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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

CDMX – Zwischen Ärzten und Vulkanen

Teil 21 unseres Roadtrips durch Mexiko

20. november – 6. dezember 2024

Ende November verschlug es uns zum dritten Mal in die mexikanische Hauptstadt. Wir hatten uns für 9 Tage ein kleines Apartment in unserem Lieblingsviertel Condesa gebucht und freuten uns, auf ein paar schöne, aber auch erledigungsreiche Tage.

Da ahnten wir noch nicht, dass dies die wahrscheinlich teuerste Woche unserer bisherigen Reise werden würde…

Zurück in Mexiko Stadt

Zunächst bezogen wir also unser kleines Apartment, wo mir bereits beim ersten Blick klar wurde, dass hier einiges nicht der Beschreibung und den hübschen Bildern entsprach. Der Zustand war stellenweise wirklich übel und nachdem der Vermieter sich nicht besonders kooperativ zeigte, wandte ich mich schließlich an den Airbnb-Support und erhielt letztendlich sogar 100€ Erstattung. Immerhin. Das Geld konnten wir gut gebrauchen.

Wir nutzten den Stadtaufenthalt diesmal nämlich nicht nur zum Sightseeing und essen, sondern hatten uns einige Arzttermine vorgenommen. Die Auswahl an guten (und englischsprachigen) Ärzten ist in CDMX hervorragend und die Preise für Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungen sind hier wesentlich günstiger als in unseren zukünftigen Reisezielen auf dem nordamerikanischen Kontinent.

Böse Überraschung

Christian wusste ja bereits, dass ihm beim Zahnarzt noch eine Wurzelbehandlung und die Einpflanzung des Implantats bevorstanden – also das follow-up zu seiner Behandlung im Juni.
Auch bei mir wurde es mal wieder Zeit für einen Check-up und eine Zahnreinigung, also schaute ich auch mal beim Doc vorbei und fiel unserem Dr. Ricardo fast vom Behandlungsstuhl, als er mir seine Erkenntnisse mitteilte: hervorragende Zahnhygiene, aber jede Menge Karies und kaputte alte Füllungen.
Diagnose: 12 Füllungen und 3 Teilkronen. WTF! 😱
Ich wollte ihm erstmal nicht glauben, aber mithilfe einer Kamera und Röntgenaufnahmen zeigte er mir die Baustellen und dann war schnell klar, wie die nächste Woche aussehen würde. Der Witz war, dass ein Großteil der Karies auch schon vor einem Jahr dagewesen sein muss, als ich zum letzten Mal beim Zahnarzt in Kolumbien war, die mir versicherte, dass alles top ist. Na, vielen Dank!
In den folgenden 8 Tagen hatte ich 7 Termine von jeweils 2–3 Stunden. Da hatte ich eindeutig schon bessere Wochen.

Parallel bekam Christian seine Wurzelbehandlung, bei der der Doc feststellte, dass sein betroffener Zahn eine zusätzliche Wurzel hatte, welche die meisten Menschen an der Stelle nicht haben. Mein Mann ist einfach was Besonderes!
An diese Wurzel kam man auf normalen Wegen aber nicht ran, somit könnte der Zahn (bzw. die Wurzel) in Zukunft immer wieder Ärger machen und sich entzünden. Die Empfehlung lautete, einen kleinen chirurgischen Eingriff vornehmen zu lassen, bei dem das Zahnfleisch aufgeschnitten und die Wurzel gekappt wird. Gesagt, getan. Ein kleiner Eingriff, der Christian für ein paar Tage mit dicker Backe zurückließ.

Auf der anderen Seite wurde derweil das Implantat gesetzt, was laut Christian schnell und einfach vonstatten ging und weniger schmerzhaft war als die Zahnwurzelgeschichte.

So war also permanent einer von uns beiden halbseitig betäubt und/oder hatte eine dicke Backe.

Nebenbei nahmen wir weitere Termine wahr, ich ging mal wieder zur Krebsvorsorge und staunte auch hier über die moderne Praxis der Gynäkologin und vor allem darüber, dass sie mich direkt zur Mammographie schickte. Das ist in Mexiko nämlich Standard für Frauen ab 40, da Brustkrebs nun mal die häufigste Krebsart bei Frauen ist – und zwar nicht nur bei Frauen Ü50. Davon kann sich das deutsche Gesundheitssystem mal eine Scheibe abschneiden. Von wegen IGeL-Leistungen…

Von heute auf morgen bekam ich einen Termin in einem der zahlreichen „Scanner-Zentren“, die alle Arten von Ultraschall, CT, MRT und sonstigen Untersuchungen zentralisiert durchführen und im Grunde genommen überall in der Stadt, aber auch im ganzen Land verteilt sind. So bin ich nun um eine spannende Erfahrung reicher (und zum Glück ohne Befund).

Zahnriemen für Moby & weitere Baustellen

Aber nicht nur wir bekamen medizinische Zuwendung, auch Moby ging es an die Zähne bzw. an den Zahnriemen. Diese Baustelle war ja noch offen, da man in Oaxaca die Kurbelwellenriemenscheibe nicht runterbekommen hatte. Die Neue aus Deutschland war inzwischen angekommen und wir fanden nicht weit von unserem Apartment eine FIAT-Werkstatt, die sich nun um den Einbau kümmerte. Diesmal klappte alles und wir konnten auch diese Baustelle endlich abhaken.

Da unsere Kreditkarten glühten, nutzten wir die Zeit zwischen den ganzen Terminen so gut es ging zum Arbeiten, aber auch hier gab es noch eine kleine Hürde: Einer unserer Laptops hatte seit nun mehr einem Jahr eine Macke und startete manchmal einfach nicht. Dies wollten wir nun endlich mal untersuchen lassen. Ein Techniker nahm sich des Problems an, sagte uns aber schon nach dem ersten Check, dass es länger dauern würde. Mindestens eine Woche, da es sich um ein schwer identifizierbares Problem auf der Hauptplatine handelte. Somit mussten wir mit einem Laptop auskommen und in Schichten arbeiten.
Wenn’s einmal läuft… 😤

Zwischen all dem nahmen wir uns aber natürlich noch Zeit, die Stadt zu genießen. Wir besuchten unsere Lieblingsorte und -viertel, gönnten uns, wenn es die Zähne zuließen, den ein oder anderen Restaurantbesuch und tauschten endlich mal meine inzwischen völlig durchlöcherten und kaputten Chucks gegen ein neues Paar aus. Friseurbesuche waren auch noch drin. Wenn das Geld schon mal fließt…💸

Ein Ausflug ins Künstlerviertel Coyoacan durfte natürlich auch diesmal nicht fehlen, genauso wenig wie das Bestaunen des Palacio Bellas Artes, am liebsten vom Torre Latinoamericana aus.

Irgendwann waren die 9 Tage vorbei und wir checkten aus unserem Apartment aus. Unser Laptop war aber immer noch beim Techniker und wir hatten eigentlich auch noch nicht genug von der Stadt. Also blieben wir ganz frech noch 2 Tage und Nächte vor dem Apartment stehen und campten dort (wenig idyllisch an der Hauptstraße).

Danach war der Laptop leider immer noch nicht fertig, aber wir brauchten eine Großstadt-Pause. Also füllten wir die Vorräte auf und machten einen Ausflug auf den Paso Cortes – den auf 3.640m liegenden Pass zwischen dem Vulkan Popocatepetl und dem Iztacciuhatl.

Ausflug zu den Vulkanen

Als wir dort am Sonntagnachmittag ankamen, staunten wir nicht schlecht: Der Parkplatz vor dem Besucherzentrum war voll mit Autos und Menschen – so hatten wir den Ort bei unserem ersten Besuch nicht erlebt. Aber es war Sonntag und schönes Wetter, natürlich zog es da nicht nur uns in die Natur. Unser Stammplatz wurde aber gerade frei, somit schmissen wir uns sofort in die Wanderklamotten und marschierten rauf, Richtung Izta, von wo aus wir mal wieder die schönsten Aussichten auf die Vulkane hatten.

Die Sicht war so klar, dass wir in der Ferne sogar den Malinche und den höchsten Berg des Landes, den Pico de Orizaba, sehen konnten. Wahnsinn!

Nach Sonnenuntergang hatten wir das Gelände wieder für uns allein und der Popocatepetl rauchte nur noch für uns.

Was wir aber nicht bedacht hatten, war, dass es ja Winter war. Somit fielen in dieser Höhe die Temperaturen nachts auf -2 Grad. Da waren wir doch froh, als unsere Heizung beim 2. Versuch endlich ansprang. Als wir das letzte Mal im Mai hier waren, war es nachts deutlich milder geblieben.

Sobald am nächsten Tag die Sonne für ausreichend Wärme sorgte, packten wir die Bikes aus und machten uns hinauf zum Trailhead des Izta auf 4000 m. Über die wunderschöne, aber ganz schön sandige Panoramastraße ging es rauf und wir bekamen wie immer nicht genug von der Aussicht.

Die Abfahrt war aufgrund der Trockenzeit und der tiefen Sandstellen leider nicht so rasant wie beim letzten Mal im Mai, machte aber dennoch großen Spaß. Nach einer Stärkung am Van schwangen wir uns erneut auf die Räder und fuhren ein Stück die Piste Richtung Puebla ab, wo wir noch auf einen kurzen, aber schönen Waldtrail trafen.

Einfach so schön dort!

Nach einer weiteren kalten Nacht verbrachten wir noch einen halben Tag zwischen den Vulkanen, arbeiteten ein bisschen und hielten noch einen Schwatz mit einem netten Polizisten, der nebenbei noch Tourguide war und uns noch ein paar Tipps für die Umgebung gab.

Danach hieß es wieder Abschied nehmen und es ging zurück nach Mexiko-Stadt – denn da warteten ja unser Laptop und noch ein paar Arzttermine auf uns.

Und nochmal: Mexiko Stadt

Diesmal bezogen wir wieder einen bewachten Parkplatz in Condesa, auf dem wir unseren Van, damals während unseres Haus- und Hundesittings im Juni, abgestellt hatten. Hier konnten wir auch im Van schlafen, was, obwohl der Parkplatz wirklich mitten auf einer Kreuzung liegt, erstaunlich ruhig war.

Dort verbrachten wir noch mal 4 Nächte, besuchten ein letztes Mal unseren Zahnarzt zum Check und Fädenziehen und ließen uns auch noch mal beim Hautarzt durchchecken.

Und eine neue Baustelle hatten wir auch noch: Der Dämpfer meines Mountainbikes hatte sich auf den letzten Touren lautstark bemerkbar gemacht, also war hier eine Inspektion fällig. In einem Fahrradladen bekamen wir den Tipp für eine auf Dämpfer spezialisierte Werkstatt und wie es hier eben so ist: Die wollten sich unserem Problem auch sofort annehmen (da kennen wir aus Deutschland ganz andere Wartezeiten). Christian brachte das Teil dort vorbei und innerhalb von Sekunden war der Dämpfer auseinandergebaut und die Diagnose klar: Ein Service und eine kleine Reparatur würden ausreichen, um das Ding wieder gangbar zu machen. Mit 169€ auch kein günstiger Spaß, aber immer noch billiger als ein neuer Dämpfer.
Wie gesagt, wenn’s einmal läuft… 💸

Am nächsten Vormittag bekamen wir das reparierte Teil mit einem Motorradkurier zu unserem Parkplatz gebracht. Das ist mal Service!

