Teil 7 unseres Argentinien Roadtrips
Auf dem Weg ans Ende der Welt
Nachdem wir die Berge und Gletscher rund um El Chalten und El Calafate hinter uns gelassen hatten, nahmen wir Kurs auf Feuerland und das selbst ernannte Ende der Welt. Den Titel haben Ushuaier nämlich ihrer Stadt gegeben. Dabei ist Ushuaia geografisch gesehen nur die südlichste Stadt der Welt – weiter südlich gibt es im chilenischen Teil von Feuerland noch ein paar Dörfchen die den Ende-der-Welt-Titel eigentlich verdient hätten.
Aber egal, wir freuten uns einfach darauf, nach sieben Jahren endlich nach Ushuaia und an den Beagle Kanal zurückzukommen. Allerdings lagen drei lange Fahrtage vor uns, inklusive einer Fährfahrt und zwei Grenzübertritten. Das zerklüftete Feuerland teilt sich nämlich zwischen Chile und Argentinien auf, daher mussten wir erst aus Argentinien ausreisen, dann in Chile einreisen, um nur wenige Stunden später wieder aus Chile aus und in Argentinien einzureisen. Eigentlich halb so wild, wenn ja die Kontrollen zwischen den Landesgrenzen nicht so streng wären. Man darf nämlich keinerlei frische Lebensmittel über die Grenze bringen, also weder tierische Produkte, noch Obst, Gemüse oder gar Pflanzensamen. Also hieß es vor den Grenzübertritten immer gut planen und den Kühlschrank leer essen (und Reste gut verstecken… 😉).
Außerdem muss natürlich auch unser Van jedes Mal offiziell Aus- und Einreisen, was zusätzlichen Papierkram mit sich bringt. Alles normale Routine, aber es braucht eben durch die ganze Prozedur inkl. Fahrzeug und Kühlschrankkontrolle seine Zeit. Definitiv mehr Aufwand, als man es aus Europa gewohnt ist.
Nach einer Nacht kurz vor der Argentinisch-Chilenischen Grenze und dem ganzen bürokratischen Gedöns, landeten wir schließlich für die zweite Nacht bei Rio Grande, irgendwo außerhalb am Meer. Von dort waren es am nächsten Morgen nur noch 2,5 Stunden, bis wir am 11. November endlich in Ushuaia ankamen.
Tierra del Fuego
Die Strecke nach Ushuaia konnte sich sehen lassen, Feuerland begrüßte uns mit traumhaftem Wetter und einer wunderschönen Landschaft. Besonders die Gegend rund um den Ort Tolhuin gefiel uns und kam somit auf die Liste für die Rückreise.
In Ushuaia angekommen, füllten wir erstmal wieder unsere leeren Vorräte auf und machten uns dann gleich weiter, in den nur 12km entfernten Nationalpark „Tierra del Fuego“ (Feuerland). Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war nämlich ideal für die Wanderungen, welche wir uns vorgenommen hatten.
Glücklicherweise ist im Feuerland Nationalpark auch das Campen an vielen Stellen erlaubt. Überall im Park gibt es öffentliche Grillplätze, an denen man sich entweder mit dem Zelt oder natürlich dem Camper niederlassen darf. So fanden wir ein idyllisches Plätzchen auf einer Wiese unweit des Flusses Rio Pipo. Den kleinen Rio Pipo Wasserfall konnten wir noch am Ankunftstag „erwandern“, bevor wir den Abend vor dem Grill ausklingen ließen.
Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf zur Wanderung des ‚Senda Costera‘ – dem Küstenwanderweg. Den sind wir auch 2015 schon mal gelaufen. Über acht Kilometer läuft man hier durch den märchenhaften Wald, mit den alten knorrigen Bäumen, die von Flechten und Moosen bewachsen sind und einen wirklich in eine andere Welt versetzen.
