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Chiles Norden: Von der Küste in die Großstadt (und zurück)

Teil 5 unseres Roadtrips durch Chile

Nach über zwei Wochen rund um Pucon, ging es am 14. März über die Panamericana ca. 450km weiter gen Norden. Unser nächstes Ziel war die Region Maule, in der das Colchagua Valley liegt – eins der bekanntesten Weinanbaugebiete von Chile.

Colchagua Valley

Nach einer Zwischenübernachtung an einem Fluß, kamen wir schließlich im Örtchen Santa Cruz an, dem Herzstück des Colchagua Valleys. Nach einem Bummel durch den Ort, steuerten wir das Weingut „Viu Manent“ an. Hier gab es nach einer geschichtlichen Einführung und einem Spaziergang durch die Weinreben eine Verkostung mit 5 leckeren Weinen. Zum Glück konnten wir im Anschluss den Rest des Abends und die Nacht direkt auf dem Weingut verbringen.

Cheers to life!

Pichilemu

Um nicht Gefahr zu laufen noch mehr Weingüter zu besuchen, machten wir uns auf den Weg an die Pazifikküste, genauer gesagt, in den Ort Pichilemu. Pichilemu ist die Surf-Hauptstadt von Chile. In Puerto Varas hatten wir Maureen und Ignazio kennengelernt, die aus der Stadt kommen und uns empfahlen unbedingt dort vorbeizuschauen.

Leider war nach unserer Ankunft vom Strand und Meer nicht viel zu sehen – es herrschte ein dichter Nebel über dem Ort. Später erfuhren wir, dass dies dort keine Seltenheit ist und aufgrund eines besonderen Mikroklimas in der Region öfter auftritt.

Am trüben Strand von Pichilemu

Nach einem kurzen Strandspaziergang machten wir uns auf Stellplatzsuche. Sobald wir Pichilemu hinter uns ließen, zeigte sich wieder die Sonne. Die Strecke führte an Salinen vorbei, bis wir schließlich wieder an einem Flussufer fündig wurden. Dort verbrachten wir zwei entspannte Sommertage. In der zweiten Nacht gesellte sich eine chilenische Großfamilie zu uns. Innerhalb von Minuten entstand eine kleine Zeltstadt hinter uns und es wurde bis spät in die Nacht gegrillt, getrunken und gefeiert.

Ein Wal am Flußufer

Wir gaben Pichilemu noch mal eine zweite Chance und diesmal hatten wir deutlich mehr Wetterglück und wir konnten sehen, warum dieser Ort so beliebt ist. Die Strandpromenade verläuft auf einer Klippe über dem Meer. Von dort aus, hatte man perfekte Sicht auf die Wellenreiter und auch die schwarzen Pelikane, die auf Futterjagd waren.

An der Promenade von Pichilemu

Wie es der Zufall wollte, trafen wir auch noch mal auf Maureen und Ignazio, die ebenfalls dabei waren sich in die Wellen zu stürzen. Die beiden gaben uns noch einige Tipps für den Rest von Chile und dann trennten sich unsere Wege wieder.

Für uns ging es weiter die Küste entlang, Richtung Santiago. Vorher legten wir aber noch einen weiteren Stopp am Meer ein. Im Örtchen Navidad war es aber so stürmisch, dass wir am Meer keine ruhige Minute gehabt hätte, somit landeten wir wieder an einem Flussufer, wo es deutlich ruhiger zuging.

So lässt es sich „arbeiten“ 😉

Santiago de Chile

Am nächsten Mittag ging es von dort los nach Santiago, die Hauptstadt von Chile. Dort hatten wir ab dem nächsten Tag ein kleines Apartment im Stadtzentrum gemietet, genauso wie wir es auch 2015 schon gemacht hatten. Ruhige und einigermaßen schöne Stellplätze gab es nämlich keine in der Stadt, geschweige denn Campingplätze. Wir steuerten einen bewachten Parkplatz an, auf dem wir die erste Nacht verbrachten. Diese Erfahrung bestätigte unsere Entscheidung – es war so laut und mit über 30 Grad am Tag auch so heiß, dass wir es im Van vermutlich nicht lange in der Stadt ausgehalten hätten.

So bezogen wir am Montag den 20.03. unser kleines Apartment im 22. Stock eines Hochhauses, von dem aus man einen Blick über die Dächer der Stadt hatte – naja, nur über das angrenzende Viertel. Die 7 Mio. Einwohnerstadt Santiago ist nicht gerade überschaubar.

