegnung, die wir hatten, als wir das Anwesen gerade verlassen hatten. Auf der Straße trafen wir auf Rui aus Peru und kamen irgendwie mit ihm ins Gespräch und quatschten uns eine Stunde lang fest, sprachen im wörtlichen Sinne über Gott und die Welt, bevor sich unsere Wege wieder trennten. Eine dieser zufälligen Begegnungen, die uns vermutlich ewig in Erinnerung bleiben werden…

Wir verbrachten eine zweite Nacht in der Stadt, hatten dann aber auch schon wieder genug vom Großstadtgetümmel. Es zog uns wieder ins Grüne, somit nahmen wir Kurs auf das Dörfchen Toro Toro, im gleichnamigen Nationalpark gelegen.

Nationalpark Toro Toro: auf den Spuren der Dinos

Schon die Fahrt nach Toro Toro war landschaftlich wunderschön und sehr abwechslungsreich, führte durch weite Felslandschaften und vorbei an grünen Feldern und war, zu unserer Überraschung, auch größtenteils frisch geteert.

Unterwegs nach Toro Toro

Ausgerechnet die letzten steilen Kilometer, auf 3.000müM waren aber noch Baustelle und führten über ruckelige Erdpisten und enge Kurven, mitten durch die schweren Baumaschinen. So kamen wir doch noch mal kurz ins Schwitzen, bevor wir endlich im Ort Toro Toro ankamen.

Toro Toro erinnerte uns dann doch stark an San Pedro de Atacama oder auch Uyuni – die Straßen waren entweder Erdpisten oder grob gepflastert mit ordentlichen Schlaglöchern, die Häuser aus Lehm und Stroh waren alle flach und unverputzt, jedes zweite Haus war Wohnraum und Minimarkt zugleich und das Straßenbild prägten wieder unzählige struppige Hunde und natürlich die bunt gekleideten Bolivianerinnen, mit ihren langen Zöpfen und großen Hüten.

Typische Straßenszene in Toro Toro

An der Info des Nationalparks und im Büro der hier mal wieder obligatorischen Tourguides, versorgten wir uns noch mit allen notwendigen Informationen, bevor wir einen Stellplatz direkt an der Sporthalle des Ortes bezogen, wo wir wie immer viele neugierige Blicke ernteten.

Ein kurzer Spaziergang durch den Ort machte deutlich, worum es hier hauptsächlich geht: Dinosaurier. Hauptattraktion des Nationalparks, sind die vielen versteinerten Fußspuren und Fossilien von verschiedensten Dinos.

T-Rex war auch schon da

Am nächsten Morgen ging es los zur ersten Tour. In Begleitung eines Guides (praktisch jeder Dorfbewohner, der nicht im Handwerk oder in der Landwirtschaft tätig ist, ist hier ein „Guide“) und einem weiteren Reisenden, ging es los zu den ersten Dino-Spuren, welche direkt am Ortsrand gefunden wurden. Sowohl die großen Pflanzenfresser als auch die fleischfressenden Dinos, scheinen dort vor vielen Millionen Jahren vorbeigekommen zu sein.

Dino-Fußspuren eines Pflanzenfressers
Fußabdruck eines Fleischfressers

Danach setzte sich unsere Wanderung fort und es ging zu dem für uns noch viel spannenderen Ziel, dem Toro Toro Canyon.

Toro Toro Canyon Mirador

Nachdem wir den Ausblick vom Mirador genossen hatten, ging es über 1.000 Stufen, 250hm hinab in den Canyon zum Ziel und Highlight der Wanderung, dem Wasserfall El Vergel.

El Vergel

Wunderschön! Nach einer kleinen Stärkung hieß es dann aber wieder raus aus dem Canyon und die 1.000 Stufen wieder hinauf. Das erwies sich auf 2.700hm als ganz schön mühselig und schweißtreibend. 😉

Am nächsten Tag tauchten wir dann noch tiefer in den Nationalpark ein. Wieder mit einem Guide und drei weiteren Reisenden, ging es mit einem 35 Jahre alten Mitsubishi Allrad, ca. 1 Stunde raus aus Toro Toro und rauf auf 3.700müM, in die „Ciudad de Itas“ – die einstige Inka Stadt aus Steinen mit ihrem Höhlenlabyrinth.   

Vorbei an einem kleinen Canyon, stiegen wir durch eine Felsspalte hinab in die Höhlen, welche in Millionen von Jahren durch Regen, Wind und Wetter geformt wurden. Dies hat fantastische Formen erzeugt.

Ciudad de Itas

Das Herzstück der Ciudad de Itas, ist die Kathedrale genannte Höhle, welche wirklich beeindruckend war.

„Die Kathedrale“

Schließlich kletterten wir wieder hinaus aus dem Höhlenlabyrinth, über Stock, Steine und manchmal auch Leitern und es ging mit dem Auto weiter zum nächsten Ziel, dem Turu Rumi. Was genau sich dahinter verbarg, konnte man uns vorab nicht genau sagen. Es blieb felsig, wir mussten klettern und stellenweise fast schon krabbeln, um durch einen Tunnel in eine Höhle zu gelangen, in der früher angeblich Pumas gejagt und getötet wurden. Vorbei an zwei kleinen Lagunen, gab es noch mehr Felsen und Aussicht, aber kein wirkliches Highlight.

Turu Rumi

Die Krönung war jedoch, dass uns der Guide erklärte, dass Turu Rumi Stier bedeuten würde und dass es am Ende des Weges einen Stierförmigen Felsen geben sollte, nach dem diese „Attraktion“ benannt worden sei. Der Fels entpuppte sich, naja, als Fels eben, auf den von Hand (!) zwei etwas spitzere Steine gesteckt worden waren, um es wie einen Stier aussehen zu lassen, was noch nicht mal gelungen war. Der Witz des Tages. Alles in allem hatten wir bei diesem Stopp das Gefühl, dass hier versucht worden war, für die Touristen noch eine zusätzliche Attraktion zu kreieren, die eigentlich keine ist…

Finde den Stier!

Zurück im Dorf bezogen wir für die kommenden zwei Nächte einen etwas abgelegeneren Platz an der Kirche, wo wir die nächsten Tage einfach mal wieder zum nichts tun nutzten.

Als wir uns aber nachmittags mal die nähere Umgebung auf eigene Faust, bei einem Spaziergang ansehen wollten, bekamen wir zu spüren, dass dies hier wirklich nicht gewünscht ist und die Locals es ernst meinen, mit der ständigen Begleitung durch einen „Guide“. Nahezu jeder der uns außerhalb des Ortskerns begegnete, fragte uns, wo denn unser Guide sei. Der Streuner der uns beständig auf Schritt und Tritt folgte, ging leider nicht als Guide durch. 😉

Umgebung von Toro Toro

Am Ortsrand saß dann tatsächlich jemand, der „verirrte Touristen“ wie uns, zurück ins Dorf schickte, angeblich aus Sicherheitsgründen, in Wahrheit jedoch sicher aus monetären Gründen, da hier mit jedem noch so kleinem Spaziergang oder Aktivität Geld verdient werden soll. Einerseits verständlich, angesichts der hiesigen Lebensumstände, aber in diesem Fall schon eher unverschämt.

