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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Utah I – Zwischen Werkstatt und Nationalparks

Teil 3 unseres Roadtrips durch die USA

Utah
11. April – 23. April 2025

Endlich ging es nach Utah. Auf diesen Bundesstaat hatten wir uns am meisten gefreut, da es hier nicht nur 5 spektakuläre Nationalparks gibt, die wir besuchen wollten, sondern auch unzählige Wanderungen und Mountainbike-Trails, die auf uns warteten. Deswegen wollten wir auch keine Zeit verlieren, sondern direkt in den Zion Nationalpark durchstarten.

Eigentlich.

Denn Moby hatte wieder andere Pläne für uns – der Motor ging plötzlich erneut in den Notlauf. Shit!

Here we go again…

Zwischenstopp in Kanab

Diesmal waren wir zum Glück nicht ganz so weit außerhalb der Zivilisation wie beim ersten Mal und hatten es nur 20 Meilen bis in die nächste Kleinstadt, Kanab. Wieder recherchierte ich nach Werkstätten und fand Little’s Diesel Service. Das klang vielversprechend, da es sich hier zumindest schon mal um einen Dieselspezialisten zu handeln schien.

Dennoch war die Begeisterung seitens des Werkstattchefs Billy Little (ja, sein echter Name und nein, er war ganz und gar nicht Little) eher verhalten, als wir mit unserem Ducato auf den Hof rollten. Für das Anstecken des Diagnosegerätes würden schon mal pauschal 100 USD anfallen, Arbeitsstunden schlagen mit 125 USD plus Steuer zu Buche. Er konnte nicht garantieren, dass seine Software mit unserem Auto kommunizieren würde. Zum Glück haben wir ja unser eigenes Diagnosetool und philosophierten so mit Billy über die möglichen Gründe und Ursachen für den Fehlercode P0089.

Sein Tipp war erstmal den Dieselfilter zu checken und zu wechseln, um einen Defekt der Pumpe oder Sedimente im Kraftstoffsystem auszuschließen. Dies deckte sich mit unseren Onlinerecherchen, und einen neuen Dieselfilter hatten wir zum Glück auch schon dabei. Aber freitagnachmittags war natürlich kein spontaner Termin in der Werkstatt zu bekommen – wir sind eben nicht mehr in Lateinamerika.

Wir bekamen einen Termin für den folgenden Dienstag, setzten den Fehlercode zurück und fuhren vom Hof und weiter zu unserem eigentlichen Ziel:

Zion Nationalpark

Diesen erreichten wir nun natürlich wesentlich später als geplant und so trafen wir leider auf keinen Parkranger mehr, um Kartenmaterial abzustauben und Pläne zu besprechen. Die öffentlich zugänglichen Infos reichten aber aus, um einen Plan für den nächsten Tag zu machen. Wie immer konnten wir auf dem Gelände des NP nicht nächtigen und bezogen wieder mal einen Platz auf BLM Land, außerhalb der Parkgrenzen.

Von dort aus ging es am nächsten Morgen in aller Frühe rein in den Nationalpark – früh sein ist hier ein Muss, da der Zion zu den beliebtesten Nationalparks des Landes gehört und es hier quasi immer brechend voll ist.

Wir betraten den Park vom Osten kommend und mussten dafür durch einen schmalen Tunnel. Fahrzeuge über 2,40 m Breite benötigen ein spezielles, 15 USD teures Permit, da der Tunnel für einen gesperrt wird und quasi einspurig gemacht wird. Offiziell sind wir 2,42 m breit, aber zum Glück wurde es dann doch nicht ganz so genaugenommen und wir durften ohne Permit und zusätzliche Kosten durch den Tunnel fahren – der immer noch breiter war als so ziemlich jeder Tunnel in Lateinamerika oder rund um den Gardasee in Italien, wo sich kein Mensch um Automaße kümmert. 😉

Gleich nach dem Tunnel begannen die unglaublichen Aussichten auf die bis zu 600 m hohen Steilwände des Zion Canyons (Name checken). Wie soll man sich da aufs Autofahren konzentrieren?

Angekommen im Visitorcenter staunten wir über den Andrang so früh am Morgen – schon um 8 Uhr morgens waren nahezu alle Parkplätze voll und die Autos stauten sich bereits am südlichen Eingangstor in den Park. Crazy!

Wie schon am Grand Canyon darf man innerhalb des Parks in den Frühlings- und Sommermonaten nicht mit dem eigenen Fahrzeug fahren. Es gibt dafür wieder kostenlose Shuttlebusse, auf die wir auch hier wieder keine Lust hatten. Also schwangen wir uns auf die Fahrräder und radelten die Scenic Route durch den Park gemütlich ab. Bei den Aussichten kamen wir auf jeden Fall nicht sonderlich schnell voran.

Zwischendurch legten wir immer wieder Stopps an Aussichtspunkten und für kleine Wanderungen ein.

Aber natürlich wollten wir den Park nicht nur vom Canyon sehen, sondern auch hinauf in die Berge. Auf unserem Rückweg zu unserem Stellplatz ergatterten wir einen der sehr limitierten Parkplätze vor einem Mini-Hike, der einem diese spektakuläre Aussicht über die zwei Canyons im Park bot.

Für eine noch bessere Aussicht wanderten wir am nächsten Tag außerhalb der Parkgrenzen. Um zum Start der Wanderung zu kommen, mussten wir einen Shuttle in Anspruch nehmen, da die Anfahrt je nach Jahreszeit nur mit hohen 4×4 Fahrzeugen zu bestreiten ist. Wir mussten allerdings feststellen, dass die Piste scheinbar gerade frisch abgezogen worden war und selbst unser Moby hier vermutlich problemlos drüber gekommen wäre. Na ja. So hatten wir 14 USD investiert, um 5,5 km lang durch einen Wald zu wandern, bis wir schließlich an diesem Aussichtspunkt, genannt „Observation Point“ ankamen, welcher vermutlich die schönste Aussicht über den Nationalpark bietet.

Ausblick vom Observation Point

Auch den Chipmunks gefiel es hier scheinbar. Eine Handvoll dieser süßen kleinen Viecher sprang die ganze Zeit um uns herum und versuchte etwas Essbares abzugreifen.

Vom Observation Point aus sahen wir auch hinab auf den sogenannten „Angels Landing“ Felsen.

Der prägnante Felsen der vor mir vorragt, ist Angels Landing

Dieser stellt die beliebteste und härteste Wanderung im Nationalpark dar, da die letzten 1,3 km auf einem steilen, schmalen und ausgesetzten Felsgrat langlaufen. Da dies nicht gerade ungefährlich ist, ist der Zugang hier limitiert und man braucht ein Permit, welches nur über eine Lotterie erhalten werden kann. Mit 6 USD ist man dabei und wir versuchten unser Glück dreimal – leider erfolglos.

