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Vulkanfinale in Guatemala

Der 5. Teil unseres Roadtrips durch Guatemala

17. – 29. April 2024

Zurück in Antigua

Zurück in Antigua und wieder nahm uns die Stadt gleich für sich ein. Wir steuerten wieder den kostenfreien „Campingplatz“ bei der lokalen Touristenpolizei an, von wo aus es nur ein Katzensprung in die schöne historische Altstadt war. Wir nahmen sofort das kulinarische Angebot der Stadt in Anspruch und gingen erstmal Pizza essen.

Zurück in Antigua
Cheers!

Diesmal waren wir aber nicht nur in Antigua, um die Stadt anzuschauen und essen zu gehen. Wir drückten hier noch mal eine Woche lang die Schulbank. Zusammen mit unserer Lehrerin Irma paukten wir noch mal ordentlich spanische Grammatik und lernten ganz nebenbei von ihr allerhand über die guatemaltekische Kultur. Noch dazu fand der Unterricht unter freiem Himmel in einem schönen Garten statt, da machte das Lernen gleich noch mal viel mehr Spaß.

Spanischkurs mit Irma

Wenn wir nicht lernten, nutzten wir die Zeit zum Arbeiten, sporteln und Sightseeing, tauschten uns mit unseren netten Nachbarn aus aller Welt auf dem Polizei-Campingplatz aus und gingen natürlich auch viel und gut essen. Das kann man in Antigua nämlich besonders gut.

Vulkan Santiaguito

Nach einer Woche waren wir dann aber satt und die Grammatik klappte auch ein bisschen besser, also war es an der Zeit weiterzuziehen. Wir begannen uns langsam, aber sicher in den Norden, Richtung Mexiko, vorzuarbeiten. Bei unserer Einreise nach Guatemala hatten wir nämlich ein paar Highlights rund um die Stadt Quetzaltenango ausgelassen, wie zum Beispiel den aktivsten Vulkan des Landes: den Santiaguito.

Dieser „nur“ 2.550m hohe Lavadom, entstand erst im Jahre 1922 und ist die Folge, eines schweren Ausbruchs des inzwischen inaktiven Nachbarvulkans, dem 3.770m hohen Vulkan Santa Maria. Bei dessen Ausbruch im Jahr 1902 bildete sich der Krater des Santiaguito, der seit 1922 unaufhörlich Asche spuckt. Dementsprechend kann man den Santiaguito selbst natürlich nicht besteigen, aber seine große Schwester, Santa Maria, schon.

Blick auf den Santa Maria

Diese Tour machten wir ausnahmsweise mal nicht alleine, sondern zusammen mit Anni und Bene, zwei bayrische Schwaben, die mit ihrem Pickup die Panamericana in Kanada gestartet haben. Die beiden sind noch größere Bergsteiger als wir und wir waren in den Wochen vorher immer mal wieder sporadisch über Instagram in Kontakt, bis sich unsere Wege, hier am Santiaguito, endlich kreuzten.

Nachts um 3 Uhr ging es los. Anni war leider nicht fit und blieb zuhause, aber zusammen mit Bene nahmen wir uns im Schein der Strinlampen und unterstützt vom Vollmond den Trail auf den Santa Maria Vulkan vor. Ziel war es, zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen.

Dämmerung am Santa Maria

Der Weg war von Anfang an ziemlich steil und geröllig, bis er schließlich durch einen Waldabschnitt führte, der noch mal um ein Vielfaches steiler war. Nach und nach setzte die Dämmerung ein, bis schließlich die Sonne hervorbrach und die Landschaft ins schönste, warme Licht tauchte.

Trail auf den Santa Maria
Sonnenaufgang

Vom Gipfel aus, sah man in der Ferne dann sogar zurück bis nach Antigua, wo wir die Silhouetten der Vulkane Agua, Acatenango und den lavaspuckenden Fuego sehen konnten. Unglaublich schön!

Blick auf die Vulkane rund um Antigua

Auf der anderen Seite warf der Santa Maria einen Schatten, über dem der Vollmond noch leicht zu erkennen war. Ein unglaublicher Anblick.

Schatten des Santa Maria Vulkan

Und dann war da ja noch der Santiaguito. Um diesen „kleinen Vulkan“ zu sehen, mussten wir auf die West-Flanke des Santa Marias laufen und nach unten schauen. Und wenige Minuten nach unserer Ankunft, gab es auch schon den ersten großen Ausbruch, der laut rumpelnd eine riesige Aschewolke in den Himmel beförderte.

Vulkan Santiaguito
Krater des Santiaguito

So ein krasser Anblick.
Während wir unser Frühstück aßen, beobachteten wir vor uns einen Ausbruch nach dem anderen. Absolut einmalig.

