Wie wir bereits in unseren vorherigen Berichten aus Mexiko angedeutet haben, lief bei unserer zweiten Verschiffung auf dieser Reise vieles leider anders als geplant und wir haben eine ziemlich anstrengende Zeit hinter uns. Wir haben den ganzen Prozess hier sehr detailliert niedergeschrieben, für Viele ist das sicher nicht allzu spannend zu lesen, aber für uns war es wichtig es genauso festzuhalten.
Das Darian Gap
So schön es auch ist die Panamericana zu bereisen, der größte Nachteil ist eindeutig, dass es zwischen Süd- und Zentralamerika leider keine Möglichkeit gibt, die Kontinente auf dem Landweg zu wechseln. Denn dazwischen liegt das berühmt berüchtigte Darian-Gap.
Zwar besteht hier eine Landverbindung, allerdings haben hier nach wie vor die Drogenmafia und Rebellen das Sagen. Auch gibt es keine befahrbaren Straßen, sondern nur Pfade durch mehr oder weniger undurchdringlichen Dschungel. Jahr für Jahr machen sich hier tausende verzweifelte Flüchtlinge, die sich in Zentral- oder Nordamerika ein besseres Leben erhoffen, auf den Fußmarsch, den viele nicht überleben.
Für Reisende und Overlander heißt es daher: Fahrzeuge müssen verschifft oder mit dem Flugzeug nach Panama oder ein anderes Land des Kontinents gebracht werden. Für Motorräder ist die Flugoption tatsächlich noch erschwinglich, für Van- oder Wohnmobilfahrer natürlich nicht. Daher stand auch für uns ab Kolumbien die nächste Verschiffung an. Da wir Panama, Nicaragua und Costa Rica bereits auf unserer ersten Weltreise bereist haben und die Grenzen rund um Nicaragua auch zu den kompliziertesten des Kontinents gehören, wollten wir uns diese drei Länder ersparen und entschieden uns für eine Verschiffung direkt nach Mexiko. Die übrigen zentralamerikanischen Länder unterhalb, werden wir dann von dort aus bereisen.
Der Preis war übrigens mehr oder weniger der Gleiche, auch wenn Panama natürlich nur einen Katzensprung von Kolumbien entfernt liegt und die Verschiffung gerade mal 2 Tage dauert. Dennoch wird die Situation mit dem Darian Gap hier schamlos ausgenutzt und für Verschiffungen und Warentransport hier ordentlich abkassiert. Pro m³ Fahrzeug, fallen hier im Durchschnitt ca. 110 USD an.
Die Verschiffung nach Veracruz, am Golf von Mexiko, sollte auch nur 6 Tage dauern und war daher, verglichen mit der langen Überfahrt von Hamburg nach Montevideo auch nur ein Katzensprung für unseren Moby Dick. Soweit die Theorie!
Was wir allerdings bei dieser Verschiffung erlebt haben, lässt sich vermutlich mit einem bekannten Fußballerzitat am besten zusammenfassen:
Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu.
Jürgen Wegmann
Aber von Anfang an:
1. Akt:
Vorbereitung & Verladung in Kolumbien
In Kolumbien begann noch alles recht entspannt. Wir zogen am 29. September in ein kleines AirBnB Apartment und bereiteten dort alles für die Verschiffung vor. Denn der Van musste weitestgehend leer sein. Lebensmittel, Getränke, Medikamente, Neuwaren, Bargeld, Wertsachen – nichts davon durfte im Fahrzeug verbleiben. Selbst Gewürze und trockene Lebensmittel wie Nudeln, Reis und Co. mussten raus. Gasflasche und Dieseltank mussten ebenfalls möglichst leer sein.
Außerdem sollte das Auto sowohl von außen als auch von Innen gereinigt sein. Also drehten wir alles mal wieder auf links, leerten alle Schränke, legten einen Waschmarathon hin und schließlich brachte Christian den Van am 2. Oktober morgens zum Hafengelände. Ich durfte leider nicht mit, da es immer nur dem Fahrzeughalter erlaubt ist, das Hafengelände zu betreten. ☹
Dort erfolgte zunächst die offizielle Ausreise, unser TIP (Temporary Import Permit), den man in jedem Land bei der Einreise mit dem eigenen Fahrzeug erhält, wurde als ungültig gestempelt. Der Van musste von da an am Hafen verbleiben und eigentlich wäre dann für diesen Tag erstmal alles erledigt gewesen.
