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Stadt, Land, Vulkan

Teil 10 unseres Roadtrips durch Mexiko

14. – 30. Mai 2024

Puebla

Am 14. Mai erreichten wir die charmante 6 Millionen Einwohnerstadt Puebla, im gleichnamigen Bundesstaat. Da wir uns hauptsächlich in der historischen Altstadt der Großstadt bewegten, fiel uns zunächst gar nicht auf, dass wir hier mal wieder in einer so großen Metropole waren. Tatsächlich ist Puebla für uns eine der schönsten Städte des Landes. Die beeindruckende Architektur erinnerte uns stark an Städte in Spanien, aber auch Portugal, was besonders an den schönen „Talaveras“ lag – handgemachte, bunten Fliesen, die zahlreiche Hauswände und Plätze schmücken. 

Puebla
Puebla

Wir parkten mehr oder weniger mitten in dieser schönen Altstadt, in einer Nebenstraße, unweit der Touristenpolizei, die hier gerne ein Auge auf Reisende und ihre Mobile hat. Nicht gerade der schönste Stellplatz, aber sicher, kostenlos und eben nah am Geschehen.

Home Sweet Home in Puebla

So liefen wir ein ums andere Mal rein in die City, schlossen uns mal wieder einer informativen Walking Tour an, schlenderten durch die schönen Straßen, über die Märkte, durch Manufakturen wo die Talaveras und weitere Keramik hergestellt wurden, kauften auf dem mal wieder sehr schönen Markt ein, wo wir auch DIE Streetfood-Spezialität der Stadt probierten: Cemitas. Das ist im Grunde genommen die mexikanische Antwort auf einen Hamburger: ein üppig belegtes Brötchen mit z.B. einem riesigen Schnitzel, meist einer ganzen Avocado, einem Berg von Käse, Zwiebeln und jeder Menge scharfer Soßen. So eine Cemita reicht oft für 2 Personen.

Belegtes Brötchen á la Puebla

Überhaupt waren wir viel am Essen. Wir probierten auch den Eintopf Pozole, eine weitere mexikanische Spezialität, bestehend aus weißem Mais und (in unserem Fall) Hühnchenfleisch.

Darüber hinaus ist Puebla bekannt für seine Moles. Moles sind Soßen, welche aus tausend und einer Zutat bestehen. Klassischerweise wird Mole mit Schokolade hergestellt. Bei einem Mole Tasting probierten wir aber auch grüne Mole aus Kürbiskernen, Mole auf Basis von Erdnüssen, mit Tamarinde und höllisch scharfe Chili-Mole.

Mole Tasting

Kulinarisch waren wir also bestens versorgt!

Wenn wir nicht gerade am Futtern waren und durch die Stadt liefen, verbrachten wir viele Stunden in einem Café, um zu arbeiten – unsere Starlink Antenne war nämlich immer noch defekt und das Ersatzteil nur umständlich zu bekommen, somit brauchten wir einen Ort mit stabilem Internet.

Aber auch kulturell hatte Puebla einiges zu bieten. Wir besuchten verschiedene Museen und die Tunnel unter der Stadt, die einst zur Wasserversorgung dienten und vor einigen Jahren aufwändig hergerichtet wurden, um die Geschichte der Stadt darzustellen.

Im Untergrund von Puebla

Ein Reinfall hingegen war die Teleferico. Wir sind ja immer dafür zu haben, wenn man irgendwo hochlaufen, klettern oder fahren kann, um eine Aussicht zu haben. Bei der Teleferico hätten wir uns aber mal besser informieren sollen. Die Gondel brachte uns einige hundert Meter über einen Park und eine 8-spurige Straße, um dann auf gleicher Höhe auf der anderen Seite des Startpunkts zu enden. Dort konnte man sich einmal im Kreis drehen, kitschige Souvenirs kaufen und dann wieder zurück gondeln. Was für ein Quatsch!

Eine Gondelfahrt auf die andere Straßenseite

Wenigstens war der Spaß mit umgerechnet 3€ pro Nase nicht allzu teuer.

Bevor wir die Stadt nach einer Woche hinter uns ließen, besuchten wir noch das Barock Museum, welches schon von außen ein echter Hingucker war und uns an die Guggenheim Museen in New York City und Bilbao erinnerte.

Barock Museum in Puebla

Im Inneren drehte sich alles um Barock und die damit verbundene Geschichte von Puebla. Die Ausstellung war super modern und interaktiv gestaltet und wirklich total beeindruckend.

Eine Sonderausstellung beschäftigte sich zudem mit optischen Täuschungen, was ebenso spannend und unterhaltsam war. Ein schöner Abschluss für unsere Zeit in der Stadt, in die wir auf jeden Fall noch mal zurückkehren wollten.

Vulkan Malinche

Jetzt wurde es aber Zeit für Natur, daher füllten wir unsere Vorräte auf und machten uns auf den Weg in den etwas außerhalb von Puebla liegenden kleinen „Malinche Nationalpark“, in dem der gleichnamige 4.440m hohe Vulkan liegt. Diesen wollten wir besteigen. Im Park angekommen, fanden wir auf 3.100m einen schönen Stellplatz, mitten im Wald. Ideal zum Akklimatisieren.

Unser Haus im Wald

Nach einer entspannten und ruhigen Nacht brachen wir kurz nach Sonnenaufgang auf zum Gipfel. Die ersten Kilometer führten uns durch einen Kiefernwald, der so intensiv roch, dass wir schon glaubten jemand hätte Räucherstäbchen angezündet. Wahrscheinlich waren wir aber einfach zu lange in der Großstadt gewesen. 😉

Unterwegs zum Vulkan Malinche

Von Anfang an begleiteten uns wieder zwei-drei Straßenhunde, welche auch als es allmählich steiler und steiler wurde, zügig voran trabten.

Als wir die Baumgrenze auf 4.000m passiert hatten, wurde es nochmal steiler und leider auch immer rutschiger, da der Trail über eine lose Vulkansandpiste verlief, voller loser Steine und Felsen. Wir überholten schließlich eine kleine Gruppe mexikanischer Wanderer, die sichtlich Mühe hatten sich voranzukämpfen.

Bisschen steil.

Auf den letzten 200hm kamen dann auch die Hände zum Einsatz, denn es ging über einen felsigen Abschnitt steil hinauf Richtung Gipfel. Hier gaben die Mexikaner irgendwann auf. Es war aber auch echt anstrengend, auch wenn die Aussicht mal wieder genial war.

Blick zurück vom Malinche
Ausblick bis zum Pico de Orizaba

Oben angekommen, eröffnete sich ein erster Blick in den zerklüfteten Krater des Malinche.

Kraterrand des Malinche

Aber das war noch nicht der Gipfel! Es ging noch mal ca. 100hm hinauf, über einen schmalen Grat und schließlich noch mal kletternd, bis wir final am Gipfelkreuz auf 4.440m Höhe standen und den Ausblick über die wunderschöne, vulkanische Landschaft genossen.

Den Gipfel mussten wir uns verdienen
Geschafft!

Nur schade, dass rund um den Popocatepetl inzwischen Wolken aufgezogen waren, so blieb uns dieser vorerst noch verborgen. Dafür sahen wir in der Ferne aber den höchsten Berg des Landes, den Pico Orizaba, den wir einige Monate zuvor ja schon besucht hatten.

Nach einer verdienten Stärkung traten wir schließlich den Rückweg an. Unsere tierischen Begleiter hatten am Fuß des felsigen Aufstiegs auf uns gewartet und begleiteten uns nun wieder hinab.

Treue Wander-Begleiter

Um die rutschige Sandpiste zu vermeiden, suchten wir uns einen Weg kreuz und quer über einen steilen Wiesen-Abhang, was den Rückweg etwas angenehmer machte.

Abstieg vom Malinche

Nach insgesamt 6 Stunden, 13km und 1300hm kamen wir wieder am Van an, wo sowohl wir als auch die Hunde erstmal eine Stärkung und Pause bekamen.

Kaputte Hunde

Wir verbrachten eine weitere Nacht im Park und genossen die kühlen Temperaturen, bevor wir uns wieder auf den Weg in die Zivilisation machten.

Cholula

Die Zivilisation kam in Form eines Ikea und Decathlon Marktes, welche wir zufällig unterwegs entdeckten. Wir brauchten zwar nichts, dennoch konnten wir nicht widerstehen und besuchten zum ersten Mal, seitdem wir Deutschland verlassen haben, wieder einen Ikea Markt. Wir schafften es sogar ohne Impulsiv Käufe wieder raus! Im Decathlon ging die Sache etwas anders aus. Einige unserer Sportsachen hatten es aber wirklich nötig mal ausgetauscht zu werden. Um ein Haar hätten wir noch ein Kajak gekauft und aufs Vandach gepackt, aber zum Glück siegte dann doch die Vernunft. 😉

Abends kamen wir schließlich in Cholula an, eine kleine Nachbarstadt von Puebla. Hier fanden wir in der Einfahrt von Victor und seiner Frau Nora, die ihr Haus gerne für Reisende wie uns öffnen, einen sicheren Stellplatz und die Gesellschaft von ihren 3 Katzen.

Von dort aus erkundigten wir die kleine Stadt, dessen Highlight die (angeblich) größte Pyramide der Welt ist, auf deren Spitze eine Kirche thront. Die Pyramide sieht von außen gesehen jedoch einfach wie ein Hügel aus, sie wurde nämlich nie freigelegt. Stattdessen bauten die Spanier, ignorant wie immer, einfach eins ihrer kitschigen, opulenten Gotteshäuser obendrauf.

Pyramide + Kirche

Die dazugehörige archäologische Ausgrabungsstätte rund um die Pyramide, ließen wir aus, die Hitze hatte uns nämlich wieder. Schon morgens um 10 Uhr stiegen die Temperaturen auf über 30 Grad (und das in 2.000m Höhe), daher zogen wir das wunderschöne Regionalmuseum von Puebla vor.

Im Inneren des Museums wurde die Geschichte der umgebenden Vulkane erklärt, man lernte über die verschiedenen indigenen Völker der Region und deren Riten und Bräuche, welche anhand zum Teil kurioser Kunstobjekte dargestellt wurde. Wir kamen uns ein bisschen vor wie in einem Tim Burton Film.

Eine Sonderausstellung zeigte etwas popgenössischere Kunst, in Form von riesigen Tier- und Fantasiefiguren, die mit Millionen von kleinen Perlen beklebt waren und teilweise mit Lasershow inszeniert wurden.

Mal was anderes.

Ansonsten war auch Cholula nett anzusehen, eine schöne Altstadt, bunte Murals, ein wuseliger Markt mit leckerem Essen, viele Kirchen, konnte uns aber nicht so begeistern wie Puebla. Somit ließen wir Cholula nach zwei Tagen wieder hinter uns und fuhren noch mal zurück nach Puebla.

Dort verbrachten wir noch mal drei Tage am altbewährten Platz, nutzten die Annehmlichkeiten der Stadt und schmiedeten einen Plan für unser nächstes Mexiko-Highlight, rund um den Vulkan Popocatepetl.

Bevor wir aber dorthin aufbrechen konnten, musste Christian mal wieder zum Zahnarzt, was selbst spontan an einem Samstagmorgen hier kein Problem war. Besonders die zahnärztliche Versorgung ist in Mexiko in nahezu jedem Dorf gegeben. Christian hatte eine Beule am Gaumen bemerkt, die sich als Entzündung rausstellte. Der Doc verschrieb ihm erstmal Antibiotika, in der Hoffnung, dass die Sache damit erledigt wäre. Spoiler: war sie nicht. Das Thema holte uns, bzw. Christian einige Tage später wieder ein.

Nationalpark Iztaccihuatl & Popocatepetl

Nun ging es aber erstmal rauf zum stetig rauchenden Popocatepetl. Darauf hatten wir uns schon ewig gefreut. Dem Popo gegenüber liegt der längst erloschene Vulkan Iztaccihuatl (Izta). Zwischen den beiden Vulkanen verläuft eine Passstraße, in dessen Mitte, auf 3.640m ein Visitor Center für den Nationalpark liegt. Vor diesem Visitor Center richteten wir uns häuslich ein und parkten somit direkt vor dem Popocatepetl. Dieser empfing uns mit Blitz und Donner:

Ein spektakulärer Start, auch wenn wir uns für die nächsten Tage natürlich besseres Wetter wünschten, denn wir wollten ja wandern. Auf den Popo kann man aufgrund der stetigen Aktivität logischerweise nicht rauf. Den 5.220m hohen Izta kann man aber besteigen und von dort ist die Aussicht auf den Popo auch noch mal spektakulärer. Zumindest hatte ich Bilder gesehen, die diese Schlussfolgerung zuließen, deswegen wollte ich unbedingt dort hinauf.

Vulkan Izta

Aber erstmal galt es sich wieder in der Höhe zu klimatisieren. Nach einer verregneten Nacht, die auf den Vulkangipfeln für Schnee sorgte, klarte das Wetter am nächsten Tag wieder auf und wir unternahmen eine Erkundungstour zum 7km entfernten Trailhead des Izta.

Schneebedeckter Popo

Offiziell ist dieser Weg eine Fahrstraße und auch für Camper befahrbar. Wir hatten aber von anderen Reisenden schon gehört, dass der Weg stellenweise echt übel sein soll, deswegen liefen wir ihn erstmal ab. Leider bewahrheitete sich der schlechte Zustand der Straße. Mit dem Van wären wir hier an einigen Stellen nicht weitergekommen und heftig aufgesetzt. Zudem bewegten wir uns hier fast in 4.000m Höhe, was natürlich auch die Motorleistung negativ beeinflusst. Also zu riskant für uns. Diese Tatsache verlängerte unsere Tour auf den Izta um ganze 14km. Nicht gerade ideal, aber das hielt uns auch nicht ab. Abgesehen von den Straßenzuständen, bot die Strecke aber die schönsten Aussichten auf den Popo und die umgebende Landschaft.

Christian & der Popo

Eigentlich hatten wir noch einen zweiten Akklimatisierungstag geplant, aber im Laufe des Tages zeigte sich, dass der kommende Tag das ideale Wetterfenster für die Besteigung bot. Also bereiteten wir alles vor und machten uns um 2 Uhr morgens, im Schein der Stirnlampen, hinauf zum Izta.

Nachdem die ersten 7km zum Trailhead noch recht einfach waren, begann dann der anstrengende Teil. In immer noch tiefer Nacht ging es über steiles Geröll und über schmale Wege, immer weiter hinauf über den Bergrücken des Izta. Als gegen 5:30h langsam die Dämmerung einsetzte, waren wir schon fast auf 4.600m angekommen. Als die Sonne dann endlich auftauchte, wurde es erstmal Zeit für eine Frühstückspause – mit Aussicht!

Frühstückspause
Endlich kam die Sonne raus

Allerdings war es bitterkalt dort oben, deswegen fiel die Pause kurz aus und wir kämpften uns weiter hinauf. Nach einer Weile tauchte jedoch eine nahezu senkrechte Wand vor uns auf. Das war scheinbar der Weg! Dieser führte über eine sandige Piste, voller loser Steine und Geröll wirklich einfach steil die Wand hinauf. Links und rechts gab es nichts, woran man sich wirklich festhalten konnte. Durch die Regenzeit und die vielen Niederschläge in den letzten Tagen, hatten wir das Gefühl das vieles Gestein recht lose war. Es ging gefühlt zwei Schritte voran und einen zurück, immer begleitet von Steinen und Schutt, der runter rieselte. Irgendwie war mir nicht wohl dabei und der Gedanke daran, hier auch wieder runter zu müssen, ließ in mir leichte Panik aufkommen.

Der „Wanderweg“

Wir versuchten noch einen anderen Weg, dieser war jedoch noch loser und rutschiger. Also taten wir etwas, was wir noch so gut wie nie gemacht haben: Wir beschlossen an dieser Stelle abzubrechen und umzudrehen. Für Christian wäre der Auf- und Abstieg vermutlich kein Problem gewesen, er wollte mich auf 4.820m aber auch nicht allein lassen und letztendlich, ging es uns an diesem Tag auch nicht um neue Höhenrekorde (die haben wir ja schon in den Anden aufgestellt) und auch nicht unbedingt um den Gipfel des Izta, sondern um die Aussicht auf den Popocatepetl. Und die hatten wir auch von hier schon:

Was für eine Aussicht!!

Natürlich waren wir ein bisschen geknickt das es mit dem Gipfel nicht geklappt hatte, aber auch sonst hören wir immer auf unser Bauchgefühl und das schien auch hier wieder die richtige Entscheidung gewesen zu sein, wie sich wenig später herausstellte.

Der Abstieg war deutlich einfacher als der Aufstieg im Dunkeln, zumal wir jetzt auch endlich sahen, wo wir hier eigentlich rumliefen.

Einfach irre, diese Landschaft.

Wie aus dem Nichts, bekam ich dann aber auf ca. 4.100m Höhe plötzlich extreme Magenkrämpfe. Für ca. 30 Minuten ging nichts mehr, weder stehen, noch sitzen oder laufen. Ich musste mich hinlegen und warten das es vorbeiging. Beim Versuch aufzustehen und weiterzulaufen, wurde mir sofort übel. An der Höhe konnte das hier eigentlich nicht mehr liegen, wir waren seit Wochen zwischen 2.000 – 4.000m unterwegs und super akklimatisiert, aber wer weiß. Ein Glück traf es mich erst hier und nicht bereits weiter oben, oder gar auf dem Gipfel. Mit den Schmerzen hätte ich in dem Gelände echte Probleme bekommen. Nachdem das Schlimmste vorbei war, konnte ich von dort nun wieder langsam weiter absteigen, wobei sich die 7km zurück zum Van extrem zogen.

Nach insgesamt 11 Stunden, 22km und 1.200hm kamen wir dann gegen 13 Uhr doch etwas erschöpft am Van an und hatten für den Tag erstmal genug vom Wandern. Dafür wurden wir aber noch mit einem Sonnen-Halo belohnt.

Am nächsten Tag sah das aber schon wieder ganz anders aus. Die Beine waren zwar noch etwas schwer, aber für eine kleine Spazierwanderung sollte es wohl reichen. So machten wir uns auf den Weg zu dem kleinen Wasserfall Apatlaco.

Spazierwanderung zum Wasserfall

Der Weg verlief immer leicht bergab durch einen Wald. Immer wieder trafen wir auf Wegweiser zu unserem Ziel, die aber jedes Mal 2km bis zum Wasserfall angaben. Das wurde auf der Tour zum Running Gag.

Nach 3x2km kamen wir dann aber doch an und stellten zu unserer Überraschung fest, dass das Gelände vor dem Wasserfall ein richtiger kleiner Campingplatz war, mit kleinem See, Grillplätzen, Tretbootverleih, Essensbuden und sanitären Einrichtungen. Schön, aber eben ohne Vulkanblick. Schließlich erreichten wir den kleinen Wasserfall.

Wasserfall Apatlaco

An dessen Zufluss hätte man sicher noch ewig lang weiterwandern können, aber leider war hier alles eingezäunt und abgesperrt, zur Erholung der Natur. Die letzten Jahre müssen sehr trocken gewesen sein, daher hatte es viele Waldbrände gegeben, wovon sich der gesamte Nationalpark noch nicht wieder erholt hat. Dieses Jahr scheint die Regenzeit endlich wieder etwas mehr Wasser zu bringen, hoffen wir mal, dass es ausreicht.

Somit ging es für uns durch den Wald zurück zum Van, wo wir am Fuße des Popo noch eine Runde Yoga einlegten.

