Reif für die Insel
Nach den Tagen in Slowenien hatten wir erstmal genug von Bergen und Weinreben und wollten jetzt endlich mal ins Meer springen. Da wir die Küste von Istrien vor zwei Jahren schon mal abgefahren sind und uns inzwischen mehrfach die Insel Cres empfohlen wurde, nahmen wir am Freitag, den 6. August direkt Kurs auf Labin und Rabac, zwei kleine Küstenorte in Istrien, von wo aus man die Fähre nach Cres nehmen kann.
Nachdem wir durch die schöne, verwinkelte Altstadt von Labin geschlendert sind, suchten wir uns einen, eigentlich nur praktisch gedachten Stellplatz in Rabac, um von dort am nächsten Morgen zeitig zur Fähre zu kommen. Aber was wir fanden, war alles andere als einfach nur ein praktischer Platz.
Eigentlich ist es wirklich nur der Tagesparkplatz für die ganzen Strandbesucher von Rabac, aber abends ab 19 Uhr wurde es hier total leer und wir hatten unser kleines Haus am Meer für uns ganz alleine.
Bis zum Strand runter waren es nur 5 Minuten, oben am Parkplatz ging ein angenehmer Wind und wir konnten hier in aller Ruhe unser Abendessen mit Meerblick genießen. Traumhaft!
Am nächsten Morgen ging es zum Sonnenaufgang runter an den menschenleeren Strand und ab ins Wasser. Besser kann ein Tag eigentlich nicht anfangen.
Als wäre das alles noch nicht genug, hatten wir außerdem bei der Anfahrt ein Schild für den Bikepark Rabac entdeckt. Das war nun wirklich eine Überraschung, mit der wir nicht gerechnet hatten. Hier gab es 15 verschiedene Abfahrten, von denen wir uns einige am Vormittag vornahmen.
Und das Beste war: danach konnten wir direkt wieder ins Meer springen! So hatten wir uns das mit dem Vanlife vorgestellt!
Den Nachmittag verbrachten wir am Strand und hatten abends den Parkplatz und das Meer wieder ganz für uns allein. Nach einem weiteren Sonnenaufgang am Strand, ging es dann am 8. August aber doch weiter auf die Fähre nach Cres.
Die Insel Cres ist eine der ruhigeren Inseln. Sie ist die nördlichste und am wenigsten berührte Insel der Kvaner Eilande, der Tourismus ist hier noch nicht ganz so ausgeprägt wie auf vielen anderen der kroatischen Inseln. Die Landschaft wird hauptsächlich von weißem, scharfkantigen Kalkstein geprägt und eignet sich daher hauptsächlich zur Schafzucht. Wir sahen so viele Schafe wie wahrscheinlich seit Neuseeland nicht mehr. 😉
Die Kargheit und der nicht überbordende Tourismus bedingen die Landflucht, somit gibt es auf Cres das ein oder andere „Geisterdorf“, besonders in den Bergen. Nachdem wir von der Fähre runter waren zog es uns zunächst in eins dieser Dörfer, nach Beli. Stand 2018 gab es hier 45 Einwohner, Tendenz sinkend.
Vielleicht lag es daran das Sonntag war, aber es war wirklich nichts los in Beli, von den 45 Einwohnern begegneten uns nur eine Handvoll und auch sonst gab es tatsächlich nichts zu sehen im Örtchen, abgesehen von einer (defekten) Telefonzelle. Den angepriesenen Charme, den dieser Ort haben soll, hat sich nicht auf uns übertragen.
Wir steuerten einen freien Stellplatz an, der eine schöne Aussicht versprach. Die Anfahrt war mal wieder abenteuerlich. Irgendwann standen wir auf einem Rad- und Wanderweg aber Google beharrte darauf, dass es hier weitergehen sollte. Vor uns lag ein Viehgatter und die „Durchfahrt“ sah doch eher schmal aus. Also stieg ich aus und lotste Christian über die Engstelle. Wie sich dann herausstellte, hatte die genau Ducato-Maße! Mit einem angeklappten Spiegel kamen wir gerade so durch, ohne irgendwo anzustoßen oder langzuschrammen. Und das Gatter hielt auch. Glück gehabt. Und gelohnt hat es sich allemal. Wir fanden einen traumhaften Platz vor, mit Wahnsinns-Aussicht bis aufs gegenüberliegende Festland.