Aber bis zum Beginn des Felsgrats kann man auch ohne Permit laufen, was wir dann am dritten Tag im Park machten. Der Trail, der als schwierig und anstrengend ausgeschildert war, hätte in Wahrheit mal wieder nicht besser präpariert sein können. Der erste Abschnitt war betoniert, sodass man sogar mit einem Rollstuhl noch hochgekommen wäre. Es war aber zugegebenermaßen sehr steil – aber schön.

Schließlich erreichten wir den Skeletton Point, von wo aus der Felsgrat zum Angels Landing beginnt. Dort saßen zwei Ranger, welche die Permits kontrollierten – hereinschleichen klappte also leider nicht.

Aber auch von dort war die Aussicht mal wieder gigantisch. und wir begnügten uns schließlich damit, bevor es wieder retour ging.

Ein letztes Mal fuhren wir über die Panoramastraße und durch den Tunnel, raus aus dem Park und zurück nach Kanab, wo wir am nächsten Morgen unseren Termin bei Billy Little hatten.

Kanab

Wie vereinbart, führten wir den Wechsel des Dieselfilters durch. Wir waren erleichtert, als sich die schlimmste Befürchtung, nämlich dass die Dieselpumpe beschädigt ist und Metallspäne in den Kreislauf gebracht hat, nicht bewahrheitete. So tauschten wir den Filter und waren ehrlich gesagt wenig überrascht, als der schwarze Qualm dennoch weiterhin aus dem Auspuff austrat. Die Lösung war das also nicht gewesen. Gemeinsam mit den Mechanikern rätselten wir weiter und beschlossen die Sache erstmal weiter zu beobachten und weiterzufahren – auf weitere Untersuchungen wollte sich die Werkstatt nicht so recht einlassen, da deren Systeme ja nicht mit unserem Van kommunizieren konnten – und sie hatten auch viel zu tun.

Wir erledigten ein paar Alltäglichkeiten wie Einkaufen und Autowaschen und dann ging es auch schon weiter in den nächsten, nur 2 Stunden entfernten Nationalpark:

Bryce Canyon

Der Bryce Canyon ist bekannt für seine Hoodoos genannten Felsformationen – das sind extrem erodierte Sandsteintürme, die hier in der Landschaft stehen und einem das Gefühl geben, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein.

Auf dem Weg dorthin durchfuhren wir noch den Red Canyon, der uns auch schon mit offenen Mündern staunen ließ.

Im Bryce Canyon angekommen mussten wir wieder über die Massen staunen – es waren aber inzwischen auch Osterferien, bzw. Spring Break, wie es in den USA heißt. Daher waren auch viele Familien unterwegs und vermutlich noch mal mehr los als sonst schon.

Die Rangerin, mit der wir im Visitorcenter sprachen, sah auch schon entsprechend mitgenommen aus und erklärte uns, dass es heute besonders schlimm sei. Sie hatten sogar zum ersten Mal den Park sperren müssen, da es keinen einzigen Parkplatz mehr gegeben hatte.

Wir ließen uns von ihr beraten, welcher Hike am besten für uns geeignet sein würde – denn wir wollten natürlich so viel wie möglich sehen, aber den Massen entfliehen. Sie empfahl uns daher den längsten Hike im Park, den (nur) 13 km langen Fairytail Loop, mit 650 hm.

Früh am nächsten Morgen, nach einer Nacht auf BLM Land, brachen wir dorthin auf, frühstückten und schnürten die Wanderschuhe. Der Hike führte zunächst über den Rand des Canyons und gab von dort schon spektakuläre Aussichten frei.

Dann begann der Abstieg und spätestens ab hier fühlten wir uns wirklich wie im Märchen – auf einem fremden Planeten. Diese Farben und Felsformationen waren wirklich verrückt.

Und die Rangerin behielt Recht – wir begegneten kaum anderen Wanderern, da die meisten Besucher lieber an der Oberfläche des Canyons bleiben oder kürzere Wanderungen unternehmen. Selbst schuld, können wir da nur sagen.

Nach etwa über 3 Stunden waren wir schließlich zurück am Van und beschlossen, noch ein paar Aussichtspunkte im Park abzuklappern. So bekamen wir weitere Ausblicke auf den Canyon und die ein oder andere natürliche Brücke – und natürlich noch mehr Hoodoos.

Uns war aber zu viel los und schließlich traten wir den Rückweg an – für die kommende Nacht waren nämlich zweistellige Minusgrade und Schnee vorhergesagt worden. Es war eine richtige Kaltfront im Anmarsch, und die wollten wir nicht in den Bergen erleben – der Bryce Canyon liegt nämlich auf 2.200 bis 2.700 Metern.

Oster-Zwangspause in Kanab

Es ging also zurück nach Kanab und wieder ging der Motor unterwegs in den Notlauf, diesmal mit einem anderen Fehlercode, der sich als defekter Temperatursensor am DPF (Dieselpartikelfilter) herausstellte. Aha, also plagte das unseren Moby?!
Die Recherche bestätigte, dass dieses Problem den schwarzen Rauch verursachen könnte (neben vielen anderen Sachen).

Wir telefonierten mit Billy, der dies ebenfalls bestätigte und sich einverstanden zeigte, den Austausch des Teils vorzunehmen, wenn wir das Ersatzteil besorgen können.

So begann die Recherche-Odyssee, denn es gab mehr als einen Temperatursensor, welcher betroffen sein könnte… Gemeinsam recherchierten wir, bis uns die Köpfe qualmten. Mir wurde es irgendwann zu technisch, aber Christian verschwand natürlich, wie üblich bei solchen Themen, in einem DPF-Rabbit-Hole und las alles, was es zu dem Thema zu lesen gab, und schaute dutzende YouTube-Tutorials, die sich damit beschäftigten. Gefühlt stündlich präsentierte er mir neue Erkenntnisse und Diagnosen, mögliche Ursachen und neue Theorien. Wir hatten schon spannendere und angenehmere Themen…

Nachts (wegen der Zeitverschiebung) telefonierte er mehr als einmal mit Fiat Händlern und Teilehändlern in Deutschland und Osteuropa und zwischendurch auch immer mit Billy Little. Schließlich waren wir uns sicher, den richtigen Sensor identifiziert zu haben und bestellten das Teil. Lieferzeit: 14 Tage. Oh nein!! So lange wollten wir nicht festsitzen, da unsere Zeit in den USA ja sehr begrenzt ist.
Aber ausnahmsweise überraschte uns DHL Express mal positiv – wir bestellten am Donnerstag vor Ostern und am darauffolgenden Dienstag, also gerade mal nach 5 Tagen, war das Teil schon in Kanab, in der Werkstatt von Billy.