Aber immerhin ein bisschen Auslauf und Aussicht hatten wir bekommen und somit ging es zurück zum Van und nach vier Tagen und Nächten, machten wir uns auf den Rückweg nach Cochabamba und von dort weiter in den Norden.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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2023 Blogbeiträge Bolivien Länder Südamerika

Am Rande des bolivianischen Amazonas

Teil 3 unseres Roadtrips durch Bolivien

Nach den ganzen Höhen, Bergen, Wüsten, Kakteen und Städten wurde es mal wieder Zeit für etwas Luftfeuchtigkeit und grüne Landschaft, somit nahmen wir Kurs auf das Amazonasgebiet von Bolivien, wobei uns vorher schon klar war, dass wir nicht ganz tief eintauchen wollten. Dafür bräuchte es vermutlich ein geländegängigeres Auto und stärkere Nerven. 😉

Samaipata & der Nationalpark Amboro

Als erstes Ziel, hatten wir uns das 4.000-Seelen Dorf Samaipata rausgesucht, welches am Rande des Nationalparks Amboro liegt und nur noch auf 1.640m über dem Meeresspiegel. Der Weg dorthin, führte uns zwei Tage lang durch bergige und immer grüner werdende Landschaften.

Unterwegs nach Samaipata

Angekommen in Samaipata, waren wir positiv überrascht: der kleine Ort, mit den bunt bemalten Hauswänden, machte auf Anhieb einen sympathischen und angenehmen Eindruck.

Buntes Samaipata

Im Garten einer Familie, fanden wir einen sicheren und sauberen Stellplatz, wo wir zufällig auf ein Paar aus der Schweiz trafen, mit denen wir auch schon länger virtuell in Kontakt standen. Geraldine und Michele (und ihr süßer Hund Boris) reisen mit ihrem schönen T4 Syncro ebenfalls quer durch Südamerika. So entstand mal wieder ein spannender Austausch unter Gleichgesinnten. 😊

In den kommenden Tagen unternahmen wir die Touren in die Umgebung. Wie so oft in Bolivien, konnte man dort wenige Dinge auf eigene Faust angehen, stattdessen musste man für die verschiedenen Touren und Besuche des Nationalparks, eine Tour oder zumindest ein Taxi und einen Guide buchen.

Das taten wir dann auch und unternahmen zuerst die Wanderung zum sogenannten „Ellbogen der Anden“, dem Codo de los Andes. Mit einem Jeep brachte man uns zum Startpunkt der Wanderung und dann ging es, wie immer, sofort steil bergauf. Wir fanden uns umgeben von grünen Bergen und Hügeln wieder und kamen alsbald am sogenannten „Mini-Machu-Picchu“ vorbei, einem Berg, der eine ähnliche Form wie die berühmte Inka Stätte in Peru hat.

Blick auf den sogenannten „Mini-Machu Picchu“

Von dort aus ging es weiter steil hinauf, bis wir schließlich auf einem Bergkamm ankamen, von wo aus wir eine unglaubliche Rundumsicht auf den vor uns liegenden Canyon und natürlich den „Ellbogen der Anden“ hatten.

Codo de los Andes – der Ellbogen der Anden
Codo de los Andes – der Ellbogen der Anden

Traumhaft schön und noch mal eine ganz andere Seite von Bolivien.
Von dort an ging es erstmal bergab. Über einen schmalen Trampelpfad, immer am Abgrund entlang – definitiv nix für schwache Nerven und Menschen, die nicht schwindelfrei sind.

Angekommen am Fluß im Canyon, war es erstmal Zeit für eine Stärkung, bevor es weiter ging, immer bergauf und bergab, bis zum eigentlichen Ziel der Wanderung – den Cascadas Cuevas. Verschiedene Wasserfälle, in deren Becken man auch baden konnte. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.

Baden unterm Wasserfall

Zurück in Samaipata, buchten wir für den nächsten Tag direkt die nächste Tour. Diesmal ging es auch wirklich rein in den Amboro Nationalpark. Die „Stars“ des Parks, sind die Helechos Gigantes – die Riesenfarne.

Riesenfarne im Amboro Nationalpark

Diese Art von Farnbäumen, gibt es nur an 5 Orten auf der Welt, wir kennen sie u.a. schon aus Australien und Neuseeland.

Die Bäume genannten Gewächse sind tatsächlich keine Bäume, denn sie haben keine Wurzeln. Der Stamm der Farne ist mehr oder weniger hohl und dient der Pflanze als Wasserflasche, in ihm sammelt sich Wasser, welches die Pflanze mit Nährstoffen versorgt. Die Farne sterben auch niemals, es sei denn ein Brand vernichtet sie. Wenn sie umstürzen oder abbrechen, können sie auch in der horizontalen weiterleben. Sie wachsen jedes Jahr nur wenige Millimeter, sodass die meisten Farne, welche uns umgaben, schon tausende Jahre alt gewesen sein müssen. Absolut faszinierend!

Umgeben von Riesenfarnen

Die knapp 9km lange Strecke durch den Wald ging stetig auf und ab, es war ordentlich matschig und rutschig. Schließlich führte uns unser Guide auf einen Aussichtspunkt. Allerdings befanden wir uns hier mitten in den Wolken und es wehte ein starker Wind. Viel zu sehen war daher nicht. 😅

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! 😉
OK, doch zumindest ein bisschen Aussicht gab es.

Zwischendurch konnte man aber doch immer mal einen kurzen Blick auf die umgebende Landschaft erhaschen. Der zweite Mirador war dann zum Glück windgeschützt und bot freie Sicht über die weite Landschaft.

Mirador Nr. 2 bot mehr Sicht

Zurück am Ausgangspunkt der Wanderung, erfolgte die abenteuerliche, steile und ruckelige Rückfahrt ins Dorf, die zu unserer großen Überraschung von einem Automatik-Minivan gemeistert wurde, worauf der Fahrer sichtlich stolz war. 😅

Wir verbrachten zwei weitere Nächte etwas außerhalb des Dorfes und saßen einen Regentag aus, bevor wir noch das kleine Weingut Landsua besuchten. Auch in Bolivien wird tatsächlich Wein angebaut, das größte und ertragreichste Weinanbaugebiet befindet sich aber weiter südlich, in Tarija, nahe der Grenze zu Argentinien und Chile. Diesen Umweg wollten wir nicht in Kauf nehmen und freuten uns daher, dass es auch hier in der Höhe in Samaipata ein kleines Weingut gab. Wir bekamen eine kurze Führung, bevor wir zwei Weine probieren durften.

Weingut Landsua

Ehrlich gesagt, gehören die bolivianischen Weine nicht unbedingt zu unseren Favoriten, aber dennoch hat sich der Besuch gelohnt. Nicht zuletzt wegen der süßen Katze, die nicht von meinem Schoß wich.

Besser als jeder Wein!

