Kategorien
2023 Allgemein Blogbeiträge Bolivien Länder Südamerika

Das bolivianische Altiplano & der Salar der Uyuni

Teil 1 unseres Roadtrips durch Bolivien

Willkommen in Bolivien!
Das Land der Vielfalt, sei es im Hinblick auf die zahlreichen Bodenschätze, der diversen Flora und Fauna oder dem Fakt, das Bolivien die größte multi-ethnische Gesellschaft in ganz Südamerika hat. Rund 60% der Bevölkerung sind indigener Abstammung. Nicht umsonst nennt sich Bolivien selbst eine “Plurination“. Es gibt 36 identifizierte, ethnische Gruppen und ebenso viele anerkannte Sprachen. Die kommenden Wochen sollten also in jeglicher Hinsicht bunt, spannend, aber sicher auch herausfordernd werden und unsere Vorfreude war riesig! 😊

Road to Uyuni

Nachdem wir am 27. April am späten Nachmittag erfolgreich nach Bolivien eingereist waren, dämmerte es schon. Somit verbrachten wir die erste Nacht wenig idyllisch, direkt nach der Grenzstation, zwischen LKWs und einigen verlassenen Häusern. Am nächsten Morgen ging es dann frisch los, Richtung Uyuni. Vor uns lagen knapp 250km auf der Straße Nr. 701, die uns als zwar ungeteerte, aber gut ausgebaute Strecke beschrieben worden war. Naja, offensichtlich hat man in Südamerika eine andere Definition von gut ausgebaut. Aber das hätten wir uns ja eigentlich schon denken können…

Die staubige Schotterpiste wurde von unzähligen Baustellen unterbrochen – so viel zum Thema gut ausgebaut. Anders als in Europa, waren die Baustellen-Umleitungen hier nicht sonderlich präpariert, es waren halt ausgefahrene Sandpisten, teilweise mit ordentlichen Steigungen. Wir hielten ein paar Mal die Luft an und hofften inständig, uns nicht irgendwo festzufahren. Einmal blieb vor uns ein SUV kurz stecken und wir dachten schon, das wars dann jetzt für uns, aber zum Glück ging alles gut, Moby kämpfte sich wacker durch, auch wenn er das ein oder andere Mal „ins Schwimmen“ kam.

Was noch hinzu kam, war der Gegenverkehr. Der bestand zu 90% aus rasenden LKWs. Jedes Mal, wenn uns einer entgegenkam, war für einige Sekunden die Sicht weg, da wir komplett in Sand und Staub gehüllt wurden. Als wir nach knapp 80km das erste Mal wieder auf Teer trafen, war ich kurz davor den Boden zu küssen. 😉 Aber die Freude hielt nicht lange an, bald fanden wir uns wieder auf Ripio, also auf einer Wellblech-Schotterpiste, wieder und so blieb es auch, bis wir nach 6 Stunden Fahrt endlich in Uyuni ankamen. Halleluja!

Die staubige Piste nach Uyuni

Uyuni kannten wir bereits von unserem kurzen Aufenthalt in 2015, nach der Jeep Tour über den Salar, aber hier hatte sich scheinbar nicht viel verändert. Ähnlich wie in San Pedro, sind auch hier nahezu alle Straßen ungeteert, es ist dreckig, sandig und staubig. Die Häuser sind alle max. 3-stöckig und aus einer Mischung aus Lehm, Stroh und sandigen Steinen gebaut. Verputzt wird hier nichts. Alles ist einheitlich grau-braun. Dazu die vielen zotteligen Straßenhunde und der Plastikmüll, der vom Wind durch die Straßen gefegt wird – ehrlich gesagt ist das kein Ort zum Ankommen und wohl fühlen.

Das einzig schöne Bauwerk in Uyuni – der Uhrenturm

Was das Straßenbild etwas aufhellt, sind jedoch die Bolivianer. Besonders die Frauen stechen hervor, nahezu alle tragen die landestypische Bekleidung: mehrlagige, bunte, knielange Röcke, darunter dicke Strümpfe und Sandalen, bunte Blusen & gestrickte Umhänge und natürlich das wichtigste Accessoire: einen Hut. Außerdem haben fast ausnahmslos alle Frauen diese wunderschönen, dicken, langen schwarzen Haare, um die man sie wirklich nur beneiden kann. Die Haarpracht wird zumeist auf dem Rücken zu zwei langen Zöpfen geflochten und gerne mit bunten Bommeln verziert.

