Kategorien
2023 Blogbeiträge Chile Länder Südamerika

Die Atacama Wüste

Der 7. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Chile

Am 19. April reisten wir ein (vorerst) letztes Mal nach Chile ein. Wir überschritten auf 4.350m ü.M. die Grenze am Paso da Jama und während wir noch ein wenig Argentinien hinterher trauerten, packte Chile direkt die großen Aussichten aus.

Ab in die Wüste!

Wir waren nun auf dem direkten Weg in die Atacama Wüste und schon hier, auf der Passstraße, schienen wir auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. In der Ferne sahen wir die ersten schneebedeckten Vulkanspitzen, davor lag die schier unendliche Wüstenlandschaft, gespickt mit einigen Salzseen und blauen Lagunen.

Salar Loyoques

Wir kamen vorbei am Salar Loyoques, der Laguna Tara, vor der die Vicunas „grasten“ und den Felsen des Salar Tara.

Vicunas vor der Laguna Tara

Dabei arbeiteten wir uns kontinuierlich und kaum merklich weiter bergauf. Beim Blick auf meine Sport-Uhr stellte ich irgendwann fest, dass wir auf knapp 4.800m über dem Meeresspiegel waren. Unser und Mobys Rekord bis dahin! Zum Vergleich: wir standen hier quasi auf der Spitze des Mont Blanc. Mit unserem Van!

Vulkanblick auf 4.800m über dem Meeresspiegel

Von dort aus ging es dann langsam wieder bergab. Unser Ziel, San Pedro de Atacama, liegt auf 2.500m ü.M. somit hatten die Bremsen einiges zu tun. Zum Glück gab es weiterhin links und rechts der Straße viel zu sehen und somit unzählige Gründe anzuhalten.

Schließlich tauchte auch der ikonische Vulkan Licancabur auf, der mit knapp 6.000m Höhe, auf der Grenze zwischen Chile und Bolivien steht.

Vulkan Licancabur

San Pedro de Atacama

Wir erreichten San Pedro am späten Nachmittag und waren von der eindrucksvollen Fahrt und den vielen Höhenmetern so platt, dass wir es gar nicht mehr in den Ort selbst schafften, sondern einfach am Ortsrand stehen blieben und erstmal alles sacken ließen.

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf ins „Pueblo“ wie die Locals den Ort nennen. Sofort stellten wir fest, dass sich seit unserem ersten Besuch in 2015 kaum was verändert hatte. Im ganzen Ort sind immer noch sämtliche Straßen ungeteert, staubig und sandig. Im Ortskern reiht sich Hostel, an Restaurant, an Souvenirgeschäft, an Reiseagentur. Denn San Pedro ist der Hub der Atacama Wüste. Von hier aus gehen alle Touren in die Umgebung, in der es sonst kaum größere Ortschaften gibt. Dementsprechend ist die Backpackerdichte hier sehr groß.

Spaziergang durch San Pedro de Atacama

Wir erkannten sogar einige Kneipen und Bars wieder und fanden auch die Agentur, bei der wir damals unseren Bolivien Trip gebucht hatten, wieder. In einer anderen Agentur ließen wir uns über die verschiedenen Touren und Wegbeschaffenheiten der Umgebung aufklären, wohlwissend, dass wir keine davon buchen würden, da wir ja alles mit dem Van machen wollten.
Es gab jedoch eine Ausnahme: eine Stargazing Tour. Die Atacama Wüste ist nicht nur der trockenste Ort der Welt, sondern auch der dunkelste. Der Mangel an größeren Orten, Flughäfen und Städten sorgt dafür, dass es so gut wie keine Lichtverschmutzung gibt und durch die Trockenheit, stören auch kaum Nebel oder Wolken die Sicht. Daher gibt es hier unzählige Sternwarten und private Anbieter, die Sternbeobachtungstouren anbieten. Auch das hatten wir 2015 schon gemacht und dabei durch riesige Teleskope, unglaubliche Dinge am Himmel gesehen. Dies wollten wir noch mal erleben und buchten noch für die gleiche Nacht eine Tour.

Wir hatten Glück und eine mondlose Nacht erwischt, sodass die Milchstraße hell über uns leuchtete, man innerhalb weniger Minuten mehrere Sternschnuppen sah und man auch mit bloßem Auge sogar Planeten erkennen konnte. Der Astrologe, der die Tour leitete, erklärte uns alles Mögliche über die Entstehung von Sternen und Planeten, zeigte Sternenbilder und Formationen und schließlich, konnte man durch 6 verschiedene Teleskope einen Blick in den Himmel werfen. Vom Zoom in die Milchstraße bis hin zu Doppelsternen konnte man verschiedene Dinge entdecken. So faszinierend!

Zum Schluss schoss ein Fotograf dann sogar noch ein paar Bilder.

Die Milchstraße leuchtete!

Definitiv eins meiner Lieblingsfotos von uns.  😊

Salzige Lagunen & das „Valle de la Luna“

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf die Atacama Wüste zu entdecken. Wir wussten ja nun, wann die organisierten Touren wo sein würden und wählten daher eine antizyklische Route, sodass wir viele Ort fast für uns allein hatten.

Wir starteten bei den Ojos del Salar, zwei Kreisrunde, blau leuchtende Süßwasserlagunen, mitten in der Wüste.

Ojo del Salar

Hier war tatsächlich außer uns niemand! Auch bei der Laguna Tebinquinche direkt nebenan, waren wir weit und breit die Einzigen.

Laguna Tebinquiche

Der nächste Stopp war die Laguna Cejar – eine Lagune mit einem Salzgehalt von 40%, noch mehr als im toten Meer. In dieser Lagune darf man noch immer baden und brauchte hier nicht viel zu tun, um sich über Wasser zu halten. 😊

Laguna Cejar
Laguna Cejar

Als wir hier gegen 14 Uhr fertig waren, fielen die Bushorden ein und es war vorbei mit der Ruhe. Wir hatten also perfektes Timing.

Für uns ging es dann weiter ins Valle de la Luna – das Mondtal. Wiederum fühlten wir uns, als würden wir durch ein natürliches Freilichtmuseum fahren. Verschiedenste Felsformationen, inmitten einer unendlichen Wüstenlandschaft.

Im Valle de la Luna

Immer wieder konnte man anhalten und kleine Wanderungen machen. Belohnt wurde man mit spektakulären Aussichten. Wirklich ein bisschen wie auf dem Mond.

Im Valle de la Luna

Highlight des Parks ist die Duna Mayor – die große Sanddüne.

Duna Mayor

Zum Sonnenuntergang gerieten wir dann doch noch in die Massen. Teil des Valle de la Lunas und beliebtester Spot zum Sonnenuntergang schauen, ist der Coyote Felsen. Von dort aus überblickt man ein felsiges Tal, dass vom Abendlicht wunderschön in Szene gesetzt wurde.

Blick vom Coyote Felsen

Trotz hunderter Leute um uns herum, ziemlich schön.

Sonnenuntergang über dem Valle de la Luna

Lagunas Altiplanicos & Salar de Talar

Am nächsten Tag machten wir uns auf zu den sogenannten Lagunas Altiplanicos und dem Salar de Talar. Nach zwei Stunden Fahrt, wovon die letzten 25 Minuten wieder besonders holprig, steil und abenteuerlich waren, erreichten wir zunächst die Laguna Miscanti, auf 4.200m ü.M. gelegen.

Laguna Miscanti

Der dahinterliegende gleichnamige Vulkan ist knapp 6.000m hoch. Die Anden sind wirklich noch mal eine andere Hausnummer als die europäischen Alpen. Direkt nebenan, liegt die Laguna Miniques, welche ebenfalls von einem mächtigen Vulkan bewacht wird.

Laguna Miniques

Von dort aus, ging es noch mal knapp 30 Minuten weiter, zum Salar de Talar, welcher auch Aguas Calientes III oder Piedras Rojas genannt wird. Warum man drei verschiedene Namen für ein und denselben Salszee benötigt, konnte man uns nicht erklären. War uns dann aber auch egal, es war nämlich extrem schön!

Blick auf den Salar de Talar
Salar de Talar/Piedras Rojas

Was für eine unglaubliche Landschaft. Wir konnten das alles kaum erfassen! Auch der Rückweg nach San Pedro mit der langsam untergehenden Sonne, bot eine traumhafte Kulisse. Die vielen Lamas am Straßenrand machten es gleich noch mal schöner.

Rückweg nach San Pedro
Überall Lamas 🙂

El Tatio Geysiere

Wir verbrachten einen weiteren Tag in San Pedro, bevor wir uns am Nachmittag zum nächsten Ziel aufmachten, den El Tatio Geysieren. El Tatio besteht aus über 80 aktiven Geysieren und bildet das größte Geysier-Feld in der südlichen Hemisphäre und das drittgrößte weltweit. Die Geysiere liegen (wie sollte es auch anders sein) auf 4.320m ü.M. und sind besonders bei Sonnenaufgang aktiv, wenn das ca. 85 Grad heiße Wasser, in der noch kalten Außenluft verdampft (es kann dort bis zu -30 Grad kalt werden), oder auch mal explosionsartig, blubbernd und zischend aus der Erde schießt.  

Die organisierten Touren zu diesem Spektakel starten daher um 4 Uhr morgens zu den, von San Pedro 80km entfernten, Geysieren. Die Schotterstraße dorthin, ist allerdings für ihren meist schlechten Zustand bekannt, dass wollten wir uns im Dunkeln ersparen und fuhren daher schon am Vorabend unseres Besuchs dorthin. Ein weiterer Vorteil: wir sahen wenigstens etwas von dieser traumhaften Landschaft.

Unterwegs zu den El Tatio Geysieren
Unterwegs zu den El Tatio Geysieren

Die netten Parkranger ließen uns auf dem Besucherparkplatz übernachten und gaben uns noch hilfreiche Tipps, für den Besuch am nächsten Morgen. Dies wurde also unsere erste Nacht im Van, auf über 4.000m über dem Meeresspiegel. Ob das unsere Heizung mitmachen würde?

Nach Sonnenuntergang wurde es rasch kalt, es waren -10 Grad für die Nacht vorhergesagt. Es musste also klappen. Nach zwei Fehlversuchen, erhöhten wir die Luftzufuhr für die Heizung und zum Glück sprang sie dann auch an. Allerdings mussten wir sie über Nacht auf voller Power laufen lassen, was die ohnehin schon sehr trockene Luft, noch trockener machte. Auch der starke Dieselgeruch war nicht besonders angenehm. In Kombination mit der ohnehin schon dünnen Luft dort oben, war dies nicht gerade unsere angenehmste Nacht. Viel Schlaf bekamen wir beide nicht ab. Wir waren fast schon froh als es endlich 5 Uhr war und wir aufstehen konnten, um pünktlich um 5:45 Uhr die Tickets für die Geysiere kaufen zu können.

Wie es sich für echte Almans gehört, waren wir dann um 6 Uhr auch die ersten, welche den El Tatio Park befuhren. Man konnte die Geysiere schon rauchen sehen und desto heller es wurde, desto stärker blubberte und qualmte es auch um uns herum.

El Tatio Geysiere im Sonnenaufgang
Geysier in Action

Als dann endlich die Sonne über den Berg kam, gaben die Geysiere Vollgas. Was für ein Spektakel!

Inmitten der Geysiere

Gegen 9 Uhr, war dann fast der ganze Spuk vorbei. Wenn die Außentemperatur steigt, sieht man nur noch kleine, unscheinbare Rauchwolken aus den vorher noch weiß rauchenden Bodenlöchern kommen. Es war also höchste Zeit zum Frühstücken und dann wieder abfahren, nach San Pedro. Dauerhaft sind diese Höhen über 4.000m schon ziemlich anstrengend.

Orga-Tag in der Wüste

Den Nachmittag verbrachten wir daher auch recht entspannt in San Pedro. Wobei es in der Wüste auch ohne große Höhen körperlich recht anstrengend ist. Die extrem trockene Luft verursachte bei uns beiden eine ständig gereizte und blutige Nase, die Haut wurde total trocken, egal wie viel wir cremten, und schuppte sich, die Lippen platzten auf, die Nagelhaut an den Fingern riss ein. Wegen der trockenen Luft kratzte Christian ständig der Hals und wer empfindlich ist, dem brennen auch die Augen, was in Anbetracht des ganzen Sand, Salz und Staub hier in der Luft kein Wunder ist. Dementsprechend sah es natürlich auch im Van immer recht staubig aus, was auf die Dauer auch echt nervig war. Aber das gehört wohl dazu. Und ein Gutes hatte die fehlende Luftfeuchtigkeit: ich hatte endlich auch mal ohne langes föhnen ganz glatte Haare. 😉

Auch am nächsten Tag ließen wir es erstmal ruhig angehen und nutzten die Zeit, für organisatorische Dinge. U. a. gingen wir spontan zum Notar, um ein leidiges, bürokratisches Thema in Deutschland endlich voran treiben zu können. Zum Glück geht sowas in Südamerika sehr unbürokratisch. Man geht zum Notarbüro, zieht eine Nummer, wartet, bis man aufgerufen wird und trägt sein Anliegen vor. Das war in Spanisch gar nicht mal so einfach, aber dank Google Translate wurden wir uns schließlich einig und ich bekam meine benötigten Beglaubigungen und Stempel. Es folgte ein Kopier-, Scan- und Postmarathon, bevor wir am Nachmittag beim Reifenhändler einfielen, um dort zwei neue AT-Reifen auf unseren Van ziehen zu lassen. Auch hier war das Motto: reinkommen, drankommen. Termine braucht man hier nicht. Die kleine Werkstatt hatte sogar die passende Hebebühne für unseren Van, um noch die Spur einzustellen.

