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2025 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Winter in Nordmexiko

Teil 24 unseres Roadtrips durch Mexiko

4. Januar – 17. januar 2025

Unser (vorerst) letztes großes Ziel in Mexiko war die lange Halbinsel Baja California, was übersetzt so viel heißt wie „Niederkalifornien“, womit dann auch schon klar ist, wo diese Halbinsel geografisch liegt. Genau, unterhalb des US-Amerikanischen Bundesstaates Kalifornien, welcher bis zum mexikanisch-amerikanischen Krieg (1846 bis 1848) noch zu Mexiko gehörte (genauso wie übrigens die heutigen US-Bundesstaaten Texas, Neu-Mexiko und Teile von Arizona, Utah, Nevada und Colorado).

Landkarte von Mexiko. Für uns ging es von Guadalajara (kleiner Pfeil) rauf und rüber zur Baja California (großer Pfeil).

Die meisten Reisenden wählen die 16-18 Stunden lange Fahrt mit der Fähre, welche einen von der Küstenstadt Mazatlan in Sinaloa direkt nach La Paz, im südlichen Teil der Baja bringt. Da ich Boote nicht so mag und diese Fähren auch hauptsächlich für den LKW-Verkehr genutzt werden und daher äußerst rustikal, unbequem, laut und schweineteuer sind (800 bis 1000€), beschlossen wir, über Land auf die Baja zu reisen. Also einmal quer durch Nordmexiko. Let’s go!

Aguas Calientes

Am 4. Januar verließen wir Guadalajara und machten uns auf in den hohen Norden. Unseren ersten Stopp, legten wir aber schon nach gerade mal 2,5 Stunden Fahrtzeit ein. In der Stadt Aguas Calientes, wollten wir uns das „Museo Nacional de la Muerte“ anschauen, für das die Stadt bekannt ist.
Die Stadt selbst riss uns auf Anhieb nicht vom Hocker. Städte wie diese hatten wir inzwischen Dutzende gesehen. Die wuselige Innenstadt sah aus wie jede andere, abgesehen von den riesigen Weihnachtsfiguren, die noch immer den Zocalo der Stadt schmückten.

Aguas Calientes

Wir spazierten zum Museum, welches ehrlich gesagt auch nicht so ganz unseren Erwartungen entsprechen konnte. Die ersten Ausstellungsräume waren noch ganz spannend und zeigten, wie der Brauch rund um den Tag der Toten in Mexiko entstanden war, nachdem sich die Spanier dort breitgemacht hatten.

Andere Teile der Ausstellung waren allerdings schon etwas in die Jahre gekommen und interaktive Ausstellungsstücke funktionierten nicht, wie sie sollten. Naja.

Wir übernachteten am Stadtrand, auf dem großen Parkplatz einer Kirche, wo es zumindest ruhig blieb. Am nächsten Morgen ging es dann auch schon weiter.

Zacatecas

Wir erreichten den Bundesstaat Zacatecas, in dessen gleichnamiger Hauptstadt wir unseren nächsten Stopp geplant hatten.

Zacatecas ist besonders für seine opulente Weihnachtsdekoration bekannt. Und da Weihnachten in Mexiko ja bis zum 6. Januar gefeiert wird, hatten wir noch ein gutes Timing, um uns selbst davon zu überzeugen. Bei Tag machte die Beleuchtung natürlich nicht allzu viel her, dafür gefiel uns aber die kleine Altstadt sehr gut.

Noch spannender war für uns allerdings der Hausberg der Stadt, der sogenannte „La Bufa“, dessen Gipfel auf 2.496m, liegt und über der Stadt thront. Dort hinauf führt eine Seilbahn, aber nach der vielen Fahrerei waren wir wie immer dankbar für ein bisschen Bewegung und Auslauf. Somit nahmen wir uns den Bufa zu Fuß vor und marschierten den steilen Berg hinauf.

Oben angekommen herrschte wie immer ein bisschen Kirmesstimmung, mit jeder Menge Buden voller Snacks, Souvenirs und Kitsch und den unvermeidlichen Straßenmusikern, die sich einen abfiedelten.

La Bufa

Wir kletterten natürlich auch noch die letzten Meter hinauf bis zu den Sendemasten, die den tatsächlichen Gipfel des Bufa markieren. Von dort hatten wir einen 360 Grad Blick auf Zacatecas und die umgebende Landschaft.

