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Kroatien II: Stadt, Land, Fluß in Dalmatien

Zurück an der Adriaküste

Am Morgen des 17. August weckte uns der heftige Wind, der ganze Van schwankte und schaukelte. Daher packten wir nach dem Frühstück schnell alles ein und nahmen wieder Kurs auf die Küste. Nach so viel Natur und Nationalparks, wurde es mal wieder Zeit für etwas „Großstadtfeeling“. So landeten wir in Zadar, einer Stadt mit 75.000 Einwohnern und einer schönen Mischung aus historischer Altstadt, hippen Bars und Cafés, Einkaufsmeile und Museen.

Wir ließen uns durch die Altstadt treiben und schauten natürlich auch bei den zwei Hauptsehenswürdigkeiten des lokalen Architekten und Künstlers Nikola Basic vorbei, dem Sea Organ und der Sun Salutation. Wobei sich hinter dem Sea Organ eher eine „Höhrenswürdigkeit“ verbirgt. Zu sehen gibt’s nämlich nix, außer dem Meer, welches dort gegen von unten perforierte Steinstufen schlägt und in ein System aus verschiedenen großen und kleinen Rohren geleitet wird, was dann wiederum Töne verursacht, die wie eine Mischung aus Musik und Walgesängen klingen. Verrückt und einzigartig auf der Welt.
Das zweite Highlight des Künstlers, die Sun Salutation, macht bei Tag erstmal nicht viel her. Es sind 300 im Boden eingelassene Glasplatten, die tagsüber die Sonnenenergie speichern, was dann vom Sonnenuntergang bis zum Sonnenaufgang ein Lichtspiel erzeugen soll. Nebenbei wird noch genug Solarenergie gesammelt, um den gesamten Hafenbereich zu beleuchten. Da wir nicht bis abends in der Stadt blieben, entging uns dieses Spektakel leider.

Für die Nacht waren wir aufgrund unseres Batterieproblems auf Landstrom angewiesen, daher fanden wir einen einfachen Campingplatz, etwas außerhalb der Stadt. Als wir am „Camperstop Marni“ ankamen wunderten wir uns aber etwas: weit und breit war niemand zu sehen, kein Personal, keine Gäste, keine Camper. Über 30 leere Plätze auf einem etwas kargen Platz, mit leerem Pool und Grillbereich, mitten im Nirgendwo. Nebenan ein halbfertiges Gebäude und etwas Bauschutt. Sonst nichts. Seltsam. Telefonisch wurde uns aber versichert, dass der Platz geöffnet ist und wir uns einfach einen schönen Platz aussuchen sollen. Gesagt getan. WiFi um am Blog zu arbeiten gab’s auch, somit waren wir mit allem versorgt was wir brauchten. Später am Abend kamen dann tatsächlich auch noch ganze DREI weitere Camper/Wohnmobile. Und das mitten in der Hochsaison. Die Nacht war dafür dementsprechend ruhig.

Am nächsten Morgen ging es dann noch mal zurück in die Innenstadt von Zadar. Bei Christian wurde es Zeit für den ersten Haarschnitt, wofür wir einen urigen Barber-Shop aufsuchten, wo noch stylische, alte Frisörstühle im Einsatz waren, die mindestens schon 50-60 Jahre auf dem Polster hatten.
Für eine Aussicht von oben auf Zadar, erklommen wir noch den Glockenturm der St. Anastasias Kathedrale.

Blick auf Zadar

Nach einem schnellen Mittagessen ging es dann weiter und wieder mal zurück ins Hinterland von Dalmatien, genauer gesagt nach Lozovac. Wir wählten einen strategischen Stellplatz, in Form eines einfachen Campingplatzes, der nur 2 Minuten vom Eingang zum Krka Nationalpark entfernt liegt. Den hatten wir uns nämlich für den nächsten Morgen vorgenommen. Scheinbar können wir nicht genug von Wasserfällen bekommen.

Krka Nationalpark

Auch im Krka Nationalpark kommt man über Boardwalks ganz nah an die kleinen und großen Wasserfälle ran, hat aber auch einige weitere Aussichtspunkte außerhalb, welche man mit dem Auto erreichen kann. Von dort kann man beobachten, wie sich der ca. 73km lange, türkisblaue Krka Fluß durch die Schluchten schlängelt und in große Wasserfälle ergießt.

Krka Nationalpark

Diesmal waren wir auch besser vorbereitet und mit Onlinetickets für den ersten Shuttlebus um 8 Uhr ausgestattet. Somit mussten wir die Wasserfälle und Aussichten nicht mit allzu vielen Menschen teilen und noch dazu war es morgens angenehm kühl.

