Wir begaben uns auf die Straße der Vulkane, die nicht ohne Grund so genannt wird. An einem klaren Tag reihen sich hier die Vulkane wie Perlen an einer Kette auf. Irgendwo schaut immer ein Gipfel raus und so manch einer, produziert auch ordentlich Dampf.
Vulkan Chimborazo
Als erstes nahmen wir Kurs auf den Chimborazo, den mit 6.263m höchsten Berg Ecuadors. Aufgrund seiner Nähe zum Äquator, ist er der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt auf der Erdoberfläche. Nimm das, Mount Everest!! 😉 Natürlich wollten wir aber nicht den Gipfel erklimmen, sondern nur bis zur Lagune auf 5.100m raufwandern. Bis es so weit war, bezogen wir aber erstmal einen Platz auf einem kleinen, familiengeführten Overlander-Campingspot im Dorf San Juan, auf 3.200m über dem Meeresspiegel. Dort begrüßten uns Juan Senior und sein Sohn Juan Junior herzlichst.
Juan Jr. war in kompletter Fahrradmontur und war gerade von einer MTB-Tour zurückgekommen. Als wir nach seiner Empfehlung für eine kleine Akklimatisierungsrunde für uns fragten, zögerte er nicht lange und bot an uns auf eine Tour mitzunehmen. Er selbst fährt nämlich gerne Crosscountry-Rennen und war gerade nach einem Monat Pause wieder ins Training eingestiegen und somit dankbar für jeden zusätzlichen Kilometer im Sattel.
Also packten wir kurzentschlossen die Räder aus und dann ging es auch schon los, durch die schier unendlichen, grünen Hügel und steilen Wege rund um San Juan. Ein echtes Paradies für Mountainbiker (zumindest für die, die auch gerne bergauf fahren 😉).
Nach und nach verzogen sich auch die Wolken ein wenig und wir bekamen schließlich einen freien Blick auf den Chimborazo.
Eigentlich hatten wir geplant, uns direkt am nächsten Morgen auf den Weg zum Berg zu machen, aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Somit nutzten wir den Regentag auf dem kleinen Campingplatz für allerhand Haushaltskram.
Und das Warten hatte sich gelohnt, der nächste Morgen begann sonnig und nahezu windstill und der Chimborazo war wolkenfrei.
Also machten wir uns auf den Weg zum Wanderparkplatz auf 4.800müM. Dorthin zu gelangen, war wie so oft eine rumpelige Angelegenheit. Die letzten 9 km hinauf waren steil, staubig und feinste Wellblechpiste, die uns und den Van mal wieder ordentlich durchschüttelte.
Am Parkplatz angekommen, machten wir uns auf zur kurzen, aber in der Höhe natürlich knackigen Wanderung zum Refugio Whymper, auf 5.000müM und der nochmal 100m höher gelegenen Laguna Condor Cocha. Abgesehen von der Höhe, war die Tour wirklich mehr ein Spaziergang, bot aber selbstverständlich tolle Ausblicke auf den Berg und die Landschaft.
Nach 40 Minuten standen wir vor der „Lagune“, welche, aufgrund der aktuellen Trockenzeit, nicht mehr als eine tümpelige Pfütze war.
Dennoch ein lohnender Ausflug. Nachdem wir uns die Schotterpiste wieder runtergequält hatten, ging es direkt weiter zu einem unserer absoluten Ecuador Highlights:
Laguna Quilotoa
Ein blauer Kratersee inmitten eines erloschenen Vulkans.
Schon 2012 waren wir hier, hatten damals die Lagune nur vom Mirador aus bewundert. Diesmal hatten wir mehr Zeit mitgebracht und wollten den Kraterrand umrunden. Wir verbrachten die Nacht direkt auf dem Besucherparkplatz im Dorf und gingen die Tour am nächsten Morgen in aller Frühe an. Die nur 10,5 km lange Strecke hatte es ganz schön in sich! Es ging ständig auf und ab, teilweise war es wieder ganz schön steil und rutschig, so dass man fast schon klettern musste.
Aber der Trail entlang des Bergkamms hätte nicht schöner und spektakulärer sein können, trotz des teilweise heftigen Windes der dort oben in 3.900m Höhe wehte. Ganz zu schweigen von den Ausblicken auf die Lagune und natürlich auch die umgebende Landschaft.
Ein Traum!! Wie so oft bekamen wir nicht genug und nahmen uns nach der Umrundung noch den Abstieg runter zum Ufer der Lagune vor. Das waren nur 1.7km, aber auch 400hm. Irgendwie hatten wir nicht bedacht, dass wir die natürlich auch wieder hinauf müssen. Die steile, sandige Piste brachte unsere ohnehin schon müden Beine ganz schön zum Brennen!
Vulkan Cotopaxi
Nach der Anstrengung wollten wir uns eigentlich einen Pausentag gönnen, aber dann war die Wettervorhersage für den Cotopaxi, den zweithöchsten Berg Ecuadors und einer der höchsten aktiven Vulkane der Welt, so gut, dass wir am nächsten Morgen spontan in den Nationalpark fuhren.
Gute Entscheidung, denn die Vorhersage behielt recht und wir sahen den sonst meist wolkenverhangenen, 5.897m hohen Vulkan nahezu wolkenfrei, mal abgesehen von der dicken weißen Wolke, die er selbst produzierte.
Natürlich wollten wir auch hier wieder wandern und erneut zum Refugio Jose Ribas, wo wir 2012 schon mal waren, damals allerdings mit 0 Sicht und eisigem Wind. Der Startpunkt zur Wanderung liegt auf 4.500m, so hoch kamen wir diesmal jedoch nicht. Die Straße war in sehr schlechtem Zustand, besonders die letzten 100hm waren sehr steil und die Schotterpiste extrem ausgefahren und voller Bodenwellen, dass alles nur so schaukelte. Als dann zwei PKWs vor uns zum Stehen kamen, war in dieser Höhe nicht mehr an Anfahren zu denken. Dazu fehlten uns Anlauf und Power. Somit parkten wir den Van etwas unterhalb am Straßenrand und wanderten eben etwas weiter – dafür waren wir ja auch hergekommen.
Bis hinauf zum Refugio auf 4.860m war es wieder nur eine kurze, aber die Lungen fordernde Wanderung, wir hatten aber die ganze Zeit nahezu freie Sicht auf den Vulkan und seinen Gletscher.
Oben angekommen, gab es das obligatorische Bild mit dem Schild des Refugios, welches wir natürlich auch 2012 schon gemacht hatten. Damals waren die 4.800m unser Höhenrekord.
Im Inneren des Refugios freute sich Christian erst über die Eintracht Flagge und dann über seine heiße Schokolade und das wahrscheinlich leckerste Pan de Chocolate von ganz Ecuador. Glücklicher habe ich meinen Mann selten gesehen. 😉
Die SGE ist überall!Endlich Zucker!!
Beim Abstieg bekamen wir dann zu spüren, wie schnell das Wetter in den Bergen umschlagen kann. Mit einem Mal war es windig, kalt und neblig. Wir hatten für den Aufstieg also perfektes Timing erwischt.
Außerhalb des Nationalparks fanden wir ein ruhiges Plätzchen, wo wir das mit dem Pause machen, dann noch mal probierten und diesmal auch erfolgreich faul waren. 😉
So geht Pause
Um die Abwechslung beizubehalten, zog es uns nach so vielen Bergen und Lagunen als nächstes wieder in die Großstadt, nach Quito.
Am 2. August war es so weit, wir überschritten, oder besser gesagt überfuhren, die Grenze nach Ecuador. Ecuador war 2012 das erste Land, das wir auf diesem Kontinent bereisten. Wir verbrachten hier einen dreiwöchigen Urlaub, bei dem wir auch die Galapagosinseln besuchten. Schon damals hatte es uns die südamerikanische Mentalität und die spannende, bunte Kultur angetan. Zu dem Zeitpunkt hätten wir uns aber sicher noch nicht träumen lassen, hier 11 Jahre später noch mal mit unserem eigenen Van durchzureisen.
Cuenca – Ecuadors schönste Stadt
Die Landschaft veränderte sich nun schlagartig. Statt karger und müllhaltiger Wüste, begrüßte uns Ecuador mit tropisch-grünen Hügeln und schier unendlichen Bananenplantagen links und rechts der Straße.
Banana?
Erfreulicherweise nahmen auch sofort die Müllberge am Straßenrand ab. Unseren ersten Stellplatz fanden wir an einer Tankstelle, wo es zumindest ein bisschen Aussicht gab. Am nächsten Morgen ging es von hier weiter durch grüne Landschaften, bis wir schließlich in Cuenca ankamen.
Cuenca gilt (zu Recht) als die schönste Stadt des Landes. Vor allem die spanische-koloniale Architektur sticht ins Auge. Herzstück der Stadt, ist die große Kathedrale mit ihren blauen Kuppeln, von der aus man einen schönen Überblick über die Stadt erhält.
Blick über Cuenca
Noch besser fanden wir nur den Blick von einer Dachterrasse, auf die Kathedrale.
Kathedrale von Cuenca
So manche Ecke und Café erkannten wir von unserem ersten Besuch noch wieder, dennoch schlossen wir uns auch hier wieder einer spannenden und informativen Walking Tour an, die uns auch an uns noch unbekannte Ecken führte.
Cuencas bunte Altstadt
Natürlich besuchten wir auch wieder den lokalen Markt, wo wir nicht nur unseren Kühlschrank auffüllen konnten, sondern auch so manche lokale Leckerei probierten. Außerdem schauten wir uns das Pumapongo Museum an, wo es vor allem um die verschiedenen indigenen Kulturen im Land ging und in dem auch Schrumpfköpfe gezeigt wurden.
Schrumpfkopf im Pumapongo Museum
Bei einigen Amazonas Stämmen war es in früheren Jahren üblich, die Köpfe der ermordeten Feinde zu sammeln und als eine Art Schmuck und Statussymbol am Gürtel zu tragen. Geschrumpft wurden die Köpfe mittels Mumifizierung. Heutzutage ist dieses grausige Vergehen glücklicherweise verboten.
Ansonsten nutzten wir die Großstadt natürlich auch mal wieder für Annehmlichkeiten wie lecker essen gehen und schafften es sogar zweimal ins Kino – zuerst in Oppenheimer und dann in Barbie. So konnten wir endlich beim Hype mitreden. 😉
Welcome to the jungle!
Nach zwei Tagen und Nächten ließen wir die Stadt hinter uns und nahmen Kurs auf das Amazonasgebiet. Als Zwischenziel peilten wir das Örtchen Macas an. Für die nur 250km brauchten wir aber gute 7 Stunden, da die Strecke zwar landschaftlich sehr schön war, aber auch von vielen Erdrutschen beeinträchtigt. So mussten wir einige Male Schlagloch-Slalom fahren und die ein oder andere überspülte Straße queren. Es wird nicht langweilig in Südamerika!
Slippery when wet!So grün!
In Macas war dann schon deutlich zu spüren das wir schon nahe am Amazonas waren – die Luft war warm und schwül, überall blühten Helikonien und auch die Palmen- und Sukkulenten-Dichte nahm schlagartig zu. Nach ein paar weiteren Fahrstunden waren wir dann schließlich mittendrin im Amazonas und fanden an einem kleinen Flußbad einen traumhaften Campspot unter Farnbäumen.
