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2023 Argentinien Blogbeiträge Länder Südamerika

Im hohen Norden von Argentinien

Der 11. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Argentinien

Für den Norden von Argentinien, nahmen wir uns zum Abschluss noch mal zwei Wochen Zeit.

Valle Fertil & La Rioja

Nach der aufregenden Einreise über den Paso de Agua Negra, durchfuhren wir zunächst ein zweites Mal das Valle Fertil, in dem u. a. der Ischigualasto Park liegt, den wir im September letzten Jahres besucht hatten.

Blick ins Valle Fertil

Diesmal genossen wir die Landschaft aber nur durch die Windschutzscheibe, denn unser Ziel war die Stadt La Rioja, in der gleichnamigen Region des Landes. Dort angekommen, füllten wir zunächst mal wieder alle Vorräte günstig auf und bezogen danach ein Plätzchen im Grünen, umgeben von dicht bewachsenen Bergen und mit Blick auf die Stadt.

Unser Häuschen in La Rioja

Ostern am See

Nach einer Nacht ging es auch schon weiter gen Norden. Ostern stand vor der Tür und wir hofften, irgendwo ein nettes Plätzchen an einem See zu finden und dort das Wochenende entspannt zu verbringen.
Wir landeten im Dorf La Puerta, wo es einen schönen See gab. Leider sagte uns die Auswahl an Stellplätzen aber nicht zu und außerdem waren schon viele Locals vor Ort und hatten sich ebenfalls für das lange Wochenende häuslich eingerichtet, inkl. laut dröhnender Musikboxen und rücksichtsloser Müllentsorgung. Dort wollten wir nicht bleiben, also ging es nach nur einer Nacht schon wieder weiter, bis wir schließlich an einem Stausee ankamen, wo zu unserer Überraschung, nur ein paar Angler waren und ansonsten nur tierische Gefährten: wilde Esel, Pferde, Kühe und Hunde.

Campen mit Esel

Hier schlugen wir unser Lager auf und wunderten uns mit jedem Tag mehr, wieso hier so wenig los war. Das sah Argentinien gar nicht ähnlich, schon gar nicht an einem Osterwochenende. Normalerweise wird schon an normalen Wochenenden jedes Fluss- oder Seeufer von Familien bevölkert, die grillen, feiern und sonst was treiben. Aber wir hatten auch nichts gegen Ruhe und Einsamkeit. Statt menschlicher Gesellschaft, bekamen wir jeden Tag Streunerbesuch.

Große Streunerliebe!

Wir genossen das entspannte Wochenende und nutzten die Zeit zum Sporteln, Lesen und Grillen. Einmal kamen auch mal wieder die Mountainbikes zum Einsatz, wir drehten eine Runde um den Stausee und legten im 15km entfernten Dorf Los Altos einen Stopp ein, um ein paar Lebensmittel zu kaufen und vor allem Hundefutter zu besorgen. Die Streuner waren mir nämlich alle viel zu dünn! 😉

Unterwegs am See

Valle de Tafi & Amaicha del Valle

Am Ostermontag, der in Argentinien übrigens kein Feiertag ist, setzten wir unsere Reise fort. Statt der Ruta 40, entschieden wir uns für die Panoramaroute durch das Valle de Tafi, ein grünes Tal, durch das sich eine kurvenreiche Straße hinauf zum Stausee La Angostura schlängelt.

Stausee La Angostura

Am See verbrachten wir eine Nacht, bevor wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Cafayate machten. Was wir dabei gar nicht auf dem Schirm hatten war, dass wir dafür wieder einen 3.000m hohen Pass überqueren mussten. Auch diese Strecke erwies sich wieder als Panoramaroute und bot tolle Ausblicke auf die Umgebung.

Mal wieder auf über 3.000m ü.M.

Die Landschaft änderte sich aber erneut, als wir ins nächste Tal, das sogenannte Amaicha del Valle, abfuhren. Mit einem Mal waren wir wieder in der Wüste und umgeben von Felsen und Kakteen.

Abfahrt ins Amaicha del Valle

Cafayate

Am frühen Nachmittag kamen wir in Cafayate an. Cafayate selbst liegt auf 1.600m ü.M. und ist vor allem für einige der besten Weingüter des Landes bekannt. Aber auch die Landschaft rund herum kann sich sehen lassen! Wein und Landschaft – für uns die perfekte Kombination. 😊

Als erstes besichtigten wir das regionale Weinmuseum, in dem man viel über das Leben in der Region erfahren konnte, aber eben auch insbesondere über den Weinanbau, der hier einen wichtigen Stellenwert hat. Zwischen Cafayate und dem noch weiter nördlich gelegenen Salta, wird Wein in bis zu 3.000m Höhe angebaut. Das ist Weltrekord! Und schmecken tut es auch noch!

Cafayate

Wir drehten eine Runde durch den Ortskern, gönnten uns zwei Eis für umgerechnet 2 € (in Chile zahlt man meistens 8 €) und machten uns am späten Nachmittag auf zu einer Ziegenkäsemanufaktur, am Rande der Kleinstadt. Dort bekamen wir zunächst eine kleine Führung, vorbei an den Ziegen, die gerade mit den Resten der Weinlese gefüttert wurden, was dem Käse eine besondere Note verleihen soll. Nach einem kurzen Blick in die Produktionshalle, durfte dann verkostet werden. Dazu gab es ein Gläschen Torrontes, der typische Weißwein der Region.

Käse-Tasting mit Aussicht

Zwei Käsesorten schafften es in unseren Kühlschrank, bevor es dann zurück in die Stadt ging. Dort testeten wir bei den „Bad Brothers“ noch ein paar Weine aus der Region, bevor wir uns dann ausnahmsweise mal im Dunkeln auf Stellplatzsuche machten. Das vermeiden wir eigentlich, aber im Ort fanden wir einfach kein ruhiges oder geeignetes Plätzchen, das uns zusagte. Also ging es raus aus der Stadt und rein in die Weinfelder und kakteengesäumten Hügel der Umgebung.

Nach einer abenteuerlichen Anfahrt fanden wir dann einen scheinbar geeigneten Platz irgendwo im Nirgendwo, und sahen erst bei Sonnenaufgang, wo wir da eigentlich gelandet waren.

Campen zwischen Bergen & Kakteen

Nicht so schlecht, oder?
Und das Beste war, das Weingut Piatelli, in dem wir uns für eine Tour & Tasting angemeldet hatten, war nur 5 Minuten entfernt.

Weingut Piatelli

Die Tour durch das noble Weingut war mal wieder super interessant gemacht und wie immer gab es auch hier noch etwas Neues zu lernen, über die Weinherstellung im Hochland. Das spannende bei diesem Weingut war, dass sie auch eine Bodega in Mendoza haben und beim Tasting, konnte man jeweils einen Wein der gleichen Traube aus Mendoza und einen aus Cafayate probieren und (versuchen) die Unterschiede rauszuschmecken, die sich aus der Bodenbeschaffenheit und Höhenlage ergeben. Wir können nur so viel sagen: uns haben alle Weine gut geschmeckt. 😊 Zum Weingut gehört auch ein schönes Restaurant, wo wir uns im Anschluss noch ein sehr gutes (und günstiges) 5-Gänge Menü gönnten, natürlich mit den passenden Weinen aus dem eigenen Hause.

Lecker!

Den Nachmittag nutzten wir dann zum Ausnüchtern auf dem Hof des Weinguts, bevor wir uns wieder einen Stellplatz zwischen Kakteen suchten. Die Landschaft rund um Cafayate hatte es uns echt angetan!

Stellplatz bei Cafayate

Quebrada de Cafayate

Somit blieben wir hier auch noch zwei weitere Nächte, bevor wir uns auf den Weg ins 200km entfernte Salta machten. Die Strecke dorthin hatte es in sich. Diesmal aber nicht wegen der Wegbeschaffenheit, ausnahmsweise erwartete uns mal eine sehr gut geteerte Straße. Diese führte jedoch durch den „Quebrada de Cafayate“, also die Cafayate Schlucht. Man kam sich vor wie in einem Freilichtmuseum der Natur. Zunächst kamen wir an den „Los Colorados“ vorbei, rot leuchtenden Felsformationen, in denen man eine kleine Wanderung unternehmen konnte.

Los Colorados
Quebrade de Cafayate

Der Wahnsinn. Es folgten weitere Felsformationen wie z. B. ein natürliches Amphitheater, in dem standesgemäß ein Panflötenspieler für stimmungsvolle Atmosphäre sorgte.

Das Amphitheater

Vorbei an mehreren Aussichtspunkten, ging es schließlich zum „Teufelsschlund“.

Der Teufelsschlund

Unglaublich diese Natur!

Salta – La Linda

Am späten Nachmittag erreichten wir Salta, die Hauptstadt der Region. Nachdem wir für Moby einen bewachten Stellplatz gefunden hatten, ging es direkt los in die Stadt, wo wir uns mal wieder einer Walking Tour anschlossen, welche uns einen guten ersten Überblick über die Stadt verschaffte.

Salta gilt als eine der schönsten Städte von Argentinien und trägt nicht umsonst den Beinamen „La Linda“ – die Schöne. In der Stadt gibt es noch einige Kolonialbauten und über 80 Kirchen, eine schöner als die andere.

Unterwegs in Salta
Nur eine von über 80 Kirchen in Salta

Uns hat besonders die farbenfrohe Kirche „La Vina, Parroquia Nuestra Senora de la Candelaria“ gefallen.

In Salta mag man es bunt!

Wir verbrachten das ganze Wochenende in Salta, schlenderten durch die Parkanlagen der Stadt, erklommen den Hausberg „Cerro Bernardo“, probierten die angeblich besten Empanadas des Landes und besuchten ein paar Museen.

Ein besonderes Highlight war sicher das „Museum für Hochgebirgsarchäologie“, welches sich mit der Inka Kultur beschäftigt. Der Fokus liegt hier auf einem ganz besonderen Ritual, nämlich dem der Kinderopferung im 16. Jahrhundert.
Die Inkas glaubten, dass wenn sie ein Kind auf einem der über 6000m hohen Vulkane in den Anden opfern, sie die Götter besänftigen könnten und mit Glück, guten Ernten und Reichtum beschenkt werden. Dafür wurden besonders schöne Kinder aus hoch angesehenen Familien ausgesucht. Sie wurden dann mit Alkohol und Drogen betäubt und auf den 6.739m hohen Vulkan Llullaillaco getragen, wo sie lebendig, zusammen mit Spielzeugen und Schmuck in ein Erdloch gesetzt wurden, wo sie dann vermutlich im Schlaf erfroren. Grausam, aber eben Teil des damaligen Glaubens der Inkas. Aufgrund der kalten Temperaturen wurden die Leichen der Kinder mumifiziert und gelten heute als die besterhaltenen Mumien der Welt. 1999 fand man zwei dieser Kinder, welche abwechselnd im Museum gezeigt werden. Grausam und faszinierend zugleich!

Mumifizierter Junge

Jujuy

Nach dem Wochenende in Salta ging es noch ein Stück weiter in den Norden und in die Stadt Jujuy. Spätestens hier wurde uns dann die Nähe zu Bolivien bewusst, man sah es in den Gesichtern der Menschen (der Anteil der indigenen Bevölkerung ist hier deutlich höher als im mittleren und südlichen Teil des Landes), dem wuseligen treiben in der Stadt und auf den Speisekarten der Restaurants.

Spaziergang durch Jujuy

Wir blieben nicht allzu lange in Jujuy, erledigten nur ein paar Besorgungen und gönnten uns ein Mittagsmenü für umgerechnet 2.50€ pro Person.

Humahuaca & die bunten Berge von Hornocal

Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Humahuaca, von wo aus wir die „bunten Berge“ besuchen wollten. Eigentlich hatten wir dies für den nächsten Tag geplant, entschieden uns dann aber spontan noch am gleichen Tag hinauf auf 4.300m ü.M. zu fahren, zum Mirador Serrania de Hornocal, dem Aussichtspunkt auf die 14-farbigen Berge.

Auf diesen Ausblick freuten wir uns nun schon seit langem. Denn kurz nach unserer Ankunft in Montevideo im August 2022, hatten wir Willeke und Ivo kennengelernt, ein holländisches Paar, welches seit über 15 Jahren in Peru lebt und letztes Jahr eine Motorradtour durch die südamerikanischen Nachbarländer gemacht hatten. Sie hatten uns ein Bild der Berge gezeigt und von der Tour vorgeschwärmt und seitdem stand dieser Punkt auf unserer Reisewunschliste. Zu dem Zeitpunkt hätten wir aber nicht gedacht, dass es 8 Monate dauern würde, bis wir endlich dort ankamen und dass es gleichzeitig unser nördlichster und fast letzter Punkt in Argentinien sein würde.

Aber jetzt mussten wir erstmal dort ankommen. Wie so oft schlängelte sich eine mal mehr, mal weniger steile Schotterstraße den Berg hinauf. Von den bunten Bergen war noch nichts zu sehen, diese offenbarten sich erst, als wir auf dem Gipfel ankamen.

Die 14-farbigen Berge

Vom Parkplatz aus führte ein Trampelpfad zum eigentlichen Aussichtspunkt. Leider war die Sicht nicht ganz klar, dennoch boten die bunten Berge einen tollen Anblick.