Und holten zu guter Letzt auch unseren Laptop wieder ab – unrepariert. Das Problem ist leider schwierig zu beheben und hätte den Techniker nochmal mindestens eine Woche gekostet. Die Zeit hatten wir aber nicht mehr. So muss da demnächst eben noch mal ein anderer Spezialist ran. Zumindest haben wir jetzt eine Idee, woran es liegen könnte.

Wir genossen noch ein letztes Mal die Annehmlichkeiten dieser großartigen Stadt, bestaunten die Weihnachtsdekoration im Historischen Zentrum und genehmigten uns einen Abschiedscocktail im 40. Stock des Torre Latinoamericana.

Am 7. Dezember verließen wir CDMX dann (um einiges ärmer) endgültig. Ob und wann wir das nächste Mal in die Stadt kommen, ist ungewiss – aber fest eingeplant.
Nun wurde es aber endgültig Zeit, mal was Neues in Mexiko zu entdecken. Daher nahmen wir Kurs auf den Westen des Landes und den Bundesstaat Michoacán.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Ausflug zum Nevado de Toluca

Teil 20 unseres Roadtrips durch Mexiko

15. – 20. November 2024

Nach vielen Monaten im Bundesstaat Oaxaca kehrten wir für eine Übernachtungs-Stippvisite zurück in den Bundesstaat Puebla und die gleichnamige Hauptstadt, wo wir im Mai schon mal ein paar Tage verbracht hatten.

Stippvisite in Puebla

Wir parkten wieder um die Ecke bei der Touripolizei und stürzten uns für einen Nachmittag noch mal in die schöne Altstadt.

Wir schauten uns eine Kunstausstellung an und liefen einem Straßenkünstler in die Arme, der ein sehr gutes Beetlejuice-Double abgab und mich sofort zum Fotos machen verpflichtete.

Am nächsten Morgen füllten wir unsere Vorräte auf und machten uns auf den Weg zum Nevado de Toluca, dem 4.680 m hohen Berg (Vulkan), der als der vierthöchste von Mexiko gilt. Die Anfahrt kostete uns einige Nerven, da wir an Mexiko-Stadt vorbeimussten und sich dort aufgrund verschiedener Baustellen alles staute, was den Frustlevel bei einigen Fahrern scheinbar ins Unermessliche steigen ließ und es zu einigen brenzligen Situationen kam.

Nevado de Toluca

So kamen wir schließlich wesentlich später als erhofft im Toluca-Nationalpark auf 3.600m ü.M. an. Für einen kurzen Akklimatisierungsspaziergang hatten wir aber noch Zeit und entdeckten dabei einen etwas abgelegenen schönen Stellplatz für uns, wo wir uns kostenfrei niederlassen konnten. Dort, auf 3.800 m, wurde es nach Sonnenuntergang aber recht schnell kalt. Daran waren wir gar nicht mehr gewöhnt und entsprechend froh, dass unsere Heizung bei 0 Grad Außentemperatur und in der Höhe direkt ansprang.

Moby & der Toluca im Hintergrund

Eigentlich war unser Plan gewesen, uns erstmal einen Tag lang in der Höhe zu akklimatisieren. Aber dann wäre unsere Wanderung auf einen Montag gefallen, an dem der Nationalpark normalerweise geschlossen hat. Zudem war die Wettervorhersage für den Sonntag sehr gut, sodass wir die lange Wanderung zum Gipfel des Nevado doch direkt am nächsten Morgen starteten.

Als wir um 7 Uhr losliefen, hatte es immer noch 0 Grad und wir wanderten warm eingepackt über weißglitzernden, gefrorenen Boden.

Es war früh & kalt wie man sieht 😉
Aber schön!

Dies änderte sich aber, sobald sich die Sonne über den Berg gekämpft hatte. Als wir nach 6km am eigentlichen Start der Wanderung auf 4.200 m ankamen, war es dementsprechend schon angenehm warm – aber auch ganz schön voll. Bis zu diesem Punkt kann man sich (an Wochenenden) nämlich auch shuttlen lassen, was viele Mexikaner gerne in Anspruch genommen hatten – es war ja auch Sonntag.

So liefen wir in einer Horde schnaufender (teilweise aber auch schon saufender) Menschen die letzten Höhenmeter bis zum ersten Aussichtspunkt auf die Kraterlagunen hinauf und wurden mit diesem Ausblick belohnt.

Erster Blick auf den Vulkankrater des Toluca

Das Gute bei den klassischen Sonntags-Bustouren-Ausflüglern ist, dass sie meistens alle keine größeren Wanderambitionen haben. So ließen wir die Massen an diesem Aussichtspunkt zurück und starteten ab dort den eigentlichen Aufstieg zum Kraterrand. Hier kamen wir dann endgültig ins Schwitzen, es ging nämlich steil hinauf.

Wandern mit Aussicht

Zunächst war der Weg noch sandig und geröllig, wurde dann aber schnell sehr felsig und zur Kletterroute. Wir beobachteten ein anderes Pärchen, welches vom Weg abgekommen war und irgendwo im Felsen herumkletterte und dabei immer wieder kleine Steinlawinen auslöste. Die zwei waren echt mutig. Der richtige Weg war aber auch schwer zu finden, da es keine Markierungen gab. So kämpften wir uns Meter um Meter vorwärts, immer wieder rauf und runter über scharfkantige Felsen.

Zwischendurch begegneten uns Wanderer, die bereits auf dem Rückweg waren, welche uns wenig Hoffnung machten, dass sich dieser Zustand bald ändern würde. Der gesamte Kraterrand war eine felsige Kletterangelegenheit. Schließlich erreichten wir den mit 4.660 m zweithöchsten Punkt des Kraters, den Pico de Aguila. Hier wurden wir mit dieser unglaublichen Aussicht auf die blau leuchtenden Lagunen und den gesamten Krater belohnt:

Blick in den Nevado de Toluca Krater

Ein Traum!!

Bis zum eigentlich höchsten Punkt waren es von dort aus aber noch mal mehrere Kilometer und wir konnten schon sehen, dass das Terrain wirklich so felsig und steil bleiben würde. Auf ungesichertes Klettern in dieser Höhe und Umgebung hatten wir aber beide keine große Lust. Das Ganze hätte uns noch Stunden gekostet, um dann über eine sandige Rutsche hinab in den Krater zu rutschen. Das waren uns die zusätzlichen 20 hm nicht wert. Wir beschlossen, noch ein bisschen die Aussicht zu genießen, und dann auf dem gleichen Weg den Rückweg anzutreten.

So machten wir es auch und stiegen schließlich vom ersten Aussichtspunkt noch mal in den Krater hinab, zu den Lagunen. Von dort unten war der Ausblick auf die eben noch bezwungene Kraterwand noch mal besonders beeindruckend.

Wir umrundeten die Lagunen und merkten dann beim letzten Anstieg zurück zum Kraterrand und Aussichtspunkt, dass uns die bis hierhin 16km und 1.000 hm ganz schön zugesetzt hatten. Die Beine waren schwer und müde. Durch die lange Zeit an der Küste waren wir scheinbar nicht mehr gut im (Höhen‑)Training. Daher gönnten wir uns auch für die 6km zurück zum Van einen Shuttle, der uns über die staubige, kurvige Straße zurück nach Hause brachte, wo nach diesem Tag nicht mehr viel passierte.

Nach der zweiten kalten Nacht schwangen wir uns am nächsten Morgen, nachdem die Sonne zum Vorschein gekommen war, noch mal auf die Mountainbikes. Denn wir hatten gesehen, dass man mit Rädern (oder Quads) auch in den Krater reinfahren durfte. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

So bekamen die Beine und die Lunge gleich wieder ordentlich was zu tun. Wiederum ging es die 6km hinauf bis zum Kraterrand auf 4.200 m. Von dort führte eine Straße einmal um den Berg herum, was uns Aussichten bis rüber zum rauchenden Popocatepetl und Iztaccihuatl bescherte. Der Wahnsinn!

Vorbei an weiteren tollen Aussichten erreichten wir schließlich, sozusagen über die Rückseite des Vulkans, den Krater und standen erneut vor den Lagunen. Was für ein cooles Gefühl, hier mit dem Fahrrad rumzufahren – noch dazu stellten wir ganz nebenbei unseren persönlichen Höhenrekord ein – auf über 4.000 m waren wir bisher auch noch nicht auf den Bikes gesessen.

Wir umrundeten die Lagunen erneut und gönnten uns danach eine Pause am Kratersee.

Von dort aus ging es über die gleiche Strecke retour zum Van, wo die nächste Überraschung auf uns wartete. Es war zwar Montag, aber scheinbar mal wieder ein Feiertag, und rund um unser rollendes Zuhause hatten es sich ein Dutzend Familien gemütlich gemacht, picknickten, spielten und hörten Musik.

Suchbild: wo ist Moby?

Die schauten uns alle genauso verwirrt an wie wir sie wahrscheinlich, als wir uns schließlich mit ausbreiteten und die Räder verstauten. Ich war mal wieder froh, nicht wie andere Vanlifer draußen duschen zu müssen. 😉

Die Familien verzogen sich bald wieder und eigentlich hätte der schöne Platz zum längeren Verweilen eingeladen – aber uns waren die Nächte einfach zu kalt.

Pueblo Magico – Metepec

Daher verließen wir den Platz noch am gleichen Nachmittag und fuhren ein Stück hinab, auf nur noch 2.700 m, in den kleinen Ort (und natürlich ein weiteres Pueblo Magico) Metepec, wo wir Mitte des Jahres auch schon mal waren und daher wussten, dass es dort einen guten und sicheren Stellplatz für uns gab. Aber wir hatten den Feiertag nicht bedacht. Ganz Metepec war ein einziger Markt, viele Straßen waren gesperrt und unser angesteuerter Parkplatz daher erstmal nicht zu erreichen. Wir drehten ein paar Runden durch den Ort und schauten nach Alternativen, aber es gab nichts Passendes.

Zum Glück sind die Mexis ja immer schnell bei der Sache: Ab 18 Uhr wurde der Markt abgebaut und wenige Minuten später war die Straße zu unserem Parkplatz wieder passierbar und wir fanden doch noch unseren Platz für die Nacht. 

Wir verbrachten den nächsten Tag in der kleinen Stadt, bestaunten die viele Handwerkskunst und die bunten Murals und arbeiteten nebenbei ein bisschen. Christian bereitete sich auf seinen letzten KI-Vortrag vor, den er am nächsten Morgen erfolgreich absolvierte.

Danach packten wir schon wieder alles zusammen und nahmen Kurs auf unsere Lieblingsmetropole – Mexico City, wir kommen… schon wieder.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

Ach ja: ¡Feliz Año Nuevo aus Mexiko!