Santa Cruz de la Sierra

Wir verließen das Weingut dann aber doch ohne Katze, dafür mit einer Flasche Wein, und machten uns auf zum nächsten Ziel, der größten und einwohnerstärksten Stadt Boliviens, Santa Cruz de la Sierra, am Rande des Amazonas und auf nur noch 400m über dem Meeresspiegel. Tiefer kommt man in Bolivien kaum. So viel Sauerstoff, was für eine Wohltat! 😉 Allerdings begrüßte uns Santa Cruz auch mit starkem Regen, was natürlich für die Region keine Seltenheit ist. Aber bei ohnehin schon 90% Luftfeuchtigkeit, war das ein krasser Umschwung für uns. Das war’s dann auch mit meinen glatten Haaren! 😉

Verregnetes Santa Cruz

Zuerst steuerten wir in Santa Cruz eine FIAT Werkstatt an, seit den vielen Autowäschen und der Fahrt auf dem Salar de Uyuni, knarzte nämlich unser Auto ganz schön und auch die Handbremse hielt nicht mehr so gut.

Die Mechaniker in der Werkstatt waren erstmal überfragt, den FIAT Ducato gibt es in Bolivien nämlich nicht (komisch, da es ihn in allen umliegenden Ländern in Südamerika sehr wohl gibt). Christian setzte alle seine Überredungskünste ein, bis sich die Mechaniker schließlich doch mal die knarzenden und quietschenden Stellen anschauten. Die Diagnose lautete: die Bremsen an der Hinterachse müssen gemacht, die Blattfedern gefettet und die Handbremse nachgestellt werden. Das war am Freitagnachmittag um 17h aber selbst in Bolivien nicht mehr möglich, somit bat man uns am Montagmorgen wiederzukommen.

Somit hatten wir ein ganzes Wochenende in Santa Cruz vor uns. Wir fanden einen wenig schönen, aber dafür sicher bewachten Parkplatz direkt in der Innenstadt, von wo aus wir uns auf in die Altstadt machten.

Kathedrale von Santa Cruz de la Sierra

Außerdem fanden wir eine sehr gute, italienische Pizzeria, es gab sogar Burrata. Definitiv ein Santa-Cruz Highlight! 😉 Viel mehr Highlights gab es dann aber auch nicht mehr. Santa Cruz hat wenig wirkliche Sehenswürdigkeiten, die vorhandenen Museen waren entweder geschlossen oder schlichtweg nicht unser Fall. Auch sahen wir hier eine ganz andere Seite von Bolivien. Es gibt viel weniger indigene Menschen, kaum Frauen in traditioneller Kleidung, die ganze Stadt ist eher westlich geprägt, viele der Läden, Cafés und Restaurants könnte man so auch in Frankfurt, Lissabon, San Francisco oder London finden.

Am Stadtrand reiht sich eine riesige Shopping Mall an die nächste, ganz im amerikanischen Stil. Wir waren überrascht hier Marken wie z. B. Armani zu finden, oder auch Flagship Stores verschiedener Sportmarken und sogar Burger King und Starbucks stand zur Auswahl. Das hatte es bisher in ganz Bolivien noch nicht gegeben. Definitiv ist das Amazonasgebiet eine andere Welt als die Hochebene und die Andenregion.

Am Montagmorgen standen wir als erste vor der Werkstatt, wo man uns fast eine Stunde lang erstmal in die Kundenkartei aufnahm, und allerhand Daten abfragte. Nachdem wir gerade im Wartebereich Platz genommen hatten, wo wir auf die Reparatur warten wollten, kam aber auch schon wieder der Kundenbetreuer zu uns mit der Botschaft: leider darf euer Van nicht in die Werkstatthalle, die Hebebühnen sind nur bis 4 Tonnen ausgelegt. Das unser Van nur 3.5t wiegt, war egal, der Werkstattleiter wollte keine Verantwortung übernehmen.
Hmpf, dass hätte man aber schon am Freitag entscheiden können. Und der größte Witz: sie verwiesen uns an ihre Zweigstelle, wo Nutzfahrzeuge, LKWs und Busse verkauft und repariert werden. Ja Mensch, danke für nix. Das hätten sie uns doch gleich sagen können.

Somit ging der Werkstatt Marathon weiter, wir fuhren ans andere Ende der Stadt, wo uns der wahrscheinlich netteste Mechaniker von Bolivien bediente, der sogar englisch sprach, total begeistert war von unserem rollenden Zuhause war und der sich geduldig alles anschaute und prüfte und sich anschließend noch mal fast eine Stunde Zeit nahm, um Christian alles zu erklären.

Das Fazit: eigentlich musste nichts akut gemacht werden, die Bremsen waren noch nicht an der Verschleißgrenze, die Handbremse wurde mit wenigen Handgriffen nachgestellt, die Blattfedern gefettet und schon konnten wir wieder, endlich ohne Knarzen und Quietschen, vom Hof rollen.

Zurück in die Höhe

Damit hatten wir jetzt aber auch erstmal genug von Werkstätten und Großstadtgewusel, es zog uns wieder ins Grüne. Unser nächstes Ziel war die Stadt Cochabamba, in den östlichen Anden gelegen. Es ging also wieder raus aus dem Amazonasgebiet und langsam, aber stetig zurück in die Höhe.

Die wunderschöne und größtenteils relativ gut ausgebaute Strecke, führte um den nördlichen Teil des Amboro Nationalparks, wir fuhren also mitten durch den Regenwald, umgeben von Palmen, Bananenpflanzen und natürlich Farnen.

Bananenstand am Straßenrand

Wie fast überall in Bolivien, fand man am Straßenrand entlang der Strecke alles, was man sich an Obst und Gemüse nur vorstellen kann. Als Christian den ersten Stand mit Kokosnüssen entdeckte, legte er beinahe eine Vollbremsung hin, sodass wir endlich zu unseren ersten frischen Kokosnüssen kamen, was uns immer an unsere Zeit in Brasilien erinnert, wo diese täglich mehrmals auf dem Speiseplan standen.

Kokosnuss-Shopping

Bevor es nach Cochabamba gehen sollte, wollten wir noch eine kleine Wanderung im Regenwald unternehmen, daher verbrachten wir eine Nacht auf einem Wanderparkplatz, auf dem es wilde Affen geben sollte. Diese blieben allerdings in den Bäumen – der Regenwald machte seinem Namen nämlich alle Ehre, es regnete stark, bis in den Morgen hinein und war dicht bewölkt, sodass unsere Wanderung buchstäblich ins Wasser fiel.

Also ging die wilde Fahrt direkt weiter und ehe wir uns versahen, waren wir wieder auf 3.150m über dem Meeresspiegel, wo wir an einer Lagune eine Pause einlegten, um uns wieder an die deutlich dünnere Luft zu gewöhnen.

Lagune auf 3.150müM

Von dort aus ging es dann zum Glück wieder ein bisschen bergab, bis wir auf das auf ca. 2.560m gelegene Cochabamba trafen, was auch wieder einige Überraschungen für uns bereithielt.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

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2023 Blogbeiträge Bolivien Länder Südamerika

Potosi & Sucre – unterwegs in hohen Städten

Teil 2 unseres Roadtrips durch Bolivien

Nachdem wir Uyuni hinter uns gelassen hatten, führte uns die Strecke nach Potosi vorbei an felsigen Berglandschaften, Quinoa Feldern und jeder Menge Lamas. Auf halber Strecke verbrachten wir eine Nacht irgendwo im Nirgendwo, umgeben von sichtlich irritierten Lamas.