Abends zog es uns dann erneut in die Altstadt, wo nun alles leuchtete und blinkte. Ganze Häuserwände waren mit Lichterketten verhüllt, in jeder Gasse gab es ein anderes Weihnachtsmotto und auf dem Hauptplatz stand sogar sowas wie ein Weihnachtsmarkt, mit kleinen, bunten Buden, die allerhand frittiertes verkauften. Glühwein suchten wir vergebens, aber dank des schönen alten Karussells, fühlten wir uns fast ein bisschen wie auf dem Weihnachtsmarkt am Römer in Frankfurt.

Allzu besinnlich ging es aber auch hier nicht zu. Die Menschenmassen drückten sich durch die engen Gassen und posierten mit jedem beleuchteten Gegenstand. Wir schauten uns das Spektakel ein bisschen an und kehrten schließlich zurück in unseren Van. Dieser stand vor einem Museum und damit, zu unserer Überraschung, direkt an der Route des nächtlichen Hop-on-Hop-off-Busses, der somit 3x an diesem Abend direkt neben uns hielt und dafür sorgte, dass wir jetzt auf jedem Touri-Bild mit drauf sind.

Parras de la Fuente

Nach einer Nacht vorm Museum, zog es uns am nächsten Morgen auch schon wieder weiter. Weiter nördlich sollte es einen schönen Nationalpark mit heißen Quellen und vielen endemischen Tieren geben und außerdem ein Weinanbaugebiet, in dem das älteste Weingut Lateinamerikas steht. Nach einer kurzen Recherche strichen wir den Nationalpark doch wieder von unserer Liste, dort wurde es aktuell nachts richtig, richtig kalt und auch tagsüber blieben die Temperaturen einstellig und somit die heißen Quellen auch nur noch lauwarm und die Tiere in ihren Verstecken.

Stattdessen nahmen wir Kurs auf das Weinanbaugebiet und den kleinen Ort Parras de la Fuente, der als Pueblo Magico gilt. Dort angekommen, stellte sich jedoch auch schnell Ernüchterung ein. Die kleine Innenstadt war wie ausgestorben, alles war geschlossen und die Weingüter, die wir raussuchten, boten zwar Touren und Verköstigungen an, wollten dafür aber 50€ aufwärts. Haha, dafür müssen sie ihren Wein dann leider selbst trinken.

Auch hier gab es aber einen kleinen Hausberg, mit einer Kirche obendrauf. So bekamen wir zumindest etwas Bewegung, bevor wir auch diesen Ort nach einer Nacht schon wieder hinter uns ließen und einen richtig langen Fahrtag, quer rüber Richtung Westen einlegten.

Chihuahua

Die Landschaft wurde hier oben immer karger und wüstenartiger, die Straßen waren gesäumt von jeder Menge Nichts, Kakteen und Yuccapalmen (auch „Joshua Trees“ genannt).

Yucca Palme bzw. Joshua Tree

Die Nacht verbrachten wir in einem Ort, der schon beim Hineinfahren so trist daherkam, dass ich nicht mal ausstieg um mir die Beine zu vertreten. Am nächsten Morgen wurden wir davon geweckt, dass sie auf dem Dorfplatz, an dem wir parkten, ihren Müll verbrannten. Also nix wie weg und weiter, nach Chihuahua.

Dies ist nicht nur Mexikos größter Bundesstaat, sondern auch der Kälteste, wie wir dann herausfanden. Außerdem kommen hier die gleichnamigen kleinen Handtaschenhunde her, die gerne in der Armbeuge ihrer Herrchen sitzen. 😉

Dick eingepackt, mit Daunenjacke und Mütze, schauten wir uns kurz die Innenstadt von Chihuahua an – so heißt auch die Hauptstadt des Bundesstaats. Auch hier stand noch einiges an Weihnachtsdeko rum, nur die Eisfläche war schon abgetaut.