Zwischendurch kommt man immer wieder an kleinen und großen Buchten vorbei, die Blicke auf die Landschaft und die gegenüberliegenden, noch verschneiten Berge offenbaren.
Jede Menge Muscheln gab es auch zu sehen.
Statt einen der im Park verkehrenden Shuttlebusse zu nehmen, liefen wir den Weg auch wieder zurück, bevor es dann mit dem Van weiter ging, zur Lapataia Bucht. Dort endet offiziell die Straße Ruta 3, welche inoffiziell das Ende der Panamericana darstellt. Wer von hier weiter südlich will, muss aufs Schiff umsteigen.
Bis Alaska sind es von dort aus 17.848 km. Somit wissen wir jetzt schon mal, was uns noch mindestens an Strecke bevorsteht.
Nach einer weiteren Nacht am Rio Pipo, zog es mich am nächsten Morgen allein auf Wanderschaft. Ich nahm mir den nur 10km langen ‚Alta Pampa Trail‘ im Nationalpark vor, während Christian lieber am Van blieb, bzw. sich später spontan dazu entschloss, in die Stadt zu radeln, um Grillgut für abends zu kaufen. Den Mann kann man gebrauchen! 😉
Meine Wanderung führte mich durch den Wald, auf eine kleine Erhebung (es einen Berg zu nennen wäre übertrieben), von wo aus man einen Blick auf den Beagle Kanal und die Berge von Chile hatte.
Eins der touristischen „Highlights“ im Park ist der „Zug am Ende der Welt“, was mehr eine kleine, grüne Bimmelbahn ist, die kreuz und quer durch den Park fährt. Wie wir erst am späten Sonntag Nachmittag bemerkten, lag unser Stellplatz im Nationalpark direkt an der kleinen Bahnstrecke und so wurden auch wir zur Attraktion für die Bahnfahrer. 😉
Ushuaia & Playa Larga
Nach der dritten Nacht im Nationalpark war das schöne Wetter am Montagmorgen dahin, daher ließen wir den Park hinter uns und fuhren wieder zurück nach Ushuaia. Dort füllten wir fix unsere Vorräte auf und machten uns sogleich wieder auf Stellplatz suche, etwas außerhalb der Stadt.
Fündig wurden wir am Ende des Playa Larga. Am Fuße eines kleinen Signalturms schlugen wir unser Lager auf und blieben hier fast eine ganze Woche. Wir standen dort direkt oberhalb des Beagle Kanals und hatten eine tolle Aussicht auf die Stadt und die kleinen Inseln im Kanal. Von dort konnten wir die Ausflugsboote und Expeditionsschiffe auf dem Weg in die oder aus der Antarktis beobachten und bekamen fast jeden Tag einen spektakulären Sonnenuntergang geboten.
Für Bewegung war auch gesorgt: direkt am Parkplatz startete ein Trail zu einem Küstenwanderweg. Diesen nahmen wir uns nicht im Ganzen vor, sondern liefen jeden Tag nur ein Stück entlang, und genossen die Ausblicke auf den Beagle Kanal und einfach das Gefühl, am Ende der Welt Zuhause zu sein.
Zwischendurch fuhren wir immer wieder mal in die Stadt, wo wir u. a. das kleine Fin del Mundo Museum besuchten, natürlich ein Foto am berühmten „Ende der Welt Schild“ machten und uns auch einmal eine Königskrabbe gönnten. Diese Oschis werden direkt im Beagle Kanal gefangen.
Wie schon vor sieben Jahren, unternahmen wir auch wieder einen Schiffsausflug auf dem Beagle Kanal, der einen zu einer der kleinen Inseln führte, vorbei an den Seelöwen Felsen und natürlich zum Leuchtturm am Ende der Welt.