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Oaxaca – Zwischen Strand und Werkstatt

Teil 19 unseres Roadtrips durch Mexiko

3. – 15. November 2024

Nachdem am 3. November, ähnlich wie am Aschermittwoch, in Oaxaca alles vorbei war, machten wir uns auf den Weg zurück an die Küste, zurück nach Puerto Escondido.
Manuela und René hatten uns angeboten noch mal ein paar Tage bei ihnen zu verbringen und im sogenannten „Nüeni“, dem offenen Loft über ihrem Wohnhaus, wohnen zu können. Da wir ohnehin noch ein paar Pakete erwarteten und ein Geburtstag am Meer immer eine gute Idee ist, nahmen wir das Angebot gerne an und erreichten nachmittags schon wieder unser altes Zuhause auf Zeit.

Geburtstags-Kurzurlaub im Hotelito

Die Wiedersehensfreude mit Manu, René und Domi, sowie den Katzen war trotz der kurzen Zeitspanne groß und wir verfielen sofort wieder in alte Muster, unternahmen zum Sonnenuntergang einen Strandspaziergang, beobachteten die Surfer, gingen abends in unserem liebsten Taco-Laden essen und spazierten später eine Runde durch das lebhafte La Punta.

Der nächste Tag war mein Geburtstag, den wir erneut mit einem Strandspaziergang und Frühstück am Meer begannen, bevor wir uns auf den Weg ins eineinhalbstündig entfernte Mazunte machten. Dort war das Meer ein bisschen ruhiger und wir mieteten uns zwei Liegen und verbrachten den Tag faul am Strand, mit schwimmen, Kokosnüsse schlürfen, Leute beobachten und essen.

Abends besuchten wir zusammen mit Manu und René unser Lieblingsrestaurant „El Nene“, bevor ich zurück im Hotelito noch mit einem Geburtstagskuchen überrascht wurde.

Wir blieben noch drei weitere Tage und Nächte im Hotelito und genossen unseren kleinen Urlaub. Natürlich besuchten wir noch mal all unsere Lieblingsorte, den Markt, all die guten Taco-Restaurants, Eisläden und natürlich auch das Boneyard, die Skate-Bar in La Punta.

Zum Abschluss luden uns unsere Gastgeber noch mal zum sogenannten „Fondue-Chinoise“ ein, ein Brühefondue mit Garnelen und Fisch und wir verbrachten noch mal einen richtig schönen Abend gemeinsam.

Werkstatt-Marathon in Oaxaca

Nachdem wir uns erneut verabschiedet hatten, diesmal leider auf unbestimmte Zeit, machten wir uns auf den Weg zurück nach Oaxaca und wieder in den Garten von Irving. Denn wir hatten noch einige Termine in Oaxaca.

Schon in der ‚Dia de los Muertos Woche‘, hatten wir Moby in einer nahegelegenen Werkstatt bei dem unter Overlandern bekannten Nicolas Morga durchchecken lassen.
Wir hatten ein Quietschen gehört, und wie sich herausstelle, kam das von den hinteren Bremsbelägen, die mal wieder fällig waren. Leider mussten wir auch die Vorderen erneuern lassen, denn einer der Beläge, der zwar noch gut aussah, war aber leider locker und somit bestand die Gefahr, dass wir den unterwegs irgendwo verlieren, was keine gute Sache wäre. Also wurden direkt alle Beläge erneuert und wir bestellten auch einen kompletten weiteren Satz mit, denn in den USA werden all diese Dinge deutlich teurer werden…

Die Bremsscheiben waren glücklicherweise noch in gutem Zustand, abgesehen von einigen Rillen, die hier kurzerhand, auf einer speziellen Maschine, abgedreht wurden, sodass die Bremsscheiben wieder ebenmäßig und glatt sind und perfekt auf die neuen Beläge passen.

Auch ein Ölwechsel war fällig und das spezielle Dieselmotor-Öl, das wir benötigen, war wie immer etwas schwierig zu bekommen. Online hatten wir es aber gefunden und direkt in die Werkstatt zu Nicolas bestellt, wo wir nun hin zurückkehrten und fix den Ölwechsel durchführen ließen. Innerhalb von 30 Minuten war alles erledigt.

Aber wir hatten noch eine größere Baustelle – der erste Zahnriemen- und Wasserpumpenwechsel stand an. Die nötigen Teile hatten wir in Deutschland bestellt (da sie dort wesentlich günstiger waren) und Basti und Elli hatten uns die Teile mit nach Puerto gebracht. Die freie Werkstatt von Nicolas wagte sich an diesen großen Eingriff nicht ran, immerhin muss dafür der halbe Motorraum auseinandergenommen werden.

Wir hatten vorab schon weitere Werkstätten kontaktiert, aber es war diesmal nicht so einfach jemanden zu finden, der sich das an einem europäischen Auto zutraute. Zudem benötigt man ein spezielles Motoreinstellwerkzeug, was auch nicht jeder kannte oder gar im Bestand hatte. Wir kontaktierten schließlich FIAT in Oaxaca, die sich natürlich bereiterklärten die Reparatur durchzuführen, überraschenderweise sogar zu einem fairen Preis.
Aber auch die Mechaniker dort kannten das zwingend erforderliche Motoreinstellwerkzeug nicht, erklärten sich aber bereit es einzusetzen, wenn wir es besorgen. Wie es der Zufall wollte, fanden wir in Oaxaca einen Werkzeugladen von BGS, das ist die deutsche Firma, die genau dieses spezielle FIAT-Motoreinstellwerkzeug herstellt. Da hatten wir mal wieder mehr Glück als Verstand.
Dort war das Teil zwar nicht vorrätig, konnte aber innerhalb einer Woche bestellt werden. Perfekt! Wir bestellten also das Werkzeug und vereinbarten für die folgende Woche einen Termin in der FIAT-Werkstatt.

Ob es wirklich so einfach klappen sollte mit unserer Reparatur?

Natürlich nicht! Aber das ahnten wir da noch nicht.

Wartezeitüberbrückung

Die Tage bis zum Termin verbrachten wir also rund um Oaxaca und im Garten von Irving, wo wir die Zeit zum Arbeiten nutzten, aber auch dazu, die Gegend noch ein bisschen zu erkunden. In der Stadt hatten wir zufällig einen Veranstalter für Biketouren getroffen, der uns ein paar Tipps für die Umgebung gegeben hatte.

Also schwangen wir uns mal wieder auf die Bikes und erkundeten ein paar Trails. Der Weg, den wir uns rausgesucht hatten, trug den Namen „1000 Flüsse“ und wir wunderten uns noch, da die Gegend doch recht trocken war und auf der Karte auch keine Seen oder Flüsse zu erkennen waren. Naja, es war genau ein Fluß und den mussten wir auf der Tour zig Mal queren, was mal einfach und mal schwieriger war, da einige Stellen doch recht tief und sandig waren:

Abgesehen dafür war die Strecke aber echt schön und führte über mal breite und mal sehr schmale Wege, durch einen dichten Wald, voller Schmetterlinge.

Die Tour endete schließlich in El Tule, beim dicksten Baum der Welt, wo wir uns mit Tlayudas und Eis belohnten.

El Tule
Tlayuda Gesicht

So vergingen die Tage dann doch recht schnell und schon bald stand der Termin bei FIAT an.

Zahnriemen – Erster Akt

Das Werkzeug hatte aber Verspätung und schließlich kam der Tag des Werkstatttermins und das Teil lag noch immer in einem Paketzustelllager, außerhalb der Stadt. Aber wie immer ist auch Verlass auf die Hilfe der netten Mexikaner. Der Besitzer des Ladens erklärte sich kurzerhand bereit, zum Lager zu fahren und das Teil für uns dort abzuholen – immerhin 1,5 Fahrtzeit entfernt.
So konnten wir doch noch pünktlich zum Termin in der Werkstatt erscheinen. Dort wurden alle Daten aufgenommen und wir packten ein paar Sachen zusammen, um für eine Nacht in ein Hotel in der Innenstadt zu ziehen. Bei FIAT in der Werkstatt konnten (und wollten) wir nämlich nicht bleiben.

So genossen wir noch mal zwei kulinarisch reichhaltige Tage in der schönen Altstadt von Oaxaca, die wir inzwischen kennen wie unsere Westentasche.

Am nächsten Tag warteten wir sehnsüchtig auf den Anruf aus der Werkstatt. Als wir am Nachmittag schließlich nach dem Stand der Dinge fragten, kam aber die Hiobsbotschaft: Die Kurbelwellenriemenscheibe ging nicht runter. Somit hatten sie mit dem Austausch des Zahnriemens und der Wasserpumpe noch nicht mal beginnen können. Na toll!
Das Problem war auch hier mal wieder Korrosion – die Salzwüsten lassen grüßen. Trotz Rostlöser und aller anderen Versuche war die Scheibe nicht zu lösen, wenn dann nur mit Gewalt und dann würden wir eine Neue brauchen. Kostenpunkt: 500€ und 10 Tage Lieferzeit. Eine schnelle Recherche zeigte: in Deutschland kostet das gleiche Teil 45€ und hatte (nach Mexiko) 6 Tage Lieferzeit. Somit war klar, was wir machen.

FIAT Oaxaca unternahm noch einen letzten Versuch die Scheibe zu lösen und wir verbrachten noch eine Nacht im Hotel in der Stadt, aber auch am nächsten Morgen kam die Scheibe nicht runter. Somit wurde alles zurückgebaut und wir holten den Van am Nachmittag, unverrichteter Dinge wieder ab.

Netterweise berechnete uns FIAT nichts für die ganze Arbeit und entschuldigten sich zig-mal, dass sie uns nicht helfen konnten. Schon verrückt. Ich bin mir sicher, dass wir in jeder anderen Werkstatt für die zwei Tage Arbeit was gezahlt hätten. Arbeitszeit war ja trotzdem angefallen, und zwar nicht wenig.

So zogen wir zurück zu Irving in den Garten und verbrachten dort noch mal eine letzte Nacht, denn noch mal eine Woche in Oaxaca bleiben wollten wir nicht. Die neue Kurbelwellenriemenscheibe hatten wir nach Mexico City bestellt und das war auch eins unserer nächsten Ziele. Aber natürlich nicht direkt, denn da wartete ja noch ein Vulkan auf uns…

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Dia de los Muertos in Oaxaca

Teil 18 unseres Roadtrips durch Mexiko

27. Oktober – 3. November 2024

Zurück in Mexiko brachten uns zwei lange Fahrtage durch schöne Landschaften an den Stadtrand von Oaxaca City. Im Garten von Irving und seiner Familie fanden wir einen schönen, ruhigen Platz, wo uns die beiden Hunde Vaci und Zucchini Gesellschaft leisteten.

Mit dem öffentlichen Collectivo-Taxi waren es nur wenige Minuten bis ins Stadtzentrum. Also ideal, um tagsüber zu arbeiten und abends in die Stadt zu düsen, wo bereits die Vorbereitungen und Feierlichkeiten für den „Dia de los Muertos“ in vollem Gang waren.