Der kurze, aber steile Weg zurück, brachte uns in der Höhe ganz schön ins Schnaufen. Und die Ausfahrt vom Parkplatz war so steil, dass Moby auch erstmal wieder nicht vom Fleck kam, wir mussten eine kleine Ehrenrunde über den Parkplatz drehen, um Anlauf zu nehmen. Dann ging es aber problemlos. Die dünne Luft ist sowohl für Mensch als auch für Maschine echt nicht zu unterschätzen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang fanden wir im „Tal“, auf 2.800m ü.M. einen idyllischen Platz zwischen Kakteen, von wo aus wir am nächsten Morgen das bunte Dörfchen Humahuaca besuchten.

Humahuaca

Neben bunt bemalten Hauswänden gab es jede Menge Souvenierstände mit Lama- und Alpacawolldecken, bunten Umhängen, Hüten und was man eben sonst noch so in den Anden benötigt.

Humahuaca

Salinas Grandes

Vorbei an weiteren bunten Bergen in Purmamarca, ging es wieder über einen über 4.000m hohen Pass, bevor wir auf der anderen Seite auf die Salinas Grandes trafen, die großen Salzseen von Argentinien. Diese liegen auf einer Höhe von 3.400m ü.M. und sind mit einer Größe von 4.700km² längst nicht so groß wie der Salar de Uyuni in Bolivien, dennoch erinnerte uns die Szenerie natürlich stark an unsere Bolivien Reise in 2015, welche wir ja schon bald wiederholen würden.

Salinas Grandes

Wir liefen über den See aus Salz, beobachteten die alten Mercedes Rundhauber, welche das Salz abtransportierten und machten natürlich auch die obligatorischen Spaßfotos.

Spaß auf Salz

Grenzübertritt am Paso da Jama

Wir verließen die salzige Umgebung und suchten uns bei Susques einen Platz für unsere nun wirklich letzte Nacht in Argentinien. Wir fanden ein nettes, windgeschütztes Plätzchen, allerdings auf 3.600m ü.M. Das war unsere bis dahin höchste Nacht und sollte die Feuerprobe (zum Glück nicht wörtlich genommen) für unsere Dieselheizung werden. Offiziell ist die Funktion der Heizung nur bis auf eine Höhe von 2.700-3.000m ü.M. garantiert. Bei -8 Grad Außentemperatur mussten wir aber heizen, also wagten wir es und nach anfänglichem qualmen und stinken, funktionierte auch alles wunderbar und wir hatten es muckelig warm im Van.

Unser letzter Stellplatz in Argentinien

Am nächsten Morgen leistete uns eine kleine Lama Herde Gesellschaft beim Frühstück.

Lamas zum Frühstück

Etwas wehmütig machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Grenze. Um den Abschied etwas zu erleichtern, hatten wir uns einen besonders schönen Grenzübergang ausgesucht, den Paso da Jama. Der Grenze liegt hier auf 4.350m ü.M. und die Landschaft war wie so oft sehr besonders.

Unterwegs zum Paso da Jama

Wir sahen noch einige Vicunas, bevor wir kurz vor der Grenze noch schnell unsere letzten frischen Essensvorräte verkochten, damit diese nicht dem chilenischen Zoll zum Opfer fielen. Auf 4.100m ü.M. dauert das Kochen allerdings etwas länger als gewöhnlich, die Möhren waren auch nach 20 Minuten kochen noch ganz schön bissfest.

Kochen in luftigen Höhen

Dann ging es zum Grenzposten. Praktischerweise erfolgte die Ausreise aus Argentinien und die Einreise nach Chile hier im selben Gebäude. Nach 1.5 Stunden war alles erledigt. Und wir erklommen die letzten Höhenmeter zur offiziellen Grenze.

Grenzübergang am Paso da Jama, auf 4.350m. ü.M.
Muchas gracias y adios Argentina. Te extranaremos!

Hier endete unsere Zeit in Argentinien nun offiziell. Von den 8 Monaten in Südamerika, haben wir fast genau 5 Monate allein in diesem unglaublich großen, schönen, abwechslungsreichen, umwerfenden und vielfältigen Land verbracht. Land und Leute sind uns richtig ans Herz gewachsen und wir sind uns einig, dass wir auf jeden Fall noch ein drittes Mal hinreisen werden. Schon allein um NOCH MAL Patagonien zu bereisen (alle guten Dinge sind schließlich 3!).

Wehmütig passierten wir die Grenze und machten uns auf den Weg in die Atacama Wüste. Chile begrüßte uns mit einer unglaublichen Landschaft und brachte uns und den Van bald auf einen neuen Höhenrekord, sodass der Abschiedsschmerz dann doch schnell vergessen war.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Chiles Norden: Vino, Pisco & Pasos

Teil 6 unseres Roadtrips durch Chile

Maipo Valley

Am 27. März ließen wir die Küste hinter uns und machten uns wieder auf den Weg ins Landesinnere von Chile, ins Maipo Valley. Die Landschaft änderte sich rasch, es wurde immer trockener, karger und wüstenartiger. Schließlich fanden wir uns inmitten von mannshohen, blühenden Kakteen wieder.

Für den nächsten Tag (unser 21. Jahrestag!) hatten wir uns zwei Weingüter rausgesucht. Zuerst besuchten wir das Weingut Santa Rita. Was uns als schönes Familienweingut beschrieben worden war, entpuppte sich als Weinfabrik. Hier war alles auf Masse ausgelegt – mehrere Millionen Flaschen pro Jahr und vermutlich ebenso viele Besucher und Touristen wurden hier abgefertigt. Noch dazu schienen wir mehr über Wein zu wissen als unser Gastgeber, daher war dies sicher kein Highlight, auch wenn das Weingut an sich sehr schön war.

Weingut Santa Rita

Auch das zum Weingut gehörige Andenmuseum war sehr sehenswert und zeigte viele Stücke der Osterinsel-Kultur und anderen indigenen Stämmen in Chile.

Im privaten Andenmuseum von Santa Rita

Für den Abend hatten wir uns für die Sunset Tour auf dem Weingut Alyan angemeldet. Dies war nun wirklich ein Familienweingut und weitaus weniger Massenabfertigung. Der kleine Haken hier allerdings: wir waren die einzigen europäischen Gäste, außer uns waren fast nur Brasilianer bei der Tour dabei und eine Handvoll Argentinier. Dementsprechend wurde die komplette Tour in „portunol“ durchgeführt, also einer bunten Sprachenmischung aus spanisch und portugiesisch.

Weingut Alyan

Es gab aber auch 7 verschiedene Weine zu probieren und spätestens nach dem 4. Glas verstanden wir alles, was die Brasilianer sagten und diese wiederum trauten sich plötzlich englisch zu sprechen. Somit wurde es ein feuchtfröhlicher und lustiger Abend. Ach ja, den Sonnenuntergang gab es natürlich auch.

🙂

Fahrt zum Paso Los Libertadores

Nach einer Nacht auf dem Weingut, nahmen wir uns am nächsten Morgen den sogenannten „Paso Los Libertadores“ vor, eine Passstraße und Grenzübergang nach Argentinien. Nach Argentinien wollten wir zwar (noch) nicht, aber die Passstraße ist ein echtes Highlight, da sie sich mit über 27 Haarnadelkurven, auf 2.700m ü.M. hochschlängelt und dabei tolle Ausblicke offenbart. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, also ging es, nur zum Fahrspaß, hoch hinaus.

Haarnadelkurven am Paso Los Libertadores

Zurück an die Küste

Nach einer Übernachtung, am Beginn der Passstraße, zog es uns schon wieder Richtung Küste. Bei La Ligua fanden wir einen Traumstrand an dem sich schier endlos die Wellen direkt am Strand brachen, aber leider war es hier viel zu windig um zu bleiben. Daher fuhren wir noch weiter nach Norden, in den bei Chilenen beliebten Sommerferienort La Serena. Die Sommerferien waren ja längst vorbei, somit war nicht allzu viel los und hier konnte man auch direkt am Meer stehen.

Coquimbo bei Nacht

Wir verbrachten ein verlängertes Wochenende rund um La Serena und den Nachbarort Coquimbo. Während Christian den Skatepark unsicher machte, besuchte ich u. a. das Archäologische Museum, wo es eine weitere Maoi Statue von den Osterinseln zu sehen gab. Einfach faszinierend, diese Dinger!

Moai Statue in La Serena

Valle de Elqui

Wir behielten unsere Zick-zack-Route bei und steuerten als nächstes wieder ein Ziel im chilenischen Inland an, das Valle de Elqui. Das Elqui-Tal besticht nicht nur durch seine wüstenartige Landschaft, sondern ist besonders für den dortigen Weinanbau bekannt. In den grünen Oasen inmitten der sonst kargen Landschaft, wachsen nämlich überwiegend Muskateller Trauben, welche hier ausschließlich für die Herstellung von Pisco verwendet werden, die Hauptzutat unseres Lieblingscocktails, Pisco Sour.

Valle de Elqui

Pisco schmeckt ähnlich wie der italienische Grappa, allerdings handelt es sich nicht um einen solchen Tresterbrand. Stattdessen wird der hochprozentige Stoff aus den ganzen Muskateller Trauben gemacht, sprich es wird der Fruchtsaft, die Schale und die Kerne verwendet.

Im Örtchen Pisco besuchten wir die Destillerie „Los Nichos“, wo wir den gesamten Prozess in einer privaten Führung erklärt bekamen und anschließend natürlich auch verkosten durften.

Pisco Destillerie Los Nichos

Grenzübergang am Paso de Agua Negra

Nach einem Spaziergang durch den Ort, in dem sich wirklich alles nur um den Schnaps dreht, nahmen wir Kurs auf ein besonderes Highlight des südamerikanischen Kontinents: den Paso de Agua Negra. Die ca. 160km lange Passstraße führt einen durch die unglaublichste Landschaft auf 4.700m ü.M., wo die Grenze zwischen Chile und Argentinien liegt. Das ist der höchste Grenzübergang in Südamerika (aber noch nicht die höchste Passstraße, wie wir später rausfinden sollten).

Von Pisco ging es also los zur chilenischen Grenze. Denn ausreisen muss man schon bevor man sich auf die Passstraße begibt. Der Prozess war schnell erledigt und wir informierten die Grenzbeamten, dass wir eine Nacht unterwegs verbringen wollten und somit erst am nächsten Tag nach Argentinien einreisen würden. Das ist wichtig, denn die Grenzposten der beiden Länder kommunizieren täglich miteinander, wer da so auf der Straße unterwegs ist und kontrollieren, dass jeder sicher auf der jeweils anderen Seite ankommt, da diese Höhen ja nicht ganz ungefährlich sind und es unterwegs natürlich auch keinen Handyempfang gibt. Und auf 160km kann viel passieren.

Wir fuhren noch ca. 34km die Straße entlang, bis auf ca. 3.200m ü.M. der Teer endete und die Schotterstraße begann. Der Straßenbelag sollte sich auch bis Argentinien nicht mehr ändern. Zur Akklimatisierung verbrachten wir eine Nacht an einer Lagune auf 3.200m, bevor wir am nächsten Morgen die übrigen Kilometer und 1.500hm in Angriff nahmen.

Stellplatz an der Lagune auf 3.200m ü.M.

Gut erholt und akklimatisiert ging es nach dem Frühstück also rauf auf schwindelerregende Höhen. Langsam, aber sicher, arbeiteten wir uns auf der Schotterstraße voran. Aber schnell fahren würde hier sowieso niemand wollen. Die Landschaft ist einfach unglaublich. Wir mussten ständig anhalten, um Fotos zu machen und die Aussicht zu genießen.

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Wie auf einem anderen Planeten! Und zum Glück war kaum etwas los auf der Strecke, denn wenn uns mal jemand entgegen kam, sahen wir vor lauter Staub erstmal nichts mehr. Die meisten Fahrzeuge, die uns entgegen kamen, waren Motorräder. Die Fahrer*innen konnten einem auf der Staubpiste echt leid tun. Die meisten die wir sahen, waren von Kopf bis Fuß beige gepudert. 😉

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Bis auf 4.300m ging es einigermaßen sanft hinauf, dann wurde die Piste steiler und die Kurven enger, sodass wir größtenteils nur noch im ersten und manchmal zweiten Gang vorankamen. In der vorletzten Kurve vor dem höchsten Punkt, auf ca. 4.600m ü.M. passierte es dann. Beim Zurückschalten in den ersten Gang, ging Moby aus und kam nach dem Neustart nicht mehr vorwärts. Die Luft war zu dünn, die Straße zu steil, der Van zu schwer. Mist! Ein klassischer Fahrfehler, wir hätten die Kurve im ersten Gang und mit mehr Schwung nehmen müssen. Aber noch bevor wir dazu kamen einen zweiten Anlauf zu nehmen, hielt plötzlich neben uns ein SUV. Das war und blieb das erste und einzige Auto, welches uns an dem Tag überholte.

Sofort stieg ein Mann aus, der sich als Adrian vorstellte und uns auf Spanisch zu verstehen gab, dass wir auf keinen Fall den Motor ausmachen sollen. Wir sollten einfach kurz warten, sie würden uns jetzt abschleppen!