Eigentlich!
Doch dann fiel jemandem ein dämlicher Formfehler auf einem der hafeninternen Dokumente auf. Unsere Agentin vor Ort, hatte eine falsche Zahl übermittelt und damit ließen die Beamten Christian das Hafengelände nicht verlassen. Erst müsse das Formular geändert werden, bevor Christian den Van alleine lassen dürfe. Sowas sollte ja eigentlich kein Problem sein.
Wie gesagt, eigentlich!
Aus irgendeinem Grund dauerte es aber fast 5 Stunden, bis sich jemand befugt fühlte, das Formular händisch (!) abzuändern. Christian saß während dieser Zeit in langer Kleidung (Vorschrift!) in der brütenden, schwülen Hitze Cartagenas, ohne die Möglichkeit was essen zu können. Immerhin bot man ihm etwas Wasser an. Erst gegen 17 Uhr durfte er dann endlich das Hafengelände verlassen. Das fing ja gut an.
Am nächsten Tag erfolgte dann um 9:30 Uhr die Drogeninspektion – denn natürlich ist jeder Hafen in Kolumbien ein potentieller Umschlagplatz für Drogen. Zwei freundliche Beamte schauten in alle Fächer, ein Drogenhund schnüffelte sich kurz durch unser kleines Zuhause und dann war die Sache auch schon erledigt.
Direkt im Anschluss, erfolgte die Verladung in den Container. Diesmal waren wir nicht allein im Container, wir hatten tatsächlich einen Containerbuddy gefunden, in Form des Land Cruisers von Tamar und Israel – ein unglaublich herzliches und sympathisches Rentnerpaar aus Israel, die ihren Rechtslenker (!) ebenfalls nach Mexiko bringen wollten, da alle Länder südlich von Mexiko es nicht erlauben mit einem Rechtslenker einzureisen.
Während die Beiden ihren Landy schon mal in den Blechkasten verfrachteten, demontierte Christian, wie schon bei der ersten Verschiffung, wieder unsere beiden Dachhauben und ließ Luft aus den Hinterreifen ab. Dann passte Moby auch diesmal wieder um Haaresbreite in den Container.
Allerdings stellten die Hafenmitarbeiter dann fest, dass sie vorm ersten Fahrzeug zu viel Platz gelassen hatten, die Türen des Containers schlossen nicht. Also ging alles noch mal retour und beim zweiten Anlauf klappte es dann. Beide Fahrzeuge wurden mit Holzkeilen und Spanngurten befestigt, der Container verschlossen und verplombt und damit war gegen 12 Uhr mittags schon alles erledigt.
Abends trafen wir uns mit Israel und Tamar in der schönen Altstadt von Cartagena und stießen auf die erfolgreiche Verladung an und hofften, dass der Rest der Verschiffung auch so reibungslos laufen würde. Haha, little did we know…
Am 6. Oktober wurde der Container pünktlich auf das Schiff verladen und wir machten uns mit dem Flieger auf nach Mexico City.
2. Akt
Überraschungen, Verspätungen & Warten in Mexiko
Von dort verfolgten wir online den Trackingstatus des Schiffs. Eines Morgens stellte Christian dann aber fest, dass der Zielhafen nicht mehr Veracruz, sondern Houston (USA) war. Während ich das noch für ein Missverständnis hielt und mir keine Gedanken machte, wurde Christian direkt nervös und kontaktierte unsere Agenten. Die bestätigten: ja, das Schiff mit unserem Container wurde umgeroutet und würde nicht mehr nach Veracruz fahren. Die Container mit dem Bestimmungsort Veracruz, wurden in Jamaica abgeladen und warten dort auf das nächste Schiff, dass dann nach Veracruz fährt.
Wir konnten es nicht glauben. Da machte Moby einfach ohne uns Urlaub in Jamaica. Der Schlingel! 😉
Ganz so lustig war die Sache dann aber doch nicht. Denn, dass nächste Schiff sollte erst eine Woche später in Jamaica anlanden. Also hatten wir schon jetzt eine Woche Verspätung und der neue Ankunftstermin war der 19.10. (statt ursprünglich 12.10.)
Ärgerlich, aber erstmal noch kein Grund zur Panik. Mexico City gefiel uns ohnehin so gut, dass wir unseren Aufenthalt direkt ein paar Tage verlängerten.