Die „Besteigung“ des 5.604m hohen Cerro Toco

Nach 75 Minuten war auch das alles erledigt und wir machten uns auf den Weg zu einem Stellplatz außerhalb von San Pedro, auf halber Strecke zu unserem nächsten Ziel: dem Cerro Toco. Der Cerro Toco ist ein 5.604m hoher Berg, dessen Gipfel recht einfach zu besteigen ist. Man kann nämlich auf bis 5.300m ü. M. hinauffahren, da sich dort oben ein Observatorium befindet. Einen Fünftausender hatten wir noch nie erklommen und die Möglichkeit es hier so einfach umzusetzen, war zu verlockend. Lt. der Agenturen im Ort, war die Besteigung nur mit einem Guide und in Begleitung möglich, wir wussten aber von unserer Reisebekanntschaft Sebastian & Anja, dass es auch ohne möglich war und man auch mit einem Fiat Ducato bis auf über 5.000m hinauf kam.

Wir verbrachten die Nacht zur Akklimatisierung wieder auf 3.500m ü.M. und machten uns am nächsten Morgen zeitig auf zum Trailhead des Cerro Toco. Zur Hälfte war die Strecke noch geteert, die letzten 1.000hm, verteilt auf 10km ging es aber über eine teilweise recht steile und kurvige Schotterstraße. Zum Glück hatten wir inzwischen einiges an Erfahrung und so schafften wir es mit unserem rollenden Zuhause tatsächlich hinauf bis zum Observatorium, auf 5.150m über dem Meeresspiegel.

Moby Dick auf 5.150m über dem Meeresspiegel

Von dort ging es noch mal 150hm hinauf, allerdings war die Straße für unseren Van nicht mehr fahrbar, auch die ankommenden Tourenjeeps, schalteten hier alle in den Allradgang. Also hieß es ein bisschen mehr laufen für uns. Aber dafür waren wir ja auch da!

Ausgestattet mit einem paar Wanderstöcken und einem Besenstiel, den Christian sich aus Ermangelung an einem Stöckeverleih gekauft hatte, machten wir uns auf zur Besteigung des Cerro Toco. Wie es so meine Art ist, marschierte ich rasch vorweg und musste nach wenigen Metern einsehen, dass mein übliches Tempo in dieser Höhe nicht machbar war. Die Luft war echt verdammt dünn. Es dauerte ein paar Minuten, bis wir unseren Laufrhythmus gefunden hatten, aber dann zogen wir alsbald an den geführten Touren, welche ja viel weiter oben gestartet waren, vorbei und arbeiteten uns Meter für Meter hinauf.

Blick zurück, Richtung Parkplatz & San Pedro

An manchen Stellen war der Weg recht schmal und größtenteils mit einer vereisten Schneedecke bedeckt. Dort staute es sich dann immer wieder mal und wir kamen uns vor, wie am berühmten Hillary Steig am Mt. Everest. 😉

Vorbei an den Gruppen, ging es hoch hinaus

Ansonsten war der Weg wirklich nicht schwierig oder technisch zu gehen und nach knapp 2 Stunden, hatten wir die 2.5km und 450 hm geschafft und standen (für einige Minuten) ganz allein auf dem 5.604m hohen Gipfel des Cerro Toco! Was für ein irres Gefühl!

Der 5.604m hohe Gipfel des Cerro Toco
We made it!

Und die Aussicht von hier oben! Vor uns lag der Vulkan Licancabur, dahinter konnte man das bolivianische Hochland mit der Laguna Blanca erkennen und sogar, in weiter Ferne, die Geysiere Sol de Manana, rauchen sehen. Zur anderen Seite erstreckte sich der Paso Jama, den wir ja eine Woche zuvor gefahren waren, sowie natürlich die Atacama Wüste und San Pedro de Atacama.

Blick auf den Vulkan Licancabur, Vulkan Juriques, sowie die Laguna Blanca & die Hochebene von Bolivien

Atemberaubend – im wahrsten Sinne des Wortes. 😊
Wir machten unzählige Fotos und genossen anschließend einfach die Aussicht bei einem Snack und einer Kanne Coca-Tee, was angeblich gegen die Höhenkrankheit helfen soll.

Der Abstieg lief dann bedeutend einfacher und schneller als der Aufstieg. Als wir jedoch am Van ankamen, meldeten sich bei uns beiden schon die Kopfschmerzen an. Die Belastung in dieser Höhe ist doch nicht so ohne. Aber das war es Wert. Wir fuhren langsam hinab und zurück nach San Pedro, auf 2.500m ü.M. wo sich, nach einem Eis, die Symptome auch schnell besserten. Was für ein Erlebnis! Ein absolutes Highlight für uns und der perfekte Abschluss unserer Zeit in Chile.

Abschied aus Chile

Am nächsten Tag machten wir uns auf nach Bolivien. Nach einem Zwischenstopp in Calama, wo wir noch schnell ein paar Vorräte auffüllten und den Van vom Wüstenstaub und Salz befreiten, nahmen wir Kurs auf den Grenzübergang Ollagüe, am Fuße des gleichnamigen, aktiven Vulkans.

Vulkan Ollagüe

Hatten wir schon erwähnt das die Landschaft hier wirklich nicht von dieser Welt ist?

Der Grenzprozess verlief schnell und unkompliziert, der Abschied aus Chile war auch weniger emotional als aus Argentinien, was nicht nur an den mürrischen Grenzbeamten lag, sondern auch daran, dass uns generell die Menschen in Chile zwar nie unfreundlich oder abweisend begegnet sind, aber im Vergleich zu anderen südamerikanischen Völkern, eher spröde und nicht so nahbare Genossen sind.

Und so landschaftlich einmalig und schön Chile auch ist – sie lassen es sich teuer bezahlen. Alles kostet Eintritt und muss vorab umständlich gebucht und organisiert werden. Und auch generell sind die Lebenshaltungskosten in Chile sehr hoch, vieles ist sogar teurer als in Deutschland (z. B. besonders Obst & Gemüse und mein Grundnahrungsmittel Eiscreme!), die Stellplatzsuche war oft schwierig (oder teuer) und auch für uns wichtige Dinge wie z. B. Wasser auftanken waren nicht so einfach wie in den meisten anderen Ländern, die wir bis jetzt bereist haben.
Dennoch haben wir insgesamt drei unvergessliche Monate in Chile verbracht, vieles erlebt und gesehen und schließen ganz sicher nicht aus, noch mal wieder zukommen… 😊

An der bolivianischen Grenze empfing uns eine sehr nette Grenzbeamtin, mit dem schönen Namen Annabel Rivera Flores. Nach dem üblichen Papierkram hieß sie uns herzlich willkommen in Bolivien und gab uns gleich noch ein paar Reisetipps mit auf den Weg. Ein vielversprechender Start.

Aber dazu dann demnächst mehr… 😊

Bilder für Großansicht & Beschreibung einfach anklicken
« von 2 »
Kategorien
2023 Blogbeiträge Chile Länder Südamerika

Chiles Norden: Vino, Pisco & Pasos

Teil 6 unseres Roadtrips durch Chile

Maipo Valley

Am 27. März ließen wir die Küste hinter uns und machten uns wieder auf den Weg ins Landesinnere von Chile, ins Maipo Valley. Die Landschaft änderte sich rasch, es wurde immer trockener, karger und wüstenartiger. Schließlich fanden wir uns inmitten von mannshohen, blühenden Kakteen wieder.

Für den nächsten Tag (unser 21. Jahrestag!) hatten wir uns zwei Weingüter rausgesucht. Zuerst besuchten wir das Weingut Santa Rita. Was uns als schönes Familienweingut beschrieben worden war, entpuppte sich als Weinfabrik. Hier war alles auf Masse ausgelegt – mehrere Millionen Flaschen pro Jahr und vermutlich ebenso viele Besucher und Touristen wurden hier abgefertigt. Noch dazu schienen wir mehr über Wein zu wissen als unser Gastgeber, daher war dies sicher kein Highlight, auch wenn das Weingut an sich sehr schön war.

Weingut Santa Rita

Auch das zum Weingut gehörige Andenmuseum war sehr sehenswert und zeigte viele Stücke der Osterinsel-Kultur und anderen indigenen Stämmen in Chile.

Im privaten Andenmuseum von Santa Rita

Für den Abend hatten wir uns für die Sunset Tour auf dem Weingut Alyan angemeldet. Dies war nun wirklich ein Familienweingut und weitaus weniger Massenabfertigung. Der kleine Haken hier allerdings: wir waren die einzigen europäischen Gäste, außer uns waren fast nur Brasilianer bei der Tour dabei und eine Handvoll Argentinier. Dementsprechend wurde die komplette Tour in „portunol“ durchgeführt, also einer bunten Sprachenmischung aus spanisch und portugiesisch.

Weingut Alyan

Es gab aber auch 7 verschiedene Weine zu probieren und spätestens nach dem 4. Glas verstanden wir alles, was die Brasilianer sagten und diese wiederum trauten sich plötzlich englisch zu sprechen. Somit wurde es ein feuchtfröhlicher und lustiger Abend. Ach ja, den Sonnenuntergang gab es natürlich auch.

🙂

Fahrt zum Paso Los Libertadores

Nach einer Nacht auf dem Weingut, nahmen wir uns am nächsten Morgen den sogenannten „Paso Los Libertadores“ vor, eine Passstraße und Grenzübergang nach Argentinien. Nach Argentinien wollten wir zwar (noch) nicht, aber die Passstraße ist ein echtes Highlight, da sie sich mit über 27 Haarnadelkurven, auf 2.700m ü.M. hochschlängelt und dabei tolle Ausblicke offenbart. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, also ging es, nur zum Fahrspaß, hoch hinaus.

Haarnadelkurven am Paso Los Libertadores

Zurück an die Küste

Nach einer Übernachtung, am Beginn der Passstraße, zog es uns schon wieder Richtung Küste. Bei La Ligua fanden wir einen Traumstrand an dem sich schier endlos die Wellen direkt am Strand brachen, aber leider war es hier viel zu windig um zu bleiben. Daher fuhren wir noch weiter nach Norden, in den bei Chilenen beliebten Sommerferienort La Serena. Die Sommerferien waren ja längst vorbei, somit war nicht allzu viel los und hier konnte man auch direkt am Meer stehen.

Coquimbo bei Nacht

Wir verbrachten ein verlängertes Wochenende rund um La Serena und den Nachbarort Coquimbo. Während Christian den Skatepark unsicher machte, besuchte ich u. a. das Archäologische Museum, wo es eine weitere Maoi Statue von den Osterinseln zu sehen gab. Einfach faszinierend, diese Dinger!

Moai Statue in La Serena

Valle de Elqui

Wir behielten unsere Zick-zack-Route bei und steuerten als nächstes wieder ein Ziel im chilenischen Inland an, das Valle de Elqui. Das Elqui-Tal besticht nicht nur durch seine wüstenartige Landschaft, sondern ist besonders für den dortigen Weinanbau bekannt. In den grünen Oasen inmitten der sonst kargen Landschaft, wachsen nämlich überwiegend Muskateller Trauben, welche hier ausschließlich für die Herstellung von Pisco verwendet werden, die Hauptzutat unseres Lieblingscocktails, Pisco Sour.

Valle de Elqui

Pisco schmeckt ähnlich wie der italienische Grappa, allerdings handelt es sich nicht um einen solchen Tresterbrand. Stattdessen wird der hochprozentige Stoff aus den ganzen Muskateller Trauben gemacht, sprich es wird der Fruchtsaft, die Schale und die Kerne verwendet.

Im Örtchen Pisco besuchten wir die Destillerie „Los Nichos“, wo wir den gesamten Prozess in einer privaten Führung erklärt bekamen und anschließend natürlich auch verkosten durften.

Pisco Destillerie Los Nichos

Grenzübergang am Paso de Agua Negra

Nach einem Spaziergang durch den Ort, in dem sich wirklich alles nur um den Schnaps dreht, nahmen wir Kurs auf ein besonderes Highlight des südamerikanischen Kontinents: den Paso de Agua Negra. Die ca. 160km lange Passstraße führt einen durch die unglaublichste Landschaft auf 4.700m ü.M., wo die Grenze zwischen Chile und Argentinien liegt. Das ist der höchste Grenzübergang in Südamerika (aber noch nicht die höchste Passstraße, wie wir später rausfinden sollten).

Von Pisco ging es also los zur chilenischen Grenze. Denn ausreisen muss man schon bevor man sich auf die Passstraße begibt. Der Prozess war schnell erledigt und wir informierten die Grenzbeamten, dass wir eine Nacht unterwegs verbringen wollten und somit erst am nächsten Tag nach Argentinien einreisen würden. Das ist wichtig, denn die Grenzposten der beiden Länder kommunizieren täglich miteinander, wer da so auf der Straße unterwegs ist und kontrollieren, dass jeder sicher auf der jeweils anderen Seite ankommt, da diese Höhen ja nicht ganz ungefährlich sind und es unterwegs natürlich auch keinen Handyempfang gibt. Und auf 160km kann viel passieren.

Wir fuhren noch ca. 34km die Straße entlang, bis auf ca. 3.200m ü.M. der Teer endete und die Schotterstraße begann. Der Straßenbelag sollte sich auch bis Argentinien nicht mehr ändern. Zur Akklimatisierung verbrachten wir eine Nacht an einer Lagune auf 3.200m, bevor wir am nächsten Morgen die übrigen Kilometer und 1.500hm in Angriff nahmen.

Stellplatz an der Lagune auf 3.200m ü.M.

Gut erholt und akklimatisiert ging es nach dem Frühstück also rauf auf schwindelerregende Höhen. Langsam, aber sicher, arbeiteten wir uns auf der Schotterstraße voran. Aber schnell fahren würde hier sowieso niemand wollen. Die Landschaft ist einfach unglaublich. Wir mussten ständig anhalten, um Fotos zu machen und die Aussicht zu genießen.