Dieses besondere Fest war schon letztes Jahr der Grund, warum wir so frühzeitig im Oktober den Van von Kolumbien nach Mexiko verschifft hatten. Denn wir wollten zu diesen besonderen Tagen unbedingt in Oaxaca sein, wo das Fest besonders traditionell und groß gefeiert wird. Wie sich einige noch erinnern werden, funktionierte dies ja leider nicht, da mit der Verschiffung und Entladung unseres Containers ja so ziemlich alles schiefging, was nur schiefgehen konnte. So verbrachten wir die Feiertage in Veracruz, wo nicht ganz so traditionell gefeiert wurde.

Umso schöner, dass wir dieses Jahr eine zweite Chance hatten, dem Fest beizuwohnen.

Zur Erinnerung: Der „Dia de los Muertos“, also der Tag der Toten, wird am 1. und 2. November gefeiert. Dem Glauben nach steigen die Seelen der Verstorbenen an diesen Tagen aus ihren Gräbern auf und feiern mit den Lebenden ein rauschendes Fest.

Zu diesem Zweck wird zu Hause ein Altar errichtet, mit Bildern der Toten, jeder Menge orangener Campusuchils (Ringelblumen) und den liebsten Essen und Getränken der Verstorbenen. Auf den Gräbern wird es ähnlich gehandhabt: Diese werden ebenfalls mit Blumen, Kerzen, manchmal auch Bildern und Lebensmitteln geschmückt, damit die Toten besser den Weg an die Oberfläche und nach Hause finden. Die Familien und/oder Freunde der Verstorbenen wachen, singen, reden und feiern dann an den Gräbern, bis man schließlich mit den Seelen nach Hause geht, um dort weiter zu feiern. Also so ganz anders als unser typisches Allerheiligen.

Altar in Oaxaca City

Schon in der Woche vor den eigentlichen beiden Feiertagen wurde alles festlich, bunt geschmückt. Auch fanden schon verschiedene Paraden und Konzerte statt, sodass uns nicht langweilig wurde.

Das erste Event war eine Parade am Stadtrand von Oaxaca, wo nicht nur verkleidete Menschen auftauchten, sondern auch kostümierte Haustiere, denn auch der verstorbenen Tiere wird an den Tagen gedacht. Die meisten Hunde waren aber wenig begeistert von ihren teils wirklich aufwändigen Kostümen, was die Besitzer zumeist wenig interessierte.

Die Parade zog durch die Straßen und endete schließlich auf einem Kirchplatz, wo erstmal alle mit Essen und Getränken versorgt wurden, bevor es eine Kostümprämierung gab. Das Ganze zog sich unendlich in die Länge und verlief ziemlich chaotisch (Organisation scheint nicht die Stärke der Mexis zu sein), sodass wir irgendwann von Dannen zogen.

Im Stadtviertel Jalatlaco sahen wir am nächsten Tag eine Callejoneada, wie wir sie bisher nur aus Guanajuato kannten, die, natürlich ebenfalls im Muertos-Look, laut musizierend durch die Gassen zog.

Auch das Stadtzentrum hatte sich entsprechend herausgeputzt, in den Fußgängerzonen standen überall riesige Figuren, die Frauen aus den unterschiedlichen Kulturen Oaxacas darstellen – natürlich auch im Skelett-Look.

Außerdem gab es nun überall bunte Blumenkränze und Haarreife zu kaufen, die hier traditionell rund um das Fest getragen werden. Da war ich natürlich auch dabei. 😊

🙂

31. Oktober

Ab dem 31. Oktober nahm das Fest dann richtig Fahrt auf. Um mehr über die Traditionen und die Geschichte zu lernen, schlossen wir uns einer Tour an, die uns zunächst in ein Dorf, etwas außerhalb von Oaxaca City, brachte. Dort lernten wir ein typisches Handwerk kennen, welches auch mit dem Fest in Verbindung steht. In einer kleinen Töpferei wurden die verzierten Totenköpfe für das Fest hergestellt – und natürlich auch so manch andere Skulpturen.

Zu unserer Überraschung durften wir dann selbst auch Hand anlegen und einen Totenkopf töpfern. Der arme Christian, Töpfern steht ganz oben auf seiner Anti-Bucketlist. Aber da musste er jetzt durch.
Es war auch gar nicht mal so einfach, die Köpfe zu formen und schließlich zu verzieren, aber mit der Hilfe der Profis, gelang es dann doch… so einigermaßen.

Nachdem wir uns nach der Töpferei mit leckeren Tlayudas gestärkt hatten (das sind große Weizenteigfladen, belegt mit Salat, Bohnen, Fleisch, Käse etc.), ging es schließlich zum eigentlichen Event des Abends. Wir besuchten den Dorf-Friedhof von Atzompa und staunten nicht schlecht, als wir dort ankamen und alles andere als besinnliche Stimmung vorfanden. Es mutete eher wie eine Kirmes an. Vor dem Friedhof standen dutzende Stände mit Essen, Getränken, Kunsthandwerk etc.

Auf dem Friedhofsgelände böllerten Kanonenschüsse und Feuerwerk in die Luft. Sogar ein Karussell stand dort.

Zu unserer Rechten lagen die Gräber und diese waren über und über mit den orangenen Blumen geschmückt und das gesamte Gelände wurde erleuchtet von tausenden Kerzen. Ein unglaublicher Anblick – trotz des ganzen Halligalli drumherum.

Wir liefen zwischen den Gräbern umher, was den Familien, die an den Gräbern saßen, übrigens überhaupt nichts ausmachte. Einheimische und Gäste waren hier gleichermaßen willkommen. Wir bestaunten ein ums andere Grab und fanden es total spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Familien und Freunde das Fest begingen.

Während manche ganz ruhig und andächtig am Grab saßen, lief bei anderen laute Musik, es wurde gesungen, gegessen und getrunken, mancherorts auch getanzt. Teilweise hatten die Leute ihren halben Hausstand dabei, andere entzündeten nur Kerzen. Es war auf jeden Fall wunderschön anzusehen.

Schließlich erklang laute Musik – eine Liveband begann zu spielen und natürlich begann das Fest mit dem unvermeidlichen Lambada.

Liveband auf dem Friedhof

Man kann es kaum beschreiben, man muss es gesehen haben.

Der Friedhof von Atzompa ist einer der wenigen in Oaxaca, der die ganze Nacht geöffnet bleibt. Die Familien verbringen hier zumeist die ganze Nacht am Grab ihrer verstorbenen Familienmitglieder, um ihre Seelen dann am nächsten Morgen mit nach Hause zu nehmen und bis zum 2. November weiterzufeiern. Was für ein schöner Brauch!

1. November

Den ersten November verbrachten wir in der Innenstadt von Oaxaca. Für die eigentlichen Feiertage waren wir aus Irvings Garten, ins Zentrum von Oaxaca umgezogen, wo wir auf einem nicht schönen, aber praktischen Parkplatz mitten im Zentrum „wohnen“ konnten.

Die Stadt war inzwischen brechend voll. Auf dem Zócalo wurden typische Altäre aus 16 verschiedenen Regionen in Oaxaca aufgebaut. Wir bestaunten außerdem die sogenannten „Tapetes“, das sind Teppiche aus farbigem Sand, die aufwändig auf dem Boden kreiert wurden.

Entlang der Fußgängerzone hatten unzählige (selbsternannte) Maskenbildner und Makeup-Artists ihre Stände aufgebaut und schminkten jeden, der wollte, im Toten-Look, was auch zum Fest dazugehört. Besonders Frauen lassen sich gerne im „Catrina-Look“ schminken. La Catrina ist eine Skelett-Figur, die als Symbolbild für den Dia de los Muertos steht. Natürlich ließen wir uns das nicht entgehen.

So waren wir bereit für den Abend, der einige Veranstaltungen und Halloween-Partys versprach. Zuerst besuchten wir aber noch den Hauptfriedhof in der Stadt, waren aber erstaunt, dass dort, zumindest früh am Abend, noch fast nichts los war. Andererseits aber auch kein Wunder, weil eine Parade nach der anderen durch die Stadt zog.

Wir mischten uns schließlich unter das feierwütige Volk und landeten später am Abend auf dem Zocalo, dem Hauptplatz der Stadt, wo ein älterer Herr mit seinem Laptop und einem Haufen großer Boxen eine wilde Cumbia-Party veranstaltete und die Menge zum Tanzen brachte:

Da konnte keine Halloween-Party mithalten.

Irgendwann stolperten wir müde zurück in unseren Van, wo wir noch eine Weile damit beschäftigt waren, das Make-up aus unseren Gesichtern zu waschen.

2. November

Der nächste Morgen zeigte, dass Christian lieber kein Makeup mehr verwenden sollte, er hatte rund um die Augen eine allergische Reaktion auf die (bestimmt dermatologisch getestete und extra hochwertige) Schminke. Somit hieß es für ihn Sonnenbrille, statt Maske.

Wir verbrachten den Tag erneut in der Stadt und besuchten das Viertel Xochimilco, wo uns bunte Murals und aufwändige Deko erwarteten.

Der kleine Friedhof des Viertels war üppig geschmückt und auch bei Tag schön anzuschauen.

Später ließ ich mir erneut ein Catrina-Make-up verpassen – Christian setzte aus den genannten Gründen lieber aus.

So waren wir bereit für das nächste Event des Abends. Nochmal schlossen wir uns einer Tour an, die uns erneut in ein Dorf außerhalb der Stadt brachte, nach Amilpas, wo wiederum anders und traditionell gefeiert wurde.

Bei einem typischen Essen, bestehend aus Tamales (eine Art fester Maisbrei mit Fleischfüllung), Pan de Muertos (süßes Brot, ähnlich wie ein Kreppel), heißer Schokolade und dem ein oder anderen Mezcal-Shot (die harte Version des Tequila), erklärte uns der Guide, was es mit dem Dia de los Muertos auf sich hat und wie dieser, beeinflusst von den Spaniern, sich zu dem Fest wandelte, das wir heute feiern.

Danach ging es auf den Friedhof des Dorfes, wo es zum Ende des Festes inzwischen etwas ruhiger und besinnlicher zuging. Wie schon in Atzompa waren auch hier die Gräber üppig geschmückt, mit Bergen von Ringelblumen, bunten Wimpeln, Kerzen, Bildern etc.

Hier wachten allerdings weniger Menschen an den Gräbern, die Musik war deutlich leiser und es herrschte auch keine Festivalstimmung. Mit jeweils einer Kerze in der Hand liefen wir zwischen den eng zusammenliegenden Gräbern umher und bestaunten die Dekorationen.

Mitten auf dem Friedhofsgelände war ein besonders großer Altar aufgebaut, wo Besucher Bilder ihrer Verstorbenen und natürlich andere „Opfergaben“ ablegen konnten, damit auch deren Seelen den Weg an die Oberfläche finden konnten.