Am 19. Oktober machten wir uns dann auf den Weg nach Veracruz. Da wussten wir aber schon, dass das neue Schiff ein paar Tage Verspätung haben würde. Der neue Ankunftstermin war Montag, der 23. Oktober. Immer noch OK, aber dann doch schon etwas knapp, für die Pläne die wir zu dem Zeitpunkt hatten. Wollten wir doch für den ‚Dia de los Muertos‘ in Oaxaca sein, zwei Fahrtage von Veracruz entfernt.
Unser Agent in Veracruz, Pepe, informierte uns dann auch über den bevorstehenden Prozess, der mindestens 5 Arbeitstage benötigen würde. An den Wochenenden passierte hier nichts, Samstag und Sonntag arbeitet zwar der Hafen, aber nicht der mexikanische Zoll. Also hofften wir, dass es bei dem Ankunftstermin am 23.10. bleiben würde. Mit etwas Glück könnten wir dann am 27.10. unseren Van zurückhaben und uns auf den Weg nach Oaxaca machen.
Wie gesagt, erst kein Glück und dann kam Pech hinzu…
Wir konnten online verfolgen, dass das Schiff bereits vor der Küste von Veracruz lag, aber aus irgendeinem Grund, lag es einfach da, bewegungslos. Scheinbar bekam die Reederei keine Anlandegenehmigung in Veracruz. Genau sagen, konnte uns das aber keiner. Die Tage vergingen, das Schiff bewegte sich nicht, wir wurden immer ungeduldiger und frustrierter…
Am Freitag, den 27. Oktober war es dann endlich soweit. Das Schiff hatte in der Nacht zuvor anlegen können und wir bekamen die Papiere, welche für die nächsten Schritte notwendig waren. Allerdings kamen die Papiere erst am frühen Nachmittag, die Bank, auf die wir als nächstes mussten, hatte zu dem Zeitpunkt schon geschlossen. Also hieß es auf Montag warten.
Am Montag, den 30. Oktober ging es dann zur Banjercito Bank, welche die Einreiseformulare (TIP) für den Van genehmigte. Eigentlich eine gute Nachricht, nun hätte es weiter gehen können.
Eigentlich!
Nun gab es aber eine Sturmwarnung. Aktuell war Winter in Mexiko, wir hatten dennoch bisher täglich über 30 Grad schwüle Hitze gehabt, aber nun kam eine „Kaltfront“ mit starken Winden. Das bedeutete, dass der Hafen den Betrieb einstellte. Die Verladung vom Container war nicht möglich. Unser Container musste für die Entladung der Fahrzeuge, nämlich an einen anderen Teil des Hafens transportiert werden, das war bei Windböen von bis zu 70km/h schlicht nicht möglich. Verständlich, aber dennoch frustrierend für uns. Statt wie angekündigt zwei Tage, hielt die Kaltfront fast die ganze Woche an.
3. Akt
Die Ankunft, die Zollinspektion & jede Menge Probleme
Am Freitag, den 3. November ließen die Winde nach und wir konnten ENDLICH den Container zu dem Ort bringen lassen, an dem wir ihn öffnen konnten. Das beste Vorab-Geburtstagsgeschenk für mich.
Für Christian und Israel ging es also mit unserem Agenten zum Hafen, wo der Moment der Wahrheit kam, der Container öffnete sich und alles sah aus, wie bei der Verschließung in Cartagena. Beide Fahrzeuge hatten die lange Reise scheinbar unbeschadet überstanden. Hurra!
Die Freude war groß, bis Christian den Zündschlüssel umdrehte. Der Van muckte nicht. Die Batterie war auch hier wieder während der Überfahrt abgeklemmt gewesen, trotzdem schien sie leer zu sein. Erstmal nicht ungewöhnlich, nach fünf langen Wochen Stehzeit. Also zogen wir den Van „manuell“ raus und stellten ihn erstmal in die Halle, wo er ohnehin verbleiben musste, bis wir den Termin für die Zoll- und Drogeninspektion bekommen würden. Das war nämlich der nächste Schritt.
Während der Agent dafür alle Papiere vorbereitete, versuchten Christian und Israel den Van zu überbrücken und zum Laufen zu bringen. Doch scheinbar war die Batterie tiefenentladen, mehr als ein Stottern war nicht zu erreichen. Die Hafen-Mechaniker (die sich auf dem Gelände um die Reparatur der Stapler, etc. kümmern), brachten ein Ladegerät, mit dem Christian weiter versuchte die Batterie wiederzubeleben. Aber bis Christian das Gelände wieder verlassen musste, blieb nicht genug Zeit die Batterie vollzuladen. Aber wir sahen es (noch) entspannt, wir hatten ja noch ein paar Tage Zeit, bis wir den Termin vom Zoll bekommen würden.