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Wie auf einem anderen Planeten! Und zum Glück war kaum etwas los auf der Strecke, denn wenn uns mal jemand entgegen kam, sahen wir vor lauter Staub erstmal nichts mehr. Die meisten Fahrzeuge, die uns entgegen kamen, waren Motorräder. Die Fahrer*innen konnten einem auf der Staubpiste echt leid tun. Die meisten die wir sahen, waren von Kopf bis Fuß beige gepudert. 😉

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Bis auf 4.300m ging es einigermaßen sanft hinauf, dann wurde die Piste steiler und die Kurven enger, sodass wir größtenteils nur noch im ersten und manchmal zweiten Gang vorankamen. In der vorletzten Kurve vor dem höchsten Punkt, auf ca. 4.600m ü.M. passierte es dann. Beim Zurückschalten in den ersten Gang, ging Moby aus und kam nach dem Neustart nicht mehr vorwärts. Die Luft war zu dünn, die Straße zu steil, der Van zu schwer. Mist! Ein klassischer Fahrfehler, wir hätten die Kurve im ersten Gang und mit mehr Schwung nehmen müssen. Aber noch bevor wir dazu kamen einen zweiten Anlauf zu nehmen, hielt plötzlich neben uns ein SUV. Das war und blieb das erste und einzige Auto, welches uns an dem Tag überholte.

Sofort stieg ein Mann aus, der sich als Adrian vorstellte und uns auf Spanisch zu verstehen gab, dass wir auf keinen Fall den Motor ausmachen sollen. Wir sollten einfach kurz warten, sie würden uns jetzt abschleppen!

Noch bevor wir widersprechen konnten (wir hätten nämlich gerne selbst weiter rum probiert), parkte der SUV vor uns und holte ein Abschleppseil raus. Wenige Minuten später hing der Van am Seil und Adrian übernahm von Christian das Steuer. Christian gesellte sich in den SUV zu Juan Pablo und seiner Freundin Caroline, zwei Kolumbianer, die in Chile leben und Adrian, den Argentinier, der nun neben mir im Van saß, als Anhalter unterwegs aufgesammelt hatten, um ihn mit zurück nach Argentinien zu nehmen. Sowas kannste dir net ausdenken… 😉

Juan Pablo hatte jedenfalls schon öfter (deutschen) Wohnmobilen an der Stelle aus der Patsche geholfen und war daher nicht überrascht das auch wir nicht weitergekommen waren. Juan Pablo zog uns die ca. 600 fehlenden Meter hinauf, bis es wieder flacher wurde. Von dort aus kamen wir aus eigener Kraft weiter und die letzten Meter, bis zur offiziellen Grenze. Alle Beteiligten hatten an der kleinen Abschleppaktion viel Spaß und wir knipsten noch viele Fotos zusammen, bevor sich unsere Wege dann wieder trennten.

Die Abschleppcrew!

Und dann standen wir da, auf 4.780m ü.M., (also ca. auf der Spitze des Matterhorns) mit unserem rollenden Zuhause und überschritten zum 5. Mal die Grenze von Chile nach Argentinien.

Moby an Südamerikas höchstem Grenzübergang auf 4.780m ü.M.

Was für ein tolles Erlebnis. Und es war ja noch nicht vorbei. Der Weg runter nach Argentinien war mindestens genauso schön und aufregend wie der chilenische Teil. Die Landschaft blieb nicht von dieser Welt. Wir fanden sogar noch ein paar Schneefelder.

Schneereste am Paso Agua Negra

Langsam und bremsenschonend schlängelten wir uns bis zur argentinischen Grenzstation auf 1.900hm. Nach der erfolgreichen Einreise suchten wir uns nur noch einen ruhigen Stellplatz, mal wieder an einem Fluss, wo wir das erlebte erstmal sacken ließen und uns von den schwindelerregenden Höhen erholten.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter mit unserem Roadtrip durch den Norden von Argentinien. Dazu dann demnächst mehr. 😊

Bilder für Großansicht & Beschreibung einfach anklicken
« von 2 »
Kategorien
2023 Blogbeiträge Chile Länder Südamerika

Chiles Norden: Von der Küste in die Großstadt (und zurück)

Teil 5 unseres Roadtrips durch Chile

Nach über zwei Wochen rund um Pucon, ging es am 14. März über die Panamericana ca. 450km weiter gen Norden. Unser nächstes Ziel war die Region Maule, in der das Colchagua Valley liegt – eins der bekanntesten Weinanbaugebiete von Chile.

Colchagua Valley

Nach einer Zwischenübernachtung an einem Fluß, kamen wir schließlich im Örtchen Santa Cruz an, dem Herzstück des Colchagua Valleys. Nach einem Bummel durch den Ort, steuerten wir das Weingut „Viu Manent“ an. Hier gab es nach einer geschichtlichen Einführung und einem Spaziergang durch die Weinreben eine Verkostung mit 5 leckeren Weinen. Zum Glück konnten wir im Anschluss den Rest des Abends und die Nacht direkt auf dem Weingut verbringen.

Cheers to life!

Pichilemu

Um nicht Gefahr zu laufen noch mehr Weingüter zu besuchen, machten wir uns auf den Weg an die Pazifikküste, genauer gesagt, in den Ort Pichilemu. Pichilemu ist die Surf-Hauptstadt von Chile. In Puerto Varas hatten wir Maureen und Ignazio kennengelernt, die aus der Stadt kommen und uns empfahlen unbedingt dort vorbeizuschauen.

Leider war nach unserer Ankunft vom Strand und Meer nicht viel zu sehen – es herrschte ein dichter Nebel über dem Ort. Später erfuhren wir, dass dies dort keine Seltenheit ist und aufgrund eines besonderen Mikroklimas in der Region öfter auftritt.

Am trüben Strand von Pichilemu

Nach einem kurzen Strandspaziergang machten wir uns auf Stellplatzsuche. Sobald wir Pichilemu hinter uns ließen, zeigte sich wieder die Sonne. Die Strecke führte an Salinen vorbei, bis wir schließlich wieder an einem Flussufer fündig wurden. Dort verbrachten wir zwei entspannte Sommertage. In der zweiten Nacht gesellte sich eine chilenische Großfamilie zu uns. Innerhalb von Minuten entstand eine kleine Zeltstadt hinter uns und es wurde bis spät in die Nacht gegrillt, getrunken und gefeiert.

Ein Wal am Flußufer

Wir gaben Pichilemu noch mal eine zweite Chance und diesmal hatten wir deutlich mehr Wetterglück und wir konnten sehen, warum dieser Ort so beliebt ist. Die Strandpromenade verläuft auf einer Klippe über dem Meer. Von dort aus, hatte man perfekte Sicht auf die Wellenreiter und auch die schwarzen Pelikane, die auf Futterjagd waren.

An der Promenade von Pichilemu

Wie es der Zufall wollte, trafen wir auch noch mal auf Maureen und Ignazio, die ebenfalls dabei waren sich in die Wellen zu stürzen. Die beiden gaben uns noch einige Tipps für den Rest von Chile und dann trennten sich unsere Wege wieder.

Für uns ging es weiter die Küste entlang, Richtung Santiago. Vorher legten wir aber noch einen weiteren Stopp am Meer ein. Im Örtchen Navidad war es aber so stürmisch, dass wir am Meer keine ruhige Minute gehabt hätte, somit landeten wir wieder an einem Flussufer, wo es deutlich ruhiger zuging.

So lässt es sich „arbeiten“ 😉

Santiago de Chile

Am nächsten Mittag ging es von dort los nach Santiago, die Hauptstadt von Chile. Dort hatten wir ab dem nächsten Tag ein kleines Apartment im Stadtzentrum gemietet, genauso wie wir es auch 2015 schon gemacht hatten. Ruhige und einigermaßen schöne Stellplätze gab es nämlich keine in der Stadt, geschweige denn Campingplätze. Wir steuerten einen bewachten Parkplatz an, auf dem wir die erste Nacht verbrachten. Diese Erfahrung bestätigte unsere Entscheidung – es war so laut und mit über 30 Grad am Tag auch so heiß, dass wir es im Van vermutlich nicht lange in der Stadt ausgehalten hätten.

So bezogen wir am Montag den 20.03. unser kleines Apartment im 22. Stock eines Hochhauses, von dem aus man einen Blick über die Dächer der Stadt hatte – naja, nur über das angrenzende Viertel. Die 7 Mio. Einwohnerstadt Santiago ist nicht gerade überschaubar.

Ausblick aus unserem Apartment

Wir verbrachten fünf spannende Tage in der Stadt und genossen nach all der Natur in den vergangenen Monaten, mal wieder das Big City Life.

Trotz Sommerhitze erkundeten wir fast alles zu Fuß, schauten uns die verschiedenen Viertel an, gingen in Museen, erklommen die Hausberge in der Stadt, futterten uns durch die vielen, fantastischen asiatischen Restaurants, tranken den ein oder anderen Pisco Sour und machten etwas, was wir zuletzt 2019 gemacht hatten: wir gingen ins Kino! 😊

Blick vom Cerro Lucia auf die Innenstadt
Plaza de Armas

Wie immer in größeren Städten, schlossen wir uns auch hier einer Walking Tour an, in der wir viel über die Diktatur in den 70er und 80er Jahren erfuhren, aber auch über die Studentenaufstände der vergangenen Jahre. Im Vergleich zu unserem ersten Besuch in 2015, hat sich die Stadt stark gewandelt. Überall sieht man die Spuren der Aufstände, in Form von beschmierten Hauswänden. Nahezu jedes Haus, Gebäude und Ladengeschäft in der Stadt ist mit Parolen und Tags beschmiert. Zahlreiche Läden sind verrammelt und verlassen, die Covid Pandemie und die Aufstände haben viele Geschäftsleute in die Knie gezwungen.

Auch kamen während der Pandemie viele Flüchtlinge ins Land, vor allem Venezuelaner*innen und Menschen aus den Mittelamerikanischen Ländern. Ein Großteil von ihnen lebt inoffiziell und in großer Armut, an vielen Stellen in der Stadt haben sich wilde Zeltcamps gebildet. Überall in den Straßen verkaufen Menschen, was sie gerade so übrighaben: abgetragene Kleidung, verschiedene Kabel und Stecker, gebrauchte Haushaltswaren, oder auch hausgemachtes Essen (von dem man aus hygienischen Gründen lieber Abstand nehmen sollte, wie unser Tourguide sagte). So entspannt und ruhig, wie wir Santiago in Erinnerung hatten, war es jedenfalls nicht mehr.

Ein besonderes Erlebnis hatte Santiago noch für uns bereit: als wir gerade in der Stadt unterwegs waren und in einer Apotheke standen, bebte plötzlich der Boden und alles um uns herum. Die Glasvitrinen klirrten, Produkte fielen aus den Regalen. Wir sahen uns und die Verkäuferin ratlos an, die dann nur stammelte: Terremoto – ein Erdbeben. So schnell wie es begonnen hatte, war der Spuk auch wieder vorbei, aber der Schreck saß uns und allen Menschen um uns herum ganz schön in den Knochen. Sofort holten alle ihre Handys raus und riefen ihre Lieben und Familien an, um zu hören, ob alles OK ist.

Zum Glück war es nur ein kleines Erdbeben, mit 5,4 auf der Richterskala und das Epizentrum lag einige Kilometer außerhalb von Santiago. Lt. den Medien war niemand zu Schaden gekommen, obwohl sich sogar an einem Hügel in Santiago eine kleine Steinlawine gelöst hatte. 
Die ganze Region rund um Santiago ist sehr Erdbeben gefährdet, alle Schäden, die bei einem Beben unter 7 auf der Richterskala entstehen, können nicht mal versichert werden. Aber Alltag ist es deswegen noch lange nicht. 

Nach fünf Tagen Großstadtleben, zogen wir wieder zurück in unser kleines, rollendes Zuhause und setzten unsere Reise fort.  

Bevor wir Santiago ganz hinter uns ließen, besuchten wir noch eins der Weingüter, welche am Rande der Stadt liegen. Wie schon 2015, landeten wir wieder beim Weingut Cousino Macul. Unser erster Besuch von damals war uns in äußerst guter Erinnerung geblieben und auch diesmal bekamen wir wieder eine sehr nette Führung und ein Tasting. Auch war die Gruppe, mit der wir zusammengewürfelt wurden, war sehr nett und wir kamen direkt mit allen ins Gespräch und tauschten Reisetipps aus, was die Führung schließlich etwas länger werden ließ als eigentlich geplant und dazu führte, dass unsere Gastgeberin etwas ungeduldig wurde.

Weinverkostung bei Cousino Macul

Valparaiso & Vina del Mar

Nach einer Nacht außerhalb der Stadt, zog es uns weiter zu unserem nächsten Ziel: die Küstenstadt Valparaiso, auch Valpo genannt. Auch dort waren wir 2015 schon mal für zwei Tage und hier hatte sich auch deutlich weniger verändert als in Santiago oder anderen Teilen von Chile. Das bunte Valparaiso versprühte immer noch denselben künstlerisch-abgeranzten Charme wie damals.

Buntes Valparaiso

Valparaiso war mal die wichtigste Hafenstadt des Kontinents, bis zur Eröffnung des Panama Kanals. Heute spielt der Hafen nur noch eine untergeordnete Rolle, dennoch hat er das Gesicht der Stadt geprägt. Die vielen bunten Häuser sind z. B. dadurch entstanden, dass sich die Hausbesitzer früher einfach alte Containerwände für die Verkleidung ihrer Häuser geholt haben. Um diese farblich zu gestalten, nahm man die Farbreste von Schiffrestaurationen. Die bunten Hauswände sind bis heute geblieben und wurden teilweise noch weiter verschönert – Valpo ist auch die Stadt der Murals.

Es gibt kaum eine Hauswand, welche nicht mit einem dieser Kunstwerke verschönert wurde. Von lebensechten Portraits von Mensch und Tier, über sozial kritische Murals bis hin zu Comiczeichnungen ist alles dabei.

Wie schon in Santiago, schlossen wir uns auch in Valpo wieder einer Walking Tour an und erfuhren dabei auch viel über die Bedeutung einzelner Murals und deren Künstler.

Valparaiso ist aber auch die Stadt der Hügel. Insgesamt gibt es über 20 Stück. Man muss hier definitiv gut zu Fuß sein, oder kann alternativ mit einem der 8 Aufzüge bzw. Zahnradbahnen steil hinauf (oder hinab) fahren.