Yogacatepetl

Am nächsten Tag waren die Beine schon gar nicht mehr so schwer und wir wollten hier unbedingt noch eine Runde auf den Mountainbikes drehen. Also machten wir uns wieder hinauf zum Trailhead des Izta. Die sandige Piste hinauf bot auch diesmal wieder die schönsten Ausblicke auf die umliegenden Vulkane und Landschaften, eine echte Panoramarunde!

Auch wenn es dank dem ganzen Vulkansand eine echt rutschige Angelegenheit war, fuhren wir die Piste zweimal auf und ab, einfach weil es so schön war und wir glücklich waren, hier biken zu können.

Happy Bikers!
Träumchen!

Ein absoluter Traum! Hätten wir nicht am Abend ein wichtiges Date in Mexico City gehabt, wären wir vermutlich noch länger hier oben geblieben. So wurde es nach 5 Tagen rund um den Popo aber Zeit zusammenzupacken und in die City zu düsen – wir hatten nämlich ganz kurzfristig ein Housesitting in der Stadt ergattert, einen Wunsch, den wir schon seit unserem ersten Besuch in Mexico City mit uns rumtrugen.

Also ging es voller Vorfreude wieder runter vom Berg und rein in die Mega-Metropole.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

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Mexiko 3.0

Teil 9 unseres Roadtrips durch Mexiko

29. April – 14. Mai 2024

Mexiko-Einreise die Dritte!

Am 29. April ging es los zum Grenzübergang „La Mesilla“. Da es auf mexikanischer Seite an dieser Grenze immer wieder zu Straßenblockaden durch Anwohner kommt und die Gegend generell als Drogenroute bekannt ist, genießt der Grenzübergang nicht gerade den besten Ruf. Viele Reisende vermeiden ihn lieber, wir hatten ihn jedoch schon auf dem Weg runter nach Guatemala passiert und hofften darauf, auch diesmal wieder einigermaßen problemlos durchzukommen.
Bei der Ausreise aus Guatemala warnten uns einige Beamten noch davor, dass die Grenze in Mexiko geschlossen sei, aufgrund der Unruhen. Eine Reisende, die gerade aus Mexiko kam und in Guatemala einreiste, versicherte uns aber, dass alles geöffnet sei und die Straßenblockaden auch halb so wild wären, solange man kooperiert. Also blieben wir bei unserem Plan.

Außerdem waren wir ja gut vorbereitet, um endlich die 180 Tage Aufenthalt für Mexiko zu bekommen. Im Gepäck hatten wir unsere (fake-) Reiseplanung und einige (stornierbare) Hotelbuchungen für die kommenden 6 Monate, inkl. dem ESTA-Einreisevisum in die USA und einer Hotelbuchung hinter der amerikanischen Grenze. Somit sollte den Grenzbeamten in Mexiko eigentlich klar sein, dass wir nicht vorhaben, mit unserem Camper illegal im Land zu bleiben.

Wie schon so oft gerieten wir auch diesmal wieder an eine Grenzbeamtin, mit denen wir in der Regel bisher leider immer negative Erfahrungen gemacht haben – warum auch immer. Die Dame zeigte sich auch wenig beeindruckt von unseren vorbereiteten Unterlagen. Nach kurzer Rücksprache mit ihrem Vorgesetzten, fragte sie, wie viel Geld wir auf unseren Konten haben. Wir waren erstmal verdutzt und dachten schon, dass könnte der erste Versuch sein, uns Bestechungsgeld abzuknöpfen. Dann zeigte sie uns aber Kontoausdrucke anderer Reisender und wir verstanden, dass es wirklich nur darum ging zu wissen, wie viel Kohle wir haben, um sicherstellen zu können, dass wir uns 6 Monate lang in Mexiko auch versorgen können und nicht illegal arbeiten, o.ä. Allerdings reichte ihr es nicht den Kontostand von unseren Telefonen abzulesen, ihr Vorgesetzter forderte einen Ausdruck unserer Kontostände. Herrje…

Glücklicherweise gibt es an den Grenzen oft auch Kioske, in denen man Kopien und Ausdrucke erstellen kann. Also dackelten wir in einen dieser Kioske und bekamen dort, nach ein bisschen umständlichem hin und her, unsere Ausdrucke. Mit denen ging es zurück zur Grenzstation, wo zum Glück aufgrund der aktuellen Warnungen vor Straßenblockaden nichts los war und wir wieder direkt drankamen.

Diesmal gab der Vorgesetzte seinen Segen und wir bekamen den lang ersehnten Stempel, der uns zu 180 Tagen Aufenthalt in Mexiko berechtigt. Yippie! Diesmal brauchen wir auch wirklich so viel Zeit, da von Juli bis Oktober ein spannendes Projekt in Puerto Escondido auf uns wartet.

Gefährliche Straßenblockaden?

Jetzt hieß es aber erstmal durch die ominösen Straßenblockaden zu kommen. Auch einer der Grenzbeamten hatte uns noch mal davor gewarnt und uns darauf hingewiesen, dass wir unbedingt kooperieren sollten, wenn sie uns anhalten.

Wenige Kilometer nach der Grenze kam dann auch schon die erste Menschenmenge am Straßenrand in Sichtweite. Wir näherten uns langsam und hielten natürlich an, als man vor uns ein Seil über die Straße spannte. Christian öffnete sein Fenster und grüßte freundlich. Sofort hörten wir die Männer und Frauen rufen: „Gringos, Gringos“. Keiner wagte sich an unser Fenster, keiner testete unser spanisch, offenbar waren alle zu schüchtern mit Ausländern zu sprechen und man suchte nach einem Mitglied der Gruppe, welches Englisch sprach. Es fand sich auch ein junger Mann, der nahezu perfekt Englisch sprach. Er fragte erstmal, wo wir herkommen, und ließ dann die anderen wissen, dass wir Deutsche sind. Daraufhin bekamen wir die ersten „Bienvenidos“ Rufe und Daumen hoch von der Gruppe. Dann ließ man sich unsere Passkopien zeigen und bat darum, in unser Heck schauen zu dürfen. Genauso wie beim letzten Mal. Christian ließ die Gruppe also einen Blick in unsere Garage werfen, was weitere neugierige und anerkennende Blicke und jede Menge Daumen hoch zur Folge hatte.

Der junge Mann erklärte uns dann, dass diese Straßenblockaden dazu dienen, die Gegend sicherer zu machen. Viele rivalisierende Banden schmuggeln hier wohl Waffen und Drogen, was zu Gewalt führt. Dies wollen die Anwohner natürlich nicht. Daher checken sie alle Autos, bevor man sie passieren lässt.
Die Gruppe erkundigte sich noch, wo wir hinwollen, und riet uns dann, dort auf direktem Wege hin zu fahren und keine weiteren Stopps zu machen – es könnte ja gefährlich sein. Wir bedankten uns, die Locals bedankten sich, wir bekamen weitere Daumen hoch und viele „Bienvenidos“ und „Suerte“ Wünsche und dann ging es auch schon weiter.

So viel zum Thema gefährliche Straßenblockaden. Wir haben jetzt beide Male eine positive Erfahrung gemacht, solange man freundlich ist und den Bitten nachkommt, passiert einem nichts, erst recht nicht als Ausländer. Schlechte Erfahrungen haben wir tatsächlich nur von Reisenden gehört, die sich nicht kooperativ gezeigt haben und zum Beispiel keine Papiere rausgeben wollten.

Lagos de Montebello 2.0

Unser erster Stopp in Mexiko waren die Lagos de Montebello, direkt an der Grenze zu Guatemala – hier waren wir ja bereits Ende Januar schon mal, damals aber mit Magenverstimmung und drei Tagen Dauerregen. Wir hatten also noch eine Rechnung offen.

Wir bezogen wieder unseren altbekannten Platz am Seeufer und blieben noch mal vier Tage dort.

Haus am Lago Montebello

Wir nutzten die Zeit natürlich zum sporteln und arbeiten, spazierten noch mal rüber nach Guatemala und holten dann endlich unsere schon im Januar geplante Mountainbiketour nach.

🙂

Die 35km lange Tour führte uns vorbei an unzähligen Seen und den für die Region typische Holz-Flössen, die uns nicht so ganz geheuer waren, hier aber ein beliebtes Transport- und Angelmittel sind.

Der Anblick erinnerte uns ein bisschen an Bariloche
Typische Holzflösse

Irgendwann ging es dann steil hinauf über wilde Schotterpisten und vorbei an kleinen Dörfern, wo uns ganze Kinderscharen hinterherliefen, die laut lachend „Gringos, Gringos“ riefen. Allzu oft verirren sich hier wohl keine europäischen Touristen hin.

Mexikanisches Hinterland

Zurück am Van beendeten wir den Tag am Grill, wozu es unser erstes selbstgebackenes Brot gab. Dank Anni und Bene sind wir jetzt nämlich stolze Besitzer eines Sauerteigs, der uns hoffentlich lange davor bewahren wird, immer nur das weiche Toastbrot essen zu müssen, welches es hier standardmäßig gibt.

Nicht schlecht für’s erste Mal, oder?

Nicht ganz so erfreulich war hingegen die Ameisen-Invasion, die wir plötzlich im Auto hatten. Von jetzt auf gleich tauchten hunderte der winzig-kleinen Viecher an unserer Holzverkleidung auf. Der Herd war schnell entdeckt – in einem Hohlraum einer Hängeschranktür hatten sie ein Nest gebildet und tausende Eier abgelegt.

Igitt!

Zum Glück haben wir es einigermaßen frühzeitig entdeckt und konnten das Ganze reinigen und für die übriggebliebenen Biester eine Falle aus Zuckerwasser aufstellen. Für die kommenden Wochen hatten wir immer mal wieder vereinzelt Ameisen im Auto, aber zum Glück vermehrten sie sich nicht mehr und inzwischen sind wir sie wieder los.

Wasserfälle „El Chiflon“

Nach vier schönen Tagen zogen wir weiter und auf zum nächsten Natur-Highlight, genannt El Chiflon.
Hinter El Chiflon verbergen sich mehrere Wasserfälle, die sich in türkisblaue Becken ergießen, in denen man baden kann. Also ähnlich wie Semuc Champey in Guatemala, aber mit deutlich höheren Wasserfällen, was das Ganze noch mal überwältigender macht. 

El Chiflon

Wider Erwarten war an einem sonnigen Freitagnachmittag kaum was los und wir waren fast alleine auf dem kurzen, 800 Stufen langen Wanderweg, der einen hinauf zum höchsten Wasserfall führt, den 120m hohen „Brautschleier“.

Weiter unten konnte man mit Blick auf den Wasserfall im Wasser plantschen, was mal wieder eine unglaubliche Kulisse bot.

El Chiflon
El Loco

Auf dem Gelände durften wir auch übernachten, sodass wir am nächsten Morgen gleich nochmal ins kühle Nass hüpfen konnten, was bei Tagestemperaturen von um die 40 Grad mehr als angenehm war.

San Cristobal de las Casas

Erfrischt konnte es dann weiter gehen und wir steuerten erneut San Cristobal an – die Stadt, die uns schon im Januar so gut gefallen hatte. Eigentlich wollten wir nur noch mal 2-3 Tage dortbleiben, aber dann wurde doch wieder eine Woche daraus.

San Cristobal

Das lag nicht nur daran das die Stadt uns so gut gefiel, der Stellplatz zentral und günstig und die Atmosphäre so angenehm war, sondern auch an einem Malheur, dass mir passierte. Scheinbar hatte ich nach dem morgendlichen Kaffeekochen die Gasflamme nicht richtig ausgemacht und plötzlich gab es einen lauten Knall und die Glasabdeckung unseres Herdes zersplitterte in Millionen von Teilen.

F*ck!

Schöne Scheiße! Ein absoluter Supergau für uns, da Thetford, die Herstellerfirma, einen besch… Kundendienst hat und uns quasi nicht helfen konnte/wollte, das Teil nicht mal eben so neu zu bekommen ist und diese Fläche ca. 80% unserer Küchenarbeitsfläche ausmacht. Ganz zu schweigen davon, dass überall im Bus verteilt kleine Glassplitter lagen. Oh Mann…

Aber wir hatten mal wieder mehr Glück als Verstand. Denn neben unserem Parkplatz wurde gerade ein Haus saniert und die Bauarbeiter, die jeden Tag bei uns vorbeiliefen, kannten uns natürlich schon. Einer von ihnen, Fernando, bekam das Malheur mit und ließ sofort alles stehen und liegen, um uns zu helfen. Seine Idee: eine passende Edelstahlplatte finden. Zusammen mit Christian machte er sich auf den Weg, kreuz und quer durch die Stadt, um das passende Material zu finden. Nach zwei Stunden war aber klar, dass es in ganz San Cristobal keine passende und vor allem rostfreie Edelstahlplatte gab.
Aber Fernando hatte einen Kontakt im eine Stunde entfernten Tuxtla. Dieser hatte das passende Material auf Lager und Fernando einen weiteren Kontakt, wo er die Platte persönlich für uns auf Maß schneiden konnte, inklusive der schwierigen Rundungen, die für dieses Teil nötig waren. Er bat uns um zwei Tage Geduld und tatsächlich kam er dann morgens freudestrahlend zu uns auf den Platz und händigte uns die perfekt passende Platte in der richtigen Stärke aus. Unglaublich!

So war unser Problem nach nur zwei Tagen gelöst, ohne dass wir wirklich was dafür tun mussten. Fernando wollte nicht mal Geld für seine Mühe und Arbeit (was wir natürlich nicht durchgehen ließen). Einfach unglaublich, wie hilfsbereit die Menschen manchmal sind.

So konnten wir noch ein paar entspannte Tage in San Cristobal genießen. Am letzten Abend trafen wir zufällig noch auf Andy und Miri, zwei Briten, die wir in El Salvador auf dem Vulkan Conchagua kennengelernt hatten. Zusammen verbrachten wir noch einen lustigen Abend in einer Weinbar.

Wiedersehen mit Miri & Andy

Santiago Apoala

Nach einer Woche verließen wir das schöne San Cristobal dann wieder und machten uns auf den weiten Weg in den Bundesstaat Oaxaca. Zwei lange Fahrtage vorbei an Agavenfeldern und mal wieder einer Straßenblockade, die sich glücklicherweise 3 Minuten nach unserer Ankunft auflöste. Andere standen hier schon fast den halben Tag in der Vollsperrung. Anwohner protestierten damit gegen die Regierung, die ihrer Meinung nach zu wenig für die Region tut.

Man empfahl uns einen Umweg durch die Pampa zu nehmen, da es rund um die Stadt Oaxaca zu dem Zeitpunkt mehrere Blockaden gab. Wir folgten dem Rat und bekamen so eine schöne, störungsfreie Rundreise durch das Hinterland von Oaxaca.

Sommer, Sonne, Kaktus!

Schließlich erreichten wir unser nächstes Ziel in den Bergen, den kleinen Ort Santiago Apoala. Das war ein Tipp von Anni und Bene gewesen, ein bisschen abseits der typischen Touristenpfade. Wir freuten uns auf ein paar entspannte Tage Camping in einem Canyon und versteckten Wasserfällen.

Unterwegs nach Santiago Apoala

Doch unser Aufenthalt begann mit einer schrecklichen Tragödie. Direkt nach unserer Ankunft, machten wir uns noch am späten Nachmittag auf den Weg zu einem Wasserfall. Ein kurzer, steiler Wanderpfad führte hinunter zum Bassin des Wasserfalls. Wie aus dem Nichts kamen plötzlich Männern mit Seilen und Leitern angerannt und überholten uns hektisch.  

Als wir am Fuß des Wasserfalls ankamen, stand eine Gruppe Jugendlicher und ein paar Männer vollbekleidet im Wasser und schienen etwas zu suchen. Wir fragten einen der Umstehenden was passiert sei und er erklärte uns, dass ein Junge nicht wieder aufgetaucht sei und man nach ihm suche. Es sah von weitem so aus, als gäbe es hinter dem Wasserfall eine Art Höhle und wir dachten noch, er sei da vielleicht reingeschwommen. Wie sich wenig später herausstellte, war der Junge aber scheinbar einfach untergegangen und vermutlich ertrunken. Die völlig verzweifelte Mutter des Jungen stand schreiend und schluchzend am Rand und wurde von zwei Männern mit Mühe und Not zurückgehalten, da auch sie immer wieder ins Wasser watete, obwohl sie nicht schwimmen konnte. Desto länger wir die Szenerie beobachteten, desto klarer wurde uns, dass die Helfer da im Wasser scheinbar, bis auf zwei Ausnahmen, nicht richtig schwimmen konnten. Keiner traute sich in den tiefen Bereich vor dem Wasserfall. Eine absolute Tragödie.

Wasserfall in Santiago Apoala

Eigentlich wollten wir uns zurückziehen und nicht gaffend am Rand stehen. Als aber klar wurde das keiner schwimmen oder tauchen konnte, ging Christian schließlich mit ins Wasser, um bei der Suche zu helfen. Das Wasser war jedoch eisig kalt, viel kälter als die Flüsse, in denen wir zuletzt waren. Kein Wunder, immerhin waren wir hier auf rund 2.000m in den Bergen. Christian versuchte vor dem Wasserfall zu tauchen und zusammen mit einem anderen Helfer etwas zu sehen, aber es war hoffnungslos. Durch das kalte Wasser war man nach wenigen Minuten völlig ausgekühlt und die Wucht des Wasserfalls war zu heftig, um unter Wasser was sehen zu können.

Als Christian unkontrolliert zitternd aus dem Wasser kam, flehte uns die Mutter des Jungen an weiter zu suchen und zu helfen, auch sie hatte natürlich erkannt das sonst kaum jemand schwimmen konnte. Aber wir konnten nichts machen. Es war herzzerreißend.

Andere Helfer fingen schließlich an den Ablauf des Beckens in den Fluss mit Hacken und Schippen zu bearbeiten, um den Ablauf zu verbreitern und dadurch den Wasserstand zu senken. Aber auch das schien irgendwie hoffnungslos. Die herbeigerufene Polizei konnte auch nichts tun (und nicht schwimmen). Das Gelände war so schwer zugänglich, dass man auch keine großen Geräte oder Pumpen herbeischaffen konnte. Es gab hier in den Bergen weit und breit niemanden mit Tauchausrüstung, die Küste war über 8 Stunden entfernt.

Wir entzogen uns schließlich der Situation und erfuhren am nächsten Tag, dass die Leiche des Jungen erst nach Mitternacht geborgen werden konnte. Was für ein schreckliches Drama. Die ganze Sache ging uns sehr nahe und hing uns noch ein paar Tage nach.

Dennoch blieben wir drei Tage in der Gegend und verbrachten die Zeit im Canyon „Las Penas Gemelas“ (die Zwillingsfelsen). Direkt im Canyon gab es eine Art Campingplatz, der den lokalen Schulen als Wochenend-Ausflugsplatz dient. Wir trafen dort auf zwei nette Camper aus Kanada und verbrachten die Zeit sonst mit Arbeiten und im Canyon wandern.

Canyon-Camping
Canyon-Wanderung
Canyon Wanderung

Außerdem hielten uns die Hunde hier mal wieder gut beschäftigt und unterhalten. 😉

Wie süß kann man sein?