Erleichtert den Van schon mal auf sicherem Boden zu wissen, verbrachten wir ein weiteres Wochenende in Veracruz.
Die Fehlersuche
Am Montag, den 6. November ging es dann weiter. Christian bekam eine Sondergenehmigung, um das Hafengeländer erneut betreten zu dürfen. Während er sich im Inneren um die ein oder andere Kleinigkeit kümmerte, hing das Ladegerät weiter an der Batterie. Aber auch nach mehreren Stunden des Ladens, sprang Moby nicht an. Er stotterte immer nur kurz. Ob doch noch etwas anderes defekt war?
Parallel suchte ich von unserem Apartment aus das Internet nach Lösungsmöglichkeiten ab und stieß auf den Crashsensor den unser Van verbaut hat. Dieser löst im Falle eines Unfalls oder hefigen Aufpralls aus, um u. a. die Dieselzufuhr abzusperren und legt so das Auto lahm. Tatsächlich hatte der Knopf für den Sensor auch ausgelöst. Es musste also mindestens einmal ganz schön gerumpelt haben, bei den vielen Container-Verladungen. Das bloße Wiederreindrücken des Knopfes brachte aber leider nichts. Es musste also noch was anderes im Argen liegen…
Mithilfe unseres kompetenten „BIM-Mechaniker-Team“ (Basti, Ingo und Markus – DANKE Jungs!) in Deutschland, versuchte Christian nun zwei Tage lang die Ursache für unser Problem zu finden. Anlasser, Wegfahrsperre, übersprungene Riemen, alles konnte nach und nach ausgeschlossen werden. Christian schraubte schließlich die Batterie auf und sah, dass sie komplett trockengelaufen war. Vielleicht hatte sie einfach das zeitliche gesegnet nach 5 Jahren?
Die Zollinspektion
Am Dienstag den 7. November fand dann aber erstmal die langerwartete Zoll- und Drogeninspektion statt. Wir hatten vorab schon gehört, dass diese hier besonders streng ist, daher musste der Van ja auch komplett leer sein. Es tauchten schließlich drei Beamtinnen und ein junger, nervöser Drogenspührhund auf. Laut Christian, waren die drei Damen absolut unfreundlich und respektlos und behandelten ihn vom ersten Moment an wie einen Schwerverbrecher. Er durfte sich nicht mal dem Van nähern.
Seine Bitte an die Beamtinnen, beim Betreten des Vans aufzupassen und sich die dreckig, nassen Stiefel abzuwischen, reagierten sie gar nicht. Auch der Hund wurde nass ins Auto gelassen und sprang an allen Möbeln hoch, zerkratzte diese dabei mit seinen Krallen und sprang schließlich auch aufs Bett, was danach auch entsprechend aussah. Das ließ sich waschen, die Kratzer bleiben uns leider erhalten.
Auch von außen sprang der Hund ständig am Auto auf und ab und verursachte dabei dutzende, teilweise tiefe Kratzer im Lack. Die Damen interessierte das nicht, sie ließen den Hund gewähren. Es kam nicht mal ein Wort der Entschuldigung, stattdessen wurde Christian befragt, ob er raucht und Drogen nimmt, oder wo er sie versteckt hätte. Wow! Natürlich gab es nichts zu finden und zu beanstanden. Ohne ein weiteres Wort, zogen die drei Beamtinnen von Dannen. Das Ergebnis ihrer „Untersuchung“ würden sie nur unserem Agenten mitteilen, was ein-zwei Tage dauern würde.
Wir haben uns im Nachhinein offiziell bei der Zollbehörde beschwert und um Schadenersatz gebeten, oder zumindest die Übernahme für die Lackaufbereitung. Zurück kam die Antwort, dass Christian ja bei der Inspektion dabei gewesen wäre und nicht eingegriffen hätte (er durfte sich während des Prozesses nicht dem Van nähern und auch keine Fotos machen) und die Kratzer definitiv nicht vom Hund sein könnten. Die Beamtinnen bestreiten zudem, dass der Hund am Auto hochgesprungen sei. Der blanke Hohn!