Noch bevor wir widersprechen konnten (wir hätten nämlich gerne selbst weiter rum probiert), parkte der SUV vor uns und holte ein Abschleppseil raus. Wenige Minuten später hing der Van am Seil und Adrian übernahm von Christian das Steuer. Christian gesellte sich in den SUV zu Juan Pablo und seiner Freundin Caroline, zwei Kolumbianer, die in Chile leben und Adrian, den Argentinier, der nun neben mir im Van saß, als Anhalter unterwegs aufgesammelt hatten, um ihn mit zurück nach Argentinien zu nehmen. Sowas kannste dir net ausdenken… 😉

Juan Pablo hatte jedenfalls schon öfter (deutschen) Wohnmobilen an der Stelle aus der Patsche geholfen und war daher nicht überrascht das auch wir nicht weitergekommen waren. Juan Pablo zog uns die ca. 600 fehlenden Meter hinauf, bis es wieder flacher wurde. Von dort aus kamen wir aus eigener Kraft weiter und die letzten Meter, bis zur offiziellen Grenze. Alle Beteiligten hatten an der kleinen Abschleppaktion viel Spaß und wir knipsten noch viele Fotos zusammen, bevor sich unsere Wege dann wieder trennten.

Die Abschleppcrew!

Und dann standen wir da, auf 4.780m ü.M., (also ca. auf der Spitze des Matterhorns) mit unserem rollenden Zuhause und überschritten zum 5. Mal die Grenze von Chile nach Argentinien.

Moby an Südamerikas höchstem Grenzübergang auf 4.780m ü.M.

Was für ein tolles Erlebnis. Und es war ja noch nicht vorbei. Der Weg runter nach Argentinien war mindestens genauso schön und aufregend wie der chilenische Teil. Die Landschaft blieb nicht von dieser Welt. Wir fanden sogar noch ein paar Schneefelder.

Schneereste am Paso Agua Negra

Langsam und bremsenschonend schlängelten wir uns bis zur argentinischen Grenzstation auf 1.900hm. Nach der erfolgreichen Einreise suchten wir uns nur noch einen ruhigen Stellplatz, mal wieder an einem Fluss, wo wir das erlebte erstmal sacken ließen und uns von den schwindelerregenden Höhen erholten.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter mit unserem Roadtrip durch den Norden von Argentinien. Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Chiles Norden: Von der Küste in die Großstadt (und zurück)

Teil 5 unseres Roadtrips durch Chile

Nach über zwei Wochen rund um Pucon, ging es am 14. März über die Panamericana ca. 450km weiter gen Norden. Unser nächstes Ziel war die Region Maule, in der das Colchagua Valley liegt – eins der bekanntesten Weinanbaugebiete von Chile.

Colchagua Valley

Nach einer Zwischenübernachtung an einem Fluß, kamen wir schließlich im Örtchen Santa Cruz an, dem Herzstück des Colchagua Valleys. Nach einem Bummel durch den Ort, steuerten wir das Weingut „Viu Manent“ an. Hier gab es nach einer geschichtlichen Einführung und einem Spaziergang durch die Weinreben eine Verkostung mit 5 leckeren Weinen. Zum Glück konnten wir im Anschluss den Rest des Abends und die Nacht direkt auf dem Weingut verbringen.

Cheers to life!

Pichilemu

Um nicht Gefahr zu laufen noch mehr Weingüter zu besuchen, machten wir uns auf den Weg an die Pazifikküste, genauer gesagt, in den Ort Pichilemu. Pichilemu ist die Surf-Hauptstadt von Chile. In Puerto Varas hatten wir Maureen und Ignazio kennengelernt, die aus der Stadt kommen und uns empfahlen unbedingt dort vorbeizuschauen.

Leider war nach unserer Ankunft vom Strand und Meer nicht viel zu sehen – es herrschte ein dichter Nebel über dem Ort. Später erfuhren wir, dass dies dort keine Seltenheit ist und aufgrund eines besonderen Mikroklimas in der Region öfter auftritt.

Am trüben Strand von Pichilemu

Nach einem kurzen Strandspaziergang machten wir uns auf Stellplatzsuche. Sobald wir Pichilemu hinter uns ließen, zeigte sich wieder die Sonne. Die Strecke führte an Salinen vorbei, bis wir schließlich wieder an einem Flussufer fündig wurden. Dort verbrachten wir zwei entspannte Sommertage. In der zweiten Nacht gesellte sich eine chilenische Großfamilie zu uns. Innerhalb von Minuten entstand eine kleine Zeltstadt hinter uns und es wurde bis spät in die Nacht gegrillt, getrunken und gefeiert.

Ein Wal am Flußufer

Wir gaben Pichilemu noch mal eine zweite Chance und diesmal hatten wir deutlich mehr Wetterglück und wir konnten sehen, warum dieser Ort so beliebt ist. Die Strandpromenade verläuft auf einer Klippe über dem Meer. Von dort aus, hatte man perfekte Sicht auf die Wellenreiter und auch die schwarzen Pelikane, die auf Futterjagd waren.

An der Promenade von Pichilemu

Wie es der Zufall wollte, trafen wir auch noch mal auf Maureen und Ignazio, die ebenfalls dabei waren sich in die Wellen zu stürzen. Die beiden gaben uns noch einige Tipps für den Rest von Chile und dann trennten sich unsere Wege wieder.

Für uns ging es weiter die Küste entlang, Richtung Santiago. Vorher legten wir aber noch einen weiteren Stopp am Meer ein. Im Örtchen Navidad war es aber so stürmisch, dass wir am Meer keine ruhige Minute gehabt hätte, somit landeten wir wieder an einem Flussufer, wo es deutlich ruhiger zuging.

So lässt es sich „arbeiten“ 😉

Santiago de Chile

Am nächsten Mittag ging es von dort los nach Santiago, die Hauptstadt von Chile. Dort hatten wir ab dem nächsten Tag ein kleines Apartment im Stadtzentrum gemietet, genauso wie wir es auch 2015 schon gemacht hatten. Ruhige und einigermaßen schöne Stellplätze gab es nämlich keine in der Stadt, geschweige denn Campingplätze. Wir steuerten einen bewachten Parkplatz an, auf dem wir die erste Nacht verbrachten. Diese Erfahrung bestätigte unsere Entscheidung – es war so laut und mit über 30 Grad am Tag auch so heiß, dass wir es im Van vermutlich nicht lange in der Stadt ausgehalten hätten.

So bezogen wir am Montag den 20.03. unser kleines Apartment im 22. Stock eines Hochhauses, von dem aus man einen Blick über die Dächer der Stadt hatte – naja, nur über das angrenzende Viertel. Die 7 Mio. Einwohnerstadt Santiago ist nicht gerade überschaubar.

Ausblick aus unserem Apartment

Wir verbrachten fünf spannende Tage in der Stadt und genossen nach all der Natur in den vergangenen Monaten, mal wieder das Big City Life.

Trotz Sommerhitze erkundeten wir fast alles zu Fuß, schauten uns die verschiedenen Viertel an, gingen in Museen, erklommen die Hausberge in der Stadt, futterten uns durch die vielen, fantastischen asiatischen Restaurants, tranken den ein oder anderen Pisco Sour und machten etwas, was wir zuletzt 2019 gemacht hatten: wir gingen ins Kino! 😊

Blick vom Cerro Lucia auf die Innenstadt
Plaza de Armas

Wie immer in größeren Städten, schlossen wir uns auch hier einer Walking Tour an, in der wir viel über die Diktatur in den 70er und 80er Jahren erfuhren, aber auch über die Studentenaufstände der vergangenen Jahre. Im Vergleich zu unserem ersten Besuch in 2015, hat sich die Stadt stark gewandelt. Überall sieht man die Spuren der Aufstände, in Form von beschmierten Hauswänden. Nahezu jedes Haus, Gebäude und Ladengeschäft in der Stadt ist mit Parolen und Tags beschmiert. Zahlreiche Läden sind verrammelt und verlassen, die Covid Pandemie und die Aufstände haben viele Geschäftsleute in die Knie gezwungen.

Auch kamen während der Pandemie viele Flüchtlinge ins Land, vor allem Venezuelaner*innen und Menschen aus den Mittelamerikanischen Ländern. Ein Großteil von ihnen lebt inoffiziell und in großer Armut, an vielen Stellen in der Stadt haben sich wilde Zeltcamps gebildet. Überall in den Straßen verkaufen Menschen, was sie gerade so übrighaben: abgetragene Kleidung, verschiedene Kabel und Stecker, gebrauchte Haushaltswaren, oder auch hausgemachtes Essen (von dem man aus hygienischen Gründen lieber Abstand nehmen sollte, wie unser Tourguide sagte). So entspannt und ruhig, wie wir Santiago in Erinnerung hatten, war es jedenfalls nicht mehr.

Ein besonderes Erlebnis hatte Santiago noch für uns bereit: als wir gerade in der Stadt unterwegs waren und in einer Apotheke standen, bebte plötzlich der Boden und alles um uns herum. Die Glasvitrinen klirrten, Produkte fielen aus den Regalen. Wir sahen uns und die Verkäuferin ratlos an, die dann nur stammelte: Terremoto – ein Erdbeben. So schnell wie es begonnen hatte, war der Spuk auch wieder vorbei, aber der Schreck saß uns und allen Menschen um uns herum ganz schön in den Knochen. Sofort holten alle ihre Handys raus und riefen ihre Lieben und Familien an, um zu hören, ob alles OK ist.

Zum Glück war es nur ein kleines Erdbeben, mit 5,4 auf der Richterskala und das Epizentrum lag einige Kilometer außerhalb von Santiago. Lt. den Medien war niemand zu Schaden gekommen, obwohl sich sogar an einem Hügel in Santiago eine kleine Steinlawine gelöst hatte. 
Die ganze Region rund um Santiago ist sehr Erdbeben gefährdet, alle Schäden, die bei einem Beben unter 7 auf der Richterskala entstehen, können nicht mal versichert werden. Aber Alltag ist es deswegen noch lange nicht. 

Nach fünf Tagen Großstadtleben, zogen wir wieder zurück in unser kleines, rollendes Zuhause und setzten unsere Reise fort.  

Bevor wir Santiago ganz hinter uns ließen, besuchten wir noch eins der Weingüter, welche am Rande der Stadt liegen. Wie schon 2015, landeten wir wieder beim Weingut Cousino Macul. Unser erster Besuch von damals war uns in äußerst guter Erinnerung geblieben und auch diesmal bekamen wir wieder eine sehr nette Führung und ein Tasting. Auch war die Gruppe, mit der wir zusammengewürfelt wurden, war sehr nett und wir kamen direkt mit allen ins Gespräch und tauschten Reisetipps aus, was die Führung schließlich etwas länger werden ließ als eigentlich geplant und dazu führte, dass unsere Gastgeberin etwas ungeduldig wurde.

Weinverkostung bei Cousino Macul

Valparaiso & Vina del Mar

Nach einer Nacht außerhalb der Stadt, zog es uns weiter zu unserem nächsten Ziel: die Küstenstadt Valparaiso, auch Valpo genannt. Auch dort waren wir 2015 schon mal für zwei Tage und hier hatte sich auch deutlich weniger verändert als in Santiago oder anderen Teilen von Chile. Das bunte Valparaiso versprühte immer noch denselben künstlerisch-abgeranzten Charme wie damals.

Buntes Valparaiso

Valparaiso war mal die wichtigste Hafenstadt des Kontinents, bis zur Eröffnung des Panama Kanals. Heute spielt der Hafen nur noch eine untergeordnete Rolle, dennoch hat er das Gesicht der Stadt geprägt. Die vielen bunten Häuser sind z. B. dadurch entstanden, dass sich die Hausbesitzer früher einfach alte Containerwände für die Verkleidung ihrer Häuser geholt haben. Um diese farblich zu gestalten, nahm man die Farbreste von Schiffrestaurationen. Die bunten Hauswände sind bis heute geblieben und wurden teilweise noch weiter verschönert – Valpo ist auch die Stadt der Murals.

Es gibt kaum eine Hauswand, welche nicht mit einem dieser Kunstwerke verschönert wurde. Von lebensechten Portraits von Mensch und Tier, über sozial kritische Murals bis hin zu Comiczeichnungen ist alles dabei.

Wie schon in Santiago, schlossen wir uns auch in Valpo wieder einer Walking Tour an und erfuhren dabei auch viel über die Bedeutung einzelner Murals und deren Künstler.

Valparaiso ist aber auch die Stadt der Hügel. Insgesamt gibt es über 20 Stück. Man muss hier definitiv gut zu Fuß sein, oder kann alternativ mit einem der 8 Aufzüge bzw. Zahnradbahnen steil hinauf (oder hinab) fahren.

So sieht Aufzug fahren in Valpo aus

Jeder Hügel ist ein Viertel für sich. Vom ruhigen Anwohnerviertel bis hin zum Künstlerviertel ist alles vertreten und es macht Spaß, sich in den verwinkelten Gassen zu verlieren und sich überraschen zu lassen, wo man landet. Dank der bunten Wände gibt es überall genug zu sehen, sodass einem sicher nicht langweilig wird. Wirklich eine spannende Stadt!

