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Am Rande des bolivianischen Amazonas

Teil 3 unseres Roadtrips durch Bolivien

Nach den ganzen Höhen, Bergen, Wüsten, Kakteen und Städten wurde es mal wieder Zeit für etwas Luftfeuchtigkeit und grüne Landschaft, somit nahmen wir Kurs auf das Amazonasgebiet von Bolivien, wobei uns vorher schon klar war, dass wir nicht ganz tief eintauchen wollten. Dafür bräuchte es vermutlich ein geländegängigeres Auto und stärkere Nerven. 😉

Samaipata & der Nationalpark Amboro

Als erstes Ziel, hatten wir uns das 4.000-Seelen Dorf Samaipata rausgesucht, welches am Rande des Nationalparks Amboro liegt und nur noch auf 1.640m über dem Meeresspiegel. Der Weg dorthin, führte uns zwei Tage lang durch bergige und immer grüner werdende Landschaften.

Unterwegs nach Samaipata

Angekommen in Samaipata, waren wir positiv überrascht: der kleine Ort, mit den bunt bemalten Hauswänden, machte auf Anhieb einen sympathischen und angenehmen Eindruck.

Buntes Samaipata

Im Garten einer Familie, fanden wir einen sicheren und sauberen Stellplatz, wo wir zufällig auf ein Paar aus der Schweiz trafen, mit denen wir auch schon länger virtuell in Kontakt standen. Geraldine und Michele (und ihr süßer Hund Boris) reisen mit ihrem schönen T4 Syncro ebenfalls quer durch Südamerika. So entstand mal wieder ein spannender Austausch unter Gleichgesinnten. 😊

In den kommenden Tagen unternahmen wir die Touren in die Umgebung. Wie so oft in Bolivien, konnte man dort wenige Dinge auf eigene Faust angehen, stattdessen musste man für die verschiedenen Touren und Besuche des Nationalparks, eine Tour oder zumindest ein Taxi und einen Guide buchen.

Das taten wir dann auch und unternahmen zuerst die Wanderung zum sogenannten „Ellbogen der Anden“, dem Codo de los Andes. Mit einem Jeep brachte man uns zum Startpunkt der Wanderung und dann ging es, wie immer, sofort steil bergauf. Wir fanden uns umgeben von grünen Bergen und Hügeln wieder und kamen alsbald am sogenannten „Mini-Machu-Picchu“ vorbei, einem Berg, der eine ähnliche Form wie die berühmte Inka Stätte in Peru hat.

Blick auf den sogenannten „Mini-Machu Picchu“

Von dort aus ging es weiter steil hinauf, bis wir schließlich auf einem Bergkamm ankamen, von wo aus wir eine unglaubliche Rundumsicht auf den vor uns liegenden Canyon und natürlich den „Ellbogen der Anden“ hatten.

Codo de los Andes – der Ellbogen der Anden
Codo de los Andes – der Ellbogen der Anden

Traumhaft schön und noch mal eine ganz andere Seite von Bolivien.
Von dort an ging es erstmal bergab. Über einen schmalen Trampelpfad, immer am Abgrund entlang – definitiv nix für schwache Nerven und Menschen, die nicht schwindelfrei sind.

Angekommen am Fluß im Canyon, war es erstmal Zeit für eine Stärkung, bevor es weiter ging, immer bergauf und bergab, bis zum eigentlichen Ziel der Wanderung – den Cascadas Cuevas. Verschiedene Wasserfälle, in deren Becken man auch baden konnte. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.

Baden unterm Wasserfall

Zurück in Samaipata, buchten wir für den nächsten Tag direkt die nächste Tour. Diesmal ging es auch wirklich rein in den Amboro Nationalpark. Die „Stars“ des Parks, sind die Helechos Gigantes – die Riesenfarne.

Riesenfarne im Amboro Nationalpark

Diese Art von Farnbäumen, gibt es nur an 5 Orten auf der Welt, wir kennen sie u.a. schon aus Australien und Neuseeland.

Die Bäume genannten Gewächse sind tatsächlich keine Bäume, denn sie haben keine Wurzeln. Der Stamm der Farne ist mehr oder weniger hohl und dient der Pflanze als Wasserflasche, in ihm sammelt sich Wasser, welches die Pflanze mit Nährstoffen versorgt. Die Farne sterben auch niemals, es sei denn ein Brand vernichtet sie. Wenn sie umstürzen oder abbrechen, können sie auch in der horizontalen weiterleben. Sie wachsen jedes Jahr nur wenige Millimeter, sodass die meisten Farne, welche uns umgaben, schon tausende Jahre alt gewesen sein müssen. Absolut faszinierend!