Als Stellplatz entschieden wir uns mal wieder für einen olympischen Sportcampus, wo man einigermaßen ruhig stehen konnte und vor der Haustür ausreichend Möglichkeiten hatte, sich körperlich zu verausgaben. Von dort aus planten wir unsere restliche Reiseroute, das große Highlight hier oben im Norden war der sogenannte Kupfer-Canyon, der auf circa 2.200m in den Bergen liegt. Doch die Wettervorhersage verunsicherte uns ein wenig – zweistellige Minusgrade und Schnee waren vorhergesagt. Wir wollten das erst gar nicht glauben – Schnee in Mexiko. Doch noch am gleichen Abend, suchte uns ebendieser schon in Chihuahua heim. Plötzlich lagen kleine, weiße Flocken auf unserem Dachfenster.

Diese blieben erstmal nicht liegen, dennoch war es auch hier schon ganz schön kalt und wir mussten tatsächlich auch tagsüber teilweise die Heizung laufen lassen. Wir verbrachten einen Tag in der Stadt, Christian schaute sich zwei Museen an: Zum einen das „Museo del Mamut“ (das Skelett des Tieres war aber nicht besonders gut erhalten) und zum anderen das „Casa Redonda“, eine historische Wartungshaltung für Eisenbahnen.

Mich interessierte beides herzlich wenig, daher nutzte ich die Zeit lieber für Reiseberichte und Bildbearbeitung.

Spätabends fing es dann erneut an leicht zu schneien, und als wir am nächsten Morgen die Rollos öffneten, trauten wir kaum unseren Augen – rund um uns herum war alles weiß! Es hatte über Nacht ca. 15 cm Neuschnee gegeben.

An Schnee in Mexiko hatten wir nie gedacht – und auch die Locals freuten sich. Schnee ist hier keine absolute Seltenheit, aber dies war der erste Schnee der Saison und dementsprechend tummelten sich plötzlich Jung und Alt im Park vor uns und lieferten sich wilde Schneeballschlachten.

Als wir zum Einkaufen in die Stadt fuhren, fiel uns auf, dass viele Geschäfte geschlossen waren. Im Supermarkt erklärte man uns dann, dass dies am Schnee lag. Dabei waren die Straßen frei, aber vermutlich wollten alle lieber draußen sein und Schneemänner bauen. 😉

So verbrachten wir einen weiteren Tag und Nacht in Chihuahua, bevor wir uns am nächsten Tag hoch in die Berge trauten. Dort sollte es wieder wärmer werden und zumindest keinen Neuschnee mehr geben.

Der Kupfercanyon

Tatsächlich waren die Straßen zu 90% frei, aber wir kamen aus dem Staunen nicht raus, als unterwegs die Temperatur immer weiter fiel. Irgendwann zeigte das Thermometer -12 Grad. Draußen war alles weiß gefroren, trotz strahlend blauen Himmels und Sonnenscheins. Crazy!

Eisiges Mexiko

Da, wo die Straßen nicht ganz frei waren, lagen links und rechts die Autos und LKWs im Straßengraben, gestreut wird in Mexiko nämlich nicht und Winterreifen sind für einige hier ein Fremdwort.

Am Nachmittag erreichten wir dann unser Ziel und standen plötzlich vor dem Kupfercanyon, der mit seinen bis zu 1.800m tiefen Steilwänden und ca. 50km langen Schluchten, um einiges eindrucksvoller war, als wir uns das vorgestellt hatten.

Kupfercanyon

Wir waren gerade noch rechtzeitig, um eine der letzten Gondeln zu erwischen, die hier 3km lang über die beeindruckenden Schluchten führt. Kein ganz günstiger Spaß, aber ein toller Anblick!

Das Beste war, dass wir hier direkt am Rande des Canyons auch übernachten konnten, nicht mal Parkgebühren wurden fällig. Am nächsten Morgen schnürten wir in aller Frühe die Wanderstiefel. Christian hatte mal wieder seinen inneren Pfadfinder entfesselt und uns eine große Runde entlang des Canyons und einmal quer hindurch geplant.

So begann unsere Winterwanderung in einem Wald, der uns schließlich an den Rand des Canyons führte, von wo aus wir einen Blick auf die gesamte Strecke der Seilbahn hatten. Erst dort fiel uns auf, dass man auch mit einer Zipline (Seilrutsche) entlang der Gondel entlang sausen kann. Wie genial!