Vielleicht hätten wir es hier auch noch ein bisschen länger ausgehalten, aber dann ging unsere Starlink Antenne kaputt, sodass wir im totalen Funkloch hockten. Das Problem mit der Antenne ließ sich nur in der Zivilisation lösen, also ließen wir den schönen Platz nach vier Tagen hinter uns und machten uns auf den Weg in den Bundesstaat und die gleichnamige Hauptstadt Puebla.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Unterwegs in Chiapas

Teil 8 unseres Roadtrips durch Mexiko

14. Januar – 2. Februar 2024

Wir ließen Oaxaca und die Küste hinter uns und tauchten ein in den Bundesstaat Chiapas. Dieser genießt nicht unbedingt den besten und sichersten Ruf. In den 90er Jahren gab es hier viele Aufstände und Auseinandersetzungen mit Zapatisten. Aber dazu später mehr…

Erstmal steuerten wir aber nach einem mal wieder langen Fahrtag einen Platz an einem Stausee an, wo man zumindest sicher und bewacht stehen konnte. Und die Aussicht war auch nicht so schlecht.

Zuhause am See

Statt eine Parkgebühr zu bezahlen, kauften wir dem Kioskbetreiber auf dem Gelände einen frisch gefangenen Fisch ab, der wenig später auf unserem Grill landete. So ließ es sich aushalten.

Sumidero Canyon

Dennoch ging es am nächsten Morgen schon weiter. Wir nahmen Kurs auf die größte Stadt von Chiapas, mit dem sperrigen Namen Tuxtla Guitérrez. Bevor wir in die Innenstadt fuhren, bogen wir vorher noch zum Sumidero Canyon ab. Eine kurvenreiche Panoramastraße führt hinauf auf die bis zu 1.000m hohen Klippen des Caynon. Unterwegs gibt es immer wieder kleine und große Aussichtspunkte auf die Schlucht.

Die mexikanische Version der Moselschleife 😉

Es hätte auch die Möglichkeit gegeben eine Bootstour durch den Canyon zu machen, wir hatten aber schon gehört, dass die Boote hier oft durch eine Menge Müll schwimmen und da wir sowieso keine großen Bootfahrer sind, verzichteten wir darauf und machten uns auf den Weg in die wuselige Innenstadt. In einem riesigen Einkaufszentrum fanden wir endlich ein neues Netzteil für unseren Laptop, wonach wir schon seit einer gefühlten Ewigkeit gesucht hatten.
Nicht ganz so erfolgreich war hingegen die Suche nach einem Stellplatz. Christian hatte einen vermeintlich ruhigen Platz außerhalb der Stadt rausgesucht, auf dem Weg dahin landeten wir aber im totalen Verkehrschaos, da anscheinend auf genau diesem Platz ein Fest stattfand. Dutzende Polizisten regelten, bzw. verwirrten den Verkehr noch mehr als er eh schon war, sodass wir ewig im Kreis fuhren, bis wir frustriert aufgaben und, mal wieder, auf einem Walmart Parkplatz landeten. Nicht schön, aber immerhin gabs gratis Internet vom benachbarten Starbucks Café. Es sind die kleinen Dinge… 😉

San Cristobal de las Casas

Unser nächster Stopp war die Stadt San Cristobal de las Casas. Wer am 1. Januar 1994 aufmerksam die Nachrichten verfolgt hat, hat den Namen der Stadt vielleicht schon mal gehört. Hier fand ein bewaffneter Aufstand der Zapatisten (Partei EZLN) statt, eine Vereinigung linker Aktivisten und indigener Bauern, die sich gegen die Ungleichbehandlung und Diskriminierung der indigenen Bevölkerung auflehnten. Bewaffnete Auseinandersetzungen gibt es heute nicht mehr, aber in den Bergen von Chiapas sind die Zapatisten immer noch aktiv und kämpfen weiterhin (größtenteils friedlich) für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit. Das alles lernten wir mal wieder bei einer der Walking Touren denen wir uns so gerne anschließen. Außerdem gab es auch ein kleines „Arthouse“ Kino, in dem mehrmals pro Woche Filme zu diesem Thema liefen. Und auch im Stadtbild von San Cristobal begegnete einem das ein oder andere Mural oder Gemälde, das sich mit der Thematik auseinandersetzt.

Zapatisten Mural

Aber auch abgesehen von diesem geschichtlichen Aspekt, war San Cristobal ein kleines Highlight für uns. Die (natürlich) von den Spaniern geprägte Stadt hatte eine total angenehme Atmosphäre, es gab viele schöne Straßenzüge, eine vielfältige Kunstszene, ein super Gastronomieangebot und natürlich jede Menge Plätze, Kirchen, Hügel und Museen zum Anschauen.

San Cristobal
Fußgängerzone in San Cristobal
Innenhof in San Cristobal
Bunte Straßenparade – auch hier wurde jeden Tag irgendwas gefeiert.

So schauten wir uns zum Beispiel das Textilmuseum an, in dem unzählige indigene Kleidungsstücke aus ganz Mexiko aber auch Guatemala ausgestellt wurden und deren Herstellung gezeigt wurde.

Finde den Fehler 😉

Auch wenn diese Art der Kleidung nicht unserem persönlichen Geschmack entspricht, ist es total faszinierend zu sehen, wie die aufwändigen Stoffe hergestellt werden und welche Bedeutung hinter den Mustern, Farben und Formen liegt. Und auch heute noch sieht man viele der Kleidungsstücke im Alltag der indigenen Bevölkerung.

Auch trafen wir in San Cristobal auf alte Bekannte. Ivo und Andrea hatten wir schon in Bolivien und Peru getroffen und waren seitdem in Kontakt. Nun waren wir zur gleichen Zeit in der Stadt und verbrachten einen schönen gemeinsamen Abend bei argentinischer Pizza und mexikanischem Wein.

Wiedersehen mit den Hamburgern Andrea & Ivo

Und was für uns ein richtiger Glücksgriff war – Ivo hatte für seinen Ducato so ziemlich alles an Ersatzteilen dabei, was man sich so vorstellen kann. Quasi ein fahrendes Ersatzteillager. Und er hatte noch genau den Lichtmaschinen-Riemen übrig, den wir bisher in Mexiko nicht bekommen hatten. Wir hatten schon befürchtet wieder in Deutschland bestellen zu müssen, so erfolgte die Übergabe einfach in San Cristobal. Ein paar Bremsbeläge sprangen auch noch raus für uns. Ein Hoch auf die Overlander Community. 😊

Christians Highlight war sicher auch der ziemlich große Skatepark, wo er mal wieder sein Skateboard ausfahren konnte.

Aber es kann ja nicht immer nur alles glatt laufen. Leider fingen wir uns beide eine Magenverstimmung ein. Aber was für eine. Statt einer Lebensmittelvergiftung muss man wohl von einer Wasservergiftung sprechen. Scheinbar hatte man uns in einem Restaurant Leitungswasser, statt gefiltertes Trinkwasser gegeben. Eigentlich behaupte ich ja immer einen Magen wie ein Pferd zu haben, aber das Wasser streckte uns beide dahin. Brechdurchfall, Schüttelfrost, Gliederschmerzen – es hatte uns voll erwischt. Nichts blieb drin. Keine schöne Angelegenheit auf so engem Raum. Zum Glück verfügte der Parkplatz, auf dem wir standen über eine Toilette, sonst wäre es vermutlich gar nicht auszuhalten gewesen.

Es dauerte 4 Tage bis wir uns einigermaßen fähig fühlten, um mal wieder vor die Tür zu gehen. Wir dachten das Schlimmste wäre geschafft, aber dann ging es wieder los, obwohl wir kaum was zu uns nahmen. Naja, so waren wir jedenfalls 9 Tage lang in San Cristobal und beschlossen dann aber, uns irgendwo im Grünen weiter auszukurieren.

Lagos de Montebello

Ca. eine Stunde außerhalb von San Cristobal, direkt an der Grenze zu Guatemala liegen die „Lagos de Montebello“ – die Montebello Seen.

Home Sweet Home

Dort fand sich ein schönes Plätzchen direkt am Seeufer und nach 2 weiteren Tagen, waren wir beide fit genug, um eine kleine Spazierwanderung rüber nach Guatemala zu machen. Immer am Seeufer entlang ging es, ganz ohne Pass, über die Grenze ins Nachbarland.

Zu Fuß über die Grenze nach Guatemala
Links Mexiko, rechts Guatemala

Viel zu sehen gab es dort erstmal nicht, außer Souvenirstände und einen kleinen Wasserfall. Aber für uns war das Wichtigste überhaupt erst mal wieder rauszukommen.

Unser erster guatemaltekischer Wasserfall

Während es mir weiterhin nicht so gut ging und ich kaum was essen konnte, ohne dass es mir sofort wieder schlecht wurde (nicht mal Eis ging rein!), war Christian allmählich wieder fitter. Eigentlich hatten wir gehofft entlang der Seen noch eine Radtour machen zu können, aber dann verließ uns auch noch das Wetterglück und wir hatten drei Tage Dauerregen und Nebel.
Als dann schließlich die Batterien und unser Kühlschrank leer war, verließen wir die Seen wieder und bezogen in der nächstgrößeren Stadt mal wieder einen Platz auf dem Parkplatz einer Shoppingmall. Der Parkplatz war erstaunlich ruhig, es gab freies Internet, saubere WCs und natürlich unbegrenzte Einkaufsmöglichkeiten. Was will man mehr? Ja ok, einen Strand oder See vor der Tür, aber das hatten wir ja vorher gehabt. 😉 Wir nutzten diese Infrastruktur, um ein paar Sachen abzuarbeiten und kümmerten uns um liegengebliebenen Adminkram.

Schließlich war ich nach fast 2 Wochen auch wieder einigermaßen auf der Höhe, das Eis schmeckte auch wieder (und blieb drin), somit waren wir bereit für ein neues Reiseland – Guatemala. Diesmal aber richtig.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Oaxacas Pazifikküste

Teil 7 unseres Roadtrips durch Mexiko

7. – 13. Januar 2024

Immer noch im Bundesstaat Oaxaca, ging es aus den Bergen steil hinab Richtung Pazifikküste. Wir kamen im Hippie-Ort Zipolite an und merkten gleich, dass das nicht so unser Vibe ist. Außerdem blockierte eine große Baustelle den halben Ort, sodass es auch keinen schönen Campspot für uns gab. Und wir wollten ja ans Meer. Also zog es uns noch einige Kilometer weiter, bis wir am Rande eines kleinen Dorfes, einen schönen Platz an einem kaum frequentierten Strand fanden. Hier konnten wir direkt am langen Sandstrand stehen und hatten nur wenige Meter bis ins Wasser.

Kein schlechter Vorgarten, oder?

Dort blieben wir zwei Tage, beobachteten wie die Pelikane über die Wellen flogen und surften und bekamen abends die schönsten Sonnenuntergänge geboten.

Puerto Escondido

Dann ging es weiter nach Puerto Escondido, das ist DER Sufer Hotspot der mexikanischen Pazifikküste. Als wir ankamen, war das Wasser jedoch flach, kein Swell zu sehen und somit auch keine Surfer – außer der eine, auf der künstlichen Welle 😉

🙂

Abgesehen davon gab es hier wieder unzählige Verlockungen Geld auszugeben, eine Strandbar war schöner als die andere. Aber statt in Essen und Trinken, investierte ich mein Geld mal wieder in eine Massage, da mein Nacken Probleme machte.

Frisch durchgeknetet ließen wir die Stadt anschließend schon wieder hinter uns und fuhren einen Strand außerhalb an, wo die NGO Vivemar eine Schildkrötenrettungsstation betreibt.

Von den sieben verschiedenen Meeresschildkrötenarten, die es in Mexiko gibt, kommen vier dort an die Strände. Fast alle sind vom Aussterben bedroht, was nicht nur an den natürlichen Fressfeinden in der Luft und im Wasser liegt, sondern auch an der allgegenwärtigen Klimaerwärmung und leider auch an den Menschen. In Mexiko war es nämlich lange normal Schildkröten zu jagen, um ihr Fleisch zu essen und aus ihren Panzern Souvenirs zu machen. Gleiches gilt für die Schildkröteneier. Diese gelten noch immer als Delikatesse, daher werden nachts oft die Nester der Schildkröten von Locals geplündert (oder von streunenden Hunden ausgebuddelt).

Was aussieht wie Reifenspuren, ist in Wahrheit die Spur einer Schildkröte

Organisationen wie Vivemar patrouillieren daher nachts und in den frühen Morgenstunden, wenn die Schildkrötenweibchen an Land kommen, um ihre Eier zu verbuddeln, die Strände, bewachen die Schildkröten beim Legen der Eier und buddeln anschließend die Eier aus, um sie in einem geschützten Bereich wieder im Sand zu vergraben und den Kleinen somit ermöglichen, vor der extremen Sonne und vor allem Fressfeinden geschützt zu wachsen und schließlich zu schlüpfen.

Hier werden die Eier sicher vergraben, bis die Kleinen schlüpfen

Sobald sie geschlüpft sind, werden sie innerhalb weniger Stunden bewacht in die Freiheit entlassen. Und da durften wir nun, kurz nach Sonnenuntergang, dabei sein. In einer kleinen Kokosnussschale bekamen Christian und ich jeweils eine kleine Oliv-Bastardschildkröte (so ein fieser Name für so ein süßes Tier) überreicht. Anfassen durften wir die Tiere nicht. Vorsichtig setzten wir die Kleinen, die wir Flipsi und Schildi tauften, im Sand ab. Das ist ganz wichtig, denn die Tiere „verorten“ sich durch den Kontakt mit dem Sand an genau diesem Strand. Sie mussten dann selbständig ihren Weg ins Meer finden. Rundherum standen freiwillige Helfer der Organisation, die mit Stöcken und Pfeifen die lauernden Vögel verjagten, die nur auf die Gelegenheit warteten, runterzustürzen, um eine der kleinen Schildkröten zu schnappen.

Schildi und Flipsi ließen sich etwas Zeit, schafften es aber letztendlich beide ins Wasser und wurden von einer Welle weggetragen. Unter Wasser lauern nun natürlich tausende andere Gefahren und Fressfeinde. Nur eine von 1.000 Schildkröten überlebt die ersten Tage und Wochen in der großen nassen Welt. Wenn aber alles gut geht, kommen Schildi und Flipsi in 8-10 Jahren genau an diesen Strand nördlich von Puerto Escondido zurück, um dort ihre Eier zu legen. Und dann beginnt der ganze Kreislauf von vorne. Faszinierend, oder?

Für uns war das jedenfalls ein ganz besonderes Erlebnis.

Strandurlaub

Am nächsten Tag schauten wir uns den nächsten Ort an der Küste an, Mazunte. Auch hier herrschte aber ein komischer Vibe, alles drehte sich um Halluzinogene, Tantra Workshops, Breath Work, Chakra-Reinigung und Trance-Tanzkurse. Äh ja… nicht so unsere Welt.

Was wir uns aber anschauten war das Schildkrötenmuseum, das zu unserem Erstaunen alle möglichen Arten von Schildkröten in Terrarien zeigte. Wir hatten gelesen, dass es hier um die Arbeit der lokalen Organisationen geht, die die Schildkröten schützen. Stattdessen standen wir nun schon wieder in einer Art Zoo, der sich noch dazu gerade im Umbau befand, sodass viele Tiere mal wieder in viel zu kleinen Becken hockten. ☹

Ein besonders stacheliges Exemplar

Also kehrten wir Mazunte schnell wieder den Rücken zu und fuhren zurück an unseren Strand, wo wir zu Beginn schon mal zwei Tage verbracht hatten. Dort war nach wie vor nichts los und wir hatten drei Tage lang quasi alles für uns alleine.

Christian baute uns nach und nach mit Palmwedeln ein, sodass wir immer genügend Schatten hatten. So ließen sich die vorbeischwimmenden Wale noch besser beobachten.

Palmen-Pergola 😉
Walbesuch im Vorgarten
Walbesuch im Vorgarten

Ansonsten legten wir hier einfach noch mal drei Tage lang Strandurlaub ein und machten eigentlich nicht viel mehr außer Laufen gehen, Baden gehen und Sonnenauf- und Untergänge beobachten.
Am letzten Abend bekamen wir Gesellschaft von einem australischen Rentnerpaar, die mit einem amerikanischen Wohnmobil unterwegs sind. Wir kamen ins Gespräch und tauschten so manch spannende Reisegeschichte aus. Die beiden reisen schon seit vielen Jahrzehnten um die Welt, haben eine Tour von London bis Kapstadt gemacht, von Deutschland bis in die Mongolei, sind durch Südamerika gefahren und natürlich auch quer über den australischen Kontinent. Wieder mal so eine Zufallsbegegnung, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Huatulco

Nach drei schönen Tagen rissen wir uns los und fuhren weiter die Küste entlang. In der kleinen Stadt Huatulco wollten wir eigentlich nur einkaufen gehen, aber irgendwie gefiel uns der kleine Ort ganz gut und einen schönen Stellplatz mit Meerblick gab es auch. Also beschlossen wir spontan eine Nacht zu bleiben. Unser Platz war ein Aussichtspunkt in einer Sackgasse, der mit einer Schranke gesichert war, die offiziell um 22 Uhr schließen sollte.

Eigentlich ein schöner Platz…
… mit Aussicht

Alkoholgenuss war dort auch verboten, also hofften wir auf eine ruhige Nacht. Naja, hat nicht so ganz geklappt. Ich glaube das war die lauteste und schlafloseste Nacht, die wir bisher auf der Reise hatten. Die ganze Nacht hindurch kamen Locals in ihren Autos oder auf Motorrädern angebraust, spielten super laut Musik (immer mexikanische Folklore und Merenge) und tranken Bier und Schnaps. Und wir mittendrin. Bis 4 Uhr morgens ging das so. Wie das die Anwohner aushalten, ist uns schleierhaft.

So waren wir morgens aber immerhin mit die Ersten am schönen Strand von Huatulco, wo wir ein vorerst letztes Mal in die Wellen hüpften, bevor wir dann den Bundesstaat Oaxaca hinter uns ließen und uns auf den Weg ins Landesinnere von Chiapas machten. 

🙂

Aber dazu demnächst mehr… 😊

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2023 2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Unterwegs in Oaxaca

Teil 6 unseres Roadtrips durch Mexiko

29. Dezember – 7. Januar 2024

Am Nachmittag den 29. Dezember kamen wir in Oaxaca (ausgesprochen: Oahacka), der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates an. Wir bezogen einen wenig schönen, dafür ruhigen und sicheren Platz mitten im Stadtzentrum und machten uns gleich auf die Stadt zu erkunden.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis uns die erste lautstarke Parade entgegenkam. Wir gingen davon aus, dass mal wieder eine Art Stadtfest gefeiert wird, stattdessen war es aber „nur“ eine private Hochzeitsfeier, für die mal eben die Straße gesperrt wurde und mit viel Tam-Tam das Brautpaar gefeiert wurde.

Willkommen in Oaxaca! 😊 Wie wir bei der Walking Tour am nächsten Tag erfuhren, ist die Stadt tatsächlich sowas wie das Festival-Zentrum des Landes – wobei hier ja immer und überall viel und gerne gefeiert wird. Aber Oaxaca ist scheinbar besonders feierwütig, kaum ein Tag, geschweige denn Wochenende, vergeht hier, ohne Festival, Straßenfest, Feuerwerk und Streetfoodmarkt.

Aber auch sonst konnte die Stadt einiges bieten. Natürlich haben die Spanier auch hier für die koloniale Architektur gesorgt, entlang der gepflasterten Straßen hatte jedes Haus in der Altstadt eine andere Farbe. Die darf man sich aber nicht aussuchen, sondern sie wird von der Gemeinde zugewiesen.

Bunte Straßen in Oaxaca
Noch mehr bunte Straßen & Häuser

Außerhalb des historischen Zentrums, und somit außerhalb des Einflussgebiets der UNESCO, ging es dafür noch bunter zu. Viele Hauswände waren mit bunten Murals überzogen. Es gab also unendlich viel zu sehen und zu bestaunen.