Lamas in unserem Vorgarten

Potosi – Stadt der Silbermienen

Am nächsten Morgen ging es dann zeitig los ins auf 4.060m ü.M. gelegene Potosi. Da wir erfahrungsgemäß in diesen Höhen nicht gut schlafen können, es nachts recht kalt wird und unsere Heizung zu dem Zeitpunkt schon einige Probleme mit der dünnen Luft hatte, wollten wir nur einen Tag in der Stadt verbringen und vor Einbruch der Dunkelheit etwas abfahren. Aber jetzt hieß es erstmal ankommen. Potosis Straßen sind dafür bekannt sehr eng und sehr steil zu sein, was in dieser Höhe kein Spaß ist mit einem 3,5 Tonnen Van. Dementsprechend hatten wir unsere liebe Mühe, auf den bewachten Parkplatz zu kommen, den wir uns vorab rausgesucht hatten. Mit viel gutem Zureden (und Vollgas) schafften wir es aber dann doch durch die engen Kurven und Gässchen, auch wenn es rund um uns herum, aus allen Richtungen ständig wild hupte. Besonders geduldig scheinen die Bolivianer im Straßenverkehr nicht zu sein.

Zu Fuß machten wir uns auf den Weg in die schöne Altstadt Potosis, welche mit farbenfrohen Kolonialbauten und Kirchen, und Kathedralen beeindruckte.

Kathedrale in Potosi
In der Altstadt von Potosi

Doch nicht nur die Spanier haben ihren Einfluss in Potosi hinterlassen, auch der Baustil der Jesuiten ist an einigen Orten in der Stadt zu erkennen, so zum Beispiel am „Torre de la Compania de Jesus“, den wir kurzentschlossen bestiegen. Der Torre war früher mal Teile einer Kirche, heute ist jedoch nur der Turm original erhalten, der Rest der Kirche musste abgerissen und neu aufgebaut werden und wurde schließlich zu einer Schule umfunktioniert. Vom Turm aus, der durch die gefühlt engste Wendeltreppe der Welt erreicht werden konnte, hatte man einen Rundumblick über die Stadt, und auf den allgegenwärtigen Cerro Rico.

Ausblick über die Stadt & auf den Cerro Rico

Der Cerro Rico gehört zu den wichtigsten Wahrzeichen Boliviens, denn er brachte einst den Reichtum ins Land, da in seinem Inneren im 16. Jahrhundert, scheinbar unerschöpfliche Silbermienen gefunden wurden. Noch heute gibt es über 300 Silbermienen, wovon immer noch viele in Betrieb sind.

Das üppige Silbervorkommen weckte die Gier der Spanier, die hier damals noch an der Macht waren. Vom 16. bis 18. Jahrhundert ließen sowohl Spanien als auch Argentinien ihre Münzen in der „Casa de la Moneda“ (dem Haus des Geldes) herstellen, was Potosi einst zur reichsten Stadt auf dem ganzen amerikanischen Kontinent machte und ihr wirtschaftlich zu einem ähnlichen Ansehen wie z. B. London verhalf.

Die Casa de la Moneda dient heute als Museum, welches als eines der besten Südamerikas gehandelt wird. Natürlich ließen wir uns das nicht entgehen und besuchten, nach einem deftigen und wie so oft Fleisch lastigen Mittagessen, das Museum. Das gesamte Gebäude befindet sich noch in Originalzustand. In der Gießerei, wo das Erz geschmolzen wurde, um das reine Silber von anderen Metallen zu trennen, und anschließend in Barren gegossen wurde, konnte man noch die Rußspuren vom Feuer an der Decke erkennen. Viele der bis zu 400 Jahre alten Gerätschaften waren noch erhalten. Ebenso die von Eseln oder Pferden angetriebenen Maschinen, mit denen die Silberbarren „geplättet“ wurden, bevor sie zu Münzen verarbeitet und geprägt wurden.

Maschinen mit denen die Silberbarren geplättet wurden

Wirklich sehr eindrucksvoll. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, eine aktive Silbermiene zu besuchen, davon nahmen wir aber rasch Abstand, da dies nicht nur eine gefährliche, stickige und enge Angelegenheit ist, auch arbeiten bis heute noch Kinder illegal in den Mienen und für willige Touristen, werden auch gerne Mal kleine Shows mit Sprengstoff abgezogen. Diese Art von Tourismus wollten wir definitiv nicht unterstützen.

Somit begnügten wir uns mit einem Spaziergang durch die Altstadt, bevor es am späten Nachmittag wieder raus aus dem wuseligen Potosi ging und „hinab“ zu einem Stellplatz, auf nur noch 3.200m ü.M.

Dort mussten wir dann leider feststellen, dass unsere Dieselheizung nun gar nicht mehr mitmachen wollte. Sie sprang zwar nach mehreren Anläufen doch noch an, allerdings war der Abgasgeruch im Auto so stark, das ich schon befürchtete, dass wir uns selbst vergasen. Als unser Gaswarner kurze Zeit später ansprang, war klar, dass hier dringend was gemacht werden musste. Christian war bereits länger mit dem Hersteller in Kontakt und hatte einen groben Plan, was zu tun war, um die Brennkammer der Heizung zu reinigen und sie damit hoffentlich wieder gangbar zu machen.

Sucre – die weiße Hauptstadt

Nach einer kühlen Nacht fuhren wir aber erstmal weiter zu unserem nächsten Ziel: Sucre, die Hauptstadt Boliviens.

Sucre liegt auf knapp unter 3.000m ü.M. (so tief waren wir seit San Pedro nicht mehr gewesen) und trägt den Beinamen „die weiße Stadt“. Warum, wurde uns schnell klar als wir durch die schöne Altstadt spazierten, welche seit 1991 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.

In Sucres Altstadt
In Sucres Altstadt

Wir fühlten uns sofort wohl, was nicht nur daran lag, dass wir hier einen schönen Stellplatz, im Garten einer netten Bolivianerin fanden, sondern auch daran, dass wir hier zum ersten Mal seit Wochen wieder auf durchgängig geteerte Straßen und Wege trafen, was den Vorteil hat, dass alles viel sauberer ist. Endlich konnten wir auch mal wieder vorm Van in der Sonne sitzen, ohne sofort komplett einzustauben.

Aber auch abgesehen davon, hatte die Stadt viel zu bieten: wir besuchten u.a. drei spannende Museen. Das Museo Tesoro beschäftigt sich mit den Bodenschätzen des Landes. Neben Silber, Lithium, Borax und vielen anderen Mineralien, gibt es auch einiges an einzigartigen
(Halb-)Edelsteinen unter der bolivianischen Erde des Pantanal Gebietes (an der Grenze zu Brasilien und Paraguay).

Einzigartiger, zweifarbiger Halbedelstein, aus dem bolivianischen Pantanal

In der „Casa de la Libertad”, ging es um die Geschichte des Landes und der Stadt. Wir trafen auf uns bereits bekannte südamerikanische Persönlichkeiten wie Simon Bolivar und General Sucre, nach denen Land und Hauptstadt benannt wurden, aber auch auf die eigentliche Heldin des Landes: die Freiheitskämpferin Juana de Arzuduy de Padilla. Nachdem Juana ihren Mann und vier ihrer fünf Söhne im Krieg verloren hatte, übernahm sie kurzerhand die Verantwortung und führte als Generalin eine 10.000 Mann starke Kriegstruppe an. Sie leitete waghalsige Manöver zur Eroberung von Gebieten gegen die eigentlich überlegenen Spanier ein und brachte so die Unabhängigkeit von Bolivien entscheidend voran.