Das hätte ich zu gerne auch noch gemacht, der Spaß war uns dann, mit über 60€ pro Person, doch zu teuer. Und jetzt lagen ja erstmal 20km Canyon Wanderung vor uns. Schließlich begann der Abstieg in den Canyon, der uns, zu unserer Überraschung, durch das ein oder andere kleine „Dorf“ führte. Rund um und im Canyon leben bis heute die „Raramuri“, eine indigene Gruppe, die durch ihre sehr bunte Kleidung auffallen und dafür bekannt sind, viel und schnell zu laufen. Raramuri bedeutet frei übersetzt auch so viel wie „Leichte Füße“. So abgelegen, wie diese kleine Bevölkerungsgruppe lebt, mussten sie sich diese Eigenschaft vermutlich zwangsläufig aneignen. Das, was hier für uns eine anstrengende Tageswanderung war, ist für die Raramuri ihr ganz normaler Weg zum Einkaufen, arbeiten, etc. Immer wieder spannend zu sehen, wie Menschen so leben.

Auch als wir schließlich, über steile Pfade, den Grund des Canyons erreichten, trafen wir hier auf vereinzelte Häuser sowie Kühe, Esel und Schweine.

Schließlich stiegen wir wieder hinauf und kamen beim anderen Ende der Seilbahn raus, von wo aus wir noch mal einen besonders schönen Ausblick auf die andere Seite des Canyons hatten.

Einfach der Wahnsinn!
Der Rückweg führte uns dann durch den Canyon, unter der Gondel hindurch, was zu einigen verwirrten Blicken der Gondelfahrer führte, die sich wahrscheinlich fragten, warum wir nicht einfach mit ihnen zurück schwebten. 😉Aber die Aussicht von hier unten war einfach zu schön.

Nach gut acht Stunden kamen wir schließlich wieder am Van an, wo uns schon ein paar Streuner erwarteten, die zum Dank für unsere Futterspende die ganze Nacht uns und unser Auto bewachten.

Am nächsten Tag beschlossen wir, noch an einem See vorbeizuschauen, wo es weitere Wanderungen und sogar ein paar Möglichkeiten für Fahrradtouren gegeben hätte. Aber es war ja immer noch Winter und der ganze Schnee der letzten Tage nicht weggetaut. Dort, wo er es war, hatte er Matsch hinterlassen und so sah schon die Zufahrtsstraße zum See nicht sehr einladend aus. Rund um das Seeufer war alles matschig und nass, somit knipsten wir nur fix ein Foto vom Straßenrand und beschlossen, dann eben doch schon weiterzufahren.

Denn vier Stunden entfernt wartete noch Mexikos höchster und ganzjährig wasserführender Wasserfall auf uns, der Cascada Basaseachi.

Basaseachi Wasserfall

Die Strecke dorthin war eigentlich wunderschön und die Straße sogar in hervorragendem Zustand – wenn der Schnee nicht gewesen wäre. Dadurch, dass dort nicht viel Sonne hinkam, war der Schnee noch nicht geschmolzen. Eine Fahrspur, mitten über beide Fahrbahnen, war freigeräumt worden. Abgesehen davon lag aber überall noch Schnee, bzw. die Fahrbahn war wieder überfroren. Somit war die kurvige Strecke durch die Berge mal wieder eine Belastungsprobe für meine Nerven. Ich war heilfroh, dass uns nur wenige Autos entgegenkamen und wenn, waren es fette Pick-ups, die problemlos in den tiefen Schnee ausweichen konnten, während Christian uns über die rutschige Fahrbahn manövrierte.

Ich bin einfach ein Sommerkind. 😉

Am Nachmittag erreichten wir den Wasserfall, der wirklich einen besonderen Anblick bot:

Wow!

Auch hier gab es noch ein paar kleine Wanderwege zu weiteren Aussichtspunkten. Obwohl die Wege noch schneebedeckt und eisig waren, schlitterten wir die verschiedenen Punkte ab und kamen mal wieder gar nicht darauf klar, wie schön und vielseitig Mexiko doch ist.

Der Parkplatz vor dem Wasserfall war perfekt eben und herrlich einsam, also blieben wir direkt dort, auch wenn später am Abend noch ein „Parkwächter“ vorbeikam und ein paar Pesos kassieren wollte. Das war uns der Platz wert.

Hermosillo

Nach all dem Schnee und kalten Nächten, zog es uns jetzt aber so langsam wieder in wärmere Gefilde. Daher legten wir den nächsten langen Fahrtag ein und steuerten die Stadt Hermosillo, im Bundesstaat Sonora an.