Bunte Murals

Zudem ist Oaxaca ein Mekka der Künstler. Es gab Kunsthandwerk aller Art zu entdecken, von tollen Zeichnungen und Malereien, über Töpferkunst und die für die Region typisch buntbemalten Tierfiguren, die Alebrije genannt werden.

Galerie voller bunter Tierfiguren, genannt Alebrije

Das Haupthighlight für uns war aber das Wiedersehen mit Deborah und Miles. Deborah hatten wir auf unserer Antarktis Reise kennengelernt. Wiedergesehen hatten wir sie und ihren Frischangetrauten dann in Cusco, in Peru, wo die beiden gerade auf Hochzeitsreise waren, als wir auch dort waren. Und nun also das dritte Wiedersehen in Mexiko. Ich glaube Deborah ist der einzige Mensch, den wir bisher auf 3 Kontinenten getroffen haben.

Wiedersehen mit Deb & Miles

Wir verbrachten viel Zeit miteinander, besuchten Museen, futterten uns gemeinsam durch das bunte Streetfoodangebot von Oaxaca, tranken den ein oder anderen Wein und Mezcal zusammen und verbrachten schließlich auch den Silvesterabend gemeinsam, der auf dem Zocalo der Stadt damit endete, dass Miles uns Drinks in Blumenvasen besorgte, die für allerhand Neid und Aufsehen bei den umstehenden Personen sorgten.

Darf’s ein bisschen mehr sein?
Immer! 😉

Dementsprechend startete das neue Jahr nicht ganz katerfrei für uns, aber das war es auf jeden Fall wert. Nachdem wir uns von Deb und Miles verabschiedet und für den nächsten Kontinent verabredet hatten, ließen wir Oaxaca nach drei Tagen und Nächten hinter uns und machten uns auf zum nächsten Ziel.

Teotitlan del Valle

40 Minuten außerhalb von Oaxaca liegt der Ort Teotitlan del Valle. Bevor wir uns diesem zuwendeten, bezogen wir aber erstmal einen ruhigen Platz an einem fast ausgetrockneten See, was nur nach vorheriger Anmeldung bei der lokalen Polizei erlaubt war. Die Beamten waren am 1. Januar auch noch nicht so ganz fit und auf der Höhe, aber schließlich kopierte man unsere Pässe und erlaubte uns dann, dort zu campen. Wir erholten uns erstmal von dem Stadttrubel, bevor es am nächsten Tag auf in den kleinen Ort ging.

In Teotitlan dreht sich alles ums Weben. Und zwar so, wie man es noch von vor hunderten von Jahren kennt, mit alten Holzwebstühlen.

Bunte Webkunst

Rund um den Ort gibt es viele Cooperativas, von denen einige nur von Frauen geleitet werden. Eine dieser Cooperativas wollten wir uns gerne anschauen, um zu verstehen, wie die schönen Textilien hergestellt werden. In Oaxaca hatten wir einige tolle Arbeiten gesehen und eine Karte der Cooperativa Ku Dua erhalten. Diese zu finden, war aber gar nicht so einfach. Wir fragten uns im Dorf durch, bis wir schließlich in einem kleinen Café bei Dona Enadina landeten, die uns versicherte, dass sie Teil dieser Cooperativa sei. Auf Besuch waren sie scheinbar nicht vorbereitet, aber sie führte ein Telefonat und stieg dann direkt zu uns in den Van und lotste uns an den Ortsrand, wo die Produktion der Textilien stattfand. So fangen Horrorfilme an… oder eben ganz tolle Begegnungen mit Frauen aus Teotitlan, die uns mit viel Geduld und Leidenschaft ihr Handwerk näherbrachten.

Wir trafen auf Graciela und zufällig auch auf die Dame, die uns in Oaxaca die Karte von Ku Dua gegeben hatte. Zusammen mit Enadina erklärten sie uns Schritt für Schritt, wie man an ein fertiges Webstück kommt.

Die Schafswolle wird zunächst mit rein natürlichen Farben aus Pflanzen und kleinen Insekten, die auf Kakteen leben, den sogenannten Cochinillas eingefärbt. Wie das funktioniert, demonstrierte uns Enadina auf meiner Hand. Aus Rot wurde durch die Zugabe von Limette ein helleres Rot und durch die Zugabe von Kalk schließlich Lila.

Auch Indigo, Gelb und Grün sind natürlich im Farb-Repertoire. Dann ging es daran die Wolle auf Spindeln zu fädeln. Hier durfte Christian, unter Gracielas Anleitung, dann erstmalig Hand anlegen.

Christian spinnt!

Bevor dann die Weberei losgehen kann, muss natürlich entschieden werden was gewebt werden soll und der Webstuhl entsprechend eingestellt werden und die Trägerfäden eingespannt werden. Diese Arbeit kann je nach Webstück ein paar Stunden oder auch mehrere Tage dauern. Was für eine aufwändige Prozedur!

Einstellen des Webstuhls

Dann geht’s ans Weben und hier durften wir uns beide ausprobieren. Gar nicht so einfach, da man Hände, Füße und natürlich die Wolle koordinieren muss und dann noch auf das Muster achten muss, dass dabei herauskommen soll.

Ob aus mir noch eine Weberin wird?

Für einen kleinen Kissenbezug, benötigt Graciela ca. 2 Tage. Ein großer Teppich kann bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen. Unglaublich wenn man dann sieht, welche Preise für diese Handwerksstücke aufgerufen werden. Wenn man verstanden hat, wie aufwändig der ganze Prozess ist, möchte man auch eigentlich nicht mehr groß verhandeln. Es bestand keinerlei Kaufzwang und eigentlich halten wir uns mit Souvenirkäufen ja weitestgehend zurück, aber hier musste natürlich ein handgewebtes Stück von Graciela mit. So ist ein neues Kissen bei uns eingezogen – Kissen kann man (bzw. Anne) nämlich nie genug haben. 😊

Hierve del Agua

Nach dieser schönen und lehrreichen Begegnung machten wir uns weiter zum nächsten Highlight in der Region, dem „Hierve del Agua“ was eigentlich kochendes Wasser bedeutet, was hier allerdings nicht zutrifft. Stattdessen trägt diese Attraktion auch den Namen „Versteinerte Wasserfälle“, was zwar auch nicht richtig ist, aber das ganze doch ganz gut beschreibt.

Blick auf den kleinen „versteinerten Wasserfall“
Und den großen, 30m hohen Wasserfall

Unweit von Teotitlan treten in einer Höhe von ca. 1700m an mehreren Stellen kleine Wasserquellen aus dem Boden. Das Wasser ist kalt und sehr Calciumcarbonat haltig, daher erzeugt es beim Herabfließen diese weiß-gelblichen Ablagerungen, die den Anschein eines versteinerten Wasserfalls erzeugen.

Ein 4km langer Rundweg führt von der Wasserquelle bis hinunter zum 30m hohen „Wasserfall“. Schon ein beeindruckender Anblick.

Versteinerter Wasserfall von unten

Die Quellen haben auch einige natürliche Becken gebildet, in denen man mit herrlicher Aussicht baden kann. Als wir nachmittags dort ankamen, war uns aber eindeutig zu viel los. Somit verbrachten wir die Nacht auf dem Parkplatz der Wasserfälle und hatten den Ort am nächsten Morgen quasi für uns alleine. Wunderschön!

Baden mit Aussicht

Nationalpark Benito Juarez

Bevor wir uns zum nächsten Ziel aufmachten, legten wir einen kurzen Zwischenstopp in Santa Maria del Tule ein, wo es den angeblich dicksten Baum der Welt geben soll. Und ja, der war ganz schön dick! 10m Durchmesser soll der Stamm haben und an die 2000 Jahre alt sein.

Dicker Baum vor kleiner Kirche

Drumherum war allerhand geboten: Karussells, Souvenirs, Snacks, Essensstände, fliegende Händler – dagegen sieht jede Kirmes bei uns blass aus. Also schnell wieder weg und weiter in ruhigere Gefilde.

Uns zog es wieder in die Berge und in den Benito Juarez Nationalpark. Innerhalb des Nationalparks befinden sich sieben von indigenen geführten Dörfern, in den es noch ganz ursprünglich zugeht und man allerhand erleben kann – wenn man sich einen Guide mietet. Über 100km Wanderwege soll es geben, dazu allerhand Mountainbike Optionen. Die Guides waren aber teurer als wir angenommen hatten und betreutes wandern machen wir sowieso nicht so gerne. Also ließen wir uns von einem der Guides eine fachmännische Karte aufzeichnen und nahmen uns einen der vermeintlich leichteren Wege auf eigene Faust vor.

Naja, die Jungs wissen wohl schon, warum sie die Touris sonst nur mit Guide loslassen. Hier und da gab es zwar ein paar Wegweiser und Hinweisschilder, diese zeigten aber gerne mal in die falsche Richtung und führten schlichtweg ins Nichts.

Als ersten Stopp hatten wir uns den Aussichtspunkt „Piedra Larga“ ausgesucht. Irgendwann endete der Weg aber auf einem steilen Hang, rund herum war nichts zu erkennen außer Wiese und Bäume und wir fühlten uns ein bisschen an unsere chaotische Wanderung im Kosovo erinnert.

Wilde Waldwanderung

Wir nahmen drei Anläufe, die aber entweder im Gestrüpp, im Stacheldrahtzaun oder aber wiederum auf einer endlosen Wiese endeten. Schließlich sahen wir unser Ziel aus der Ferne, aber keinen Weg dorthin.

Die kleine Felsspitze hinter den Tannen wäre unser Ziel gewesen.

Da wir aber inzwischen schon höher waren als der Aussichtspunkt selbst, und tatsächlich seit langem mal wieder auf über 3.000m über dem Meeresspiegel, begnügten wir uns mit der Fernsicht, die wir dort bereits hatten und machten uns auf zum nächsten Stopp, einem weiteren Mirador und einer Hängebrücke.

Links der Aussichtsturm, rechts die Hängebrücke

Diese beiden Ziele waren deutlich einfacher zu finden und zu unserer Überraschung, führte hier sogar eine mit PKWs befahrbare „Straße“ hin. Zum Mirador hinauf führte eine knapp 15m hohe, steile Leiter. Nix für schwache Nerven, da das Ding im Wind auch ganz schön schwankte.

Nix für schwache Nerven

Gleiches galt für die über 130m lange Hängebrücke.

Nachdem wir diese überquert hatten, ging auf der anderen Seite wieder die Pfadfinderei los. Schließlich fanden wir aber den kleinen Trampelpfad, der uns irgendwann wieder ins Dorf zurückführte.

Das reichte uns als Abenteuer, für die geführten Touren waren wir schlichtweg zu geizig, somit machten wir uns zurück auf den Weg, an den See nach Teotilan del Valle, wo wir noch mal eine Nacht verbrachten, bevor es dann noch mal nach Oaxaca zurückging.

Monte Alban

Am Stadtrand von Oaxaca erwartete uns noch der „Monte Alban“, eine antike Stadt der Zapoteken, welche ab ca. 500 v. Chr. Erbaut wurde.

Monte Alban

Die eher flachen Bauten und Pyramiden der Zapoteken konnten uns ehrlich gesagt nicht ganz so begeistern und faszinieren wie die bis jetzt gesehenen Maya Stätten, auch wenn die Schätze und Schmuckstücke, die man in den Gräbern dort gefunden hat, ziemlich faszinierend waren. Aber allein für den Rundumblick über Oaxaca und die Berge lohnte sich der Besuch des Monte Alban.

San José del Pacifico

Wir blieben dem Bundesstaat Oaxaca noch ein bisschen erhalten, nahmen nun aber Kurs auf die Pazifikküste. Aber wie es so ist in Mexiko, innerhalb eines Tages kommt man hier nicht weit. Unser Weg führte uns noch mal durch die Berge, entlang einer wunderschönen Panoramastraße und dort schließlich in den Ort San José del Pacifico, auf 2.500m ü.M. Bei klarem Wetter kann man von dort immerhin schon den Pazifik sehen.

Als wir jedoch am Nachmittag dort ankamen, hingen dicke Wolken und Nebel im Tal. Das ist wohl fast jeden Nachmittag so. Wir schauten uns ein wenig im bunten Örtchen um, welches u.a. für seine Magic Mushrooms bekannt ist und somit auch das entsprechende Publikum anzieht.

San José del Pacifico – rustikal bunt
Hier wird mutig an den Hang gebaut.

Pilze sind weder im Essen noch in magischer Form was für uns, von daher fokussierten wir uns auf die anderen Aktivitäten, die man hier tun kann. Als am nächsten Morgen die Sonne rauskam und den Blick ins Tal freigab, zog es Christian direkt auf die „Puente Extrema“ – die Extreme Brücke.

Puente Extrema

Dahinter verbarg sich eine kleine Adrenalinspritze in Form von 27 schaukelnden Stufen über dem Abgrund, an dessen Ende man sich ins Sicherungsseil fallen lässt, um mit der Zipline bis zum Ende der Strecke zu sausen und sich dann von dort, an einem Baum abzuseilen. Klingt doch nach Spaß, oder?

Christian hatte auf jeden Fall Spaß. Danach erklommen wir noch einen der zahlreichen Aussichtspunkte im Ort, in Form einer wackeligen Wendeltreppe, von der man dann wirklich Aussicht bis ans Meer hatte.

Ausblick über San José, bis an den Pazifik

Da wollten wir dann auch endlich hin. Also nix wie los und ab an die Küste.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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2023 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Weihnachten in Mexiko

Teil 5 unseres Roadtrips durch Mexiko

21. – 29. Dezember 2023

Zwei lange Fahrtage brachten uns nach Merida, die Hauptstadt des Staates Yucatan. Bevor wir aber so richtig in die Stadt eintauchen konnten, galt es mal wieder ein technisches Problem zu lösen.

Lichtmaschine die Zweite!

Seit ca. einer Woche hatten wir ein ungewöhnliches Motorgeräusch. Wir hatten in Cancun schon mal einen Mechaniker lauschen lassen, der meinte das es einer der Riemen sein könnte. Wir sollten uns aber keine Gedanken machen und erstmal weiterfahren. Nee is klar!

Unsere Vermutung war, dass das Geräusch von der Lichtmaschine kam. Diese war ja nur eine Flicklösung, nach dem Ausfall zum Beginn unserer Mexiko-Reise, in Veracruz. In weiser Voraussicht hatten wir eine neue LiMa aus Deutschland bestellt und diese, durch puren Zufall, direkt nach Merida, auf einen Campingplatz liefern lassen. Das kam uns nun zugute: genau 27 Minuten vor unserer Ankunft in Merida, leuchtete das rote Batteriesymbol im Cockpit auf. Das bedeutet: die Lichtmaschine läuft nicht mehr richtig. Lt. Handbuch hat man nach dem Aufleuchten der Warnlampe noch ca. 30 Minuten, bis die Batterie, bei Nichtladung, den Geist aufgibt. Wir hielten also die Luft an.
Glücklicherweise hatte Christian vorab schon einen Mechaniker in Merida ausfindig gemacht, den deutschen Auswanderer Oliver. Zu dem rollten wir direkt auf den Hof und es dauerte nicht lange, bis er den Verdacht bestätigte – die Bastel-Lichtmaschine war dahin, eine Neue musste her.

Moby beim Arzt

José Ramon, der nette Betreiber des Campingplatzes bot direkt an, das Neuteil, welches ja bereits bei ihm lag, zu Oliver in die Werkstatt zu bringen. Was für ein Service! Während Oliver unterm Van werkelte, hielten uns seine 8 Hunde und 2 Katzen gut beschäftigt. Nebenbei rettet er nämlich noch verwahrloste Straßentiere.

Anne in paradise!

Noch am gleichen Nachmittag war alles erledigt, die neue Lichtmaschine eingebaut, als Trinkgeld kauften wir zwei große Säcke Hundefutter, über die sich die Hunde und ihr Herrchen gleichermaßen freuten und schon waren wir bereit Merida zu entdecken.

Merida

Merida hat eine lange Geschichte, die bis in die Zeit der Maya zurückreicht. Damals hieß die Stadt noch T’ho. Wie überall in Lateinamerika, brachten die Spanier den Wandel und gründeten im 16. Jahrhundert auf den Ruinen der Maya Stadt das heutige Merida (benannt nach der gleichnamigen Stadt in Spanien). Dementsprechend beherrscht auch hier der koloniale Baustil das Stadtbild.

Altstadt von Merida

In der Innenstadt, kam dann auch fast sowas wie Weihnachtsstimmung auf. Es blinkte und leuchtete an allen Ecken und Enden und auf dem Zocalo der Stadt, stand eine riesige Weihnachtskrippe – inkl. Elefant.

Hilfe es weihnachtet sehr!

Wir verbrachten zwei Tage in der Innenstadt, wanderten durch die bunten Gassen, besuchten ein paar Galerien und Museen, genehmigten uns einen Cocktail mit Aussicht und füllten auf den bunten Märkten unsere Weihnachtsvorräte.

Für die Weihnachtsfeiertage hatten wir uns nämlich auf besagten Campingplatz, etwas außerhalb der Stadt eingemietet. José Ramon und seine Familie haben die Gartenfläche hinter ihrem Haus zu einem einfachen, kleinen Camperparadies umfunktioniert.

Camping in Merida

Dort trafen wir auf Reisende aus Kanada und den USA, die mit deutlich größeren Vehikeln unterwegs waren. Moby war mal wieder der einzige „Kleinwagen“ auf dem Platz. Als erstes machten wir uns daran, unseren Wassertank und die Leitungen noch mal ordentlich zu reinigen, um nach der Verschmutzung auf Yucatan auf Nummer sicher zu gehen. Mit einer selbstgemischten Reinigungslösung aus Essig und Zitronensäure, machten wir uns ans Werk, was besonders unsere kanadischen Nachbarn brennend zu interessieren schien. Sie boten uns mehrmals Hilfe und ihren guten Bleiche- und Chlorreiniger an, um die Leitungen ordentlich zu reinigen. Na Dankeschön. Ich kann mir nichts Leckereres und gesünderes als Bleiche und Chlor in unseren Leitungen vorstellen. Wir blieben also bei unserer Lösung.

Am Weihnachtsmorgen radelten wir dann noch mal in die Stadt, da Christian einen Skatepark entdeckt hatte, den er gerne ausprobieren wollte. Was man an Weihnachten halt so macht.

Am Nachmittag hatte José dann eine Überraschung für alle Gäste – er lud alle zum Weihnachtsessen ein. Um 20 Uhr sollte es los gehen. Als wir gegen 20:20h rüber zum Wohnhaus liefen, sah dort aber noch nichts nach Weihnachtsessen aus. José versicherte uns aber, dass sie in den letzten Zügen seien, es ginge gleich los.

Irgendwann waren dann alle Gäste im Hof seines Hauses versammelt, nur von der Gastgeber-Familie fehlte jede Spur. Gegen 21:15h kam José dann dazu und erklärte uns, dass es an Heiligabend Tradition in Mexiko sei, erst gegen Mitternacht zu essen, da das Jesuskind ja erst geboren werden muss, bevor die Feierei losgehen kann. Klingt logisch. Mit der Aussicht erst um Mitternacht zu essen, wurden aber einige Gesichter um uns herum lang.

Aber die Familie hatte scheinbar Mitleid und tischte gegen 21:30 Uhr ganz groß auf.

Truthahn, geschmortes Schweinefleisch, verschiedene Salate, mexikanische Soßen, Enchiladas, und und und. Josés Frau und seine Mutter hatten scheinbar den ganzen Tag in der Küche verbracht. Der Wahnsinn. Und so lecker!