Friedhof in Amilpas

Zurück im Dorf, machte sich schon die nächste Parade bereit. Und hier wurde dann ein weiterer Unterschied deutlich: In Amilpas trugen, bis auf wenige Ausnahmen, alle, die an der Parade teilnehmen, die mehr oder weniger gleiche Maske. Dies soll dazu dienen, dass einen der Tod nicht erkennt und somit nicht ereilen kann – zumindest nicht in dieser Nacht. Angeführt von einem alten Pickup voller riesiger, völlig übersteuerter Boxen zog die Parade durch das Dorf. Die Anwohner säumten rechts und links die Straßen und versorgten alle, die wollten, mit selbstgebranntem, hochprozentigem Gesöff. Rette sich, wer kann!

Unter den Kostümierten waren auch einige Cross-Dresser (also Männer, die sich als Frauen verkleiden und umgekehrt). Denn in dieser Nacht galt: Alles ist erlaubt, jeder kann sich total verausgaben, dank der Masken ist man ja anonym.

Die Parade endete schließlich auf einer Wiese, wo zu guter Letzt eine weitere Tradition auf uns wartete: Ein Stier aus Pappmaché, bestückt mit Feuerwerkskörpern, wurde entzündet. Dies stellt das Pendant zum spanischen Stierkampf dar, ein weiterer Brauch, den die Spanier mit nach Mexiko brachten. Immerhin ist diese Version wesentlich tierfreundlicher.

Den Papp-Stier nahmen dann abwechselnd Leute auf ihre Schultern und liefen damit, wild tanzend, durch die Menge. Ein Wunder, dass es keine Verletzten gab…

So endete der Dia de los Muertos auch für uns.

Das Fest und all seine Veranstaltungen rundherum waren auf jeden Fall ein absolutes Highlight und wir sind total froh, dass wir es dieses Jahr noch mal miterleben durften – diesmal auch am richtigen Ort.

Nach der ereignisreichen Woche waren wir jetzt aber erstmal übersättigt mit Großstadt, Menschen und Feierei. Deshalb nutzten wir die neue Super-Carretera, die uns in nur 3 Stunden zurück an die Pazifikküste brachte, ins altbekannte Puerto Escondido. Diesmal durften wir nämlich Gast im Hotelito sein, um dort meinen Geburtstag zu feiern.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Kurzurlaub am Lago Atitlan

Border-Run von Mexiko nach Guatemala

18.10. – 25.10.2024

Nachdem unsere drei Monate im Hotelito vorbei waren, wurde es Zeit, Puerto Escondido zu verlassen. Wir hatten noch einiges in Mexiko auf unserer Liste und freuten uns vor allem schon auf den „Dia de los Muertos“ Anfang November, zu dem wir diesmal unbedingt in Oaxaca City sein wollten. Allerdings lief Ende Oktober unser 6-Monats-Visum für Mexiko aus, also wurde es mal wieder Zeit für einen Border-Run, einen Grenzübertritt raus und wieder rein nach Mexiko, um (hoffentlich) erneut 6 Monate Aufenthalt zu erhalten. Anders kann man seinen Aufenthaltsstatus als Tourist nämlich nicht verlängern.

Daher nahmen wir Kurs auf Guatemala, wo wir Christians Geburtstag am wunderschönen Atitlan See verbringen wollten.

Huatulco

Für unseren ersten Fahrtag nahmen wir uns aber nicht zu viel vor, sondern steuerten das nur 2,5 Stunden entfernte Huatulco an, ein weiterer Ort an der Pazifikküste, an dem wir im Januar schon mal kurz waren. Manuela hatte uns dort eine schöne Bucht empfohlen, wo man auch wild campen können sollte. Schon die Anfahrt nach Huatulco war wunderschön.

Bahias de Huatulco

An der Bucht angekommen zeigte sich aber, dass es dort nicht nur Manuela und René gut gefällt. Der Strand war voller Menschen und nerviger Anwerber, die einen entweder in ein Restaurant oder auf ein Boot locken wollten. Uns war das zu viel, daher ergriffen wir die Flucht und besuchten erstmal das kleine Stadtzentrum von Huatulco.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt wurde uns beiden schlagartig bewusst, wie lange es her war, dass wir mal wieder etwas Neues gesehen hatten (dabei waren wir ja auch schon mal in Huatulco). Drei Monate an einem Ort zu sein und immer wieder die gleichen Wege zu gehen, einen festen Alltag zu haben und Verantwortung für einen Job zu tragen, waren wir gar nicht mehr gewohnt. Schon nach nur drei Monaten ergriff uns hier plötzlich ein Gefühl der Freiheit, wie wir es lange nicht mehr gespürt hatten. Klingt komisch und ist vielleicht für Außenstehende schwer nachvollziehbar, war aber so. Dabei haben wir die drei Monate in Puerto ja total genossen. Schon verrückt.
Für uns aber auch der Beweis, dass unsere Reiselust noch lange nicht gestillt war und es jetzt höchste Zeit wurde, wieder unterwegs zu sein und Neues zu entdecken. 🙂

Für die Nacht verschlug es uns auf einen großen, einsamen Parkplatz am Stadtrand, nahe einer Bucht, die wir auch noch vom letzten Besuch kannten. Hier hofften wir auf eine erste ruhige Nacht, zurück in unserem rollenden Eigenheim. Daraus wurde aber nix. Gegen 23 Uhr begann irgendwo Musik zu spielen, die bis 4 Uhr morgens anhielt und auch immer lauter wurde. Viva Mexico!

Es hätte so schön sein können.
Bucht in Huatulco

Frühmorgens ging ich eine Runde laufen, bevor wir gemeinsam noch mal ins Meer sprangen und dann einen langen Fahrtag einlegten, weg von der Küste, immer Richtung Guatemala.

Es bedurfte aber einer weiteren Übernachtung, mal wieder wenig romantisch, dafür praktisch an einer Tanke, irgendwo im Hinterland, von wo aus wir am nächsten Morgen dann endlich die Grenze „El Talisman“ ansteuerten.

Grenzübertritt nach Guatemala

Auf mexikanischer Seite mussten eigentlich nur unsere Pässe ausgestempelt werden, dennoch wollten die Zollbeamten einen Blick in den Van werfen, was bei der Ausreise eigentlich sehr ungewöhnlich ist und bisher noch nie passiert war. Naja, wir beantworteten dennoch geduldig alle neugierigen Fragen, zeigten den Inhalt unserer Schränke und durften dann, zum Glück ohne weiteren Aufwand, aus Mexiko ausreisen.

Über eine mit Verkäufern und Taxi-Radfahrern übersäte Brücke ging es rüber nach Guatemala, wo die Einreise wieder gewohnt unkompliziert verlief. Ohne weitere Fragen erhielten wir 90 Tage Aufenthalt. Die Einreise des Vans war auch relativ unkompliziert und nach etwas weniger als einer Stunde erledigt. Wenn es doch immer so einfach wäre.

Lago Atitlan

Inzwischen war es schon Nachmittag und bis zum Lago Atitlan hatten wir noch über 4 Stunden Fahrtzeit vor uns. Aber da es unterwegs nichts Spannendes gab und wir uns schon so auf den See freuten, fuhren wir durch und kamen im Dunkeln an unserem bereits bekannten Stellplatz am Seeufer in Panajachel an.

Am nächsten Morgen offenbarte sich dieser Ausblick aus unserem Schlafzimmerfenster:

Der Lago Atitlan in unserem Vorgarten

Dafür hatten sich die langen Fahrtage definitiv gelohnt. Einfach einmalig schön hier.

Wir verbrachten den Tag entspannt rund um den Van und in dem kleinen, bunten Ort, wo sich seit unserem letzten Besuch nicht allzu viel verändert hatte. Aber schön war es trotzdem.

Meine Sporteinheit am Nachmittag wurde von einer wilden Horde lokaler Kids gecrashed. Die Truppe beobachtete mich erst aus der Ferne und kam dann langsam immer näher, bis sich die Älteste aus der Gruppe, die sich als Dolores vorstellte, schließlich ein Herz fasste und mich ansprach, ob sie ein Foto mit mir machen könnte. Als ich einwilligte, gab es kein Halten mehr. Die ganze Bande fiel quasi über mich und meine Hanteln her, jeder und jede wollte sie auch mal stemmen, und als der Kleinste sich mit den 11,5 kg abmühte, sah ich schon die ersten Unfälle vor meinem geistigen Auge passieren. Zum Glück blieben aber alle heile und zum Abschluss bekam ich auch noch ein Foto mit allen.

Die Workout-Crasher

Ins Schwitzen war offensichtlich aber nur ich gekommen.

Der nächste Tag war Christians Geburtstag und der begann natürlich standesgemäß, bei strahlendem Sonnenschein, auf unserer hauseigenen See-Terrasse mit einem ausgiebigen Sektfrühstück.

Wie es sich das Geburtstagskind gewünscht hatte, ging es später mit einer Lancha (ein Taxiboot) einmal quer über den schönen See und in den kleinen Ort San Marcos, den wir bei unseren letzten beiden Besuchen am Lago nicht angeschaut hatten.

So schön hier!

Der Ort genießt den Ruf, eine Hippie- und Aussteiger-Hochburg zu sein, und das konnte man auch vom ersten Moment an spüren. Es reihte sich ein alternativer Shop mit pflanzlichen Lebensmitteln aller Art, Heilsteinen und bunten Pumphosen an den nächsten. Es gab in einer einzigen Straße locker ein Dutzend Tattoo-Shops, überwiegend vegane Restaurants, Spezialitäten-Cafés und überall Werbung für Yogastunden, Tantra-Workshops etc. Klischee erfüllt! 😉

Bevor wir uns dem Vibe ganz hingaben, spazierten wir am See entlang in ein kleines Naturreservat, in dem es weitere schön angelegte Spazier- und Wanderwege gab, sowie eine 12 m hohe Sprungplattform in den See. Wirklich schade, dass wir unsere Badesachen nicht dabei hatten (haha).

Geburtstags-Ausflug

Nach einer leckeren, veganen Stärkung und nachdem wir uns bei einem scheinbar deutschstämmigen Bäcker mit den ersten Laugenbrötchen seit Chile eingedeckt hatten, ging es mit einem Tuk Tuk weiter in den nächsten Ort am Seeufer, San Juan.

Der Ort gilt als besonders touristisch, was sich vor allem im bunten Stadtzentrum zeigte. Hier war vom Teerbelag auf der Straße bis zu den Decken der kleinen Sporthalle alles mit wunderschönen, bunten und aufwändigen Murals verziert.

Anders als in San Marcos sah man hier aber wieder mehr lokale Menschen und vor allem Frauen in indigenen Gewändern. Die obligatorische Schirmchen-Straße runter zum See durfte natürlich nicht fehlen, wo man mit Souvenirs förmlich erschlagen wurde. Aber schön anzusehen.

Wir genehmigten uns ein Geburtstagsbier mit Ausblick auf die „Nariz del Indio“, einen Berg am Seeufer, für dessen Besteigung wir allerdings eine Bleibe im Ort gebraucht hätten, was uns für dieses Mal zu aufwändig war.

Somit blieb es beim Ausblick, bevor wir mit dem Boot zurück nach Panajachel fuhren, wo Christians Geburtstag in einem uruguayischen Steakhouse endete.