Die Wartezeit überbrückten wir an unserem schönen Stellplatz an einem kleinen See und mit kleineren Ausflügen rund um Kanab, wo es glücklicherweise auch einiges zu entdecken gab.

Mit den Rädern besuchten wir zum Beispiel die Sandhöhlen am Rande der Stadt, wo früher Sand für die Glasproduktion abgebaut wurde.

Gleich nebenan befand sich das „Best Friends Animal Sanctuary“, Nordamerikas größte No-Kill Tierschutzorganisation. Durchschnittlich 1.800 Tiere sind hier zu Hause, während sie auf Adoption oder medizinische Behandlung warten.

Wir bekamen überraschenderweise eine kostenlose Tour über das riesige Areal und durften zwischendurch auch mal Katzen und Schweine streicheln.

Hätte das mit unseren Ersatzteilen noch länger gedauert, hätten wir hier auch ein paar Tage volontieren und mit anpacken können, aber dann ging es ja doch ganz schnell.

Am Mittwochmorgen erfolgte der Austausch des Temperatursensors, der zum Glück recht schnell und einfach ging und uns bestätigte, dass der alte Sensor defekt gewesen war. Wir waren total erleichtert und hofften, dass dies nun endlich die Lösung unseres Problems war. Klarheit würde aber nur eine ausgedehnte Testfahrt bringen, so beschlossen wir, weiterzuziehen.

Escalante Staircase National Monument

Unser nächstes Ziel war kein Nationalpark, sondern ein nahegelegenes National Monument, genannt Escalante Staircase, was im Grunde genommen einem Nationalpark gleicht.

Vor uns lagen 1,5 Stunden Fahrtzeit, aber schon nach wenigen Minuten fiel uns auf, dass der schwarze Rauch weiterhin da war. Wir telefonierten noch mal mit Billy, der inzwischen auch nicht mehr weiterwusste und darauf tippte, dass der DPF selbst eine Macke hatte – dieser funktionierte laut unseres Diagnosetools aber tadellos und war auch nicht verstopft. Da der Van aber auch sonst keine Fehlercodes ausgab, beschlossen wir erstmal weiterzufahren – notfalls war Billys Werkstatt ja nicht weit.

Und siehe da, nach einigen weiteren Kilometern wurde der Qualm allmählich weniger und verschwand schließlich. Vielleicht hatte sich da nur noch ein Rest Dreck abbauen müssen?! Wir waren auf jeden Fall erleichtert und hoffnungsvoll – aber leider nicht lange.
Da kam noch einiges mehr auf uns zu… ☹

Aber dazu dann demnächst mehr.

Übrigens: Wenn du uns auf unserer Reise unterstützen möchtest, freuen wir über einen Beitrag in unsere Diesel-Kasse. Das geht ganz einfach mit diesem PayPal Link.

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Canyons, Steine & Pannen

Teil 2 unseres Roadtrips durch die USA

Arizona
6. – 11. april 2025

Von Las Vegas, Nevada, war es nur ein Katzensprung bis rüber zu unserem nächsten Ziel, dem Grand Canyon, im Bundesstaat Arizona.

Eigentlich!

Moby wollte wohl lieber einen kleinen Umweg über die legendäre Route 66 nehmen. Auf einem langen bergauf Stück ging der Motor plötzlich in den Notlauf und die gelbe Warnlampe erschien im Cockpit.

140.000 KM gefahren und scheinbar keinen Bock mehr.

Verdammt!
Seit unserem Grenzübertritt hatten wir bemerkt, dass unser Van schwarzen Rauch aus dem Auspuff bläst. Wir schoben dies zunächst auf den letzten Tankstopp in Tijuana, vielleicht hatten wir schlechten Diesel erwischt. Der Werkstattbesuch am Tag vor unserem Grenzübertritt war schließlich ohne Auffälligkeiten und Fehlermeldungen verlaufen.
Doch das Problem blieb auch nach unseren Tankstopps in Kalifornien bestehen, wo man tatsächlich nur 99%igen Biodiesel bekommt. Auch darauf schoben wir den anhaltenden schwarzen Rauch. Nun schien aber doch mehr im Argen zu sein.

Wir tuckerten im Notlauf bis ins 50 Meilen entfernte Seligman, einem kleinen Ort an der historischen Route 66. Unterwegs recherchierte ich nach Werkstätten, wovon es in dem kleinen Ort glücklicherweise zwei gab. Leider waren dies keine Dieselwerkstätten. In den USA arbeiten viele Auto-Mechaniker nur an Benzinfahrzeugen, da Diesel hier hauptsächlich in LKWs und anderen großen Nutzfahrzeugen eingesetzt wird. An einem Sonntagabend war natürlich keine Werkstatt offen, aber so konnten wir zumindest auf den Montag hoffen.
In Seligman angekommen schlossen wir sofort unser Diagnosetool an den OBD2 Stecker an und lasen den Fehlerspeicher aus, der die Fehlermeldung 0089 ausspuckte. Eine kurze Google Recherche bot dafür verschiedene Ursachen aus. Von defekten Einspritzdüsen bis zur Diesel-Hochdruckpumpe war alles dabei. Es klang auf jeden Fall nach einem teuren Problem.

Zur Ablenkung unternahm ich schließlich einen kleinen Spaziergang durch diesen kuriosen Ort. Die Bürgersteige waren hier zwar schon hochgeklappt, aber es gab dennoch allerhand zu sehen, vor allem historische Fahrzeuge und rummelige Vorgärten.

Erst später fanden wir heraus, dass Seligman ein beliebtes Touri-Ziel an der historischen Route 66 ist. Das wollte sich unser Moby Dick scheinbar nicht entgehen lassen.

Nach einer überraschend kalten Nacht an der Tankstelle standen wir pünktlich zur Öffnungszeit vor der kleinen Autowerkstatt des Ortes. Der Mechaniker war erstmal zurückhaltend, ein europäisches Fahrzeug, noch dazu ein Diesel… Dennoch ließ er sich überreden, zumindest mal die Diagnose laufen zu lassen, die auch bei ihm den gleichen Fehler ausspuckte. Er hatte nicht die Mittel und die Zeit, sich die Sache genauer anzuschauen, nahm uns aber die Angst, dass wir schlimmeres verursachen könnten, wenn wir weiterfuhren. Außerdem empfahl er uns einen Injektoren-Reiniger, der als Additiv zum Diesel verwendet wird, um evtl. Verschmutzungen an den Injektoren auszuspülen. Den hatten wir zufällig gerade am Vortag gekauft, da uns dies auch von anderen Reisenden empfohlen wurde. So konnte der Fehlercode erstmal gelöscht werden und wir normal weiterfahren, über den Grand Canyon, dann demnächst in eine Diesel-Fachwerkstatt, die einen genaueren Blick auf das Thema werfen könnte.