Das Einzige, was die Stimmung hier oben ein bisschen trübte, war der Müll. Noch nie haben wir irgendwo auf der Welt auf einem Gipfel so viel Müll gesehen. Plastikflaschen, Plastikverpackungen, Konserven, Tücher, etc. Unglaublich! Beim Abstieg im Hellen fiel uns dann auf, dass auch der Wanderweg schon von Müll gesäumt war. Wir werden nie begreifen, warum die Leute an manchen Orten einfach alles fallen lassen, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen.

Bevor wir mit Bene zurück zu den Autos gingen, statteten wir noch dem Mirador Santiaguito einen Besuch ab, ein weiterer Wanderweg auf halber Strecke zum Gipfel. Diesmal ging es nicht ganz so steil hinauf, da sich der Mirador auf 2.800m befindet. Von dort bot sich noch mal ein ganz neuer Anblick auf den Santiaguito, der munter weiter ausbrach und Asche spuckte.

Mirador Santiaguito

Am Mirador trafen wir auch auf Sabine und Mike, zwei weitere Deutsche, die mit ihrem Defender auf der Panamericana unterwegs sind. Die Beiden hatten wir wenige Tage vorher in Antigua kennengelernt. So hatten wir hier also ein kleines Overlander Treffen, welches natürlich bildlich festgehalten werden musste.

Overlander Treffen mit Vulkan

Dann ging es aber zurück zum Van und wir hatten mal wieder 15,5km, 1.430hm und 8,5 Wanderstunden auf der Uhr stehen. Reichte für den Tag.
Aber kaum an den Autos angekommen, schmiedeten wir mit Anni und Bene weitere Pläne für die nächsten Tage. Die beiden wollten noch den mit 4.220m höchsten Berg Mittelamerikas besteigen, den Vulkan Tajumulco, welcher ebenfalls im Norden von Guatemala liegt. Den Berg hatten wir gar nicht auf dem Schirm gehabt, waren aber natürlich sofort Feuer und Flamme.
Auf dem Weg dorthin, wollten wir noch die Lagune Chicamul mitnehmen, welche die anderen Beiden bis dato übersehen hatten. Wir wurden uns schnell einig: erst die Lagune, dann der Tajumulco.

Laguna Chicamul

Wir machten uns also auf den Weg zur Lagune, die in einem kleinen Dorf liegt. Die enge und steile Anfahrt hinauf zum Parkplatz war mal wieder abenteuerlich mit dem Van, aber letztendlich kamen wir an und konnten uns mit zwei Autos häuslich einrichten und noch ein bisschen von der langen Wanderung erholen.

Camp Deutschland

Am nächsten Morgen ging es dann, diesmal zu einer etwas humaneren Zeit, los zur Lagune. Diesmal hatten wir nur 9km und 530hm zu überwinden, also eher eine Spazierwanderung. Für ganz faule, hätte es auch die Möglichkeit eines 4×4 Transfers gegeben, aber das kam für uns natürlich nicht in Frage. 😉

Schließlich erreichten wir den ersten Aussichtspunkt auf die Lagune, die ebenfalls ein längst erloschener Vulkankrater ist.

Laguna Chicamul

Am Uferrand konnten wir schon Gruppen von Menschen erkennen und Gesänge hören. Die Lagune gilt nämlich sowohl bei den Mayas als auch bei den christlichen Guatemalteken als heilig. Daher ist Baden hier auch verboten. Am Ufer angekommen, fanden wir jede Menge Blumen und andere Opfergaben im Wasser vor.

Blumen an der Laguna Chicamul

Während auf der einen Seite eine Art christlicher Gottesdienst stattfand, standen auf der anderen Seite eine Gruppe Frauen, die lautstark sangen (fast schon schrien) und ihre Wünsche und Bitten gen Himmel riefen. Von anderen hatten wir gehört das dies eine Art Hexenzeremonie sein soll, aber genau ließ sich das für uns nicht verifizieren.

Wir umrundeten die Lagune und ließen uns am Rand des Freiluftgottesdienstes nieder, um das bunte Treiben ein bisschen zu beobachten. Es wurde musiziert und gesungen und schließlich zum Abschluss der Veranstaltung, ein Dutzend laute Böller in den Himmel geschossen.

Gottesdienst an der Lagune

Andere Länder, andere Gottesdienste. 😉 Schließlich löste sich die Veranstaltung langsam auf, ein paar Leute legten am Ufer weitere Blumen ab und beteten, andere liefen an uns vorbei und fotografierten uns (nachdem sie vorher höflich gefragt hatten). Scheinbar waren wir für sie genauso spannend, wie sie für uns. 