So vergingen die Tage bis zum Start unserer Antarktis Reise doch recht schnell und ehe wir uns versahen, war es schon der 21. November und das große Abenteuer begann…
Zurück aus der Antarktis
Nach unserer Rückkehr am 1. Dezember, verschlug es uns direkt wieder an unseren Stammplatz am Ende der Playa Larga. Hier ließen wir erstmal die Antarktis Erlebnisse sacken und lebten uns wieder in unseren kleinen vier Blechwänden ein.
Noch mehr als vorher genossen wir es, hier fernab von all dem Trubel zu sein und so viel Natur und Grün um uns rum zu haben. Das weiß man direkt noch mehr zu schätzen, wenn man ein paar Tage abgeschieden auf einem Schiff und in weißer, eisiger Landschaft verbracht hat, ohne auch nur eine grüne Pflanze oder einen Baum zu sehen. Nicht das es in der Antarktis nicht schön gewesen wäre, ganz im Gegenteil! Aber so ein bisschen mehr Vegetation ist dann doch auch ganz schön.
Laguna Esmeralda & Tolhuin
Nach zwei Erholungstagen, und Mobys erster Inspektion in Südamerika, juckte es uns dann aber doch schon wieder in den Füßen. Ein bisschen wehmütig, ließen wir Ushuaia, und damit den südlichsten Punkt unserer Van-Reise, hinter uns und machten uns auf zur Laguna Esmeralda.
Vor uns lag eine ca. 10km lange Wanderung, durch die so einzigartige und besondere Landschaft von Feuerland.
Die Lagune empfing uns türkisblau leuchtend und obwohl die Sonne schien, wehte hier ein eisiger Wind. In den 1.5 Stunden, die wir rund um die Lagune verbrachten, hatten wir von Sonne und Wolken bis Regen und Schnee alles dabei. Eben typisch Patagonien!
Die Nacht verbrachten wir wieder am Beagle Kanal, diesmal aber im Fischerdörfchen Puerto Alamanzo, welches aus ca. 10 Häusern besteht. Am nächsten Morgen ließen wir die Region dann aber endgültig hinter uns und fuhren Richtung Tolhuin, was uns bei der Anreise im Vorbeifahren schon so gut gefallen hatten.
Tolhuin liegt am Lago Fagnano, welcher mit 104km Länge, einer der größten Seen der Welt sein soll. Wir ließen uns an dessen Ufer nieder und tatsächlich kam es uns so vor, als würden wir am Meer stehen. Durch den starken Wind schwappten große Wellen ans Ufer und der dramatische Sonnenuntergang, sorgte für eine ganz besondere Stimmung.
Der Wind schüttelte uns hier ganz schön durch, aber am nächsten Tag hatte sich das stürmische Wetter etwas gelegt, sodass wir uns aufmachten, die Laguna Negra zu erwandern. Leider war einer der Zugänge zur Wanderung überspült und nicht passierbar, sodass wir einen anderen Start für die Tour am Westufer des Sees finden mussten und die Wanderung etwas kürzer ausfiel als eigentlich geplant. Schön war es trotzdem!
Da es leider recht stürmisch blieb in der Region und auch die Vorhersage nicht vielversprechend aussah, machten wir uns nach der zweiten Nacht am See schließlich weiter. Wir steuerten erneut Rio Grande an, wo wir nochmal zu einem FIAT Händler mussten, um die Serviceanzeige zurücksetzen zu lassen, dass hatte die Werkstatt in Ushuaia nämlich mangels Internet nicht hinbekommen.
Auch das war wieder schnell erledigt und somit ging es, mit einem kurzen Spazier-Stopp an der Küste, weiter Richtung Grenze, wo wir noch eine Nacht verbrachten, um den Kühlschrank leer zu essen, bevor es am nächsten Tag wieder rüber nach Chile ging.
Diesmal wollten wir aber nicht nur durchfahren, sondern ein paar Tage in Chile bleiben. Unser nächstes großes Ziel war der Torres del Paine Nationalpark, also die chilenische Seite von Patagonien.
Dazu dann demnächst mehr! 😊
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