Casa Libertad

Eigentlich hätte man das Land nach ihr benennen sollen, statt nach Bolivar.

Das Museum „Arte Indigena“ beschäftigt sich mit den verschiedenen Trachten und Kostümen des Landes. Die Webkultur ist hier allgegenwärtig, die verschiedenen indigenen Völker haben nicht nur alle ihre eigenen Sprachen und Bräuche, sondern unterscheiden sich auch durch ihre Outfits. Im Museum konnte man sogar einer Dame beim Weben der sogenannten „Untergrund-Webtechnik“ zuschauen. Das immer rot-schwarze Muster, zeigt eine Unterwelt voller Dämonen, Gottheiten und Fabelwesen. Zwar nicht ganz unser Geschmack, aber faszinierend. Eine unglaublich aufwändige und filigrane Arbeit.

Dame bei der Erstellung der Untergrund Webtechnik

Außerdem unternahmen wir auch wieder eine spannende Walking Tour durch die Stadt. Unser Guide Jhonny wusste nicht nur viele historisch und geschichtliche Fakten zu berichten, sondern führte uns auch in die lokale Kneipenszene ein, in einer Ecke der Stadt, in die sich Touristen und Reisende sonst sicher nicht verirren. Hier bekamen wir das Nationalgetränk Chicha vorgesetzt, ein fermentiertes und gezuckertes Maisgetränk, mit ordentlich Umdrehungen. Serviert wurde dies in einer besonderen Karaffe, die klar machte, wer in dieser Kneipe die Zielgruppe ist. 😉

Christian & seine Chicha

Die Chicha musste aber verdient werden, somit wurden wir in das Spiel „Sapo“ eingeführt. Sapo bedeutet Kröte, und das Spiel besteht daraus, Münzen auf ein gelochtes Spielbrett zu werfen, in dessen Mitte eine dicke Kröte thront. Wer das Maul der Kröte trifft, hat gewonnen. Ansonsten bekommt man für die verschiedenen Löcher, unterschiedliche Punktzahlen.

Sapo im Hinterhof

Ein großer Spaß und am Ende gab es dann doch Chicha für alle (nur für’s Protokoll: wir haben gegen Jhonny gewonnen!). 😉

Außerdem führte uns Jhonny noch auf den lokalen Markt. Dieser entpuppte sich als wahres Schlaraffenland! Bolivien hat nicht nur mineralische Bodenschätze, sondern hier wächst auch sonst wirklich alles, was man sich nur wünschen kann. Das Angebot an frischem und lokalem Obst und Gemüse war schier unendlich.

Markt in Sucre
Markt in Sucre

Ein Paradies!! Neben exotischen und uns bisher unbekannten Früchten wie Chirimoya und Flor de Jamaica, durften wir auch die eher deftigen Speisen probieren, wie z. B. die lokale Bratwurst oder auch die in Bolivien berühmte Sopa de Mani – Erdnusssuppe.

Sopa de Mani (kostete übrigens umgerechnet 0,61€)

Der Markt war von da an für uns ein tägliches Ziel, um uns mit frischen Lebensmitteln einzudecken. Auch hausgemachten Käse und Brot konnte man hier erstehen und besonders der Ziegen- und Schafskäse einer Dame, hatte es uns angetan. Hier schauten wir innerhalb einer Woche gleich drei Mal vorbei.

Käsefrau unseres Vertrauens.

Wir entdeckten auch ein kleines Restaurant, welches sich etwas von der deftigen, lokalen Einheitsküche abhob. Hier wurde nur mit lokalen und saisonalen Produkten gekocht. Wir probierten das 6-Gänge Menü, wovon 5 Gänge rein vegetarisch waren – eine absolute Seltenheit in Bolivien, bzw. ganz Südamerika. Jeder Gang wurde von dem Koch serviert, der diesen zubereitet hatte und der einem dann die Zutaten und verwendeten Kräuter genau erklärte. Zu jedem Gericht gab es das passende Getränk, was meistens aus einem Schnapsglas voll Saft plus einer lokalen Spirituose, oder auch mal einem lokalen Wein bestand. Ein fantastisches Erlebnis!

Heizungsreparatur in 3 Akten

Wenn wir nicht gerade durch die Stadt liefen und die kulinarischen Köstlichkeiten austesteten, waren wir mit der Säuberung und Reparatur unserer Dieselheizung beschäftigt. Dies erwies sich mal wieder als größeres Projekt, was nicht nur am komplizierten Ein- und Ausbau lag, den Christian mit viel Vorbereitung, Planung, Zeit, Geduld, Schweiß und Nerven gewissenhaft meisterte, sondern vor allem daran, dass es schier unmöglich schien die passenden Teile oder auch nur Reinigungsmittel zu erhalten. Wir verbrachten in Summe locker 1,5 Tage in der Ferreteria (=Eisenwarenladen) Straße, auf der Suche nach Terpentin, Verdünner oder Bremsenreiniger. Egal wen wir fragten, wir bekamen nur leere oder fragende Blicke, Kopfschütteln und den Verweis zum jeweiligen Nachbarladen zurück. Wir versuchten unser Glück auch in der Zweiradmechaniker-Straße und natürlich auch in der Automechaniker Straße (in Südamerika, wie auch in Asien, gibt es oft Straßen, in denen sich immer die gleichen Gewerke an einem Ort ansiedeln). Es war zum verrückt werden. Schließlich fanden wir doch noch ein Reinigungsmittel, dass uns passend erschien und einen Mann, der uns einen halben Liter Verdünnung in eine leere Cola Flasche abfüllte. Damit versuchten wir unser Glück.

Christian & das Heizungspuzzle

Christian baute also die Heizung aus, zerlegte sie in ihre Einzelteile und säuberte die wirklich sehr verrußte Brennkammer. Damit war auch klar, dass es wirklich daran gelegen hatte, dass die Heizung nicht mehr lief.

Aber da war ja noch das Problem mit dem starken Abgasgeruch. Auch dafür fand sich der Grund: das Auspuffrohr der Heizung war an einer Stelle durchgerostet und gebrochen, was nach 4 Jahren in Benutzung sicher mal vorkommen kann. Dadurch war das Abgas in unseren Wohnraum gelangt. Somit begann erneut die Suche nach einem passenden Ersatzteil, was sich als Ding der Unmöglichkeit herausstellte. Ein flexibles Rohr in dieser Beschaffenheit und Größe war in ganz Sucre nicht zu bekommen. Auch der Hersteller konnte uns nur empfehlen, ein Ersatzteil in Deutschland zu bestellen, da die Vertriebspartner in anderen südamerikanischen Ländern, offenbar keinen Versand nach Bolivien veranlassen können. Manchmal muss es einfach kompliziert sein…

Wir versuchten also erstmal das Ding zu flicken, zunächst mit einem hitzebeständigen 2-Komponenten-Epoxy-Kleber, das funktionierte zwar, aber nach dem ersten Testlauf war klar, dass diese Lösung keine lange Halbwertzeit haben würde. Also marschierte Christian noch mal los und suchte sich einen Metaller, der uns das Auspuffrohr auseinanderschnitt und ein Stück Stahlrohr einsetzte.