Für uns einer der bisher schönsten Plätze auf dieser Reise. Hier trafen wir auch auf Linda, Martin und ihren kleinen Hund Pina. Die drei sind seit nunmehr 3 Monaten auch Vollzeit-Reisende und haben eine ähnliche Route wie wir geplant. Die drei standen schon seit dem Vortag auf dem tollen Platz und blieben, genau wie wir, noch drei weitere Nächte.
Vom Platz aus, führte der steile Wanderweg 2.2km runter an eine kleine Badebucht. Den Weg nahmen wir jeden Nachmittag auf uns, um uns abzukühlen. Die restliche Zeit waren wir einfach zu Hause, machten Sport, arbeiteten am Laptop, hörten Musik, etc. Was man eben so macht, wenn man einfach mal zu Hause ist und Zeit hat. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen immer die Schafe, um uns Gesellschaft zu leisten, somit war auch für Unterhaltung gesorgt.
An dem Platz bemerkten wir aber auch, dass irgendwas mit unserer Aufbaubatterie, welche für die Stromversorgung im Wohnbereich zuständig ist (also alles vom Licht, über Steckdosen, bis hin zur Wasserpumpe, Warmwasseraufbereitung, Kühlschrank, etc.) nicht stimmt. Die gewohnte Leistung lies sich nicht mehr abrufen, die Batterie schien nicht richtig zu laden und wir kamen immer wieder ans Limit und in die Unterspannung, was sich vor allem dadurch bemerkbar machte, dass der Kühlschrank kaum noch seinen Dienst tat.
Wir ahnten da noch nicht, wie sehr uns dieses Thema die nächsten Tage und Wochen beschäftigen würde. Wenn alles geklärt und hoffentlich wieder instandgesetzt ist, werden wir einen separaten Beitrag dazu verfassen.
Nach drei Tagen auf dem schönen Stellplatz, gingen uns dann aber die ersten Vorräte zuneige und die sauberen Klamotten aus, also steuerten wir danach den „Campingplatz Kovacine“ in Cres Stadt an. Der Unterschied zu unserem ruhigen Traumstellplatz in den Bergen hätte nicht größer sein können. Wir bekamen fast einen kleinen Kulturschock. Der Campingplatz verfügt über 950 Plätze und hat alles an Einrichtungen was man sich vorstellen kann, angefangen vom Pool, Kinderspielplatz, Auto-Waschanlage, Restaurants, Supermärkte, Kiosks, Bäckerei, Boot- und Fahrradverleih, etc. Also schon eher eine kleine Stadt für sich. Natürlich war Anfang August auch hier Hochsaison und der Campingplatz war fast bis auf den letzten Platz ausgebucht. Wir fanden uns inmitten von Großfamilien wieder, es herrschte munteres Treiben, schreien, kreischen und knattern an allen Ecken und Enden. Am Strand tummelten sich alle Handtuch-an-Handtuch, von Corona-Hygienemaßnahmen gab es keine Spur mehr. Das war uns alles zu viel. Wir erledigten in Windeseile unsere ToDos, jagten drei Ladungen Wäsche durch, füllten Wasser auf, etc. Abends schauten wir uns das nette kleine Stadtzentrum von Cres an, gönnten uns ein leckeres Fischmenü in einem versteckten kleinen Lokal, welches uns Linda und Martin empfohlen hatten. Nach einer heißen Nacht mit 26 Grad Außentemperatur und mindestens zehn Grad mehr im Van, ging es am nächsten Morgen schnell weiter.