Nach zwei Tagen in Valparaiso, verschlug es uns einen Ort weiter, nach Vina del Mar, quasi die vorzeigbare Schwester von Valpo. Statt bunter Häuser findet man hier eher hübsche Stadtvillen und moderne, große Hotels. Dennoch hat auch Vina del Mar seinen Charme.

Wir schauten uns zuerst eine Maoi Figur an. Von diesen berühmten Statuen der Osterinseln, gibt es weltweit nur drei Stück außerhalb des Archipelagos. Und eine davon steht in Vina.

Moai Statue in Vina del Mar

Beim Anblick der knapp 3m hohen Statue bekamen wir schon auch Lust die Osterinseln zu besuchen, aber leider ist das ein sehr teures Unterfangen. Somit müssen die Osterinseln weiter auf uns warten. Stattdessen begnügten wir uns mit einem Spaziergang an der Promenade von Vina, bis hin zur berühmten „Reloj del Flores“, der Blumenuhr, dem Wahrzeichen der Stadt.

Reloj del Flores – die Blumenuhr

Warum darum so ein Hype gemacht wird, wurde uns nicht ganz klar, wenn man direkt davorsteht, kann man nicht mal die Uhrzeit ablesen, aber na gut. 😉

Wir fuhren noch einen Ort weiter, nach Concon. Concon wurde uns vor allem als DIE Stadt für gute Fisch- und Meeresfrüchterestaurants angepriesen, zuerst landeten wir jedoch auf der großen Sanddüne, am Eingang der Stadt. Die Düne ist nicht ganz so hoch und eindrucksvoll wie die Dune du Pilat in Frankreich, dennoch ein besonderer Anblick, so eine Düne mitten zwischen zwei Orten, gegenüber einem Einkaufszentrum.

So viel Sand und keine Förmchen!

Wir erklommen die ca. 35m hohe Düne für einen Ausblick zurück bis Valaparaiso und über den Pazifik.

Später wurden wir direkt am Meer gleich in doppelter Hinsicht fündig – wir fanden einen schönen Platz für Moby und ein fantastisches peruanisches Fischrestaurant, in dem wir einen schönen Abend verbrachten. Das fühlte sich fast wie Urlaub an.

Eigentlich sind wir nur zum essen hier! 😉

Der nächste Tag begrüßte uns mit diesigem Regenwetter, also ließen wir die Küste wieder hinter uns und machten uns auf ins Maipo Valley, dem größten Weinanbaugebiet von Chile.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Der Lake District von Chile: Umgeben von Vulkanen

Teil 4 unseres Roadtrips durch Chile

Am 24. Februar ließen wir mit Valdivia die Pazifikküste vorerst hinter uns und nahmen Kurs auf den chilenischen Teil des Lake Districts, rund um den 176km² großen Lago Villarrica. Am frühen Nachmittag kamen wir im gleichnamigen Ort an und fanden auch direkt einen schönen Platz mit Blick auf den, ebenfalls gleichnamigen, Vulkan Villarrica.

Zuhause in Villarrica, am See Villarrica, mit Blick auf den Vulkan Villarrica. 😉

Was Christian fast noch mehr freute – direkt an unserem Parkplatz war auch ein kleiner Skatepark, sodass das Board mal wieder zum Einsatz kam.

Skater Boi in Villarrica

Villarrica selbst ist einer der beliebtesten Ferienorte der Region, wir verbrachten aber nur eine Nacht hier und fuhren am nächsten Tag weiter in das benachbarte Pucon, dem Ausgangspunkt für die meisten Aktivitäten in der Region. In Pucon waren wir Ende 2015 schon mal für drei Tage, diesmal wollten wir uns auf jeden Fall mehr Zeit nehmen und so viel wie möglich entdecken und erleben.

Schon 2015 hatten wir mit der Besteigung des 2.847m hohen Vulkan Villarrica geliebäugelt, damals lag aber so viel Schnee auf den Bergflanken, dass die Besteigung nur unter erschwerten Bedingungen möglich gewesen wäre (was auch damals schon sehr teuer war). Diesmal, zum Ende des Hochsommers, war der Vulkan weitestgehend frei und Schnee und Eis erst ab einer Höhe von 2.300m, am Gletscherrand, zu erwarten. Allerdings war der Vulkan zum Zeitpunkt unserer Reise schon seit mehreren Monaten sehr aktiv, es herrschte Vulkan-Alarmstufe Gelb, was bedeutet, dass es im Inneren permanent brodelt. Das konnte man auch schon aus der Ferne sehen: den ganzen Tag stieg Rauch aus dem Krater auf. Nachts konnte man es sogar rot glühen sehen.

Kurz gesagt, auch diesmal war der Aufstieg somit nicht möglich. Was jedoch möglich gewesen wäre, war eine geführte Tour auf den Vulkan, bis auf 2.300m, zum Rand des Gletschers. Dafür wollten die Agenturen pro Person allerdings 105€ haben. Für den Preis hätten wir schon erwartet das wir hoch getragen werden, somit lehnten wir dankend ab und fassten Plan B.

Wanderung rund um den Vulkan

Wir deckten uns mit Vorräten ein und machten uns auf den Weg zur Skiliftstation am Fuße des Vulkans. Dort, auf ca. 1.200m Höhe, fanden wir einen traumhaften Stellplatz, mit freiem Blick auf den rauchenden Vulkan und bis runter ins Tal, auf den See.

Stellplatz am Fuße des Vulkans

Am nächsten Morgen machten wir uns bei strahlend blauem Himmel auf zur 25km langen Wanderung, welche ein Teil der mehrtägigen „Villarrica Traverse“ ist und vorbei am Vulkan quer durch den Nationalpark Villarrica verläuft. Statt auf den Vulkan hinaufzusteigen, bewegten wir uns bei der Tour „nur“ auf einer Höhe zwischen 1.400m – 1.600m ü. M., hatten dabei aber eine perfekte Aussicht auf den rauchenden Vulkan sowie die gesamte umgebende Berg- und Seenlandschaft.  Und zahlen mussten wir dafür auch nichts!

Unterwegs wechselten sich immer Abschnitte aus Lavagestein und Wäldern ab. Man konnte also gut erkennen, wo die Lavaströme der letzten großen Ausbrüche langgeflossen waren.

Hier erkennt man gut, wie sich ein Lavastrom ins Tal vorgearbeitet hat.

Als Zielpunkt hatten wir uns den „Mirador Glaciar Volpir“ ausgeguckt, also den Aussichtspunkt auf den Volpir Gletscher an den Hängen des Villarrica. Diesen erreichten wir nach einem kurzen, steilen Hike durch einen Wald voller Araukarien.

Ein Männlein steht im Walde…

Ein Gletscher auf einem aktiven, brodelnden Vulkan. Schon verrückt! Offensichtlich sind die Vulkanwände gut gedämmt. 😉

Auf der rechten Vulkanflanke befindet sich der Volpir Gletscher

Zurück am Van bekamen wir nach Einbruch der Dunkelheit noch eine exklusive „Feuershow“ vom Villarrica geboten.

Beeindruckend!!

Da kann man dann auch nachvollziehen, warum ein Aufstieg zum Kraterrand aktuell nicht möglich ist. Einfach der Wahnsinn, am Fuße eines aktiven Vulkans zu campen!

Obwohl uns die lange Wanderung ordentlich in den Knochen steckte, machten wir uns am nächsten Tag gleich auf zum nächsten Hike. Diesmal sollte es aber eine kürzere Tour werden, zum „Mirador Los Crateres“, einem Aussichtspunkt auf die diversen Vulkane in der Gegend. Da die Zufahrt zum Start der Wanderung sich aber leider als ausgewaschene Schotterpiste erwies, fiel die Wanderung dann etwas länger aus als ursprünglich geplant. Ab einem gewissen Punkt ging es ohne Allrad und Bodenfreiheit nicht mehr weiter. Selbst einige Standard-SUVs kapitulierten auf halber Strecke. Somit kamen wir am Schluss doch wieder auf über 12km, aber es lohnte sich.

Der Villarrica, umgeben von erloschenen Kratern

Die Wanderung eröffnete noch mal neue Ausblicke auf den Villarrica, in der Ferne war der (ebenfalls noch aktive) Vulkan Llaima zu sehen und rund herum viele kleine und große, erloschene oder schlafende Vulkane.

Ausblick über erloschene und akive Vulkane (weit im Hintergrund)

Wir verbrachten eine weitere Nacht am Fuße des Villarrica, bevor es am nächsten Tag zurück nach Pucon ging. Dort gönnten wir unseren Beinen einen Tag Pause und schauten uns ein bisschen im Ort um. Komischerweise erkannten wir beide so gut wie nichts wieder. Scheinbar hat sich in dem Örtchen einiges getan seit 2015.

Zurück in Pucon

Mountainbike Tour zu den Ojos del Caburgua

Am nächsten Tag schwangen wir uns mal wieder auf die Mountainbikes und nahmen uns die Tour zu den „Ojos del Caburgua“ vor. Dahinter verbirgt sich eine Ansammlung natürlicher Pools, die von mehreren kleinen Wasserfällen gespeist werden. Diese Tour hatten wir 2015 auch schon gemacht, aber auch beim zweiten Mal lohnte sich der Besuch.

Ojos del Caburgua

Wirklich unglaublich schön.

Zurück in Pucon erledigten wir einige praktische Dinge, bevor wir wieder nach Villarrica fuhren – in Pucon gab es nämlich keine freien Stellplätze und auf Bezahlparkplatz oder Campingplatz hatten wir keine Lust. In Villarrica standen wir direkt am See, konnten in Ruhe grillen und fanden dadurch zwei fellige Freunde, die uns Gesellschaft leisteten. 😊

Grillen unter Beobachtung 🙂

Wanderung im Santuario El Cani

Nach einem Pausentag in Villarrica, ging es am 3. März schließlich ein Stückchen weiter, wieder vorbei an Pucon, zum „Santuario El Cani“. Das Santuario ist eine Art privater Naturpark, welches sich für den Natur- und Artenschutz in der Region einsetzt. Auf dem Gelände von „El Cani“ verläuft ein 10km langer Wanderweg, hinauf zu diversen Lagunen und dem Aussichtspunkt Melidekin, von wo aus man einen Blick auf die umliegenden Vulkane und Seen haben sollte.

Wir verbrachten eine Nacht auf dem Gelände des Santuarios und starteten von dort am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang die Wanderung zum Aussichtspunkt auf 1.450m Höhe.

Die sehr engagierten Mitarbeiter des Santuarios hatten uns vorgewarnt: der Weg war sehr steil und sehr staubig. Das kannten wir ja schon, dennoch hatten es die ersten 4,5km mit ca. 650hm ganz schön in sich. Entgegen der Wettervorhersage war der Himmel bewölkt, aber nachdem die ersten Höhenmeter bewältigt waren, sahen wir endlich die Sonne.

Über den Wolken…

Wir merkten, dass wir hier auf Privatgrund unterwegs waren, der gesamte Weg war sehr aufwändig und liebevoll gepflegt und mit selbstgebastelten Wegweisern ausgeschildert. Vor der Tour hatten wir eine ebenfalls selbst gestaltete Karte erhalten, die einem zu jedem Schild zusätzliche Informationen bot und zum Innehalten und bewussten Wahrnehmen der Umgebung einlud.

Es blieb steil, bis wir auf 1.300m an der Laguna Negra ankamen. Leider hatte sich der Himmel inzwischen wieder zugezogen, dennoch war der Anblick der dunklen Lagune und den umgebenden Araukarien schon sehr besonders.

Laguna Negra

Die umgestürzten und längst verwitterten Baumstämme, erinnerten uns stellenweise an Dinosaurierknochen.

Auf der Höhe gab es einen zusätzlichen kleinen Rundweg, der einen an sechs Lagunen vorbeiführte. In der Hoffnung das der Himmel später noch aufreißen würde, nahmen wir uns zunächst den Rundweg vor und legten eine Snackpause ein, bevor wir den letzten, steilen Kilometer zum Mirador hinaufstiegen.

Oben angekommen, hing leider immer noch eine dichte Wolkendecke auf ca. 2.000m über uns, aber zumindest der Blick nach unten war einigermaßen frei und wirklich umwerfend!

Ausblick vom Mirador Melidekin

Nur die Vulkane blieben uns leider verborgen. Wir genossen den Ausblick und unsere obligatorischen Käsebrote, bevor es wieder retour zum Santuario ging.

Wanderung zum Cerro San Sebastian

Von dort aus suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen an einem Fluß, wo wir den folgenden Samstag eher ruhig angehen ließen, und unsere Beine schonten. Denn eine weitere große Wanderung hatten wir noch auf dem Wunschzettel und der kommende Sonntag sollte der vorerst letzte, sonnige Tag sein.

Am Samstagabend machten wir uns also auf den Weg zum Nationalpark Huerquehue, von wo aus wir am nächsten Morgen früh zur Tageswanderung auf den Cerro San Sebastian starten wollten. Die Anfahrt war mal wieder abenteuerlich: eine steile und kurvenreiche Schotterpiste, die unseren Moby hier und da ins Rutschen brachte und uns den ein oder anderen Nerv kostete. Aber schließlich standen wir vor dem Eingang des Nationalparks. Dieser war eigentlich schon geschlossen, davor gab es aber keine Möglichkeit für uns zu parken, also schlichen wir uns (so gut wie man mit einem 3.5t Van eben schleichen kann) hinein und parkten in der hintersten Ecke des Wanderparkplatzes. Zum Glück war scheinbar kein Ranger mehr vor Ort, somit verbrachten wir noch einen ruhigen Abend am Ufer des Lago Tinquilco und eine noch ruhigere Nacht im Park.