So sieht Aufzug fahren in Valpo aus

Jeder Hügel ist ein Viertel für sich. Vom ruhigen Anwohnerviertel bis hin zum Künstlerviertel ist alles vertreten und es macht Spaß, sich in den verwinkelten Gassen zu verlieren und sich überraschen zu lassen, wo man landet. Dank der bunten Wände gibt es überall genug zu sehen, sodass einem sicher nicht langweilig wird. Wirklich eine spannende Stadt!

Nach zwei Tagen in Valparaiso, verschlug es uns einen Ort weiter, nach Vina del Mar, quasi die vorzeigbare Schwester von Valpo. Statt bunter Häuser findet man hier eher hübsche Stadtvillen und moderne, große Hotels. Dennoch hat auch Vina del Mar seinen Charme.

Wir schauten uns zuerst eine Maoi Figur an. Von diesen berühmten Statuen der Osterinseln, gibt es weltweit nur drei Stück außerhalb des Archipelagos. Und eine davon steht in Vina.

Moai Statue in Vina del Mar

Beim Anblick der knapp 3m hohen Statue bekamen wir schon auch Lust die Osterinseln zu besuchen, aber leider ist das ein sehr teures Unterfangen. Somit müssen die Osterinseln weiter auf uns warten. Stattdessen begnügten wir uns mit einem Spaziergang an der Promenade von Vina, bis hin zur berühmten „Reloj del Flores“, der Blumenuhr, dem Wahrzeichen der Stadt.

Reloj del Flores – die Blumenuhr

Warum darum so ein Hype gemacht wird, wurde uns nicht ganz klar, wenn man direkt davorsteht, kann man nicht mal die Uhrzeit ablesen, aber na gut. 😉

Wir fuhren noch einen Ort weiter, nach Concon. Concon wurde uns vor allem als DIE Stadt für gute Fisch- und Meeresfrüchterestaurants angepriesen, zuerst landeten wir jedoch auf der großen Sanddüne, am Eingang der Stadt. Die Düne ist nicht ganz so hoch und eindrucksvoll wie die Dune du Pilat in Frankreich, dennoch ein besonderer Anblick, so eine Düne mitten zwischen zwei Orten, gegenüber einem Einkaufszentrum.

So viel Sand und keine Förmchen!

Wir erklommen die ca. 35m hohe Düne für einen Ausblick zurück bis Valaparaiso und über den Pazifik.

Später wurden wir direkt am Meer gleich in doppelter Hinsicht fündig – wir fanden einen schönen Platz für Moby und ein fantastisches peruanisches Fischrestaurant, in dem wir einen schönen Abend verbrachten. Das fühlte sich fast wie Urlaub an.

Eigentlich sind wir nur zum essen hier! 😉

Der nächste Tag begrüßte uns mit diesigem Regenwetter, also ließen wir die Küste wieder hinter uns und machten uns auf ins Maipo Valley, dem größten Weinanbaugebiet von Chile.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

Bilder für Großansicht & Beschreibung einfach anklicken
« von 2 »
Kategorien
2023 Blogbeiträge Chile Länder Südamerika

Der Lake District von Chile: Umgeben von Vulkanen

Teil 4 unseres Roadtrips durch Chile

Am 24. Februar ließen wir mit Valdivia die Pazifikküste vorerst hinter uns und nahmen Kurs auf den chilenischen Teil des Lake Districts, rund um den 176km² großen Lago Villarrica. Am frühen Nachmittag kamen wir im gleichnamigen Ort an und fanden auch direkt einen schönen Platz mit Blick auf den, ebenfalls gleichnamigen, Vulkan Villarrica.

Zuhause in Villarrica, am See Villarrica, mit Blick auf den Vulkan Villarrica. 😉

Was Christian fast noch mehr freute – direkt an unserem Parkplatz war auch ein kleiner Skatepark, sodass das Board mal wieder zum Einsatz kam.

Skater Boi in Villarrica

Villarrica selbst ist einer der beliebtesten Ferienorte der Region, wir verbrachten aber nur eine Nacht hier und fuhren am nächsten Tag weiter in das benachbarte Pucon, dem Ausgangspunkt für die meisten Aktivitäten in der Region. In Pucon waren wir Ende 2015 schon mal für drei Tage, diesmal wollten wir uns auf jeden Fall mehr Zeit nehmen und so viel wie möglich entdecken und erleben.

Schon 2015 hatten wir mit der Besteigung des 2.847m hohen Vulkan Villarrica geliebäugelt, damals lag aber so viel Schnee auf den Bergflanken, dass die Besteigung nur unter erschwerten Bedingungen möglich gewesen wäre (was auch damals schon sehr teuer war). Diesmal, zum Ende des Hochsommers, war der Vulkan weitestgehend frei und Schnee und Eis erst ab einer Höhe von 2.300m, am Gletscherrand, zu erwarten. Allerdings war der Vulkan zum Zeitpunkt unserer Reise schon seit mehreren Monaten sehr aktiv, es herrschte Vulkan-Alarmstufe Gelb, was bedeutet, dass es im Inneren permanent brodelt. Das konnte man auch schon aus der Ferne sehen: den ganzen Tag stieg Rauch aus dem Krater auf. Nachts konnte man es sogar rot glühen sehen.

Kurz gesagt, auch diesmal war der Aufstieg somit nicht möglich. Was jedoch möglich gewesen wäre, war eine geführte Tour auf den Vulkan, bis auf 2.300m, zum Rand des Gletschers. Dafür wollten die Agenturen pro Person allerdings 105€ haben. Für den Preis hätten wir schon erwartet das wir hoch getragen werden, somit lehnten wir dankend ab und fassten Plan B.

Wanderung rund um den Vulkan

Wir deckten uns mit Vorräten ein und machten uns auf den Weg zur Skiliftstation am Fuße des Vulkans. Dort, auf ca. 1.200m Höhe, fanden wir einen traumhaften Stellplatz, mit freiem Blick auf den rauchenden Vulkan und bis runter ins Tal, auf den See.

Stellplatz am Fuße des Vulkans

Am nächsten Morgen machten wir uns bei strahlend blauem Himmel auf zur 25km langen Wanderung, welche ein Teil der mehrtägigen „Villarrica Traverse“ ist und vorbei am Vulkan quer durch den Nationalpark Villarrica verläuft. Statt auf den Vulkan hinaufzusteigen, bewegten wir uns bei der Tour „nur“ auf einer Höhe zwischen 1.400m – 1.600m ü. M., hatten dabei aber eine perfekte Aussicht auf den rauchenden Vulkan sowie die gesamte umgebende Berg- und Seenlandschaft.  Und zahlen mussten wir dafür auch nichts!

Unterwegs wechselten sich immer Abschnitte aus Lavagestein und Wäldern ab. Man konnte also gut erkennen, wo die Lavaströme der letzten großen Ausbrüche langgeflossen waren.

Hier erkennt man gut, wie sich ein Lavastrom ins Tal vorgearbeitet hat.

Als Zielpunkt hatten wir uns den „Mirador Glaciar Volpir“ ausgeguckt, also den Aussichtspunkt auf den Volpir Gletscher an den Hängen des Villarrica. Diesen erreichten wir nach einem kurzen, steilen Hike durch einen Wald voller Araukarien.

Ein Männlein steht im Walde…

Ein Gletscher auf einem aktiven, brodelnden Vulkan. Schon verrückt! Offensichtlich sind die Vulkanwände gut gedämmt. 😉

Auf der rechten Vulkanflanke befindet sich der Volpir Gletscher

Zurück am Van bekamen wir nach Einbruch der Dunkelheit noch eine exklusive „Feuershow“ vom Villarrica geboten.

Beeindruckend!!

Da kann man dann auch nachvollziehen, warum ein Aufstieg zum Kraterrand aktuell nicht möglich ist. Einfach der Wahnsinn, am Fuße eines aktiven Vulkans zu campen!

Obwohl uns die lange Wanderung ordentlich in den Knochen steckte, machten wir uns am nächsten Tag gleich auf zum nächsten Hike. Diesmal sollte es aber eine kürzere Tour werden, zum „Mirador Los Crateres“, einem Aussichtspunkt auf die diversen Vulkane in der Gegend. Da die Zufahrt zum Start der Wanderung sich aber leider als ausgewaschene Schotterpiste erwies, fiel die Wanderung dann etwas länger aus als ursprünglich geplant. Ab einem gewissen Punkt ging es ohne Allrad und Bodenfreiheit nicht mehr weiter. Selbst einige Standard-SUVs kapitulierten auf halber Strecke. Somit kamen wir am Schluss doch wieder auf über 12km, aber es lohnte sich.

Der Villarrica, umgeben von erloschenen Kratern

Die Wanderung eröffnete noch mal neue Ausblicke auf den Villarrica, in der Ferne war der (ebenfalls noch aktive) Vulkan Llaima zu sehen und rund herum viele kleine und große, erloschene oder schlafende Vulkane.

Ausblick über erloschene und akive Vulkane (weit im Hintergrund)

Wir verbrachten eine weitere Nacht am Fuße des Villarrica, bevor es am nächsten Tag zurück nach Pucon ging. Dort gönnten wir unseren Beinen einen Tag Pause und schauten uns ein bisschen im Ort um. Komischerweise erkannten wir beide so gut wie nichts wieder. Scheinbar hat sich in dem Örtchen einiges getan seit 2015.

Zurück in Pucon

Mountainbike Tour zu den Ojos del Caburgua

Am nächsten Tag schwangen wir uns mal wieder auf die Mountainbikes und nahmen uns die Tour zu den „Ojos del Caburgua“ vor. Dahinter verbirgt sich eine Ansammlung natürlicher Pools, die von mehreren kleinen Wasserfällen gespeist werden. Diese Tour hatten wir 2015 auch schon gemacht, aber auch beim zweiten Mal lohnte sich der Besuch.

Ojos del Caburgua

Wirklich unglaublich schön.

Zurück in Pucon erledigten wir einige praktische Dinge, bevor wir wieder nach Villarrica fuhren – in Pucon gab es nämlich keine freien Stellplätze und auf Bezahlparkplatz oder Campingplatz hatten wir keine Lust. In Villarrica standen wir direkt am See, konnten in Ruhe grillen und fanden dadurch zwei fellige Freunde, die uns Gesellschaft leisteten. 😊

Grillen unter Beobachtung 🙂

Wanderung im Santuario El Cani

Nach einem Pausentag in Villarrica, ging es am 3. März schließlich ein Stückchen weiter, wieder vorbei an Pucon, zum „Santuario El Cani“. Das Santuario ist eine Art privater Naturpark, welches sich für den Natur- und Artenschutz in der Region einsetzt. Auf dem Gelände von „El Cani“ verläuft ein 10km langer Wanderweg, hinauf zu diversen Lagunen und dem Aussichtspunkt Melidekin, von wo aus man einen Blick auf die umliegenden Vulkane und Seen haben sollte.

Wir verbrachten eine Nacht auf dem Gelände des Santuarios und starteten von dort am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang die Wanderung zum Aussichtspunkt auf 1.450m Höhe.

Die sehr engagierten Mitarbeiter des Santuarios hatten uns vorgewarnt: der Weg war sehr steil und sehr staubig. Das kannten wir ja schon, dennoch hatten es die ersten 4,5km mit ca. 650hm ganz schön in sich. Entgegen der Wettervorhersage war der Himmel bewölkt, aber nachdem die ersten Höhenmeter bewältigt waren, sahen wir endlich die Sonne.

Über den Wolken…

Wir merkten, dass wir hier auf Privatgrund unterwegs waren, der gesamte Weg war sehr aufwändig und liebevoll gepflegt und mit selbstgebastelten Wegweisern ausgeschildert. Vor der Tour hatten wir eine ebenfalls selbst gestaltete Karte erhalten, die einem zu jedem Schild zusätzliche Informationen bot und zum Innehalten und bewussten Wahrnehmen der Umgebung einlud.

Es blieb steil, bis wir auf 1.300m an der Laguna Negra ankamen. Leider hatte sich der Himmel inzwischen wieder zugezogen, dennoch war der Anblick der dunklen Lagune und den umgebenden Araukarien schon sehr besonders.

Laguna Negra

Die umgestürzten und längst verwitterten Baumstämme, erinnerten uns stellenweise an Dinosaurierknochen.

Auf der Höhe gab es einen zusätzlichen kleinen Rundweg, der einen an sechs Lagunen vorbeiführte. In der Hoffnung das der Himmel später noch aufreißen würde, nahmen wir uns zunächst den Rundweg vor und legten eine Snackpause ein, bevor wir den letzten, steilen Kilometer zum Mirador hinaufstiegen.

Oben angekommen, hing leider immer noch eine dichte Wolkendecke auf ca. 2.000m über uns, aber zumindest der Blick nach unten war einigermaßen frei und wirklich umwerfend!

Ausblick vom Mirador Melidekin

Nur die Vulkane blieben uns leider verborgen. Wir genossen den Ausblick und unsere obligatorischen Käsebrote, bevor es wieder retour zum Santuario ging.

Wanderung zum Cerro San Sebastian

Von dort aus suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen an einem Fluß, wo wir den folgenden Samstag eher ruhig angehen ließen, und unsere Beine schonten. Denn eine weitere große Wanderung hatten wir noch auf dem Wunschzettel und der kommende Sonntag sollte der vorerst letzte, sonnige Tag sein.

Am Samstagabend machten wir uns also auf den Weg zum Nationalpark Huerquehue, von wo aus wir am nächsten Morgen früh zur Tageswanderung auf den Cerro San Sebastian starten wollten. Die Anfahrt war mal wieder abenteuerlich: eine steile und kurvenreiche Schotterpiste, die unseren Moby hier und da ins Rutschen brachte und uns den ein oder anderen Nerv kostete. Aber schließlich standen wir vor dem Eingang des Nationalparks. Dieser war eigentlich schon geschlossen, davor gab es aber keine Möglichkeit für uns zu parken, also schlichen wir uns (so gut wie man mit einem 3.5t Van eben schleichen kann) hinein und parkten in der hintersten Ecke des Wanderparkplatzes. Zum Glück war scheinbar kein Ranger mehr vor Ort, somit verbrachten wir noch einen ruhigen Abend am Ufer des Lago Tinquilco und eine noch ruhigere Nacht im Park.