Unsere Dschungel-Lodge
Von dort war es nur noch ein Spaziergang bis zur Lisan Wasi Gemeinde. Die Lisan Wasi gehören zum Stamm der Shuar (die mit den Schrumpfköpfen) und hier wurden wir herzlich von Jhefferson und seiner Cousine Tamara begrüßt und erstmal mit Tee versorgt.
Tee wurde hier standesgemäß in der Kokosnuss-Schale serviert
So wie man bei uns sagt: auf einem Bein kann man nicht stehen, so heißt es hier: man braucht zwei Augen zum sehen (ob das ZDF sich hier für seinen Slogan „Mit dem Zweiten sieht man besser“ hat inspirieren lassen? 😉), daher mussten wir beide zwei Schalen Tee trinken, bevor wir von Tamara mit der traditionellen Gesichtsbemalung „geschminkt“ wurden.
Kostmetikbehandlung á la ShuarBereit für den Dschungel!
Es folgte noch ein Reinigungsritual, bei dem man sich eine Art flüssigen Schnupftabak schwungvoll in die Nase ziehen muss, was uns sofort ordentlich die Nebenhöhlen freibrannte.
Für jeden eine Nase voll…Das bitzelte ganz schön! 🙂
Dann konnte es los gehen. Zusammen mit Jhefferson liefen wir eine Runde durch den angrenzenden Dschungel, wo er uns allerhand Heilpflanzen zeigte und dessen Verwendung erklärte. Schließlich durften wir unsere Jagdfähigkeiten unter Beweis stellen und „Giftpfeile“ durch ein langes Blasrohr auf ein Holzziel schießen. Überraschenderweise trafen wir beide, somit hatten wir uns schon mal für das Leben im Dschungel qualifiziert. 😉
Jetzt bloss nicht einatmen…pew!
Ein Stück weiter gab es eine Art Aussichtspunkt auf den Fluss, wo auch eine Plattform mit einer fragwürdig aussehenden „Schaukel“ angebracht war. Nach anfänglicher Skepsis wagten wir uns aber doch drauf und schwangen ein paar Runden über den Abgrund. Tarzan lässt grüßen! 😉
Tarzan lebt!
Zum Abschluss trafen wir noch auf die beiden halbwegs zahmen Papageien, die frei im Dorf leben. Der Gelbbrustara Edgar machte es sich sogar auf meinem Arm gemütlich.
Frau mit Vogel!
Der kleine ungezwungene und nicht gestellte Einblick in das Leben einer indigenen Gemeinde, die hier im Einklang mit der Natur lebt, war auch beim zweiten Mal ein besonderes und beeindruckendes Erlebnis. Sicher findet man tiefer im Amazonas noch abgelegenere und ursprünglichere Gemeinden, aber da wir 2012 schon mal ein paar Tage im wirklichen Off verbracht hatten, genügte uns diesmal der kurze Ausflug zu den Shuars.
Die restliche Zeit verbrachten wir rund um den Van, wo wir nach einer erfrischenden Abkühlung im Fluss sogar noch zwei frische Fische ergattern konnten, die natürlich direkt auf dem Grill landeten. Während wir da so saßen, wurden wir immer wieder von netten Ecuadorianern angesprochen, die es kaum glauben konnten, Besucher aus Deutschland hier vorzufinden. Viele schauten staunend in unseren Van und wiederholten immer nur: un sueno, un sueno (ein Traum!). Eine Familie war besonders angetan und kam mehrfach vorbei, um Fotos und Videos zu machen. Dabei scheuten sie auch nicht davor zurück, mal kurz auf unseren Outdoormöbeln Platz zu nehmen, um noch besser posieren zu können. 😊 Zum Dank wurden wir mit Bananen geschenkt, die wir unbedingt als Nachtisch auf dem Grill zubereiten sollten.
Generell sind die Ecuadorianer wieder viel offener und aufgeschlossener als z. B. ihre peruanischen Nachbarn und wir kamen wieder viel leichter mit Locals ins Gespräch. So konnte es gerne weitergehen.
Banos
Unser nächstes Ziel war Banos, und somit ging es wieder raus aus dem Dschungel und Richtung Berge. Banos begrüßte uns leider mit 15 Grad und Nieselregen und lt. Vorhersage sollte das auch so bleiben. Die Wasserfall Fahrradtour strichen wir daher, was allerdings auch nicht allzu schwer fiel, da wir diese Tour bereits 2012 schon gemacht hatten. Auch sonst hatte sich in Banos nicht viel verändert, noch immer ist der Ort das Mekka für alle die einen regelmäßigen Adrenalinschub brauchen. Von Ziplining über Bungee Jumping, Canyoning und Rafting kann man hier so ziemlich alles machen, was den Puls nach oben treibt. Alles, was uns interessierte hatten wir aber entweder schon gemacht, oder wir hätten dafür gerne etwas besseres Wetter gehabt.
Somit begnügten wir uns mit dem Besuch des „Casa de Arbols“ (das Baumhaus), welches auf 2.600m hoch über der Stadt liegt. Wenn die Wolken es zulassen, hat man von dort einen gigantischen Ausblick über Banos und die üppig grüne Berglandschaft. Und nebenbei kann man hier ein bisschen schaukeln.
Weeeee…
Nach einer verregneten Nacht ließen wir Banos dann schon wieder hinter uns und fuhren den Bergen und Vulkanen weiter entgegen.
Der 9. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Peru
Wir ließen die Anden erstmal wieder hinter uns und machten uns auf den Rückweg an die peruanische Küste.
Canon del Pato
Vor uns lagen nur 280km und die Strecke durch den „Canon del Pato“, wurde als gut ausgebaut und durchgängig geteert beschrieben. Scheinbar bedeutet das in Peru etwas anderes als in Europa. 😉
So sieht geteert & gut ausgebaut in Peru aus
Man konnte noch erkennen das die Straße ursprünglich mal geteert gewesen war, jedoch war davon nicht mehr viel übrig. Es war mehr Schlagloch-Slalom als normales fahren. Zudem war die Strecke von vielen Erdrutschen gesäumt, die mal mehr und mal weniger gut weggeräumt worden waren. Teilweise hatte man einfach den Schutt geplättet und so ruckelten wir uns Kilometer für Kilometer voran. Hier und da fehlte auch einfach mal ein Stück Straße. Das Gute, wenn man langsam fährt: man kann die Aussicht genießen. Und davon gab es genug.
Canon del Pato
Was die Strecke zusätzlich spannend machte, waren die vielen einspurigen, schmalen und unbeleuchteten Tunnel, die manchmal nur wenige Meter lang waren, aber auch einige Male mehrere hundert Meter, inklusive Kurven. Wenn einem dort Gegenverkehr begegnete, hatte der Größere Vorfahrt.
Upsi!
Das wollte auch ein LKW-Fahrer durchdrücken, der uns an seiner Einfahrt des Tunnels begegnete. Er gab uns zu verstehen, dass er möchte, dass wir mehrere hundert Meter durch den dunklen Tunnel zurücksetzen, weil er sich im Vorfahrts-Recht fühlte. Nachdem wir uns einige Mal gegenseitig, aber ergebnislos Lichthupe gegeben hatten, stieg Christian dann aus, um ihn freundlich davon zu überzeugen, dass es doch wesentlich einfacher wäre, wenn er einfach 3m zurückfährt. Zum Glück hatte der gute Mann ein Einsehen.
Bis zurück auf die Panamericana benötigten wir somit ganze 6 Stunden und dann lagen noch mal 2 Stunden durch die immer noch karge, triste und vermüllte Küsten-Einöde vor uns. Sofort sehnten wir uns zurück in die einsamen und wesentlich weniger vermüllten Berge…
Müll-Panamericana
Buntes Trujillo
Nach 8 Stunden kamen wir kurz vor Sonnenuntergang endlich an unserem Ziel an, der Stadt Trujillo. Hier ging die Odyssee aber noch ein bisschen weiter. Keiner der bewachten Parkplätze wollte oder konnte uns (aus Höhengründen) aufnehmen und übernachten lassen. Es war wie verhext. Nach einer Stunde suchen, inmitten des wuseligen Stadtverkehrs, fanden wir endlich einen Platz an einem Park. Hier war zwar nichts bewacht, aber wir ließen einfach mal die Hoffnung gewinnen, dass schon nichts passieren würde.
Erschöpft und hungrig von dem langen Fahrtag, fielen wir in eine Pizzeria ein. Wie wir erfuhren, ist Trujillo Teil des italienischen Dreiecks in Peru, hier haben sich vor einigen Jahrzehnten viele Italiener angesiedelt, daher gab es hier Pizza, Pasta und Amore an nahezu jeder Ecke
Ansonsten konnte Trujillo durch seine bunte Altstadt glänzen.
Altstadt von Trujillo bei Nacht…… und bei Tag
Viel mehr war aber auch nicht geboten, es sei denn, man steht auf Ausgrabungsstätten und weitere Pre-Inka Ruinen, wovon wir inzwischen genug hatten.
Ein unerwartetes Highlight erwartete uns in einer Bar in Trujillos Altstadt. Eigentlich wollten wir nur einen Pisco Sour trinken, bis der Besitzer uns fragte, wo wir denn herkommen. Auf die Antwort: „Alemania, en cerca de Frankfurt“, fragte er in Deutsch weiter: „aus Frankfurt? Direkt aus Frankfurt?“
Verblüfft über die deutsche Ansprache klärten wir ihn gerne auf, dass wir aus Wetzlar bzw. Marburg kommen, worauf seine Antwort war: „Wetzlar? Frankfurter Straße?“
Es stellte sich heraus, dass Paul in den frühen 90er Jahren in Gießen studiert hatte und sein Bruder bis heute in Wetzlar lebt (in der Frankfurter Straße 😉). Entsprechend gut kannte er sich in unserer Region aus. Selbstverständlich dauerte es auch nicht lange, bis die ersten gemeinsamen (entfernten) Bekannten gefunden waren. Irgendwann gesellten sich zwei weitere Brüder von Paul zu uns (von denen einer ebenfalls schon in Wetzlar gewesen ist und daher auch Deutsch sprach) und da alle drei Multiinstrumentalisten sind, bekamen wir ein kleines Privatkonzert gespielt.
Privatkonzert in TrujilloGruppenbild mit Barbesitzer und ehemaligem Gießener Paul.
Mal wieder ein Fall von „so-klein-ist-die-Welt“ und ein unverhofft schöner Abend mit herzlichen Begegnungen.
Zurück am Meer
Nach einer Nacht in Trujillo, zog es uns dann schon wieder weiter. Wir landeten diesmal direkt am Strand, in Puerto Malabrigo, wo sich angeblich die längste Linkswelle der Welt bildet. Mithilfe der NASA wurde festgestellt, dass die Welle unter idealen Bedingungen ca. 2.2km lang ist. Dementsprechend war der Strand bei Surfern und Badewilligen sehr beliebt und da gerade Wochenende war, auch gut besucht.
Strand von Puerto Malabrigo🙂
Wir fanden einen schönen Platz oberhalb des Strandes, direkt an der Klippe und hätten es hier durchaus länger aushalten können. Am nächsten Tag fehlte jedoch die Sonne, es blieb den ganzen Tag trüb und wir wurden von einer nervig-ekligen Fliegenplage heimgesucht.
Haus auf den Klippen
Somit blieb es bei einem kurzen Sprung in den Pazifik und danach brachen wir auch schon wieder auf. Wir nahmen Kurs auf Pimentel, wo man die für die Region typischen Schilfboote bestaunen kann, mit denen die Fischer, teilweise auch heute noch, rausfahren und auf den Wellen surfend Fische fangen.