Dort freute Christian sich schon auf einen besonderen Skatepark, in dem eines seiner Jugendidole wohl vor einiger Zeit mal geskatet ist. Vorher hieß es aber erstmal die Vorräte auffüllen, einkaufen und tanken. Und dann war da plötzlich ein Polizeiauto hinter uns und bedeutete uns, rechts ranzufahren… wie im Film.

Eine nette Polizistin trat ans Fahrerfenster und wies uns darauf hin, dass wir eben gegen die Verkehrsregeln verstoßen hätten. Tatsächlich hatten wir kurz vorher gewendet und dabei scheinbar ein Schild übersehen, dass dies verboten hatte. Up!. Zuerst dachten wir noch an einen Scam, aber später stellte sich heraus, dass wir wirklich ein Schild übersehen hatten und die Polizistin genau an dieser Stelle gestanden hatte und uns daher auf frischer Tat erwischt hatte. So bekamen wir das erste Knöllchen auf dieser Reise – mit umgerechnet 50€ kein günstiges Vergehen. Aber so isses nun mal.

Danach konnte Christian dann endlich skaten gehen, doch leider durften wir nicht dort übernachten und mussten uns dann noch einen Stellplatz suche Dieser fiel diesmal wieder praktisch statt schön aus, und wir landeten auf einem Truckstopp, inmitten von abgekoppelten Anhängern. Nicht schön, aber überraschend ruhig und mit 2€ Parkgebühr, auch sehr schonend zum Geldbeutel.

Puerto Penasco

Ein letzter langer Fahrtag brachte uns zurück an die Küste. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir Puerto Penasco, was sich als Snowbird-Paradies herausstellte – die Nordamerikaner sind wirklich überall in Mexiko. Es gab jede Menge eingezäunte Wohngebiete und veramerikanisierte Lokale und Bars. Wir versuchten erfolglos, irgendwo einen Campspot mit Meerblick zu erhaschen, aber es war schier unmöglich. Somit verbrachten wir die Nacht mal wieder in einer Nebenstraße, von wo aus ich am nächsten Morgen einen kleinen Strandlauf unternahm. Dabei stieß ich auf diverse Campingplätze, wo ein dicker RV am anderen parkte. Die ganzen USA und Kanada müssen im Moment irgendwo hier unten in Mexiko sein. Ein skurriles Bild. Dementsprechend wurde ich am Strand auch sofort im breitesten amerikanisch begrüßt und behandelt, als würde ich dazugehören. Schon witzig.

RV-Park in Puerto Penasco

Die ganzen langen Fahrtage und zurückgelegten 3.000km steckten uns ganz schön in den Knochen, aber auch hier im Ort, hielt uns irgendwie nichts. Also legten wir einen wirklich letzten, halben Fahrtag ein, der uns nun endlich auf die Baja California bringen sollte. Wir hatten uns schon einen ersten Stopp am Meer ausgeguckt, auf dem wir dann hoffentlich erstmal ein paar Tage Pause einlegen können würden.

Das war auch so, aber kurz danach hatten wir das Gefühl, in einer Pechsträhne festzustecken.

Aber dazu dann demnächst mehr! 😊

Übrigens: Wenn du uns auf unserer Reise unterstützen möchtest, freuen wir über einen Beitrag in unsere Diesel-Kasse. Das geht ganz einfach mit diesem PayPal Link.

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Weihnachten in Mexiko 2.0

Teil 23 unseres Roadtrips durch Mexiko

20. Dezember 2024 – 4. Januar 2025

Ursprünglich hatten wir geplant, Weihnachten irgendwo an der Pazifikküste zu verbringen. Als die Feiertage langsam näher rückten und wir nach Stellplätzen in unserer Wunschregion schauten, wurde uns aber schnell klar, dass wir dies nicht wie erhofft umsetzen könnten. Die freien Plätze am Meer waren rar gesät oder einfach nicht schön.
Freie lange Strände, wie wir sie von weiter unten an der Küste kennen, suchten wir dort vergebens. Stattdessen gab es unzählige RV-Parks (die amerikanische Version von Campingplätzen), wo die nordamerikanischen „Snowbirds“ mit ihren (zumeist) riiiiesigen Motorhomes und Wohnanhängern den ganzen Winter verbringen. Solche Plätze kosten dann mindestens 20-30€ aufwärts pro Nacht – was weder unserem Budget noch unseren Vorstellungen entspricht.