Weiterhin schwarz qualmenden ging es also zum Grand Canyon.

Grand Canyon

Dort staunten wir nicht schlecht, als wir gegen 11 Uhr am Visitor Center ankamen und gerade noch so einen Parkplatz ergattern konnten. Es war brechend voll mit Menschen, riesigen RVs und Reisebussen.

Durch den Vorfall mit dem Van hatten wir uns gar nicht vorbereitet und spazierten daher wieder direkt zu einer Rangerin und ließen uns mit Kartenmaterial und Tipps versorgen. So erfuhren wir auch, dass man mit dem eigenen Fahrzeug zwischen März und Oktober nicht in den Nationalpark einfahren darf, stattdessen gibt es einen kostenlosen Shuttlebus, der einen zu allen Sehenswürdigkeiten bringt. Auf Shuttlebus mit tausenden von Menschen hatten wir natürlich keinen Bock, also packten wir die Räder aus und radelten die 20 km lange Scenic-Route durch den Park einfach ab – das darf man nämlich.

Natürlich war hier auch für Radfahrer alles überperfekt organisiert. So war der Trail durch den Wald perfekt geteert und immer wieder wiesen Verkehrsschilder darauf hin, wenn sich der Weg mal etwas verschmälerte oder es gar mal ein Stück bergauf ging. Wir kamen aus dem Lachen nicht raus.

Und dann dachte ich kurz, ich hätte Halluzinationen: vor uns stand plötzlich eine Waipiti-Kuh – das ist eine kleine Elchart. Dass es diese Tiere hier gibt, hatten wir weder gelesen noch gehört. Die lustige Mischung aus Reh, Hirsch, Kuh, Pferd und Lama ließ sich von uns auch gar nicht beirren und trottete in aller Seelenruhe über den Radweg – gefolgt von mehreren Artgenossen.

So witzig!

Schließlich gelangten wir zu den ersten Aussichtspunkten auf den insgesamt 450 km langen und bis zu 1.800 Meter tiefen Grand Canyon. Ganz schön beeindruckend:

Grand Canyon

Wobei wir ehrlich sagen müssen, dass wir nicht ganz so überwältigt waren wie so manch anderer. Der Copper Canyon in Mexiko und auch der noch tiefere und wildere Colca Canyon in Peru hatten uns noch mehr beeindruckt. Aber trotzdem waren die schiere Größe und die verschiedenfarbigen Schichten des Canyons natürlich toll anzuschauen und ließen sich weder mit den Augen noch mit der Kamera wirklich erfassen.

An einer Stelle konnte man sogar den Colorado River erkennen, der sich durch den Canyon schlängelt. In einer zweitägigen Wandertour kann man sogar bis dorthin absteigen und den Canyon durchwandern.

Blick auf den Colorado River

Wir begnügten uns zunächst mit dem Blick von oben und erreichten schließlich das Ende der Scenic Route, genannt „Hermits Rest“ – wo ein Souvenirshop wartete. Typisch USA eben.
Von dort ging es dann die gleiche Strecke wieder retour. Zurück am Van packten wir alles wieder ein und machten uns auf den Weg, einen Schlafplatz zu suchen – im Park darf man wie immer nur auf (viel zu teuren) Campgrounds nächtigen. So bezogen wir ein Plätzchen im Wald, welches ausgewiesenes BLM Land war. BLM steht für Bureau of Land Management, also öffentliches Land, wo man in ausgewiesenen Bereichen bis zu 14 Tage kostenlos campen darf. Ziemlich genial.

Cabin in the Woods

Früh am Morgen ging es dann aber noch mal zurück in den Nationalpark, denn wir wollten natürlich auch ein bisschen im Canyon wandern. Wir entschieden uns für den Kaibab Trail, der bis zum Grund des Canyons führt – aber eben nicht innerhalb eines Tages. Übernachten wollten wir da unten nicht, also liefen wir nur etwa 5 km und 650 hm in den Canyon hinein, was uns schon tolle Aus- und Einblicke bescherte.

Der Aufstieg war dann wirklich anstrengend, da die Sonne auf uns runterbrannte. Im Hochsommer ist die Tour sicher kein Spaß. Dafür entfloh man bei dieser Tour aber den Massen, da die meisten Besucher doch eher am oberen Rand des Canyons bleiben.

Bevor wir den Nationalpark verließen, nutzten wir noch die Infrastruktur, um unseren Wassertank aufzufüllen. Das rief wieder die Waipitis auf den Plan – die hängen gerne rund um die Wasserquellen ab, um auch mal ein Schlückchen zu sich zu nehmen. Eine kam uns dabei ganz besonders nah… Kaum hatte Christian unseren Wasserschlauch angeschlossen und aufgedreht, stand die Waipiti daneben und leckte gierig jeden Tropfen auf, der daneben ging.

Sieht ja süß und lustig aus, aber zu nahe kommen sollte man den Tieren dennoch nicht, da sie ganz schön aggressiv werden können, wenn sie sich belästigt fühlen. Dennoch ein tierisches Highlight mal wieder.

Da es nachts noch Temperaturen rund um den Gefrierpunkt hatte (der Grand Canyon liegt auf über 2.000 Metern), fuhren wir anschließend noch aus dem Park raus und weiter, in etwas niedrigere Gefilde.

Marble Canyon

Wir landeten schließlich am Rande des Marble Canyons, wo wir wieder auf BLM Land einen traumhaften Platz mitten in der Natur fanden.

Neben uns parkte ein weiterer deutscher Ducato, der von Ann-Caroline und Joachim gefahren wird. Mit den beiden kamen wir gleich ins Gespräch und verbrachten zwei nette Abende miteinander, mit vielen Reisegeschichten. Die beiden waren nämlich mit ihrem Standard Ducato auch schon auf der Seidenstraße (bis China!) und der Arabischen Halbinsel unterwegs.