Schließlich stiegen wir wieder ab zu unseren Fahrzeugen und nahmen noch am gleichen Tag Kurs auf das nächste Wanderhighlight.

Vulkan Tajumulco

Am Fuße des Vulkans, fanden wir auf 3.000m zwei Stellplätze für uns, im Hof eines Hotels. Wir durften sogar das Bad eines Zimmers mitbenutzen und bekamen so mal einen Einblick, wie günstige, lokale Hotels von innen aussehen. Sagen wir mal so, wir waren froh nicht darauf angewiesen zu sein.

Hotelcamping

Früh am nächsten Morgen machten wir uns zu viert auf den Weg zum Gipfel.

Guatemala zeigte sich hier noch mal von einer ganz anderen Seite. Ein schöner Trail führte uns durch einen dichten Kiefernwald, steil hinauf, bis wir auf ca. 4.000m die Baumgrenze passierten und sich vor uns ein Meer aus Felsen öffnete.

Ab dort wurde es dann richtig steil und anstrengend. Aber wie immer lohnte sich die Mühe. Nach 3,5 Stunden standen wir auf 4.220m und blickten hinab in den Krater. Genial!

Das Wetter war trotz durchwachsener Vorhersage auf unserer Seite, die Wolken zogen schnell und immer wieder gab es blaue Lücken am Himmel, und immer wieder neue Aussichten.

Krater des Tajumulco in 4.220m

Zu unserer aller Überraschung fand hier oben wieder eine ähnliche Zeremonie wie schon an der Lagune Chicamul statt. Auf dem Gipfel stand eine Gruppe von Menschen und sangen, schrien und klatschten lautstark. Einige Frauen führten so etwas ein Ritual durch, was fast ein bisschen brutal wirkte. Aber offenbar waren sich alle einig.

Zeremonie auf dem Tajumulco

Jedenfalls sehr spannend zu beobachten.

Wir genossen gemeinsam unsere Brotzeit und bekamen gar nicht genug von der Aussicht. Irgendwann nahmen wir dann aber den Abstieg in Angriff, der auf der anderen Seite des Bergs runterging und wiederum neue Ausblicke bot. Einfach zu schön dort!

Abstieg

Der letzte Abschnitt des Weges war extrem staubig und rutschig, danach hatten wir die Dusche alle mehr als nötig.

Nach 7 Stunden, 1.200hm und 14km waren wir zurück an den Autos. Mit den Beiden hatten wir innerhalb von drei Tagen also 40km und über 3.000hm gewandert – das reichte erstmal für ein paar Tage.
Abends kochten wir noch zusammen eine Veggie-Bolo und spielten ein paar Runden Karten, dann war’s Zeit für’s Bett.

Für Anni und Bene ging die Reise ab hier weitere Richtung Süden, für uns weiter in den Norden. Somit trennten sich unsere Wege leider schon wieder, was echt schade war, da es zwischen uns nicht nur menschlich, sondern auch endlich mal sportlich gepasst hatte. Wir hätten gerne noch ein paar Touren zusammen unternommen. Vermutlich werden wir uns aber irgendwann am Gardasee wiederbegegnen, die Beiden sind nämlich ähnliche Gardasee-Ultras wie wir. 😉

Schön war’s!

Huehuetenango

Unser letzter Stopp in Guatemala war Huehuetenango. Hier ließen wir uns auf einer Art Campingplatz nieder, da wir noch ein paar Vorbereitungen für Mexiko treffen mussten. Diesmal wollten wir nämlich die 180 Tage Aufenthalt bekommen und dafür muss man den Beamten oft einen Reiseplan, Buchungen und jede Menge andere Zahlen, Daten und Fakten vorlegen. So schmiedeten wir Pläne, machten Fake-Buchungen, erstellten schon mal unser ESTA (Einreisevisum für die USA) und weitere Details.

Der nette Besitzer des Platzes druckte noch alles für uns aus und wir fühlten uns gut vorbereitet auf den Grenzübertritt. Allerdings wird vor diesem speziellen Grenzübertritt in La Mesilla oft gewarnt wurde, da er in einer als gefährlich geltenden Gegend von Mexiko liegt. Aber wie so oft ließen wir uns von den ganzen Hörensagen-Geschichten erstmal nicht abhalten und machten uns am Montagmorgen frohen Mutes auf den Weg zur Grenze.

Aber natürlich machten uns die Grenzbeamten auch bei unserer dritten Einreise nach Mexiko wieder das Leben unnötig schwer.

Dazu dann demnächst mehr…

Übrigens: Wenn du uns auf unserer Reise unterstützen möchtest, freuen wir über einen Beitrag in unsere Diesel-Kasse. Das geht ganz einfach mit diesem PayPal Link.

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