Nachdem wir uns an all dem fallenden Wasser sattgesehen hatten, ging es weiter zum nächsten Stellplatz. Diesmal hatten wir uns wieder ein Fleckchen in der freien Natur ausgesucht, irgendwo im tiefsten Hinterland von Kroatien. Wir landeten im halb verlassenen Dörfchen Mokro Polje, wo wir eine Wiese direkt am Fluß fanden, inkl. kleinen Wasserfall (schon wieder einer!). Noch dazu gab es einen kleinen natürlichen Pool zum schwimmen. Ein Traumplatz mal wieder! Und außer uns waren nur ein paar Einheimische vor Ort, die badeten und sich wunderten, wie wir Deutschen denn wohl immer ihre geheimen Spots finden. Später am Abend fanden aber auch noch drei andere Camper den Weg zu „unserem“ Platz, ganz geheim war der Spot also wohl nicht mehr.

Wir machten dort auch Bekanntschaft mit Milian, ein Kroate aus der Gegend, der inzwischen aber in Linz lebt und arbeitet und gerade zum Urlaub dort war. Er hieß uns erstmal herzlich willkommen in seinem Land und war interessiert zu hören, wie wir in dieser Ecke gelandet waren und was wir bisher so erlebt haben. Er gab uns dann noch ein paar weitere Tipps für den nächsten Tag. Nachdem er eigentlich schon gegangen war, kam er noch mal mit dem Auto zurückgesetzt und drückte uns eine Heiligenkarte aus Israel in die Hand, die er von einer Pilgerreise mitgebraucht hat. Die Karte soll uns auf unserer weiteren Reise Glück bringen. Außerdem hat er seine Telefonnummer darauf notiert, für den Fall, dass wir Hilfe in Kroatien, Montenegro (wo er Familie hat), oder eben in Linz brauchen. Wieder mal eine tolle und unerwartete Begegnung!

Am nächsten Tag schauten wir uns auf Milians Tipp hin die Quelle des Krka Flusses an. Wie bei so vielen Quellen kommt das Wasser hier aus einem verborgenen Loch. Im Frühjahr und Herbst, wenn genug Wasser da ist, wird der Wasserstand aber so hochgedrückt, dass zusätzlich zur Quelle noch ein großer Wasserfall darüber entsteht. Laut Milian ist der Krka der einzige Fluß auf der Welt, der somit zwei Quellen hat. Im Basin davor kann man auch schwimmen. Leider ist im Hochsommer kein Wasserfall da, aber davon hatten wir in den letzten Tagen ja auch genug. Auch so hat sich der kleine Ausflug zur Quelle auf jeden Fall gelohnt.

Zurück in die Zivilisation

Danach zog es uns weiter nach Sibenik und damit zurück an die Adriaküste. Von Sibenik selbst haben wir aber nicht viel gesehen, da wir unsere Zeit damit verbrachten, sämtliche Autobatterie- und Solar-Zubehörteilehändler verrückt zu machen, um mit unserem Batterieproblem weiterzukommen. Es gab 1-2 erfolgsversprechende Anläufe, aber am Ende hatte leider keiner die passenden Batterien und Lösungen für uns im Angebot.
Wir verbrachten in Sibenik eine Nacht auf einem verlassenen, ehemaligen Campingplatz, gegenüber der Stadt. Der Platz an sich war schon ein wenig gruselig, mit halb zerfallenen Gebäuden, jeder Menge Graffiti, einige eigentümliche „Dauercamper“ und leider auch jede Menge Müll. Aber dafür gab es direkte Zugänge zum Meer und eine schöne Aussicht auf Sibenik und den davorliegenden Hafen und Schiffskanal.

Blick auf Sibenik

Nachdem wir auch am nächsten Tag (Samstag 21.08.) in Sachen Batterie nicht weiterkamen und vor Montag auch nicht mit neuen Infos zu rechnen war, beschlossen wir ein Stück weiter entlang der Küste zu fahren und uns Split, Kroatiens zweitgrößte Stadt, anzuschauen.