Sonnenuntergang am Lago Tinquilco

Am nächsten Morgen ging es dann wieder kurz nach Sonnenaufgang los, denn vor uns lagen zwar nur 6,5km bis zum Gipfel, aber eben auch 1.200hm. Es war also abzusehen das es recht anstrengend, steil und heiß werden würde.

Der Weg führte wieder mal durch einen Wald voller Araukarien (nicht umsonst ist der Baum auch Namensgeber der Region) und bot schon im Aufstieg tolle Ausblicke.

Unterwegs zum Cerro San Sebastian

Es stellte sich dann aber auch bald heraus, dass die Tour zurecht als schwierig eingestuft wurde. Es war nicht nur steil und mal wieder extrem trocken, dadurch staubig-sandig und rutschig, sondern wurde schließlich auch sehr technisch, als wir auf dem letzten Kilometer zum Ziel, über einen Felsgrat mit einigen wackeligen Steinen klettern mussten.

Felsgrat am Cerro San Sebastian

Aber all die Anstrengung war vergessen, als wir beide, als Erste an diesem Tag, auf dem Gipfel des San Sebastian ankamen und eine wolkenfreie Rundumsicht auf 8 Vulkangipfel und 14 Seen hatten.

Ausblick vom Cerro San Sebastian
Happy!

Natur pur, soweit das Auge reicht. Traumhaft! Sogar der argentinische Vulkan Lanin, den wir vier Wochen vorher im gleichnamigen Park erwandert hatten, war von dort zu sehen.

Fernblick auf den Vulkan Lanin in Argentinien

Für uns definitiv die Highlight-Tour in der Region.
Nach dem nicht weniger anstrengenden Rückweg sprangen wir direkt so wie wir waren, in Unterwäsche und Wanderklamotten in den See! Herrlich erfrischend und so war auch schon mal der gröbste Dreck ab und landete nicht im Abwassertank des Vans. 😉

🙂

Zurück am Van schaute dann ein Ranger vorbei und ließ uns wissen, dass wir dort keinesfalls über Nacht stehen bleiben dürfen. Hatten wir natürlich auch nie vor… *räusper* Stattdessen ging es wieder zurück nach Pucon, wo aus dem eigentlich geplanten Restaurantbesuch nichts wurde und wir stattdessen mal wieder den Grill auspackten.

Zurück in Pucon, den Villarrica weiter im Blick

Die Wettervorhersage behielt recht, ab dem nächsten Tag zog sich der Himmel zu und es regnete mehr oder weniger durchgängig. Wir verzogen uns daher noch mal für zwei Tage an den Platz am See in Villarrica, bevor wir die Gegend, nach fast zwei Wochen, dann endgültig hinter uns ließen und Richtung Temuco weiterfuhren.

Regenpause in Temuco

Im ca. 2h entfernten Temuco gelang es uns, einen Gashändler zu finden, der unsere Gasflasche wieder auffüllen konnte, das war in Chile nämlich gar nicht so einfach, da hier in der Regel Gasflaschen immer getauscht werden und nicht aufgefüllt. Die Befüllung erfolgte dann auch unter fragwürdigen und vermutlich nicht besonders sicheren Umständen, aber es ging alles gut und Hauptsache wir haben wieder Gas.

Das Wetter war weiter unbeständig und regnerisch, somit suchten wir uns wieder einen abgelegenen Platz an einem Fluss, wo wir zwei weitere Tage aussaßen, Reiseberichte schrieben, Bilder sortierten, uns mit der deutschen Bürokratie beschäftigten und Streuner mit Leckerlies versorgten.

Auch beim spülen gut bewacht von drei Streunern. 🙂

Wanderung zum Krater des Vulkan Sollipulli

Zum Wochenende sollte das Wetter aber besser werden, daher nahmen wir am Freitag unser nächstes Ziel in Angriff: das kleine Örtchen Melipeuco, am Rande des Naturreservats Villarrica (nicht zu verwechseln mit dem Nationalpark Villarrica). Im Naturreservat war frei stehen mal wieder schwierig, daher verschlug es uns ausnahmsweise auf einen kleinen Campingplatz. Dort waren wir die einzigen Gäste, daher fühlte es sich eher an, als würden wir bei Bekannten im Garten parken. Auch hier war wieder für tierische Gesellschaft gesorgt, die beiden Hunde der Besitzer ließen uns kaum aus den Augen und besonders einer von Beiden schien sich sehr über unsere Gesellschaft zu freuen.

Hunde-Liebe auf den ersten Blick

Aber wir waren natürlich nicht nur zum Hunde streicheln hier, sondern wollten nach all den Wanderungen rund um Vulkane nun auch endlich mal auf einen Vulkan steigen und in einen Krater schauen. Der Krater des Sollipulli bot sich dafür an. Um zum Start der Wanderung zu kommen, benötigte man allerdings lt. Beschreibung ein Auto mit Allrad Antrieb und Bodenfreiheit. Glücklicherweise hatte der Besitzer des Campingplatzes sowas im Angebot und brachte uns die steilen und holprigen 6km hinauf zum Start des Trails.

Früh morgens starteten wir also die wieder nur 6.5km lange, aber selbstverständlich steile Tour zum Krater des Sollipulli. Zunächst ging es wieder durch einen Araukarien Wald, von dem aus aber schon bald die ersten Vulkankegel zu sehen waren.

Wanderung zum Sollipulli

Schließlich wurde die Landschaft immer karger und vulkanischer und wir liefen stetig hinauf, über knirschenden Vulkansand.

Wanderung über Lavasand…

Als wir nach 2,5 Stunden den Kraterrand auf 2.200m Höhe erreichten, blieb uns mal wieder der Mund offenstehen. Vor uns lag ein Krater mit 4km Durchmesser, gefüllt mit einem bis zu 600m (!) dicken Gletscher.

Der mit Gletschereis gefüllte Krater des Sollipulli

So richtig konnte man das gar nicht erfassen und vermutlich werden auch die Bilder dem Anblick nicht gerecht. Es war der Wahnsinn! Und wieder mal waren wir die einzigen dort oben. Trotz eisigem Wind und viel zu dünner Bekleidung, hielten wir es fast eine Stunde dort aus, machten unzählige Fotos und genossen den Ausblick über den Krater und rüber zum Vulkan Llaima.

Blick auf den Vulkan Llaima

Der steile Abstieg war mal wieder eine rutschige Angelegenheit, sodass die Wanderstöcke zum Einsatz kamen. Der starke, kalte Wind tat sein Übriges, um uns aus dem Gleichgewicht zu bringen und wir wünschten uns beide, wir hätten diesmal lange Hosen angezogen. 😉

Rutschige Angelegenheit…

Zurück am Trailstart wurden wir wieder abgeholt und unser netter „Chauffeur“ ließ es sich nicht nehmen, uns noch den ein oder anderen versteckten Wasserfall entlang der Strecke zu zeigen.

Versteckter Wasserfall

Was die landschaftliche Vielfalt angeht, ist Chile wirklich schwer zu toppen!

Wir blieben eine weitere Nacht auf dem kleinen Campingplatz, bevor es am nächsten Tag wieder zurück Richtung Temuco ging.
Gerne hätten wir noch mindestens zwei weitere Wanderungen, rund um die Vulkane unternommen, allerdings war das Wetter mal wieder recht unbeständig und leider lässt sich Chile auch jede Wanderung und Eintritt in Nationalparks teuer bezahlen (auch ohne Guides). Und außerdem gab es weiter nördlich ja auch noch einiges zu entdecken.

Daher verabschiedeten wir uns nach zwei weiteren Tagen am Fluss bei Temuco endgültig vom wunderschönen Araukarien und den Vulkanen und begaben uns auf die Panamericana, gen Norden und ab ins Weingebiet von Chile.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Ausflug an die Pazifikküste

Von Puerto Varas, über Chiloe nach Valdivia –
Teil 3 unseres Roadtrips durch Chile

Am 12. Februar machten wir uns mal wieder auf den Weg zum Grenzübertritt nach Chile. Zu unserer Überraschung regnete es zum ersten Mal seit Monaten in der Region, was aber (leider) eine passende Einstimmung auf die kommenden Tage in Chile sein sollte…

Der Grenzübertritt dauerte diesmal etwas länger als sonst, auch hier war die Ferienzeit deutlich zu spüren und noch dazu war Sonntag, also ein klassischer Reisetag. Somit standen wir erst ca. 30 Minuten für die Ausreise aus Argentinien an und dann fast 1.5 Stunden für die Einreise nach Chile. Auch kamen wir wieder ganz schön ins Schwitzen, es war schon von weitem zu erkennen, dass die Zollbeamt:innen ihren Job wieder sehr genau nahmen. Viele PKWs mussten das gesamte Gepäck und auch Kühlboxen ausladen und öffnen, es kamen sogar Spürhunde zum Einsatz, die hier nicht nur auf Drogen, sondern vor allem auf frische Lebensmittel abgerichtet waren. Und wir hatten diesmal noch die günstigen Preise in Argentinien genutzt und den Van voller versteckter Leckereien…

Doch wir hatten mal wieder Glück. Als wir endlich dran waren, stand ein sehr netter Zöllner mit einem neugierigen Schäferhund vor uns. Aufgrund des starken Regens, wollte er offenbar unseren Van nicht mit nassen Schuhen und Pfoten betreten. Er blieb daher mit dem Hund vor der Schiebetür stehen und warf nur einen kurzen Blick ins Innere. Als ihm auffiel das wir aus Deutschland kommen, freute er sich endlich mal wieder sein Englisch anwenden zu können und war von da an mehr am aktuellen Wetter in Deutschland interessiert als an unserem Van Inhalt. Schließlich fragte er aber doch, ob wir frische Lebensmittel dabei hätten und wir opferten eine dafür zurückbehaltene vertrocknete Zitrone und eine schon sehr überreife Banane, welche Christian aber noch vor Ort essen durfte, was den Hund glücklicherweise von anderen Sachen in unseren Verstecken ablenkte. Zwei Minuten später war dann auch schon alles erledigt und wir mal wieder zurück in Chile.

Puerto Varas

Sofort änderte sich wieder die Landschaft und wir fuhren durch üppig grüne Wälder, voller Farne und Riesenblätter-Gewächse, wie wir sie schon von der Carretera Austral kannten. Aufgrund des anhaltenden Regens und des Nebels, sahen wir allerdings nur was direkt am Straßenrand war, die umgebende Berglandschaft blieb uns verborgen, somit ließen wir auch die Aussichtspunkte links und rechts liegen, die es entlang der Strecke gegeben hätte.

Unser erstes Ziel war der Ort Puerto Varas, ein inzwischen beliebter Ferienort der Chilenen, da es rund um die kleine Stadt, welche am Lago Llanquihue liegt, viele Outdoormöglichkeiten gibt. Von Vulkanbesteigungen über Bikeparks, Wanderungen und diverse Wassersportarten kann man hier so ziemlich alles erleben, was es für einen gelungenen Sommerurlaub braucht. Wir waren hier also genau richtig. 😊

Allerdings war es an diesem Sonntag gerammelt voll in der Stadt, klar, es war ja noch Hochsaison. Trotz regnerischem Wetter, schien der ganze Ort auf den Beinen zu sein. Die Parkplatzsuche erwies sich als schwierig und der Stellplatz der für eine Übernachtung in Frage gekommen wäre, war überfüllt und viel zu trubelig für unseren Geschmack. Daher beschlossen wir, die kommenden Regentage etwas außerhalb auszusitzen und die Zeit für unsere Admin-ToDos, wie z. B.  Reiseberichte schreiben, Bilder sortieren und Co. zu nutzen.

Gesagt, getan. Wir fanden einen Stellplatz an einem kleinen Flüsschen, wo wir zufällig auf ein paar andere Vanlifer trafen, welche wir selbst schon seit einiger Zeit virtuell verfolgen.
An den Platz grenzte ein scheinbar ganz neu angelegter Boardwalk an, der einen innerhalb von Sekunden scheinbar in den Dschungel versetzte und am Fluss entlang führte.

Am Fluß bei Puerto Varas
Spazierweg inklusive

Die Wettervorhersage behielt recht und wir verbrachten insgesamt drei verregnete Tage an diesem Platz. Als sich das Wetter endlich etwas besserte, schauten wir uns noch mal Puerto Varas an.
Puerto Varas war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Auswandererziel für Deutsche, bis heute ist der deutsche Einfluss hier deutlich erkennbar, sei es in der Architektur oder auch in den Firmen- und Straßennamen (mein Highlight war die „Avenida Theobald Kuschel“). Der deutsche Bundesadler begegnete uns an vielen Stellen im Ort, und auch der „Club Aleman“ durfte nicht fehlen.