So hatten wir einen ‚mexiamerikanadischen‘ Weihnachtsabend in bester Gesellschaft, der mit Billard und Tischfußball endete. José und seine Frau Andy waren selig und überglücklich. Sie sind früher selbst viel im Camper gereist und fanden es immer schön, auf Menschen aus allen möglichen Ländern zu treffen und hatten deswegen den Traum, wenn sie mal ein eigenes Haus haben, einen Campingplatz zu eröffnen und mit allen Gästen Weihnachten zu feiern. Heute wird ein Traum wahr sagte Andy immer wieder. Und auch für uns war das inzwischen dritte Vanlife-Weihnachten definitiv ein ganz besonderes.

Weihnachten in Mexiko
Unsere Gastgeber

Wir blieben noch bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag auf dem Platz und genossen die internationale Gesellschaft (es kamen noch Schweizer, Franzosen und Mexikaner hinzu), bevor es dann für uns weiter ging. Für Silvester hatten wir uns mit Freunden im ca. 1.400km entfernten Oaxaca verabredet, also lagen mal wieder ein paar lange Fahrtage vor uns.

Orizaba – Pueblo Magico

Nach einer Nacht auf einem Walmartparkplatz, kamen wir am Nachmittag des 28.12. in Orizaba an. Auch dort verschlug es uns, aus Mangel an Alternativen, wieder auf einen Walmartparkplatz. Zu unserer Überraschung sahen wir von dort aus aber am nächsten Morgen die Spitze von Mexikos höchstem Berg, dem 5.636m hohen Pico de Orizaba (auch Citlaltépetl genannt). Die Besteigung ist nur was für Profis, aber zumindest einen besseren Blick wollten wir gerne haben. Also machten wir uns auf den Weg zum Hausberg der Stadt, dem Cerro del Borrego. Auf diesen führt eine kleine Gondelbahn, aber wer uns kennt, weiß dass wir natürlich lieber laufen – erst recht nach zwei langen Tagen im Auto.

Da geht’s rauf, aber ohne Gondel

Also ging es durch den bunten Ort und schließlich steil hinauf auf den 1.240m hohen Cerro.

Aussicht auf Orizaba

Oben angekommen, gab es dann zwar Aussicht auf die Stadt unter uns, aber der Pico de Orizaba hatte sich in Wolken gehüllt.

Selfie mit Wolken, statt Bergspitze

Zurück im Ort, stärkten wir uns mit Kuchen und schauten wir uns Orizaba natürlich noch an, immerhin trägt die Stadt den Beinamen „Pueblo Magico“ – magisches Dorf. Und ja, auch hier war die bunte Altstadt sehr schön anzuschauen.

Orizaba
Zocalo von Orizaba

Herzstück der Stadt ist außerdem der Palacio del Hierro – der Eisenpalast.

Palacio del Hierro

Dieser wurde von Gustav Eiffel (der mit dem Eiffelturm) höchst persönlich entworfen und beherbergt ein paar kleine Museen und Veranstaltungsräume.

Den Nachmittag verbrachten wir dann entlang des Flusses, der sich durch die Altstadt schlängelt. Links und Rechts des Ufers sind schöne Spazierwege angelegt, die, zu unserer Überraschung, an zoologischen Gehegen vorbeiführten.
Angeblich wurden aber ein Großteil der Tiere dort entweder aus illegaler Privathaltung oder aus Zirkussen gerettet (seit 2015 ist es in Mexiko verboten, Wildtiere im Zirkusbetrieb zu halten) und können daher nicht mehr ausgewildert werden.

An sich eine gute Sache, aber viele der Gehege wirkten viel zu klein und nicht artgerecht für die dort gehaltenen Tiere. Besonders bei den Tigern und Löwen war es ganz schön eng. Viele zeigten auch Anzeichen von Hospitalismus.

Tiger in Orizaba

Einerseits ist es natürlich dennoch faszinierend aus nächster Nähe mehrere Tiger, Löwen aber auch Jaguare, Nilpferde und Wölfe beobachten zu können, aber in Anbetracht der Umstände blieb ein fahler Beigeschmack. Größere Freigehege, die nicht mitten in der Stadt an einer 4-spurigen Straße liegen, wären sicher für alle dort gehaltenen Tierarten angenehmer, auch wenn natürlich alles besser ist, als in Zirkussen oder Hinterhöfen kasteit zu werden. Aus uns werden wohl keine Zoo-Fans mehr.

Wie schön kann ein Tier sein? Jaguar: ja!

Nach einer weiteren Nacht in der Stadt, machten wir uns am 29.12. auf nach Oaxaca, wo uns bereits Deborah und Miles erwarteten.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

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2023 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Unterwegs auf der Yucatan Halbinsel – Teil 2

Teil 4 unseres Roadtrips durch Mexiko

11. – 20. Dezember 2023

Aufgrund einer regenreichen Kaltfront ließen wir die Küste am 11. Dezember hinter uns und machten uns auf den Weg ins „Hinterland“ der Yucatan Halbinsel. Unser erster Stopp dort, war die im 16. Jahrhundert von den Spaniern gegründete Stadt Valladolid. Hier erwartete uns koloniale, bunte Architektur, statt moderner Hotel-Resorts.

Wir parkten direkt an einem der berühmtesten Gebäude der Stadt, dem Convento San Bernardino. Von dort schlenderten wir durch die bunte Altstadt, schauten uns die schönen Handwerksläden an und widerstanden erfolgreich der Versuchung, uns in einer der zahlreichen, einladenden Bars niederzulassen.

Bunte Straßen in Valladolid

Cenoten-Hopping

Stattdessen nutzten wir Valladolid als Ausgangspunkt für ein paar ganz besondere Highlights: Cenoten.
Cenoten sind natürliche Süßwasserquellen, welche in den meisten Fällen durch Einstürze von Kalksteinhöhlen entstanden sind. Yucatan ist voll davon, es soll mehrere tausende solcher natürlichen Pools geben. Manche befinden sich in geschlossenen Höhlen, andere sind nach oben offen. Cenoten werden auch oft mit der auf Yucatan allgegenwärtigen Maya Kultur in Verbindung gebracht. Für die Mayas waren Cenoten heilige Orte, wo mitunter auch Opfergaben erbracht wurden.

Früh am Morgen machten wir uns auf den Weg zur Cenote Suytun. Diese ist sowohl bei Einheimischen als auch Touristen sehr beliebt, da sie in einer Höhle liegt, in deren Decke sich nur ein kleines Loch befindet, durch das einmal am Tag die Sonne hineinscheint. Außerdem hat man hier eine Plattform gebaut, welche ein beliebtes Fotomotiv darstellt. Daher werden hier tatsächlich Busweise die Menschenmassen rangekarrt und (zumeist) Frauen, setzen sich in ihren schönsten Kleidchen in Szene.
Um dem zu entgehen, standen wir 5 Minuten vor der offiziellen Öffnungszeit vor dem Eingang zur Cenote und waren dadurch auch mit die Ersten an dem Tag, die diesen magischen Ort betreten konnten.

Cenote Suytun

Natürlich nutzten auch wir die Plattform für die obligatorischen Fotos und wagten uns dann, mit Schwimmwesten ausgestattet, die hier leider Pflicht sind, ins kühle Nass. Sehr zum Ärger der inzwischen angekommenen anderen Gäste – denn diese wollten uns nicht durch ihre Bilder schwimmen sehen. Aber wir waren ja nun mal hier, um die Cenote komplett zu erleben, und nicht nur um Fotos zu knipsen (wie tatsächlich 90% der anderen Besucher). So blieben wir die einzigen im Wasser, was ich bis heute nicht verstehen kann, da man vom Wasser aus die Höhle viel besser bestaunen konnte.

Auf dem Weg zurück nach Valladolid, holte uns dann erstmal ein anderes Thema ein. Schon ein paar Tage zuvor hatten wir bemerkt, dass unser Wasser etwas komisch schmeckte. Bevor wir den Tank erneut befüllen wollten, warfen wir mal einen Blick ins Innere und mussten leider feststellen, dass wir jede Menge Dreck im Wasser hatten, der sich auf dem Boden des Tanks abgesetzt hatte. Igitt! Irgendwo hatten wir also schlechtes Wasser erwischt. Das ist uns bisher noch nie passiert, da wir das Wasser auch immer filtern, vor dem Einfüllen. Hier auf Yucatan war das oft nicht möglich gewesen, da der Wasserdruck nicht ausreichte. Jetzt hatten wir den Salat und mussten erstmal einen Reinigungstag einlegen, den Tank komplett leeren, reinigen und durchspülen. Um auch die Leitungen zu reinigen, fehlten uns die Mittel, in den angrenzenden Supermärkten waren nur aggresive Chemie-Reiniger zu bekommen. Also verschoben wir das auf einen späteren Zeitpunkt.

Den Nachmittag verbrachten wir erneut in der Altstadt von Valladolid, bevor es am nächsten Morgen weiter auf Cenoten-Tour ging. Die zweite Cenote, mit dem Namen Hacienda Oxman, sollte unser absolutes Cenoten-Highlight werden.

Diesmal erwartete uns ein offenes Sinkloch, schon der Anblick von oben war irre!

Cenote Oxman

Unten angekommen, sah das Ganze noch faszinierender aus. Das tiefblaue Wasser in dem fast perfekt kreisrunden Becken, mit den von oben hereinwachsenden Luftwurzeln. Einfach traumhaft!

So schön!

Und das Beste: ausser uns waren nur 4 weitere Personen da. Die Oxman Cenote ist nicht so bekannt und beliebt wie andere Cenoten, daher blieb das auch so. Während Christian gar nicht genug von der „Tarzanschaukel“ bekam und vermutlich ein Dutzend Mal von dieser 4m hinab ins Wasser sprang (mir hat einmal gereicht), drehte ich unzählige Runden um die ins Wasser wachsenden Luftwurzeln oder lag einfach auf dem Rücken im Wasser und starrte in den Himmel. So was abgefahrenes!

Tarzan war auch da

Die dritte Cenote die wir uns rausgesucht hatten, genannt Samaal, war ebenfalls eine offene Höhle. Die Besonderheit hier war, dass nicht nur Luftwurzeln hineinragten, sondern auch ein kleiner Wasserfall von der Deckenkante ins Becken stürzte.

Cenote Samaal

Wir hatten zufällig perfektes Timing: als wir ankamen, kam gerade eine deutsche TUI Reisegruppe an, die scheinbar ziemlich Wasserscheu war. Es sprangen nur 3 Leute aus der Gruppe kurz ins Wasser und verschwanden dann sogleich wieder, sodass wir auch diesen Ort fast 20 Minuten für uns allein hatten, bis die nächsten Busgruppen eintrafen und sich die Cenote in eine große Menschensuppe verwandelte. 😉

Trotz des Massentourismus, waren diese Orte absolute Yucatan-Highlights für uns. Da die Eintrittspreise aber nicht so ganz billig sind (in ganz Mexiko haben im letzten Jahr die Preise stark angezogen), beließen wir es bei diesen 3 Cenoten und machten uns auf zum nächsten Tourimagneten, aber auch kulturellem Highlight der Halbinsel: der antiken Maya Stadt „Chichen Itza“.

Chichen Itza

Was Machu Picchu für die Inkas war, das war wohl Chichen Itza für die Mayas. Die Stadt wurde zwischen dem 7. – 10. Jahrhundert gegründet und soll das wichtigste Handelszentrum der Kultur gewesen sein, sowie politisches Zentrum und ebenfalls ein bedeutender religiöser Ort. Heute zählt die antike Stadt zu den neuen 7 Weltwundern (wie auch Machu Picchu).

El Castillo

Das bedeutendste Bauwerk ist sicher die „El Castillo“ genannte, 30m hohe Pyramide. Dises imposante Bauwerk wurde als Kalender genutzt – auf jeder der vier Seiten gibt es jeweils 91 Stufen, was zusammen mit der obersten Plattform 365 Stufen ergibt. Darüber hinaus gibt es viele kleinere Pyramiden und weitere Gebäude, an deren Steinen man an vielen Stellen noch gut erhaltene Fresken findet.

Außerdem gibt es einen großen Ballsportplatz (kein Scherz) und sogar eine Art Sternwarte, von der aus man den Stand von Sonne, Mond und Sternen beobachtet hat, um so die Jahreszeiten zu bestimmen und die Ernten zu planen.

Auf dem Gelände liegt auch eine Cenote, in denen angeblich viele Menschen, aber auch Tiere und Schmuckstücke geopfert wurden, um die Götter zu besänftigen.

Auch in Chichen Itza waren wir wieder kurz vor der offiziellen Öffnungszeit vor Ort, um den Massen und vor allem auch der Hitze zu entgehen. Beides gelang uns und als wir gegen 10:30 den Rückweg antraten, waren wir auch sehr froh mit der Entscheidung. So überlaufen wie diese Orte auch sind, genauso faszinierend sind sie aber auch. Was für eine spannende Kultur!

Puerto Morelos

Nach diesen ganzen Highlights zog es uns zurück an die Küste. Wir fuhren wieder nach Puerto Morelos, wo wir diesmal 5 Tage und Nächte blieben. Wir legten einen reinen Strandtag ein, mieteten uns in einer Beachbar ein und schnorchelten direkt vom Strand aus zu einem kleinen, vorgelagerten Riff, wo es allerhand große und kleine Fische zu sehen gab.

Nur ca. 50 m vom Strand entfernt, liegt hier außerdem das „Ojo de Agua“ (das Wasserauge). Hinter der Bezeichnung verbirgt sich eine weitere Cenote, die hier direkt ins Meer austritt. Unter Wasser erkannte man nicht mehr als ein unförmiges Loch im Boden, beim drüber schwimmen merkte man aber, wie das Süßwasser (!) herausströmte, welches deutlich kälter war als das Meerwasser.

🙂
Ganz schön schön!

Wir lernten außerdem Alejandro kennen, der in Puerto Morelos einen Schnorchel-Shop betreibt. Statt mit ihm eine Tour zu buchen, gab er uns den Tipp, ans Ende des Orts zu fahren, von wo aus eine Sandpiste zu einem abgelegenen Strand führt, von dem aus man direkt in ein größeres Riff schnorcheln kann. Das wollten wir natürlich ausprobieren und schwangen uns auf die Räder. Die Radtour wurde allerdings zur halben Wattwanderung – durch den vielen Regen in den Tagen zuvor, war die buckelige Sandpiste stellenweise total überspült. Die tiefen Pfützen reichten uns bis ans Knie.

Rad-Matsch-Tour

Also war viel schieben angesagt. Einige Locals ließen sich aber nicht von den Straßenverhältnissen abhalten und fuhren selbst mit normalen PKWs durch die Wasserlöcher, was zu blubbernden Auspuffen führte.

Angekommen am Strand, ketteten wir die Räder an den Leuchtturm und machten uns auf die Suche nach einer guten Stelle, um ins Wasser zu gehen. Das Riff ging hier wirklich bis an den Strand, allerdings war das Wasser so flach, dass an schwimmen oder gar schnorcheln nicht zu denken war. Wir unternahmen zwei Versuche eine geeignete Stelle zu finden, dann zog sich von einer Sekunde auf die andere der Himmel zu, und es begann zu schütten.

Nass waren wir – leider nicht vom schnorcheln

Nass waren wir dann also, aber gesehen haben wir nix. Der Himmel blieb grau und bewölkt, aber in der Ferne sahen wir, dass es über Puerto Morelos noch sonnig war. Also zogen wir mehr oder weniger unverrichteter Dinge wieder ab und traten den Rückweg nach Pto. Morelos an. Dort schien tatsächlich die Sonne, so dass wir dort noch mal auf unsere Schnorchelkosten kamen.

Aber auch abgesehen vom Strand, bot der kleine Ort das ein oder andere Highlight. In mehreren Bars wurde jeden Abend Livemusik gespielt und unsere Lieblingskneipe war schnell gefunden. Im Lauro’s trat fast jeden Abend eine andere Rock Coverband auf, die sich alle sehen, bzw. hören lassen konnten.

Außerdem trafen wir auch wieder auf den ein oder anderen Reisenden, wie z. B. Sari und Marco aus der Schweiz, die mit ihrem VW Bus in Kanada gestartet sind und noch bis nach Argentinien wollen. Also gab es wieder viel auszutauschen. 😊

Cancun

Irgendwann rissen wir uns dann aber doch los und nahmen Kurs auf DEN Touri-Hotspot an der Küste: Cancun, auch Süd-Miami genannt. Wir ahnten schon das die Stadt nix für uns sein wird, anschauen wollten wir uns den Wahnsinn aber dennoch.

Wem Cancun kein Begriff ist: dass ist der Ort, an dem viele Amerikaner (und Kanadier) gerne ihren All-Inclusive Urlaub verbringen. Dort ist wirklich alles auf das amerikanische Publikum ausgerichtet, es gibt eine Vergnügungsmeile die wie der Strip in Las Vegas anmutet, alle möglichen Restaurantketten aus den USA und natürlich Hotels und Resorts soweit das Auge reicht. Wirklich.

Willkommen in Amerika
Luxus-Resorts und Golfplätze soweit das Auge reichte

Mit Mexiko hat das nichts zu tun. Der US Dollar ist hier die Währung der Wahl, was sich auch in den Preisen niederschlägt. Wir fuhren also nur mal durch die sogenannte Zona Hotelera (die Hotelzone), welche direkt am Meer liegt, was man aber von der 4-spurigen Straße aus nicht sieht, da hier jeder Zentimeter bebaut wurde. Alle Strände sind privatisiert, wer kein Hotelgast ist, kommt nicht an die Wasserkante. Crazy!

Wir machten es uns zur Aufgabe doch noch ein bisschen Mexiko in Cancun zu finden und wurden auf dem Markt im weit vom Strand abgelegenen Stadtzentrum fündig. Hier ging es zu, wie man es von Märkten in Mexiko so kennt. Es gab von Obst und Gemüse bis hin zu Pinatas und Dekorationen aller Art nahezu alles zu kaufen, es herrschte munteres Treiben und die Taco Stände versuchten jeden Passanten zum essen zu bewegen. Hat dann auch irgendwann bei uns geklappt.

Mexikanische Märkte…
… und Tacos 🙂

Mehr gab es aber nicht zu entdecken, also bezogen wir einen wenig idyllischen Platz am vermutlich einzigen öffentlichen Strand von Cancun, der aber zugegebenermaßen auch ziemlich schön war.

Strand in Cancun
🙂

Hier verbrachten wir die Nacht und nutzten natürlich noch mal die Badegelegenheit, bevor wir die Küste von Yucatan endgültig hinter uns ließen. Inzwischen war schon der 20. Dezember und Weihnachten wollten wir im 300km entfernten Merida verbringen. Außerdem war da plötzlich ein Motorgeräusch, dass dringend mal untersucht werden musste. Auch dafür hatten wir schon einen Kontakt in Merida. Also wurde es höchste Zeit sich auf die Socken zu machen.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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2023 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Unterwegs auf der Yucatan Halbinsel – Teil 1

Teil 3 unseres Roadtrips durch Mexiko

2. Dezember – 11. Dezember 2023

Am 2. Dezember ließen wir Belize hinter uns und machten uns erneut auf nach Mexiko. Wir waren gespannt, ob es diesmal einfacher werden würde, einen möglichst langen Aufenthalt im Land zu erhalten. Aber leider gerieten wir erneut an eine scheinbar misstrauische und schlechtgelaunte Migrationsbeamtin, die sofort hinterfragte, warum wir 90 Tage (von 180 möglichen Tagen) in ihrem Land bleiben wollen. Wieder erklärten wir das wir einen Camper haben und gerne das ganze Land bereisen wollen, aber auch noch mal nach Guatemala abbiegen werden. Sie erklärte uns, dass 90 Tage eine lange Zeit seien (ach was!) und dass wir einen Beweis liefern müssten, dass wir wirklich reisen wollen und uns nicht irgendwo illegal niederlassen. Herrje…
Also buchten wir spontan zwei verschiedene Hotels für die weit entfernte Zukunft, mit der sie uns dann zähneknirschend 90 Tage Aufenthalt gewährte. Na also, geht doch!