Deutsches-Ducato-Eck im Marble Canyon

Auch sonst genossen wir diesen ruhigen und entspannten Platz sehr. Seitdem wir in die USA eingereist waren, waren wir jeden Tag unterwegs und hatten jetzt schon viel gesehen und erlebt. Daher taten zwei Tage Pause mal ganz gut – auch wenn wir alles andere als untätig waren. Christian reparierte zum Beispiel unsere Starlink Antenne, die einen Kabelbruch erlitten und einen defekten Spannungswandler hatte, wir sortierten mal wieder den Keller aus, sportelten ein bisschen, sortierten Bilder, schrieben Reiseberichte, beobachteten die über uns kreisenden Condore und schauten uns unsere unmittelbare Umgebung etwas an.

Antelope Canyon X

Natürlich feilten wir auch weiter an unserer Reiseplanung und buchten kurzentschlossen eine Tour durch den berühmten Antelope Canyon. Die Bilder von den leuchtenden Sandsteinen hat sicher jeder schon mal irgendwo gesehen. Und obwohl die Sache nicht ganz billig war (55 bis 75 USD pro Person), wollten wir uns dies auch nicht entgehen lassen.

Der Antelope Canyon liegt auf dem Land der Navajo Indianer, welche die zweitgrößte indigene Bevölkerungsgruppe in den USA ist. Wir entschieden uns daher auch für einen Tourenanbieter, der von Navajos geführt wird und deren Einnahmen komplett der Navajo Nation zufließen.

Mit rumpeligen kleinen Vans wurden wir zum Start der Tour gebracht und unser Guide Al, ebenfalls ein Navajo, führte uns rein in den ersten Abschnitt des Canyons. Endlich selbst durch diese unglaublichen Sandsteinformationen laufen zu können, war wirklich ein besonderes Erlebnis. Wir hatten uns extra für eine Tour rund um die Mittagszeit entschieden, da dann die Sonne am höchsten stand und tolle Farbspiele im schmalen Canyon verursachte.

Entstanden ist der Canyon durch das Zusammenspiel von Wasser und Wind, welches den recht weichen Sandstein über tausende von Jahren so erodiert und geformt hat.

Page

Nach der Tour zogen wir gleich weiter und landeten in Page, einer mittelgroßen Stadt an der Grenze zum Bundesstaat Utah. Dort besuchten wir zunächst den Lake Powell, Amerikas fünftgrößten Stausee, welcher für die Wasserversorgung verschiedener Bundesstaaten genutzt wird. Von weitem leuchtete der See schön blau, wir fanden allerdings keinen schönen Zugang zum Seeufer. Hier war vieles entweder industriell genutzt oder zugebaut mit Marinas. Naja.

Ganz in der Nähe von Page gibt es eine weitere weltbekannte Felsformation, die „The Wave“ genannt wird. Logischerweise, weil der Fels hier wie eine Welle geformt ist. Um diese erwandern zu können, bedarf es eines Permits, welches nur durch eine Lotterie zu bekommen ist. 16 Permits werden pro Tag verlost und täglich bewerben sich tausende Menschen darauf. Wir versuchten einmal unser Glück (für 6 USD ist man dabei), hatten aber erwartungsgemäß kein Glück. Als Trostpreis kann man auf eigene Faust zur sogenannten „New Wave“ laufen, was aber nicht ansatzweise vergleichbar ist mit „The Wave“. Aber dennoch schnürten wir die Wanderschuhe und liefen ein bisschen auf den rötlichen Felsen umher.

Die Nacht verbrachten wir in einem kleinen Park in Page, von dem wir am nächsten Morgen ganz früh aufbrachen. Wir wollten zum Sonnenaufgang am berühmten (alles ist hier berühmt) Horseshoe-Bend sein, quasi der Moselschleife von Arizona.

Kurz vor Sonnenaufgang rollten wir auf den Parkplatz vor dieser Sehenswürdigkeit, von wo aus es nur noch ein Kilometer bis zu diesem Wahnsinns-Aussichtspunkt ist.

Horseshoe Bend

Was uns hier total überraschte, war die Tatsache, dass nichts eingezäunt oder abgesperrt war. Man kann bis an den Abgrund treten, von wo aus es immerhin 300 Meter senkrecht bergab geht. Das passte so gar nicht zum sonst so übervorsichtigen Nordamerika.

Einfach mal die Beine baumeln lassen. 😉

Wir liefen also überall herum und beobachteten, wie die Sonne so langsam immer mehr Licht und Farbe ins Spiel brachte.

Ein perfekter Abschluss für unseren Express-Roadtrip durch Arizona. Es hätte hier noch so viel mehr zu sehen und erleben gegeben, aber wenn man nur 90 Tage hat, muss man eben Abstriche machen. Und unser Hauptfokus lag auf dem Bundesstaat Utah, wo unzählige Wanderungen, Nationalparks und MTB-Trails auf uns warteten – und leider auch einige Werkstattbesuche und schlaflose Nächte.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

Übrigens: Wenn du uns auf unserer Reise unterstützen möchtest, freuen wir über einen Beitrag in unsere Diesel-Kasse. Das geht ganz einfach mit diesem PayPal Link.

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Welcome to America!

Teil 1 unseres Roadtrips durch die Vereinigten Staaten

Kalifornien & Nevada
26. März – 6. April 2025

Welcome to America! Mit diesem Satz wurden wir in den Tagen und Wochen nach unserer Einreise in die USA immer wieder begrüßt – dabei sind wir ja schon seit August 2022 in Amerika. Aber für die meisten US-Amerikaner fängt Amerika eben erst in den USA an. Doch das war nicht das einzige Klischee, welches sich erfüllte…

Unterwegs nach San Diego

Da waren wir nun also, mit unserem Van in den USA, genauer gesagt in Kalifornien. Die Landschaft blieb vorerst ähnlich zur nördlichen Baja, alles andere war jedoch auf einen Schlag anders: perfekt geteerte, breite Straßen, jede Menge Verkehrsschilder, kein Müll am Straßenrand, die entgegenkommenden Fahrzeuge wesentlich neuer, größer, schneller und in besserem Zustand. Außerdem gepflegte Häuser, mit weißen Gartenzäunen und großen Grundstücken, im Radio zumeist Classic Rock oder zumindest wieder „normale“ Musik, statt mexikanischer Folklore, Cumbia oder Reggaeton.

Einen genauen Plan hatten wir noch nicht. Wir nahmen erstmal Kurs auf San Diego, die erste große Stadt nach der Grenze und gleichzeitig die immerhin 8-größte Stadt der USA.

Vorher legten wir noch einen Zwischenstopp im Vorort La Mesa ein, wo wir in einer Mall erstmal traditionell Amerikanisch essen gingen:

Haha!