In der Nacht vor unserer Abreise aus Tequila kam mir dann die Erleuchtung – statt am Meer könnten wir die Feiertage doch einfach entspannt am See verbringen, dem Lago Chapala, an dem wir auf unserem Weg nach Guadalajara schon mal eine Nacht verbracht hatten. Dort gab es unzählige, kostenlose Stellplätze und auch sonst alles, was man an Infrastruktur braucht. Zudem liegt Mexikos größter See auf ca. 1.500m über dem Meeresspiegel und ist für sein angenehmes und ganzjährig mildes Klima bekannt. Auch im Winter hat man hier tagsüber fast immer 22-25 Grad und auch nachts bleiben die Temperaturen immer zweistellig. Das klang nicht nur für uns perfekt, sondern ist auch der Grund, warum es am See viele US-amerikanische und kanadische Rentner gibt, die hier ihren Lebensabend verbringen – besonders was Immobilien und die medizinische Versorgung angeht, ist Mexiko immer noch um Welten günstiger als alles weiter oben im Norden des Kontinents.

Also ging es auch für uns auf ins Rentnerparadies.

Ajijic

Wir landeten etwas außerhalb des Ortes Ajijic und bezogen erstmal einen Stellplatz, der nicht direkt am Wasser lag, aber zumindest ruhig zu sein schien. Als ich die Schiebetür öffnete, schauten mir diese 8 Augen entgegen.

Ein guter Start! Im Laufe des Nachmittags kamen ein paar Spaziergänger vorbei und wir merkten sofort, dass hier wirklich mehr Nordamerikaner als Mexikaner leben – wir wurden in den breitesten amerikanischen Dialekten begrüßt und angesprochen und man versicherte uns mehrfach, hier ein schönes, ruhiges und sicheres Plätzchen gefunden zu haben.

Am nächsten Tag schnappten wir uns die Bikes und machten uns auf in die kleine, bunte Innenstadt von Ajijic, immer am Seeufer entlang.

Das Erste, was uns auffiel, neben den vielen bunten Hauswänden, waren die unzähligen Immobilienbüros, die allesamt in US-Dollarpreisen lockten, statt in mexikanischen Pesos. Zudem gab es dutzende Orthopäden, Arztpraxen, Sanitätsgeschäfte und Apotheken. Die Zielgruppe war also klar. 😉

Auch im Zentrum waren viele Restaurants und Cafés entweder in US-amerikanischer Hand oder lockten zumindest mit englischen Karten und Schildern. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Aber wenn man genau hinschaute, fand man doch auch ein bisschen Mexiko zwischendrin, wie z. B. an der Wand der Totenköpfe, dem bunten VW-Käfer am Straßenrand und den allgegenwärtigen Straßenverkäufern, die irgendwas selbstgebrutzeltes anboten.

An der Promenade herrschte schon Feiertagsstimmung, es spielte eine Band, es gab frisch gezapftes lokales Bier und viele Familien picknickten im Park.

Nebenan stürzten sich die sogenannten „Voladores“ von ihrem ca. 15 Meter hohen Pfahl. Eine typisch mexikanische Tradition, genannt „Danza de Voladores“ (Tanz der fliegenden Männer), die wir hier tatsächlich zum ersten Mal sahen:

Mich hätten keine 10 Pferde auf diesen wackeligen Pfahl gebracht. Aber die vier Männer klettern dort ungesichert hinauf und hocken sich dann oben auf eine schmale Holzlatte. Während sie sich mit den Füßen am Pfahl abstützen und dabei immer im Kreis drehen, wickeln sie zunächst die Seile oben auf, um sich deren Enden dann um die Hüfte zu binden. Und dann geht es rücklings hinab in die Tiefe. Drehend wickeln sich die Seile nach und nach wieder ab. Einer der Männer pfeift dabei kopfüber ein Liedchen auf einer schrillen Flöte, während ein anderer eine kleine Handtrommel spielt. Irre! Hier der Videobeweis:

Wir wurden also bestens unterhalten. Ganz nebenbei entdeckten wir auch einen noch schöneren Stellplatz, etwas näher am Ort und direkt am Seeufer. Dort stand bereits ein amerikanischer Camper, der von dem schönen Platz ebenfalls ganz angetan war.