Typisches Outfit einer indigenen Bolivianerin

Handtaschen trägt hier kaum eine Person, mal abgesehen von multifunktionalen Plastiktüten. Was die Leute mit sich tragen, wird in landestypischen bunten Tüchern auf den Rücken gebunden. Seien es Kleinkinder, Einkäufe, Feuerholz oder Produkte, die sie auf dem Markt oder am Straßenrand verkaufen wollen. Mit einem Mal waren wir hier wirklich in einem komplett anderen Kulturkreis gelandet. Super spannend!

Wir nutzen den angebrochenen Tag, um den Van innen und außen vom Sand und Salz der letzten 250km zu befreien und holten uns die ersten Infos zu den Jeeptouren ins bolivianische Hochland ein. Auf der Suche nach einem einigermaßen „sauberen“ Stellplatz, wurden wir bei einem Hotel am Ortsrand fündig. Die herzliche Besitzerin überschlug sich fast vor Gastfreundlichkeit und bot uns an alles zu benutzen, was wir nur wollten. Wir durften für ein kleines Trinkgeld windgeschützt und einigermaßen staubfrei, auf dem Hof vorm Haus parken und konnten sogar den Luxus eines Badezimmers genießen.

Da wir uns nicht länger als unbedingt nötig in Uyuni aufhalten wollten, buchen wir am nächsten Tag direkt eine dreitägige Jeeptour und erledigten alle dafür notwendigen Besorgungen. Nach der zweiten Nacht vorm Hotel, ging es am 30. April schließlich los.

Jeeptour durchs bolivianische Altiplano

Zusammen mit den Holländerinnen Veerle und Veronique, dem Briten Jordan, dem US-Amerikaner Sean und unserem bolivianischen Fahrer und Guide Luis, begann die Tour mit dem Besuch des „Cemeterio de Trenes“, also dem Eisenbahnfriedhof, am Rande von Uyuni. Seit den 1940er Jahren, rosten die ausrangierten Loks hier langsam aber sicher vor sich hin.
Dort war die Hölle los als wir ankamen, da natürlich alle Jeeptouren zur gleichen Zeit starten. Da wir den Ort schon kannten und auch wussten, dass wir später selbst noch mal herkommen würden, konnten wir das entspannt betrachten und machten nur einige wenige Fotos.

Rush Hour auf dem Eisenbahnfriedhof

Danach ging es weiter zum ersten großen Highlight der Tour und ab auf den Salar de Uyuni – den mit über 10.000km² größten Salzsee der Welt. Vorbei an den blubbernden Ojos del Salar, ging es weiter zum Rallye Dakar Denkmal, welches inzwischen Farbe bekommen hat (bei unserem ersten Besuch 2015 war es noch weiß).

Ojos del Salar

Direkt daneben, befindet sich das Flaggenmonument.

Flaggenmonument auf dem Salar de Uyuni

Hier darf jeder der möchte, sich mit seiner Landesflagge verewigen. Wir hatten immerhin einen unserer Sticker dabei, der nun einen der Fahnenmaste ziert.

Von dort ging es dann ab aufs scheinbar endlose Salz.

Salz ohne Ende

Nachdem der passende Spot gefunden war, begann die Fotosession. Luis musste sich also auch als Fotograf betätigen. Und er kam vorbereitet. Er hatte eine Godzilla Figur dabei, somit entstanden einige lustige Bilder. 😊

Auf der Flucht vor Godzilla

Unsere treuen Begleiter Theo und Söt kamen natürlich auch zum Einsatz und ganz groß raus!

Der nächste Stopp war ein weiteres Highlight: die Insel Incahuasi. Mitten auf dem Salar, thront diese kleine, von tausenden Kakteen bewachsene Insel. Die riesigen Kakteen haben schon viele Jahre auf dem stacheligen Buckel, sie wachsen pro Jahr im Durchschnitt nur 1mm.

Isla Incahuasi, mitten auf dem Salzsee

Über die Insel führt ein kleiner Wanderweg, von wo aus man immer neue Ausblicke auf die umliegende, weiße Landschaft bekam. Unglaublich, dieser Ort.

Isla Incahuasi

Bevor es in die Unterkunft für die Nacht ging, bestaunten wir noch den Sonnenuntergang über dem Salar.

Sonnenuntergang über dem Salar de Uyuni

Die erste Nacht verbrachten wir dann in einem Salzhotel. Dort ist wirklich alles aus Salz: Wände, Möbel, Dekoration, alles. Nur am Essen fehlt es tatsächlich.

Unser romantisches Zimmer aus Salz 😉

Der zweite Tag führte uns an verschiedenen Lagunen vorbei. Zunächst stoppten wir an der Laguna Canapa. Hier fühlten wir uns sofort wieder wie in einer anderen Welt. Die Lagune, die Berge, die Flamingos, die Vicunas, das Zusammenspiel der pastelligen Farben, ohne harte Kontraste. Unbeschreiblich schön. Fast schon surreal!