Bis wir dort ankamen, galt es aber erstmal wieder durch unendliche Mülllandschaften zu fahren. Irgendwie nahm einem das schon die Lust auf weitere Strandbesuche… Dennoch schauten wir uns in Pimentel am Strand um, wo allerdings Sonntag nachmittags die Hölle los war. Die Schilfboote waren schön anzuschauen, allerdings kreuzten zwischen ihnen und den zahlreichen Badegästen laut knatternde Quads rum, die Mann/Frau oder auch Kind sich hier direkt am Strand ausleihen konnte. Wer kommt bitte auf solche Ideen?
Traditionelle Schilf-Fischerboote am Strand von Pimentel
Entlang des Strands hätte es viele schöne Stellplätze gegeben, jedoch wurden wir gewarnt dort zu nächtigen, da es hier immer wieder zu Überfällen käme. So bezogen wir einen wenig charmanten Parkplatz mitten in der Stadt, der zumindest durch einen Parkwächter bewacht war. Und am nächsten Morgen ergriffen wir dann schnell die Flucht.
Unser vorletztes Ziel in Peru war Los Organos, von wo aus wir eine Waltour machen wollten. Die Buckelwale waren nämlich aktuell auf der Durchreise in die Antarktis. Vorbei an einem besonders müllreichen Abschnitt der Panamericana, erreichten wir am späten Nachmittag den kleinen Ort. Wenigstens fand sich hier ein Parkplatz in Strandnähe und am nächsten Morgen ging es mit dem Sonnenaufgang raus aufs Meer.
Es dauerte eine Weile, bis wir in der Ferne die ersten Buckelwale sichteten und irgendwie stellte sich der Kapitän unseres kleinen Bootes etwas ungeschickt bei der Annäherung an die Tiere an.
Etwas später kamen wir dann einer kleinen Gruppe doch etwas näher und konnten ein Kalb beim Springen beobachten.
So faszinierend! Ein Unterwasser-Mikrofon war auch mit an Bord, so kamen wir sogar noch in den Genuss von Walgesängen. Zurück an Land sprangen wir dann selbst noch eine Runde ins Wasser, bevor wir uns ein letztes Ceviche an einer Strandbar gönnten.
Danach ging es weiter in den Ort Acapulco, wo wir zum Abschluss einen kleinen Campingplatz bezogen, der uns von anderen Reisenden empfohlen worden war. Der Platz war gut besucht und wir trafen hier auf die 6-köpfige deutsche Familie von followdirectionsouth, die mit ihrem Renault LKW seit vielen Jahren durch die Welt reisen und denen wir bereits seit mehreren Jahren via SoMe folgen.
Campingplatz SwissiWassi in AcapulcoHier gab es sogar einen schönen Strand
Zudem hatten wir hier einen einigermaßen sauberen Strandabschnitt direkt vor der Schiebetür und wir genossen einfach noch mal zwei Tage Strandurlaub, bevor wir nach insgesamt 7 Wochen, mit etwas gemischten Gefühlen, Abschied aus Peru nahmen.
Das Land hatte viele Hochs aber fast noch mehr Tiefs für uns. Einerseits gibt es diese beeindruckenden Sehenswürdigkeiten, die unglaubliche Naturschönheit, das hervorragende kulinarische Angebot und die spannende und geheimnisvolle Inka Kultur, andererseits wird alles über die Maßen vermarktet und kaum bewegt man sich abseits der herausgeputzten Sehenswürdigkeiten, entdeckt man ein vermülltes Land, in dem Umwelt- und Tierschutz scheinbar keine Rolle spielen und die soziale Schere extrem auseinandergeht.
Umso mehr freuten wir uns darauf Ecuador ein zweites Mal zu bereisen und waren gespannt, was uns dort Neues und bereits Bekanntes erwarten würde. Aber dazu demnächst mehr. 😊
Auf in die Berge! Statt einfach nur der Panamericana entlang der Küste zu folgen, welche durch die karge Landschaft und die endlosen Müllberge ohnehin nicht sonderlich attraktiv ist, zog es uns, schlechten Schotterpisten zum Trotz, noch ein vorerst letztes Mal in Höhen von über 4.000 Meter über dem Meeresspiegel. Unser Ziel war die Cordillera Blanca, das weiße Gebirge, welches seinen Namen den zahlreichen und permanent schneebedeckten 6.000ern verdankt.
Laguna Churup
Als erstes Ziel hatten wir uns die Laguna Churup ausgeguckt, welche auf über 4.400m liegt. Natürlich kann man dort nicht einfach direkt ans Ufer fahren, sondern muss sich den Blick auf die Lagune verdienen. Am Trailhead, auf 3.800m, fanden wir einen schönen Stellplatz, wo sich später noch ein Overlander Pärchen aus der Schweiz zu uns gesellte.
Am nächsten Morgen ging es dann zeitig los, vor uns lagen zwar nur 3.2km bis zur Lagune, aber eben auch 620hm. Es wurde also mal wieder steil. Der Weg war dennoch sehr schön und abwechslungsreich und bot natürlich auch entsprechende Ausblicke.
Unterwegs zur Laguna Churup
An einigen Stellen war der Weg so steil und felsig, dass man sich an Ketten und Eisen entlanghangeln musste, was den Spaß- und Schwierigkeitsfaktor gleich noch mal erhöhte.
Ganz schön steil!
Die Belohnung folgte am Ziel, vor uns lag die traumhaft türkisblaue Churup Lagune, umgeben von Bergen und schneebedeckten Gipfeln
Angekommen an der Laguna Churup, auf 4.400müM
Um die Lagune herum, führte ein ebenfalls steiler Weg zu einer weiteren Lagune, der Laguna Churupita, am Fuße des gleichnamigen Berges.
Laguna Churupita
Ebenfalls türkisblau und wunderschön. Nach einer verdienten Stärkung ging es den gleichen Weg wieder retour und zurück zum Van. Da es noch früh am Tag war, fuhren wir noch weiter und vorbei an massiven 6.000ern, bis ins Örtchen Yungay.
Blick auf die weißen Gipfel der Cordillera
Nationalpark Huascaran
In Yungay verbrachten wir eine Nacht, bevor wir am nächsten Morgen die schlechteste Schotterpiste, die wir seit langem gefahren sind, in Angriff nahmen. Über 34km führte eine sogenannte „Bundesstraße“, insgesamt 1.200hm steil hinauf auf wieder mal 3.800müM. Wir brauchten über 2 Stunden für die Strecke und mussten an einem besonders steilen Stück drei Mal Anlauf nehmen, bis wir es hinaufgeschafft hatten. Die Anden kosten echt Nerven… 😉
Aber wieder mal wurden die Strapazen belohnt, oben erwartete uns nämlich die Laguna Chinancocha, welche im unglaublichsten türkisblau leuchtete.
Laguna Chinancocha
Unglaublich, die Farbe schien uns fast schon surreal, wird aber durch das Zusammenspiel von mineralienhaltigem Wasser und Sonne verursacht. Wir befanden uns nun im Huascaran Nationalpark und erfreulicherweise war hier auch campen erlaubt. So bezogen wir unweit der Lagune einen Platz auf einer Wiese, umgeben von Eseln und Kühen (und Kuhfladen), wo wir eine ruhige Nacht unterm klaren Sternenhimmel verbrachten.
Home Sweet Home
Am nächsten Morgen schnürten wir in aller Frühe die Wanderschuhe und machten uns auf zur nächsten Lagune, der Laguna 69, welche auf 4.605m liegt und natürlich am Fuße eines weiteren 6.000ers. Die knapp 8km lange Wanderung, sollte eine der schönsten Routen in Peru für uns werden. Die Landschaft war vom ersten Moment an wunderschön und abwechslungsreich.
Zunächst führte uns der Weg durch einen alten Wald, bis es dann langsam, aber stetig immer weiter hinauf ging und links und rechts von uns dutzende Wasserfälle aus den Felsen kamen, wobei wir die schneebedeckten Gipfel der Codillera Blanca immer im Blick hatten.
Wanderung zur Laguna 69
Wie im Märchen! Der letzte Kilometer der Tour hatte es dann noch mal in sich, es ging extra-steil hinauf, bis wir schließlich vor der – wieder mal – türkisleuchtenden Lagune standen.
Laguna 69 auf 4.600müM
So verrückt! Und das Beste war: wir waren an dem Tag die ersten und zu dem Zeitpunkt einzigen Menschen dort oben. Wir genossen die Ruhe und den unglaublichen Ausblick, bis nach und nach die nächsten Wanderer eintrudelten und es mit der Ruhe vorbei war. Dann ging es die gleiche Strecke wieder zurück und dank inzwischen hochstehender Sonne, war die Aussicht noch mal spektakulärer.
Schöner geht’s kaum!
Ein absolutes Peru-Highlight!
Nachdem wir uns von Staub und Schweiß befreit hatten, stand der ruckelige Rückweg über die Schotterpiste an, für die wir auch bergab wieder 2 Stunden brauchten. Unglaublich das diese Piste eine der Hauptverkehrsrouten über die Cordillera ist.
Laguna Paron
Im Örtchen Caraz erholten wir uns ein wenig und verbrachten die Nacht, bevor es am nächsten Tag zur nächsten Lagune gehen sollte. Die Laguna Paron sollte die angeblich Schönste von allen sein und was sie für viele attraktiv macht, ist dass man bis direkt davor fahren kann. Theoretisch. Die Piste hinauf war nämlich noch steiler und in schlechterem Zustand als die Piste zur Laguna 69. Um Van und Nerven zu schonen, buchten wir uns also einen Transport von Caraz hinauf, was sich als absolut gute und richtige Entscheidung erwies.
Außerdem lernten wir auf der Fahrt ein nettes Pärchen aus Kanada kennen, welche uns eine weitere Einladung nach Vancouver einbrachte. 😊 1.5 Stunden lang ging es also mit einem Minivan über die steile Buckelpiste hinauf auf 4.200m. An der Laguna Paron angekommen, blieb uns dann wirklich der Mund offen stehen.
Laguna Paron
Kaum zu glauben, dass dies kein Photoshop-Projekt ist, oder? Die Lagune und die umgebenden Gipfel wirkten wie eine Filmkulisse. Zu Fuß ging es noch mal 100hm hinauf zu einem Mirador, welcher weitere Ausblicke und Perspektiven bot. Einfach traumhaft.
Mirador Laguna Paron
Kurzentschlossen ging es sogar noch mal kurz aufs Wasser, mit einem kleinen Ruderboot (welches man leider nicht selbst fahren durfte). Das Wasser war wirklich absolut klar und so türkisblau wie es auch aus der Ferne schien.
Bootsausflug auf der LaguneFürs Familienalbum 😉
Definitiv ein besonders schönes Fleckchen Erde, aber irgendwie ist es nicht das Gleiche, wenn man einfach bis davor fahren kann. Wir verdienen uns unsere Aussichten lieber. 😉 Dennoch konnten wir uns wohl keinen schöneren Abschluss für unsere Zeit in den hohen Anden wünschen.
Nach einer letzten Übernachtung in den Bergen, ging es als nächstes wieder zurück an die Küste. Der Weg dorthin wurde auch noch mal besonders spannend und herausfordernd.
Vom Strand ging es am 16. Juli weiter in die Landeshauptstadt: Lima. Die Stadt war uns von vielen als hässlich und gefährlich beschrieben worden. Hässlich war auch erstmal unser Eindruck, was allerdings nicht an der Stadt selbst lag, sondern an den Umständen, die wir außerhalb vorfanden. Entlang der Panamericana, welche hier weiterhin durch eine triste, karge Wüstenlandschaft führt, lagen Unmengen an Müll. Wieder mal entstand der Eindruck, dass wir hier nicht über eine der Hauptverkehrsstraßen des Kontinents fuhren, sondern mitten durch eine Mülldeponie.