Sonnenuntergang am Lago Tinquilco

Am nächsten Morgen ging es dann wieder kurz nach Sonnenaufgang los, denn vor uns lagen zwar nur 6,5km bis zum Gipfel, aber eben auch 1.200hm. Es war also abzusehen das es recht anstrengend, steil und heiß werden würde.

Der Weg führte wieder mal durch einen Wald voller Araukarien (nicht umsonst ist der Baum auch Namensgeber der Region) und bot schon im Aufstieg tolle Ausblicke.

Unterwegs zum Cerro San Sebastian

Es stellte sich dann aber auch bald heraus, dass die Tour zurecht als schwierig eingestuft wurde. Es war nicht nur steil und mal wieder extrem trocken, dadurch staubig-sandig und rutschig, sondern wurde schließlich auch sehr technisch, als wir auf dem letzten Kilometer zum Ziel, über einen Felsgrat mit einigen wackeligen Steinen klettern mussten.

Felsgrat am Cerro San Sebastian

Aber all die Anstrengung war vergessen, als wir beide, als Erste an diesem Tag, auf dem Gipfel des San Sebastian ankamen und eine wolkenfreie Rundumsicht auf 8 Vulkangipfel und 14 Seen hatten.

Ausblick vom Cerro San Sebastian
Happy!

Natur pur, soweit das Auge reicht. Traumhaft! Sogar der argentinische Vulkan Lanin, den wir vier Wochen vorher im gleichnamigen Park erwandert hatten, war von dort zu sehen.

Fernblick auf den Vulkan Lanin in Argentinien

Für uns definitiv die Highlight-Tour in der Region.
Nach dem nicht weniger anstrengenden Rückweg sprangen wir direkt so wie wir waren, in Unterwäsche und Wanderklamotten in den See! Herrlich erfrischend und so war auch schon mal der gröbste Dreck ab und landete nicht im Abwassertank des Vans. 😉

🙂

Zurück am Van schaute dann ein Ranger vorbei und ließ uns wissen, dass wir dort keinesfalls über Nacht stehen bleiben dürfen. Hatten wir natürlich auch nie vor… *räusper* Stattdessen ging es wieder zurück nach Pucon, wo aus dem eigentlich geplanten Restaurantbesuch nichts wurde und wir stattdessen mal wieder den Grill auspackten.

Zurück in Pucon, den Villarrica weiter im Blick

Die Wettervorhersage behielt recht, ab dem nächsten Tag zog sich der Himmel zu und es regnete mehr oder weniger durchgängig. Wir verzogen uns daher noch mal für zwei Tage an den Platz am See in Villarrica, bevor wir die Gegend, nach fast zwei Wochen, dann endgültig hinter uns ließen und Richtung Temuco weiterfuhren.

Regenpause in Temuco

Im ca. 2h entfernten Temuco gelang es uns, einen Gashändler zu finden, der unsere Gasflasche wieder auffüllen konnte, das war in Chile nämlich gar nicht so einfach, da hier in der Regel Gasflaschen immer getauscht werden und nicht aufgefüllt. Die Befüllung erfolgte dann auch unter fragwürdigen und vermutlich nicht besonders sicheren Umständen, aber es ging alles gut und Hauptsache wir haben wieder Gas.

Das Wetter war weiter unbeständig und regnerisch, somit suchten wir uns wieder einen abgelegenen Platz an einem Fluss, wo wir zwei weitere Tage aussaßen, Reiseberichte schrieben, Bilder sortierten, uns mit der deutschen Bürokratie beschäftigten und Streuner mit Leckerlies versorgten.

Auch beim spülen gut bewacht von drei Streunern. 🙂

Wanderung zum Krater des Vulkan Sollipulli

Zum Wochenende sollte das Wetter aber besser werden, daher nahmen wir am Freitag unser nächstes Ziel in Angriff: das kleine Örtchen Melipeuco, am Rande des Naturreservats Villarrica (nicht zu verwechseln mit dem Nationalpark Villarrica). Im Naturreservat war frei stehen mal wieder schwierig, daher verschlug es uns ausnahmsweise auf einen kleinen Campingplatz. Dort waren wir die einzigen Gäste, daher fühlte es sich eher an, als würden wir bei Bekannten im Garten parken. Auch hier war wieder für tierische Gesellschaft gesorgt, die beiden Hunde der Besitzer ließen uns kaum aus den Augen und besonders einer von Beiden schien sich sehr über unsere Gesellschaft zu freuen.

Hunde-Liebe auf den ersten Blick

Aber wir waren natürlich nicht nur zum Hunde streicheln hier, sondern wollten nach all den Wanderungen rund um Vulkane nun auch endlich mal auf einen Vulkan steigen und in einen Krater schauen. Der Krater des Sollipulli bot sich dafür an. Um zum Start der Wanderung zu kommen, benötigte man allerdings lt. Beschreibung ein Auto mit Allrad Antrieb und Bodenfreiheit. Glücklicherweise hatte der Besitzer des Campingplatzes sowas im Angebot und brachte uns die steilen und holprigen 6km hinauf zum Start des Trails.

Früh morgens starteten wir also die wieder nur 6.5km lange, aber selbstverständlich steile Tour zum Krater des Sollipulli. Zunächst ging es wieder durch einen Araukarien Wald, von dem aus aber schon bald die ersten Vulkankegel zu sehen waren.

Wanderung zum Sollipulli

Schließlich wurde die Landschaft immer karger und vulkanischer und wir liefen stetig hinauf, über knirschenden Vulkansand.

Wanderung über Lavasand…

Als wir nach 2,5 Stunden den Kraterrand auf 2.200m Höhe erreichten, blieb uns mal wieder der Mund offenstehen. Vor uns lag ein Krater mit 4km Durchmesser, gefüllt mit einem bis zu 600m (!) dicken Gletscher.

Der mit Gletschereis gefüllte Krater des Sollipulli

So richtig konnte man das gar nicht erfassen und vermutlich werden auch die Bilder dem Anblick nicht gerecht. Es war der Wahnsinn! Und wieder mal waren wir die einzigen dort oben. Trotz eisigem Wind und viel zu dünner Bekleidung, hielten wir es fast eine Stunde dort aus, machten unzählige Fotos und genossen den Ausblick über den Krater und rüber zum Vulkan Llaima.

Blick auf den Vulkan Llaima

Der steile Abstieg war mal wieder eine rutschige Angelegenheit, sodass die Wanderstöcke zum Einsatz kamen. Der starke, kalte Wind tat sein Übriges, um uns aus dem Gleichgewicht zu bringen und wir wünschten uns beide, wir hätten diesmal lange Hosen angezogen. 😉

Rutschige Angelegenheit…

Zurück am Trailstart wurden wir wieder abgeholt und unser netter „Chauffeur“ ließ es sich nicht nehmen, uns noch den ein oder anderen versteckten Wasserfall entlang der Strecke zu zeigen.

Versteckter Wasserfall

Was die landschaftliche Vielfalt angeht, ist Chile wirklich schwer zu toppen!

Wir blieben eine weitere Nacht auf dem kleinen Campingplatz, bevor es am nächsten Tag wieder zurück Richtung Temuco ging.
Gerne hätten wir noch mindestens zwei weitere Wanderungen, rund um die Vulkane unternommen, allerdings war das Wetter mal wieder recht unbeständig und leider lässt sich Chile auch jede Wanderung und Eintritt in Nationalparks teuer bezahlen (auch ohne Guides). Und außerdem gab es weiter nördlich ja auch noch einiges zu entdecken.

Daher verabschiedeten wir uns nach zwei weiteren Tagen am Fluss bei Temuco endgültig vom wunderschönen Araukarien und den Vulkanen und begaben uns auf die Panamericana, gen Norden und ab ins Weingebiet von Chile.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

Bilder für Großansicht & Beschreibung einfach anklicken
« von 2 »
Kategorien
2023 Blogbeiträge Chile Länder Südamerika

Ausflug an die Pazifikküste

Von Puerto Varas, über Chiloe nach Valdivia –
Teil 3 unseres Roadtrips durch Chile

Am 12. Februar machten wir uns mal wieder auf den Weg zum Grenzübertritt nach Chile. Zu unserer Überraschung regnete es zum ersten Mal seit Monaten in der Region, was aber (leider) eine passende Einstimmung auf die kommenden Tage in Chile sein sollte…

Der Grenzübertritt dauerte diesmal etwas länger als sonst, auch hier war die Ferienzeit deutlich zu spüren und noch dazu war Sonntag, also ein klassischer Reisetag. Somit standen wir erst ca. 30 Minuten für die Ausreise aus Argentinien an und dann fast 1.5 Stunden für die Einreise nach Chile. Auch kamen wir wieder ganz schön ins Schwitzen, es war schon von weitem zu erkennen, dass die Zollbeamt:innen ihren Job wieder sehr genau nahmen. Viele PKWs mussten das gesamte Gepäck und auch Kühlboxen ausladen und öffnen, es kamen sogar Spürhunde zum Einsatz, die hier nicht nur auf Drogen, sondern vor allem auf frische Lebensmittel abgerichtet waren. Und wir hatten diesmal noch die günstigen Preise in Argentinien genutzt und den Van voller versteckter Leckereien…

Doch wir hatten mal wieder Glück. Als wir endlich dran waren, stand ein sehr netter Zöllner mit einem neugierigen Schäferhund vor uns. Aufgrund des starken Regens, wollte er offenbar unseren Van nicht mit nassen Schuhen und Pfoten betreten. Er blieb daher mit dem Hund vor der Schiebetür stehen und warf nur einen kurzen Blick ins Innere. Als ihm auffiel das wir aus Deutschland kommen, freute er sich endlich mal wieder sein Englisch anwenden zu können und war von da an mehr am aktuellen Wetter in Deutschland interessiert als an unserem Van Inhalt. Schließlich fragte er aber doch, ob wir frische Lebensmittel dabei hätten und wir opferten eine dafür zurückbehaltene vertrocknete Zitrone und eine schon sehr überreife Banane, welche Christian aber noch vor Ort essen durfte, was den Hund glücklicherweise von anderen Sachen in unseren Verstecken ablenkte. Zwei Minuten später war dann auch schon alles erledigt und wir mal wieder zurück in Chile.

Puerto Varas

Sofort änderte sich wieder die Landschaft und wir fuhren durch üppig grüne Wälder, voller Farne und Riesenblätter-Gewächse, wie wir sie schon von der Carretera Austral kannten. Aufgrund des anhaltenden Regens und des Nebels, sahen wir allerdings nur was direkt am Straßenrand war, die umgebende Berglandschaft blieb uns verborgen, somit ließen wir auch die Aussichtspunkte links und rechts liegen, die es entlang der Strecke gegeben hätte.

Unser erstes Ziel war der Ort Puerto Varas, ein inzwischen beliebter Ferienort der Chilenen, da es rund um die kleine Stadt, welche am Lago Llanquihue liegt, viele Outdoormöglichkeiten gibt. Von Vulkanbesteigungen über Bikeparks, Wanderungen und diverse Wassersportarten kann man hier so ziemlich alles erleben, was es für einen gelungenen Sommerurlaub braucht. Wir waren hier also genau richtig. 😊

Allerdings war es an diesem Sonntag gerammelt voll in der Stadt, klar, es war ja noch Hochsaison. Trotz regnerischem Wetter, schien der ganze Ort auf den Beinen zu sein. Die Parkplatzsuche erwies sich als schwierig und der Stellplatz der für eine Übernachtung in Frage gekommen wäre, war überfüllt und viel zu trubelig für unseren Geschmack. Daher beschlossen wir, die kommenden Regentage etwas außerhalb auszusitzen und die Zeit für unsere Admin-ToDos, wie z. B.  Reiseberichte schreiben, Bilder sortieren und Co. zu nutzen.

Gesagt, getan. Wir fanden einen Stellplatz an einem kleinen Flüsschen, wo wir zufällig auf ein paar andere Vanlifer trafen, welche wir selbst schon seit einiger Zeit virtuell verfolgen.
An den Platz grenzte ein scheinbar ganz neu angelegter Boardwalk an, der einen innerhalb von Sekunden scheinbar in den Dschungel versetzte und am Fluss entlang führte.

Am Fluß bei Puerto Varas
Spazierweg inklusive

Die Wettervorhersage behielt recht und wir verbrachten insgesamt drei verregnete Tage an diesem Platz. Als sich das Wetter endlich etwas besserte, schauten wir uns noch mal Puerto Varas an.
Puerto Varas war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Auswandererziel für Deutsche, bis heute ist der deutsche Einfluss hier deutlich erkennbar, sei es in der Architektur oder auch in den Firmen- und Straßennamen (mein Highlight war die „Avenida Theobald Kuschel“). Der deutsche Bundesadler begegnete uns an vielen Stellen im Ort, und auch der „Club Aleman“ durfte nicht fehlen.

Werbung für den Club Aleman in Puerto Varas
Hotel mit deutschen Wurzeln

Wir schlenderten über die vielen kleinen Kunsthandwerk-Märkte, aßen leckere Empanadas bei einem Streetfood-Stand und verschafften uns schon mal einen Überblick über den städtischen, kleinen Bikepark. Außerdem fanden wir einen Fahrradladen, der nicht nur geführte Mehrtagestouren durch die Region anbot, sondern auch tagesweise Rennräder verlieh. Das kam sofort auf unsere Wunschliste. Allerdings musste es noch ein bisschen warten, die Wettervorhersage war nämlich weiterhin unbeständig und kühl. Also fassten wir Plan B: statt weiter rund um Puerto Varas zu bleiben, folgten wir einem Tipp unserer Reisebekanntschaften Anja und Sebastian, die uns einen schönen und einsamen Stellplatz am Meer auf der Insel Chiloé empfohlen hatten. 