Der nächste Tag begann mit arbeiten. Christian absolvierte erfolgreich seinen zweiten KI-Vortrag und danach belohnten wir uns mit einem Wanderausflug in ein kleines Naturreservat. Dort erwarteten uns verschiedene kleine Wanderwege, die uns, über wackelige Hängebrücken, an einem Wasserfall vorbeiführten und immer wieder neue Ausblicke auf den See boten.

Auch ein paar Affen liefen uns über den Weg, gefolgt von hunderten von Schmetterlingen, die uns in einem Schmetterlingshaus erwarteten.

Ursprünglich war unser Plan gewesen, am 24. Oktober schon wieder Richtung Grenze aufzubrechen, da wir spätestens am 27. Oktober in Oaxaca City sein wollten, was noch 900 km entfernt war. Aber es gefiel uns einfach zu gut an unserem schönen Platz am Lago und wir hatten beide noch Lust, eine etwas längere Wanderung zu unternehmen.

Also gönnten wir uns einen extra Tag und bestiegen erneut eine Lancha, um uns nach Santa Cruz bringen zu lassen, von wo aus wir, immer am See entlang, bis nach San Marcos wanderten. Wie schon so häufig warnte man uns am Beginn der Wanderung davor, dass es hier immer wieder zu Überfällen kommen würde. Das kannten wir auch schon von unseren letzten Besuchen und da es von niemandem irgendwo Berichte gab, die dies bestätigten, gingen wir auch diesmal wieder auf eigene Faust los.

Der Trail führte vorbei an Kaffeepflanzen und Avocadobäumen, immer auf und ab durchs Grüne. An jeder Ecke offenbarten sich neue Ausblicke auf den See und seine zahlreichen Vulkane.

Einfach nur schön hier.

Wie erwartet begegnete uns kaum jemand und wenn, waren auch die Männer mit den Macheten (die hier jeder standardmäßig dabei hat, da ja nahezu alle in der Landwirtschaft arbeiten) sehr freundlich und ansonsten sehr desinteressiert an uns.

Die letzten Kilometer führten uns an der Straße entlang, durch kleine Dörfer, wo wir gespannt das bunte Treiben beobachteten, bis wir schließlich wieder im bunten Hippiedorf San Marcos ankamen.

Von dort ging es mit dem Taxiboot zurück nach Pana und wir bereiteten final unsere vierte Einreise nach Mexiko vor. Zwar hatten wir uns diesmal für eine, laut anderen Reisenden, vermeintlich einfache Grenze entschieden, aber bei unserem Grenz-Glück rechneten wir einfach wieder damit, dass die Beamten von uns alles Mögliche sehen wollten, von Kontoauszügen über Routenplanungen, bis hin zu Hotelbuchungen. So buchte ich wieder eine Reihe von stornierbaren Hotels überall im Land verteilt, plante eine passende Route und druckte unsere USA ESTA-Visa aus. Das sollte hoffentlich reichen, jeden skeptischen Grenzbeamten zu überzeugen.

Am 25. Oktober verabschiedeten wir uns erneut von unserem zweitliebsten See und machten uns frohen Mutes auf, zurück zur Grenze „El Talisman“.

Grenzübertritt nach Mexiko

Die Ausreise aus Guatemala war wieder easy-peasy und schnell erledigt und dann kam der spannende Moment an der mexikanischen Grenze.

Ein Security Mitarbeiter bat mich schon mal auszusteigen und zur Migration vorzugehen, während Christian den Van noch durch den Zoll fuhr. Blöd, eigentlich machen wir das gerne gemeinsam, zumal ich immer alle übrigen Lebensmittel verstecke und am besten weiß, wie man die Zollbeamten um die Verstecke herumführt.

Die Beamten waren auch, wie sollte es anders sein, sehr kritisch und fragten selbst nach trockenen Lebensmitteln wie Nudeln und Reis. Was für ein Schwachsinn! Zumal nahezu 100% unserer Lebensmittel im Auto noch aus Mexiko waren. Wie erhofft nahmen sie uns letztendlich nur die „Opferzitrone“ ab, die wir genau dafür immer im Kühlschrank lassen. Milch und Joghurt aus Mexiko durften wir behalten, den Reis fanden sie nicht. Was für ein Theater jedes Mal.

Somit war die erste Hürde genommen und es folgte der eigentlich spannende Teil – würden wir erneut 180 Tage Aufenthalt erhalten, oder würde es wieder Diskussionen geben?

Der Beamte schaute in unsere Pässe, bemerkte die inzwischen zahlreichen Mexiko-Stempel und fragte, wie lange wir bleiben wollten. Auf unseren Wunsch nach 180 Tagen zog er die Augenbrauen hoch und fragte, wo wir denn hinwollen, was wir ihm natürlich gerne beantworteten.
Danach stand er wortlos auf, um in einen Nebenraum zu gehen. Vermutlich fragte er seinen Vorgesetzten. Auch das kannten wir schon von den letzten Malen und meistens fingen danach die Diskussionen an.

Zurück kam er aber mit zwei FMMs, das ist das Visum-Formular, das man bei jeder Einreise erhält, und wir sahen schon, dass darauf händisch 180 Tage vermerkt waren. Konnte es denn wirklich so einfach sein dieses Mal, ohne Diskussionen, ohne Erklärungsversuche und ohne dass wir unsere Fake-Buchungen und Kontoauszüge vorzeigen mussten?

Die Antwort ist: Ja!
Wir füllten die Dokumente aus, zahlten die üblichen 717 Peso (34 €), die das Visum regulär kostet, und dann bekamen wir tatsächlich den ersehnten Stempel in den Pass, der uns die 180 Tage bestätigte. Juchuh!!

Uns beiden fielen einige Steine vom Herzen und wir nahmen, so schnell es ging, Reißaus von der Grenze, bevor es sich doch noch jemand anders überlegte.

Oaxaca war noch zwei Tage entfernt, so endete ein wieder mal langer Fahrtag schließlich irgendwo an der Autobahn, diesmal auf dem Hof eines Restaurants, das eigentlich schon geschlossen hatte, als wir eintrafen. Der supernette Besitzer ließ uns aber dennoch gerne kostenlos auf seinem Gelände, sicher bewacht von einer Horde laut schnatternder Gänse, Enten und einem Truthahn, übernachten.

Gut bewacht in Mexiko.

Es war mal wieder keine besonders ruhige und erholsame Nacht, dank der ohrenbetäubenden Motorbremsen der LKWs, aber die nächsten zwei Tage ging es sowieso nur darum, schnell nach Oaxaca zu kommen, wo die Vorbereitungen für den „Dia de los Muertos“ schon im vollen Gang waren.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Puerto Escondido II – Stürmische Zeiten im Hotelito

Teil 17 unseres Roadtrips durch Mexiko

1. September – 18. Oktober 2024

Die drei Monate im Hotelito vergingen gefühlt rasend schnell. Schon war September, wir feierten unseren 12. Hochzeitstag und der Hotelalltag hatte uns, und wir ihn, gut im Griff.

Stürmischer Besuch

Dann kam endlich der (erste) große Tag, auf den wir uns so lange gefreut hatten: meine beste Freundin Laura kam in Puerto Escondido an. Die Wiedersehensfreude nach über 2 Jahren war natürlich riesig!

Wir freuten uns auf eine gemeinsame Woche mit ihr, ihren Koffer voller DM-Mitbringsel und Technikkram aus Deutschland, den „Endless Summer“ und jede Menge gemeinsame Aktivitäten, Ausflüge, Surfen, Sonnenuntergänge, etc.

Aber es kam etwas anders als geplant…

Schon am Nachmittag von Lauras Ankunftstag regnete es plötzlich. In der Regenzeit keine absolute Seltenheit, aber dass es so früh am Nachmittag so heftig regnete, war ungewöhnlich. Da ahnten wir noch nicht, wie lange uns dieser Zustand erhalten bleiben würde.

Der nächste Morgen brachte den Schock: es gab eine Hurricane Warnung für Puerto Escondido und den gesamten Küstenabschnitt. Nee, oder? Wir hatten noch mit unseren Vorgängern und auch Manu und René darüber gescherzt, dass sie gefälligst schnell nach Hause kommen sollen, wenn so ein (unwahrscheinlicher) Fall eintritt, um ihr Hab und Gut selbst in Sicherheit zu bringen. Denn auf das, was einem dann so bevorsteht, hatten wir gar keine Lust. Aber es half ja nichts.
Hurricane John wurde im Laufe des Tages auf Kategorie 4 hochgestuft und schien direkt auf Puerto zu zielen. Stufe 4 bedeutet Windgeschwindigkeiten von 200km/h und jede Menge Regen. Also hieß es alles in Sicherheit zu bringen, was nicht niet- und nagelfest ist. Und das war so einiges: Sonnenliegen, Schirme, Tische, Stühle, Deko, Infotafeln, Bücher, noch mehr Deko, Mülleimer, Putzutensilien, etc, pp.

Es regnete bereits nahezu pausenlos, also schmissen wir uns in die Badeklamotten und machten uns, gemeinsam mit Laura, daran, alles wegzuräumen und in Sicherheit zu bringen.

Irgendwie fanden wir das Schild gar nicht mehr lustig.

Laura hatte sich ihren Urlaub bei uns sicher anders vorgestellt. Zu guter Letzt holten wir noch die großen Bretter aus dem Lager, mit denen wir die Glastüren des Wohnhauses verbarrikadieren konnten, für den schlimmsten Fall. Spätestens da wurde uns bewusst, was uns da bevorstehen könnte und uns wurde etwas mulmig zumute.

Zudem war die Wettervorhersage nicht gerade geschäftsfördernd, immer mehr Gäste stornierten ihre Buchung, was uns letztendlich aber sehr Recht war, da es weniger Verantwortung bedeutete, falls der schlimmste Fall eintreten sollte.

Trotz Dauerregen und der schlechten Prognose, versuchten wir noch das Beste aus der Situation zu machen, sprangen gemeinsam in den Pool (nass waren wir ja eh schon) und gingen am späten Nachmittag, bevor der Hurricane nachts eintreffen sollte, noch gemeinsam mit Laura einen Cocktail trinken. Ganz nüchtern wollten wir dem Weltuntergang keinesfalls entgegentreten. 😉

Später am Abend folgte dann die Entwarnung, der Hurricane, der über dem Pazifik weiter an Geschwindigkeit zugenommen hatte, hatte abgedreht und würde nun westlich von Puerto Escondido auf Land treffen, ungefähr auf halber Strecke zwischen uns und Acapulco.

Was für ein Glück! Das hieß Entwarnung für uns und für viele andere Menschen, da das errechnete Einschlagsgebiet zum Glück nur sehr dünn besiedelt war. Andererseits bedeutete dies, dass all unsere Vorkehrungen mehr oder weniger umsonst gewesen waren. So durften wir am nächsten Tag, immer noch im strömenden Dauerregen, alles wieder zurückräumen. Aber besser so, als vom Hurricane-Winde verweht.

Nicht nur wir, sondern auch Laura waren natürlich total erleichtert. So konnten wir nun, trotz des besch… Wetters, zumindest ein paar Unternehmungen durchführen.