Tatsächlich bekamen wir einen Tag nach der Inspektion (am Nachmittag des 8. November) schon die Freigabe und hätten das Hafengelände damit theoretisch verlassen dürfen. Aber, es braucht dann noch mal einen ganzen Arbeitstag, um die Rechnungen für den Hafen zu bezahlen und der Van lief ja nicht.
Die Fehlersuche geht weiter
Nachdem Christian die Spuren der Inspektion einigermaßen beseitigt hatte, widmete er sich weiter der Fehlersuche. Die Batterie ließ sich auch mit destilliertem Wasser nicht wiederbeleben, also beschlossen wir, Moby eine Neue zu spendieren.
Am Mittwoch, den 8. November bekam Christian also erneut die Genehmigung das Hafengelände zu betreten und unser Agent, half beim Reinschmuggeln der neuen Batterie. Dinge auf das Hafengelände einzuführen, ist nämlich eigentlich streng verboten.
Wir hofften wirklich, dass dies die Lösung sein würde, aber es blieb dabei, der Van sprang nicht an. Uns gingen die Ideen und das Fachwissen aus, wir mussten in eine Werkstatt. Also beantragten wir einen Abschlepper, um aus dem Hafen rauszukommen.
Aber auch das war leider nicht so einfach. Es musste erneut ein Antrag beim Zoll gestellt werden und unser Agent bereitete uns schon darauf vor, dass es einige Tage dauern könnte, bis die Genehmigung erteilt werden würde. Warum ist unklar, da es ohnehin nur einen Abschlepper in ganz Veracruz gibt, der das Hafengelände befahren darf. Dieser hatte auch Zeit für uns, aber eben keine Genehmigung…. *aaarrrgh*
Parallel suchten wir einen Mechaniker in Veracruz und fanden über iOverlander Eduardo, der selbst schon weit gereist ist und daher sogar englisch sprach. Wir kontaktieren ihn via WhatsApp und er zögerte keine Sekunde und sagte sofort zu, sich um den Van zu kümmern. Egal wann, wir sollten ihn einfach vorbeibringen. Leichter gesagt als getan in Veracruz.
Nun wollten wir aber nicht noch mehr Zeit verlieren und baten unseren Agenten daher zu prüfen, ob es möglich sei, einen Mechaniker mit aufs Gelände zu bringen, während wir auf die Abschlepper-Genehmigung warteten. War es, aber natürlich nur mit erneuter Genehmigung und viel Papierkram…
Am Freitag, den 10. November bekamen wir die Erlaubnis. Eduardo und einer seiner Mitarbeiter ließen in der Werkstatt alles stehen und liegen und nahmen sich 2 Stunden Zeit für uns. Sie fanden auch die Ursache für Mobys Problem: die Lichtmaschine war fest und blockierte dadurch den Motor. Warum, wieso, weshalb, konnte man aber vor Ort nicht feststellen, denn dafür musste das Teil ausgebaut werden, was natürlich in der Halle am Hafen nicht möglich war. Wir brauchten also weiter den Abschlepper.
Aber bis Freitagabend bekamen wir keine Genehmigung. Der Zoll ließ uns wissen: ihr seid nicht die einzigen die Warten, ihr müsst eben Geduld haben.
Geduld? Ich? Nö!
Wir hatten bis dahin ja auch eindeutig schon genug Geduld aufgebracht.
Die rettende Idee?!
Während wir einige Tage vorher noch über die Batterie nachgedacht hatten, hatte ich vorgeschlagen, dass wir uns doch einfach mit unserer Wohnraum-Batterie selbst überbrücken könnten. Christian meinte das wäre nicht möglich, aber über Nacht kam ihm wohl die Erleuchtung – klar war das möglich. Wenn wir die Batterien miteinander verbinden würden, könnten wir den Van ohne Lichtmaschine fahren, da die hintere Batterie die Starterbatterie speisen würde.
Im Baumarkt fanden wir die passenden Komponenten, die wir brauchten, um den Plan umzusetzen und so malträtierten wir am Samstagmorgen (11. November) erneut unseren Agenten, um Christian eine Zutrittsgenehmigung zum Hafen zu beschaffen, damit er den Van endlich rausholen könnte.
Pepe war inzwischen schon ziemlich genervt von uns und unseren Problemen und Sonderwünschen, außerdem glaubte er nicht so recht, dass unser Plan funktionieren würde. Wir bohrten so lange nach, bis er sich doch am Hafen erkundigte. Dann bekamen wir aber zwei Hiobsbotschaften:
1. Wir bekamen die Zutrittsgenehmigung erst für Montagmorgen
2. Mit der Beantragung eines Abschleppers, war die Zoll-Ausfahrtsgenehmigung für unseren Van erloschen. Diese müsste erneut beantragt werden.