Laguna Canapa
Flamingos in der Laguna Canapa

Weiter ging es zur Laguna Hedionda, auch „Stinky Lagune“ genannt, da es hier ziemlich nach faulen Eiern stinkt, was an den weißen Sulfurablagerungen liegt. Die Flamingos schien es jedoch nicht zu stören.

Flamingos in der Laguna Hedionda

Wir kamen noch an einer weiteren Lagune vorbei, bevor wir durch den „Paso del Inca“ auf 4.500m ü.M. rumpelten. Hier entschied Luis, dass es ein guter Zeitpunkt zum Mittagessen wäre, so gab es ein Picknick aus dem Kofferraum.

Rustikales Kofferraum-Picknick

Es dauerte nicht lange, bis sich zwei Viscachas zu uns gesellten. Die süße Mischung aus Hase und Chinchilla war scheinbar Menschen gewöhnt und blieb unweit von uns sitzen und hoffte, dass ein paar Möhrchen abfallen würden (was dann natürlich auch passierte).

Viscacha, auch Andenhase genannt

Nach der Mittagspause ging es vorbei am „Arbol de Piedra“, dem Baum aus Stein, bis zu meinem persönlichen Highlight der Tour: der Laguna Colorada.

Laguna Colorada

Durch im Wasser enthaltene Mikroorganismen, leuchtet das Wasser bei Wind rot. Die unzähligen Flamingos und die umgebenden Vulkane, tun ihr Übriges, um diesen Anblick so besonders zu machen.

Flamingos in der Laguna Colorada

Im Vergleich zu 2015, darf man inzwischen aber scheinbar nicht mehr überall und nah ran an die Laguna. Somit sahen wir diesmal keine Lamas am Ufer grasen, was beim letzten Mal noch der Fall war. Dennoch auch beim zweiten Mal noch ein unglaublicher Anblick.

Zum Abschluss des Tages, ging es noch mal hoch hinaus. Auf knapp 5.000m ü.M. trafen wir auf die Geysiere „Sol de Manana“. Angetrieben von einem unterirdischen Vulkan, blubbert und dampft es hier aus allen Ecken und Enden. Der schwefelige Geruch und die dünne Luft machten es nicht gerade angenehm dazwischen herumzulaufen, aber der Anblick war schon faszinierend.

Sol de Manana in Action

Dann ging es wieder ein Stück runter aus der Höhe, auf 4.300m ü.M. und zum rustikalen Hostel für die Nacht. Ohne warmes Wasser und Heizung, waren die neben dem Hostel liegenden heißen Quellen schon verlockend. Die 10 Minuten Fußweg durch nächtliche Minusgerade, nahmen mir aber die Lust auf dieses Erlebnis, somit wagte sich Christian allein, bzw. in Begleitung zwei unserer Mitreisenden, ins warme Becken.

Heiße Quellen bei Nacht

Nach einer kalten und nicht ganz so prickelnden Nacht (auf über 4.000m schlafen will gelernt sein), führte uns der dritte und letzte Tourentag als erstes in die sogenannte Dali-Wüste. Diese verdankt ihren Namen schlicht daher, dass sich jemand beim Anblick der Landschaft an ein Dali Gemälde erinnert fühlte.

Desierto de Dali

Vielleicht nur was für Kunstkenner. 😉 Die umliegenden 12-farbigen Berge, fanden wir da fast spannender.

12-farbige Berge

Bevor wir unseren Mitfahrer Jordan an der Grenze nach Chile absetzten, statteten wir den Lagunas Blanca & Verde noch einen Besuch ab. Die hatten wir ja schon vom Cerro Toco aus gesehen. Ähnlich wie bei der Laguna Colorada, sorgen Mikroorganismen und Algen hier für eine Verfärbung des Wassers – allerdings nur bei Wind sichtbar, da dieser die Wasseroberfläche aufwirbelt. Da es bei unserem Besuch windstill war, hatten einfach beide Lagunen dieselbe Färbung.

Lagunas Blanca & Verde

Trotzdem schön!

Nun stand uns der lange, rumpelige Rückweg nach Uyuni bevor. Aber ein Ass hatte Luis noch im Ärmel: die Laguna Mystica. Vorbei an Felsformationen und grasenden Lamas, führte ein Trampelpfad zu einer versteckten Lagune. Mit ein bisschen klettern, gelangten wir hinauf auf einen Aussichtspunkt mit tollem Rundumblick.