Auch hier gibt es wieder eine wunderschöne Altstadt, inmitten des Diocletian Palast. Im ersten Moment glaubt man wirklich durch das Tor in einen alten römischen Palast zu treten, aber hinter den Mauern verbirgt sich ein Labyrinth aus Gassen in denen sich Märkte, Geschäfte, Museen, Kirchen, Souvenirshops, Restaurants, Cafés und Bars verbergen. Dahinter erstreckt sich der Hafen, wo geschäftstüchtige Tourenanbieter sich mit Bootstour-Angeboten zu den nahegelegenen Inseln überschlagen. Außerdem legen hier auch die großen Kreuzfahrtschiffe an und spülen haufenweise Tagestouristen in die Stadt.

Nachdem wir genug von dem Gewusel in der schönen Altstadt hatten, zog es uns wieder etwas weiter weg von der Küste, auf der Suche nach einem schönen Stellplatz. So landeten wir in Gala, wieder mal irgendwo im Nirgendwo. Es gab nichts Besonderes, außer einen schönen Stellplatz, hinter einem Deich, direkt am Fluß. Hier richteten wir uns für zwei Tage ein und genossen die Ruhe.
Am Sonntag packten wir endlich mal wieder die Mountainbikes aus und machten eine Tour zum 22km entfernten Perucko Stausee. Zum Baden war’s uns, bedingt durch Niedrigwasser, zu schlammig, aber schön war’s trotzdem.

Sonntagsausflug zum See

Vielleicht war’s der Ruhe oder der Radtour zu verdanken, jedenfalls hatte Christian dann hier auch den rettenden Einfall für unsere Batterie. Am Montagmorgen organisierten wir die Bestellung der passenden – und hoffentlich besseren – Ersatzbatterien und Zubehör, in Deutschland. Da nun klar war, dass es mindestens eine Woche dauern würde bis diese bei uns in Kroatien eintreffen, überlegten wir, was wir nun anstellen sollten. In Kroatien stand eigentlich nur noch Dubrovnik auf unserer Wunschliste. Die ganzen Inseln mit denen wir noch geliebäugelt hatten, hatten wir inzwischen geknickt, da wir keine Lust auf Hochsaisons-Chaos hatten.

Spontan beschlossen wir nach Bosnien und Herzegowina (BiH) rüber zu fahren. Sarajevo hat mich schon lange interessiert und wir hatten Lust auf ein bisschen live-Geschichtsunterricht und mehr über den Jugoslawien Krieg in den 90er Jahren zu erfahren. Gesagt, getan. Auf nach Bosnien Herzegowina…

Insgesamt verbrachten wir eine Woche in BiH. Das Land war bisher für uns das Highlight der Reise weil es uns völlig neue Eindrücke geschenkt hat. Sowohl Land und Leute haben uns positiv überrascht und wir haben unglaublich viel gelernt. Dazu wird es dann demnächst natürlich einen separaten Blogpost geben.

Dubrovnik & neue Batterien

Nach der Woche in BiH kehrten wir am Sonntag den 29.08. zurück nach Kroatien (was nicht ohne Komplikationen verlief…) und landeten endlich in Dubrovnik. Das deutsche „Sommerwetter“ hatte uns schon in den letzten Tagen in BiH eingeholt und so regnete es erstmal, als wir uns auf den Weg in die Altstadt von Dubrovnik machten.

Aber halb so wild, wir wollten sowieso in eine Fotoausstellung, in die sogenannte „War Photo Limited“ wo man anhand von Fotos erfährt, wie Kroatien den Krieg in den 90er Jahren erlebt hat. Zusätzlich dazu gab es noch eine aktuelle Fotoausstellung über die Vertreibung der Rohingya, in Myanmar. Eine sehr bewegende und auch lehrreiche Ausstellung mit eindrucksvollen Fotos und Bildern.

Danach schien dann auch wieder die Sonne und wir verbrachten den restlichen Nachmittag damit, durch die Altstadt zu schlendern und uns über die unglaublichen Menschenmassen zu wundern. Eine geführte Touri-Gruppe nach der anderen lief vorbei, von MSC-Kreuzfahrtgruppen bis hin zu den typischen asiatischen Busgruppen und auch einige Amerikaner und Australier, die wir pandemiebedingt lange nicht mehr gesehen und gehört haben.
Eigentlich wollten wir auch die berühmte Stadtmauer besichtigen, aber 27€ Eintritt pro Person, um über eine Mauer zu laufen, war uns dann doch zu happig. Überhaupt ist Dubrovnik superteuer. Auch das Parken kostet hier gerne mal 10-20€ pro Stunde. Crazy!

Für die Nacht fanden wir aber mal wieder einen spektakulären freien Stellplatz, mit Wahnsinns-Aussicht und Sonnenuntergang über dem Meer und den vorgelagerten Inseln.