Werbung für den Club Aleman in Puerto Varas
Hotel mit deutschen Wurzeln

Wir schlenderten über die vielen kleinen Kunsthandwerk-Märkte, aßen leckere Empanadas bei einem Streetfood-Stand und verschafften uns schon mal einen Überblick über den städtischen, kleinen Bikepark. Außerdem fanden wir einen Fahrradladen, der nicht nur geführte Mehrtagestouren durch die Region anbot, sondern auch tagesweise Rennräder verlieh. Das kam sofort auf unsere Wunschliste. Allerdings musste es noch ein bisschen warten, die Wettervorhersage war nämlich weiterhin unbeständig und kühl. Also fassten wir Plan B: statt weiter rund um Puerto Varas zu bleiben, folgten wir einem Tipp unserer Reisebekanntschaften Anja und Sebastian, die uns einen schönen und einsamen Stellplatz am Meer auf der Insel Chiloé empfohlen hatten. 

Ein langes Wochenende auf Chiloé

Chiloé ist die 5. größte Insel Südamerikas und eigentlich hatten wir nicht vorgehabt einen Abstecher dorthin zu machen. Aber nach den letzten trubeligen Wochen mit ständigen Stellplatzwechseln und wenig Möglichkeiten, sich mal richtig auszubreiten, klang es zu verlockend direkt am Meer stehen zu können, ohne sich über Campverbote oder Hochsaisons-Trubel Gedanken machen zu müssen. Zudem war die Wettervorhersage für das eigentlich sehr raue Chiloé überraschenderweise viel besser als für das chilenische Festland, somit stand der Entschluss fest und wir machten uns kurzerhand auf den Weg zur Fähre.

Die Fährüberfahrt dauerte nur ca. 20 Minuten und schon waren wir auf Chiloé angekommen. Liebe auf den ersten Blick war es aber nicht gerade. Wir steuerten zunächst den etwas größeren Ort Ancud an, um noch ein paar Vorräte zu besorgen. Der Ort wirkte auf uns sehr, sagen wir mal „rustikal“ und heruntergekommen, es war sehr eng, die Parkplätze rar und die Leute machten einen nicht besonders aufgeschlossenen Eindruck. Aber wir wollten ja sowieso ans Meer, also ging es sogleich weiter.

Am Ziel angekommen besserte sich die Laune schlagartig. Wir standen auf einer Klippe direkt am Pazifik, unter uns der ewig lange Sandstrand und schon beim ersten Blick aufs Wasser entdeckten wir die Delfine!

Weißbauch Delfine

Wir hatten schon gehört das sich hier nahezu täglich dutzende Delfine in der Bucht tummeln und genauso war es auch. Von früh bis spät konnten wir den Weißbauch-Delfinen, die aussehen wie kleine Orca Wale, hier zusehen wie sie jagten, spielten und aus dem Wasser sprangen. Der absolute Wahnsinn!

Delfin-Action auf Chiloé

Wir verbrachten insgesamt vier Tage und Nächte an diesem Platz. Abgesehen von ein paar Anglern und Strandspaziergängern sahen wir kaum andere Menschen. Wir vertrieben uns die Zeit mit Sport, viel lesen, ein bisschen arbeiten, aber hauptsächlich mit langen Strandspaziergängen und Delfine beobachten. Das war genau das was wir uns gewünscht hatten. Daher hatten wir auch gar keine Ambitionen uns mehr von Chiloé anzuschauen.

Stattdessen ging es nach den vier Tagen wieder zurück aufs Festland und nach Puerto Varas. Schließlich hatten wir hier noch ein paar Rechnungen offen…

Rennradtour & Mountainbikepark mit Hindernissen

Endlich war auch dort das Wetter besser und wir sahen zum ersten Mal den Vulkan Osorno, auf der anderen Seite des Lago Llanquihue.

Am Lago Llanquihue

Jetzt konnten wir auch endlich den langersehnten Rennradausflug machen. Als Ziel hatten wir uns das 42km entfernte Ensenada ausgeguckt. Die Strecke dorthin, führte über einen Radweg, welcher parallel zur Bundesstraße verlief, am See entlang und bot immer wieder Ausblicke auf den Vulkan und die Seenlandschaft.

Rennradtour mit Vulkanblick

Es machte so viel Spaß mal wieder auf einem Rennrad zu sitzen und hätte so schön sein können – wenn da nicht die vier (!) Plattfüße gewesen wären. Das muss ein neuer Rekord sein. Vier platte Reifen auf einer nur 80km-Tour und alle an meinem Fahrrad. Ein Glück hatten wir zwei Ersatzschläuche mitbekommen und Christian Routine darin, diese zu wechseln. Nachdem dann aber nach nur 13km meine beiden Reifen schon platt waren, musste beim nächsten Plattfuß das uralte Flickset herhalten, welches wir schon seit Jahren mit uns rumschleppen. Es war etwas müßig, aber es funktionierte.

Reifenwechsel die Dritte!

Immerhin kamen wir so bis nach Ensenada, wo wir uns frischen Fisch mit Vulkanblick gönnten, bevor es wieder retour nach Puerto Varas ging. Leider hatte ich aber schon wieder einen Dorn im Reifen, was diesmal aber nur zu schleichendem Luftverlust führte. So pumpten wir einfach alle 10km den Reifen auf und hofften auf diese Weise bis zurück zum Verleiher zu kommen. Ca. 7km vor Puerto Varas war dann aber Schluss, der Reifen war mit einem Schlag wieder platt und scheinbar hatte auch das Ventil eine Macke, so dass flicken keine Option mehr war. Wir mussten uns schließlich vom Inhaber des Ladens abholen lassen. Sehr schade, aber immerhin kamen wir so mit dem netten Ladenbesitzer ins Gespräch, der schon einige Male in Deutschland war, da sein Sohn in Kassel lebt und studiert. Wie es der Zufall so wollte, kannte er natürlich auch Marburg und Wetzlar, weil er sich dort schon mal die Altstadt angeschaut hat. So klein ist die Welt.

Wir verbrachten eine Nacht am Ufer des Sees in Puerto Varas, wo wir uns am nächsten Morgen direkt wieder auf die Räder schwangen, diesmal aber auf unsere eigenen, um den kleinen Bikepark am Cerro Philippi, dem Hausberg von Puerto Varas, zu erkunden. Der kleine Park bot drei Lines, wovon für mich leider nur eine in Frage kam. Bei den anderen beiden Lines haben sich offenbar ein paar echte Mountainbike Cracks ausgetobt, ein Holzelement folgte auf das Nächste, man musste an vielen Stellen über Gaps springen und Schanzen hochschießen, um wieder runter zu kommen. Definitiv nix für mich und auch Christian musste an einigen Stellen kapitulieren oder auch mal absteigen.

Bikepark am Cerro Philippi

Nationalpark Vicente Pérez Rosales

Am Nachmittag ließen wir Puerto Varas endgültig hinter uns und machten uns auf in den nahegelegenen Nationalpark „Vicente Pérez Rosales“, angeblich der meistbesuchte Park in ganz Chile. Da der Park schon geschlossen war als wir ankamen, verbrachten wir eine Nacht auf dem Besucherparkplatz der Wasserfälle, die wir uns anschauen wollten. So waren wir am nächsten Morgen die ersten in der Besucherschlange und konnten uns die sogenannten „Cascadas de Petrohue“ in aller Ruhe anschauen.

Cascadas de Petrohue

Die Wasserfälle zeichnen sich mehr durch die umgebende Vulkanlandschaft aus als durch ihre Fallhöhe. Die Form der Felsen entstand durch Lavaströme des Osorno, welche sich vor über 20.000 Jahren durch den damals dort existierenden Gletscher gefressen haben.

Cascadas de Petrohue

Wir unternahmen noch einen kleinen Spaziergang durch den Park, vorbei an einer kleinen Lagune, bevor es weiter ging an den „Lago de todos Santos“, von wo aus man einen tollen Ausblick auf den Osorno hat.

Der Osorno
Lago de todos Santos

Hier zeigte sich dann aber, dass der Park wirklich sehr beliebt war und wir mitten in der Hochsaison. Ein Touri-Bus reihte sich an den anderen, dutzenden Gruppen strömten scheinbar ziellos umher. Uns war das sofort zu viel, somit machten wir nur ein paar Fotos am See und vom Vulkan und ergriffen schnell die Flucht.

Valdivia

Wir nahmen Kurs auf Valdivia, eine bunte Studentenstadt nahe der Pazifikküste, und zwischen zwei Flüssen gelegen. Dort erkundschafteten wir als erstes den kleinen Fisch- und Gemüsemarkt an einem der Flüsse. Das besondere dort ist, dass sich rund um den Markt jede Menge gierige Vögel und Geier tummeln, aber auch Seelöwen. Und zwar ganz schöne Oschis!

Kommt ein Seelöwe auf den Fischmarkt…

Die Kollegen lauerten alle auf die zahlreichen Fischabfälle, die hier ständig im Wasser landeten. Was für ein Spektakel!

Auch sonst hat uns Valdivia gut gefallen, man merkte deutlich das es keine reine Touri-Stadt ist, so wie die Orte wo wir zuletzt waren, sondern eben eine ganz normale Stadt. Vorbei an bunten Murals, schlenderten wir durch die Stadt, über ebenso bunte Kunsthandwerkmärkte und schließlich entlang der Fluss Promenade, wo wir auf weitere Seelöwen trafen, die dort einfach so rumlagen.

Mural in Valdivia
Seelöwen Party an der Promenade

Nach einer Nacht in der Stadt, ging es am nächsten Tag auch schon wieder weiter. Die Ferienzeit in Chile neigte sich so langsam aber sicher dem Ende zu, somit nahm auch der Besucherstrom etwas ab und wir wagten uns als nächstes in das chilenische Herzstück des Lake Districts, an den Lago Villarrica.

Dazu dann ganz bald mehr… 😊

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Der Lake District von Argentinien (Teil 2)

Teil 10 unseres Roadtrips durch Argentinien

Am 2. Februar ließen wir Bariloche hinter uns und begaben uns auf die „Ruta de los 7 Lagos“, was übersetzt so viel wie „die Straße der 7 Seen“ bedeutet. Wenn man sich die Landkarte anschaut, sind es aber weitaus mehr als nur sieben Seen, aber die Argentinier werden sich schon was bei dem Namen gedacht haben?!

Villa La Angostura

Vorbei an unzähligen Aussichtspunkten auf die blau leuchtenden Seen, umrahmt von üppig grünen Wäldern und Bergen, ging es also bis ins ca. 80 km entfernte Villa La Angostura (was die Argentinier übrigens Wischa-Angoschturra aussprechen).

Die kleine Stadt gehört zu den beliebtesten Ferienorten der Region, dementsprechend war auch die Innenstadt und Flaniermeile ansprechend hergerichtet. Restaurants, Cafés und Eisdielen grenzten an Souveniershops, Outdoorläden, Boutiquen, Chocolaterien und Delikatessläden. Man hätte also ordentlich Geld ausgeben können. Um nicht in Versuchung zu geraten, steuerten wir nach einem kleinen Stadtbummel die Touri-Info an, um uns über die üblichen Dinge zu informieren: Wander- und Fahrradrouten, Nationalparks, Campingmöglichkeiten, etc.

Ausgestattet mit allen Informationen ging dann die Stellplatzsuche los und diese war auch rund um Villa La Angostura nicht so einfach. Eigentlich gab es nur überfüllte (und teure) Campingplätze, auf die wir keine Lust hatten, oder einfache Parkplätze, bei denen sich die Einbruchsberichte häuften. Nicht so verlockend. Also ging es wieder raus aus dem Städtchen und ab zum nächstgelegenen See – wozu waren wir denn sonst im Lake District. 😉

Am Lago Correntoso wurden wir schließlich fündig, auch wenn es nur ein Parkplatz am sehr belebten, staubig-sandigen Straßenrand war. Bei über 30 Grad Außentemperatur war am See natürlich entsprechend viel los, aber immerhin konnten wir hier auch baden gehen, ohne den Van aus den Augen lassen zu müssen.
Außerdem konnten wir hier den angeblich kürzesten Fluß der Welt, in voller Länge, bestaunen. Der Rio Correntoso, der zwei Seen miteinander verbindet, misst nämlich nur 200m.

Der kürzeste Fluss der Welt!
Lago Correntoso

Die uns umgebende Kulisse war gewohnt traumhaft und so verbrachten wir den übrigen Tag und anschließend eine ruhige Nacht am Seeufer. Am nächsten Morgen machten wir uns dann zeitig auf den Weg. Wir hatten uns die Tageswanderung zum „Cajon Negro“, also der schwarzen Schlucht vorgenommen.

Ich muss es vermutlich schon gar nicht mehr beschreiben, natürlich ging es auch bei dieser Wanderung von Anfang an steil und staubig hinauf. Als erstes trafen wir auf den Wasserfall Inacayal, bei dem man ungehindert bis an die Abbruchkante klettern konnte, von welcher der Wasserfall ca. 30m in die Tiefe stürzte. Dank des sandigen Bodens stellte sich das als gar nicht so ungefährlich heraus.

An der Abbruchkante des Wasserfalls

Der Trail führte weiter hinauf durch einen Wald, bis man schließlich im Talschluß des Cajon Negro ankam. Durch die Weitläufigkeit des Geländes fühlte man sich hier nicht unbedingt wie in einer Schlucht, aber beeindruckend war es dennoch.

