Teil 21 unseres Roadtrips durch Mexiko
20. november – 6. dezember 2024
Ende November verschlug es uns zum dritten Mal in die mexikanische Hauptstadt. Wir hatten uns für 9 Tage ein kleines Apartment in unserem Lieblingsviertel Condesa gebucht und freuten uns, auf ein paar schöne, aber auch erledigungsreiche Tage.
Da ahnten wir noch nicht, dass dies die wahrscheinlich teuerste Woche unserer bisherigen Reise werden würde…
Zurück in Mexiko Stadt
Zunächst bezogen wir also unser kleines Apartment, wo mir bereits beim ersten Blick klar wurde, dass hier einiges nicht der Beschreibung und den hübschen Bildern entsprach. Der Zustand war stellenweise wirklich übel und nachdem der Vermieter sich nicht besonders kooperativ zeigte, wandte ich mich schließlich an den Airbnb-Support und erhielt letztendlich sogar 100€ Erstattung. Immerhin. Das Geld konnten wir gut gebrauchen.
Wir nutzten den Stadtaufenthalt diesmal nämlich nicht nur zum Sightseeing und essen, sondern hatten uns einige Arzttermine vorgenommen. Die Auswahl an guten (und englischsprachigen) Ärzten ist in CDMX hervorragend und die Preise für Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungen sind hier wesentlich günstiger als in unseren zukünftigen Reisezielen auf dem nordamerikanischen Kontinent.
Böse Überraschung
Christian wusste ja bereits, dass ihm beim Zahnarzt noch eine Wurzelbehandlung und die Einpflanzung des Implantats bevorstanden – also das follow-up zu seiner Behandlung im Juni.
Auch bei mir wurde es mal wieder Zeit für einen Check-up und eine Zahnreinigung, also schaute ich auch mal beim Doc vorbei und fiel unserem Dr. Ricardo fast vom Behandlungsstuhl, als er mir seine Erkenntnisse mitteilte: hervorragende Zahnhygiene, aber jede Menge Karies und kaputte alte Füllungen.
Diagnose: 12 Füllungen und 3 Teilkronen. WTF!
Ich wollte ihm erstmal nicht glauben, aber mithilfe einer Kamera und Röntgenaufnahmen zeigte er mir die Baustellen und dann war schnell klar, wie die nächste Woche aussehen würde. Der Witz war, dass ein Großteil der Karies auch schon vor einem Jahr dagewesen sein muss, als ich zum letzten Mal beim Zahnarzt in Kolumbien war, die mir versicherte, dass alles top ist. Na, vielen Dank!
In den folgenden 8 Tagen hatte ich 7 Termine von jeweils 2–3 Stunden. Da hatte ich eindeutig schon bessere Wochen.
Parallel bekam Christian seine Wurzelbehandlung, bei der der Doc feststellte, dass sein betroffener Zahn eine zusätzliche Wurzel hatte, welche die meisten Menschen an der Stelle nicht haben. Mein Mann ist einfach was Besonderes!
An diese Wurzel kam man auf normalen Wegen aber nicht ran, somit könnte der Zahn (bzw. die Wurzel) in Zukunft immer wieder Ärger machen und sich entzünden. Die Empfehlung lautete, einen kleinen chirurgischen Eingriff vornehmen zu lassen, bei dem das Zahnfleisch aufgeschnitten und die Wurzel gekappt wird. Gesagt, getan. Ein kleiner Eingriff, der Christian für ein paar Tage mit dicker Backe zurückließ.
Auf der anderen Seite wurde derweil das Implantat gesetzt, was laut Christian schnell und einfach vonstatten ging und weniger schmerzhaft war als die Zahnwurzelgeschichte.
So war also permanent einer von uns beiden halbseitig betäubt und/oder hatte eine dicke Backe.