Willkommen auf der peruanischen Panamericana 🙁
Von Hausmüll, über Plastikfetzen, bis hin zu Bauschutt, toten Tieren und Autowracks war mal wieder alles dabei. Wir hatten vorab schon viel davon gehört und auch bei anderen Reisenden Bilder gesehen. Selbst durchzufahren und einfach die schiere Menge ließ einen dennoch sprachlos und irgendwie auch deprimiert zurück.
In Lima selbst änderte sich das Bild aber. Wir bezogen einen bewachten Parkplatz im Touristen-Viertel Miraflores. Dies gilt als besonders sicher, aber eben auch nicht besonders authentisch peruanisch. In den Straßen reihte sich Casino an Restaurant und Shopping Mall an Hipster-Café.
Mittendrin war aber auch ein schön angelegter Park, in dem anscheinend wildlebende Katzen das Sagen haben und hier, von der Stadt gefördert, gefüttert und gepflegt werden. Auf den Parkbänken oder einfach in den Pflanzen lagen die Samtpfoten und ließen sich hier gerne ausgiebig streicheln und mit Leckerlies versorgen.
Miau!
Wir nahmen das urbane Angebot des modernen Viertels gerne in Anspruch, schließlich gab es auch was zu feiern, nämlich unser 2-jähriges Vaniversary. Unglaublich das wir nun schon über zwei Jahre unterwegs sind und es in der Zeit immerhin von Blasbach bis nach Lima geschafft haben! 😊
Happy Weltreisende!
Wir genehmigten uns also mal wieder leckeres Essen und schafften es sogar ins Kino, bevor wir am nächsten Morgen erneut eine Werkstatt aufsuchten. Diesmal ging es direkt zu Fiat, die noch ein paar Kleinigkeiten richteten, welche die „freie Werkstatt“ in Cusco nicht durchführen konnte. Das war schnell erledigt, sodass wir am Nachmittag noch an einer Walkingtour durch das historische Zentrum von Lima teilnehmen konnten. Und das war wirklich alles andere als hässlich.
Plaza Mayor
Lima ist besonders für die geschlossenen Holzbalkone bekannt, welche natürlich von den Spaniern eingeführt wurden.
Auf dem großen Hauptplatz der Altstadt konnte man jedoch schon die laufenden Vorbereitungen, für die für den 19. Juli angekündigten Proteste gegen die aktuelle Regierung sehen. Der komplette Plaza Mayor war abgesperrt, selbst als Fußgänger konnte man nicht über den Platz laufen, was als Vorsichtsmaßnahme gedacht war, damit sich keine wilden Zelt-Camps von Protestierenden bilden.
Erst Anfang des Jahres war Peru von gewaltvollen Protesten erschüttert worden, welche zu mehr als 50 Toten geführt hatten und von massiven Straßenblockaden im ganzen Land begleitet wurden. Da ungewiss war, wie stark die Proteste diesmal ausfallen würden, verließen wir Lima nach zwei Nächten wieder und suchten uns einen sicheren Platz außerhalb, den wir auf einer kleinen Avocado-Farm, 2.5 Stunden außerhalb Limas fanden. Dort bezogen wir ein sonniges Plätzchen, hatten wie so oft tierische Gesellschaft und behielten die Nachrichten im Auge. Glücklicherweise verliefen die Proteste einigermaßen friedlich, es kam nur zu wenigen Festnahmen und Verletzten und die Straßenblockaden begrenzten sich auf den Süden des Landes, der ja bereits lange hinter uns lag.
Den Hunden gefiel es wie immer bei uns 😉
Nach zwei Nächten auf der Avocado-Farm, ging es also schon wieder weiter und wir nahmen erneut Kurs auf die Berge. Zu groß war die Sehnsucht nach mehr Vegetation und vor allem weniger Müll.
Im kleinen Dörfchen Bolognesi, fanden wir durch Zufall einen richtig schönen, freien Stellplatz, mit Blick auf ein grünes Tal. Kurzentschlossen blieben wir zwei Tage und Nächte hier, genossen die angenehmen Temperaturen und endlich mal wieder von morgens bis abends einfach ungestört draußen sitzen zu können, zu grillen, Sport zu machen und Reisepläne zu schmieden.
Gut akklimatisiert waren wir nun auch wieder, somit ging es weiter in die Cordillera Blanca, einen besonders schönen Teil der Anden, mit dutzenden Gipfeln über 6.000 Metern.
Nachdem wir Cusco und das Valle Sagrado nun engültig hinter uns gelassen hatten, verbrachten wir eine Nacht in einem kleinen Ort, bevor uns der erste lange Fahrtag bevorstand. Dieser führte uns wieder über einige hohe Passstraßen. So gelangten wir zwischendurch wieder auf 4.600m ü.M. was uns tolle Aussichten bescherte.
Unterwegs an die Küste
Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir einen Platz, der zumindest unter 4.000m lag und uns somit zumindest gut schlafen ließ. Am nächsten Morgen ging es dann gleich weiter und stetig hinab, bis wir zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, wieder unter 1.000m waren. Nicht nur wir, gefühlt atmete auch der Van erstmal ordentlich durch. 😉
Die Strecke führte uns in die Wüste und am sogenannten Cerro Blanco vorbei, eine über 2.000m hohe Sanddüne, welche angeblich die höchste des Kontinents ist.
Blick auf den Cerro Blanco
Geheimnisvolle Nazca Linien
Von dort ging es immer weiter hinab, bis wir schließlich in Nazca ankamen. Nazca ist berühmt für die mysteriösen Nazca Linien, also Scharrbilder, welche angeblich von einer Pre-Inka Kultur in die Erde „gekratzt“ wurden und bis heute bestehen. Seit 1994 zählen diese als Unesco Weltkulturerbe.
Insgesamt gibt es 21 Figuren die entweder Tiere oder Pflanzen darstellen. Um alle zu sehen, muss man einen Rundflug in einer kleinen Cessna machen, darauf hatten wir aber weder Lust, noch fanden wir diese Sehenswürdigkeit besonders spannend. Ganz zu schweigen vom Umweltaspekt und der unnötigen Belastung, welche diese dutzenden Flüge pro Tag verursachen.
Die ewige Skeptikerin in mir, kann auch nicht glauben, dass die Linien seit Jahrhunderten Wind und Wetter und vor allem die Peruaner überstanden haben. Rund um die Linien ist alles vermüllt und verwahrlost wie an so vielen Stellen im Land. Überall waren auch Fahrspuren zu erkennen. Ohne regelmäßige Pflege müsste es rund um die Linien und auf den Linien genauso aussehen.
Von einem Aussichtsturm konnte man zumindest drei der Linien sehen: die Kröte, den Baum und die Eidechse. Und mittendurch läuft eine Straße – so viel zum Thema Weltkulturerbe…
Der BaumMitten durch die Eidechse verlief der Highway
Nach dem kurzen Fotostopp zog es uns weiter Richtung Küste und in die Stadt Ica, welche vor allem als Herz der Weinregion von Peru bekannt ist. Wir verbrachten die Nacht außerhalb der Stadt und wollten uns diese am nächsten Vormittag eigentlich anschauen. Den Plan verwarfen wir kurzerhand, als wir uns durch den chaotischen Verkehr wühlten und dabei schon sehen konnten, dass die Stadt tatsächlich nichts Spannendes zu bieten hatte.
Stattdessen fuhren wir gleich raus zum ältesten Weingut von Peru und angeblich auch dem ersten Weingut des Kontinents (wir vermuten allerdings das Argentinien und Chile hier Einspruch erheben würden. 😉).
Das Tacama Weingut beeindruckte mit einer wunderschön angelegten Parkanlage, welche natürlich von Weinstöcken umgeben war.
Weingut Tacama
Das passte so gar nicht in das eher ärmlich, dreckige und vermüllte Straßenbild, welches wir noch kurz vorher gesehen hatten. Hier war eindeutig alles auf internationalen Tourismus ausgelegt. Schade nur, dass sie direkt vor der eigenen Haustür mit dem Aufräumen aufgehört haben…
Wir bekamen eine kurze und informative Tour über das Weingut und das dazugehörige kleine Weinmuseum mit allerhand alten Maschinen. Dann durfte natürlich probiert werden. 3 Weine, davon einer ungenießbar, und einen Pisco – der wird hier nämlich auch produziert.
Definitiv wieder eine spannende Erfahrung, aber es blieb irgendwie ein fahler Beigeschmack, da rundherum alles so ärmlich und dreckig war und nur rund um das Weingut scheinbar eine Touristenoase geschaffen worden war.
Oase Huacachina
Eine Touristenoase war auch unser nächstes Ziel – im wahrsten Sinne des Wortes. Wir steuerten die Oase Huacachina an, ein kleines Wasserloch, umgeben von hohen Sanddünen. Von anderen Reisenden hatten wir schon gehört, dass dies wirklich eine Touristenfalle ist. Und auch auf uns machte der eigentlich schön aussehende Ort, den Eindruck eines seelenlosen Touristenmagnets.
Sieht auf unseren Bildern eigentlich ganz schön aus: Oase Huacachina
Die Oase selbst war nicht mehr als ein kleiner Teich, rund herum gab es nur Hotels, Restaurants, Bars und Souvenirshops. Alle drei Meter wurde man von einem Anwerber angesprochen, der einen, für lächerlich kleines Geld, mit einem laut knatternden Strandbuggy hinauf auf die Düne fahren wollte. Alle Dünen waren überzogen mit Reifenspuren dieser Dreckskisten. Das Geräusch schallte von allen Dünen hinunter. Wie man einen eigentlich so schönen Ort, so extrem vermarkten und dadurch versauen kann, ist uns ein Rätsel.
Uns verging sogar die Lust die Dünen zu Fuß zu besteigen. Wir verbrachten daher nur eine Nacht außerhalb und wollten am nächsten Tag zu einer echten Oase, ohne Hotels und Co. rausfahren, jedoch kam uns dann eine noch bessere Idee.
Reserva Nacional Paracas
Direkt an der Küste, gibt es den kleinen Naturpark Paracas. Durch diesen führt eine 32km lange Strecke mit verschiedenen Aussichtspunkten und der Chance auf Tiersichtungen wie z. B. Humboldt Pinguine, Seelöwen, Flamingos, etc. Da aktuell Winter auf der Südhalbkugel ist, sind aber nur wenige Tiere dort und das Wetter ist zumeist trüb und neblig. Daher hatten wir gar nicht geplant Paracas zu besuchen. Dann kam uns aber die Idee die Strecke mit dem Fahrrad zu fahren und schon erschien es uns gar nicht mehr so langweilig.
Somit schwangen wir uns auf die Mountainbikes und radelten durch die Wüste, bis an die Küste.
Wie erwartet war das Wetter trüb und wir sahen auch nur einige Flamingos und Pelikane, aber Hauptsache am Meer sein und Fahrradfahren war das Motto. 😊
🙂
Nach so langer Zeit in extremen Höhen, bei trockener Luft und oftmals kalten Temperaturen, war es selbst bei diesem Wetter einfach schön wieder mal am Meer zu sein. Zum Nachmittag bekamen wir dann sogar ein bisschen blauen Himmel zu sehen.