Danach deckten wir uns mit Reiseführern ein, erkundigten uns zu lokalen Sim-Karten und hatten große Mühe, die spanische Sprache aus unserem Sprachzentrum zu bekommen – das ein oder andere ‚Buenas Tardes‘ und ‚Gracias‘ rutschte uns noch raus, was so nah an der mexikanischen Grenze aber kaum auffällt, da hier sehr viele Mexikaner leben und arbeiten.

Unseren Kühlschrank füllten wir (natürlich) bei Walmart auf – wo wir nur staunen konnten. Nicht nur darüber, dass der Walmart riesig und zweistöckig war und sogar einen speziellen Rolltreppen-Aufzug für Einkaufswägen hatte. Auf der gesamten Fläche des Marktes gab es aber nur eine ca. 10 m² große Fläche für frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse. Und deren Preise waren leider doch um einiges höher als zuletzt im auch schon nicht so ganz billigen Mexiko.
So kosteten Melonen hier beispielsweise das 4-5-fache von Mexiko, und Kartoffeln kamen einzeln in Plastik verpackt und zum Preis von 1,80 € pro Stück – nicht gerade ein Schnäppchen. Der Knaller waren allerdings die Klopapierpreise: 12 Rollen für 12 USD. Haha… gut, dass wir davon vorher gehört hatten und uns einen Vorrat aus Mexiko mitgebracht hatten.

Wie vermutlich auch in Deutschland berichtet wurde, waren bedingt durch die Vogelgrippe die Eierpreise in den USA in die Höhe geschossen und für 12 USD pro Dutzend kauften wir dann auch erstmal keine.

San Diego

Mit vollen Vorräten ging es dann auf nach San Diego, wo die Stellplatzsuche nicht ganz so einfach war. Campgrounds waren für uns unerschwinglich (90 USD aufwärts) und ja sowieso unnötig. Freie Parkplätze waren entweder auch bezahlpflichtig und entsprechend teuer, oder aber Verbotsschilder wiesen auf ein Übernachtungsverbot hin – in den USA gibt es ja viele Menschen wie uns, die im Camper leben und/oder reisen.

Schließlich fanden wir am Rande des riesigen Balboa Parks einen Platz am Straßenrand, der sicherlich nicht der schönste und ruhigste war, es aber erstmal tat. Immerhin hatten wir Wiese vor der Schiebetür.

Moby in San Diego

Wir drehten noch eine Runde durch den Park und staunten einerseits über die perfekt angelegten und gepflegten Grünanlagen, riesige Museumsbauten und Sportplätze, aber auch über die große Menge an Obdachlosen, die entweder in Zelten oder auf Parkbänken hausten. Ein Anblick, an den man sich besonders in amerikanischen Großstädten gewöhnen muss, wie wir dann schnell feststellten. Bedingt durch die öffentlichen Toilettenanlagen sammeln sich eben nicht nur Camper gerne rund um die Parks.

Den nächsten Tag verbrachten wir damit, uns die Stadt anzuschauen. Das ein oder andere Museum im Balboa Park hätte uns zwar interessiert, aber bei Eintrittspreisen von 20 bis 30 USD pro Person überlegten wir uns das doch noch mal anders.

Wir besuchten stattdessen das sogenannte Gaslamp Quarter, eins der ältesten und historischen Viertel der Stadt, wo uns die typische viktorianische Architektur erwartete, mit großen Bauten und außenliegenden Feuerleitern. Wir waren überrascht, wie viel an einem Dienstagvormittag los war, viele Restaurants und Bars saßen voll, die Leute trugen Baseballshirts der Padres, welche die Mannschaft von San Diego ist. Ein Passant klärte uns dann auf, dass mittags um 13 Uhr ein großes Eröffnungsspiel stattfand, daher war die halbe Stadt auf den Beinen und der ein oder andere auch morgens um 11 Uhr schon ganz bierselig.

Wir genossen die trubelige Atmosphäre, schlenderten durch die Läden und staunten auf den Resturantmenüs über die Preise… essen gehen werden wir in den USA wohl nicht allzu oft.

Den Nachmittag verbrachten wir im Viertel Little Italy, das mit Italien so gar nichts zu tun hatte, außer dass sich hier im 19. und 20. Jahrhundert viele italienische Auswanderer niedergelassen haben. Dementsprechend gab es unzählige italienische Restaurants und den ein oder anderen Feinkostladen. Und natürlich Eisläden. Aber auch da fielen wir fast hintenüber als wir die Preise sahen: 2 Kugeln Eis kosteten hier je nach Laden zwischen 8 und 16 USD. Holy Moly… das werden harte Zeiten für mich.

Letztendlich investierte ich dann aber doch 8 USD in ein Eis. Ohne geht’s halt nicht.

Zurück am Auto legten wir im Park noch eine kleine Sporteinheit ein und vereinbarten für den nächsten Morgen einen Termin bei einem Reifenhändler – die hinteren Reifen waren nun auch endlich fällig.

Morgens um 9 Uhr bekam Moby dann seine neuen Schlappen aufgezogen und jetzt sind wir mit 4 futsch-neuen BF-Goodrich ATs bereit für alle Pisten, die da kommen mögen.

Flying Moby

Mission Beach

Wir zogen ein Stück weiter Richtung Küste und landeten in Mission Beach, einem Vorort von San Diego, direkt am Meer. Dort parkten wir erneut in einem Park unter Palmen und packten die Räder aus, um die Promenade am Pazifik ein Stück abzuradeln. Da kam fast ein bisschen Venice Beach Flair auf.

Vorbei an schönen Strandhäusern, Beachvolleyballplätzen, Vergnügungsparks und Souvenirläden (in denen wir die ersten Pro-Trump Shirts sahen), radelten wir rauf bis kurz vor La Jolla, bevor es wieder retour ging. Der Himmel zog sich zu und Ende März war es doch noch recht frisch in Kalifornien.

Palm Springs

Dementsprechend hielt es uns auch nicht an der Küste, sondern es ging weiter ins Landesinnere, ins schöne Palm Springs. Palm Springs war besonders in den 50-70er Jahren als das Hollywood Getaway bekannt. Bis heute haben viele Hollywoodstars hier ein „Ferienhäuschen“. Mich zogen besonders der Retrocharme und die Mid-Century-Modern-Architektur an, für die Palm Springs bekannt ist.

Im Stadtzentrum war davon allerdings nicht mehr viel übrig, hier überwog der typisch US-amerikanische Formenbau, der für mich immer aussieht wie Wertheim Village – alles etwas zu sehr gewollt, glatt und künstlich. Doch an der ein oder anderen Stelle fand man auch dort noch charmante Ecken.