Nebenbei nahmen wir weitere Termine wahr, ich ging mal wieder zur Krebsvorsorge und staunte auch hier über die moderne Praxis der Gynäkologin und vor allem darüber, dass sie mich direkt zur Mammographie schickte. Das ist in Mexiko nämlich Standard für Frauen ab 40, da Brustkrebs nun mal die häufigste Krebsart bei Frauen ist – und zwar nicht nur bei Frauen Ü50. Davon kann sich das deutsche Gesundheitssystem mal eine Scheibe abschneiden. Von wegen IGeL-Leistungen…
Von heute auf morgen bekam ich einen Termin in einem der zahlreichen „Scanner-Zentren“, die alle Arten von Ultraschall, CT, MRT und sonstigen Untersuchungen zentralisiert durchführen und im Grunde genommen überall in der Stadt, aber auch im ganzen Land verteilt sind. So bin ich nun um eine spannende Erfahrung reicher (und zum Glück ohne Befund).
Zahnriemen für Moby & weitere Baustellen
Aber nicht nur wir bekamen medizinische Zuwendung, auch Moby ging es an die Zähne bzw. an den Zahnriemen. Diese Baustelle war ja noch offen, da man in Oaxaca die Kurbelwellenriemenscheibe nicht runterbekommen hatte. Die Neue aus Deutschland war inzwischen angekommen und wir fanden nicht weit von unserem Apartment eine FIAT-Werkstatt, die sich nun um den Einbau kümmerte. Diesmal klappte alles und wir konnten auch diese Baustelle endlich abhaken.
Da unsere Kreditkarten glühten, nutzten wir die Zeit zwischen den ganzen Terminen so gut es ging zum Arbeiten, aber auch hier gab es noch eine kleine Hürde: Einer unserer Laptops hatte seit nun mehr einem Jahr eine Macke und startete manchmal einfach nicht. Dies wollten wir nun endlich mal untersuchen lassen. Ein Techniker nahm sich des Problems an, sagte uns aber schon nach dem ersten Check, dass es länger dauern würde. Mindestens eine Woche, da es sich um ein schwer identifizierbares Problem auf der Hauptplatine handelte. Somit mussten wir mit einem Laptop auskommen und in Schichten arbeiten.
Wenn’s einmal läuft…
Zwischen all dem nahmen wir uns aber natürlich noch Zeit, die Stadt zu genießen. Wir besuchten unsere Lieblingsorte und -viertel, gönnten uns, wenn es die Zähne zuließen, den ein oder anderen Restaurantbesuch und tauschten endlich mal meine inzwischen völlig durchlöcherten und kaputten Chucks gegen ein neues Paar aus. Friseurbesuche waren auch noch drin. Wenn das Geld schon mal fließt…
Ein Ausflug ins Künstlerviertel Coyoacan durfte natürlich auch diesmal nicht fehlen, genauso wenig wie das Bestaunen des Palacio Bellas Artes, am liebsten vom Torre Latinoamericana aus.
Irgendwann waren die 9 Tage vorbei und wir checkten aus unserem Apartment aus. Unser Laptop war aber immer noch beim Techniker und wir hatten eigentlich auch noch nicht genug von der Stadt. Also blieben wir ganz frech noch 2 Tage und Nächte vor dem Apartment stehen und campten dort (wenig idyllisch an der Hauptstraße).
Danach war der Laptop leider immer noch nicht fertig, aber wir brauchten eine Großstadt-Pause. Also füllten wir die Vorräte auf und machten einen Ausflug auf den Paso Cortes – den auf 3.640m liegenden Pass zwischen dem Vulkan Popocatepetl und dem Iztacciuhatl.
Ausflug zu den Vulkanen
Als wir dort am Sonntagnachmittag ankamen, staunten wir nicht schlecht: Der Parkplatz vor dem Besucherzentrum war voll mit Autos und Menschen – so hatten wir den Ort bei unserem ersten Besuch nicht erlebt. Aber es war Sonntag und schönes Wetter, natürlich zog es da nicht nur uns in die Natur. Unser Stammplatz wurde aber gerade frei, somit schmissen wir uns sofort in die Wanderklamotten und marschierten rauf, Richtung Izta, von wo aus wir mal wieder die schönsten Aussichten auf die Vulkane hatten.
Die Sicht war so klar, dass wir in der Ferne sogar den Malinche und den höchsten Berg des Landes, den Pico de Orizaba, sehen konnten. Wahnsinn!
Nach Sonnenuntergang hatten wir das Gelände wieder für uns allein und der Popocatepetl rauchte nur noch für uns.
