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Urbane Straßen, bunte Dörfer & abgelegene Berggipfel in El Salvador

Teil 2 unseres Roadtrips durch El Salvador

27. Februar – 3. März 2024

Nach dem schönen Start in der vielfältigen Natur von El Salvador, verschlug es uns nun in die Hauptstadt, San Salvador. Kaum passierten wir die Stadtgrenze, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus: wir fühlten uns in die USA versetzt. Uns begrüßten riesige Shopping Malls und mindestens genauso riesige Reklametafeln für McDonalds, KFC, Dunkin Donuts, Taco Bell, Walmart, etc. Eben alles, was man aus den USA kennt.

So modern hatten wir uns die Stadt (bzw. das ganze Land) nicht vorgestellt. Der Eindruck änderte sich aber auch schnell, als wir weiter in die Innenstadt vordrangen. Hier war nichts mehr neu und modern, stattdessen begegneten uns heruntergekommene Bausünden aus längst vergangenen Jahrzehnten, Verkehrschaos, unzählige Straßenverkäufer, wilde Märkte und dazwischen jede Menge verwahrlost aussehende Straßenhunde und auch ein paar sehr arme, obdachlose Menschen.

Das Kino hatte die besten Zeiten schon hinter sich
Straßenmarkt in San Salvador

Dazu waren es auch hier wieder über 30 Grad. Die Parkplatzsuche war auch nicht so einfach, den angesteuerten bewachten Platz gab es nicht mehr, die Empfehlungen der Locals waren verwirrend und teilweise widersprüchlich, aber schließlich fanden wir ein Plätzchen, wo wir den Van zumindest sicher abstellen konnten, um uns in der Stadt umzuschauen.

Der Hunger trieb uns Richtung Altstadt, wo wir, zwischen jeder Menge Straßenständen, eine kleine Pupuseria fanden, wo wir das Nationalgericht des Landes probieren wollten: Pupusas. Dahinter verbirgt sich ein Fladen aus Reismehl (wahlweise auch aus Maismehl), zumeist gefüllt mit Käse und mindestens 1-2 weiteren Zutaten.

Pupusa-Produktion

Erfreulicherweise gab es hier viele vegetarische Optionen, z. B. Pupusas mit Bohnenpaste und Käse, mit Ei und Käse, mit Spinat und Käse, Kürbis und Käse, etc. etc. Wer mag, bekommt aber natürlich auch das allgegenwärtige Chicharron (frittierte Teile vom Schwein) oder sonstiges Getier mit rein.
Dazu isst man traditionell einen hausgemachten Krautsalat und wer mag, bekommt natürlich auch die ein oder andere scharfe bis sehr scharfe Soße dazu.

Wir probierten uns durch die umfangreiche Speisekarte. Mit gerade mal 50 Cent bis max. 1,50€ pro Stück, sind die leckeren Teile auch echt günstig und vor allem lecker! Unser neuer Lieblingssnack war gefunden. 😉

Aber wir waren ja nicht nur zum Essen hier. Als nächstes steuerten wir das Museum „Museo de la Palabra y la Imagen“ an, wo wir mehr über die Geschichte des Landes erfahren wollten, besonders über den Bürgerkrieg, der hier Ende der 70er Jahre ausbrach. Neben diesem Thema griff das Museum auch die leider auch in El Salvador stattfindenden, zahlreichen Auseinandersetzungen mit der indigenen Bevölkerung auf, die sich, wie schon in den Nachbarländern, unterdrückt und benachteiligt fühlt.

Frisch gebildet ging es weiter ins historische Zentrum der Altstadt. Auf dem Hauptplatz strahlten die Kirche und der Palacia Nacional im frischen Glanz.

Palacio Nacional

Rundherum in den Straßen und Gassen, war aber noch viel zerfallener Altbau und morbider Charme zu sehen. Und auch hier waren die Straßenränder voll mit wilden Märkten, von Obst und Gemüse, über ‚Ropa Americana‘ (2nd Hand Kleidung aus den USA), bis hin zu Technikkram und frittiertem Allerlei gab es wieder alles und nichts.

Ein besonderes Highlight der Stadt ist aber die nigelnagelneue und so gar nicht ins historische Zentrum passende Bibliothek, sponsored by China.

Dieses moderne, 6-stöckige Gebäude wurde erst im November 2023 feierlich eröffnet und bietet im Inneren über 360.000 Bücher, einen Indoor-Kinderspielplatz, Spielstationen mit Nintendo Switch und Lego, eine Harry Potter Ecke, Computer, ein Robotik-Labor und angeblich sogar einen Flugsimulator.