Reserva Nactional Paracas
Nach der Tour wollten wir uns direkt an der Küste mit einem frischen Ceviche belohnen, aber irgendwie sollte das nicht sein. Im Ort Pisco schlossen alle Läden entlang der Promenade bereits gegen 17 Uhr. Im Ort selbst fanden wir keinen sicheren Parkplatz für den Van und somit landeten wir ohne Ceviche schließlich an einem eigentlich recht schönen Platz, direkt am Wasser, von wo aus wir Pelikane bei der Jagd beobachten konnten.
Unser Haus am Meer
Im Laufe des Abends kamen einige Locals vorbei, die in ihren Autos Musik hörten und teilweise vor dem offenen Kofferraum tanzten, aber ab 23 Uhr war alles ruhig. Bis wir gegen 1 Uhr nachts von lautem Klopfen geweckt wurde. Die Polizei stand vor der Tür und fragte, was wir denn hier machen. Ja was wohl?!
Die Beamten waren aber sehr freundlich, kontrollierten nur unsere Papiere und ließen uns dann noch wissen, dass wir vorsichtig sein sollten, es könnte gefährlich sein. Den Eindruck hatten wir aber ganz und gar nicht, aber natürlich blieb uns dies im Hinterkopf, sodass wir für den Rest der Nacht bei jedem Geräusch raus schauten und es vorbei war, mit dem Tiefschlaf. Aber natürlich blieb alles ruhig, keiner interessierte sich für uns und am nächsten Tag zogen wir weiter und suchten uns einen etwas abgelegeneren Platz am Meer.
Der Strand an dem wir landeten, machte auf den ersten Blick eine schönen Eindruck, auf den zweiten jedoch nicht mehr. Alle 2 Meter lag ein toter Vogel, dazu fanden wir rund ein Dutzend tote Seelöwen in unterschiedlichen Verwesungsstadien und sogar einen toten Delfin. Vermutlich hat die Vogelgrippe die Tiere dahingerafft, welche aktuell im Land grassiert. Aber dass sie, genauso wie der Müll, einfach an einem eigentlich beliebten Strand liegen gelassen werden, war schon irgendwie seltsam. Peru toppt an Vermüllung und Verwahrlosung wirklich alles, was wir bis jetzt gesehen haben. Und das in einem Land, das touristisch eigentlich so gehyped wird. Wenn man reist, wie wir es tun, sieht man dann eben doch noch mal eine andere Seite, fernab der Touri-Highlights.
Grausig!
Somit verließen wir auch diesen Platz nach nur einer Nacht und machten uns auf nach Lima, Perus Hauptstadt.
Zurück in Cusco, planten wir nochmal ein paar Tage in der Stadt zu verbringen. Zum einen hatten wir ein Treffen mit Reisebekanntschaften geplant und zum anderen erwarteten wir sehnsüchtig ein Paket mit Ersatzteilen, um unsere inzwischen wieder defekte Heizung reparieren und warten zu können.
Zunächst lief noch alles nach Plan. Wir trafen uns mit Willeke und Yvo, die beiden Holländer die wir ganz am Anfang unserer Reise, im Hotel in Montevideo kennengelernt hatten. Beide leben seit vielen Jahren in Cusco, Willeke arbeitet mit autistischen Kindern, während Yvo Motorräder repariert. Die beiden luden uns zu sich nach Hause ein, bevor wir gemeinsam essen gingen und wieder einen richtig schönen Abend hatten.
Wiedersehen mit Willeke & Yvo
Direkt am nächsten Abend, stand schon das nächste Treffen mit Deborah und ihrem Mann Miles an. Deborah hatten wir auf unserer Reise in die Antarktis kennengelernt und jetzt war sie mit ihrem Mann in den Flitterwochen in Peru. So klein ist die Welt manchmal.
Wiedersehen mit Deborah & Miles
Außerdem besuchten wir noch das Qorikancha. Ein ehemaliger Inka Tempel, auf den die Spanier kurzerhand eine katholische Kirche gebaut haben. Was einmal einer der angeblich schönsten Tempel des Inka Reichs war, wurde teilweise „demontiert“ und zu einer Kirche umfunktioniert. Ein Teil der original Inka Mauern steht noch.
Ein Großteil wurde jedoch von den Spaniern zum Neubau der Kirche genutzt. So ist die Mischung aus Inka- und Spanier-Architektur einerseits ganz spannend zu sehen, jedoch auch ein Symbol dafür, mit welcher Brutalität und Ignoranz die Spanier hier im 16. Jahrhundert vorgegangen sind.
Reparaturmarathon
Unser langersehntes Paket war inzwischen auch endlich eingetroffen und als wir uns am Mittwochmorgen auf den Weg zu einem Campingplatz machen wollten, um mit den Reparaturarbeiten zu beginnen, machte uns Moby einen Strich durch die Rechnung und die Pläne für die nächsten Tage. Beim Starten des Vans, fiel das Kupplungspedal einfach durch. Shit!
Wir versuchten Fiat Werkstätten zu erreichen, hatten aber wenig Glück und keine Aussicht auf rasche Hilfe. Dann kam mir die Idee, einfach die Minibus-Fahrer der Reiseagenturen anzusprechen, die um uns herum standen. Die fahren alle Mercedes Sprinter und kennen bestimmt einen guten Mechaniker – so war es dann auch. Christian bekam einen Kontakt und zwei Stunden später standen die beiden Mechaniker Javier und Aaron an unserem Van und machten kurzen Prozess – ab in die Werkstatt. Irgendwie gelang es dem Senior-Chef Javier auch noch, den Van im ersten Gang in seine „Werkstatt“ zu fahren, die sich eher als Hinterhof, mitten im Stadtzentrum entpuppte. Sofort begann der Ausbau, was sich als ganz schön aufwändig erwies. Um an die Kupplung zu kommen, musste bis zum Getriebe alles ausgebaut werden. Ich konnte kaum hinschauen, als sich nach und nach immer mehr kleine und große Einzelteile unseres Van-Innenlebens auf dem Hof verteilten.
Alles musste ab & rausAlles musste ab & raus
Nach vier Stunden Ausbau war der Fehler gefunden – leider war der Nehmer-Zylinder am hydraulisch gesteuerten Ausrücklager undicht. Somit konnte kein Druck aufgebaut werden und das Kupplungspedal blieb einfach am Boden liegen.
Ausrücklager: Neu vs. Alt
Ein neues Teil musste aus Lima eingeflogen werden, somit verbrachten wir unsere erste Nacht in einer „Werkstatt“. Am nächsten Morgen war das Teil schon da und der Rückbau konnte beginnen. Dies erwies sich als noch aufwändiger. Die Jungs brauchten über 6 Stunden und am Ende fehlten zwei kleine Schellen, um die Arbeiten zu beenden, somit mussten wir eine weitere Nacht in der Hof-Werkstatt verbringen. Aber am nächsten Morgen war dann alles fix erledigt und wir konnten mit funktionierender Kupplung vom Hof rollen. Wer sich jetzt fragt was sowas kostet: Laut unserer Recherchen wären in Deutschland 1.300-1.600€ fällig gewesen. In Peru zahlten wir für das Ersatzteil (mit Luftfracht aus Lima) und 14 Arbeitsstunden von zwei Mechanikern umgerechnet gerade mal 365€. Unglaublich!
Nun konnte aber endlich unser eigentliches Projekt starten. Wir bezogen einen Campingplatz, wo wir uns ausbreiten konnten, denn Christian musste ja schon wieder die Heizung komplett ausbauen und zerlegen. Und was wir dann vorfanden, konnten wir kaum glauben. Nur 6 Wochen nach der letzten Reinigung in Sucre, war die Brennkammer schlimmer verrußt und zugesetzt als zuvor. Das hätten wir nicht für möglich gehalten, war aber sicherlich dem schlechten Diesel, der krassen Höhe und dem dadurch fehlenden Sauerstoff zum sauberen Verbrennen des Kraftstoffs geschuldet.
So sollte eine Brennkammer 6 Wochen nach der letzten Reinigung nicht aussehen!
Was für eine Sauerei!
Christian reinigte wieder alles penibel, ersetzte noch ein paar Kleinteile wie Dichtungen, Glühstrumpf und Glühkerze, und dann musste das Ding wieder eingebaut werden. Den Dieselfilter ersetzten wir gleich mit, der Alte war komplett zugesetzt. Auch das Auspuffrohr der Heizung wurde erneuert und verlängert, damit sich zukünftig das Abgas nicht mehr unter dem Auto sammelt. Was für eine Sau-Arbeit! Aber Christian behielt wie immer die Nerven und am Ende lief das Ding wieder. Halleluja! Eine Sorge weniger.
Ich nutzte die Zeit für Haushaltskram im Inneren, um unser Reisetagebuch zu führen, Bilder aussortieren, etc. was in den letzten, ereignisreichen Wochen auch zu kurz gekommen war. Somit war die erzwungene Entschleunigung auch für etwas gut.
Nach der ganzen Aufregung und Arbeit verbrachten wir dann noch einen entspannten Tag in Cusco, erlaubten uns ein Pisco Tasting im „Museo del Pisco“, besuchten noch ein letztes Mal den bunten Markt und dann waren wir aber auch mehr als bereit die Stadt endlich hinter uns zu lassen und wieder in die Berge zu flüchten.
Laguna Humantay
Nach genau einer Woche in der Stadt, brachen wir auf zu unserer letzten Unternehmung in der Region Cusco. Bevor es an die Küste runter gehen sollte, wollten wir noch die Wanderung zur Laguna Humantay bezwingen. Diese Tour wird von Cusco aus auch als Tagestour angeboten, aber wir wollten es auf eigene Faust wagen. Fast hätte das auch geklappt…
Der letzte Ort vor der Lagune ist das Dorf Mollepata. Von dort aus führt eine ca. 34km lange, steile und schmale Straße hinauf zum Trailhead der Lagunenwanderung. Wir hatten vorab wenig über die Strecke rausfinden können, da aber täglich mehrere Minibusse hochfuhren, konnte es ja nicht so wild sein, dachten wir. Doch schon in Mollepata stellte sich heraus, dass es die Strecke in sich hatte. Die Einbahnstraßen im Ort selbst waren so schmal und so steil, dass wir es kaum glauben konnten. Besonders als uns plötzlich an einer besonders steilen Einbahnstraße, ein Minivan von oben entgegen kam. Etwas oberhalb vom Ort hatten sich einige Minibusse versammelt und wir sprachen die Fahrer an, was uns denn auf den kommenden Kilometern erwarten würde. Es sollte steil und schmal bleiben und aktuell kamen dutzende Minivans von der Lagune runter, es könnte also hier und da ziemlich eng werden.
Wir überlegten, wie wir vorgehen sollten: weiter fahren und darauf hoffen dass der Gegenverkehr nur an passierbaren Stellen kommt, später hoch fahren, wenn es aber schon dunkel werden würde, am nächsten Morgen ganz früh hoch fahren und hoffen, vor den Minibussen zu sein… Oder aber, entspannt im Ort stehen bleiben und doch einen Transport buchen. Letztendlich war das gar nicht teuer und wir würden uns und dem Van einiges ersparen.