Ein langes Wochenende auf Chiloé

Chiloé ist die 5. größte Insel Südamerikas und eigentlich hatten wir nicht vorgehabt einen Abstecher dorthin zu machen. Aber nach den letzten trubeligen Wochen mit ständigen Stellplatzwechseln und wenig Möglichkeiten, sich mal richtig auszubreiten, klang es zu verlockend direkt am Meer stehen zu können, ohne sich über Campverbote oder Hochsaisons-Trubel Gedanken machen zu müssen. Zudem war die Wettervorhersage für das eigentlich sehr raue Chiloé überraschenderweise viel besser als für das chilenische Festland, somit stand der Entschluss fest und wir machten uns kurzerhand auf den Weg zur Fähre.

Die Fährüberfahrt dauerte nur ca. 20 Minuten und schon waren wir auf Chiloé angekommen. Liebe auf den ersten Blick war es aber nicht gerade. Wir steuerten zunächst den etwas größeren Ort Ancud an, um noch ein paar Vorräte zu besorgen. Der Ort wirkte auf uns sehr, sagen wir mal „rustikal“ und heruntergekommen, es war sehr eng, die Parkplätze rar und die Leute machten einen nicht besonders aufgeschlossenen Eindruck. Aber wir wollten ja sowieso ans Meer, also ging es sogleich weiter.

Am Ziel angekommen besserte sich die Laune schlagartig. Wir standen auf einer Klippe direkt am Pazifik, unter uns der ewig lange Sandstrand und schon beim ersten Blick aufs Wasser entdeckten wir die Delfine!

Weißbauch Delfine

Wir hatten schon gehört das sich hier nahezu täglich dutzende Delfine in der Bucht tummeln und genauso war es auch. Von früh bis spät konnten wir den Weißbauch-Delfinen, die aussehen wie kleine Orca Wale, hier zusehen wie sie jagten, spielten und aus dem Wasser sprangen. Der absolute Wahnsinn!

Delfin-Action auf Chiloé

Wir verbrachten insgesamt vier Tage und Nächte an diesem Platz. Abgesehen von ein paar Anglern und Strandspaziergängern sahen wir kaum andere Menschen. Wir vertrieben uns die Zeit mit Sport, viel lesen, ein bisschen arbeiten, aber hauptsächlich mit langen Strandspaziergängen und Delfine beobachten. Das war genau das was wir uns gewünscht hatten. Daher hatten wir auch gar keine Ambitionen uns mehr von Chiloé anzuschauen.

Stattdessen ging es nach den vier Tagen wieder zurück aufs Festland und nach Puerto Varas. Schließlich hatten wir hier noch ein paar Rechnungen offen…

Rennradtour & Mountainbikepark mit Hindernissen

Endlich war auch dort das Wetter besser und wir sahen zum ersten Mal den Vulkan Osorno, auf der anderen Seite des Lago Llanquihue.

Am Lago Llanquihue

Jetzt konnten wir auch endlich den langersehnten Rennradausflug machen. Als Ziel hatten wir uns das 42km entfernte Ensenada ausgeguckt. Die Strecke dorthin, führte über einen Radweg, welcher parallel zur Bundesstraße verlief, am See entlang und bot immer wieder Ausblicke auf den Vulkan und die Seenlandschaft.

Rennradtour mit Vulkanblick

Es machte so viel Spaß mal wieder auf einem Rennrad zu sitzen und hätte so schön sein können – wenn da nicht die vier (!) Plattfüße gewesen wären. Das muss ein neuer Rekord sein. Vier platte Reifen auf einer nur 80km-Tour und alle an meinem Fahrrad. Ein Glück hatten wir zwei Ersatzschläuche mitbekommen und Christian Routine darin, diese zu wechseln. Nachdem dann aber nach nur 13km meine beiden Reifen schon platt waren, musste beim nächsten Plattfuß das uralte Flickset herhalten, welches wir schon seit Jahren mit uns rumschleppen. Es war etwas müßig, aber es funktionierte.

Reifenwechsel die Dritte!

Immerhin kamen wir so bis nach Ensenada, wo wir uns frischen Fisch mit Vulkanblick gönnten, bevor es wieder retour nach Puerto Varas ging. Leider hatte ich aber schon wieder einen Dorn im Reifen, was diesmal aber nur zu schleichendem Luftverlust führte. So pumpten wir einfach alle 10km den Reifen auf und hofften auf diese Weise bis zurück zum Verleiher zu kommen. Ca. 7km vor Puerto Varas war dann aber Schluss, der Reifen war mit einem Schlag wieder platt und scheinbar hatte auch das Ventil eine Macke, so dass flicken keine Option mehr war. Wir mussten uns schließlich vom Inhaber des Ladens abholen lassen. Sehr schade, aber immerhin kamen wir so mit dem netten Ladenbesitzer ins Gespräch, der schon einige Male in Deutschland war, da sein Sohn in Kassel lebt und studiert. Wie es der Zufall so wollte, kannte er natürlich auch Marburg und Wetzlar, weil er sich dort schon mal die Altstadt angeschaut hat. So klein ist die Welt.

Wir verbrachten eine Nacht am Ufer des Sees in Puerto Varas, wo wir uns am nächsten Morgen direkt wieder auf die Räder schwangen, diesmal aber auf unsere eigenen, um den kleinen Bikepark am Cerro Philippi, dem Hausberg von Puerto Varas, zu erkunden. Der kleine Park bot drei Lines, wovon für mich leider nur eine in Frage kam. Bei den anderen beiden Lines haben sich offenbar ein paar echte Mountainbike Cracks ausgetobt, ein Holzelement folgte auf das Nächste, man musste an vielen Stellen über Gaps springen und Schanzen hochschießen, um wieder runter zu kommen. Definitiv nix für mich und auch Christian musste an einigen Stellen kapitulieren oder auch mal absteigen.

Bikepark am Cerro Philippi

Nationalpark Vicente Pérez Rosales

Am Nachmittag ließen wir Puerto Varas endgültig hinter uns und machten uns auf in den nahegelegenen Nationalpark „Vicente Pérez Rosales“, angeblich der meistbesuchte Park in ganz Chile. Da der Park schon geschlossen war als wir ankamen, verbrachten wir eine Nacht auf dem Besucherparkplatz der Wasserfälle, die wir uns anschauen wollten. So waren wir am nächsten Morgen die ersten in der Besucherschlange und konnten uns die sogenannten „Cascadas de Petrohue“ in aller Ruhe anschauen.

Cascadas de Petrohue

Die Wasserfälle zeichnen sich mehr durch die umgebende Vulkanlandschaft aus als durch ihre Fallhöhe. Die Form der Felsen entstand durch Lavaströme des Osorno, welche sich vor über 20.000 Jahren durch den damals dort existierenden Gletscher gefressen haben.

Cascadas de Petrohue

Wir unternahmen noch einen kleinen Spaziergang durch den Park, vorbei an einer kleinen Lagune, bevor es weiter ging an den „Lago de todos Santos“, von wo aus man einen tollen Ausblick auf den Osorno hat.

Der Osorno
Lago de todos Santos

Hier zeigte sich dann aber, dass der Park wirklich sehr beliebt war und wir mitten in der Hochsaison. Ein Touri-Bus reihte sich an den anderen, dutzenden Gruppen strömten scheinbar ziellos umher. Uns war das sofort zu viel, somit machten wir nur ein paar Fotos am See und vom Vulkan und ergriffen schnell die Flucht.

Valdivia

Wir nahmen Kurs auf Valdivia, eine bunte Studentenstadt nahe der Pazifikküste, und zwischen zwei Flüssen gelegen. Dort erkundschafteten wir als erstes den kleinen Fisch- und Gemüsemarkt an einem der Flüsse. Das besondere dort ist, dass sich rund um den Markt jede Menge gierige Vögel und Geier tummeln, aber auch Seelöwen. Und zwar ganz schöne Oschis!

Kommt ein Seelöwe auf den Fischmarkt…

Die Kollegen lauerten alle auf die zahlreichen Fischabfälle, die hier ständig im Wasser landeten. Was für ein Spektakel!

Auch sonst hat uns Valdivia gut gefallen, man merkte deutlich das es keine reine Touri-Stadt ist, so wie die Orte wo wir zuletzt waren, sondern eben eine ganz normale Stadt. Vorbei an bunten Murals, schlenderten wir durch die Stadt, über ebenso bunte Kunsthandwerkmärkte und schließlich entlang der Fluss Promenade, wo wir auf weitere Seelöwen trafen, die dort einfach so rumlagen.

Mural in Valdivia
Seelöwen Party an der Promenade

Nach einer Nacht in der Stadt, ging es am nächsten Tag auch schon wieder weiter. Die Ferienzeit in Chile neigte sich so langsam aber sicher dem Ende zu, somit nahm auch der Besucherstrom etwas ab und wir wagten uns als nächstes in das chilenische Herzstück des Lake Districts, an den Lago Villarrica.

Dazu dann ganz bald mehr… 😊

Bilder für Großansicht & Beschreibung einfach anklicken
« von 2 »
Kategorien
2023 Blogbeiträge Chile Länder Südamerika

Unterwegs auf Chiles Carretera Austral

Teil 2 unseres Roadtrips durch Chile

Kaum hatte das neue Jahr begonnen, ging es für uns am 2. Januar auch schon wieder über die Grenze rüber nach Chile. Wir trafen die üblichen Vorbereitungen, versteckten unsere noch übrigen Essensvorräte und kamen dann bei der Einreise nach Chile ganz schön ins Schwitzen. Während wir bei der Immigration anstanden, sahen wir, wie die Zöllner diesmal sehr genau in alle Autos und vor allem Wohnmobile reinschauten, inkl. Heck, Kofferraum, Dachboxen und sogar Motorhauben wurden geöffnet. Das hatten wir bisher nie erlebt. Viele Reisende mussten sogar ihre Taschen und Rucksäcke auspacken und durch einen Scanner laufen lassen. Besonders ein Zöllner nahm es dabei scheinbar ganz genau. Wenn wir den erwischt hätten, wäre uns diesmal eine Strafe sicher gewesen (und unser Essen weg 😉).
Aber wir hatten mal wieder Glück – durch einen Zufall gerieten wir schließlich an einen anderen Zöllner, der recht schüchtern in unserem Van stand und sich kaum traute selbst ein Fach zu öffnen und sich stattdessen von mir alles zeigen ließ. Somit gelang uns die Schmuggelei erneut und wir waren mal wieder in Chile angekommen.

Vom Lago General Carrera auf die Carretera Austral

Unser erstes Ziel war, auf die Carretera Austral zu gelangen. Die Carretera Austral ist Teil der offiziellen Panamericana und gilt als eine der Traumstraßen der Welt, da die Landschaft links und rechts der Strecke unglaublich schön und vielfältig sein soll. Auch führt sie an verschiedenen Nationalparks, Fjorden und Seen vorbei und wir hatten uns bereits vorab einige Stopps rausgesucht.

Erstmal mussten wir aber auf diese Straße kommen. Nach der Grenze endete die Teerstraße alsbald und wir fanden uns erneut auf einer Schotterpiste wieder. Bevor wir auf die Carretera Austral trafen, hieß es erstmal den riesigen Lago General Carrera zu umrunden – das war übrigens der gleiche See, an dem wir auf argentinischer Seite, noch im Nationalpark Patagonia standen. Da hieß der See aber noch Lago Buenos Aires. Mit dem Grenzübertritt änderte sich auch der Name.
Trotz rumpeligen Bodenbelags, war die 110km lange Strecke unglaublich schön und erlaubte immer wieder Ausblicke auf den See und die umliegenden Berge.

Schotterpiste entlang des Lago General Carrera

Für die Nacht fanden wir einen schönen Platz entlang der Strecke, die Aussicht konnten wir aber nur von drinnen bewundern, da es sehr windig war. Leider wurde der Wind während der Nacht immer stärker, sodass wir beide nicht viel Schlaf abbekamen und am nächsten Morgen zeitig aufbrachen, um die restlichen Kilometer bis zur Carretera Austral fix hinter uns zu bringen.

Windiger Ausblick auf den Lago

Auf der Carretera angekommen, änderte sich leider erstmal nicht viel – die Straße blieb weiter geschottert und wir kamen relativ langsam voran. Aber bei der Aussicht muss man sich da sicher nicht beschweren.

Ausblick von der Carretera Austral

Immer wieder überquerten wir kleine Brücken, die wie eine Miniaturausgabe der Golden Gate Bridge aussahen. Bei ebenso einer Brücke, fanden wir auch den nächsten Stellplatz für die Nacht, da wir es nicht bis zu unserem eigentlichen Ziel, dem Ort Villa Cerro Castillo schafften. Aber wir hatten es auch nicht allzu eilig, da die Wettervorhersage ohnehin noch etwas wechselhaft war und wir in Cerro Castillo eine Wanderung geplant hatten, für die wir gerne einen schönen Tag erwischen wollten.

Villa Cerro Castillo

So kam es dann auch. Nachdem wir schon einen Tag im kleinen Örtchen Villa Cerro Castillo verbracht hatten und dort, aus Mangel an Alternativen, ausnahmsweise mal wieder auf einer Art kleinem privaten Campingplatz standen, war die Vorhersage für den 5. Januar geradezu perfekt. 26 Grad und keine Bewölkung, somit ging es auf zur Laguna Cerro Castillo, am Fuße des gleichnamigen Berges. Wir hatten vorab in Erfahrung gebracht, dass der Trail hinauf nur 6,5km lang ist und dass es relativ steil sein sollte. Wie steil, wurde uns dann erst unterwegs bewusst.  

Mal wieder ging es von Anfang an hoch hinaus, erst noch durch ein schattiges Wäldchen, später dann über einen Hang, der mit kniehohen Sträuchern und Büschen bewachsen ist, bis man schließlich die Baumgrenze erreicht, von wo der Weg noch steiler und felsiger wird. Der Vorteil, wenn es steil bergauf geht: man hat ordentlich Aussicht!

Aussicht war da!

Der Weg selbst war sehr feinsandig, jeder Schritt wirbelte Unmengen an Staub auf. Schon nach wenigen Metern waren wir beide schön dreckig-verkrustet, dank der Mischung aus Sonnencreme, Schweiß und eben Staub.