Wie kompliziert und umständlich kann es eigentlich sein? Es war einfach nur zum Verzweifeln. Christian lief wie ein gefangener Tiger in unserer Wohnung auf und ab. Wir hatten die Lösung, und wurden einfach nicht rangelassen. Mit jedem Tag, den der Van auf dem Hafengelände stand, entstanden auch weitere Kosten. Es war so, so frustrierend und zermürbend.
Wir sammelten uns, akzeptierten was nicht zu ändern war und beschlossen dann eben für Montagmorgen alles vorzubereiten. In Pepes Büro wurden alle Unterlagen fertiggemacht und der Plan besprochen. Pepe warnte uns noch mal eindringlich: wenn irgendwas schief gehen würde und der Van bei der Ausfahrt auf dem Hafengelände liegenbleiben würde, drohten hohe Geldstrafen und zudem würde der Zoll uns wahrscheinlich das Auto blockieren. Wir sollten uns die Sache also gut überlegen (hatten wir!).
Zudem präsentierte uns Pepe dann die Rechnung vom Hafen. Und da fielen uns fast die Augen aus dem Kopf. Was man uns nämlich nicht gesagt hatte, war, dass jede Zutrittsgenehmigung für Christian Geld kostete. Und zwar nicht wenig. Pro Tag wurden uns fast 150€ in Rechnung gestellt. Natürlich auch für die beiden Mechaniker und auch die Hilfe der Jungs aus der Hafenwerkstatt, war kein reiner Liebesdienst gewesen. Dazu eine „Parkgebühr“ für den Van, von 40€ pro Tag. Pepe wollte natürlich auch mehr Geld (verständlich)… Und dass wir seit nun mehr 6 Wochen in Apartments wohnen mussten, statt kostenlos zu campen, darf man ja auch nicht vergessen. Die ganze Sache riss also nicht nur ein Loch in unser Nervenkostüm und Gemüt, sondern auch in unser Reisebudget. Aber so war es nun mal.
Die Ausfahrt aus dem Hafen
Am Montag den 13.11. war es dann endlich soweit. Eigentlich hätte ab hier alles einigermaßen klappen können.
Genau, eigentlich!
Am Eingang zum Hafen wollte man Christian nicht durchlassen. Angeblich hatte er die falschen Hosen an.
Bitte was?
Er trug die gleichen Sachen, die er schon in der vergangenen Woche tagtäglich getragen hatte. Es war aber ein neues Team vor Ort und die ließen die Wanderhose nicht durchgehen, vermutlich weil sie aus einem Mischgewebe war, erklären konnte es aber keiner. Christian, der sowieso schon ziemlich angespannt war, wäre fast aus der Haut gefahren. Zum Glück hatte unser Agent eine Jeans im Auto (und zum Glück sind Mexikaner im Durchschnitt ja auch nicht so groß). Die Jeans saß ziemlich spack, aber damit kam Christian dann durch die Eingangsschleuse und konnte endlich am Van loslegen. In wenigen Minuten hatte er alles vorbereitet und getestet und es hätte eigentlich losgehen können.
Eigentlich!
Wiederum gab es Papierkram zu erledigen, um überhaupt aus der Halle rausfahren zu dürfen. Cesar, unser Agent vor Ort, marschierte also los und kam nach 30 Minuten kopfschüttelnd zurück. Einer der Beamten wollte die notwendige Unterschrift nicht erteilen, denn im Container waren ja zwei Autos, und die müssten auch gemeinsam aus der Halle und dem Hafen rausfahren. Unsere beiden Israelis hatten nämlich auch schwere Probleme und hatten bisher nicht mal die Genehmigung erhalten, den Land Cruiser offiziell nach Mexiko einzuführen.
Es dauerte erneut eine Stunde, bis Cesar den Mitarbeiter mit neuen Papieren überzeugen konnte und wir die fehlende Unterschrift erhielten.
Dann ging es los, raus aus der Halle und auf eine festgelegte Route, die alle Fahrzeuge nehmen müssen, die das Gelände verlassen wollen. Christian reihte sich in die LKW Schlange ein und wartete. Beim Warten schaltete er den Motor aus, um die Batterie zu schonen. Im Stop-and-Go Verfahren ging es Stück für Stück voran, bis zu einem riesigen Durchfahrts-Scanner.