Familie Lama
Laguna Mystica

Danach hieß es aber wirklich 4 Stunden durchhalten, bis wir schließlich wieder im staubigen Uyuni ankamen. Dort bezogen wir wieder den Hof des Hotels, genossen eine lange, heiße Dusche und ließen erstmal wieder alles Erlebte und Gesehene sacken.

Auch beim zweiten Mal war diese Tour wie eine Reise in eine andere Welt und an Naturschönheit schwer zu toppen. Außerdem waren wir echt froh mit unserer Entscheidung, wieder auf eine organisierte Tour zurückzugreifen, statt diese endlosen Sand- und Schotterpisten mit dem Van zu bezwingen. Einige andere Reisende, die wir getroffen haben, hatten dies auch ohne Offroad-Fahrzeug gewagt und die Meisten sind nicht schadfrei rausgekommen bzw. haben nach eigener Aussage die Tour nicht genießen können, da die Pisten Mensch und Maschine wirklich alles abverlangen und viele Nerven kosten.

Moby Dick on Salt!

Aber eins der Highlights wollten wir auf jeden Fall mit dem eigenen Van erleben – die Fahrt auf den Salar de Uyuni. Also ging es am nächsten Morgen auf zum Unterbodenversiegeln, um die Karosserie bestmöglich vor Salzkorrosion zu schützen und dann los Richtung Salar.

Der erste Stopp war wieder das Dakar- und das Flaggenmonument.

Rallye Dakar Monument
Flaggenmonument

Danach suchten wir uns ein schönes Plätzchen auf dem Salzsee. Sich auf 10.000km² für einen Spot zu entscheiden, ist gar nicht so einfach. 😉

Zuhause auf dem Salar de Uyuni

Natürlich machten wir erneut unzählige Fotos und spielten mit den Perspektiven.

Am späten Nachmittag zog es uns zur Kakteeninsel, Isla Incahuasi, wo wir die Nacht verbringen wollten. Dies war für uns ein weiterer großer Meilenstein dieser Reise, auf den wir uns schon lange gefreut hatten.

Unser Zuhause vor der Isla Incahuasi

Nach Sonnenuntergang waren wir (bis auf einen französischen LKW-Camper, der auf der anderen Seite der Insel stand) die einzigen Menschen weit und breit. Und wir hatten Vollmond, dadurch leuchtete die endlos weiße Salzoberfläche fast taghell.  

Wohl einer unserer spektakulärsten Stellplätze ever!

Wohl einer der schönsten und besondersten Campingspots den wir auf dieser Reise hatten. Zum Sonnenaufgang erklommen wir am nächsten Morgen dann noch mal die Insel.

Sonnenaufgang an der Isla Incahuasi
Sonnenaufgang an der Isla Incahuasi

Was für ein unglaublicher Ort!

Nach dem gemütlichen Frühstück, mitten auf dem Salar, machten wir uns auf den Rückweg nach Uyuni, wo wir noch mal einen Stopp auf dem Eisenbahn-Friedhof einlegten, den wir diesmal ganz für uns hatten.

Train Cemetery in Uyuni

Dann ging es schnurstracks in die Autowäscherei, um das Salz wieder loszuwerden. Da dies unser dritter Besuch in nur einer Woche war, gehörten wir hier schon zu den Stammkunden und wurden nicht ohne Selfies vom Hof gelassen.

Drei Daumen für einen sauberen Van!

Wir füllten noch unseren Tank auf, was in Bolivien nicht immer so einfach ist. Touristen zahlen hier, staatlich geregelt, den doppelten Preis für Benzin und Diesel und manche Tankstellen, lassen einen als Ausländer auch nicht tanken, da ihnen der Aufwand mit der Abrechnung zu groß ist. Dies ist uns bisher zwar nur 1-2x passiert, aber es wird immer ein bisschen gemauschelt.
In Uyuni bekamen wir z. B. 10 Liter zum offiziellen Touristenpreis für 10 Bolivianos, inkl. Quittung. Die restlichen Liter erhielten wir für einen leicht reduzierten Preis, á 8 Bolivianos, ohne Quittung. Wir zahlten somit immer noch knapp 50% mehr als die Bolivianer und die Differenz wanderte vermutlich in die Tasche des Tankwarts, aber so ist das hier eben, das Spiel muss man mitmachen, wenn man einen vollen Tank möchte und selbst der offizielle „Touri-Preis“ ist mit umgerechnet 1.20€ pro Liter noch relativ human.

Sobald das erledigt war, ging es endlich raus aus dem staubig, dreckigen Uyuni. Als nächstes nahmen wir Kurs auf die Stadt der Silbermienen, Potosi, auf 4.000m ü.M.

Aber dazu demnächst mehr… 😊

Bilder für Großansicht & Beschreibung einfach anklicken
« von 2 »
Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Instagram