Sonnenuntergang oberhalb von Dubrovnik

Statt in die alte Mauer investierten wir unsere Euros am nächsten Tag in eine geführte Walking Tour durch die Altstadt, um ein bisschen mehr über die bewegte Geschichte dieser Stadt zu lernen. Wer also wissen möchte wie sich Dubrovnik gegen den Erzrivalen, die Venezianer, und auch die Ottomanen durchgesetzt hat, oder wie es Dubrovnik im Jugoslawienkrieg ergangen ist, kann sich gerne an uns wenden. 😉

Am frühen Nachmittag bekamen wir endlich die langersehnte Nachricht, dass unsere neuen Batterien in Dubrovnik angekommen waren. Also machten wir uns hoffnungsvoll auf den Weg zur Post, aber natürlich war es mal wieder nicht so einfach. Die Batterien waren nicht vor Ort, weder die bemühten Damen in der Postfiliale noch der telefonische Kundenservice von UPS konnte weiterhelfen. Stattdessen wurden wir auf den nächsten Tag vertröstet.

Frustriert machten wir das Beste aus der Situation und sprangen am nächstbesten Strand erst noch mal ins Meer. Danach ging es wieder rauf zu unserem Stellplatz vom Vortag, wo diesmal allerdings schon ein anderer „kleiner“ Bus unseren Platz eingenommen hatte. Uns ist bis heute ein Rätsel wie dieser 10m lange Bus die engen und steilen Haarnadelkurven zu dem Stellplatz hochgekommen ist, aber das Pärchen aus der Schweiz war ganz entspannt und konnte da gar nichts Besonderes daran finden.

Bus-Party!

Nach dem Frühstück, am nächsten Morgen, ging es dann zurück nach Dubrovnik und zur Post. Das zweite Paket aus Deutschland auf das wir gewartet hatten, war zumindest schon mal angekommen (Danke Schwiegermama!) und wenige Minuten später kam auch der Anruf des UPS Kundenservice: der Fahrer mit unseren Batterien an Board ist in wenigen Minuten an einer Tankstelle um die Ecke und wir können ihn dort abpassen und das Paket entgegennehmen?! Klingt wie in einem schlechten Film, oder?

Und so war es dann auch: die Tankstelle entpuppte sich als „Drive-Through“ Tanke, ohne Parkmöglichkeiten und das an einer dreispurigen, vielbefahrenen Straße. Wir fanden zum Glück eine Lücke gegenüber, für den Van zum Anhalten und hielten Ausschau nach einem weißen Lieferwagen. Davon gibt’s ja bekanntlich so einige, auch in Dubrovnik…
Nach einigen Minuten kam aber scheinbar unser Mann, er drehte selbst nur an der Tanke und war fast schon wieder weg, wenn wir nicht wild gewunken hätten, um auf uns aufmerksam zu machen. Eilig drückte er uns die Pakete in die Hand und war Sekunden später auch schon wieder verschwunden. So standen wir dann da, mit unseren beiden 30kg schweren Paketen, die nun nur noch auf die andere Straßenseite mussten.

Ein erleichterter Christian

Erleichtert die Batterien jetzt endlich zu haben und mit dem Umbau loslegen zu können, steuerten wir einen kleinen Campingplatz etwas außerhalb von Dubrovnik an. Im „Camp Kate“ machte sich Christian dann gleich an die Arbeit, während ich mich um die Wäsche und den ganzen anderen Haushaltskram kümmerte.

Nach ca. 2,5 Stunden war das Werk vollbracht. Zum Glück hat diesmal alles gepasst und wir hatten wieder frischen Strom und ich einen sichtlich erleichterten Ehemann. Zur Belohnung ging es ab an den kleinen Strand und rein ins Meer.

Nach unserer letzten Nacht in Kroatien (die mal wieder so windig war, das alles wackelte und einige Zelte und Kleidungsstücke über den Campingplatz flogen), ging es am nächsten Morgen – pünktlich am 1. September – auf Richtung Montenegro.
ENDLICH!! Seit 2 Jahren versuchen wir in dieses Land zu kommen und immer kam was dazwischen oder wir mussten unsere Reisepläne ändern. Umso gespannter waren wir jetzt auf Land und Leute…