Wir verbrachten den Tag damit über die Insel zu düsen, besuchten das ein oder andere kleine Fischerdörfchen und Aussichtspunkte. Am Nachmittag überquerten wir dann die Brücke auf die angrenzende Insel Losinj und legten dort noch einen Badestopp an einer netten kleinen Bucht ein. Für die Nacht hatten wir uns wieder einen ruhigeren Stellplatz ausgeguckt und fanden uns mal wieder auf einem kleinen Berg wieder, inkl. Panoramablick und traumhaften Sonnenuntergang.
Was freie Stellplätze angeht, wird man in Kroatien echt verwöhnt!
Eigentlich hatten wir uns den Spot auch rausgesucht, da es hier eine MTB-Downhillstrecke gibt. 2020 hat hier ein Downhill Weltcup stattgefunden. Die Strecke war auch noch da, inkl. Startrampe, aber schon nach den ersten Metern war klar, das ist nix für mich, da es einen Sprung nach dem anderen gab, ohne Umfahrungsmöglichkeit. Und ich bleib mit dem Rad doch lieber am Boden.
Also ging es nach einer Nacht daher auch schon wieder weiter und wir steuerten die Insel Krk an, wo ich 1987 schon mal mit meinen Eltern im Urlaub war und wir vor zwei Jahren auch einen kurzen Stopp eingelegt hatten, an einer traumhaften Bucht. Da wollten wir gerne noch mal hin. Also ging es wieder auf zur Fähre und rüber auf die nächste Insel. Krk ist die größte und eine der beliebtesten Inseln von Kroatien, dementsprechend war es hier so richtig voll. Alles rund um Baska fühlte sich an wie der 950 Plätze Campingplatz auf Cres. Hunderte Familienurlauber, mindestens ebenso viele Wohnmobile, volle Strände und Highlife an jeder Ecke. Die Bucht die wir eigentlich ansteuern wollten konnten wir abhaken, wir hatten die Hochsaison einfach unterschätzt. Also überlegten wir uns Plan B und fanden uns an einer anderen Ecke von Krk, im Ort Potovosce, wieder. Hier war es nicht ganz so überlaufen wie in den größeren Orten auf der Insel. Dort konnten wir mit dem Van fast bis direkt an den Strand fahren und sobald alle Strandbesucher weg waren, hatten wir einen einsamen Premiumplatz direkt am Meer.
Die angrenzende Bar hatte einen netten Nachtwächter, der nicht nur die Liegen und Schirme, sondern uns auch gleich mitbewachte. 😉
Natürlich begann der nächste Morgen mit einem Sprung ins Meer. Nach dem Frühstück und als sich der Strand langsam zu füllen begann, ging es dann wieder weiter. Von Krk hatten wir genug und es zog uns wieder aufs Festland.
Auf in die Nationalparks
Da uns die Hitze ganz schön zusetzte – tagsüber hat es hier so im Durchschnitt 36 Grad und mehr, nachts kühlt es an der Küste kaum unter 26 Grad ab – zog es uns erstmal weg von der Küste und rein ins kroatische Hinterland. Als erstes wollten wir hier den Plitvicer-Seen Nationalpark besuchen. In einem Nationalpark kann man natürlich nicht wild campen und auf Campingplätze haben wir erstmal keine Lust mehr, also suchten wir uns mal wieder ein Agri-Camping raus, sprich einen Stellplatz bei einem Landwirt oder einer Privatperson, die ihr Grundstück zur Verfügung stellt. So landeten wir bei Vivi im „Camp Vivi“. Hinter ihrem Haus fanden wir einen schönen Platz auf ihrer Wiese, direkt vor dem kleinen Gemüsegarten.