Bibliothek von Innen
Wer braucht schon Bücher wenn er Mario Kart spielen kann? 😉

Und das alles kostenlos und rund um die Uhr für jedermann frei zugänglich. Scheinbar eine weitere Initiative des Präsidenten, besonders um die Kinder von der Straße zu bekommen und kostenlose Bildung zu ermöglichen. Ein tolles Projekt, dass sich scheinbar auch großer Beliebtheit erfreut.

So richtig warm wurden wir aber dennoch nicht mit der Stadt (trotz der Hitze). In den Gassen der Altstadt sah man, wie schon erwähnt, viele Obdachlose, wir wurden auch einige Male um Geld angebettelt und auch sonst gab es nicht viel zu sehen. Der Parkplatz, auf dem wir standen, war auch nicht so das Gelbe vom Ei, also beschlossen wir am späten Nachmittag noch aus der Stadt rauszufahren.

Im benachbarten Santa Tecla sollte es einen Sportplatz geben, wo man sicher über Nacht stehen kann. Diesen steuerten wir an und staunten – mal wieder – nicht schlecht. Von wegen Sportplatz. Das Ganze war eine riesige Anlage, mit großer, zweispuriger Laufbahn, Fußballplätzen, einem olympischen Schwimmbecken, Baseball Feld, und und und. Noch dazu, hing hier noch die Weihnachtsbeleuchtung (das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt), somit kam fast schon sportliche Partystimmung auf.

Lustig fanden wir allerdings, dass es inmitten der Laufbahn einen Burger King gab. So kann man die verbrannten Kalorien gleich wieder aufstocken. 😉 Auch rund um das Sportgelände machte die kleine Nachbarstadt von San Salvador einen netten Eindruck, es gab mehrere kleine Parks, nette Bars, etc.

Nationalpark Boqueron

Dennoch ging es am nächsten Morgen gleich weiter, wir wollten hoch in den Norden, in der Hoffnung, dort etwas kühlere Temperaturen vorzufinden. Unterwegs legten wir noch einen Stopp im kleinen Nationalpark Boqueron ein. Eine steile Serpentinenstraße führte hinauf auf knapp 2.000m Höhe, wo sich uns ein Blick in den riesigen Vulkankrater des Vulkan San Salvador eröffnete, in dessen Mitte ein weiterer, kleiner Vulkankrater thront.

Vulkan San Salvador

Quasi eine Vulkan-Matrjoschka! 😉

Da isser!

Suchitoto

Zwei Stunden später, erreichten wir den kleinen Ort Suchitoto. Obwohl wir jetzt weit im Norden des kleinen Landes waren, begrüßten uns auch hier schattige 35 Grad. War wohl nix mit der Abkühlung.

Dafür war der Ort umso schöner anzuschauen.

Suchitoto
Suchitoto

Der Ort bzw. die ganze Region ist für ihre mit Indigo gefärbten Textilien bekannt. Wir (bzw. eher ich) hatten gehofft hier an einem Workshop teilnehmen zu können. Das wäre auch möglich gewesen, doch leider schlägt sich der Fortschritt auch in den Preisen nieder. 40€ sollte ein einstündiger Indigo-Batikkurs kosten, das war mir zu teuer. Also blieb es beim Bestaunen der schönen blauen Sachen.

In Suchitoto trafen wir auch mal wieder auf andere Reisende aus Deutschland. Merle und Max aus Bremen parkten mit ihrem VW Crafter direkt hinter uns. Die beiden hatten im Ort Tanya, eine weitere Reisende aus England getroffen und so schlossen wir uns zusammen und verbrachten einen gemeinsamen Abend mit leckeren Pupusas und dem ein oder anderen Bierchen.

Pupusa-Party

Wie es der Zufall wollte, war an diesem Mittwochabend im Ort eine Wahlparty. Es wurde eine Bühne mit unzähligen Lautsprechern aufgebaut und ab 21 Uhr begann das ohrenbetäubende Spektakel. Ich vermute man hörte den Krach bis nach San Salvador zurück. Somit wurde die Nacht etwas unruhiger als erwartet, da das Wummern der Bässe bis auf unseren Parkplatz drang und der ein oder andere Partywütige den Sichtschutz unserer Vans nutzte, um die Blase zu entleeren. Herrlich, dieses Vanlife… 😉

Gegen 6 Uhr weckte uns dann die Müllabfuhr, welche die Überreste der Party beseitigten. Wir nutzten den frühen Start in den Tag und machten uns auf zu einer kleinen Spazierwanderung. Am Ortsrand sollte es nämlich einen schönen Wasserfall geben, der über hexagonförmige Basaltsteine fällt.