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Zadar
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Einsam auf dem Campingplatz
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Zadar
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Zadar
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Zeit für den ersten Haarschnitt auf der Reise
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Barber Shop
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Krka Nationalpark
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🙂
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Krka Nationalpark
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Stellplatz mit eigenem Fluß-Pool
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Stellplatz mit eigenem Fluß-Pool
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Stellplatz mit eigenem Fluß-Pool
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Quelle des Krka Fluß
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Verlassener Campingplatz bei Sibenik
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Sibenik bei Nacht
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Aussicht aus dem Schlafzimmerfenster
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Split
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Kroatien I: Istrien, Inseln & Nationalparks

Reif für die Insel

Nach den Tagen in Slowenien hatten wir erstmal genug von Bergen und Weinreben und wollten jetzt endlich mal ins Meer springen. Da wir die Küste von Istrien vor zwei Jahren schon mal abgefahren sind und uns inzwischen mehrfach die Insel Cres empfohlen wurde, nahmen wir am Freitag, den 6. August direkt Kurs auf Labin und Rabac, zwei kleine Küstenorte in Istrien, von wo aus man die Fähre nach Cres nehmen kann.

Nachdem wir durch die schöne, verwinkelte Altstadt von Labin geschlendert sind, suchten wir uns einen, eigentlich nur praktisch gedachten Stellplatz in Rabac, um von dort am nächsten Morgen zeitig zur Fähre zu kommen. Aber was wir fanden, war alles andere als einfach nur ein praktischer Platz.
Eigentlich ist es wirklich nur der Tagesparkplatz für die ganzen Strandbesucher von Rabac, aber abends ab 19 Uhr wurde es hier total leer und wir hatten unser kleines Haus am Meer für uns ganz alleine.

Haus mit Meerblick

Bis zum Strand runter waren es nur 5 Minuten, oben am Parkplatz ging ein angenehmer Wind und wir konnten hier in aller Ruhe unser Abendessen mit Meerblick genießen. Traumhaft!
Am nächsten Morgen ging es zum Sonnenaufgang runter an den menschenleeren Strand und ab ins Wasser. Besser kann ein Tag eigentlich nicht anfangen.

Als wäre das alles noch nicht genug, hatten wir außerdem bei der Anfahrt ein Schild für den Bikepark Rabac entdeckt. Das war nun wirklich eine Überraschung, mit der wir nicht gerechnet hatten. Hier gab es 15 verschiedene Abfahrten, von denen wir uns einige am Vormittag vornahmen.

Bikepark mit Ausblick

Und das Beste war: danach konnten wir direkt wieder ins Meer springen! So hatten wir uns das mit dem Vanlife vorgestellt!
Den Nachmittag verbrachten wir am Strand und hatten abends den Parkplatz und das Meer wieder ganz für uns allein. Nach einem weiteren Sonnenaufgang am Strand, ging es dann am 8. August aber doch weiter auf die Fähre nach Cres.

Die Insel Cres ist eine der ruhigeren Inseln. Sie ist die nördlichste und am wenigsten berührte Insel der Kvaner Eilande, der Tourismus ist hier noch nicht ganz so ausgeprägt wie auf vielen anderen der kroatischen Inseln. Die Landschaft wird hauptsächlich von weißem, scharfkantigen Kalkstein geprägt und eignet sich daher hauptsächlich zur Schafzucht. Wir sahen so viele Schafe wie wahrscheinlich seit Neuseeland nicht mehr. 😉

Die Kargheit und der nicht überbordende Tourismus bedingen die Landflucht, somit gibt es auf Cres das ein oder andere „Geisterdorf“, besonders in den Bergen. Nachdem wir von der Fähre runter waren zog es uns zunächst in eins dieser Dörfer, nach Beli. Stand 2018 gab es hier 45 Einwohner, Tendenz sinkend.
Vielleicht lag es daran das Sonntag war, aber es war wirklich nichts los in Beli, von den 45 Einwohnern begegneten uns nur eine Handvoll und auch sonst gab es tatsächlich nichts zu sehen im Örtchen, abgesehen von einer (defekten) Telefonzelle. Den angepriesenen Charme, den dieser Ort haben soll, hat sich nicht auf uns übertragen.

Wir steuerten einen freien Stellplatz an, der eine schöne Aussicht versprach. Die Anfahrt war mal wieder abenteuerlich. Irgendwann standen wir auf einem Rad- und Wanderweg aber Google beharrte darauf, dass es hier weitergehen sollte. Vor uns lag ein Viehgatter und die „Durchfahrt“ sah doch eher schmal aus. Also stieg ich aus und lotste Christian über die Engstelle. Wie sich dann herausstellte, hatte die genau Ducato-Maße! Mit einem angeklappten Spiegel kamen wir gerade so durch, ohne irgendwo anzustoßen oder langzuschrammen. Und das Gatter hielt auch. Glück gehabt. Und gelohnt hat es sich allemal. Wir fanden einen traumhaften Platz vor, mit Wahnsinns-Aussicht bis aufs gegenüberliegende Festland.