Auspuffrohr-Bastelei

Nicht schön, aber sicher selten und erstmal funktional. Nachdem auch das wieder eingebaut war und der Testlauf zu unserer Zufriedenheit verlief, konnten wir uns wieder auf die schönen Dinge konzentrieren: essen gehen in Sucre! 😉

Endlich was zu essen!

Wir verbrachten noch ein entspanntes Wochenende in Sucre, bevor es nach über einer Woche in dieser schönen Stadt, dann doch mal wieder weiter ging.

Ausflug nach Tarabuco

Immer sonntags, findet ca. 2h entfernt von Sucre, im Örtchen Tarabuo, ein Handwerks- und Wochenmarkt statt. Wir hatten uns sagen lassen, dass man hier noch authentische Souvenirs erstehen und außerdem das bolivianische Landleben kennenlernen kann. Also machten wir uns auf nach Tarabuco.

Willkommen in Tarabuco

Tatsächlich konnte man hier u. a. die Stoffe und Materialien finden, die wir im Museum Arte Indigena in Sucre kennengelernt hatten und viele Menschen, trugen hier noch die typischen Trachten ihres Volkes.

Handwerksmarkt in Tarabuco

Auch sonst wurde wieder angeboten und verkauft, was der Garten so hergab.

Wildes Markttreiben

Wir wurden von einer Dame angesprochen, die uns auf eine Ausstellung mit indigener Kunst hinwies, wo man auch „sicher essen“ könnte, wie sie es ausdrückte. Tatsächlich sind wir ja sonst nicht pingelig, wenn es darum geht auch mal was am Straßenrand zu probieren. Hier jedoch landeten viele undefinierbare Fleischfetzen und vor allem auch Innereien auf den Grills am Straßenrand, das war uns dann doch zu wild. Somit folgten wir dem Rat der Dame und landeten in einer kleinen Cooperativa, die sich für die Indigenas in der Region einsetzen. Es gab ein paar Gemälde und Zeichnungen lokaler „Künstler“ zu sehen und einen schönen Garten, in dem wir ein leckeres und günstiges Mittagessen serviert bekamen.

Außerdem lernten wir hier eine neue Frucht kennen: Tumbo. Tumbo wächst ähnlich wie Maracujas an einer Art Kletterpflanze mit sehr schönen Blüten. Die Konsistenz ist der Maracuja ebenfalls sehr ähnlich, der Geschmack ist jedoch eine Mischung aus Maracuja und Banane. Verrückt und extrem lecker!

Tumbo Frucht

Als wir uns später auf dem Markt auf die Suche nach eben dieser Frucht machten, trafen wir dabei auf Doris aus Köln, mit der wir ins Gespräch kamen. Die 60-jährige Latein- und Religionslehrerin hatte sich gerade ihren Lebenstraum erfüllt, ein Sabbatjahr genommen, ist nach Argentinien geflogen, hat sich dort 3 Pferde gekauft, einen Guide gemietet und ist knapp 3 Monate lang mit ihm durch das nördliche Patagonien geritten. Nun ist sie gerade dabei den Rücktransport für sich und eins der Pferde zu organisieren, was gar nicht so leicht war. Was für eine zufällige, spannende und inspirierende Begegnung.

Am frühen Nachmittag verließen wir Tarabuco, machten uns auf den Weg zurück Richtung Sucre und von dort weiter zu unserem nächsten Ziel: der Region Santa Cruz, am Rande des Amazonas.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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2023 Allgemein Blogbeiträge Bolivien Länder Südamerika

Das bolivianische Altiplano & der Salar der Uyuni

Teil 1 unseres Roadtrips durch Bolivien

Willkommen in Bolivien!
Das Land der Vielfalt, sei es im Hinblick auf die zahlreichen Bodenschätze, der diversen Flora und Fauna oder dem Fakt, das Bolivien die größte multi-ethnische Gesellschaft in ganz Südamerika hat. Rund 60% der Bevölkerung sind indigener Abstammung. Nicht umsonst nennt sich Bolivien selbst eine “Plurination“. Es gibt 36 identifizierte, ethnische Gruppen und ebenso viele anerkannte Sprachen. Die kommenden Wochen sollten also in jeglicher Hinsicht bunt, spannend, aber sicher auch herausfordernd werden und unsere Vorfreude war riesig! 😊

Road to Uyuni

Nachdem wir am 27. April am späten Nachmittag erfolgreich nach Bolivien eingereist waren, dämmerte es schon. Somit verbrachten wir die erste Nacht wenig idyllisch, direkt nach der Grenzstation, zwischen LKWs und einigen verlassenen Häusern. Am nächsten Morgen ging es dann frisch los, Richtung Uyuni. Vor uns lagen knapp 250km auf der Straße Nr. 701, die uns als zwar ungeteerte, aber gut ausgebaute Strecke beschrieben worden war. Naja, offensichtlich hat man in Südamerika eine andere Definition von gut ausgebaut. Aber das hätten wir uns ja eigentlich schon denken können…

Die staubige Schotterpiste wurde von unzähligen Baustellen unterbrochen – so viel zum Thema gut ausgebaut. Anders als in Europa, waren die Baustellen-Umleitungen hier nicht sonderlich präpariert, es waren halt ausgefahrene Sandpisten, teilweise mit ordentlichen Steigungen. Wir hielten ein paar Mal die Luft an und hofften inständig, uns nicht irgendwo festzufahren. Einmal blieb vor uns ein SUV kurz stecken und wir dachten schon, das wars dann jetzt für uns, aber zum Glück ging alles gut, Moby kämpfte sich wacker durch, auch wenn er das ein oder andere Mal „ins Schwimmen“ kam.

Was noch hinzu kam, war der Gegenverkehr. Der bestand zu 90% aus rasenden LKWs. Jedes Mal, wenn uns einer entgegenkam, war für einige Sekunden die Sicht weg, da wir komplett in Sand und Staub gehüllt wurden. Als wir nach knapp 80km das erste Mal wieder auf Teer trafen, war ich kurz davor den Boden zu küssen. 😉 Aber die Freude hielt nicht lange an, bald fanden wir uns wieder auf Ripio, also auf einer Wellblech-Schotterpiste, wieder und so blieb es auch, bis wir nach 6 Stunden Fahrt endlich in Uyuni ankamen. Halleluja!

Die staubige Piste nach Uyuni

Uyuni kannten wir bereits von unserem kurzen Aufenthalt in 2015, nach der Jeep Tour über den Salar, aber hier hatte sich scheinbar nicht viel verändert. Ähnlich wie in San Pedro, sind auch hier nahezu alle Straßen ungeteert, es ist dreckig, sandig und staubig. Die Häuser sind alle max. 3-stöckig und aus einer Mischung aus Lehm, Stroh und sandigen Steinen gebaut. Verputzt wird hier nichts. Alles ist einheitlich grau-braun. Dazu die vielen zotteligen Straßenhunde und der Plastikmüll, der vom Wind durch die Straßen gefegt wird – ehrlich gesagt ist das kein Ort zum Ankommen und wohl fühlen.