Wir entschieden uns für die letzte Option und machten uns auf den Weg runter ins Dorf. Dabei erfuhren wir dann auch, warum uns an den engen, steilen Einbahnstraßen die Busse von oben entgegengekommen waren. Der offizielle Weg bergab, war nämlich die engste und schmalste Straße von allen. Als der vor uns fahrende, kurze Minivan in die Straße einbog, setzte er mit dem Unterboden auf und war zeitweise nur noch mit drei Reifen auf der Straße, das rechte Hinterrad stand in der Luft. Bei mir machte sich leichte Panik breit… Christian manövrierte uns vorsichtig auf den Weg, sodass zumindest alle vier Reifen auf der Erde blieben, aber schließlich krachte es doch und wir setzten mit unserer Stufe auf. Aber voll! Die Straße war jedoch so steil, dass es keinen Weg zurückgab, es ging nur noch vorwärts. Es hörte sich an, als wäre unsere Stufe nun dahin, aber als wir schließlich im Ort ankamen, war alles noch an Ort und Stelle und funktionierte auch tadellos. Glück gehabt, nur einige Nerven verloren. 😉
Der idyllische Schein trügt 😉
Am nächsten Morgen ging es früh los, wir stiegen in einen der besagten Minivans und machten uns auf den langen Weg hinauf zum Start der Wanderung. Selbst der Minibus brauchte für die nur 34km lange Strecke 1.5 Stunden und die Strecke hatte einige schmale, ausgesetzte Stellen und enge, steile Kurven. Wir waren im Nachhinein definitiv glücklich mit unserer Entscheidung, das unserem Van erspart zu haben.
Angekommen auf 3.770m Höhe, ging dann die Wanderung zur Lagune los. Die ersten hundert Meter verliefen noch flach und verschafften uns einen grandiosen Blick auf den berühmten Salkantay, den mit 6.264m zwölft höchsten Berg von Peru und Namensgeber für eine Mehrtageswanderung, welche nach 4-5 Tagen am Machu Picchu endet.
Ausblick auf den Salkantay
Danach wurde es aber rasch steil, kein Wunder, da die Laguna Humantay auf 4.200m liegt. Wir beeilten uns ein wenig, um vor dem großen Ansturm an der Lagune zu sein. Nach nur 75 Minuten standen wir dann auch schon vor der traumhaft türkisblauleuchtenden Lagune.
Laguna Humantay
Der gleichnamige Berg erhebt sich noch mal 1.500hm hinter der Lagune. Da reichte kaum der Weitwinkel um alles auf einem Foto zu erfassen. Wir kletterten ein Stück weiter hinauf, von oben war der Ausblick auf die Lagune und die umliegenden Gipfel noch beeindruckender. Und ein weiterer Vorteil: die meisten anderen Besucher blieben unten, somit konnten wir diesen unglaublichen Anblick in Ruhe und ohne Menschenmassen genießen.
🙂
Wie uns ein Guide erklärte, waren die umliegenden Berge bis vor wenigen Jahren auch noch permanent schneebedeckt, jedoch macht sich auch hier die Klimaerwärmung deutlich bemerkbar, immer mehr Gipfel sind auch im hiesigen Winter braun statt weiß. Bis der kleine Gletscher oberhalb der Laguna Humantay abgeschmolzen ist, ist es vermutlich auch nur noch eine Frage von wenigen Jahren. ☹
Was für eine unglaubliche Landschaft!
Schließlich ging es retour zum Minivan und dann zurück ins Dorf, wo es uns auch zugleich weiterzog. Wir nutzten das verbleibende Tageslicht noch, um ein wenig weiter zu fahren. Vor uns lagen nämlich gut 750km, und somit 2 lange Fahrtage, um an die Pazifikküste zu gelangen.
Endlich kamen wir in Cusco, der einstigen Hauptstadt der Inkas an. So wie es in Europa heißt: alle Wege führen nach Rom, so galt für die Inkas: alle Wege führen nach Cusco. Die Stadt war für sie administratives, politisches und militärisches Zentrum zugleich. Bis heute sieht man in der Stadt an vielen Stellen die Spuren der einstigen Hochkultur in Form des besonderen Mauerwerks, was sich dadurch auszeichnet, dass jeder Stein wie ein perfektes Puzzleteil auf das jeweils andere angepasst wurde. Und das mit einfachsten Mitteln. Sämtliche Bauten, kamen ganz ohne verbindendes Material zustande und viele bestehen bis heute, haben Erdbeben, Stürmen und Kriegen standgehalten, sofern sie nicht von den Spaniern, im 16. Jahrhundert zerstört wurden.
Beispiel einer klassischen Inka-Mauer
Aber auch sonst konnte Cusco beeindrucken. Im Centro Historico, traf man auf wunderschöne Kirchen und Kathedralen und jede Menge kolonialen Baustil, den natürlich die Spanier geprägt haben.
Centro Historico von Cusco
Aber Cusco ist auch eine Touri-Hochburg und das bekamen wir ab der ersten Minute in der Stadt zu spüren. Nicht nur, dass sich eine Reiseagentur, Souvenirgeschäft und Restaurant ans andere reiht, auch wird man permanent angesprochen und bekommt von Massagen, über Ausflüge, Restaurant-Menükarten, Selfiesticks und Souvenirs so ziemlich alles angeboten, was man gerade nicht will. Das nervt dann schon recht schnell. Allerdings kann man auch verstehen, dass die Not bei vielen Peruanern aktuell groß ist. Durch die langwierigen Ausschreitungen Anfang dieses Jahres, hat der, durch die Pandemie ohnehin schon dezimierte Tourismus, noch mehr gelitten. Man sagte uns vielerorts, dass aktuell nur 20-40% der normalen Anzahl an Touristen im Land sind. Das ist schon krass für die hiesige Wirtschaft und so geht es für viele Menschen aktuell um die Existenz.
Dies bestätigte uns auch Luis, unser Guide während der Walking Tour durch die Stadt, die wir selbstverständlich auch hier wieder in Anspruch nahmen. Die Tour führte vorbei an den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt und wir lernten hierbei auch viel Neues über die Inka Kultur und Geschichte. Schließlich führte uns Luis ins Viertel San Blas, auf einem Hügel über der Stadt gelegen. Hier gab es besonders schöne kleine Concept Stores und Läden, steile Treppen und zur Belohnung einen Ausblick über die Stadt.
Blick über Cusco
Natürlich schlenderten wir auch auf eigene Faust durch die bunten Gassen, besuchten den lokalen Markt, der sich auch hier als wahres Schlaraffenland (gepaart mit Souvenirständen) entpuppte und genehmigten uns selbstverständlich auch mal wieder unser Lieblingsgericht: Ceviche und Pisco Sour.
Ceviche geht immer!
Zur Einstimmung besuchten wir schon mal das Machu Picchu Museum, in dem die Geschichte der erst 110 Jahre zurückliegenden Entdeckung der geheimnisvollen Inka-Stadt erklärt wurde, sondern auch einige dort gefundene Artefakte und Mumien ausgestellt waren.
In einer Agentur erkundigten wir uns schließlich über die verschiedenen Möglichkeiten Machu Picchu besuchen. Selbstverständlich hatten wir hierzu auch schon online recherchiert, aber die verschiedenen Optionen und Möglichkeiten waren einfach nur überfordernd. Nachdem wir nun alle Infos aus erster Hand hatten, buchten wir kurzentschlossen und spontan einen Zug von Ollantaytambo, einem Ort im sogenannten „Valle Sagrado“, dem heiligen Tal der Inkas, nach Aguas Calientes – dem Ort unterhalb von Machu Picchu. Denn, nach Aguas Calientes führt keine Straße, selbst bis dorthin fahren, war also keine Option. Und einen langen Zug, von Cusco aus, wollten wir nicht nehmen. Das wäre auch unverschämt teuer gewesen. Wobei wir schnell rausfinden mussten, dass alles rund um Machu Picchu unverschämt teuer ist.
Nach nur zwei Nächten in Cusco, verließen wir die Stadt also schon wieder, allerdings mit dem Plan, nach dem Valle Sagrado wiederzukommen, um den Rest zu erkunden.
Das Valle Sagrado
Wir fuhren ins knapp 2 Stunden entfernte Ollantaytambo, ein bunter kleiner Ort, der sich trotz Tourismus seinen Charme bewahrt hat. Auch ist die Kleinstadt angeblich das letzte verbliebene Beispiel, für Stadtplanung aus der Inka Zeit. Ein Großteil der Gebäude, sowie die grobgepflasterten Straßen (bzw. Gassen) der Stadt, befinden sich größtenteils noch im Originalzustand. Aus der Vogelperspektive kann man erkennen, dass die Straßen und Wege in 15 quadratischen Blocks gebildet wurden, welche je einen Eingang zum zentralen Innenhof besitzen, der von Häusern umgeben ist.
Ollantaytambo
Ollantaytambo verfügt auch über eine eigene Inka Stätte, aber dies hoben wir uns für einen späteren Zeitpunkt auf. Nach einer Übernachtung ging es früh morgens um 5 Uhr mit dem Panoramazug los nach Aguas Calientes.
Sobald es hell wurde, hatte man aus dem rundum verglasten Zug einen herrlichen Ausblick in das Tal, durch das wir fuhren.
Machu Picchu
Nach etwa 1.5 Stunden kamen wir in Aguas Calientes, auch Machu Picchu Pueblo genannt, an. Dort hieß es direkt die Beine in die Hand nehmen, und ab zum Ticketschalter für die Eintrittskarten zur Inka Stadt. Denn diese konnten wir vorab online nicht mehr buchen, da bereits alles ausgebucht war. Normalerweise, vor Protesten und Pandemie, musste man die Tickets bereits mehrere Monate im Voraus buchen, sonst hatte man gar keine Chance. Durch die verminderte Anzahl an Touristen, gab es aber aktuell immer noch einige Resttickets vor Ort. Diese sind immer für feste Zeitslots und natürlich möchte jeder so früh wie möglich dort sein, auch wenn es eigentlich egal ist, da zu jedem Zeitslot gleichviele Besucher reingelassen werden. So ganz erschloss sich uns dieser Wahnsinn also nicht. Als wir uns in die Schlange einreihten, gab es noch Tickets ab 10 Uhr. Bis wir dran kamen, gab es schon nur noch Tickets für den 11 Uhr Slot, aber das war uns recht. Uns ging es ja nur darum das Ganze mal zu sehen. Und so hatten wir genug Zeit, im Ort noch einen Kaffee zu trinken und uns anschließend zu Fuß auf den Weg zu machen. Bis zum Eingang von Machu Picchu waren es vom Dorf aus nämlich noch mal 4km… aber auch 400hm. Zum Glück liegt die Region aber nur auf 2.000müM. Es hätte auch einen Bus zum Eingang gegeben, aber der kostete allen Ernstes umgerechnet 12,50€ pro Person und Strecke. In Summe hätten wir also 50€ für eine 2 x 10minütige Busfahrt ausgeben müssen. Wie gesagt, ALLES rund um Machu Picchu ist einfach unverschämt teuer. Die Zugfahrt hatte uns rund 122€ pro Person gekostet und der Eintritt zu Machu Picchu selbst schlug auch noch mal mit knapp 40€ pro Nase zu Buche. Mit Abstand einer unserer teuersten Ausflüge auf dieser Reise. Aber es ging ja schließlich auch um eines der neuen 7 Weltwunder.
Auf dem Weg nach Machu Picchu
Nachdem wir uns also den Berg hochgeschnauft hatten, lachten wir uns vor dem Eingang noch eine Guide an, die natürlich auch noch mal Geld kostete. Aber ohne Guide erfährt man innen schlichtweg nichts, da es keinerlei Schilder oder Erklärungen gibt.