Traum-Stellplatz auf Cres

Für uns einer der bisher schönsten Plätze auf dieser Reise. Hier trafen wir auch auf Linda, Martin und ihren kleinen Hund Pina. Die drei sind seit nunmehr 3 Monaten auch Vollzeit-Reisende und haben eine ähnliche Route wie wir geplant. Die drei standen schon seit dem Vortag auf dem tollen Platz und blieben, genau wie wir, noch drei weitere Nächte.

Vom Platz aus, führte der steile Wanderweg 2.2km runter an eine kleine Badebucht. Den Weg nahmen wir jeden Nachmittag auf uns, um uns abzukühlen. Die restliche Zeit waren wir einfach zu Hause, machten Sport, arbeiteten am Laptop, hörten Musik, etc. Was man eben so macht, wenn man einfach mal zu Hause ist und Zeit hat. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen immer die Schafe, um uns Gesellschaft zu leisten, somit war auch für Unterhaltung gesorgt.

An dem Platz bemerkten wir aber auch, dass irgendwas mit unserer Aufbaubatterie, welche für die Stromversorgung im Wohnbereich zuständig ist (also alles vom Licht, über Steckdosen, bis hin zur Wasserpumpe, Warmwasseraufbereitung, Kühlschrank, etc.) nicht stimmt. Die gewohnte Leistung lies sich nicht mehr abrufen, die Batterie schien nicht richtig zu laden und wir kamen immer wieder ans Limit und in die Unterspannung, was sich vor allem dadurch bemerkbar machte, dass der Kühlschrank kaum noch seinen Dienst tat.
Wir ahnten da noch nicht, wie sehr uns dieses Thema die nächsten Tage und Wochen beschäftigen würde. Wenn alles geklärt und hoffentlich wieder instandgesetzt ist, werden wir einen separaten Beitrag dazu verfassen.

Nach drei Tagen auf dem schönen Stellplatz, gingen uns dann aber die ersten Vorräte zuneige und die sauberen Klamotten aus, also steuerten wir danach den „Campingplatz Kovacine“ in Cres Stadt an. Der Unterschied zu unserem ruhigen Traumstellplatz in den Bergen hätte nicht größer sein können. Wir bekamen fast einen kleinen Kulturschock. Der Campingplatz verfügt über 950 Plätze und hat alles an Einrichtungen was man sich vorstellen kann, angefangen vom Pool, Kinderspielplatz, Auto-Waschanlage, Restaurants, Supermärkte, Kiosks, Bäckerei, Boot- und Fahrradverleih, etc. Also schon eher eine kleine Stadt für sich. Natürlich war Anfang August auch hier Hochsaison und der Campingplatz war fast bis auf den letzten Platz ausgebucht. Wir fanden uns inmitten von Großfamilien wieder, es herrschte munteres Treiben, schreien, kreischen und knattern an allen Ecken und Enden. Am Strand tummelten sich alle Handtuch-an-Handtuch, von Corona-Hygienemaßnahmen gab es keine Spur mehr. Das war uns alles zu viel. Wir erledigten in Windeseile unsere ToDos, jagten drei Ladungen Wäsche durch, füllten Wasser auf, etc. Abends schauten wir uns das nette kleine Stadtzentrum von Cres an, gönnten uns ein leckeres Fischmenü in einem versteckten kleinen Lokal, welches uns Linda und Martin empfohlen hatten. Nach einer heißen Nacht mit 26 Grad Außentemperatur und mindestens zehn Grad mehr im Van, ging es am nächsten Morgen schnell weiter.

Wir verbrachten den Tag damit über die Insel zu düsen, besuchten das ein oder andere kleine Fischerdörfchen und Aussichtspunkte. Am Nachmittag überquerten wir dann die Brücke auf die angrenzende Insel Losinj und legten dort noch einen Badestopp an einer netten kleinen Bucht ein. Für die Nacht hatten wir uns wieder einen ruhigeren Stellplatz ausgeguckt und fanden uns mal wieder auf einem kleinen Berg wieder, inkl. Panoramablick und traumhaften Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang auf Losinj

Was freie Stellplätze angeht, wird man in Kroatien echt verwöhnt!
Eigentlich hatten wir uns den Spot auch rausgesucht, da es hier eine MTB-Downhillstrecke gibt. 2020 hat hier ein Downhill Weltcup stattgefunden. Die Strecke war auch noch da, inkl. Startrampe, aber schon nach den ersten Metern war klar, das ist nix für mich, da es einen Sprung nach dem anderen gab, ohne Umfahrungsmöglichkeit. Und ich bleib mit dem Rad doch lieber am Boden.