Sofort nachdem wir den Grenzposten hinter uns gelassen hatten, stornierten wir die Buchungen wieder und versuchten uns von dem Geschehnis nicht gleich wieder die Laune verderben zu lassen.

Aber kaum hatten wir unser erstes Ziel erreicht, war der ganze Grenzprozess sowieso gleich wieder vergessen.

Laguna Bacalar

Es verschlug uns an die sogenannte 7-farbige Lagune Bacalar, welche vor allem zwei Farben hat: blau und türkis.

Laguna Bacalar

Wir fanden ein nettes und etwas abseits der Straße gelegenes Balneario (Strandbad), bei dem wir unter Palmen campen konnten und es nur wenige Schritte bis zum Ufer der Lagune waren.

Wohnen unter Palmen

Dort verbrachten wir zwei Nächte. Ab spätestens 18 Uhr, waren wir immer die einzigen auf dem Gelände (abgesehen von ein paar Affen in den Bäumen) und hatten auch bei Sonnenaufgang die Lagune ganz für uns alleine. Magisch!

Sonnenaufgang an der Lagune

Mit einem Leihkajak wagten wir uns schließlich etwas weiter raus auf die Lagune und lernten dabei auch, welchem Phänomen die Lagune ihre Farbe verdankt. Diese kommt durch die sogenannten Stromatolithen. Das sind biogene Sedimentgesteine, die durch Sedimentpartikel und Mikroorganismen im Wasser entstanden sind und als älteste Organismen der Weltgeschichte gelten. Allerdings sind auch diese vom Aussterben bedroht, es gibt sie nur noch an 30 Orten, verteilt auf 12 Länder.

Nach zwei schönen Tagen rissen wir uns schließlich los und schauten uns den Ort Bacalar an, der wesentlich touristischer daherkam als wir gedacht hatten. In den vielen schönen Bars, Restaurants und Hippie-Läden, hätte man einiges an Geld ausgeben können, also suchten wir zum Eigenschutz lieber das Weite. 😉

Mahahual

Wir steuerten als nächstes den Küstenort Mahahual an. Dies war ein Tipp den wir von unserem Mechaniker Eduardo bekommen hatten. Angeblich sollte es dort weniger touristisch sein, dafür schöne Strände geben und günstigen Lobster. Wir fanden einen traumhaften Stellplatz direkt am Meer, am Fuße des Leuchtturms, mussten dann aber schnell feststellen das Eduardo wohl schon länger nicht mehr selbst hier gewesen war.

Strandplatz in Mahahual – mit Schiff im Vorgarten

Seit einigen Jahren ist hier nämlich eine Anlegestelle für die ganz großen Kreuzfahrtschiffe, die vor allem Amerikaner durch die Karibik schippern. 5x pro Woche legen 1-2 dieser Riesen in Mahahual an und spucken eine Horde Tagestouristen aus, die tatsächlich jedes Amerika-Klischee erfüllen, das man so kennt.

In Mahahual selbst gibt es nicht viel zu sehen und erleben, außer die Beachbars, in denen man sich für einige Peso den ganzen Tag einmieten kann, um zu essen, trinken, baden und noch mehr zu trinken.
Natürlich gibt es aber auch einige Anbieter für Schnorchel- und Tauchtouren, da das Great Barrier Reef, welches wir schon in Belize erschnorchelt hatten, auch noch hier vor der Küste verläuft. Wir erkundigten uns bei einer Agentur nach den möglichen Touren.
So ganz überzeugt waren wir jedoch nicht, die Touren erschienen uns hier doch sehr auf das amerikanische Publikum ausgelegt und viele Anbieter gaben auch offen zu, vor allem die Schildkröten anzufüttern, um den Touristen eine tolle Show zu bieten. Das wollten wir auf jeden Fall vermeiden.

Und wie es der Zufall wollte, entdeckte uns Michael, als wir uns gerade bei einem der Anbieter standen. Er sprach uns direkt an, ob wir auf der Suche nach einer Schnorcheltour seien. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, das Michael, der ursprünglich aus den USA ist, seit 10 Jahren in einem alten Wohnwagen in Mahahual, direkt am Strand lebt. Er ist schlicht und ergreifend hier hängen geblieben und ist wohl das, was man einen Lebenskünstler nennt. Jeden Morgen schwimmt er raus ans Riff und schaut, wie die Sichtverhältnisse unter Wasser sind. Mit den Infos versorgt er dann die Tourenanbieter, wobei diese vermutlich auch bei komplett schlechten Bedingungen und Null Sicht mit zahlungswilligen Touris rausfahren.

Er bot uns jedenfalls an, uns am nächsten Morgen mit raus zum Riff zu nehmen, welches er wie kaum einer im Ort kennt. Statt mit einem Boot, wird beim ihm aber alles schwimmend, direkt vom Strand aus gemacht. Das klang nach einem spannenden Abenteuer. Wir verabredeten und mit ihm für den nächsten Morgen.
Ausgestattet mit Schnorchelmasken und Schwimmwesten, ging es also vom Strand aus raus aufs offene Meer. Schon bald kamen wir an den Ausläufern des Riff an und konnten bunte Korallen und noch mehr bunte Fische bestaunen. Das Highlight lag noch etwas weiter draußen im Meer, eine sogenannte Elchgeweih-Koralle. Diese sieht tatsächlich aus wie das Geweih eines großen Elches. Wahnsinn! Mangels wasserfester Kamera gibt es leider keine Beweisbilder, ihr müsst uns einfach so glauben. 😉

Inzwischen waren wir ganz schön weit draußen und das Meer war an dem Tag ziemlich aufgewühlt und wir daher dankbar mit Schwimmwesten ausgestattet zu sein. Zwischendurch waren die Wellen so hoch, das ich tatsächlich etwas seekrank wurde. Beim schnorcheln!! Oh Mann… Wasser ist einfach nicht mein Element, leider.
Unterwasser ließ es sich aber aushalten und dort gab es ja sowieso Spannenderes zu sehen. Insgesamt waren wir fast 2 Stunden mit Michael draußen, an Stellen wo keine organisierte Schorcheltour hinfährt. Zwar sahen wir keine Wasserschildkörten, aber dafür so viele verschiedene Korallen und Fische wie vermutlich niemals zuvor. Eine einmalige Tour.

Tulum

Nach einer zweiten Nacht unterm Leuchtturm, ging die Reise weiter und brachte uns in einen der Touri-Hotspots der Yucatan Halbinsel: Tulum. Was vor wenigen Jahren noch ein verschlafener Ort, mit endlosen Sandstränden und türkisblauem Wasser gewesen sein muss, ist inzwischen die kleine Schwester von Cancun. Entlang des Strands wurde ein Luxus-Resort-Bunker an den nächsten gebaut, es gibt nur noch eine kleine Handvoll öffentlicher Strände, der Rest ist privatisiert oder gehört zu teuren Beachbars. Der Ort selbst, besteht hauptsächlich aus einer 4-spurigen Straße, an deren Rändern sich ein hippes, westliches Restaurant, Cocktailbars, Boho-Modegeschäfte, Cafés und Souvenirgeschäfte reihen. Außerdem gibt es hier erstaunlich viele Apotheken, die groß mit freiverkäuflichem Viagra und Muskelrelaxans werben. OK.

Aber wir waren nicht fürs Viagra hier, sondern in erster Linie für die Maya Ruinen von Tulum. Nach einer mückengeplagten Nacht auf einem einfachen Parkplatz, machten wir uns kurz nach Sonnenaufgang auf zu den Ruinen, welche im 13. Jahrhundert, in einmaliger Lage direkt am Strand und den Klippen von Tulum gebaut wurden.

Maya Stätte in Tulum

Zu dieser frühen Uhrzeit war nur wenig los in der Anlage und auch die Temperaturen noch aushaltbar, so konnten wir uns in aller Ruhe die Überreste der Pyramiden und Paläste anschauen und vor allem die Aussicht genießen.

Maya Stätte in Tulum

Ein Traum!
Ab 10 Uhr trafen dann die Massen ein, also nix wie weg. Wir packten die Räder aus und machten uns auf, den schönsten Strand rund um Tulum zu entdecken. Wir mussten nicht lange suchen, am Playa Paraiso, hatten wir wirklich das Strandparadies entdeckt.

Karibikküste wie man sie sich vorstellt

Kurzentschlossen sprangen wir hier auf ein Boot auf, dass uns raus zum Riff brachte, wo wir erneut Rochen und auch endlich Schildkröten sahen. Ganz ohne anfüttern.

Zudem kamen wir auch noch mal an den Ruinen vorbei, was vom Wasser aus auch noch mal ein toller Anblick war.

Die Ruinen vom Wasser aus gesehen

Wir verbrachten noch ein bisschen Zeit am Strand, bevor wir uns am späten Nachmittag wieder raus aus dem Gewusel machten und auf Stellplatzsuche gingen. Diese gestaltete sich alles andere als einfach, da einfach die komplette Karibikküste auf der Yucatan Halbinsel bebaut ist. Ein Resort am nächsten. Vom Hard Rock Hotel bis zum Nickelodeon-Hotel und Wasserpark war alles dabei. Die Zielgruppe ist damit wohl auch klar. Wirklich eine Schande, dass die Mexikaner ihre gesamte Küste so zubauen und für Einheimische und Besucher mit kleinem Budget kaum noch Möglichkeiten bestehen, ans Meer zu kommen.

Schließlich wurden wir in einem kleinen Ort fündig, wo wir auf einer Art Wiese direkt vor einem kleinen Maya Tempel einen Platz für die Nacht fanden. Das musste genügen.

So ein Maya-Tempel im Vorgarten ist schon was besonderes. 😉

Playa del Carmen

Von dort ging es am früh am Morgen weiter in die nächste Touristenhochburg: Playa del Carmen. Der Ort ließ Tulum geradezu unterentwickelt wirken. Hier bestand die gesamte Stadt aus Fußgängerzonen, an denen sich Shoppingmalls an Restaurants, Verkaufsbuden aller Art und wiederum Hotels reihten. Mit Mexiko hat das alles nichts zu tun. Einige Straßen waren sehr schön gestaltet, mit viel altem Baumbestand und Pflanzen, dafür kam man hier aber fast gar nicht mehr an den Strand, dieser war bis an die Wasserkante bebaut mit Resorts und Beachclubs, alles privatisiert. Wir fanden einen Parkplatz an einem der wenigen öffentlichen Strandzugänge, der hier ganze 4m breit war. Man konnte also einmal ins Wasser laufen und wieder raus. Kein Platz für Handtücher, Sonnenschirme oder sonst was. Crazy! Wer will denn hier seinen Urlaub verbringen?

Strandidyll in Playa del Carmen

Viele nutzen Playa del Carmen auch als Ausgangspunkt für Ausflüge auf die vorgelagerte Insel Cozumel. Allerdings waren die Wassertaxis teuer, die Touren für uns unbezahlbar und letztendlich sah es auf der Insel nahezu genauso aus wie im Ort selbst: vollbebaut und überquellend mit Touristen. Wir verbrachten eine Nacht in Playa, fanden aber kaum Schlaf, da es zum einen sehr warm war und zum anderen der kleine Strandzugang sich bis in die frühen Morgenstunden großer Beliebtheit erfreute.
That’s Vanlife in Yucatan!

Finca Kookay & Puerto Morelos

Wir brauchten erstmal einen Tag Ruhe und fuhren daher ein Stück weg von der Küste und rein ins Hinterland. Auf der ‚Finca Kookay‘ bei Armado und seiner Frau, fanden wir einen Platz quasi mitten im Dschungel. Die beiden betreiben eine kleine Eco Finca, die sie gerne auch für Overlander wie uns öffnen. Außerdem befand sich auf dem Gelände ein Pickle-Ball Platz – das scheint ein bei Amerikanern und Kanadiern sehr beliebter Trendsport zu sein und ist eine Mischung aus Tennis, Badminton und Tischtennis.

Da wir alleine waren, nutzten wir den Platz für ein Federball-Match – unser Federballset war glaube ich seit Bosnien-Herzegowina nicht mehr zum Einsatz gekommen und musste erstmal entstaubt werden. Aber dann lockte das spannende Match, sogar die Affen aus den Bäumen! 😉

Federball im Dschungel
Die Affen konnten es kaum glauben!

Am nächsten Morgen fand dann tatsächlich ein kleines, privates Turnier auf dem Platz statt, wobei sich die rund 20 Amerikaner und Kanadier fast mehr für uns, den Van und unsere Reise interessierten.

Nach der kleinen Erholungspause im Dschungel, wagten wir uns zurück an die Küste und in den Ort Puerto Morelos, der einer der wenigen Orte ist, die noch nicht komplett zugebaut sind. Hier gab es zwar keine besonders schönen Stellplatz für uns, aber dafür war die Atmosphäre hier total entspannt und einladend.

Kleiner Hafen in Puerto Morelos

Hier wären wir gerne länger geblieben, aber leider spielte das Wetter nicht mit. Für die nächsten Tage war eine Kaltfront mit viel Regen vorhergesagt (es ist eben auch in Mexiko Winter), somit beschlossen wir erst ins Innere der Halbinsel zu fahren und später zurück nach Puerto zu kommen.

Also nahmen wir Kurs auf Valladolid und die berühmteste Maya Stätte des Landes.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

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2023 Blogbeiträge Der Van Kolumbien Mexiko Technik & Logistik

Die Überquerung des Darian Gap – Ein Drama in 3 Akten

Wie wir bereits in unseren vorherigen Berichten aus Mexiko angedeutet haben, lief bei unserer zweiten Verschiffung auf dieser Reise vieles leider anders als geplant und wir haben eine ziemlich anstrengende Zeit hinter uns. Wir haben den ganzen Prozess hier sehr detailliert niedergeschrieben, für Viele ist das sicher nicht allzu spannend zu lesen, aber für uns war es wichtig es genauso festzuhalten.

Das Darian Gap

So schön es auch ist die Panamericana zu bereisen, der größte Nachteil ist eindeutig, dass es zwischen Süd- und Zentralamerika leider keine Möglichkeit gibt, die Kontinente auf dem Landweg zu wechseln. Denn dazwischen liegt das berühmt berüchtigte Darian-Gap.
Zwar besteht hier eine Landverbindung, allerdings haben hier nach wie vor die Drogenmafia und Rebellen das Sagen. Auch gibt es keine befahrbaren Straßen, sondern nur Pfade durch mehr oder weniger undurchdringlichen Dschungel. Jahr für Jahr machen sich hier tausende verzweifelte Flüchtlinge, die sich in Zentral- oder Nordamerika ein besseres Leben erhoffen, auf den Fußmarsch, den viele nicht überleben.

Das Darian Gap

Für Reisende und Overlander heißt es daher: Fahrzeuge müssen verschifft oder mit dem Flugzeug nach Panama oder ein anderes Land des Kontinents gebracht werden. Für Motorräder ist die Flugoption tatsächlich noch erschwinglich, für Van- oder Wohnmobilfahrer natürlich nicht. Daher stand auch für uns ab Kolumbien die nächste Verschiffung an. Da wir Panama, Nicaragua und Costa Rica bereits auf unserer ersten Weltreise bereist haben und die Grenzen rund um Nicaragua auch zu den kompliziertesten des Kontinents gehören, wollten wir uns diese drei Länder ersparen und entschieden uns für eine Verschiffung direkt nach Mexiko. Die übrigen zentralamerikanischen Länder unterhalb, werden wir dann von dort aus bereisen.

Der Preis war übrigens mehr oder weniger der Gleiche, auch wenn Panama natürlich nur einen Katzensprung von Kolumbien entfernt liegt und die Verschiffung gerade mal 2 Tage dauert. Dennoch wird die Situation mit dem Darian Gap hier schamlos ausgenutzt und für Verschiffungen und Warentransport hier ordentlich abkassiert. Pro m³ Fahrzeug, fallen hier im Durchschnitt ca. 110 USD an.

Die Verschiffung nach Veracruz, am Golf von Mexiko, sollte auch nur 6 Tage dauern und war daher, verglichen mit der langen Überfahrt von Hamburg nach Montevideo auch nur ein Katzensprung für unseren Moby Dick. Soweit die Theorie!

Was wir allerdings bei dieser Verschiffung erlebt haben, lässt sich vermutlich mit einem bekannten Fußballerzitat am besten zusammenfassen:

Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu.

Jürgen Wegmann

Aber von Anfang an:

1. Akt:

Vorbereitung & Verladung in Kolumbien

In Kolumbien begann noch alles recht entspannt. Wir zogen am 29. September in ein kleines AirBnB Apartment und bereiteten dort alles für die Verschiffung vor. Denn der Van musste weitestgehend leer sein. Lebensmittel, Getränke, Medikamente, Neuwaren, Bargeld, Wertsachen – nichts davon durfte im Fahrzeug verbleiben. Selbst Gewürze und trockene Lebensmittel wie Nudeln, Reis und Co. mussten raus. Gasflasche und Dieseltank mussten ebenfalls möglichst leer sein.

Außerdem sollte das Auto sowohl von außen als auch von Innen gereinigt sein. Also drehten wir alles mal wieder auf links, leerten alle Schränke, legten einen Waschmarathon hin und schließlich brachte Christian den Van am 2. Oktober morgens zum Hafengelände. Ich durfte leider nicht mit, da es immer nur dem Fahrzeughalter erlaubt ist, das Hafengelände zu betreten. ☹

Bye-bye Moby. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nahmen wir Abschied in Cartagena.

Dort erfolgte zunächst die offizielle Ausreise, unser TIP (Temporary Import Permit), den man in jedem Land bei der Einreise mit dem eigenen Fahrzeug erhält, wurde als ungültig gestempelt. Der Van musste von da an am Hafen verbleiben und eigentlich wäre dann für diesen Tag erstmal alles erledigt gewesen.

Eigentlich!

Doch dann fiel jemandem ein dämlicher Formfehler auf einem der hafeninternen Dokumente auf. Unsere Agentin vor Ort, hatte eine falsche Zahl übermittelt und damit ließen die Beamten Christian das Hafengelände nicht verlassen. Erst müsse das Formular geändert werden, bevor Christian den Van alleine lassen dürfe. Sowas sollte ja eigentlich kein Problem sein.
Wie gesagt, eigentlich!
Aus irgendeinem Grund dauerte es aber fast 5 Stunden, bis sich jemand befugt fühlte, das Formular händisch (!) abzuändern. Christian saß während dieser Zeit in langer Kleidung (Vorschrift!) in der brütenden, schwülen Hitze Cartagenas, ohne die Möglichkeit was essen zu können. Immerhin bot man ihm etwas Wasser an. Erst gegen 17 Uhr durfte er dann endlich das Hafengelände verlassen. Das fing ja gut an.

Moby am Hafen

Am nächsten Tag erfolgte dann um 9:30 Uhr die Drogeninspektion – denn natürlich ist jeder Hafen in Kolumbien ein potentieller Umschlagplatz für Drogen. Zwei freundliche Beamte schauten in alle Fächer, ein Drogenhund schnüffelte sich kurz durch unser kleines Zuhause und dann war die Sache auch schon erledigt.