Graciela arbeitet seit 15 Jahren als Guide, dementsprechend konnte sie alles erklären, auch wenn vieles rund um die Ruinenstadt weiterhin rätselhaft bleibt. Vieles was wir heute zu wissen glauben, beruht auf Vermutungen. Was sicher ist: die terrassenförmige Stadt wurde im 15. Jahrhundert von den Inkas erbaut und war und ist bis heute über einen schmalen Bergpfad mit der Inka Hauptstadt Cusco verbunden. Es wird vermutet das in der Hochzeit bis zu 1.000 Menschen in der Stadt lebten. Über den Sinn und Zweck der Stadt wurden verschiedene Theorien entwickelt. Manche behaupteten es war Königssitz der Inkas, andere glauben das es eine normale Stadt war, die hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt wurde und als Zufluchtsort und Herberge für die Reisenden auf den verschiedenen Inkapfaden galt. Eine weitere Theorie besagt, die Stadt sei nie fertiggestellt worden, da die Spanier vorher einfielen und den Bau dann nicht fortsetzten und die Stadt in Vergessenheit geriet. Diese Theorie wurde aber anhand archäologischer Funde widerlegt. U. a. zeugt eine bis heute funktionsfähige Wasserversorgung der Terrassen davon, dass der Bau abgeschlossen und in Nutzung gewesen sein muss.
Auch wenn wir sonst nicht so auf alte Gemäuer und Ausgrabungsstätten stehen – vor dieser unglaublichen Postkarten-Kulisse zu stehen, die in Wirklichkeit viel, viel größer ist, als Bilder immer vermuten lassen, war schon mehr als beeindruckend und atemberaubend.
🙂
Auch hier konnte man wieder die einzigartige und perfektionierte Bauart der Inkas sehen, die über 500 Jahre alten Mauern, Terrassen und Häuser haben Wind, Wetter und so manches Erdbeben nahezu makellos überstanden.
„Innenstadt“ von Machu Picchu
Viele der Häuser hatten eine besondere Bedeutung, da die Inkas den Stand der Sonne und Sterne als Kalender nutzten, gab es z.B. den sogenannten Sonnentempel, dessen Fenster genauso ausgerichtet waren, dass man den längsten und kürzesten Tag des Jahres bestimmen konnte. Anhand dessen wurde dann der Anbau von Getreide, Obst und Gemüse geplant.
Schon ziemlich beeindruckend!
Wir verbrachten über 3 Stunden in der Anlage, besuchten auch noch eine weitere alte Inka Brücke und staunten natürlich auch über die einmalige Landschaft, in der die Inkas ihre Stadt errichtet haben.
Inka-Brücke entlang der steilen Felswand
Dann ging es zu Fuß wieder retour ins Dorf, wir mussten ja unseren Zug zurück nach Ollantaytambo erwischen. Dieser war diesmal noch mehr verglast, somit auch noch teurer, aber dafür ließ sich die Aussicht auf Fluss, Tal und die umliegenden Bergspitzen noch besser genießen.
Mit der Bahn durchs Valle Sagrado
Ollantay Raymi
Der nächste Tag war ein ganz Besonderer in Ollantaytambo. Wie immer am 29. Juni, wurde „Ollantay Raymi“ gefeiert. Wir konnten in Erfahrung bringen, dass es hierbei um eine verbotene Liebe zwischen einem bürgerlichen Inka Krieger und einer Inka Prinzessin ging. Über 300 Darsteller führten eine Art Freiluft-Theaterstück auf, welches insgesamt über 3 Stunden ging und die Liebesgeschichte dieser Beiden darbot.
Einzug des Inka-Königs
Wir konnten die unterschiedlichen, farbenfrohen traditionellen Trachten und Kostüme der einstigen Inka Stämme bestaunen, sahen allerhand traditionelle Tänze und Bräuche und schlossen uns schließlich dem bunten Tross an, als er nach dem Beginn der Aufführung in die Inka Ruine zog. Statt dort weiter die „Show“ zu verfolgen, schauten wir uns aber die Ruine selbst an.
Die Inkastätte von Ollantaytambo wurde seinerzeit für Landwirtschaft und als Herberge auf dem Inca Trail genutzt. Wir hörten, dass die Terrassen in Form eines Lamas gebaut und angelegt sein sollten, was sich uns vor Ort aber nicht erschloss. Über unzählige Terrassen ging es hinauf, zum einstigen Sonnentempel. Für diesen wurden im 16. Jahrhundert sechs riesige Steine, die ca. 9 Tonnen pro Stück wiegen, aus einem mehreren Kilometer entfernten Steinbruch herangeschafft und hinauf auf den Hügel geschuftet. Wie genau das von Statten gegangen sein muss, lässt sich nur vermuten. Wie so vieles rund um die Inka Kultur, ist auch dies bis heute rätselhaft.
Inka Terrassen in OllantaytamboSonnentempel
Auf dem gegenüberliegenden Hügel ließen sich weitere Ruinen erkennen, also erklommen wir natürlich auch diesen steilen Berg. Von dort aus, ließ sich auch die Lama-Form der Hauptruine von Ollantaytambo erkennen (zumindest, wenn man es weiß. 😉).
Wenn man es weiß, kann man das Terrassen-Lama erkennen (links oben ist der Kopf).
Auf dem Dorfplatz war das bunte Fest weiter im Gange und natürlich wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt. Wo am Vortag noch ein Bürgersteig war, brannten heute große Feuer mit riesigen Pfannen darüber, auf denen Forellen frittiert wurden, Meerschweinchen gebraten oder sonstige deftige und fleischreiche Speisen zubereitet wurden. Frischgezapftes Bier gab es auch, somit blieben keine Wünsche offen. 😉
Feuer direkt auf dem Bürgersteig – kein Problem!Schmeckt!
Dazwischen saßen traditionell gekleidete Frauen und fertigten Souvenirs an. Ein wahrlich buntes Treiben.
Bunt, bunter, Peru
Salinen, Terrassen & Aussicht
Nach einer weiteren Nacht in Ollantaytambo, zogen wir am nächsten Morgen weiter, um noch mehr vom Valle Sagrado zu erkunden. Unseren ersten Stopp legten wir bei den „Salinas de Maras“ ein. Die Inkas (wer auch sonst), haben hier einst über 3.000 Becken angelegt, in denen teilweise bis heute Salz abgebaut wird.
Salz soweit das Auge reicht
Die salzige Quelle, welche die Becken über ein aufwändiges Kanalsystem speist, entspringt direkt nebenan. Definitiv ein spannender Anblick.
Weiter ging es in den Ort Maras, wo wir den Van stehen ließen und auf die Mountainbikes umstiegen. Das nächste Ziel, die Terrassen von Moray, wollten wir mit dem Rad erkunden. Wir hatten uns eigentlich auf Landstraße fahren eingestellt, fanden aber durch einen Zufall den Wanderweg nach Moray. So kamen wir endlich auch mal wieder richtig zum Mountainbike fahren (was auf 3.500m ganz schön anstrengend war) und hatten dabei eine grandiose Aussicht.
Schön!
Angekommen bei den kreisförmigen Terrassen von Moray, war die Aussicht nicht weniger spannend. Es wird vermutet (wie immer weiß man es nie genau), dass die Inkas hier eine Art landwirtschaftliche Studie durchgeführt haben.
Terrassen von Moray
Der Höhenunterschied von der obersten zur untersten Terrasse beträgt knapp 150m, dementsprechend schwanken Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung, was ideale Bedingungen erzeugte, um rauszufinden welches Getreide oder Gemüse wo, unter welchen Bedingungen besonders gut wächst. Ganz schön schlau, diese Inkas.
Zurück am Van machten wir uns auf Stellplatzsuche und fanden endlich mal wieder einen freien Stellplatz mit ordentlich Aussicht auf Berge und grüne Landschaft. Bisher eine Seltenheit, in Peru.
Home Sweet Home
Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur einer weiteren und auch erstmal unserer letzten Inkaruine, zur ehemaligen Festungsanlage von Pisac. Von hier wurde vermutlich der südliche Eingang zum heiligen Tal bewacht. Wieder fanden wir unzählige Terrassen und alte Mauern vor. Langsam waren wir aber schon etwas übersättigt von all den Inka Mythen. Der Ausblick von der auf 3.500m über dem Meeresspiegel gelegenen Festung, beeindruckte uns da schon viel mehr.
Inka Ruine in Pisac
Wir hatten gelesen das es in Pisac eine der besten Pizzerien in Peru geben soll. Das wollten wir natürlich testen und kehrten in der kleinen Osteria ein. Wir bestellten zwei Pizzen und trauten unseren Augen kaum, als diese serviert wurden.
Pizza-Overload
Ohne zu übertreiben: das waren die größten Pizzen unseres Lebens, von jeweils einer wären locker 3 Personen satt geworden. Aber sie waren wirklich lecker, man schmeckte das ein italienischer Pizzabäcker am Werk sein musste. Wir hatten dann noch zwei Tage lang etwas von diesem Genuss.
Nach einer Nacht in Pisac, machten wir uns auf den Rückweg nach Cusco, wo es noch einiges zu entdecken und (leider auch) reparieren gab…
Als wir am 23. Juni im Colca Canyon aufbrachen und uns auf den Weg zu den 540km entfernten Rainbow Mountains machten, ahnten wir noch nicht, dass dieser Ausflug eines unserer absoluten Highlights in Peru werden würde.
Die lange Strecke bewältigten wir mit einer Zwischenübernachtung im Örtchen Sicuani, wo bei unserer Ankunft schon wieder ein Fest tobte und wir daher außerhalb an einer Tankstelle übernachteten. Von dort waren es am nächsten Morgen nur noch knapp 2 Stunden zu unserem Ziel.
Die letzten 35km zu den Rainbow Mountains, führten dann mal wieder über eine schmale und abenteuerliche Schotterpiste. Wir wunderten uns unterwegs über die vereisten, aber stetig weiter sprenkelnden Bewässerungsanlagen am Wegesrand. Auch was hier bewässert wurde, war uns nicht klar.
Die weißen Kreise sind alles vereiste Sprenkler
Ansonsten bescherte uns die Strecke spannende Einblicke in das doch sehr einfache Landleben in dieser Region. Wir passierten kleine Dörfer, in denen die Menschen scheinbar nur von der Lama- und Alpakazucht leben. Wir ernteten ebenfalls viele neugierige, aber freundliche Blicke, die Strecke, die wir uns ausgesucht hatten, wird nämlich von den Tourenanbietern nicht mehr genutzt, da eine neue Straße, näher an Cusco gebaut wurde.
Moby schlängelte sich weiter mühelos die schmale, steile und kurvenreiche Straße hinauf, bis wir schließlich auf dem Parkplatz auf 4.770m Höhe ankamen. Ab dort hieß es dann laufen, um zu den bunten Bergen auf 5.060m Höhe zu gelangen. Die Höhenluft machte sich bemerkbar, dennoch standen wir nach nur 45 Minuten vor den Rainbow Mountains, die ihren Namen wirklich zurecht tragen.
Tadaaa! Die Rainbow Mountains
Auf sämtlichen Fotos die man von den Bergen sieht, werden diese immer absolut unrealistisch nachkoloriert. Daher sind Besucher oftmals enttäuscht, wenn sie vor den Bergen stehen und diese gar nicht in neonfarben leuchten. Wir konnten diese Enttäuschung überhaupt nicht nachvollziehen. Zum einen, haben die Berge das Nachkolorieren überhaupt nicht nötig und zweitens ist der Anblick doch wirklich der Wahnsinn, oder?