Gemeinsam ließen wir, in einer kurzen Regenpause, Babyschildkröten frei, machten die Bioluminisencia Tour auf der Laguna Manialtepec, wo der Effekt dank des Regens und den hohen Wellen auf dem Meer stärker denn je war, und der ein oder andere Strandspaziergang war auch drin – wenn auch in Regenjacke, denn inzwischen war es für hiesige Verhältnisse fast schon kalt.

Natürlich zeigten wir Laura auch unsere liebsten Restaurants, Bars und natürlich auch das Boneyard, die Skateboard-Bar, wo Christian gemeinsam mit den anderen Skatern, seine Rollkünste unter Beweis stellte.

Cheers
Skater Boi

Die Woche mit Laura verging viel zu schnell und so hieß es am 27.09. auch schon wieder Abschied nehmen.

Pflegebedürftiger Besuch

Wir kamen aber nur kurz zum Durchschnaufen, denn schon am nächsten Tag stand der nächste, langersehnte Besuch vor der Tür (mitsamt einem Rucksack voller Van-Ersatzteile): Sebastian (Christians bester Freund) und seine Frau Ellen kamen uns ebenfalls im Hotelito besuchen. Auch die Beiden hatten wir inzwischen seit fast 2.5 Jahren nicht mehr gesehen und die Wiedersehensfreude war groß.

Der ein oder andere war schier wahnsinnig vor Freude 😉

Die beiden hatten die Woche zuvor in Oaxaca City verbracht und auch einiges an Regen abbekommen. Nach ein paar (teils heftigen) Schauern, kehrte nun aber so langsam wieder das normale, schwül-heiße Sommerwetter in Puerto ein. Ein Glück, denn durch die 2.5 Wochen Dauerregen seit dem Hurricane, trocknete so langsam gar nichts mehr im Hotelito und alles, wirklich alles, begann zu schimmeln: Schuhe, Möbelstücke aus Holz, Handtücher, Kleidung, ganz zu schweigen von den Pflanzen im Garten, die auch alle nacheinander absoffen.

Mit den Beiden verbrachten wir dein ein oder anderen (Achtung Wortspiel) feuchtfröhlichen Abend bei Tacos, Vino und Cheladas und nebenbei half Basti dabei, einige der Wasserschäden wieder zu beseitigen – das nagelneue Holztor des Hotelitos hatte sich nämlich so sehr verzogen, dass Tür und Tor nicht mehr schlossen. Bei solchen handwerklichen Themen muss man Basti aber zum Glück nicht zweimal bitten. So wurde die Tischkreissäge in Betrieb genommen und das Tor kurzerhand wieder gangbar gemacht.

Aber auch der Urlaub von den Beiden stand irgendwie unter keinem guten Stern. Nach ein paar Tagen fühlte Basti sich zunehmend unwohler und kränklich. Der Ausflug zur Schildkröten-Schlüpfstation wurde zur Qual für ihn und beim Abendessen stand er die halbe Zeit, da ihn das Sitzen schmerzte und das Essen nicht schmeckte.

Als es am nächsten Tag nicht besser, sondern schlechter wurde, ging er zum Doc, der zum Glück gleich bei uns um die Ecke war. Dort bewahrheitete sich die schlimmste Befürchtung: Basti hatte sich das Dengue Fieber eingefangen. Nicht zu fassen!

Dengue Fieber ist eine Tropenkrankheit, die durch Stechmücken übertragen wird. Eine Impfung ist, wenn man nicht schon mal daran erkrankt war, umstritten und wenig wirksam, daher raten die meisten Ärzte auch davon ab. Besonders ich hatte mir dazu viele Gedanken gemacht, da Stechmücken mich besonders gerne mögen und ich immer und überall schnell verstochen werde, trotz Repellent. Und ganz Oaxaca ist Risikogebiet für die, im schlimmsten Fall tödlich endende, sehr unangenehme und langwierige Krankheit. Dennoch hatten bisher weder wir noch Bekannte im Umkreis oder Gäste sich die Krankheit geholt. Und nun hatte es ausgerechnet Sebastian erwischt. Scheiße!

Die Ärztin fand auch wenig tröstliche Worte für ihn: „Du wirst dich fühlen, als würdest du sterben, aber das ist normal“. Na danke! Erst wenn Blut aus irgendeiner Körperöffnung austritt, wird es aber wirklich kritisch. So lange kann man nichts machen, außer durchhalten und Paracetamol gegen die Schmerzen nehmen.
Diese halfen Basti aber kaum, so dass die nächsten Tage und Wochen für ihn zur Qual wurden – und für Elli sicher auch nicht einfach. Die weiteren Reisepläne mussten die Beiden streichen, stattdessen verlängerten sie ihren Aufenthalt bei uns im Hotelito – was natürlich einerseits schön war, da wir so mehr Zeit miteinander hatten, aber die Umstände hatten natürlich deutlich besser sein können.

So versuchten wir wieder das Beste daraus zu machen und nahmen zumindest Elli mit in unsere Lieblingsläden und zeigten auch ihr, was Puerto so zu bieten hat, währen Basti vor sich hin litt. Anders kann man es wohl nicht beschreiben.

Gemeinsam mit Elli entdeckte ich dann auch noch eine neue Seite von Puerto, da wir gemeinsam eine geführte Walking Tour mit der selbsternannten Informations-Göttin von Puerto Escondido unternahmen. Die gute Gina war allerdings selbst ihr größter Fan und hatte, neben vielen spannenden Infos, aber auch so einiges an persönlicher Meinung zu berichten. Sie quasselte fast 3 Stunden lang ohne Punkt und Komma und erzählte alles, was sie zu wissen glaubte.

Nebenbei entdeckten wir aber einige lokale Spezialitäten, die wir allein sicher nicht entdeckt hätten, wie zum Beispiel das „Restaurant“ in einem staubigen Hof, wo eine Dame die besten Tortillas weit und breit frisch zubereite und diese mit selbstgemachten Soßen und gegrillten Insekten verfeinerte. Nichts für zartbesaitete, aber Elli und mir hat’s gefallen.

Gegen Ende ihrer 2 Wochen bei uns, verpasste die Doktorin Basti noch eine Vitamin-Infusion, die seine lädierten Lebensgeister scheinbar wieder erweckten. So konnten wir noch zwei sehr schöne, gemeinsame Abende zu viert verbringen, bevor die Beiden am 12. Oktober wieder den Bus zurück nach Oaxaca bestiegen, von wo aus sie die Heimreise antraten.

Langsam konnte auch Basti wieder lachen.

Der Besuch unserer besten Freunde war definitiv ein absolutes Hotelito- und Reisehighlight. Dass die drei diesen außergewöhnlichen Teil unserer Reise (und unseres Lebens) für eine Zeitlang mit uns teilen konnten, ist schon was ganz Besonderes und wir sind total happy und dankbar, dass Laura, Elli und Basti den weiten Weg für uns auf sich genommen haben. Sich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen und ausgiebig Zeit zum Quatschen haben zu können war wirklich toll und hat auch unsere inneren Batterien wieder aufgeladen.

Rückkehr der Besitzer & Abschied vom Hotelito

Jetzt blieben uns nur noch zwei Tage, bis Manu und René wieder zurückkamen und unsere Hoteliers-Karriere damit auch schon zu Ende war. Crazy! Wie können diese drei Monate so schnell vergangen sein?

So bereiteten wir alles für deren Rückkehr vor und bezogen wieder eins der Hotelzimmer, und lernten am 14. Oktober die beiden endlich mal persönlich kennen.

Junior Hoteliers links, Senior Hoteliers rechts.

Wir verbrachten noch 4 Tage im Hotelito, übergaben nach und nach wieder alles an die Beiden und verbrachten viele gesellige Stunden bei gutem Essen zusammen.

Was für ein Privileg diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen, 3 Monate als selbständige Hoteliers zu agieren, direkt an der Pazifikküste, das Meer vor der Nase, drei Katzen zum Verwöhnen, jede Menge nette Gäste aus allen Ecken der Welt, jede Menge neue Bekanntschaften, Eindrücke, Learnings, der Besuch unserer Freunde und die anhaltende Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft unserer Schweizer Hoteliers. Was haben wir doch für ein Glück!

Aber jetzt juckte es uns auch in den Füßen und wir waren mehr als bereit weiterzureisen. Christian hatte während unserer Zeit in Puerto ganz nebenbei viel am Van gewerkelt und einiges verbessert und wir freuten uns darauf, jetzt wieder unseren „Reisealltag“ zu haben und zurück in unser gemütliches, kleines, rollendes Zuhause zu ziehen.

Altes & neues Zuhause

Aber natürlich wartete noch eine kleine Challenge auf uns, bevor die Reise weitergehen konnte. Nachdem wir den Van zum Glück vor Schimmel und sonstigen Schäden bewahrt hatten, machte uns mal wieder unser Kühlschrank Ärger. Denn als wir diesen in Betrieb nehmen wollten, tat sich einfach nichts. Nada! Strom war da, aber der Kompressor lief nicht an. Mist!
Es folgten verschiedene Messungen und Tests und die Rücksprache mit dem Hersteller. Dieser vermutete Kabelbruch – somit ging kein Weg am Ausbau des Kühlschranks vorbei, was auf so engem Raum, immer ein ziemlich aufwändiger und nervenaufreibender Akt ist. Aber es half ja nichts, er musste raus. Und dann zeigte sich der Übeltäter auch gleich.

Tatsächlich war ein Kabel durchgegammelt und wir hatten scheinbar Glück, dass es nicht zum Kabelbrand gekommen war. Hier wurden nämlich minderwertige Alu-Kabel verbaut, statt Kabel mit Kupferdrähten. Das hätte also ganz anders ausgehen können. Zum Glück hat Christian inzwischen jede Menge Erfahrung mit diesen Themen und konnte im Handumdrehen ein neues Kabel besorgen und einbauen. Und schon lief die Kühlkiste wieder. Halleluja!

Somit packten wir final alles zusammen, und verabschiedeten uns – allerdings nicht, ohne die baldige Rückkehr bereits vereinbart zu haben. 😊

Abschieds-Selfie

Nach einem letzten Stopp auf dem Mercado, wo wir Kühlschrank, Wassertank und unsere Bäuche füllten, machten wir uns auf den langen Weg nach Guatemala.

Wir sind wieder on the road!!

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Puerto Escondido I – Wir sind Hoteliers!

Teil 16 unseres Roadtrips durch Mexiko

13. Juli – 1. September 2024

Pause vom Vanlife

Endlich war der große Tag gekommen, dem wir schon so lange entgegengefiebert hatten. Am 13. Juli erreichten wir erneut die Surf-Metropole Puerto Escondido. Und diesmal planten wir deutlich länger als nur 2 Tage zu bleiben, wie zuletzt im Januar. Für die kommenden drei Monate würden wir hier ein kleines Hotel führen.