Dann folgte ein Zoll-Checkpoint, wo die Ausfahrtspapiere geprüft wurden. Ähnlich wie an einer Mautstation, kam eine Hand aus einem kleinen Kabuff. Christian reichte die Papiere rein und wartete… ca. 15 Minuten. Die anonyme Hand gab die Papiere kommentarlos zurück und die Schranke öffnete sich.
Es folgte ein weiterer Checkpoint, ebenfalls vom Zoll. Eine Dame nahm erneut die Papiere entgegen, das Fenster schloss sich und Christian wartete… diesmal dauerte es noch länger. Hinter ihm hatte sich eine hupende LKW-Schlange gebildet, die nach und nach aufgaben und eine andere Ausfahrtspur wählten. Alle LKWs waren innerhalb weniger Sekunden durch den Checkpoint. Nur Christian wartete weiter. Die Putzfrau kam vorbei, säuberte Schranke und Fahrspur… nichts passierte.
Nach ca. 30 Minuten kam die Mitarbeiterin aus dem kleinen Kabuff raus und ließ Christian wissen, dass er sich erstmal keine Sorgen machen soll. Sie wartet noch auf eine fehlende Bestätigung vom letzten Checkpoint, wo ja vermeintlich alles in Ordnung gewesen war.
15 Minuten später stellte sich aber raus, dass eine Freigabe vom vorherigen Checkpoint fehlte. Christian müsse zurückfahren – auf einer von LKW befahrenen Einbahnstraße, wo dutzende Schilder stehen, die besagen, dass man auf keinen Fall rückwärtsfahren darf. Aber die Dame versicherte ihm, dass das er einzig richtige Weg sei. Also ging es im Schritttempo langsam zurück zum 500m entfernten vorherigen Checkpoint.
Dort stieg Christian todesmutig und gegen alle Regeln aus und klopfte an einer der Buden. Der Mitarbeiter ließ sich die Situation erklären und verschwand wieder in seiner Bude, um es zu regeln. Nach 10 Minuten tauchte er wieder auf und bat um noch ein bisschen Geduld. Irgendjemand hatte vergessen eine notwendige E-Mail zu senden, sobald das erledigt sei, könne Christian wieder vorfahren.
Wie kompliziert kann man es sich eigentlich machen? Christian saß auf glühenden Kohlen, den Van hatte er bis dahin schon mindestens 20 mal neu starten müssen, so ganz sicher wie lange unsere Ladekonstruktion halten würde waren wir uns ja nicht. Der reinste Nervenkrieg.
Nach weiteren fünf Minuten bekam Christian aber das GO und konnte erneut zum letzten Checkpoint vorfahren. Dort wurde dann erneut alles geprüft, aber diesmal dauerte es nur wenige Sekunden und er konnte raus in die Freiheit. Nach insgesamt 5 Stunden hatten er und Moby das Hafengelände endlich verlassen.
Halleluja!
Aber ganz ausgestanden war es noch nicht. Vor dem Hafengelände hatten wir uns mit einem Abschlepper verabredet, der Moby zur Werkstatt von Eduardo bringen sollte. Diese war nämlich einige Kilometer entfernt und wir wollten nicht riskieren im Stadtverkehr von Veracruz liegenzubleiben. Ohne Lichtmaschine funktionierte nämlich auch die Servolenkung nicht, was die Fahrt im 3,5 Tonnen Fahrzeug dann schon zu einem Risiko macht.
Dort wo Christian auf den Abschlepper wartete, wurde er nach 5 Minuten von einem Hafenarbeiter weggeschickt, angeblich durfte man dort nicht halten, obwohl hinter dem Van dutzende LKWs parkten. Der Hafen machte uns das Leben weiter schwer.
Etwas weiter fand er schließlich einen geeigneten Platz, wo der Abschlepper nach 30 Minuten ebenfalls eintraf, und unseren Moby Huckepack nahm.
So kam Moby am Montagnachmittag endlich bei Eduardo an, der sich gleich am Dienstagmorgen dran machte, dem Problem auf den Grund zu gehen. Die Lichtmaschine wurde ausgebaut und auseinandergenommen. Anhand des Gehäuses sah man, dass die Salzwüsten von Südamerika ihre Spuren hinterlassen hatten. Aber vor allem das Innere der LiMa hatte gelitten, vermutlich hatten die schweren Erschütterungen während der Verladungen ihr Übriges dazu getan, dass hier einiges blockiert und fest war. Diverse Teile mussten ausgetauscht werden, in Europa hätte vermutlich jeder Mechaniker sich gar nicht erst die Mühe gemacht, das Ding aufzuschrauben.