Bevor wir auf den höchsten Aussichtspunkt stiegen, nahmen wir uns noch die Wanderung ins benachbarte Valle Rojo, das Rote Tal vor. Nur 30 Minuten später, eröffnete sich uns der nächste atemberaubende Ausblick, der uns die Kinnlade runterfallen ließ. Vermutlich können die Bilder dem Anblick mal wieder nicht gerecht werden.
Valle Rojo
Wir wiederholen uns, aber die Landschaft war wirklich einfach nur der Wahnsinn.
Zurück an den Rainbow Mountains, erklommen wir dann den höchstgelegenen Aussichtspunkt. Inzwischen waren auch alle anderen Besucher weg und wir hatten diesen einzigartigen Ort fast ganz für uns allein.
Fürs Familienalbum
Was wir erst hinterher erfuhren: die Rainbow Mountains sind erst seit wenigen Jahren eine Sehenswürdigkeit, vorher waren die Berge nämlich permanent schneebedeckt. Inzwischen fällt hier selbst im Winter kaum noch Schnee – auf einer Höhe von 5.000m! Auch hier wird der Klimawandel also wieder mal sehr deutlich.
Bevor es zurück zum Van ging, statteten wir noch dem nahegelegenen Ausangate Mirador einen Besuch ab. Der Ausangate ist mit 6.384m der 6. höchste Berg von Peru. Für ihn haben die Peruaner hier oben einen ganz besonderen Aussichtspunkt, in Form einer Hand gebaut.
El Mano de Ausangate
Danach ging es aber wieder zurück, denn wir wollten noch vor Sonnenuntergang wieder „unten“ und raus aus der extremen Höhe sein. Auf 4.800m wird es nachts nämlich eisig kalt. Daher schlängelten wir uns die schmale Straße wieder zurück und hinab in den Ort Checacupe, der nur noch auf 3.600müM liegt. Hier war es nachts deutlich angenehmer und noch dazu, konnten wir uns am nächsten Morgen die alte Inka-Hängebrücke im Dorf anschauen.
Inka Brücke in Checacupe
Dann ging es auch schon wieder weiter und zu dem wohl bekanntesten Highlight Perus bzw. ganz Südamerikas. Wir nahmen Kurs auf Cusco und das Valle Sagrado, in dem die berühmte Inka Stadt Machu Picchu liegt.
Vom Titicaca See ging es weiter, durch wunderschöne, bergige Landschaften, in die zweitgrößte Stadt Perus, nach Arequipa, von den Peruanern auch die weiße Stadt genannt, da hier ein Großteil der Gebäude aus weißem Lavastein erbaut wurden.
Plaza de Armas in ArequipaPlaza de Armas in Arequipa
Das kommt natürlich nicht von ungefähr – Arequipa ist umgeben von mehreren 6.000m hohen Vulkanen, wie z. B. dem noch als aktiv geltenden Misti, dem Chachani und dem Pichchu Pichchu. Mindestens einer der Berge ist immer im Bild, wenn man durch die Stadt läuft.
Vulkan Misti
Arequipa war für uns definitiv ein Ort zum Wohlfühlen. Besonders die wunderschöne Altstadt versprühte an vielen Ecken spanischen Flair und erinnerte uns mal an Granada, mal an Sevilla.
In der Altstadt von Arequipa
Doch nicht nur die Gassen und spannenden Hinterhöfe der Stadt hatten es uns angetan, ein besonderes Highlight war der Besuch des Monasterio Santa Catalina, ein unglaublich fotogenes Kloster aus dem 16. Jahrhundert, was nach dem Vorbild einer spanischen Stadt gebaut wurde. Quasi eine kleine Stadt, in der Großstadt. Durch die Farbgebung versetzte uns das Innere des Klosters abwechselnd nach Marokko oder Spanien.
Monasterio Santa CatalinaMonasterio Santa Catalina
Wunderschön!
Natürlich nahmen wir auch in Arequipa mal wieder an einer Walking Tour teil, bei der wir allerhand geschichtliches und kurioses über die Stadt lernten. Auch durften wir Chicharon probieren (ein fermentiertes, pappsüßes Maisgetränk) und Queso Helado, ein Sahne-Vanille-Zimt Eis, welches es an jeder Straßenecke gab und angeblich die Verdauung nach einem deftigen Essen fördern soll. Das musste man mir natürlich nicht 2x sagen. 😉
Schließlich landeten wir noch in einem kleinen Textilmuseum, denn Peru ist auch für seine Wollwaren aus Alpaka-, Lama- und auch Vicunawolle bekannt. Im Museum hatte man auch die Möglichkeit, den sonst eher scheuen Tieren nahe zu kommen.
Man fragt sich wer zotteliger ist?
Der Colca Canyon
Nach zweieinhalb Tagen in der Stadt, machten wir uns wieder raus ins Grüne. Als nächstes Ziel, hatten wir uns den Colca Canyon rausgesucht, je nachdem wen man fragt, ist dies der zweit- oder dritttiefste Canyon der Welt.
Um dorthin zu kommen, ging es aber erstmal wieder hoch hinaus, wir überfuhren mal wieder einen 4.900m hohen Pass, der unglaubliche Fernblicke auf die umliegenden Anden und Vulkane bot.
Pass auf 4.900müM, mit Vulkanblick
Am späten Nachmittag passierten wir die ersten Aussichtspunkte auf den Canyon. Zu Beginn ist dieser noch sehr weitläufig und wird über unzählige Terrassen, nach dem Vorbild der Inka, bewirtschaftet.
Beginn des Colca Canyon
Im weiteren Verlauf wird der Canyon dann immer steiler und tiefer. Bis zu 1.200m geht es vom bekanntesten Aussichtspunkt, dem sogenannten „Cruz del Condor“ hinab.
Blick in die tiefste Stelle des Colca Canyon
Da es schon spät am Tag war, hielten wir uns hier erstmal nicht lange auf, sondern fuhren in das Dörfchen Cabanaconde, auf 3.400m über dem Meeresspiegel gelegen, wo wir direkt am Dorfplatz einen Stellplatz vor der Kirche fanden, von wo aus wir uns am nächsten Morgen auf in den Canyon machten.
Normalerweise führt ein mehrtages-Trek durch den Canyon, aber wir wollten nur eine Tageswanderung machen. Also hieß es 1.200hm absteigen, und später wieder hinauf. Kein Problem, dachten wir uns. Ist ja nicht unsere erste Wanderung. Der Abstieg verlief auch noch entspannt, trotz des steilen Abstiegs, genossen wir die Ausblicke in den Canyon, und auf die grüne Oase Sangalle, welche uns am Fuß des Canyons erwartete. Das war unser Tagesziel. Dort unten gab es eine Handvoll kleiner Bed & Breakfasts, wo man sich entweder über Nacht einmieten konnte oder auch einfach ein paar Stunden am Pool verbringen konnte.
Wanderung zur Oase Sangalle, im Colca Canyon
Das taten wir dann auch. Ein Ort, der die Bezeichnung Oase wirklich verdient hatte.
Oase Sangalle
Dann folgte der Aufstieg. Wir haben definitiv schon steilere und längere Wanderungen in höheren Gefilden unternommen, aber irgendwie killten uns die steilen 1.200hm, verteilt auf 5km. Wir hatten beide mit Kreislaufproblemen und totalen Erschöpfungsgefühlen zu kämpfen. Noch dazu brannte die Sonne unerbittlich auf uns runter, Schatten gab es so gut wie keinen und wenn doch, nutzten wir jeden noch so kleinen Fleck für eine Pause. Der Aufstieg fühlte sich anstrengender an als die Besteigungen des Cerro Toco und Acotango. Verrückt! Nach unzähligen Pausen und insgesamt 4 Stunden, war es dann aber geschafft und wir kamen verschwitzt, dreckig, speckig und durstig endlich zurück im Dorf an.
Auf der Suche nach einem kalten, alkoholfreien Bier, wurden wir dann von den Damen in einem Minimarkt ausgelacht. Bier ja, jede Menge, aber alkoholfrei?! Sowas hatten sie scheinbar noch nie gehört. Alternativ empfahl man uns ein Heineken. Vermutlich wundern sie sich bis heute über diese zwei bekloppten Touristen. 😉 Und übrigens haben wir tatsächlich bis heute kein lokales, alkoholfreies Bier in Peru entdeckt. Das scheint es wirklich nicht zu geben.
Nachdem wir wieder zu Kräften gekommen waren, ging es am nächsten Morgen zurück durch den Canyon und noch mal, mit mehr Zeit und besserem Licht, an den verschiedenen Aussichtspunkten vorbei. Am Mirador Cruz del Condor unternahmen wir einen kleinen Spaziergang und sahen dabei auch einige dieser riesigen, majestätischen Vögel, deren Flügelspannweite bis zu drei Meter beträgt.
Mirador Cruz del CondorDie riesigen Condore flogen direkt über unseren KöpfenCondor im Flug
Schließlich landeten wir im Hauptort des Canyons, dem Dorf Chivay. Dort suchten wir direkt einen Mechaniker auf, denn seit kurzem leuchtete unsere Bremsbelagswarnleuchte (was für ein schönes, deutsches Wort). Der Mechaniker fand schnell das Problem – die neuen Bremsbeläge aus Bolivien waren nicht auf die bereits eingefahrenen Bremsscheiben angepasst, das wurde kurzerhand mit der Flex nachgeholt.
Professionelle Bremsscheibenanpassung 😉
Wie gut das es in Südamerika für alles eine schnelle Lösung gibt. 😉 Danach machten wir uns auf in den Ort und zu unserer Überraschung, stolperten wir mal wieder in ein Straßenfest rein. Was genau gefeiert wurde, war uns nicht klar, irgendeinen Grund finden die Peruaner aber scheinbar immer. Die Damen trugen wieder die schönsten, bunten Trachten, Autos und alles, was sonst noch so fährt, war mit bunten Tüchern, Luftschlangen und Ballons geschmückt und Kinder warfen Bonbons in die Menge.
Festumzug in ChivayAlle hatten sich rausgeputzt!
Rundherum ging aber der normale Alltag weiter, so konnten wir unsere Besorgungen erledigen und auf dem Markt noch etwas einkaufen, bevor wir uns in der Nähe einer Therme, einen Stellplatz suchten, von wo aus wir am nächsten Tag endlich mal wieder eine längere Radtour starteten.
Die 32km lange Runde, führte uns wieder vorbei an den terrassenförmig angelegten Hängen des Canyons. Allerdings kamen wir hier kaum voran, da plötzlich vor uns der Vulkan Sabancaya ausbrach, und zwar wesentlich heftiger als in den Tagen zuvor. Das der Vulkan hoch aktiv ist und bereits seit Wochen Alarmstufe Orange galt, war uns bekannt. Aber das war schon heftig:
Radtour mit VulkanausbruchAusbruch des Vulkan Sabancaya
Absolut faszinierend das mitanzusehen. Die Tour führte uns weiter durch kleine Dörfchen und erlaubte immer wieder neue Ausblicke auf den Canyon und den Vulkan.
Radtour durch den Colca Canyon
Der Rückweg nach Chivay führte bergauf und forderte unsere Lungen ordentlich. Immerhin waren wir ja weiterhin auf über 3.600müM unterwegs. Zur Belohnung ging es im Anschluss an die Tour in die natürliche Therme, vor der wir ohnehin parkten. Dort ließ sich im warmen, mineralischen Wasser herrlich entspannen.
Therme inmitten des Canyons
Am nächsten Tag ließen wir den Canyon hinter uns und machten uns auf zum nächsten Peru-Highlight: den Rainbow Mountains.
Aber dazu demnächst mehr. 😊
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