Und wer schon immer mal wissen wollte, was Marylin drunter trug: bitte schön:

Am nächsten Tag wollten wir eine Wanderung durch den Palm Canyon machen, der gleich hinter der Stadt liegt. Doch der Eintritt in den Canyon sollte 12 USD pro Person kosten. Ich will mich hier nicht ständig über Preise auslassen, aber wir waren echt geschockt, wie teuer hier einfach alles war. Und 24 USD, um eine kleine Wanderung zu machen, war es uns definitiv nicht wert. Wir fanden eine kostenlose Alternative und machten uns auf in die „Berge“ gleich hinter der Stadt. Über den Araby Trail ging es durch ein hübsches Wohnviertel hinauf und ab ins zunächst recht karge Hinterland von Palm Springs.

Vom Trail aus konnten wir in ein exklusives Wohnviertel schauen, wo u. a. das in der Gegend berühmte „Untertassenhaus“ von Bob Hope steht.

Bob’s Untertassenhaus mit privater Zufahrt.

Vom höchsten Punkt aus hatten wir einen Ausblick über das komplett flache Palm Springs, bevor es wieder runterging und rein ins nächste schöne Wohnviertel, voller toller Häuser.

Mit dem Van machten wir eine kleine Tour durch weitere Viertel, wo ein Traumhaus am anderen stand. Ästhetischer geht’s in meinen Augen kaum.

Mit unserem italienischen Tiny-House ging es dann wieder raus aus der Stadt und rein in eine Outlet Mall (die auch aussah, wie Wertheim Village), wo ich endlich meine inzwischen völlig durchlöcherten und durchgelatschten Laufschuhe austauschen konnte. Die Nacht verbrachten wir dann wenig romantisch an einer Tankstelle, von wo aus wir am nächsten Morgen Kurs auf unseren ersten Nationalpark nahmen.

Death Valley

An das Death Valley hatten wir keine besonders großen Erwartungen, Hitze und Wüste sind ja nicht so unser Ding. Aber wir wurden positiv überrascht. Zum einen war zu dieser Jahreszeit die Hitze noch nicht so groß. Im Sommer sind hier Temperaturen von 40-50 Grad normal. Der gemessene Rekord liegt sogar bei 57 Grad (daher auch der Name Death Valley). Bei unserer Ankunft hatte es aushaltbare 28 Grad und die nächsten Tage sollten sogar etwas kühler werden. Wir hatten nachts sogar einstellige Temperaturen und Niederschlag, der sich auf den Bergen als Schnee absetzte. Also eher Fresh-Valley.

Schnee im Death Valley

Im perfekt organisierten Visitor Center bekamen wir von den freundlichen Ranger*innen alle Informationen und Kartenmaterial, das wir brauchten, um die nächsten Tage zu planen. Außerdem erstanden wir hier unseren Jahrespass für alle Nationalparks in den USA, genannt „America the Beautiful“. Dieser Pass kostet pro Fahrzeug (nicht pro Person), gerade mal 80 USD und gilt ein Jahr lang in wirklichen allen Nationalparks der Vereinigten Staaten. Ohne diesen Pass zahlt man im Durchschnitt 30 USD pro Park. Dieser Pass zahlt sich also schnell aus.

Gut ausgestattet machten wir uns gleich auf ein paar Highlights abzuklappern – dank der guten Infrastruktur geht das hier ganz einfach. Alle Straßen im Park waren perfekt ausgebaut und geteert, man kann von Station zu Station fahren, ohne mehr als 10 Meter laufen zu müssen. Sightseeing für Faule. 😉

So standen wir nach wenigen Minuten vor dem tiefsten Punkt des Nordamerikanischen Kontinents: dem Badwater Basin, welches auf 86 Meter unter dem Meeresspiegel liegt und ein ausgetrockneter Salzsee ist.

Nach einem kurzen Spaziergang auf Salz ging es dann auch schon weiter zur sogenannten Artist-Palette – eine Bergkette, die je nach Lichteinfall in den unterschiedlichsten Farben leuchtet.

Kurz nach Sonnenuntergang kamen wir am Zabriski Point vorbei, eine wilde Felsformation, die uns total an die Atacama-Wüste in Chile erinnerte.

Von dort aus ging es wieder raus aus dem Nationalpark, denn wild campen ist in den Nationalparks nicht erlaubt und die Campingplätze sind immer unglaublich teuer. Kurz vor der Parkgrenze fanden wir aber ein ruhiges Plätzchen, von wo aus es am nächsten Morgen um 6 Uhr schon wieder los ging – zurück in den Park und hinauf auf den höchsten Aussichtspunkt, genannt Dantes View. Von dort aus überblickt man einen Großteil des Parks und auch das Badwater Basin, ca. 1700 Meter weiter unten.

Wir frühstückten dort und schnürten die Wanderschuhe, denn es ging hinauf auf den Mt. Perry. Gut 7,5 km lang liefen wir über einen Bergkamm und hatten 360 Grad Rundumsicht auf die wunderschöne Landschaft.

Angekommen auf dem 1.760 m hohen Gipfel des Mt. Perry, verewigten wir uns im Gipfelbuch und genossen die einsame Stille und Aussicht. Wir waren mal wieder die Einzigen. Retour ging es schließlich über den gleichen Weg, und da es noch früh war, besuchten wir anschließend noch den circa 80 Meilen entfernten Hubehebe Crater (ausgesprochen wird das Jubihiebie).


Der Hubehebe ist ein beeindruckender Vulkankrater, bei dem wir wieder mit dem Van bis zum Rand vorfahren konnten. Gerne hätten wir den Krater noch umrundet (man hätte sogar hinein absteigen können), aber das Wetter hatte sich deutlich verschlechtert. Es war kalt und extrem windig. Also beließen wir es bei der Aussicht und traten den Rückweg an und landeten wieder auf unserem Platz vor den Toren des Nationalparks, wo wir eine kalte und regnerische Nacht verbrachten.

Hubehebe Crater

Las Vegas

Nach der ganzen Natur war unser nächstes Ziel nun das krasse Gegenteil: Las Vegas, die berühmte Wüstenstadt im Bundesstaat Nevada. Je näher wir der Stadt kamen, desto größer wurden die Reklametafeln entlang des Highways, welche für Casinos, Restaurants, Vergnügungsparks und dergleichen warben.

Gleich bei der Ortseinfahrt lotste uns ein Schild zu DEM berühmten Las Vegas Schild. Dort mussten wir kurz anstehen und konnten dann das ikonische Foto knipsen.

Las Vegas Baby!