Direkt im Anschluss, erfolgte die Verladung in den Container. Diesmal waren wir nicht allein im Container, wir hatten tatsächlich einen Containerbuddy gefunden, in Form des Land Cruisers von Tamar und Israel – ein unglaublich herzliches und sympathisches Rentnerpaar aus Israel, die ihren Rechtslenker (!) ebenfalls nach Mexiko bringen wollten, da alle Länder südlich von Mexiko es nicht erlauben mit einem Rechtslenker einzureisen.

Der LandCruiser würde uns auch gefallen. 🙂

Während die Beiden ihren Landy schon mal in den Blechkasten verfrachteten, demontierte Christian, wie schon bei der ersten Verschiffung, wieder unsere beiden Dachhauben und ließ Luft aus den Hinterreifen ab. Dann passte Moby auch diesmal wieder um Haaresbreite in den Container.

Allerdings stellten die Hafenmitarbeiter dann fest, dass sie vorm ersten Fahrzeug zu viel Platz gelassen hatten, die Türen des Containers schlossen nicht. Also ging alles noch mal retour und beim zweiten Anlauf klappte es dann. Beide Fahrzeuge wurden mit Holzkeilen und Spanngurten befestigt, der Container verschlossen und verplombt und damit war gegen 12 Uhr mittags schon alles erledigt.

Abends trafen wir uns mit Israel und Tamar in der schönen Altstadt von Cartagena und stießen auf die erfolgreiche Verladung an und hofften, dass der Rest der Verschiffung auch so reibungslos laufen würde. Haha, little did we know…

Da waren wir noch guter Dinge!

Am 6. Oktober wurde der Container pünktlich auf das Schiff verladen und wir machten uns mit dem Flieger auf nach Mexico City.

2. Akt

Überraschungen, Verspätungen & Warten in Mexiko

Von dort verfolgten wir online den Trackingstatus des Schiffs. Eines Morgens stellte Christian dann aber fest, dass der Zielhafen nicht mehr Veracruz, sondern Houston (USA) war. Während ich das noch für ein Missverständnis hielt und mir keine Gedanken machte, wurde Christian direkt nervös und kontaktierte unsere Agenten. Die bestätigten: ja, das Schiff mit unserem Container wurde umgeroutet und würde nicht mehr nach Veracruz fahren. Die Container mit dem Bestimmungsort Veracruz, wurden in Jamaica abgeladen und warten dort auf das nächste Schiff, dass dann nach Veracruz fährt.

Wir konnten es nicht glauben. Da machte Moby einfach ohne uns Urlaub in Jamaica. Der Schlingel! 😉

Ganz so lustig war die Sache dann aber doch nicht. Denn, dass nächste Schiff sollte erst eine Woche später in Jamaica anlanden. Also hatten wir schon jetzt eine Woche Verspätung und der neue Ankunftstermin war der 19.10. (statt ursprünglich 12.10.)
Ärgerlich, aber erstmal noch kein Grund zur Panik. Mexico City gefiel uns ohnehin so gut, dass wir unseren Aufenthalt direkt ein paar Tage verlängerten.

Am 19. Oktober machten wir uns dann auf den Weg nach Veracruz. Da wussten wir aber schon, dass das neue Schiff ein paar Tage Verspätung haben würde. Der neue Ankunftstermin war Montag, der 23. Oktober. Immer noch OK, aber dann doch schon etwas knapp, für die Pläne die wir zu dem Zeitpunkt hatten. Wollten wir doch für den ‚Dia de los Muertos‘ in Oaxaca sein, zwei Fahrtage von Veracruz entfernt.

Unser Agent in Veracruz, Pepe, informierte uns dann auch über den bevorstehenden Prozess, der mindestens 5 Arbeitstage benötigen würde. An den Wochenenden passierte hier nichts, Samstag und Sonntag arbeitet zwar der Hafen, aber nicht der mexikanische Zoll. Also hofften wir, dass es bei dem Ankunftstermin am 23.10. bleiben würde. Mit etwas Glück könnten wir dann am 27.10. unseren Van zurückhaben und uns auf den Weg nach Oaxaca machen.

Wie gesagt, erst kein Glück und dann kam Pech hinzu…
Wir konnten online verfolgen, dass das Schiff bereits vor der Küste von Veracruz lag, aber aus irgendeinem Grund, lag es einfach da, bewegungslos. Scheinbar bekam die Reederei keine Anlandegenehmigung in Veracruz. Genau sagen, konnte uns das aber keiner. Die Tage vergingen, das Schiff bewegte sich nicht, wir wurden immer ungeduldiger und frustrierter…

Am Freitag, den 27. Oktober war es dann endlich soweit. Das Schiff hatte in der Nacht zuvor anlegen können und wir bekamen die Papiere, welche für die nächsten Schritte notwendig waren. Allerdings kamen die Papiere erst am frühen Nachmittag, die Bank, auf die wir als nächstes mussten, hatte zu dem Zeitpunkt schon geschlossen. Also hieß es auf Montag warten.

Am Montag, den 30. Oktober ging es dann zur Banjercito Bank, welche die Einreiseformulare (TIP) für den Van genehmigte. Eigentlich eine gute Nachricht, nun hätte es weiter gehen können.

Eigentlich!

Nun gab es aber eine Sturmwarnung. Aktuell war Winter in Mexiko, wir hatten dennoch bisher täglich über 30 Grad schwüle Hitze gehabt, aber nun kam eine „Kaltfront“ mit starken Winden. Das bedeutete, dass der Hafen den Betrieb einstellte. Die Verladung vom Container war nicht möglich. Unser Container musste für die Entladung der Fahrzeuge, nämlich an einen anderen Teil des Hafens transportiert werden, das war bei Windböen von bis zu 70km/h schlicht nicht möglich. Verständlich, aber dennoch frustrierend für uns. Statt wie angekündigt zwei Tage, hielt die Kaltfront fast die ganze Woche an.

3. Akt

Die Ankunft, die Zollinspektion & jede Menge Probleme

Am Freitag, den 3. November ließen die Winde nach und wir konnten ENDLICH den Container zu dem Ort bringen lassen, an dem wir ihn öffnen konnten. Das beste Vorab-Geburtstagsgeschenk für mich.

Für Christian und Israel ging es also mit unserem Agenten zum Hafen, wo der Moment der Wahrheit kam, der Container öffnete sich und alles sah aus, wie bei der Verschließung in Cartagena. Beide Fahrzeuge hatten die lange Reise scheinbar unbeschadet überstanden. Hurra!

Die Freude war groß, bis Christian den Zündschlüssel umdrehte. Der Van muckte nicht. Die Batterie war auch hier wieder während der Überfahrt abgeklemmt gewesen, trotzdem schien sie leer zu sein. Erstmal nicht ungewöhnlich, nach fünf langen Wochen Stehzeit. Also zogen wir den Van „manuell“ raus und stellten ihn erstmal in die Halle, wo er ohnehin verbleiben musste, bis wir den Termin für die Zoll- und Drogeninspektion bekommen würden. Das war nämlich der nächste Schritt.
Während der Agent dafür alle Papiere vorbereitete, versuchten Christian und Israel den Van zu überbrücken und zum Laufen zu bringen. Doch scheinbar war die Batterie tiefenentladen, mehr als ein Stottern war nicht zu erreichen. Die Hafen-Mechaniker (die sich auf dem Gelände um die Reparatur der Stapler, etc. kümmern), brachten ein Ladegerät, mit dem Christian weiter versuchte die Batterie wiederzubeleben. Aber bis Christian das Gelände wieder verlassen musste, blieb nicht genug Zeit die Batterie vollzuladen. Aber wir sahen es (noch) entspannt, wir hatten ja noch ein paar Tage Zeit, bis wir den Termin vom Zoll bekommen würden.

Willkommen im Mexiko!

Erleichtert den Van schon mal auf sicherem Boden zu wissen, verbrachten wir ein weiteres Wochenende in Veracruz.

Die Fehlersuche

Am Montag, den 6. November ging es dann weiter. Christian bekam eine Sondergenehmigung, um das Hafengeländer erneut betreten zu dürfen. Während er sich im Inneren um die ein oder andere Kleinigkeit kümmerte, hing das Ladegerät weiter an der Batterie. Aber auch nach mehreren Stunden des Ladens, sprang Moby nicht an. Er stotterte immer nur kurz. Ob doch noch etwas anderes defekt war?

Parallel suchte ich von unserem Apartment aus das Internet nach Lösungsmöglichkeiten ab und stieß auf den Crashsensor den unser Van verbaut hat. Dieser löst im Falle eines Unfalls oder hefigen Aufpralls aus, um u. a. die Dieselzufuhr abzusperren und legt so das Auto lahm. Tatsächlich hatte der Knopf für den Sensor auch ausgelöst. Es musste also mindestens einmal ganz schön gerumpelt haben, bei den vielen Container-Verladungen. Das bloße Wiederreindrücken des Knopfes brachte aber leider nichts. Es musste also noch was anderes im Argen liegen…

Mithilfe unseres kompetenten „BIM-Mechaniker-Team“ (Basti, Ingo und Markus – DANKE Jungs!) in Deutschland, versuchte Christian nun zwei Tage lang die Ursache für unser Problem zu finden. Anlasser, Wegfahrsperre, übersprungene Riemen, alles konnte nach und nach ausgeschlossen werden. Christian schraubte schließlich die Batterie auf und sah, dass sie komplett trockengelaufen war. Vielleicht hatte sie einfach das zeitliche gesegnet nach 5 Jahren?

Die Zollinspektion

Am Dienstag den 7. November fand dann aber erstmal die langerwartete Zoll- und Drogeninspektion statt. Wir hatten vorab schon gehört, dass diese hier besonders streng ist, daher musste der Van ja auch komplett leer sein. Es tauchten schließlich drei Beamtinnen und ein junger, nervöser Drogenspührhund auf. Laut Christian, waren die drei Damen absolut unfreundlich und respektlos und behandelten ihn vom ersten Moment an wie einen Schwerverbrecher. Er durfte sich nicht mal dem Van nähern.

Seine Bitte an die Beamtinnen, beim Betreten des Vans aufzupassen und sich die dreckig, nassen Stiefel abzuwischen, reagierten sie gar nicht. Auch der Hund wurde nass ins Auto gelassen und sprang an allen Möbeln hoch, zerkratzte diese dabei mit seinen Krallen und sprang schließlich auch aufs Bett, was danach auch entsprechend aussah. Das ließ sich waschen, die Kratzer bleiben uns leider erhalten.

Auch von außen sprang der Hund ständig am Auto auf und ab und verursachte dabei dutzende, teilweise tiefe Kratzer im Lack. Die Damen interessierte das nicht, sie ließen den Hund gewähren. Es kam nicht mal ein Wort der Entschuldigung, stattdessen wurde Christian befragt, ob er raucht und Drogen nimmt, oder wo er sie versteckt hätte. Wow! Natürlich gab es nichts zu finden und zu beanstanden. Ohne ein weiteres Wort, zogen die drei Beamtinnen von Dannen. Das Ergebnis ihrer „Untersuchung“ würden sie nur unserem Agenten mitteilen, was ein-zwei Tage dauern würde.

Wir haben uns im Nachhinein offiziell bei der Zollbehörde beschwert und um Schadenersatz gebeten, oder zumindest die Übernahme für die Lackaufbereitung. Zurück kam die Antwort, dass Christian ja bei der Inspektion dabei gewesen wäre und nicht eingegriffen hätte (er durfte sich während des Prozesses nicht dem Van nähern und auch keine Fotos machen) und die Kratzer definitiv nicht vom Hund sein könnten. Die Beamtinnen bestreiten zudem, dass der Hund am Auto hochgesprungen sei. Der blanke Hohn!

Tatsächlich bekamen wir einen Tag nach der Inspektion (am Nachmittag des 8. November) schon die Freigabe und hätten das Hafengelände damit theoretisch verlassen dürfen. Aber, es braucht dann noch mal einen ganzen Arbeitstag, um die Rechnungen für den Hafen zu bezahlen und der Van lief ja nicht.

Die Fehlersuche geht weiter

Nachdem Christian die Spuren der Inspektion einigermaßen beseitigt hatte, widmete er sich weiter der Fehlersuche. Die Batterie ließ sich auch mit destilliertem Wasser nicht wiederbeleben, also beschlossen wir, Moby eine Neue zu spendieren.

Am Mittwoch, den 8. November bekam Christian also erneut die Genehmigung das Hafengelände zu betreten und unser Agent, half beim Reinschmuggeln der neuen Batterie. Dinge auf das Hafengelände einzuführen, ist nämlich eigentlich streng verboten.
Wir hofften wirklich, dass dies die Lösung sein würde, aber es blieb dabei, der Van sprang nicht an. Uns gingen die Ideen und das Fachwissen aus, wir mussten in eine Werkstatt. Also beantragten wir einen Abschlepper, um aus dem Hafen rauszukommen.
Aber auch das war leider nicht so einfach. Es musste erneut ein Antrag beim Zoll gestellt werden und unser Agent bereitete uns schon darauf vor, dass es einige Tage dauern könnte, bis die Genehmigung erteilt werden würde. Warum ist unklar, da es ohnehin nur einen Abschlepper in ganz Veracruz gibt, der das Hafengelände befahren darf. Dieser hatte auch Zeit für uns, aber eben keine Genehmigung…. *aaarrrgh*

Parallel suchten wir einen Mechaniker in Veracruz und fanden über iOverlander Eduardo, der selbst schon weit gereist ist und daher sogar englisch sprach. Wir kontaktieren ihn via WhatsApp und er zögerte keine Sekunde und sagte sofort zu, sich um den Van zu kümmern. Egal wann, wir sollten ihn einfach vorbeibringen. Leichter gesagt als getan in Veracruz.

Nun wollten wir aber nicht noch mehr Zeit verlieren und baten unseren Agenten daher zu prüfen, ob es möglich sei, einen Mechaniker mit aufs Gelände zu bringen, während wir auf die Abschlepper-Genehmigung warteten. War es, aber natürlich nur mit erneuter Genehmigung und viel Papierkram…

Am Freitag, den 10. November bekamen wir die Erlaubnis. Eduardo und einer seiner Mitarbeiter ließen in der Werkstatt alles stehen und liegen und nahmen sich 2 Stunden Zeit für uns. Sie fanden auch die Ursache für Mobys Problem: die Lichtmaschine war fest und blockierte dadurch den Motor. Warum, wieso, weshalb, konnte man aber vor Ort nicht feststellen, denn dafür musste das Teil ausgebaut werden, was natürlich in der Halle am Hafen nicht möglich war. Wir brauchten also weiter den Abschlepper.
Aber bis Freitagabend bekamen wir keine Genehmigung. Der Zoll ließ uns wissen: ihr seid nicht die einzigen die Warten, ihr müsst eben Geduld haben.

Geduld? Ich? Nö!
Wir hatten bis dahin ja auch eindeutig schon genug Geduld aufgebracht.

Die rettende Idee?!

Während wir einige Tage vorher noch über die Batterie nachgedacht hatten, hatte ich vorgeschlagen, dass wir uns doch einfach mit unserer Wohnraum-Batterie selbst überbrücken könnten. Christian meinte das wäre nicht möglich, aber über Nacht kam ihm wohl die Erleuchtung – klar war das möglich. Wenn wir die Batterien miteinander verbinden würden, könnten wir den Van ohne Lichtmaschine fahren, da die hintere Batterie die Starterbatterie speisen würde.
Im Baumarkt fanden wir die passenden Komponenten, die wir brauchten, um den Plan umzusetzen und so malträtierten wir am Samstagmorgen (11. November) erneut unseren Agenten, um Christian eine Zutrittsgenehmigung zum Hafen zu beschaffen, damit er den Van endlich rausholen könnte.

Pepe war inzwischen schon ziemlich genervt von uns und unseren Problemen und Sonderwünschen, außerdem glaubte er nicht so recht, dass unser Plan funktionieren würde. Wir bohrten so lange nach, bis er sich doch am Hafen erkundigte. Dann bekamen wir aber zwei Hiobsbotschaften:
1. Wir bekamen die Zutrittsgenehmigung erst für Montagmorgen
2. Mit der Beantragung eines Abschleppers, war die Zoll-Ausfahrtsgenehmigung für unseren Van erloschen. Diese müsste erneut beantragt werden.

Wie kompliziert und umständlich kann es eigentlich sein? Es war einfach nur zum Verzweifeln. Christian lief wie ein gefangener Tiger in unserer Wohnung auf und ab. Wir hatten die Lösung, und wurden einfach nicht rangelassen. Mit jedem Tag, den der Van auf dem Hafengelände stand, entstanden auch weitere Kosten. Es war so, so frustrierend und zermürbend.

Wir sammelten uns, akzeptierten was nicht zu ändern war und beschlossen dann eben für Montagmorgen alles vorzubereiten. In Pepes Büro wurden alle Unterlagen fertiggemacht und der Plan besprochen. Pepe warnte uns noch mal eindringlich: wenn irgendwas schief gehen würde und der Van bei der Ausfahrt auf dem Hafengelände liegenbleiben würde, drohten hohe Geldstrafen und zudem würde der Zoll uns wahrscheinlich das Auto blockieren. Wir sollten uns die Sache also gut überlegen (hatten wir!).

Zudem präsentierte uns Pepe dann die Rechnung vom Hafen. Und da fielen uns fast die Augen aus dem Kopf. Was man uns nämlich nicht gesagt hatte, war, dass jede Zutrittsgenehmigung für Christian Geld kostete. Und zwar nicht wenig. Pro Tag wurden uns fast 150€ in Rechnung gestellt. Natürlich auch für die beiden Mechaniker und auch die Hilfe der Jungs aus der Hafenwerkstatt, war kein reiner Liebesdienst gewesen. Dazu eine „Parkgebühr“ für den Van, von 40€ pro Tag. Pepe wollte natürlich auch mehr Geld (verständlich)… Und dass wir seit nun mehr 6 Wochen in Apartments wohnen mussten, statt kostenlos zu campen, darf man ja auch nicht vergessen. Die ganze Sache riss also nicht nur ein Loch in unser Nervenkostüm und Gemüt, sondern auch in unser Reisebudget. Aber so war es nun mal.

Die Ausfahrt aus dem Hafen

Am Montag den 13.11. war es dann endlich soweit. Eigentlich hätte ab hier alles einigermaßen klappen können.

Genau, eigentlich!

Am Eingang zum Hafen wollte man Christian nicht durchlassen. Angeblich hatte er die falschen Hosen an.
Bitte was?
Er trug die gleichen Sachen, die er schon in der vergangenen Woche tagtäglich getragen hatte. Es war aber ein neues Team vor Ort und die ließen die Wanderhose nicht durchgehen, vermutlich weil sie aus einem Mischgewebe war, erklären konnte es aber keiner. Christian, der sowieso schon ziemlich angespannt war, wäre fast aus der Haut gefahren. Zum Glück hatte unser Agent eine Jeans im Auto (und zum Glück sind Mexikaner im Durchschnitt ja auch nicht so groß). Die Jeans saß ziemlich spack, aber damit kam Christian dann durch die Eingangsschleuse und konnte endlich am Van loslegen. In wenigen Minuten hatte er alles vorbereitet und getestet und es hätte eigentlich losgehen können.

Eigentlich!

Wiederum gab es Papierkram zu erledigen, um überhaupt aus der Halle rausfahren zu dürfen. Cesar, unser Agent vor Ort, marschierte also los und kam nach 30 Minuten kopfschüttelnd zurück. Einer der Beamten wollte die notwendige Unterschrift nicht erteilen, denn im Container waren ja zwei Autos, und die müssten auch gemeinsam aus der Halle und dem Hafen rausfahren. Unsere beiden Israelis hatten nämlich auch schwere Probleme und hatten bisher nicht mal die Genehmigung erhalten, den Land Cruiser offiziell nach Mexiko einzuführen.
Es dauerte erneut eine Stunde, bis Cesar den Mitarbeiter mit neuen Papieren überzeugen konnte und wir die fehlende Unterschrift erhielten.