Das einzig schöne Bauwerk in Uyuni – der Uhrenturm

Was das Straßenbild etwas aufhellt, sind jedoch die Bolivianer. Besonders die Frauen stechen hervor, nahezu alle tragen die landestypische Bekleidung: mehrlagige, bunte, knielange Röcke, darunter dicke Strümpfe und Sandalen, bunte Blusen & gestrickte Umhänge und natürlich das wichtigste Accessoire: einen Hut. Außerdem haben fast ausnahmslos alle Frauen diese wunderschönen, dicken, langen schwarzen Haare, um die man sie wirklich nur beneiden kann. Die Haarpracht wird zumeist auf dem Rücken zu zwei langen Zöpfen geflochten und gerne mit bunten Bommeln verziert.

Typisches Outfit einer indigenen Bolivianerin

Handtaschen trägt hier kaum eine Person, mal abgesehen von multifunktionalen Plastiktüten. Was die Leute mit sich tragen, wird in landestypischen bunten Tüchern auf den Rücken gebunden. Seien es Kleinkinder, Einkäufe, Feuerholz oder Produkte, die sie auf dem Markt oder am Straßenrand verkaufen wollen. Mit einem Mal waren wir hier wirklich in einem komplett anderen Kulturkreis gelandet. Super spannend!

Wir nutzen den angebrochenen Tag, um den Van innen und außen vom Sand und Salz der letzten 250km zu befreien und holten uns die ersten Infos zu den Jeeptouren ins bolivianische Hochland ein. Auf der Suche nach einem einigermaßen „sauberen“ Stellplatz, wurden wir bei einem Hotel am Ortsrand fündig. Die herzliche Besitzerin überschlug sich fast vor Gastfreundlichkeit und bot uns an alles zu benutzen, was wir nur wollten. Wir durften für ein kleines Trinkgeld windgeschützt und einigermaßen staubfrei, auf dem Hof vorm Haus parken und konnten sogar den Luxus eines Badezimmers genießen.

Da wir uns nicht länger als unbedingt nötig in Uyuni aufhalten wollten, buchen wir am nächsten Tag direkt eine dreitägige Jeeptour und erledigten alle dafür notwendigen Besorgungen. Nach der zweiten Nacht vorm Hotel, ging es am 30. April schließlich los.

Jeeptour durchs bolivianische Altiplano

Zusammen mit den Holländerinnen Veerle und Veronique, dem Briten Jordan, dem US-Amerikaner Sean und unserem bolivianischen Fahrer und Guide Luis, begann die Tour mit dem Besuch des „Cemeterio de Trenes“, also dem Eisenbahnfriedhof, am Rande von Uyuni. Seit den 1940er Jahren, rosten die ausrangierten Loks hier langsam aber sicher vor sich hin.
Dort war die Hölle los als wir ankamen, da natürlich alle Jeeptouren zur gleichen Zeit starten. Da wir den Ort schon kannten und auch wussten, dass wir später selbst noch mal herkommen würden, konnten wir das entspannt betrachten und machten nur einige wenige Fotos.

Rush Hour auf dem Eisenbahnfriedhof

Danach ging es weiter zum ersten großen Highlight der Tour und ab auf den Salar de Uyuni – den mit über 10.000km² größten Salzsee der Welt. Vorbei an den blubbernden Ojos del Salar, ging es weiter zum Rallye Dakar Denkmal, welches inzwischen Farbe bekommen hat (bei unserem ersten Besuch 2015 war es noch weiß).

Ojos del Salar

Direkt daneben, befindet sich das Flaggenmonument.

Flaggenmonument auf dem Salar de Uyuni

Hier darf jeder der möchte, sich mit seiner Landesflagge verewigen. Wir hatten immerhin einen unserer Sticker dabei, der nun einen der Fahnenmaste ziert.

Von dort ging es dann ab aufs scheinbar endlose Salz.

Salz ohne Ende

Nachdem der passende Spot gefunden war, begann die Fotosession. Luis musste sich also auch als Fotograf betätigen. Und er kam vorbereitet. Er hatte eine Godzilla Figur dabei, somit entstanden einige lustige Bilder. 😊

Auf der Flucht vor Godzilla

Unsere treuen Begleiter Theo und Söt kamen natürlich auch zum Einsatz und ganz groß raus!

Der nächste Stopp war ein weiteres Highlight: die Insel Incahuasi. Mitten auf dem Salar, thront diese kleine, von tausenden Kakteen bewachsene Insel. Die riesigen Kakteen haben schon viele Jahre auf dem stacheligen Buckel, sie wachsen pro Jahr im Durchschnitt nur 1mm.

Isla Incahuasi, mitten auf dem Salzsee

Über die Insel führt ein kleiner Wanderweg, von wo aus man immer neue Ausblicke auf die umliegende, weiße Landschaft bekam. Unglaublich, dieser Ort.

Isla Incahuasi

Bevor es in die Unterkunft für die Nacht ging, bestaunten wir noch den Sonnenuntergang über dem Salar.

Sonnenuntergang über dem Salar de Uyuni

Die erste Nacht verbrachten wir dann in einem Salzhotel. Dort ist wirklich alles aus Salz: Wände, Möbel, Dekoration, alles. Nur am Essen fehlt es tatsächlich.

Unser romantisches Zimmer aus Salz 😉

Der zweite Tag führte uns an verschiedenen Lagunen vorbei. Zunächst stoppten wir an der Laguna Canapa. Hier fühlten wir uns sofort wieder wie in einer anderen Welt. Die Lagune, die Berge, die Flamingos, die Vicunas, das Zusammenspiel der pastelligen Farben, ohne harte Kontraste. Unbeschreiblich schön. Fast schon surreal!

Laguna Canapa
Flamingos in der Laguna Canapa

Weiter ging es zur Laguna Hedionda, auch „Stinky Lagune“ genannt, da es hier ziemlich nach faulen Eiern stinkt, was an den weißen Sulfurablagerungen liegt. Die Flamingos schien es jedoch nicht zu stören.

Flamingos in der Laguna Hedionda

Wir kamen noch an einer weiteren Lagune vorbei, bevor wir durch den „Paso del Inca“ auf 4.500m ü.M. rumpelten. Hier entschied Luis, dass es ein guter Zeitpunkt zum Mittagessen wäre, so gab es ein Picknick aus dem Kofferraum.

Rustikales Kofferraum-Picknick

Es dauerte nicht lange, bis sich zwei Viscachas zu uns gesellten. Die süße Mischung aus Hase und Chinchilla war scheinbar Menschen gewöhnt und blieb unweit von uns sitzen und hoffte, dass ein paar Möhrchen abfallen würden (was dann natürlich auch passierte).

Viscacha, auch Andenhase genannt

Nach der Mittagspause ging es vorbei am „Arbol de Piedra“, dem Baum aus Stein, bis zu meinem persönlichen Highlight der Tour: der Laguna Colorada.

Laguna Colorada

Durch im Wasser enthaltene Mikroorganismen, leuchtet das Wasser bei Wind rot. Die unzähligen Flamingos und die umgebenden Vulkane, tun ihr Übriges, um diesen Anblick so besonders zu machen.

Flamingos in der Laguna Colorada

Im Vergleich zu 2015, darf man inzwischen aber scheinbar nicht mehr überall und nah ran an die Laguna. Somit sahen wir diesmal keine Lamas am Ufer grasen, was beim letzten Mal noch der Fall war. Dennoch auch beim zweiten Mal noch ein unglaublicher Anblick.