Nach einer weiteren Nacht an unserem Stellplatz außerhalb füllten wir also noch mal fix die Vorräte auf und parkten dann am 23.12. auf den Platz direkt am Seeufer um. Kein schlechter Ort, um Weihnachten zu feiern.

Haus am See

Direkt vor unserer Haustür schwammen die seltenen weißen Pelikane, die es dort am Chapala-See in großer Menge gibt. Auch sonst gab es hier für begeisterte Vogelkundler scheinbar viel zu sehen, denn täglich kamen auch Spaziergänger mit Fernglas vorbei und bestaunten alles, was Federn hatte.

Pelikane

Weihnachten am See

Heiligabend ist auf dem amerikanischen Kontinent kein Feiertag wie bei uns in Deutschland. Dementsprechend ging am 24.12. alles noch seinen normalen Gang. Wir veranstalteten am Abend, pünktlich zum (wie immer) spektakulären Sonnenuntergang, dennoch unser inzwischen fast schon traditionelles Weihnachts-BBQ.

Frohe Weihnachten!

Am ersten Feiertag schnürten wir dann die Wanderschuhe und erkundeten den bergigen Wald, welcher hinter Ajijic liegt. Wir hatten von einer Wanderung gelesen, die an zwei kleinen Wasserfällen vorbeiführt. Aber da der Winter in Mexiko ja die Trockenzeit ist, gab es keine Wasserfälle zu sehen – nur trockenen Wald. Dafür aber Aussicht bis auf den See.

Und auch den zweiten Weihnachtsfeiertag, der in Nordamerika auch schon kein Feiertag mehr ist, verbrachten wir sportlich. Wir schwangen uns erneut auf die Räder und erkundeten den Nachbarort Chapala.

Im Gegensatz zu Ajijic ging es dort deutlich mexikanischer zu. Alle Großfamilien der Region schienen sich hier versammelt zu haben. Die Promenade war voller Menschen, überall gab es was zu essen und zu trinken, Spielsachen für die Kids, überall lief laute Musik und auch hier stürzten sich die „Voladores“ von einem Pfahl.

Noch mehr Pelikane

Das machte noch mal deutlich, wie sehr Ajijic doch in US-amerikanischer Hand ist.

Nach diesen entspannten Feiertagen und einer letzten Nacht am See machten wir uns am 27. Dezember dann aber doch mal auf den Weg zur Küste.

Puerto Vallarta

Unser Ziel war die Stadt Puerto Vallarta, von der wir schon viel gehört hatten, da es ein beliebtes Urlaubsziel für Mexikaner, aber auch wieder US-Amerikaner ist. Schon auf dem Weg dorthin merkten wir, dass wir wohl nicht die einzigen waren, welche die Zeit zwischen den Jahren am Meer verbringen wollten. Uns begegnete kaum ein Auto ohne Dachbox oder wild verschnürte Gepäckberge auf dem Dach und an allen Mautstationen (wovon es in Mexiko unzählige gibt) staute sich der Verkehr.

Angekommen in Puerto Vallarta (PV) fanden wir mit etwas Glück einen Parkplatz in einem Wohngebiet, direkt in zweiter Reihe zum Strand. Den schauten wir uns natürlich als Erstes an und erkannten auch hier sofort: ja, wir waren in der Hochsaison.

Strand in Puerto Vallarta

Unser Spaziergang durch die kleine Innenstadt, an der Promenade entlang, bestätigte diesen Eindruck. Alles war voll mit Menschen, man hörte einen bunten Mix aus Spanisch und Englisch, an jeder Ecke (und dazwischen) wurde was verkauft, überall bildeten sich Menschentrauben, um vor Weihnachtsdekorationen Bilder fürs Familienalbum zu knipsen.

Wir waren mal wieder überrascht, wie touristisch es war. Das ganze Schauspiel erinnerte uns tatsächlich an Cancun.
Wir erreichten schließlich die sogenannte „Zona Romantica“, die sich vor allem durch Hotels ohne Ende und dicht bebaute Strände auszeichnet. Wobei das abends noch ganz nett aussah (im Gegensatz zum Tag, wo es einfach nur voll war).