Bei noch erträglichen Temperaturen liefen wir los und zahlten am Eingang zum Wasserfall auch einen ganzen Dollar Eintritt. Allerdings fanden wir keinen Wasserfall. Das lag aber daran, dass aktuell zur Trockenzeit eben einfach gar kein Wasser in Fluss vorhanden ist. Ab Mai beginnt erst die Regenzeit.

So sahen wir nur eine besonders schöne Steinwand.

Hier wäre Ihr Wasserfall gewesen!

Zurück am Van, waren es vor 10 Uhr morgens schon wieder 32 Grad, also höchste Zeit, weiterzuziehen, immer noch auf der Suche nach erträglicheren Temperaturen.

La Palma

Im bunten Ort La Palma, auf knapp 1.000m gelegen, legten wir eine Pupusa-Pause ein. Der Ort ist bekannt für seine vielen bunten Hauswände, die im Stil des verstorbenen Künstlers Fernando Llort bemalt sind. Der angeblich berühmteste Maler des Landes, war für seine naive Kunst bekannt. Vor seinem Tod lehrte er seinen Stil und Techniken an seine Schüler, sodass bis heute in seinem Namen neue „Kunstwerke“ entstehen.

Buntes La Palma

In der Touri-Info bekamen wir die nötigen Infos für unser nächstes Vorhaben – wir wollten nämlich den höchsten Berg des Landes bezwingen, den 2.781m hohen El Pital.

Cerro El Pital

Dafür ging es noch mal eine Stunde weiter und hoch in die Berge. Über unzählige Kurven kämpfte sich Moby hinauf in das auf 2.200m gelegene Rio Chiquito. Hier waren es nur noch 24 Grad somit ideale Wandertemperaturen.

Nach einigem Suchen fanden wir in dem steilen Örtchen einen sicheren Campingspot für uns, wo wir zwischen freilaufenden Hühnern, Hunden und alten Autos einen entspannten Nachmittag hatten.

Nach einer ruhigen und angenehm kühlen Nacht, ging es am Morgen zu Fuß hinauf zum El Pital. Statt Wanderweg ging es zunächst über eine ruppig, sandige 4×4 Strecke, wo sich tatsächlich noch einige Allrad-Pickups hochquälten. Definitiv nix für einen Van.

Weiter oben kamen noch einige schöne Cabanas und Campingplätze, inmitten von riesigen Feldern voller blühender Hortensien und Callas. So idyllisch hatten wir uns die Berge in El Salvador gar nicht vorgestellt.

Wanderung auf den El Pital
Wanderung auf den El Pital

Kurz vor dem Gipfel, teilte sich der Weg. Wir nahmen zunächst den Linken, der uns durch einen wunderschönen Waldabschnitt, über eine wackelige Hängebrücke, bis rüber nach Honduras führte. Der El Pital steht nämlich genau auf der Landesgrenze der beiden Länder.

Wanderung auf den El Pital
Ausblick nach Honduras

Weiter durch den Wald, gelangten wir zum nächsten Pfad, der uns zum eigentlichen Gipfel des El Pital führte. Dieser war denkbar unspektakulär, ein quadratischer Betonklotz markierte den höchsten Punkt, daneben befindet sich die höchste Radiostation des Landes.

Betonklotz statt Gipfelkreuz

Aber ein bisschen Aussicht gab es natürlich auch.

Penon de Comasagua

Zurück am Van, ließen wir die Berge, trotz angenehmer Temperaturen, hinter uns, da der Platz einfach nicht so schön war und wir etwas Besseres, wieder weiter südlich im Land, in Aussicht hatten. So landeten wir nach 2-stündiger Fahrt im Garten einer lieben Familie, die dort ein kleines Café mit einem Aussichtspunkt auf den „Penon de Comasagua“ betreibt.

Blick auf den Penon de Comasagua

Dieser prominent in der Landschaft stehende Fels kann relativ einfach bestiegen werden und wir machten uns noch vor Sonnenuntergang auf, dieses zu tun. Nach einem kurzen, steilen Aufstieg standen wir auf der Spitze des Felsens und durften einen wunderschönen Sonnenuntergang bestaunen.

Sonnenuntergang auf dem Penon

Der Platz bei der Familie war so schön und die Temperaturen auf 800m Höhe so angenehm, dass wir einen weiteren Tag und eine Nacht dortblieben, den Ausblick genossen und ein paar Dinge abarbeiteten. Dann waren wir wieder bereit für die Hitze und das Meer.

Aber dazu dann demnächst mehr 😊

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