Wie es dazu kam?
Durch einen totalen Zufall!
Irgendwann im April, als wir gerade durch Honduras reisten, entdeckte ich in einer Overlander-Facebook-Gruppe einen Aufruf der Schweizerin Manuela. Sie und ihr Mann René, suchten für einige Monate zwei Hotel- und Katzensitter für ihr kleines „Hotelito Swiss Oasis“ an der Pazifikküste. Schon seit unserer ersten Weltreise hatte ich immer mal wieder damit geliebäugelt, für eine Zeit im Ausland in einem Hostel o.ä. zu arbeiten. Bedingt durch unser Reisetempo, kam es aber nie dazu.
Ich las Christian Manuelas Aufruf vor, während er gerade den Van betankte und schlug ihm vor, mal darauf zu antworten. Christian war auch gleich begeistert von der Idee und noch bevor wir von der Tankstelle rollten, hatte ich Manuela bereits angeschrieben.

Ca. 2 Minuten später entdeckte ich eine Direktnachricht in unserem Instagram-Postfach. Dort hatte uns Manuela zufällig im selben Moment kontaktiert und einfach mal gefragt, ob wir nicht demnächst wieder nach Mexiko kommen würden und Lust hätten, ihr Hotel zu hüten. Was für ein Riesenzufall!

Bis zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns nicht und hatten noch niemals Kontakt gehabt. Manuela folgte uns aber schon eine Weile auf Instagram und scheinbar, machten wir einen einigermaßen vertrauenswürdigen Eindruck.

Wir tauschten ein paar Nachrichten aus, Manuela erklärte uns was es im Hotelito zu tun gäbe, welcher Zeitraum in Frage käme, etc. etc. Wir waren sofort Feuer und Flamme für das Projekt und offenbar waren wir Manuela genauso sympathisch wie sie uns. Somit vereinbarten wir einen Videocall, um weitere Details zu besprechen.

Dieser fand einige Tage später statt. Der erste Eindruck verfestigte sich, Manuela und ihr Mann René waren mega nett, offen und sympathisch und selbst begeisterte Weltreisende mit einer bewegten Lebensgeschichte. Wen es interessiert, kann hier nachlesen, wie die beiden zu ihrem Hotelito gekommen sind: Zwei Schweizer in Mexiko.
Und die Möglichkeit gegen Kost und Logis ein kleines Hotel zu übernehmen, drei Katzen zu haben und drei Monate direkt am Meer leben zu können klang für uns nach einem absoluten Traumjob. Somit sagten wir fest zu und planten von da an unsere gesamte Reiseroute, um pünktlich Mitte Juli in Puerto Escondido sein zu können.

Und da waren wir nun.

Manuela und René waren zu dem Zeitpunkt bereits im Urlaub, somit begrüßten uns unsere Hotelsitter-Vorgänger Nadine und Joel im Hotelito. Das Schweizer Paar hatte das Hotelito in den vergangenen drei Monaten geführt und würde uns nun im Verlauf der nächsten zwei Wochen einarbeiten.

Wir bezogen erstmal eines der insgesamt acht Zimmer im Hotelito und räumten unsere Sachen aus dem Van. Für den hatten wir einen sicheren Stellplatz, den uns Manuela und René zur Verfügung stellten, allerdings außerhalb vom Hotel.

Nachdem der Umzug vollbracht war, bekam der Van noch eine dringend notwendige Wäsche und wurde dann im Zentrum von Puerto Escondido auf dem bewachten Parkplatz abgestellt. Ein etwas komisches Gefühl für uns, aber dennoch freuten wir uns darauf in den nächsten Wochen mal etwas größere und vor allem klimatisierte 4-Wände zu haben. Denn in Puerto Escondido ist im Sommer Regenzeit und bei durchschnittlich 32-34 Grad (Tag und Nacht) und über 70-80% Luftfeuchtigkeit, kommt man ganz schön ins Schwitzen. Im Van macht das definitiv keinen Spaß.

Von nun an wurden wir Schritt für Schritt in den Hotelalltag eingeführt. Angefangen von den Arbeiten rund um das Hotel selbst, wie z. B. den Hof und Garten in Ordnung halten, den Pool bei Bedarf reinigen, Handtücher waschen, die Außenmöbel reinigen, Zeitschaltuhren für Lichter, Poolpumpe, etc. überprüfen, Müll rausstellen, Vorräte aufstocken, Kühlschrank bestücken, einkaufen gehen, etc.

Bis hin zum natürlich wichtigsten Punkt: das Buchungssystem und die Gästebetreuung. Das war zu Beginn sicherlich der kniffligste Teil, weil man es zum einen erstmal durchblicken muss und immer ein wachsames Auge haben muss, damit online die Verfügbarkeiten stimmen und keine Überbuchungen stattfinden können. Parallel gilt es die E-mailanfragen, WhatsApp Nachrichten und Anrufe parallel abzustimmen und zu koordinieren.

Und dann war da noch der Check-in Prozess. Die Gäste begrüßen, Bezahlung abwickeln, alle wichtigen Infos zum Hotel und der Umgebung vermitteln (je nach Gast mal in Spanisch, Englisch oder Deutsch), Regeln erklären, über Touren und Ausflüge informieren und natürlich das Zimmer zeigen und auf Sonderwünsche reagieren. Und davon gibt es manchmal so einige. Aber genau das macht die Sache ja so spannend und abwechslungsreich.

Nach dem Check-out der Gäste folgte die Zimmerkontrolle, mit Betten abziehen, Handtücher einsammeln, Duschköpfe checken, Safe zurücksetzen und Schränke und Fächer kontrollieren. Dabei kam immer mal die ein oder andere Kuriosität zum Vorschein.

Nach zwei Wochen Einarbeitung verabschiedeten sich Nadine und Joel, für sie ging es zurück in die Schweiz und wir zogen vom Hotelzimmer hoch ins Haus von Manuela und René, welches sich direkt auf dem Hotelgelände befindet.

Abschieds-Selfie mit Nadine & Joel

Ab diesem Zeitpunkt übernahmen wir den Betrieb also komplett, inklusive der Koordination unserer drei fleißigen Reinigungs-Damen, Isela, Domi und Flor, die immer wieder mal Dinge entdeckten, die wir dann reparieren mussten, zum Beispiel undichte Wasserhähne, defekte Moskitonetze, kaputte Glühbirnen, wackelige Ventilatoren oder ähnliches. So wurde es selten langweilig.

Die größte Herausforderung waren sicherlich zu Beginn die mexikanischen bzw. rein spanisch-sprachigen Gäste. Denn unser Spanisch ist nach über 2 Jahren in Lateinamerika zwar ganz OK, aber eben immer noch voller grammatikalischer Entgleisungen und nicht auf Konversationslevel, wie unser Englisch. Und plötzlich waren wir in einer ganz anderen Rolle als in unserem gewöhnlichen Alltag, was den Sprachgebrauch völlig änderte. Doch meine anfängliche Befürchtung, dass Gäste aus Mexiko sich darüber ärgern könnten, in ihrem eigenen Land nicht auf perfekt spanisch sprechende Gastgeber zu treffen, erwies sich schnell als unbegründet.
Holprige Konversationen sorgten zwar für den ein oder anderen Lacher oder auch mal lustige Missverständnisse, bei den meisten Gästen regte dies jedoch die Neugier darüber an, wo wir herkommen, wie lange wir schon hier sind und wieso wir ausgerechnet in ihrem Land ein Hotel führen. Wir erhielten jede Menge Einladungen von netten Menschen, auf der Durchreise durch ihre Heimat doch mal vorbeizukommen. Wir sind jetzt also bestens vernetzt in Mexiko. 😉

Gleiches gilt übrigens für Gäste aus den USA und Kanada. Mit denen verlief die Kommunikation zwar deutlich flüssiger, dennoch waren auch sie immer neugierig, was unsere Reise betrifft, und luden uns nicht selten in ihre Hofeinfahrten, AirBnBs oder Häuser ein. Unsere Reiseroute in den Norden wird länger und länger.

Von nun an sahen unsere Tage mehr oder weniger gleich aus, sieben Tage die Woche. Um 7 Uhr morgens genehmigte sich Christian eine Runde Yoga auf unserer Terrasse, während ich entweder joggen ging oder einen Strandspaziergang machte und dabei die Surfer beobachtete, die in den riesigen Wellen und Tubes direkt am Strand ihre Runden drehten.

Danach wurde das Hotelgelände auf Vordermann gebracht, sprich der Hof gekehrt, der Pool kontrolliert, die Möbel abgewischt und der Gästekühlschrank aufgefüllt. Danach gab es Frühstück, bevor ab 9 Uhr offiziell der Hotelbetrieb begann, sprich die Rezeption geöffnet hatte. Dann bearbeiteten wir neue Buchungen, Änderungen und Stornos, kontaktierten Gäste um Ankunftszeiten abzustimmen, wickelten die Gäste vor Ort ab, beantworteten Fragen, halfen bei der Organisation von Ausflügen oder Taxen, gaben Tipps für die Umgebung, stimmten mit unseren Reinigungs-Damen die Reihenfolge der Zimmerreinigungen ab, kümmerten uns um die Handtuchwäsche und wenn mal nichts zu tun war, saßen wir an unseren Laptops und arbeiteten an unseren Onlinejobs, die inzwischen wieder Fahrt aufgenommen hatten.

Mittags erledigten wir auch oft Besorgungen, sowohl für das Hotelito, als auch für uns. Am liebsten zog es uns auf den Mercado Zicatela, eine kleine Markthalle wo wir unsere frischen Lebensmittel kauften und auch mal mittags günstig essen gingen. Von dort oben hatte man einen tollen Ausblick auf den Playa Zicatela.

Mindestens einmal pro Woche ging es für einen Großeinkauf zum lokalen Supermarkt, wo auch Hygieneartikel, Reinigungsmittel und Getränke für das Hotel besorgt werden mussten. Nebenbei besorgten wir noch evtl. benötigte Ersatzteile, Werkzeug oder was eben sonst so anfiel. Langweilig wurde es uns definitiv nicht.

Und dann waren da ja noch die drei Katzen Hügo, Pedro und Toto. Während Hügo, der ängstliche, hauptsächlich drinnen bei uns im Haus war, leben die anderen beiden Kater die meiste Zeit draußen und kamen nur zum Fressen oder um sich ihre Streicheleinheiten abzuholen. Besonders Pedro forderte diese vehement ein, er verlangte mindestens 3x am Tag ausgiebig gebürstet zu werden. Kein Wunder, bei dem schönen Fell.

Für mich der beste Job des Tages. 😊

Um 18 Uhr war dann offiziell Feierabend, die Rezeption wurde geschlossen, erneut der Hof gesäubert und alles aufgeräumt. Danach zog es uns zumeist noch mal an den Strand vor der Tür, um einen kleinen Sonnenuntergangs-Spaziergang zu machen. Herrlich, so ein Leben am Meer.

Natürlich wurde aber nicht nur gearbeitet. Abends gingen wir auch gerne mal was essen. In La Punta, dem östlichen Ende des Playa Zicatelas gab es viele nette Restaurants und Bars. Besonders das „Boneyard“ hatte es uns angetan. Eine Bar und Pizzeria mit Skate-Pool und meistens guter Musik.