Also ging es nach einer Nacht daher auch schon wieder weiter und wir steuerten die Insel Krk an, wo ich 1987 schon mal mit meinen Eltern im Urlaub war und wir vor zwei Jahren auch einen kurzen Stopp eingelegt hatten, an einer traumhaften Bucht. Da wollten wir gerne noch mal hin. Also ging es wieder auf zur Fähre und rüber auf die nächste Insel. Krk ist die größte und eine der beliebtesten Inseln von Kroatien, dementsprechend war es hier so richtig voll. Alles rund um Baska fühlte sich an wie der 950 Plätze Campingplatz auf Cres. Hunderte Familienurlauber, mindestens ebenso viele Wohnmobile, volle Strände und Highlife an jeder Ecke. Die Bucht die wir eigentlich ansteuern wollten konnten wir abhaken, wir hatten die Hochsaison einfach unterschätzt. Also überlegten wir uns Plan B und fanden uns an einer anderen Ecke von Krk, im Ort Potovosce, wieder. Hier war es nicht ganz so überlaufen wie in den größeren Orten auf der Insel. Dort konnten wir mit dem Van fast bis direkt an den Strand fahren und sobald alle Strandbesucher weg waren, hatten wir einen einsamen Premiumplatz direkt am Meer.

Die angrenzende Bar hatte einen netten Nachtwächter, der nicht nur die Liegen und Schirme, sondern uns auch gleich mitbewachte. 😉
Natürlich begann der nächste Morgen mit einem Sprung ins Meer. Nach dem Frühstück und als sich der Strand langsam zu füllen begann, ging es dann wieder weiter. Von Krk hatten wir genug und es zog uns wieder aufs Festland.

Auf in die Nationalparks

Da uns die Hitze ganz schön zusetzte – tagsüber hat es hier so im Durchschnitt 36 Grad und mehr, nachts kühlt es an der Küste kaum unter 26 Grad ab – zog es uns erstmal weg von der Küste und rein ins kroatische Hinterland. Als erstes wollten wir hier den Plitvicer-Seen Nationalpark besuchen. In einem Nationalpark kann man natürlich nicht wild campen und auf Campingplätze haben wir erstmal keine Lust mehr, also suchten wir uns mal wieder ein Agri-Camping raus, sprich einen Stellplatz bei einem Landwirt oder einer Privatperson, die ihr Grundstück zur Verfügung stellt. So landeten wir bei Vivi im „Camp Vivi“. Hinter ihrem Haus fanden wir einen schönen Platz auf ihrer Wiese, direkt vor dem kleinen Gemüsegarten.
Um den Nationalpark zu besuchen war es uns schon zu spät, aber wir hatten noch Lust auf Radfahren. Also packte Christian mal wieder seine besten Pfadfinder-Fähigkeiten aus und stellte uns eine schöne Runde bis zum Nationalpark zusammen. Somit kamen wir schon an einem der ersten Seen vorbei:

Plitvicer Seenlandschaft

Am Abend feuerten wir mal wieder den Grill an und ließen den Abend in Vivis Garten gemütlich ausklingen. Am nächsten Morgen ging es früh aus den Federn und nach einem schnellen Frühstück auf zum Nationalpark. Wir hatten Glück noch Tickets vor Ort zu erhalten, mal wieder hatten wir nämlich die Hochsaison unterschätzt. Die meisten Besucher hatten ihre Tickets vorab online gebucht und es gab pro Uhrzeit nur noch wenige Slots/Tickets für Spontanbesucher wie uns, selbst so früh am Tag. Nachdem wir alle Infos zu den Wanderungen und Touren im Park zusammen hatten, wurde noch schnell der Proviant für unterwegs vorbereitet und dann ging es auf in den Park. Wir entschlossen uns für eine Touren-Kombination aus Wandern, Shuttle-Bus und Boot. So kann man innerhalb eines Tages am Meisten vom Park entdecken.