Was jedoch viel mehr nervte, waren die aggressiven Bremsen, die mit einem Mal auftauchten. Einer der Ranger hatte uns schon vorgewarnt, dass es aktuell viele von den Biestern gäbe. Was uns aber neu war, war die Aggressivität dieser Viecher. Unablässig attackierten sie uns und stachen auch direkt zu, sogar durch die Kleidung! Zwischendurch war ich so genervt, dass ich am liebsten umgedreht hätte, aber natürlich zogen wir es durch.

Der letzte Kilometer der Tour hatte es dann wirklich in sich, es wurde noch mal steiler und anstrengender.

Die letzten Meter zur Laguna

Nachdem wir über 1.100hm überwunden hatten, war es dann aber geschafft. Wir standen am Fuße des Cerro Castillo mit seinem gleichnamigen Gletscher und der darunterliegenden blau leuchtenden Lagune.

Laguna Cerro Castillo

Mal wieder unglaublich schön! Da konnte man sogar den anstrengenden Aufstieg und die Bremsen kurz vergessen.

Der Cerro Castillo und sein gleichnamiger Gletscher

Der Abstieg hatte es dann aber natürlich ebenso in sich und brachte die Knie und Oberschenkel zum brennen. Dank der Bodenbeschaffenheit war es nicht nur steil, sondern auch ganz schön rutschig und wir waren beide froh, als wir endlich wieder die Baumgrenze passiert hatten und es nicht mehr so extrem steil war. Dafür waren dann wieder die Bremsen da…

So schön es auch auf dem Gipfel war, die Wanderung wird sicher nicht als unsere Lieblingswanderung in Erinnerung bleiben. Der nächste Tag brachte dann den Muskelkater des Todes mit sich, somit beschlossen wir zur Erholung noch einen weiteren Tag auf unserem kleinen, privaten Wiesencampingplatz zu verbringen und uns möglichst wenig zu bewegen.

Zuhause in Villa Cerro Castillo

Ab in den Regenwald!

Nach der dritten Nacht in Villa Cerro Castillo ging es schließlich weiter über die Carretera Austral. Und nun änderte sich die Landschaft zunehmend. Es wurde immer grüner und grüner, auch die Luftfeuchtigkeit stieg merklich. Landschaftlich hatten wir fast den Eindruck, unterwegs nach Südtirol zu sein.

Patagonien wurde grüner und grüner

Wir gelangten schließlich in den Ort Coyhaique, von dem wir angenommen hatten, dass er ein bisschen größer sei. Letztendlich war es aber auch nur ein Dorf, mit ein paar kleinen Supermärkten, in denen wir zumindest das nötigste an Vorräten aufstocken konnten. Mehr hatte der Ort nicht zu bieten, also ging es gleich weiter, bis wir schließlich einen Platz an einem Fluß fanden. Hier war auch das Wetter deutlich freundlicher als unterwegs, somit richteten wir uns direkt für zwei Tage häuslich ein und genossen es mitten im Grünen zu sein.

Unser Häuschen am Fluß

Zurück auf der Carretera Austral, fühlten wir uns mit einem Mal wie in einer anderen Welt – die Vegetation wurde plötzlich tropisch. Wir hatten den Regenwald erreicht und entsprechend nass und neblig war es dort auch. Die Straßenränder waren gesäumt mit riesigen Farnen und anderen exotischen Pflanzen mit riesigen Blättern.

Unterwegs auf der Carretera Austral, quer durch den Regenwald

An unzähligen Stellen sahen wir kleine und große Wasserfälle aus den Bergen kommen.

Moby Dick auf der Carretera Austral

Passenderweise wurden die Straßenverhältnisse auch immer abenteuerlicher. Zunächst war die Straße noch einigermaßen flach und gut geteert, bis wir in eine lange, enge Baustelle gerieten, wo an eben diesem Zustand weiter gearbeitet wurde. Danach hatten wir für den Rest der 30km wieder eine buckelige Schotterpiste unter den Reifen, mit jeder Menge Schlaglöchern, Serpentinen und knackigen Anstiegen.

Eine schnelle Runde über die Carretera Austral

Aber dennoch war es einfach wunderschön durch diese Landschaft zu fahren, die wieder mal eine völlig andere und neue Seite von Patagonien offenbarte. 

Wir folgten der Straße, bis wir schließlich wieder auf Meereshöhe angelangt waren und Ausblick auf die Fjorde rund um Puyuhuapi hatten. In dem kleinen Ort fanden wir einen Platz für die Nacht direkt am Strand und konnten dort das Regenwetter am nächsten Morgen aussitzen.

Am Strand in Puyuhuapi

Als es schließlich etwas aufklarte, wagten wir es, die Wanderung zum hängenden Gletscher Ventisquero in Angriff zu nehmen. Die eigentlich recht kurze Wanderung im Queulat Nationalpark war ein echtes Patagonien-Highlight für uns. Der Trail führte uns zunächst durch den üppigen Regenwald, wir waren umgeben von Farnen, blühenden Kletterpflanzen und moosbewachsenen Bäumen, was uns ein bisschen an Neuseeland, gleichzeitig aber auch an Costa Rica erinnerte.

Wanderung durch den üppigen Regenwald, zum hängenden Ventisquero Gletscher
Florale Details am Wegesrand
Florale Details am Wegesrand

Der matschige Weg führt immer leicht bergauf, bis man schließlich nach nur 4km zu einem Aussichtspunkt auf den Gletscher ankommt. Durch einen tropischen Regenwald zu einem Gletscher wandern, das gibt es wohl nur in Patagonien?!

Der Ventisquero Gletscher, mitten im Regenwald

Ein unglaublicher Anblick!  

Nach der Wanderung verschlug es uns wieder zurück an den Strand von Puyuhuapi, wo es für den Rest des Tages und auch am nächsten Morgen noch kräftig regnete. Also höchste Zeit für uns weiterzufahren. 😉

Im Pumalin Nationalpark

Unser nächstes Ziel war Chaiten, das Tor zum Pumalin Nationalpark. In Chaiten füllten wir wieder unsere Vorräte auf, bevor es los in den Park ging. Der Park umfasst eine Fläche von über 4.000km² und wird durch die Carretera Austral durchtrennt. Bei einer Rangerstation versorgten wir uns mal wieder mit Informationen zu Touren und erlaubten Wildcampingplätzen und suchten uns dann wieder einen schönen Platz am Strand des Pazifiks, am Playa Santa Barbara. Zwar war auch hier leider kein klassisches Strandwetter, aber dennoch konnte sich die Aussicht sehen lassen. Mehrmals am Tag, sahen wir sogar Magellan Pinguine, Seelöwen oder auch Delfine vorbeischwimmen.

Am schwarzen Pazifikstrand im Pumalin Nationalpark

Nachdem der nächste Morgen wieder eher wechselhaft und regnerisch begann, wagten wir uns dann aber doch weiter rein in den Park, um die Wanderung zum Vulkan Chaiten zu machen. Der Chaiten war zuletzt 2008 unerwartet ausgebrochen, was zur Evakuierung der angrenzenden Orte und zur zweijährigen Schließung des Parks führte. Seit 2015 gilt der knapp 1.200m hohe Vulkan wieder als inaktiv, obwohl man ihn immer noch qualmen sehen kann. Das wollten wir uns natürlich auch anschauen und machten uns, trotz Nieselwetter, auf den Weg. So kamen wenigstens unsere extra für die Antarktis angeschafften Regenhosen auch noch mal zum Einsatz. 😉

Nicht gerade unser Lieblings-Wanderwetter 😉

Wieder führte der Trail durch den traumhaft schönen Regenwald. Da es auf den nur 2,6km aber knapp 500hm zu überwinden galt, ging es von Anfang an wieder steil hinauf. Zum Glück war der Weg gut mit Stufen präpariert, sonst wäre das mit dem ganzen Matsch eine ziemlich rutschige Angelegenheit geworden.

Trail zum Vulkan Chaiten
Florale Details am Wegesrand

Solange wir durch den Wald liefen, gab es links und rechts des Weges noch genug zu sehen. Nachdem wir aber die Baumgrenze überschritten hatten sahen wir nichts mehr, außer graue Suppe.

Viel zu sehen gab es nicht 😉

Wie so oft hatten es die letzten Meter bis zum Gipfel noch mal in sich. Oben angekommen, bekamen wir dann zumindest eine Ahnung davon, dass da ein Vulkan vor uns lag. Durch den Nebel konnten wir den Kratersee erkennen. Der Vulkan selbst, blieb in den Wolken.

Hier wäre Ihre Aussicht gewesen!

Nach ein paar Minuten lüftete sich der Nebel aber doch und zumindest der Kratersee lag nun klar vor uns. Am Rande der Vulkanwand konnten wir auch ein paar kleine Rauchwolken erkennen, aber leider blieb die Wolkendecke zu niedrig, so dass sich der Chaiten uns nicht in seiner ganzen Pracht zeigte.

Ausblick auf den Kratersee, am Fuße des Chaiten
Der Vulkan blieb im Nebel, ein paar Rauchschwaden konnte man trotzdem sehen.

Schließlich ging es wieder Retour und wir bekamen dann doch noch ein kleines bisschen Aussicht auf die umliegende Landschaft.

Der Rückweg bot zumindest ein bisschen Fernblick

Nach der kurzen Wanderung hatten wir noch Zeit und Energie für mehr, daher ging es noch weiter nördlich in den Nationalpark, wo wir uns den kleinen Rundweg zu den Alerces Bäumen vornahmen. Alerces, oder auch patagonische Zypresse genannt, sind sehr alte Bäume, manche Exemplare im Park sind bis zu 3.000 Jahre alt. Die Größten sind über 50m hoch.

Einer der ältesten Bäume im Park

Schon verrückt wie diese Riesen mit ihrer knorzigen Rinde zwischen all den tropischen Pflanzen rausragen.

Der dritte Hike den wir machen wollten erwies sich leider als gesperrt, so kehrten wir am Nachmittag zurück an unseren Platz am Pazifikstrand, wo wir zumindest noch einen schönen Sonnenuntergang geboten bekamen.

Sonnenuntergang am Pazifikstrand

Es geht zurück nach Argentinien

Nach einem weiteren Tag am Strand, ging es schließlich weiter. Wir nahmen wieder Kurs auf die Grenze nach Argentinien. Weiter nördlich wäre man in Chile nämlich nur mit Fähren weitergekommen und darauf hatten wir zum einen keine Lust, zum anderen wartete in Argentinien noch Bariloche und der sogenannte See-Distrikt auf uns, auf den wir uns jetzt auch schon lange freuten.

Wir steuerten also den Grenzübergang Futaleufu an. Vor dem Grenzübertritt wollten wir nur noch eine kurze Mittagspause am Flußufer des Rio Futaleufu einlegen, um unsere Essensvorräte aufzubrauchen und, wie üblich, die Reste zu verstecken. Als wir aber ankamen, standen da mal wieder Sebastian und Anja, ein deutsches Pärchen, dem wir seit der Peninsula Valdes, also auf den letzten 8.000km nun schon zum siebten Mal zufällig begegnet sind. Obwohl wir abweichende Routen durch Argentinien und Chile hatten, trafen wir immer wieder aufeinander und jedes Mal verabredeten wir, beim nächsten Mal was gemeinsam zu trinken, was bisher aber nie geklappt hatte. Da wir es aber nicht eilig hatten, der Platz am Fluß überraschend schön und idyllisch war, das Wetter endlich mal wieder sommerlich warm und auch das Flußwasser nicht zu kalt, beschlossen wir spontan noch eine Nacht in Chile zu bleiben.

Am Ufer des Rio Futaleufu (mit argentinischen Nachbarn im Sprinter ;))

So verbrachten wir einen sehr lustigen Abend mit Sebastian und Anja, zu dem sich später auch noch Rena mit ihrem Hund Bruno gesellte. Rena ist eine Hamburgerin, die aktuell mit ihrem Van alleine in Südamerika unterwegs ist. Sie war gerade von Argentinien nach Chile gekommen und hatte noch so gar keinen Plan, was sie auf der Carretera Austral erwarten würde. So tauschten wir stundenlang gegenseitig Erfahrungen und Tipps aus.

Nach zwei traumhaften und abwechslungsreichen Wochen inmitten von Bergen, Lagunen, Flüssen, üppigen Regenwäldern, Fjorden, Gletschern, Nationalparks und Stränden, ging es für uns am nächsten Morgen wieder los ging zur Grenze nach Argentinien, wo schon die nächsten Highlights auf uns warteten.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

Bilder für Großansicht & Beschreibung einfach anklicken
« von 2 »
Kategorien
2022 Blogbeiträge Chile Länder Südamerika

Chiles Süden – Unterwegs im chilenischen Feuerland

Teil 1 unseres Roadtrips durch Chile

Am 7. Dezember überquerten wir erneut die Grenze nach Chile. Diesmal waren sogar all unsere Vorkehrungen, was die Essensvorräte anging umsonst, am Grenzübergang San Sebastian interessierte sich keiner für den Inhalt unseres Vans. Umso schneller war der bürokratische Teil erledigt und wir auf dem Weg zum ersten Stopp, in der Nähe des Ortes Porvenir, was noch zum chilenischen Teil von Feuerland gehört.

Zu Besuch bei Königspinguinen

Christian hatte dort eine Pinguinera entdeckt, also eine Art Pinguin Farm, in der es Königspinguine zu sehen geben sollte – die waren uns in der Antarktis und auch sonst bisher nirgendwo begegnet. Als wir dort ankamen ging es mir leider nicht so gut, sodass Christian sich allein aufmachte die Pinguine zu sehen. Und tatsächlich sind ihm so einige vor die Linse gelaufen!

Ihre Majestäten: die Königspinguine

So nah wie an anderen Orten kommt man den Tieren hier nicht, daher brauchte es das volle Teleobjektiv oder ein Fernglas, um einen guten Blick auf die Vögel werfen zu können.