So sah die Lösung unseres Problems aus: ein Spannungswandler & ein Ladegerät, dass die vordere Batterie mit Saft aus der hinteren Batterie versorgt.

Dann ging es los, raus aus der Halle und auf eine festgelegte Route, die alle Fahrzeuge nehmen müssen, die das Gelände verlassen wollen. Christian reihte sich in die LKW Schlange ein und wartete. Beim Warten schaltete er den Motor aus, um die Batterie zu schonen. Im Stop-and-Go Verfahren ging es Stück für Stück voran, bis zu einem riesigen Durchfahrts-Scanner.

Dann folgte ein Zoll-Checkpoint, wo die Ausfahrtspapiere geprüft wurden. Ähnlich wie an einer Mautstation, kam eine Hand aus einem kleinen Kabuff. Christian reichte die Papiere rein und wartete… ca. 15 Minuten. Die anonyme Hand gab die Papiere kommentarlos zurück und die Schranke öffnete sich.

Es folgte ein weiterer Checkpoint, ebenfalls vom Zoll. Eine Dame nahm erneut die Papiere entgegen, das Fenster schloss sich und Christian wartete… diesmal dauerte es noch länger. Hinter ihm hatte sich eine hupende LKW-Schlange gebildet, die nach und nach aufgaben und eine andere Ausfahrtspur wählten. Alle LKWs waren innerhalb weniger Sekunden durch den Checkpoint. Nur Christian wartete weiter. Die Putzfrau kam vorbei, säuberte Schranke und Fahrspur… nichts passierte.

Nach ca. 30 Minuten kam die Mitarbeiterin aus dem kleinen Kabuff raus und ließ Christian wissen, dass er sich erstmal keine Sorgen machen soll. Sie wartet noch auf eine fehlende Bestätigung vom letzten Checkpoint, wo ja vermeintlich alles in Ordnung gewesen war.
15 Minuten später stellte sich aber raus, dass eine Freigabe vom vorherigen Checkpoint fehlte. Christian müsse zurückfahren – auf einer von LKW befahrenen Einbahnstraße, wo dutzende Schilder stehen, die besagen, dass man auf keinen Fall rückwärtsfahren darf. Aber die Dame versicherte ihm, dass das er einzig richtige Weg sei. Also ging es im Schritttempo langsam zurück zum 500m entfernten vorherigen Checkpoint.

Dort stieg Christian todesmutig und gegen alle Regeln aus und klopfte an einer der Buden. Der Mitarbeiter ließ sich die Situation erklären und verschwand wieder in seiner Bude, um es zu regeln. Nach 10 Minuten tauchte er wieder auf und bat um noch ein bisschen Geduld. Irgendjemand hatte vergessen eine notwendige E-Mail zu senden, sobald das erledigt sei, könne Christian wieder vorfahren.

Wie kompliziert kann man es sich eigentlich machen? Christian saß auf glühenden Kohlen, den Van hatte er bis dahin schon mindestens 20 mal neu starten müssen, so ganz sicher wie lange unsere Ladekonstruktion halten würde waren wir uns ja nicht. Der reinste Nervenkrieg.

Nach weiteren fünf Minuten bekam Christian aber das GO und konnte erneut zum letzten Checkpoint vorfahren. Dort wurde dann erneut alles geprüft, aber diesmal dauerte es nur wenige Sekunden und er konnte raus in die Freiheit. Nach insgesamt 5 Stunden hatten er und Moby das Hafengelände endlich verlassen.

Halleluja!

Aber ganz ausgestanden war es noch nicht. Vor dem Hafengelände hatten wir uns mit einem Abschlepper verabredet, der Moby zur Werkstatt von Eduardo bringen sollte. Diese war nämlich einige Kilometer entfernt und wir wollten nicht riskieren im Stadtverkehr von Veracruz liegenzubleiben. Ohne Lichtmaschine funktionierte nämlich auch die Servolenkung nicht, was die Fahrt im 3,5 Tonnen Fahrzeug dann schon zu einem Risiko macht.
Dort wo Christian auf den Abschlepper wartete, wurde er nach 5 Minuten von einem Hafenarbeiter weggeschickt, angeblich durfte man dort nicht halten, obwohl hinter dem Van dutzende LKWs parkten. Der Hafen machte uns das Leben weiter schwer.

Etwas weiter fand er schließlich einen geeigneten Platz, wo der Abschlepper nach 30 Minuten ebenfalls eintraf, und unseren Moby Huckepack nahm.

Ein Bild das wir niemals haben wollten.

So kam Moby am Montagnachmittag endlich bei Eduardo an, der sich gleich am Dienstagmorgen dran machte, dem Problem auf den Grund zu gehen. Die Lichtmaschine wurde ausgebaut und auseinandergenommen. Anhand des Gehäuses sah man, dass die Salzwüsten von Südamerika ihre Spuren hinterlassen hatten. Aber vor allem das Innere der LiMa hatte gelitten, vermutlich hatten die schweren Erschütterungen während der Verladungen ihr Übriges dazu getan, dass hier einiges blockiert und fest war. Diverse Teile mussten ausgetauscht werden, in Europa hätte vermutlich jeder Mechaniker sich gar nicht erst die Mühe gemacht, das Ding aufzuschrauben.
Wir fragten beim FIAT Händler nach dem passenden Ersatzteil. Die wollten allen Ernstes 1.900€ für eine neue Lichtmaschine haben – die gleiche kostet in Deutschland gerade mal 220€. Ein Austausch kam also nicht in Frage und so machte sich Eduardo auf die Suche nach einem LiMa-Spezialisten.

Er fand auch einen und dieser nahm sich der Sache an, zerlegte das gute Stück in seine Einzelteile, säuberte was zu retten war und ersetzte was ersetzt werden musste und baute uns schließlich aus zwei LiMas eine Neue für uns zusammen. Parallel bestellten wir eine neue LiMa aus Europa, die wir uns nun vorsorglich mal ins Auto legen werden. Wer weiß wie lange so eine gebastelte LiMa hält.

Moby in der Werkstatt

Am Donnerstag den 16.11. konnten wir dann ENDLICH unseren fahrenden Van in Empfang nehmen. Eduardo ist für uns der Held von Mexiko.

Held von Mexiko 😉

So ein unglaublich hilfsbereiter und herzlicher Mensch, der nichts unversucht gelassen hat, uns schnell und unkompliziert zu helfen. Wir könnten nicht dankbarer sein!
Damit hier kein falsches Bild entsteht: alle Mexikaner die wir bisher getroffen haben waren total nett und hilfsbereit. Nur mit den Beamten des Zolls und der einen Migrationsbeamtin, hatten wir scheinbar kein Glück gehabt.

Wir machten uns gleich daran den Van wieder zu unserem Zuhause zu machen. Die Vorräte wurden aufgefüllt, die Gasflasche betankt, guten Diesel gab’s hier auch wieder und nach einer letzten Nacht in Veracruz, begaben wir uns am Freitag den 17.11. endlich wieder auf die Reise.

Wir sind durch!

Statt 6 Tagen, hat diese Verschiffung für uns also nun knapp 6 Wochen gedauert. Das dabei so viel schief gehen würde, hätten wir uns im Traum nicht denken können. Normalerweise ist die Verschiffung per Container die sicherste und pünktlichste Art auf dieser Strecke zu verschiffen, wir hatten einfach riesiges Pech mit der ganzen Sache. Eine platte Batterie und eine defekte Lichtmaschine wäre überall sonst kein großes Problem gewesen, aber mit den Zutrittbeschränkungen und strengen Vorschriften am Hafen war dies der absolute Supergau für uns.

Besonders die vier Wochen in Veracruz waren der reinste Nervenkrieg und der absolute Tiefpunkt unserer Reise. Die ganze Sache hat uns viel Kraft gekostet – und noch mehr Geld.
Was uns am meisten frustriert hat, war so machtlos und abhängig zu sein und die unglaubliche Bürokratie, die sich rund um den Hafen bildete und uns einen Stein nach dem anderen in den Weg legte.

Erleichtert und glücklich wieder in unserem Zuhause zu sein, ging die Reise nun endlich weiter. Aber so ganz befreit waren wir immer noch nicht, denn wir hatten noch ein weiteres Problem zu lösen:

Bei der Einreise in Mexico City, hatte uns eine mürrische Migrationsbeamtin nur 37 Tage Aufenthalt in Mexiko gewährt. Dabei kann man als Deutscher bis zu 180 Tage visumsfrei in Mexiko bleiben. Die Dame ließ aber nicht mit sich reden und die Migrationsbüros in Mexico City und Veracruz bestätigten uns, dass es keinen Prozess gäbe, den Aufenthaltsstatus zu verlängern. Wir müssten auf dem Landweg aus Mexiko aus- und wieder einreisen.
Unsere Aufenthaltsgenehmigung war bereits seit dem 13.11. abgelaufen und um keinen weiteren Ärger zu riskieren, machten wir uns nun also auf direktem Weg zur 15 Stunden entfernten Grenze nach Belize, in der Hoffnung da doch noch jemanden bequatschen zu können…

Aber dazu dann demnächst mehr…

Wer bis es bis hier hin geschafft hat: danke für’s lesen. Der nächste Bericht wird wieder spannender, versprochen.

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Warten & feiern in Veracruz

Teil 2 unserer Reise durch Mexiko

Unser zweiter Stopp in Mexiko war die Küsten- und Hafenstadt Veracruz, wo unser Van planmäßig am 12. Oktober ankommen sollte. Das sich dies um mindestens eine Woche verzögern würde, wussten wir schon, nachdem unser Container außerplanmäßig in Jamaica abgeladen und auf ein anderes Schiff verladen worden war. Dazu kamen dann noch mal weitere, teils unerklärliche, aber auch mechanische und vor allem bürokratische Verzögerungen, die uns den letzten Nerv kosteten und auf die wir noch mal gesondert eingehen werden.

Jedenfalls verbrachten wir letztendlich 4 lange Wochen in dieser Stadt am Meer. Und ehrlich gesagt, hätte es, um die „Sehenswürdigkeiten“ zu entdecken, nicht mehr als zwei Tage gebraucht. Aber was will man machen…

Am 19. Oktober bezogen wir auch hier wieder ein kleines AirBnB Apartment, welches nur 2 Blocks vom Strand entfernt lag. Dies war zwar kein karibischer Traumstrand aus dem Bilderbuch, aber immerhin ein Strand – mit Blick auf Tankschiffe.

Unser Hausstrand

Bis in die kleine Altstadt von Veracruz waren es knapp 20 Minuten zu Fuß. Dort spielt sich alles rund um den kleinen Hauptplatz, der auch hier Zocalo genannt wird, ab.

Zocala in Veracruz

Da der ‚Dia de los Muertos‘ nicht mehr fern war, standen schon die ersten Deko-Totenköpfe parat. Aber auch außerhalb dieses Feiertages, finden dort das ganze Jahr über, an den Wochenenden Folklore Tanzshows und Konzerte statt.

Einstimmung auf den Dia de los Muertos
Mexikanische Folklore

Das war es dann auch schon mit Sehenswürdigkeiten. Der Rest der Altstadt bestand aus mehr oder weniger zerfallenen alten Gebäuden, die sicherlich mal ihren Charme hatten, inzwischen aber eher vernachlässigt wirkten.

Die Hütte hat wohl schon besser Zeiten gesehen

Entlang des Malecón, also der Strandpromenade, spielte sich allabendlich, wenn die Sonne untergegangen war und die Temperaturen langsam erträglich wurden, das Leben ab. Vorbei an Souvenirbuden und Straßenverkäufern, ging es hier entlang des RoRo Hafens, bis zu „unserer“ Strandbucht und von dort immer weiter von Bucht zu Bucht, die hier allerdings tagsüber alle vollgestellt sind mit Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen, die einem alle 2 Sekunden freundlich, aber aufdringlich angeboten werden.

Für Christians Geburtstag am 22. Oktober mieteten wir uns daher zwei flotte Mountainbikes (die einzigen die man in der Stadt auftreiben konnte) und machten uns damit auf den Weg ins 12km entfernte Boca del Rio, die moderne Version von Veracruz, voller Hochhäuser, schicken Hotels und Shoppingmalls.

Geburtstags-Radtour am Meer

Dort waren die Strände etwas schöner, weil weiter weg vom Hafen, aber mindestens genauso belebt und voller geschäftstüchtiger Verkäufer. Von Sonnenbrillen, über Parfüm, Badekleidung, Spielsachen, Zigarren bis hin zu belegten Brötchen (hier genannt Tortas), hausgemachen Säften und Schnäpsen und sogar frischen Austern, konnte man alles direkt von seinem Handtuch oder Plastikstuhl aus kaufen.

Strand + Hochhausromantik

Dazu erfolgte eine Rundumbeschallung von diversen Beachbars, Privatleuten mit Boomboxen und kleinen Musikkombos, die immer wieder vor und hinter einem aufspielten, in der Hoffnung, ein paar Peso zu verdienen. Einfach herrlich, diese Ruhe! 😉 Aber die ein oder andere Michelada, machte alles erträglich.

Prost!

Abends, zurück in der Altstadt ging es nicht weniger lebhaft zu. Jeden Sonntag Abend, versammeln sich in den Bars rund um den Zocalo mehrere Bands, die kaum einen Mexikaner und Mexikanerin still halten ließen. Jung und alt schwang hier das Tanzbein. Die Stimmung erinnerte uns fast ein bisschen an Kuba.

So vergingen die Tage und täglich bekamen wir neue, unklare Informationen, bzgl. der Ankunft des Schiffs mit unserem Container. Irgendwann schien es schon in der Bucht vor Veracruz zu sein, konnte oder durfte aber nicht anlegen. Jeden Tag machte uns unser Agent Hoffnung, dass es morgen soweit sein könnte, oder übermorgen, oder vielleicht in der darauffolgenden Nacht… Es war wirklich nervig so in der Schwebe zu hängen und nichts machen zu können, außer eben warten.

Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, und das finanzielle Loch, das diese Situation in unserem Reisebudget verursachte, zumindest etwas zu verkleinern, angelten wir uns zwei-drei kleine online-remote Jobs, die uns beschäftigt hielten und für etwas Kleingeld sorgten.

Ansonsten hieß es warten, in der Altstadt spazieren gehen, ab und an mal ins Meer hüpfen und weiter warten…

Dia de los Muertos

Zudem rückte einer der wichtigsten Feiertage von Mexiko immer näher, der ‚Dia de los Muertos‘ – der Tag der Toten. Extra für diesen waren wir so zeitig nach Mexiko gereist, da ich dieses spezielle Fest unbedingt mal vor Ort erleben wollte.

Das Fest fällt auch hier auf den 1. und 2. November, ist also das mexikanische Pendent zu Allerheiligen. Der Dia de los Muertos geht auf einen alten Glauben zurück, dass die Toten zum Ende der Erntezeit für eine Nacht zurückkehren, um mit ihren Lieben ein rauschendes Fest zu feiern. Anders als bei uns, ist dies also ein sehr fröhlicher und ausgelassener Feiertag.

Familien bauen für ihre Verstorbenen kleine Altare auf, die mit Bildern, orangenen Blüten (eine Art Ringelblume) und bunten Fahnen dekoriert werden. Außerdem werden die Lieblingssnacks und Getränke der Verstorbenen dazugestellt, sowie das traditionelle ‚Pan de Muerte‘ – das Totenbrot, welches ähnlich schmeckt wie ein Kreppel – schließlich haben die Toten nach der langen Reise aus der Unterwelt sicher großen Hunger.

Altar für den Dia de los Muertos

An den beiden Festtagen selbst, werden dann die Gräber auf den Friedhöfen geschmückt und mit den Blüten der Pfad für die Toten markiert, damit sie den Weg zurück zu ihren Familien finden. Zudem versammeln sich die Familien und Freunde an den Gräbern, essen und trinken dort gemeinsam, oft wird auch Musik gespielt und gesungen.

Dieses Fest wird in den verschiedenen Regionen von Mexiko natürlich unterschiedlich begangen und wir wollten unbedingt in die Gegend von Oaxaca, weil das Fest dort besonders üppig und ursprünglich gefeiert werden soll. Nun saßen wir aber in Veracruz fest, ohne Van und ohne genau zu wissen, wann das Schiff nun endlich anlegen würde und wir dann vor Ort gebraucht werden würden.

Ich war ehrlich gesagt ziemlich geknickt – wir hatten so viel geplant und organisiert, extra um diese Tage herum und dann machte uns die sch**ß-Reederei einen Strich durch die Rechnung.

So verbrachten wir die Feiertage eben in Veracruz – immerhin in Mexiko. Aber das ist ungefähr so, wie wenn man unbedingt einmal im Leben auf das Oktoberfest will – und dann in Bielefeld statt in München im Festzelt sitzt… ☹ Sicher ein Luxusproblem, aber dennoch enttäuschend.

Die Feierlichkeiten rund um den Dia de los Muertos starteten bereits in der letzten Oktoberwoche. Los ging es mit einem Umzug der „Las Catrinas“, dass ist eine weibliche Skelettfigur, die als Sinnbild für den Dia de Muertos steht. Hunderte Menschen nahmen daran teil, in den schönsten Kostümen und aufwändig von Maskenbildnern geschminkt.

Parade der verschiedenen Catrinas
Parade der verschiedenen Catrinas
Parade der verschiedenen Catrinas

Zwei Tage später, folgte ein weiterer Umzug mit noch mehr Figuren und aufwendigen Choreografien.

Parade zum Dia de los Muertos
Parade zum Dia de los Muertos
Parade zum Dia de los Muertos

Am 2. November machten wir uns dann auf den Weg zum Friedhof, allerdings zeigte sich dann dort, dass der Feiertag hier nicht ganz so groß begangen wird, wie in anderen Teilen des Landes. Aber immerhin ein paar Gräber waren geschmückt und hier und da spielte sogar eine Mariachi Band für die Toten auf.

Friedhof in Veracruz

Auch wenn es nicht das Event war, dass wir uns erhofft hatten, so hatten wir doch immerhin einen kleinen Einblick in die Traditionen rund um diesen besonderen Tag bekommen. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr noch mal mit uns und dem Dia de los Muertos.

Warten, warten, warten…

Die Tage danach wurden dann noch mal extra zäh. Eine Sturmwarnung verhinderte, dass der inzwischen abgeladene Container an die Stelle gebracht werden konnte, wo wir den Van ausladen konnten. Am Freitag den 3. November konnten wir dann aber zumindest den Container öffnen und den Van rausholen. Da zeichnete sich dann schon das nächste Problem ab…

So hieß es weiter warten und auch meinen Geburtstag in Veracruz verbringen. Wenigstens war an meinem Tag das Wetter wieder schön, sodass wir die Zeit am Strand verbringen konnten, bevor wir abends auf das Terrock-Rockfestival gingen, welches zufällig an diesem Tag stattfand.

Dort traten 6 Coverbands auf, von denen zwei quasi unsere alte Poco-Playlist hoch und runterspielten. Wir hatten also einen grandiosen Abend!

Terrock Fest
🙂

In der darauffolgenden Woche ging es dann am Hafen weiter, wenn auch im Schneckentempo, da die mexikanische Hafen-Bürokratie unvorstellbar kompliziert und langsam war. Auch sonst warteten noch einige böse Überraschungen auf uns…

Aber dazu dann demnächst mehr.

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