Umgeben von Riesenfarnen

Die knapp 9km lange Strecke durch den Wald ging stetig auf und ab, es war ordentlich matschig und rutschig. Schließlich führte uns unser Guide auf einen Aussichtspunkt. Allerdings befanden wir uns hier mitten in den Wolken und es wehte ein starker Wind. Viel zu sehen war daher nicht. 😅

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! 😉
OK, doch zumindest ein bisschen Aussicht gab es.

Zwischendurch konnte man aber doch immer mal einen kurzen Blick auf die umgebende Landschaft erhaschen. Der zweite Mirador war dann zum Glück windgeschützt und bot freie Sicht über die weite Landschaft.

Mirador Nr. 2 bot mehr Sicht

Zurück am Ausgangspunkt der Wanderung, erfolgte die abenteuerliche, steile und ruckelige Rückfahrt ins Dorf, die zu unserer großen Überraschung von einem Automatik-Minivan gemeistert wurde, worauf der Fahrer sichtlich stolz war. 😅

Wir verbrachten zwei weitere Nächte etwas außerhalb des Dorfes und saßen einen Regentag aus, bevor wir noch das kleine Weingut Landsua besuchten. Auch in Bolivien wird tatsächlich Wein angebaut, das größte und ertragreichste Weinanbaugebiet befindet sich aber weiter südlich, in Tarija, nahe der Grenze zu Argentinien und Chile. Diesen Umweg wollten wir nicht in Kauf nehmen und freuten uns daher, dass es auch hier in der Höhe in Samaipata ein kleines Weingut gab. Wir bekamen eine kurze Führung, bevor wir zwei Weine probieren durften.

Weingut Landsua

Ehrlich gesagt, gehören die bolivianischen Weine nicht unbedingt zu unseren Favoriten, aber dennoch hat sich der Besuch gelohnt. Nicht zuletzt wegen der süßen Katze, die nicht von meinem Schoß wich.

Besser als jeder Wein!

Santa Cruz de la Sierra

Wir verließen das Weingut dann aber doch ohne Katze, dafür mit einer Flasche Wein, und machten uns auf zum nächsten Ziel, der größten und einwohnerstärksten Stadt Boliviens, Santa Cruz de la Sierra, am Rande des Amazonas und auf nur noch 400m über dem Meeresspiegel. Tiefer kommt man in Bolivien kaum. So viel Sauerstoff, was für eine Wohltat! 😉 Allerdings begrüßte uns Santa Cruz auch mit starkem Regen, was natürlich für die Region keine Seltenheit ist. Aber bei ohnehin schon 90% Luftfeuchtigkeit, war das ein krasser Umschwung für uns. Das war’s dann auch mit meinen glatten Haaren! 😉

Verregnetes Santa Cruz

Zuerst steuerten wir in Santa Cruz eine FIAT Werkstatt an, seit den vielen Autowäschen und der Fahrt auf dem Salar de Uyuni, knarzte nämlich unser Auto ganz schön und auch die Handbremse hielt nicht mehr so gut.

Die Mechaniker in der Werkstatt waren erstmal überfragt, den FIAT Ducato gibt es in Bolivien nämlich nicht (komisch, da es ihn in allen umliegenden Ländern in Südamerika sehr wohl gibt). Christian setzte alle seine Überredungskünste ein, bis sich die Mechaniker schließlich doch mal die knarzenden und quietschenden Stellen anschauten. Die Diagnose lautete: die Bremsen an der Hinterachse müssen gemacht, die Blattfedern gefettet und die Handbremse nachgestellt werden. Das war am Freitagnachmittag um 17h aber selbst in Bolivien nicht mehr möglich, somit bat man uns am Montagmorgen wiederzukommen.

Somit hatten wir ein ganzes Wochenende in Santa Cruz vor uns. Wir fanden einen wenig schönen, aber dafür sicher bewachten Parkplatz direkt in der Innenstadt, von wo aus wir uns auf in die Altstadt machten.

Kathedrale von Santa Cruz de la Sierra

Außerdem fanden wir eine sehr gute, italienische Pizzeria, es gab sogar Burrata. Definitiv ein Santa-Cruz Highlight! 😉 Viel mehr Highlights gab es dann aber auch nicht mehr. Santa Cruz hat wenig wirkliche Sehenswürdigkeiten, die vorhandenen Museen waren entweder geschlossen oder schlichtweg nicht unser Fall. Auch sahen wir hier eine ganz andere Seite von Bolivien. Es gibt viel weniger indigene Menschen, kaum Frauen in traditioneller Kleidung, die ganze Stadt ist eher westlich geprägt, viele der Läden, Cafés und Restaurants könnte man so auch in Frankfurt, Lissabon, San Francisco oder London finden.