Ausblick aus unserem Apartment

Wir verbrachten fünf spannende Tage in der Stadt und genossen nach all der Natur in den vergangenen Monaten, mal wieder das Big City Life.

Trotz Sommerhitze erkundeten wir fast alles zu Fuß, schauten uns die verschiedenen Viertel an, gingen in Museen, erklommen die Hausberge in der Stadt, futterten uns durch die vielen, fantastischen asiatischen Restaurants, tranken den ein oder anderen Pisco Sour und machten etwas, was wir zuletzt 2019 gemacht hatten: wir gingen ins Kino! 😊

Blick vom Cerro Lucia auf die Innenstadt
Plaza de Armas

Wie immer in größeren Städten, schlossen wir uns auch hier einer Walking Tour an, in der wir viel über die Diktatur in den 70er und 80er Jahren erfuhren, aber auch über die Studentenaufstände der vergangenen Jahre. Im Vergleich zu unserem ersten Besuch in 2015, hat sich die Stadt stark gewandelt. Überall sieht man die Spuren der Aufstände, in Form von beschmierten Hauswänden. Nahezu jedes Haus, Gebäude und Ladengeschäft in der Stadt ist mit Parolen und Tags beschmiert. Zahlreiche Läden sind verrammelt und verlassen, die Covid Pandemie und die Aufstände haben viele Geschäftsleute in die Knie gezwungen.

Auch kamen während der Pandemie viele Flüchtlinge ins Land, vor allem Venezuelaner*innen und Menschen aus den Mittelamerikanischen Ländern. Ein Großteil von ihnen lebt inoffiziell und in großer Armut, an vielen Stellen in der Stadt haben sich wilde Zeltcamps gebildet. Überall in den Straßen verkaufen Menschen, was sie gerade so übrighaben: abgetragene Kleidung, verschiedene Kabel und Stecker, gebrauchte Haushaltswaren, oder auch hausgemachtes Essen (von dem man aus hygienischen Gründen lieber Abstand nehmen sollte, wie unser Tourguide sagte). So entspannt und ruhig, wie wir Santiago in Erinnerung hatten, war es jedenfalls nicht mehr.

Ein besonderes Erlebnis hatte Santiago noch für uns bereit: als wir gerade in der Stadt unterwegs waren und in einer Apotheke standen, bebte plötzlich der Boden und alles um uns herum. Die Glasvitrinen klirrten, Produkte fielen aus den Regalen. Wir sahen uns und die Verkäuferin ratlos an, die dann nur stammelte: Terremoto – ein Erdbeben. So schnell wie es begonnen hatte, war der Spuk auch wieder vorbei, aber der Schreck saß uns und allen Menschen um uns herum ganz schön in den Knochen. Sofort holten alle ihre Handys raus und riefen ihre Lieben und Familien an, um zu hören, ob alles OK ist.

Zum Glück war es nur ein kleines Erdbeben, mit 5,4 auf der Richterskala und das Epizentrum lag einige Kilometer außerhalb von Santiago. Lt. den Medien war niemand zu Schaden gekommen, obwohl sich sogar an einem Hügel in Santiago eine kleine Steinlawine gelöst hatte. 
Die ganze Region rund um Santiago ist sehr Erdbeben gefährdet, alle Schäden, die bei einem Beben unter 7 auf der Richterskala entstehen, können nicht mal versichert werden. Aber Alltag ist es deswegen noch lange nicht. 

Nach fünf Tagen Großstadtleben, zogen wir wieder zurück in unser kleines, rollendes Zuhause und setzten unsere Reise fort.  

Bevor wir Santiago ganz hinter uns ließen, besuchten wir noch eins der Weingüter, welche am Rande der Stadt liegen. Wie schon 2015, landeten wir wieder beim Weingut Cousino Macul. Unser erster Besuch von damals war uns in äußerst guter Erinnerung geblieben und auch diesmal bekamen wir wieder eine sehr nette Führung und ein Tasting. Auch war die Gruppe, mit der wir zusammengewürfelt wurden, war sehr nett und wir kamen direkt mit allen ins Gespräch und tauschten Reisetipps aus, was die Führung schließlich etwas länger werden ließ als eigentlich geplant und dazu führte, dass unsere Gastgeberin etwas ungeduldig wurde.

Weinverkostung bei Cousino Macul

Valparaiso & Vina del Mar

Nach einer Nacht außerhalb der Stadt, zog es uns weiter zu unserem nächsten Ziel: die Küstenstadt Valparaiso, auch Valpo genannt. Auch dort waren wir 2015 schon mal für zwei Tage und hier hatte sich auch deutlich weniger verändert als in Santiago oder anderen Teilen von Chile. Das bunte Valparaiso versprühte immer noch denselben künstlerisch-abgeranzten Charme wie damals.