Wir fragten beim FIAT Händler nach dem passenden Ersatzteil. Die wollten allen Ernstes 1.900€ für eine neue Lichtmaschine haben – die gleiche kostet in Deutschland gerade mal 220€. Ein Austausch kam also nicht in Frage und so machte sich Eduardo auf die Suche nach einem LiMa-Spezialisten.
Er fand auch einen und dieser nahm sich der Sache an, zerlegte das gute Stück in seine Einzelteile, säuberte was zu retten war und ersetzte was ersetzt werden musste und baute uns schließlich aus zwei LiMas eine Neue für uns zusammen. Parallel bestellten wir eine neue LiMa aus Europa, die wir uns nun vorsorglich mal ins Auto legen werden. Wer weiß wie lange so eine gebastelte LiMa hält.
Am Donnerstag den 16.11. konnten wir dann ENDLICH unseren fahrenden Van in Empfang nehmen. Eduardo ist für uns der Held von Mexiko.
So ein unglaublich hilfsbereiter und herzlicher Mensch, der nichts unversucht gelassen hat, uns schnell und unkompliziert zu helfen. Wir könnten nicht dankbarer sein!
Damit hier kein falsches Bild entsteht: alle Mexikaner die wir bisher getroffen haben waren total nett und hilfsbereit. Nur mit den Beamten des Zolls und der einen Migrationsbeamtin, hatten wir scheinbar kein Glück gehabt.
Wir machten uns gleich daran den Van wieder zu unserem Zuhause zu machen. Die Vorräte wurden aufgefüllt, die Gasflasche betankt, guten Diesel gab’s hier auch wieder und nach einer letzten Nacht in Veracruz, begaben wir uns am Freitag den 17.11. endlich wieder auf die Reise.
Wir sind durch!
Statt 6 Tagen, hat diese Verschiffung für uns also nun knapp 6 Wochen gedauert. Das dabei so viel schief gehen würde, hätten wir uns im Traum nicht denken können. Normalerweise ist die Verschiffung per Container die sicherste und pünktlichste Art auf dieser Strecke zu verschiffen, wir hatten einfach riesiges Pech mit der ganzen Sache. Eine platte Batterie und eine defekte Lichtmaschine wäre überall sonst kein großes Problem gewesen, aber mit den Zutrittbeschränkungen und strengen Vorschriften am Hafen war dies der absolute Supergau für uns.
Besonders die vier Wochen in Veracruz waren der reinste Nervenkrieg und der absolute Tiefpunkt unserer Reise. Die ganze Sache hat uns viel Kraft gekostet – und noch mehr Geld.
Was uns am meisten frustriert hat, war so machtlos und abhängig zu sein und die unglaubliche Bürokratie, die sich rund um den Hafen bildete und uns einen Stein nach dem anderen in den Weg legte.
Erleichtert und glücklich wieder in unserem Zuhause zu sein, ging die Reise nun endlich weiter. Aber so ganz befreit waren wir immer noch nicht, denn wir hatten noch ein weiteres Problem zu lösen:
Bei der Einreise in Mexico City, hatte uns eine mürrische Migrationsbeamtin nur 37 Tage Aufenthalt in Mexiko gewährt. Dabei kann man als Deutscher bis zu 180 Tage visumsfrei in Mexiko bleiben. Die Dame ließ aber nicht mit sich reden und die Migrationsbüros in Mexico City und Veracruz bestätigten uns, dass es keinen Prozess gäbe, den Aufenthaltsstatus zu verlängern. Wir müssten auf dem Landweg aus Mexiko aus- und wieder einreisen.
Unsere Aufenthaltsgenehmigung war bereits seit dem 13.11. abgelaufen und um keinen weiteren Ärger zu riskieren, machten wir uns nun also auf direktem Weg zur 15 Stunden entfernten Grenze nach Belize, in der Hoffnung da doch noch jemanden bequatschen zu können…
Aber dazu dann demnächst mehr…
Wer bis es bis hier hin geschafft hat: danke für’s lesen. Der nächste Bericht wird wieder spannender, versprochen.
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