Um den Nationalpark zu besuchen war es uns schon zu spät, aber wir hatten noch Lust auf Radfahren. Also packte Christian mal wieder seine besten Pfadfinder-Fähigkeiten aus und stellte uns eine schöne Runde bis zum Nationalpark zusammen. Somit kamen wir schon an einem der ersten Seen vorbei:
Am Abend feuerten wir mal wieder den Grill an und ließen den Abend in Vivis Garten gemütlich ausklingen. Am nächsten Morgen ging es früh aus den Federn und nach einem schnellen Frühstück auf zum Nationalpark. Wir hatten Glück noch Tickets vor Ort zu erhalten, mal wieder hatten wir nämlich die Hochsaison unterschätzt. Die meisten Besucher hatten ihre Tickets vorab online gebucht und es gab pro Uhrzeit nur noch wenige Slots/Tickets für Spontanbesucher wie uns, selbst so früh am Tag. Nachdem wir alle Infos zu den Wanderungen und Touren im Park zusammen hatten, wurde noch schnell der Proviant für unterwegs vorbereitet und dann ging es auf in den Park. Wir entschlossen uns für eine Touren-Kombination aus Wandern, Shuttle-Bus und Boot. So kann man innerhalb eines Tages am Meisten vom Park entdecken.
Im Park reihen sich sechzehn Seen aneinander, durch rauschende Wasserfälle (teils groß, teils klein) miteinander verbunden. Der Nationalpark steht unter dem Schutz der UNESCO und gilt nicht umsonst als einer der schönsten Naturlandschaften Europas. Er gilt sogar als Naturwunder, da die Wasserfälle aufgrund von sogenannten Rauwacken ständig (wenn auch sehr langsam) ihre Form und ihr Aussehen ändern. Die wunderschöne blaue Farbe haben die Seen den darin enthaltenen Mineralien und Algen zu verdanken.
Über toll angelegte Holz-Boardwalks kann man durch den Park wandern, ohne nasse Füße zu bekommen. So legen wir im Laufe des Tages immerhin 10km zurück und bewundern die wunderschöne Landschaft – die Menge an Menschen musste man einfach ausblenden…
Wir beschlossen noch etwas im Hinterland zu bleiben und fanden einen praktischen Stellplatz auf dem Naturparkplatz einer Bären Rettungsstation. Im Balkan gibt es nämlich noch einige wilde Braunbären. In der Rettungsstation, in Kuterevo, leben insgesamt neun Bären, die allesamt nicht mehr in der Lage sind, allein in der freien Wildbahn zu überleben, da sie vorher von Menschen als „Haustier“, bzw. im Zirkus gehalten wurden. Hier wurden große Gehege für sie gebaut und eine Gruppe von Freiwilligen (hauptsächlich Studenten aus Deutschland, Frankreich und UK), kümmern sich um das Wohlergehen der Tiere.
Wir verbrachten eine ruhige Nacht (die Bären blieben zum Glück in ihren Gehegen), bevor es am nächsten Morgen weiter ging. Wir hatten Lust auf eine Wanderung, daher nahmen wir Kurs auf das Velebit Gebirge und den dort gelegenen Nationalpark. Uns erwarten ungewöhnliche Karstformationen, Wälder und tolle Aussichten. Vor allem waren wir hier so gut wie alleine, erst auf dem Rückweg unserer 15km langen Wanderung, begegneten uns ein paar wenige Menschen.
Auch rund um diesen Nationalpark ist wild campen und freistehen verboten, daher näherten wir uns wieder etwas der Küste und fanden oberhalb von Karlobag, nach einer kleinen wilden Offroad-Fahrt, einen wahnsinnig schönen Stellplatz, mit toller Aussicht und spektakulärem Sonnenuntergang:
Hier feierten wir sozusagen auch unser einmonatiges VANiversary. Schon vier Wochen unterwegs, Wahnsinn wie schnell die Zeit verfliegt! So langsam verfliegt aber auch das Urlaubsgefühl und wir merken, dass dies nun unser Alltag ist.
Auch waren wir zu dem Zeitpunkt schon zehn Tage in Kroatien und waren von Istrien bis nach Dalmatien gekommen. Leider nimmt aber das Batteriethema nebenbei deutlich mehr Zeit und Nerven in Anspruch als wir uns das gewünscht hätten.
Demnächst dann mehr dazu und zu unserer weiteren Reise durch das schöne Kroatien…