Buntes Valparaiso

Valparaiso war mal die wichtigste Hafenstadt des Kontinents, bis zur Eröffnung des Panama Kanals. Heute spielt der Hafen nur noch eine untergeordnete Rolle, dennoch hat er das Gesicht der Stadt geprägt. Die vielen bunten Häuser sind z. B. dadurch entstanden, dass sich die Hausbesitzer früher einfach alte Containerwände für die Verkleidung ihrer Häuser geholt haben. Um diese farblich zu gestalten, nahm man die Farbreste von Schiffrestaurationen. Die bunten Hauswände sind bis heute geblieben und wurden teilweise noch weiter verschönert – Valpo ist auch die Stadt der Murals.

Es gibt kaum eine Hauswand, welche nicht mit einem dieser Kunstwerke verschönert wurde. Von lebensechten Portraits von Mensch und Tier, über sozial kritische Murals bis hin zu Comiczeichnungen ist alles dabei.

Wie schon in Santiago, schlossen wir uns auch in Valpo wieder einer Walking Tour an und erfuhren dabei auch viel über die Bedeutung einzelner Murals und deren Künstler.

Valparaiso ist aber auch die Stadt der Hügel. Insgesamt gibt es über 20 Stück. Man muss hier definitiv gut zu Fuß sein, oder kann alternativ mit einem der 8 Aufzüge bzw. Zahnradbahnen steil hinauf (oder hinab) fahren.

So sieht Aufzug fahren in Valpo aus

Jeder Hügel ist ein Viertel für sich. Vom ruhigen Anwohnerviertel bis hin zum Künstlerviertel ist alles vertreten und es macht Spaß, sich in den verwinkelten Gassen zu verlieren und sich überraschen zu lassen, wo man landet. Dank der bunten Wände gibt es überall genug zu sehen, sodass einem sicher nicht langweilig wird. Wirklich eine spannende Stadt!

Nach zwei Tagen in Valparaiso, verschlug es uns einen Ort weiter, nach Vina del Mar, quasi die vorzeigbare Schwester von Valpo. Statt bunter Häuser findet man hier eher hübsche Stadtvillen und moderne, große Hotels. Dennoch hat auch Vina del Mar seinen Charme.

Wir schauten uns zuerst eine Maoi Figur an. Von diesen berühmten Statuen der Osterinseln, gibt es weltweit nur drei Stück außerhalb des Archipelagos. Und eine davon steht in Vina.

Moai Statue in Vina del Mar

Beim Anblick der knapp 3m hohen Statue bekamen wir schon auch Lust die Osterinseln zu besuchen, aber leider ist das ein sehr teures Unterfangen. Somit müssen die Osterinseln weiter auf uns warten. Stattdessen begnügten wir uns mit einem Spaziergang an der Promenade von Vina, bis hin zur berühmten „Reloj del Flores“, der Blumenuhr, dem Wahrzeichen der Stadt.

Reloj del Flores – die Blumenuhr

Warum darum so ein Hype gemacht wird, wurde uns nicht ganz klar, wenn man direkt davorsteht, kann man nicht mal die Uhrzeit ablesen, aber na gut. 😉

Wir fuhren noch einen Ort weiter, nach Concon. Concon wurde uns vor allem als DIE Stadt für gute Fisch- und Meeresfrüchterestaurants angepriesen, zuerst landeten wir jedoch auf der großen Sanddüne, am Eingang der Stadt. Die Düne ist nicht ganz so hoch und eindrucksvoll wie die Dune du Pilat in Frankreich, dennoch ein besonderer Anblick, so eine Düne mitten zwischen zwei Orten, gegenüber einem Einkaufszentrum.

So viel Sand und keine Förmchen!

Wir erklommen die ca. 35m hohe Düne für einen Ausblick zurück bis Valaparaiso und über den Pazifik.

Später wurden wir direkt am Meer gleich in doppelter Hinsicht fündig – wir fanden einen schönen Platz für Moby und ein fantastisches peruanisches Fischrestaurant, in dem wir einen schönen Abend verbrachten. Das fühlte sich fast wie Urlaub an.

Eigentlich sind wir nur zum essen hier! 😉

Der nächste Tag begrüßte uns mit diesigem Regenwetter, also ließen wir die Küste wieder hinter uns und machten uns auf ins Maipo Valley, dem größten Weinanbaugebiet von Chile.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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