Am Stadtrand reiht sich eine riesige Shopping Mall an die nächste, ganz im amerikanischen Stil. Wir waren überrascht hier Marken wie z. B. Armani zu finden, oder auch Flagship Stores verschiedener Sportmarken und sogar Burger King und Starbucks stand zur Auswahl. Das hatte es bisher in ganz Bolivien noch nicht gegeben. Definitiv ist das Amazonasgebiet eine andere Welt als die Hochebene und die Andenregion.

Am Montagmorgen standen wir als erste vor der Werkstatt, wo man uns fast eine Stunde lang erstmal in die Kundenkartei aufnahm, und allerhand Daten abfragte. Nachdem wir gerade im Wartebereich Platz genommen hatten, wo wir auf die Reparatur warten wollten, kam aber auch schon wieder der Kundenbetreuer zu uns mit der Botschaft: leider darf euer Van nicht in die Werkstatthalle, die Hebebühnen sind nur bis 4 Tonnen ausgelegt. Das unser Van nur 3.5t wiegt, war egal, der Werkstattleiter wollte keine Verantwortung übernehmen.
Hmpf, dass hätte man aber schon am Freitag entscheiden können. Und der größte Witz: sie verwiesen uns an ihre Zweigstelle, wo Nutzfahrzeuge, LKWs und Busse verkauft und repariert werden. Ja Mensch, danke für nix. Das hätten sie uns doch gleich sagen können.

Somit ging der Werkstatt Marathon weiter, wir fuhren ans andere Ende der Stadt, wo uns der wahrscheinlich netteste Mechaniker von Bolivien bediente, der sogar englisch sprach, total begeistert war von unserem rollenden Zuhause war und der sich geduldig alles anschaute und prüfte und sich anschließend noch mal fast eine Stunde Zeit nahm, um Christian alles zu erklären.

Das Fazit: eigentlich musste nichts akut gemacht werden, die Bremsen waren noch nicht an der Verschleißgrenze, die Handbremse wurde mit wenigen Handgriffen nachgestellt, die Blattfedern gefettet und schon konnten wir wieder, endlich ohne Knarzen und Quietschen, vom Hof rollen.

Zurück in die Höhe

Damit hatten wir jetzt aber auch erstmal genug von Werkstätten und Großstadtgewusel, es zog uns wieder ins Grüne. Unser nächstes Ziel war die Stadt Cochabamba, in den östlichen Anden gelegen. Es ging also wieder raus aus dem Amazonasgebiet und langsam, aber stetig zurück in die Höhe.

Die wunderschöne und größtenteils relativ gut ausgebaute Strecke, führte um den nördlichen Teil des Amboro Nationalparks, wir fuhren also mitten durch den Regenwald, umgeben von Palmen, Bananenpflanzen und natürlich Farnen.

Bananenstand am Straßenrand

Wie fast überall in Bolivien, fand man am Straßenrand entlang der Strecke alles, was man sich an Obst und Gemüse nur vorstellen kann. Als Christian den ersten Stand mit Kokosnüssen entdeckte, legte er beinahe eine Vollbremsung hin, sodass wir endlich zu unseren ersten frischen Kokosnüssen kamen, was uns immer an unsere Zeit in Brasilien erinnert, wo diese täglich mehrmals auf dem Speiseplan standen.

Kokosnuss-Shopping

Bevor es nach Cochabamba gehen sollte, wollten wir noch eine kleine Wanderung im Regenwald unternehmen, daher verbrachten wir eine Nacht auf einem Wanderparkplatz, auf dem es wilde Affen geben sollte. Diese blieben allerdings in den Bäumen – der Regenwald machte seinem Namen nämlich alle Ehre, es regnete stark, bis in den Morgen hinein und war dicht bewölkt, sodass unsere Wanderung buchstäblich ins Wasser fiel.

Also ging die wilde Fahrt direkt weiter und ehe wir uns versahen, waren wir wieder auf 3.150m über dem Meeresspiegel, wo wir an einer Lagune eine Pause einlegten, um uns wieder an die deutlich dünnere Luft zu gewöhnen.

Lagune auf 3.150müM

Von dort aus ging es dann zum Glück wieder ein bisschen bergab, bis wir auf das auf ca. 2.560m gelegene Cochabamba trafen, was auch wieder einige Überraschungen für uns bereithielt.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

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