Talschluß des Cajon Negro

Der Rückweg führte uns an weiteren Aussichtspunkten vorbei, von wo wir sogar einen Blick auf unseren Stellplatz hatten, den wir im Anschluss auch wieder ansteuerten.

Blick auf den Lago & Rio Correntoso

Die mit 6-8 Stunden angegebene Wanderung entpuppte sich für uns als 4-Stündige Halbtageswanderung. So verbrachten wir einen weiteren Nachmittag entspannt am See.
Die Gegend rund um Villa La Angostura hätte noch viel mehr zu bieten gehabt, was Parks und Wandermöglichkeiten anging, jedoch war die Stellplatzsituation so schwierig und aufgrund der Ferienzeit so viel los, dass wir uns nach der zweiten Nacht entschieden weiterzufahren.

San Martin de los Andes

Es ging wieder entlang der Ruta de los 7 Lagos, vorbei an weiteren Seen, Bergen und Wasserfällen, bis wir schließlich in San Martin de los Andes ankamen – ein weiteres Ferienzentrum der Region mit unzähligen Outdoor-Angeboten, traumhafter Umgebung und deutschem Einfluss. Viele Restaurants, Hotels, etc. trugen hier deutsche Namen und auch die Architektur schien hier und da nach deutschem Vorbild entstanden zu sein.

Das Hotel „Zur Post“ in San Martin de los Andes

Als wir ankamen, zeigte das Thermometer 36,5 Grad. Somit begnügten wir uns mit einem kurzen Stadtbummel und einem Eis und machten uns dann sogleich auf Stellplatzsuche an einem nahegelegenen See. Da waren wir an diesem Samstagnachmittag aber bei weitem nicht die einzigen. Angekommen am Lago Lolog war die Hölle los! Auf der Zufahrtsstraße und am Seeufer standen die PKWs Stoßstange an Stoßstange, ganz San Martin und sämtliche Urlauber schienen am See zu sein – was bei den Temperaturen ja auch kein Wunder war.

Nach längerem Suchen fanden wir aber noch ein schönes Plätzchen direkt am Seeufer und konnten somit auch noch den Nachmittag im Wasser verbringen und abends den Grill auspacken. So lässt sich der Sommer in Argentinien aushalten!

Morgens hatten wir den See ganz für uns alleine

Nach Sonnenuntergang waren alle Tagesgäste verschwunden und wir hatten den See, gemeinsam mit ein paar weiteren Campern, auch am nächsten Morgen und Vormittag ganz für uns alleine.
Eigentlich hätten wir es dort etwas länger aushalten können, am Nachmittag zog aber der Wind an, sodass man sich trotz sonnig, warmem Wetter kaum draußen aufhalten konnte. Zudem war die gesamte Zufahrtsstraße extrem staubig und sandig, was einem dank des Windes ständig um die Ohren fegte und sich natürlich auch im Van niederschlug. Somit fuhren wir schließlich zurück in die Stadt, wo es sich wesentlich besser aushalten ließ.

Endlich wieder Bikepark!

Der nächste Tag hielt dann ein besonderes Highlight für uns bereit: der erste Bikepark seitdem wir Europa hinter uns gelassen hatten! Das nahegelegene Skigebiet Chapelco bot im Sommerbetrieb acht verschiedene Downhill-Trails, die sowohl mir als auch Christian Spaß machten.

Mit der Gondel ging es hinauf…
… und dann voll vermummt mit dem Rad runter 🙂

Mit der Gondel ging es also immer hinauf und dann über einen der verschiedenen Trails wieder hinab ins Tal. Durch die extreme und ungewöhnliche Trockenheit in der Gegend (der Klimawandel lässt grüßen) waren die Trails aber extrem staubig. Der Boden war mit mehlfeinem Staub bedeckt, der stellenweise mehrere Zentimeter tief war und das Rad bis ins Schlingern brachte. Außerdem führte es dazu, dass ich meist im totalen Blindflug hinter Christians Staubwolke herfuhr und nach einigen Abfahrten dann auch entsprechend aussah.

Staubige Angelegenheit!

Selten waren wir beide so dreckig wie nach diesem Tag. Nachdem wir sauber waren, benötigte auch unsere Dusche im Van eine ordentliche Grundreinigung. 😉

Nationalpark Lanin

Nach einer weiteren Nacht in der Stadt, zog es uns am nächsten Tag weiter in den ca. 70 km entfernten Nationalpark Lanin. Der landschaftlich wunderschöne Park ist im Gegensatz zu vielen anderen Parks und Sehenswürdigkeiten in der Gegend nicht so überlaufen, was vermutlich daran liegt, dass er Eintritt kostet und man im Park nur auf Campingplätzen übernachten und nicht frei stehen oder wildcampen darf. Campingplätze gab es aber jede Menge und nahezu alle lagen direkt am Ufer des unaussprechlichen Lago Huechulafquen.
Ein Großteil des Parks befindet sich auf dem Land der dort ansässigen Mapuche Community. Die Mapuche sind einer der letzten indigenen Stämme dieser Region, welcher sowohl in Argentinien als auch in Chile zu finden ist. Das Geld landete hier somit am richtigen Ort.

Nationalpark Lanin

Wir schauten uns ein paar Campingplätze an und fanden schließlich einen weitläufigen Platz, wo wir endlich mal wieder auf einer Wiese stehen konnten, statt einer staubigen Schotterpiste. Zudem hatten wir dort einen eigenen kleinen Privatstrand am See. Schöner konnte es kaum sein!

Zuhause im Nationalpark Lanin

Star des Nationalparks ist der gleichnamige Vulkan, welcher sich 3.774m über dem Meeresspiegel erhebt und in seiner Form, an den Mt. Fuji erinnert.

Der Vulkan Lanin

Die Besteigung des immer schnee- und eisbedeckten Gipfels ist leider erfahrenen Kletterern vorbehalten, aber wir wagten zumindest die Tageswanderung zum Basecamp, auf immerhin 1.700m.

In aller Frühe ging es los zum Vulkan, zunächst durch einen Wald voller Araukarien (auch Affenschwanzbäume genannt), entlang eines Flusses, über wackelige Baumstamm-Brücken, bis wir schließlich die Baumgrenze überwunden hatten und am Fuße des Vulkans standen.

Im Basecamp des Vulkan Lanin

Was für ein Anblick, den wir ganz für uns allein hatten. Erst auf dem Rückweg begegneten uns eine handvoll Personen. Überlaufen ist der Park also wirklich nicht!
Nach der schweißtreibenden Wanderung brachte der See die gewünschte Abkühlung und natürlich kam abends wieder der Grill zum Einsatz. 😊

🙂

Am nächsten Tag erkundeten wir den Park mit den Fahrrädern. Über die Schotterpiste ging es weiter am See entlang, den Vulkan Lanin stets im Blick. Angekommen am zweiten See des Parks, dem Lago Paimun, unternahmen wir noch die kurze und knackige Wanderung zum 25m hohen Wasserfall El Sallitos.

Cascada El Sallitos

Zurück auf dem Campingplatz, gingen dann nicht nur wir baden, sondern auch die Fahrräder bekamen ihre längst überfällige Reinigung, dank unbegrenztem Wasserfluss. Manchmal hat es doch Vorteile auf einem Campingplatz zu stehen.

Nach der dritten Nacht im Park ging es schließlich zurück nach San Martin de los Andes, wo wir vor allem praktische Dinge erledigten, wie Wäsche waschen und einkaufen, da es für uns nun wieder nach Chile gehen sollte, wo alles deutlich teurer ist.

Bevor wir uns ganz aus Argentinien verabschiedeten, verbrachten wir noch eine letzte Nacht auf halber Strecke zur Grenze, bevor es am nächsten Morgen, an dem es tatsächlich zum ersten Mal seit Monaten etwas regnete, auf nach Chile ging.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Der Lake District von Argentinien (Teil 1)

Teil 9 unseres Argentinien Roadtrips

Am Morgen des 15. Januar rissen wir uns aus Chile los, verließen unseren schönen Platz am Fluß und überquerten in Futaleufu mal wieder die Grenze nach Argentinien.

Laguna La Zeta & Esquel

Argentinien begrüßte uns mit strahlendem Sommerwetter und so taten wir, was alle Argentinier am Sonntag machen: wir besorgten uns Grillgut, suchten uns einen schönen Platz an einem See, schlugen dort unser Lager auf und genossen den Tag.

An der Laguna La Zeta (mit dreckigen Fenstern)

Bei dem See handelte es sich um die „Laguna La Zeta“, in der Nähe des Örtchens Esquel. Die Lagune lud nicht nur zum Verweilen und Schwimmen ein, sondern bot auch Wander- und Fahrradrouten. Am nächsten Morgen schwangen wir uns daher auf die Räder, jedoch fiel die Tour kürzer aus als erhofft, früher oder später endeten alle Wege und Pfade, die wir fanden auf eingezäuntem Privatgelände. Somit ging es zurück zum Van und stattdessen ab an den Badestrand, wo man auch Kajaks und SUP-Boards leihen konnte. Wir liehen uns zwei Boards und dann ging es ab aufs Wasser.

Hier wurde geSUPt

Mit den steigenden Sommertemperaturen geriet unser Kühlschrank immer mehr an seine Leistungsgrenze und kühlte nicht mehr so zuverlässig wie er sollte. Um dem Abhilfe zu schaffen, hatten wir uns schon vor längerem ein elektronisches Thermostat besorgt, welches Christian nun endlich mal einbauen wollte. Da dies etwas aufwändiger war und wir natürlich eine Zwischenlagerungsmöglichkeit für unseren Kühlschrank-Inhalt benötigten, steuerten wir nach der zweiten Nacht an der Lagune einen kleinen, familiengeführten Campingplatz in Esquel an. Der freundliche Besitzer konnte uns sogar einiges an Werkzeug leihen was uns noch fehlte und dann konnte der große Aus- und Umbau starten. 

Zuversichtlich bei der Arbeit…

Nachdem auch dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen war und der Kühlschrank endlich wieder die gewünschte Temperatur hielt, zog es uns wieder zurück an die Laguna. Dort blieben wir weitere drei Nächte und nahmen uns einen Kurzurlaub vom Rumreisen. Unter der Woche war an der Lagune angenehm wenig los und wir nutzten die Zeit zum sporteln, baden, Kajak fahren, lesen und nichts tun.

Im Urlaub!
Im Kajak!

Außerdem bot die Sonne jeden Abend eine unglaubliche Licht-Show am Himmel.

Sonnenuntergang in den schönsten Farben

Kaum mal zwei Tage nichts getan, wurde Christian aber unruhig. Beim Joggen traf er auf den Gaucho Miguel, der auf der Suche nach seinen Rindern war. Die beiden kamen ins Gespräch und kurzerhand lud Christian sich auf einen „Praktikumstag“ auf seiner Estancia ein, wo er am nächsten Morgen hin marschierte und dabei sein durfte, als die Pferde der Estancia verladen wurden, um zu einer anderen Weide gebracht zu werden (nicht zum Metzger, keine Angst 😉).

Da fahren sie hin…

Nachdem das erledigt war, Christian als Lohn eine Torta Galesa (eine Art Nuss- und Früchtebrot, vergleichbar mit einem Christstollen) erhalten hatte und Miguel sich anderen Aufgaben in der Stadt zuwendete, erkundete Christian noch eine weitere Estancia in der Nähe. Dort traf er auf den Gaucho Javier, der ihm stolz die Geschichte der Estancia erklärte. Die Estancia nennt sich „Dos Banderas“, was so viel wie „zwei Flaggen“ bedeutet. Bei den beiden Flaggen handelte es sich um die von Argentinien (natürlich) und die Flagge von Wales. Gegründet wurde sie im 18. Jahrhundert von walisischen Auswanderern, welche in dieser Gegend von Argentinien scheinbar keine Seltenheit waren.

Der nicht ganz so scharfe Gaucho Javier

Nach der dritten Nacht zogen wir dann weiter und landeten als nächstes im selbsternannten Hippie-Ort El Bolson. Hier sind scheinbar einige Aussteiger gelandet, was der Stadt einen alternativen Flair gibt. El Bolson ist vor allem für seinen Kunsthandwerk-Markt bekannt, wo es allerhand selbstgemachtes zu erstehen gibt. Von Holzschnitzereien, natürlichen Seifen und Kosmetik, Schmuckstücken, Strick- und Häkelarbeiten, Kinderspielzeug und bunter Bekleidung gab es alles, was das Sammlerherz begehrt. Wir hielten uns eher an die kulinarischen Köstlichkeiten, probierten leckere argentinisch-armenische Empanadas, lokales Craft-Bier und deckten uns mit frischem Ziegenkäse ein.

Nach dem ganzen Getümmel im Ort, steuerten wir dann wieder einen etwas ruhigeren Stellplatz für den Rest des Tages an und wurden mal wieder an einem Flussufer fündig, wo wir uns neben all den Argentiniern, die mal wieder ihr Wochenende im Grünen verbrachten, einreihten.

Bariloche – im Herzen des Lake Districts

Nach nur einer Nacht ging es auch schon weiter und nun endgültig rein in den sogenannten Lake District (Seengebiet) von Argentinien. Unser nächstes Ziel war die Stadt Bariloche, Herz der Region und traumhaft schön gelegen am riesigen Lago Nahuel Huapi und dem gleichnamigen Nationalpark, der sich durch unzählige Seen und Berge auszeichnet. 2015 verbrachten wir drei Tage in der Stadt, die uns seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging. Entsprechend groß war die Freude endlich wieder dort zu sein.