Blick durchs Fernglas

Bei der Pinguinera handelt es sich übrigens nicht um einen Zoo, sondern um ein Artenschutzprojekt. Erst 2010 haben sich die ersten ca. 90 Königspinguine in diesen Teil der Welt „verirrt“, beheimatet sind sie eigentlich in den subantarktischen Inseln.
Die Ankunft der Tiere erregte die Aufmerksamkeit vieler Menschen, die ihnen viel zu nahekamen, was wiederum dazu führte, dass schon ein Jahr später nur noch eine Handvoll Königspinguine übrig waren. 2011 wurde daher das private Artenschutzprojekt gegründet, welches die Tiere seitdem dort frei leben lässt und vor allzu neugierigen Besuchern schützt. Nun scheinen sich die Vögel dort sehr wohlzufühlen und reproduzieren sich seit 2013 fleißig, sodass die Kolonie inzwischen schon wieder ordentlich angewachsen ist.

Punta Arenas: Reifenwechsel in drei Akten

Bevor wir an unserem nächsten Ziel ankamen, stand wieder eine kleine Kreuzfahrt auf dem Plan – wir mussten erneut die Magellanstraße überqueren, um nach Punta Arenas zu gelangen. Also ging es wieder rauf auf die große Autofähre und in rund 20 Minuten ans andere Ufer.

Während der kurzen Überfahrt, hatten wir das große Glück die besonderen, Schwarz-Weiß Delfine im Wasser beobachten zu können, die ein bisschen aussehen, wie kleine Orca-Wale.

Wir legten eine Zwischenübernachtung irgendwo entlang der Magellanstraße ein, bevor wir am nächsten Vormittag in Punta Arenas ankamen. Da Feiertag war, war in der Stadt nicht allzu viel los. Während ich die Zeit nutzte, um an der Strandpromenade eine Runde joggen zu gehen, erledigte Christian einige Besorgungen in der Innenstadt. Die Nacht verbrachten wir etwas außerhalb der Stadt an einem der in ganz Südamerika so typischen Picknickplätze, welcher sich aufgrund des Feiertags und des schönen Wetters, großer Beliebtheit bei den Einheimischen erfreute.

Der nächste Tag ging dann nahezu komplett für den Reifenwechsel drauf – eigentlich hatten wir alles schon organisiert: bereits von Argentinien aus, hatten wir einen Reifenhändler kontaktiert, welcher die gewünschten neuen Reifen vorrätig hatte und wir bekamen fix einen Termin für das Aufziehen der Gummis. Leider stellte sich dann aber heraus, dass eins unserer Felgenschlösser so „verknuddelt“ war, dass sich die Schraube nicht mehr lösen ließ. Der Reifenhändler war rat- und werkzeuglos und schickte uns zur nächsten Werkstatt. Die verstand zwar Christians Lösungsidee, hatte aber keine Zeit… so klapperten wir zwei weitere Werkstätten in Punta Arenas ab, bis wir schließlich den richtigen Mechaniker und Schweißer für den Job fanden, der sich auch direkt Zeit für uns nahm.

Retter unseres Reifenwechsels 😉

Der nette Mann schweißte im Nu einen Bolzen an das defekte Felgenschloss und schon ließ sich das widerspenstige Ding lösen. Nach einer erneuten zweistündigen Wartezeit beim Reifenhändler, konnten dann auch endlich die Reifen aufgezogen und gewechselt werden.

Zu unserer Überraschung, legte man uns die Altreifen dann einfach ungefragt in unseren „Hausflur“ – in Chile müssen Altreifen nämlich grundsätzlich selbst entsorgt werden, Reifenhändler und Werkstätten sind dafür nicht zuständig. Nicht mal gegen Bezahlung wollten sie die Reifen behalten und die Entsorgung für uns übernehmen. Das erklärt dann wohl auch, warum in zahlreichen Straßengräben, in Gebüschen und an Flussufern so viele Reifen rumliegen…

Glücklicherweise fanden wir nur ein paar Straßen weiter einen Abnehmer für die Reifen. Der Besitzer einer kleinen Gomeria, also eine kleine „Werkstatt“ die Reifen repariert, war der Meinung, dass unsere alten Reifen noch einige Kilometer durchhalten würden und er noch Verwendung dafür hätte. Na dann!

Puerto Natales & Torres del Paine Nationalpark

Für uns ging es zurück zum Picknickplatz und am nächsten Morgen weiter zu unserem Hauptziel im südlichen Chile: dem Ort Puerto Natales und dem Torres del Paine Nationalpark.

Auch hier waren wir 2015 schon, hatten aber nur 2 Tage für den riiiiesigen Nationalpark (die Gesamtfläche beträgt 2.420 km²), in dem es so viel zu sehen und zu erwandern gibt. Diesmal hatten wir mehr Zeit mitgebracht.

Am Strand von Puerto Natales

Puerto Natales ist zwar der Ausgangsort für den Besuch des Nationalparks, allerdings ist der Park noch 120km von der Stadt entfernt. Wer kein eigenes Auto hat, ist also auf Busse und Tourenanbieter angewiesen. So hatten wir das damals auch gemacht, da einem ansonsten nur sehr teure Luxushotels, oder zelten im Park bleibt – beides keine Optionen für uns, damals wie heute!

Bevor es weiter in den Park ging, verbrachten wir einen Tag und eine Nacht in Puerto Natales, stockten unsere Vorräte auf und versorgten uns mit den notwendigen Informationen zu Touren im Park. Am nächsten Morgen ging es dann auf in den Nationalpark.
Noch bevor man offiziell die Parkgrenzen überschritten hat, bekommt man schon die ersten Ausblicke auf die Cuernos, die zweifarbigen Berge, die neben den Torres selbst, wohl die markantesten und bekanntesten Erhebungen im Park darstellen.

Auf dem Weg in den Torres del Paine Nationalpark

Nachdem wir bei einem der Parkranger unsere Tickets vorgezeigt und weitere Infos zu Touren und campen im Park erhalten hatten, fuhren wir zum Lago Grey, welcher vom gleichnamigen Gletscher gespeist wird.

Ähnlich wie vor sieben Jahren, empfing uns der See mit grauem Wetter, der starke Wind, der hier allgegenwärtig ist, wehte auch einige Regentropfen zu uns rüber. Aber wenigstens war es nicht ganz so trüb und kalt wie bei unserem letzten Besuch. Dennoch sah man nicht allzu viel vom Gletscher in der Ferne, sondern nur ein paar seiner abgeworfenen Eisberge.

Lago & Gletscher Grey

Wir unternahmen dennoch den kurzen Hike zum Aussichtspunkt, bevor wir einen Stellplatz ganz in der Nähe des Sees anfuhren und dort das schlechte Wetter für den Rest des Nachmittages und Abend aussaßen.

Der nächste Tag zeigte sich zum Glück etwas freundlicher, so machten wir uns auf, mehr vom Park zu erkunden. Alle Straßen im Park sind Schotterstraßen, dementsprechend kamen wir relativ langsam voran, aber bei den Aussichten, gibt es auch keinen Grund schnell zu fahren.

Unterwegs im Torres del Paine Nationalpark

Unser erster Stopp des Tages führte uns zum Mirador Lago Toro. Der kurze aber ganz schön steile Hike, bot unglaubliche Ausblicke auf verschiedene kleine Lagunen und die dahinterliegenden Cuernos.

Ausblick vom Mirador Lago Toro

Unweit von diesem Punkt, wartete der zweite kleine Hike auf uns, zum Mirador Condor. Auch hier ging es steil bergauf. Oben angekommen, hatten wir einen noch näheren Blick auf den See und die Berge.

Ausblick vom Mirador Condor

Der Rückweg wurde allerdings zum echten Albtraum! Mit einem Mal nahmen die Windböen zu, der Wind war plötzlich so stark und heftig, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Immer wieder haute mich der Wind regelrecht um, auch Christian hatte große Mühe dagegen anzukommen. Dass einzige was uns übrigblieb, war schließlich auf allen Vieren über die Bergkuppe zu kriechen. Erst als wir einige Meter unterhalb des Gipfels waren, konnten wir wieder gerade stehen und einigermaßen normal laufen. Absolut beängstigend. Da sieht man mal, wie schnell sich Situationen und Wetterbedingungen in Patagonien ändern können – dabei waren wir ja nicht mal wirklich hoch in den Bergen!

Nachdem wir den Schreck verdaut hatten, ging es weiter durch den Park. Die Wettervorhersage für den nächsten Tag war recht vielversprechend, daher ließen wir einige andere Sehenswürdigkeiten erstmal links und rechts liegen und machten uns auf zum Ausgangspunkt für die Highlight-Tageswanderung im Park: den Hike zum Fuß der Torres del Paine. Tatsächlich fanden wir einen schönen Stellplatz im Grünen, von dem aus wir, wenn die Wolken es zuließen, sogar einen Blick auf die drei Türme hatten.

Unser Häuschen mit Blick auf die Türme

Am nächsten Morgen weckte uns ausnahmsweise mal der Wecker, wir wollten früh los, um den Massen zu entgehen, da die Wanderung so beliebt ist. Beim Blick nach draußen stellte sich allerdings erstmal Enttäuschung ein – der Himmel war grau und von den Torres nichts zu sehen. Sie hingen in tiefen Wolken.

Dennoch machten wir uns auf den Weg und kaum waren wir losmarschiert, kam auch schon die Sonne raus und die Wolken verzogen sich nach und nach weiter nach oben.

Start der Wanderung zu den Türmen

So ging es nun stetig bergauf, mal steil, mal weniger steil, bis es dann zum Schluß noch mal so richtig steil und felsig wurde.

Nach 10km und rund 1.000hm kamen wir schließlich an den Torres an. Der Himmel war nicht ganz so wolkenfrei wir bei unserem Besuch 2015, aber dennoch machten die Türme ihrem Namen alle Ehre, Torres del Paine bedeutet übersetzt nämlich „Türme des blauen Himmels“.

Die Torres del Paine

Traumhaft!

Happy!

Nach hunderten von Fotos und einer verdienten und notwendigen Käsebrot-Stärkung, ging es schließlich wieder retour. Hier merkten wir dann auch, dass es sich mal wieder gelohnt hatte, früh unterwegs zu sein. Uns kamen scharenweise Leute entgegen, was natürlich auch daran lag, dass ein Großteil der Parkbesucher ja auf die öffentlichen Shuttlebusse ab Puerto Natales angewiesen sind und somit alle zur gleichen Zeit ankommen und loslaufen.

Den Rest des Tages verbrachten wir entspannt rund um den Van. Erst am nächsten Morgen fuhren wir wieder los, um noch mehr zu entdecken. Zunächst landeten wir am Salto Grande, also dem großen Wasserfall, der eher lang und breit, als tief ist.

Salto Grande

Von dort führt ein kleiner, gemütlicher Wanderweg zu einem weiteren Mirador auf die Cuernos. Nur der mal wieder starke Wind sorgte dafür, dass der Weg doch ganz schön anstrengend war. Aber wie immer lohnte sich die Anstrengung.

Mirador Cuernos

Der nächste Stopp führte uns zur Laguna Amarga, welche ebenfalls türkisblau leuchtet und einen schönen Rahmen für den Blick auf die Torres und die Cuernos bildet. Am Rande der Lagune konnten wir in der Ferne sogar ein paar Flamingos entdecken.

Laguna Amarga

Unweit der Laguna Amarga, liegt ein weiterer Lieblingsort von uns im Park, der Cascada Rio Paine. Der Blick auf den breiten Wasserfall und die dahinterliegenden Türme ist einfach einmalig, besonders bei schönem Wetter!

Cascada Rio Paine mit den Türmen im Hintergrund

Für die Nacht zog es uns noch eine Lagune weiter, zur Laguna Azul. Wie der Name schon vermuten lässt, ist auch diese Lagune türkisblau und wieder hatten wir von unserem Stellplatz aus auch Blick auf die Türme. Außerdem waren wir umgeben von blühenden Lupinen.

Stellplatz an der Laguna Azul
Überall blühten die Lupinen

Wir ließen den nächsten Tag erstmal etwas ruhiger angehen und unternahmen nur eine kleine Wanderung zur sogenannten Sierra Masle, einem flachen Bergrücken, der Ausblicke auf die Laguna und die Torres bot. Allerdings blieben die Türme diesmal bis zum späten Nachmittag in Wolken gehüllt. Schön war’s trotzdem!

Blick von der Sierra Masle aus

Wir planten eine zweite Nacht an der Lagune zu bleiben. Als wir schon dabei waren unser Abendessen vorzubereiten, stand plötzlich ein Ranger vor unserer Tür und wies uns darauf hin, dass wir auf einem Privatgrundstück stehen würden. Die Besitzerin verlangte umgerechnet mehr als 30€ pro Nacht, was uns für bloßes parken doch etwas teuer erschien. Auf Verhandlungen wollte sich die Dame nicht einlassen und stellte uns (und einen weiteren Camper, der neben uns stand) ein Ultimatum: entweder den vollen Preis zahlen, oder sofort abreisen. Also packten wir in Windeseile zusammen, nahmen das Nudelwasser vom Herd und zogen von Dannen.
Glück im Unglück: der nächstbeste Stellplatz, der uns einfiel, war beim Cascada Rio Paine, wo nach 20 Uhr abends kein Mensch mehr vorbeikam. Somit hatten wir diesen traumhaften Platz mit der noch traumhafteren Aussicht ganz für uns allein.

Zuhause am Rio Paine Wasserfall

Nach fünf Tagen und Nächten im Park, ließen wir diesen dann am nächsten Morgen hinter uns und fuhren zurück nach Puerto Natales. Dort kümmerten wir uns um die längst überfällige Wäsche, erledigten Besorgungen und Admin-Kram, bevor es am nächsten Tag wieder zur Grenze rüber nach Argentinien ging.

Zum WM-Endspiel am 18.12. wollten wir unbedingt in Argentinien sein, um mit den Albiceleste mitzufiebern. Außerdem hatten wir beschlossen, Weihnachten mit dem Mount Fitz Roy & Co., in El Chaltén zu verbringen, also an einem unserer absoluten Lieblingsorte.

Dazu dann demnächst mehr! 😊

« von 2 »
Instagram