Und das Publikum war bunt, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn PV gilt als die LGBTQ+ freundlichste Stadt des Landes und tatsächlich fühlten wir uns, als wären wir auf dem Christopher-Street-Day gelandet, da hier jeder sein und rumlaufen konnte, wie er wollte. Jede zweite Bar war eine Gay-Bar, überall begegneten uns die Regenbogenfahnen und die Stimmung war ausgelassen und lustig.

Am zweiten Abend in der Stadt mischten wir uns unter das bunte Volk und besuchten zunächst eine Madonna-Tribute-Show, die richtig, richtig gut war.

Danach landeten wir erst in einer Rockbar mit Livemusik und hinterher noch in einer der bekanntesten Gay-Bars der Stadt. Wir hatten einfach einen richtig schönen und lustigen Abend, der den Kater am nächsten Morgen allemal wert war. 😊

Zwei Tage in diesem Trubel hatten uns dann aber schon gereicht, also machten wir uns jetzt doch mal auf die Suche nach einem Stellplatz außerhalb der Stadt. Circa eine Stunde nördlich von PV fanden wir schließlich ein Plätzchen, das einen ganz netten Eindruck machte. Außerhalb größerer Ortschaften gelegen schien dieser Strand nicht allzu voll zu werden und wir hofften, hier ein paar Tage bleiben zu können.

Allerdings zeigte sich im Laufe des Abends, dass wir scheinbar nicht weit genug draußen waren. Denn auch nach Einbruch der Dunkelheit kamen immer wieder Pickups und Quads angefahren, die teilweise auch direkt auf den Strand fuhren. Es wurden ständig Böller gezündet und irgendwo bellte ein Hund, der sich bei dem Lärm natürlich auch nicht beruhigen ließ. Das ging so die halbe Nacht hindurch. Und auch am nächsten Tag, ging es so weiter. Das machte uns so keinen Spaß und deshalb brachen wir am frühen Nachmittag doch schon wieder auf und beschlossen tatsächlich, zum Chapala See, in unser Rentnerparadies, zurückzufahren. Dort hatten wir einen schönen Platz sicher, bei dem wir davon ausgehen konnten, dass es auch rund um die Silvesternacht nicht weiter eskalieren würde.

Zurück am Lago Chapala

Und so kam es dann auch. Wir verbrachten Silvester wieder an unserem Stammplatz am Seeufer, packten abends ein letztes Mal den Grill aus und stießen um Mitternacht auf das neue Jahr an. Es gab ein kurzes, schönes Feuerwerk und dann war ab ca. 0:45h Ruhe.

Aber am nächsten Tag holten die Mexikaner dann einiges nach. Natürlich hatten an Neujahr alle frei und wir bekamen immer mehr Nachbarn auf unserer Wiese. Es war wie immer spannend zu beobachten, wie schnell sich eine mexikanische Großfamilie ausbreiten kann. Innerhalb von Minuten wurden Tische und Stühle aufgebaut, Kühlboxen ausgeladen, ein Feuer aus dem Boden gestampft, die Musikbox aufgedreht und schon gings los. Für die Kids gab es Pinatas, gefüllt mit Süßigkeiten, und jede Menge Böller, die mitten am Tag gezündet wurden. Neujahr war hier also wichtiger als die Silvesternacht selbst.
Zum Sonnenuntergang war dann aber alles vorbei und so schnell, wie sie gekommen waren, waren auch alle wieder weg. Einige nahmen sogar ihren Müll mit, andere steckten ihn einfach an, was hier leider auch nicht unüblich ist.

Guadalajara

Am 2. Januar ließen wir den See dann auch endgültig hinter uns. In der Zwischenzeit hatten wir uns entschieden, wie unsere Reise durch Mexiko und rauf zur Baja California weitergehen sollte. Wir hatten uns für die Variante über Land, quer durch den Norden des Landes entschieden, also standen uns jetzt ein paar lange Fahrtage bevor.
Da wir den Küsten-Bundesstaat Sinaloa, der für seine Kartellkriege bekannt ist, meiden wollten, führte uns unser Weg erst noch mal zurück nach Guadalajara. Hier genossen wir noch mal die Vorzüge der Großstadt, um ein paar praktische Dinge zu erledigen (Waschsalon, Zahnarzt, etc.) und natürlich gönnten wir uns auch noch mal die leckersten Fisch-Tacos.

Nach nur zwei Tagen ging es dann aber auch schon weiter und ab jetzt, immer gen Norden.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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