Zum Abschluss des Tages, ging es noch mal hoch hinaus. Auf knapp 5.000m ü.M. trafen wir auf die Geysiere „Sol de Manana“. Angetrieben von einem unterirdischen Vulkan, blubbert und dampft es hier aus allen Ecken und Enden. Der schwefelige Geruch und die dünne Luft machten es nicht gerade angenehm dazwischen herumzulaufen, aber der Anblick war schon faszinierend.

Sol de Manana in Action

Dann ging es wieder ein Stück runter aus der Höhe, auf 4.300m ü.M. und zum rustikalen Hostel für die Nacht. Ohne warmes Wasser und Heizung, waren die neben dem Hostel liegenden heißen Quellen schon verlockend. Die 10 Minuten Fußweg durch nächtliche Minusgerade, nahmen mir aber die Lust auf dieses Erlebnis, somit wagte sich Christian allein, bzw. in Begleitung zwei unserer Mitreisenden, ins warme Becken.

Heiße Quellen bei Nacht

Nach einer kalten und nicht ganz so prickelnden Nacht (auf über 4.000m schlafen will gelernt sein), führte uns der dritte und letzte Tourentag als erstes in die sogenannte Dali-Wüste. Diese verdankt ihren Namen schlicht daher, dass sich jemand beim Anblick der Landschaft an ein Dali Gemälde erinnert fühlte.

Desierto de Dali

Vielleicht nur was für Kunstkenner. 😉 Die umliegenden 12-farbigen Berge, fanden wir da fast spannender.

12-farbige Berge

Bevor wir unseren Mitfahrer Jordan an der Grenze nach Chile absetzten, statteten wir den Lagunas Blanca & Verde noch einen Besuch ab. Die hatten wir ja schon vom Cerro Toco aus gesehen. Ähnlich wie bei der Laguna Colorada, sorgen Mikroorganismen und Algen hier für eine Verfärbung des Wassers – allerdings nur bei Wind sichtbar, da dieser die Wasseroberfläche aufwirbelt. Da es bei unserem Besuch windstill war, hatten einfach beide Lagunen dieselbe Färbung.

Lagunas Blanca & Verde

Trotzdem schön!

Nun stand uns der lange, rumpelige Rückweg nach Uyuni bevor. Aber ein Ass hatte Luis noch im Ärmel: die Laguna Mystica. Vorbei an Felsformationen und grasenden Lamas, führte ein Trampelpfad zu einer versteckten Lagune. Mit ein bisschen klettern, gelangten wir hinauf auf einen Aussichtspunkt mit tollem Rundumblick.

Familie Lama
Laguna Mystica

Danach hieß es aber wirklich 4 Stunden durchhalten, bis wir schließlich wieder im staubigen Uyuni ankamen. Dort bezogen wir wieder den Hof des Hotels, genossen eine lange, heiße Dusche und ließen erstmal wieder alles Erlebte und Gesehene sacken.

Auch beim zweiten Mal war diese Tour wie eine Reise in eine andere Welt und an Naturschönheit schwer zu toppen. Außerdem waren wir echt froh mit unserer Entscheidung, wieder auf eine organisierte Tour zurückzugreifen, statt diese endlosen Sand- und Schotterpisten mit dem Van zu bezwingen. Einige andere Reisende, die wir getroffen haben, hatten dies auch ohne Offroad-Fahrzeug gewagt und die Meisten sind nicht schadfrei rausgekommen bzw. haben nach eigener Aussage die Tour nicht genießen können, da die Pisten Mensch und Maschine wirklich alles abverlangen und viele Nerven kosten.

Moby Dick on Salt!

Aber eins der Highlights wollten wir auf jeden Fall mit dem eigenen Van erleben – die Fahrt auf den Salar de Uyuni. Also ging es am nächsten Morgen auf zum Unterbodenversiegeln, um die Karosserie bestmöglich vor Salzkorrosion zu schützen und dann los Richtung Salar.

Der erste Stopp war wieder das Dakar- und das Flaggenmonument.

Rallye Dakar Monument
Flaggenmonument

Danach suchten wir uns ein schönes Plätzchen auf dem Salzsee. Sich auf 10.000km² für einen Spot zu entscheiden, ist gar nicht so einfach. 😉

Zuhause auf dem Salar de Uyuni

Natürlich machten wir erneut unzählige Fotos und spielten mit den Perspektiven.

Am späten Nachmittag zog es uns zur Kakteeninsel, Isla Incahuasi, wo wir die Nacht verbringen wollten. Dies war für uns ein weiterer großer Meilenstein dieser Reise, auf den wir uns schon lange gefreut hatten.

Unser Zuhause vor der Isla Incahuasi

Nach Sonnenuntergang waren wir (bis auf einen französischen LKW-Camper, der auf der anderen Seite der Insel stand) die einzigen Menschen weit und breit. Und wir hatten Vollmond, dadurch leuchtete die endlos weiße Salzoberfläche fast taghell.  

Wohl einer unserer spektakulärsten Stellplätze ever!

Wohl einer der schönsten und besondersten Campingspots den wir auf dieser Reise hatten. Zum Sonnenaufgang erklommen wir am nächsten Morgen dann noch mal die Insel.

Sonnenaufgang an der Isla Incahuasi
Sonnenaufgang an der Isla Incahuasi

Was für ein unglaublicher Ort!

Nach dem gemütlichen Frühstück, mitten auf dem Salar, machten wir uns auf den Rückweg nach Uyuni, wo wir noch mal einen Stopp auf dem Eisenbahn-Friedhof einlegten, den wir diesmal ganz für uns hatten.

Train Cemetery in Uyuni

Dann ging es schnurstracks in die Autowäscherei, um das Salz wieder loszuwerden. Da dies unser dritter Besuch in nur einer Woche war, gehörten wir hier schon zu den Stammkunden und wurden nicht ohne Selfies vom Hof gelassen.

Drei Daumen für einen sauberen Van!

Wir füllten noch unseren Tank auf, was in Bolivien nicht immer so einfach ist. Touristen zahlen hier, staatlich geregelt, den doppelten Preis für Benzin und Diesel und manche Tankstellen, lassen einen als Ausländer auch nicht tanken, da ihnen der Aufwand mit der Abrechnung zu groß ist. Dies ist uns bisher zwar nur 1-2x passiert, aber es wird immer ein bisschen gemauschelt.
In Uyuni bekamen wir z. B. 10 Liter zum offiziellen Touristenpreis für 10 Bolivianos, inkl. Quittung. Die restlichen Liter erhielten wir für einen leicht reduzierten Preis, á 8 Bolivianos, ohne Quittung. Wir zahlten somit immer noch knapp 50% mehr als die Bolivianer und die Differenz wanderte vermutlich in die Tasche des Tankwarts, aber so ist das hier eben, das Spiel muss man mitmachen, wenn man einen vollen Tank möchte und selbst der offizielle „Touri-Preis“ ist mit umgerechnet 1.20€ pro Liter noch relativ human.

Sobald das erledigt war, ging es endlich raus aus dem staubig, dreckigen Uyuni. Als nächstes nahmen wir Kurs auf die Stadt der Silbermienen, Potosi, auf 4.000m ü.M.

Aber dazu demnächst mehr… 😊

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