Von dort ging es mit dem Van über den Strip, was total surreal war. In unzähligen Filmen hatten wir diese Kulisse schon gesehen, die Pyramide des Luxor Hotels, die riesige Gitarre am Hard Rock Hotel, das Bellagio mit seinem Wasserbrunnen davor, den nachgebauten Eiffelturm und das ikonische Flamingocasino. Und wir nun mittendrin. Crazy!

Und das Beste: wir konnten direkt in einer Parallelstraße vom Strip kostenlos parken und campen – auf dem riesigen Parkplatz eines Casinos kontrollierte niemand, wer dort stand, und es wurde auch nichts berechnet. Damit hätten wir nicht gerechnet.

Moby Hilton

Natürlich machten wir uns gleich auf den Weg, den Strip zu erkunden. Die Dämmerung brach gerade herein und nach und nach gingen die Lichter an und machten die Nacht zum Tag.

Absolut verrückt, hier herumzulaufen. Unglaublich, mit welchem Aufwand hier Nachbildungen von europäischen Städten erbaut worden waren! Das Venetia mutete tatsächlich wie Venedig an, inklusive künstlichem Wasserbecken und Gondel darauf, auf denen man natürlich (für 30 USD) eine Runde drehen konnte.

Venedig in Las Vegas

Daneben fand sich Paris, gegenüber das Caesar Palace, welches einen nach Rom brachte (na ja fast), das New York City Hotel & Casino, inklusive Freiheitsstatue, Brooklyn Bridge und Achterbahn, die mitten durchging, und natürlich das Pyramidenförmige Luxor, inklusive Sphinx, was einen ins alte Ägypten versetzte. Crazy!

Was uns auch überraschte: Wir konnten in jedes Casino und Luxushotel einfach reinspazieren, es wurde nichts kontrolliert oder kassiert. Die Casinos sind hier im Grunde genommen große Spielhallen, keine Casinos wie wir es aus Bad Homburg oder Baden-Baden kennen, mit Dresscode, Jetons eintauschen oder so. Man konnte überall herumlaufen und machen, was man wollte. Wir sahen z. B.  Leute in Schlafanzügen, mit kleinen Kindern oder auch Hunden.

Noch eine Überraschung: man durfte in allen Casinos rauchen. Zudem gab es an jeder Ecke auch Restaurants und Cafés, sodass man im Grunde genommen den Laden nie verlassen musste. Man könnte hier den ganzen Tag drinnen verbringen und spielen, essen, trinken und sich sonst wie vergnügen.

Zudem waren wir etwas enttäuscht, dass inzwischen alle Maschinen vollelektronische, riesige Displays waren. Von den alten einarmigen Banditen, die noch mit echten Münzen gefüttert werden und wo sich mechanische Rädchen drehen, fand man nicht mehr allzu viele. Und wenn man etwas gewann, kam ein Papierticket raus, statt vieler klimpernder Münzen. Aber unser Spielglück hielt sich ohnehin in Grenzen – ich verwandelte einen USD mal in 5,25 USD. Das war’s.

Aber, wenn man kein Geld ausgeben wollte, musste man es nicht. Wie schon beschrieben, konnte man überall kostenlos rein und herumlaufen. Nur wenn man was essen oder trinken wollte, wurde es teuer. Christian wollte sich mal ein Bier gönnen – das schlug dann gleich mit 10 USD zu buche. Und dafür bekam man dann ein besch… Heineken. Na danke!

Auf die teuersten Getränke aller Zeiten! 😉

Aber Las Vegas ist natürlich auch für seine Shows bekannt. Sigfrid und Roy sind zwar leider nicht mehr am Start, aber David Copperfield oder Dita van Teese wären verfügbar gewesen. Leider fingen die Ticketpreise hier bei 100 USD an… das war uns dann doch zu teuer. Gleiches galt für die Sphere – die neue, kugelförmige Veranstaltungshalle, deren Außenfläche mit 57,6 Mio. LEDs bestückt ist, was die weltweit größte LED-Wand ergibt.

The Sphere

Von innen schauten wir uns die Sphere aus preislichen Gründen also nicht an, aber auch die Innenseite soll mit ebenso vielen LEDs verkleidet sein, und rundum Sound, der Konzerte zu einem besonderen Erlebnis machen soll. The Eagles oder U2 hätte man hier für 500 USD pro Nase sehen können… Das soll sich dann jemand anders leisten.

Stattdessen investierten wir aber in zwei Konzertkarten für die 25 Jahre-Jubiläumstour von Rise Against und Papa Roach, die am 5. April gemeinsam im MGM Casino auftraten. Vermutlich nicht vergleichbar mit dem Erlebnis in der Sphere, aber wir hatten einen genialen Abend (und zufällig zwei deutsche Urlauber neben uns sitzen).

Und auch das alte Las Vegas, wo alles begonnen hat, schauten wir uns noch an. In der Fremont Street entstanden ca. 1905 die ersten Casinos, bevor es den Strip gab. Bis heute stehen dort noch die alten Casinos, die inzwischen aber auch modernisiert wurden. Die halbe Straße wurde zudem mit einem LCD-Leinwand-Dach überdacht, sodass es hier auch nachts taghell war. Zudem konnte man mit einer Seilrutsche unter dem Dach hindurch sausen, während unten auf drei Bühnen Livebands auftraten, Straßenkünstler und Chippendales sich zum Fotografieren bereithielten und der Alkohol in Massen floss.

Was für ein Wahnsinn!
Hier mal ein kleiner Zeitraffer:

Ach ja – Heiraten steht hier selbstverständlich auch ganz hoch im Kurs! Am nördlichen Rand des Strips entdeckten wir die typischen „White Wedding Chapels“, die mit Elvis Figuren oder auch Drive-Thru Trauung lockten.

Mehr Vegas-Klischee geht wohl kaum.

So wurden schließlich aus zwei geplanten Tagen ganze vier Tage in Vegas, in denen wir uns die Füße platt liefen und aus dem Staunen gar nicht mehr herauskamen. Las Vegas hat nie wirklich auf unserer Reisewunschliste gestanden und dieser ganze künstliche Trubel ist ja eigentlich auch nicht so unser Ding. Trotzdem war es irgendwie faszinierend, dort zu sein, und wir hatten echt Spaß in der Zeit. Nach vier Tagen waren wir dann aber auch durch und brauchten dringend wieder ein bisschen Natur, Ruhe und Dunkelheit.

Also verließen wir die Stadt und bogen Richtung Grand Canyon ab. Aber bevor wir dort ankamen, hatte Moby eine unschöne Überraschung und scheinbar andere Pläne für uns…

Aber dazu dann demnächst mehr. 🙂

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