Was wir aber nicht bedacht hatten, war, dass es ja Winter war. Somit fielen in dieser Höhe die Temperaturen nachts auf -2 Grad. Da waren wir doch froh, als unsere Heizung beim 2. Versuch endlich ansprang. Als wir das letzte Mal im Mai hier waren, war es nachts deutlich milder geblieben.
Sobald am nächsten Tag die Sonne für ausreichend Wärme sorgte, packten wir die Bikes aus und machten uns hinauf zum Trailhead des Izta auf 4000 m. Über die wunderschöne, aber ganz schön sandige Panoramastraße ging es rauf und wir bekamen wie immer nicht genug von der Aussicht.
Die Abfahrt war aufgrund der Trockenzeit und der tiefen Sandstellen leider nicht so rasant wie beim letzten Mal im Mai, machte aber dennoch großen Spaß. Nach einer Stärkung am Van schwangen wir uns erneut auf die Räder und fuhren ein Stück die Piste Richtung Puebla ab, wo wir noch auf einen kurzen, aber schönen Waldtrail trafen.
Einfach so schön dort!
Nach einer weiteren kalten Nacht verbrachten wir noch einen halben Tag zwischen den Vulkanen, arbeiteten ein bisschen und hielten noch einen Schwatz mit einem netten Polizisten, der nebenbei noch Tourguide war und uns noch ein paar Tipps für die Umgebung gab.
Danach hieß es wieder Abschied nehmen und es ging zurück nach Mexiko-Stadt – denn da warteten ja unser Laptop und noch ein paar Arzttermine auf uns.
Und nochmal: Mexiko Stadt
Diesmal bezogen wir wieder einen bewachten Parkplatz in Condesa, auf dem wir unseren Van, damals während unseres Haus- und Hundesittings im Juni, abgestellt hatten. Hier konnten wir auch im Van schlafen, was, obwohl der Parkplatz wirklich mitten auf einer Kreuzung liegt, erstaunlich ruhig war.
Dort verbrachten wir noch mal 4 Nächte, besuchten ein letztes Mal unseren Zahnarzt zum Check und Fädenziehen und ließen uns auch noch mal beim Hautarzt durchchecken.
Und eine neue Baustelle hatten wir auch noch: Der Dämpfer meines Mountainbikes hatte sich auf den letzten Touren lautstark bemerkbar gemacht, also war hier eine Inspektion fällig. In einem Fahrradladen bekamen wir den Tipp für eine auf Dämpfer spezialisierte Werkstatt und wie es hier eben so ist: Die wollten sich unserem Problem auch sofort annehmen (da kennen wir aus Deutschland ganz andere Wartezeiten). Christian brachte das Teil dort vorbei und innerhalb von Sekunden war der Dämpfer auseinandergebaut und die Diagnose klar: Ein Service und eine kleine Reparatur würden ausreichen, um das Ding wieder gangbar zu machen. Mit 169€ auch kein günstiger Spaß, aber immer noch billiger als ein neuer Dämpfer.
Wie gesagt, wenn’s einmal läuft…
Am nächsten Vormittag bekamen wir das reparierte Teil mit einem Motorradkurier zu unserem Parkplatz gebracht. Das ist mal Service!
Und holten zu guter Letzt auch unseren Laptop wieder ab – unrepariert. Das Problem ist leider schwierig zu beheben und hätte den Techniker nochmal mindestens eine Woche gekostet. Die Zeit hatten wir aber nicht mehr. So muss da demnächst eben noch mal ein anderer Spezialist ran. Zumindest haben wir jetzt eine Idee, woran es liegen könnte.
Wir genossen noch ein letztes Mal die Annehmlichkeiten dieser großartigen Stadt, bestaunten die Weihnachtsdekoration im Historischen Zentrum und genehmigten uns einen Abschiedscocktail im 40. Stock des Torre Latinoamericana.
Am 7. Dezember verließen wir CDMX dann (um einiges ärmer) endgültig. Ob und wann wir das nächste Mal in die Stadt kommen, ist ungewiss – aber fest eingeplant.
Nun wurde es aber endgültig Zeit, mal was Neues in Mexiko zu entdecken. Daher nahmen wir Kurs auf den Westen des Landes und den Bundesstaat Michoacán.
Aber dazu dann demnächst mehr.
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