Im Park reihen sich sechzehn Seen aneinander, durch rauschende Wasserfälle (teils groß, teils klein) miteinander verbunden. Der Nationalpark steht unter dem Schutz der UNESCO und gilt nicht umsonst als einer der schönsten Naturlandschaften Europas. Er gilt sogar als Naturwunder, da die Wasserfälle aufgrund von sogenannten Rauwacken ständig (wenn auch sehr langsam) ihre Form und ihr Aussehen ändern. Die wunderschöne blaue Farbe haben die Seen den darin enthaltenen Mineralien und Algen zu verdanken.

Nationalpark Plitvicer Seen

Über toll angelegte Holz-Boardwalks kann man durch den Park wandern, ohne nasse Füße zu bekommen. So legen wir im Laufe des Tages immerhin 10km zurück und bewundern die wunderschöne Landschaft – die Menge an Menschen musste man einfach ausblenden…

Wir beschlossen noch etwas im Hinterland zu bleiben und fanden einen praktischen Stellplatz auf dem Naturparkplatz einer Bären Rettungsstation. Im Balkan gibt es nämlich noch einige wilde Braunbären. In der Rettungsstation, in Kuterevo, leben insgesamt neun Bären, die allesamt nicht mehr in der Lage sind, allein in der freien Wildbahn zu überleben, da sie vorher von Menschen als „Haustier“, bzw. im Zirkus gehalten wurden. Hier wurden große Gehege für sie gebaut und eine Gruppe von Freiwilligen (hauptsächlich Studenten aus Deutschland, Frankreich und UK), kümmern sich um das Wohlergehen der Tiere.

Wir verbrachten eine ruhige Nacht (die Bären blieben zum Glück in ihren Gehegen), bevor es am nächsten Morgen weiter ging. Wir hatten Lust auf eine Wanderung, daher nahmen wir Kurs auf das Velebit Gebirge und den dort gelegenen Nationalpark. Uns erwarten ungewöhnliche Karstformationen, Wälder und tolle Aussichten. Vor allem waren wir hier so gut wie alleine, erst auf dem Rückweg unserer 15km langen Wanderung, begegneten uns ein paar wenige Menschen.

Wanderweg im Nationalpark Velebit

Auch rund um diesen Nationalpark ist wild campen und freistehen verboten, daher näherten wir uns wieder etwas der Küste und fanden oberhalb von Karlobag, nach einer kleinen wilden Offroad-Fahrt, einen wahnsinnig schönen Stellplatz, mit toller Aussicht und spektakulärem Sonnenuntergang:

Van with a view

Hier feierten wir sozusagen auch unser einmonatiges VANiversary. Schon vier Wochen unterwegs, Wahnsinn wie schnell die Zeit verfliegt! So langsam verfliegt aber auch das Urlaubsgefühl und wir merken, dass dies nun unser Alltag ist.

Auch waren wir zu dem Zeitpunkt schon zehn Tage in Kroatien und waren von Istrien bis nach Dalmatien gekommen. Leider nimmt aber das Batteriethema nebenbei deutlich mehr Zeit und Nerven in Anspruch als wir uns das gewünscht hätten.

Demnächst dann mehr dazu und zu unserer weiteren Reise durch das schöne Kroatien…

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Altstadt von Labin
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Altstadt von Labin
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Altstadt von Labin
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Altstadt von Labin
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Altstadt von Labin
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Altstadt von Labin
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Endlich im Meer 🙂
Kroatien_008
Haus am Meer
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Haus am Meer in Rabac
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Unser Strand in Rabac
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Unterwegs im Bike Park Rabac
Kroatien_012
Unterwegs im Bike Park Rabac
Kroatien_013
Unterwegs im Bike Park Rabac
Kroatien_014
Unterwegs im Bike Park Rabac
Kroatien_015
Unterwegs im Bike Park Rabac
Kroatien_016
Unterwegs im Bike Park Rabac
Kroatien_017
Meerblick
Kroatien_018
Strand in Rabac
Kroatien_019
Sonnenaufgang in Rabac
Kroatien_020
Große Kreuzfahrt
Kroatien_021
Moby Dick auf Kreuzfahrt nach Cres
Kroatien_022
Beli
Kroatien_023
Watch for wildlife
Kroatien_024
Traumplatz auf Cres
Kroatien_025
Unsere Bucht in Cres
Kroatien_026
Unterwegs zur Bucht
Kroatien_027
Unterwegs zur Bucht
Kroatien_028
Unterwegs zur Bucht
Kroatien_029
Gartenblick
Kroatien_030
Tierische Nachbarn
Kroatien_031
🙂
Kroatien_032
Gartenblick
Kroatien_033
Gartenblick
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