Willkommen in Bariloche

Bariloche wird auch die Schweiz von Argentinien genannt, was nicht nur an der alpinen Landschaft liegt und daran, dass es hier überall Schokolade gibt, sondern vor allem an der Architektur, die nach Schweizer Vorbild errichtet wurde.

Verwaltungsgebäude in Bariloche – da fehlt nur noch die Toblerone

Da ganz Argentinien (und Chile) von Mitte Dezember bis einschließlich Ende Februar Sommerferien hat, war in Bariloche und Umgebung natürlich entsprechend viel los. Die Gegend ist ganzjährig eine der beliebtesten Urlaubsregionen der Argentinier und Chilenen, sei es zum Skifahren im Winter, oder zum Wandern, Radeln, Baden oder Wassersport betreiben im Sommer.

Wir mischten uns also unters Volk und genossen es vor allem, mal wieder in einer etwas größeren Stadt zu sein, mit entsprechender Infrastruktur. Auch konnten wir hier endlich mal einige unserer inzwischen schon recht mitgenommenen und verschlissenen Klamotten ersetzen. Auch das kulinarische Angebot war endlich mal wieder etwas breitgefächerter, es gab sehr gute Cafés, tolle Restaurants und unzählige Eisdielen zum ausprobieren. 😉

Der Nachteil der „Großstadt“ – parken und campen war hier gar nicht so einfach, leider ist Bariloche auch für Wohnmobilaufbrüche bekannt und berüchtigt. Wir hatten zwar einen sicheren und bewachten Parkplatz gefunden, sogar mit Seeblick, aber es war eben ein trubeliger Parkplatz. Die verfügbaren Campingplätze in der Umgebung waren teuer und vor allem voll. Somit ließen wir die Stadt erstmal wieder hinter uns und suchten uns einen ruhigeren Platz am Seeufer, im ca. 30 Minuten entfernten Örtchen Dina Huapi. Hier ging es wesentlich ruhiger zu und wir verbrachten dort zwei windige Tage, kümmerten uns um Admin Kram und bewunderten die Berglandschaft rund um Bariloche aus der Ferne.

Am Seeufer des Lago Nahuel Huapi, mit Blick auf Bariloche

Wanderungen auf den Cerro Campanario & Cerro Lopez

Nachdem der Wind etwas abgenommen und das Wetter wieder stabiler war, ging es zurück nach Bariloche, wo wir uns die ein oder andere Wanderung und Aktivität vorgenommen hatten. Als erstes ging es wieder zu Fuß auf den Cerro Campanario, eine 1.049m hohe Erhebung am Rande von Bariloche, welche unglaubliche Ausblicke auf die Seen- und Berglandschaft offenbart. Dort waren wir auch 2015 schon mal. Auch über sieben Jahre später, war die Aussicht noch bombastisch und wir freuten uns unheimlich wieder hier zu sein!

Panoramablick vom Cerro Campanario
Wiederholungstäter 🙂

Nach wie vor war die Stellplatzsuche in der Gegend eine echte Herausforderung, aber wir fanden ein Plätzchen am Wasser, vor einer abgebrannten Hotelruine – ein echter Lost Place. Dort hinzukommen war gar nicht so einfach, ich frage mich immer noch, wie Christian unseren 6m-Van dort hin manövriert und ausgerichtet hat. Aber nachdem wir erstmal standen, war es ein echt cooler Platz.

Auf der einen Seite ein Lost Place…
… auf der anderen Seite der See & Blick auf das Cerro Lopez Felsmassiv

Von dort aus hatten wir auch schon einen Ausblick auf unser Ziel für die Wanderung am nächsten Tag: dem Cerro Lopez mit dem gleichnamigen Refugio und der dahinterliegenden Bergspitze, dem Pico Turista.

Der Weg hinauf war von Anfang an vor allem: steil und staubig! Aber wie so oft bedeutet das ja auch: Aussicht!

Steil hinauf zum Refugio Cerro Lopez

Schließlich ging es weiter hinauf durch einen Wald, bis wir nach nur ca. 4,5km schließlich am Refugio Lopez ankamen. Dort musste man sich registrieren, wenn man weiter hinauf wollte, bis auf den 2.060m hohen Pico Turista. Auf knapp 1.3km muss man dann noch mal 400hm überwinden und das bedeutete nach wenigen Metern auf allen Vieren klettern, über teilweise lose Steinbrocken und rutschiges Geröll. Nach ca. einem Drittel der Strecke wurde es mir zu steil und gefährlich, besonders im Hinblick auf den Abstieg. Somit genoss ich die Aussicht und mein Käsebrot von meinem Standort aus, während Christian sich allein auf zum Gipfel machte.

Kein schlechter Platz für ein Päuschen!

Oben angekommen, wurde Christian mit 360 Grad Ausblicken, bis rüber nach Chile belohnt.

Berge bis nach Chile

Nach dem nicht weniger steilen Abstieg trafen wir uns schließlich wieder in einer der urigsten und schönsten Berghütten, die wir bisher in Südamerika gesehen haben, dem Refugio Roca Negra, wo wir uns noch ein Getränk gönnten, bevor es zurück zum Van und wieder zu unserem Platz am abgebrannten Hotel ging.

Hütte mit Aussicht!

Radrunde über den Circuito Chico

Am nächsten Tag nahmen wir uns den „Circuito Chico“ vor, also den „kleinen Rundkurs“. Dahinter verbirgt sich eine ca. 28km lange Strecke durch den Nationalpark, entlang der Seen, welche neben vielen schönen Strandabschnitten, auch an kleinen Spazierwegen, Wäldern und Aussichtspunkten vorbeiführt. Anstatt den Rundweg mit dem Auto abzufahren, oder eine Tour zu buchen, schwangen wir uns, wie auch 2015 schon, auf die Mountainbikes. Diesmal aber auf unsere eigenen! 😊

Unterwegs auf dem Circuito Chico

Neben der Hauptstraße fanden wir auch einige schöne Waldtrails im Nationalpark, welche uns an Arrayan Bäumen, mit ihrer zimtfarbenen Rinde, einer römischen Brücke und diversen kleinen Seen vorbeiführten und die Tour noch etwas spannender und abwechslungsreicher machten.

Für die Mittagspause kehrten wir in der Patagonia Brauerei ein, die ebenfalls am Circuito Chico liegt. Das Patagonia Bier ist in ganz Argentinien allgegenwärtig und neben Quilmes, wahrscheinlich das bekannteste Bier des Landes. Die Brauerei war nicht nur unglaublich schön gelegen und bot wiederum auch tolle Ausblicke auf die Umgebung, sondern war auch im Inneren toll gemacht, liebevoll dekoriert und vor allem: lecker! 😉

Brauerei mit Aussicht

Zum Abschluß brachte uns unsere Fahrradtour noch in die „Colonia Suiza“, also die Schweizer Kolonie, welche für unseren Geschmack aber viel zu künstlich und touristisch daherkam. Man fühlte sich eher wie in einem Themenpark, voller Souveniergeschäfte. Dafür trafen wir dort auf einen Argentinier mit einem futsch-neuen Fully-MTB (was hier eine echte Seltenheit ist), mit dem wir natürlich sofort ins Gespräch kamen und einige Tipps und Empfehlungen für die Umgebung bekamen. Zum Abschluss gab es noch ein leckeres Eis, bevor es zurück zu unserem Van ging.

Colonia Suiza – mehr Themenpark als authentisches Viertel

Wanderung Refugio Frey & Laguna Toncek

Statt eine weitere Nacht am abgebrannten Hotel zu verbringen, ging es diesmal gleich zum Startpunkt für unsere nächste geplante Wanderung, dem einfachen Gondelparkplatz des Skigebiets „Cerro Catedral“. Dort standen wir wirklich nicht schön, aber eben praktisch, um am nächsten Morgen gleich früh zum Refugio Frey, auf 1.700m aufzubrechen.

Vor uns lagen mal wieder 10,5km und 800hm bis zum Ziel. Der Weg begann diesmal nicht ganz so steil, führte zunächst um den Berg herum und dann schließlich wieder durch einen Wald, vorbei an ziemlich urigen Schutzhütten, querte ein paar Mal den Fluss, bis es schließlich doch wieder steil hinauf ging, auf den letzten Höhenmetern zum Refugio.

Schutzhütte im Wald, auf halber Strecke zum Refugio Frey
Steil, steiler, Patagonien

Bevor das Refugio in Sichtweite geriet, sahen wir schon die ersten Felsspitzen der umliegenden Berge, welche ein absolutes Kletter-Mekka zu sein scheinen. An nahezu allen Steilwänden konnte man kleine bunte Punkte erkennen: Kletterer.

Auf diesem Bild verstecken sich min. 6-8 Kletterer 🙂

Am Refugio Frey angekommen, zeigten sich dann alle Berge in voller Größe und die davorliegende Laguna Toncek.

Laguna Toncek
Refugio Frey

Wir genossen die Aussicht und gönnten uns im Refugio ein Bier und eine Torta, bevor es wieder retour zum Van ging.

Auf Solotour

Zurück am Parkplatz, waren wir uns dann einig das das jetzt erstmal genug Wanderungen und Ausflüge waren. Wo wir uns aber nicht einig waren, war was wir als Nächstes machen. Während Christian gerne mehr Zeit in der Stadt verbringen wollte, zog es mich eher wieder raus ans ruhige Seeufer in Dina Huapi. Warum nicht einfach beides machen? Nach 1.5 Jahren gemeinsam auf engstem Raum, kann man ja ruhig auch mal wieder was getrennt machen.

Somit buchte Christian sich für drei Nächte ein Hostelbett in Bariloche, ich setzte ihn in der Stadt ab und fuhr alleine wieder raus nach Dina Huapi, wo ich zwei herrlich entspannte Sommertage am Seeufer verbrachte, baden ging, Bücher las und den Kitesurfern zusah.

Nach der zweiten Nacht juckte es mich dann aber doch schon wieder in den Füßen und ich nahm mir die kleine Wanderung zum „Mirador Lago Guiterrez“ und den Wasserfall „Cascada Duenes“ vor, bevor es wieder zurück an den Strand ging.

Lago Guiterrez
Der kleine Wasserfall „Cascada Duenes“

Währenddessen nutzte Christian die Zeit im Ort, um sich den aktuellen argentinischen Faconschnitt verpassen zu lassen, schaute den Skateboardern im Skatepark zu, ging ins Fitnessstudio und zog abends durchs Kneipenviertel.

Der Barbier dem die Argentinier vertrauen! 😉

Skater Boi is back! 😉

Nach der dritten Nacht trafen wir uns dann mittags wieder in Bariloche und verbrachten noch einen gemeinsamen Tag in der Stadt. Und es kam natürlich, wie es kommen musste: nachdem Christian mit leuchtenden Augen vom Skatepark geschwärmt hatte, kehrten wir im nächstbesten Skateshop ein und erstanden ein neues Board.

Happy Kiddo

Damit ging es am nächsten Morgen direkt in den Skatepark, wo der alte Mann bewies: er kanns noch! Trotz 25 Jahren Skate-Abstinenz klappten einige Tricks noch auf Anhieb und keine Miniramp war und ist mehr sicher vor dem Kerl. 😉

The Flying Hainz!

Nach der anschließenden Abkühlung im See, erledigten wir noch einige Besorgungen, bevor wir eigentlich weiterfahren wollten, aber so ganz ließ uns Bariloche noch nicht los.
Es war schon so spät am Nachmittag, dass wir doch noch eine weitere Nacht am Seeufer in Dina Huapi einlegten, bevor es dann am nächsten Morgen, nach über 1.5 Wochen rund um das schöne Bariloche, doch endlich mal weiter ging und ab auf die „Ruta de los 7 Lagos“, die Straße der 7 Seen, und weiter hindurch durch den schönen Lake District.

Dazu dann bald mehr im zweiten Teil. 😊

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Unser Jahresrückblick 2022

Besser spät als nie – das neue Jahr ist zwar schon nicht mehr ganz so neu und die Meisten Jahresrückblicke und Bilanzen längst abgeschlossen, dennoch wollen wir es nicht versäumen, auch unser vergangenes Jahr Revue passieren zu lassen.

2022 war unser erstes Vollzeit-Reisejahr. Und was für ein Jahr es war! Nicht nur das wir uns endlich den großen Traum vom Vanlife in Südamerika und dem Bereisen der Panamericana erfüllen konnten, wir haben gemeinsam unseren 7. Kontinent betreten (wofür ich eine meiner größten Ängste überwunden habe) und auch davor in Europa schon einiges sehen und erleben dürfen.

Zahlen, Daten, Fakten

Insgesamt haben wir im letzten Jahr 13 Länder auf 3 Kontinenten bereist:
– Griechenland
– Türkei
– Italien
– Frankreich
– Monaco
– Spanien
– Portugal
– Deutschland
– Holland
– Uruguay
– Argentinien
– Chile
– Antarktis

Dabei haben wir insgesamt 36.369 km zurückgelegt. Argentinien war unter den genannten Ländern der Spitzenreiter mit rund 12.879 gefahrenen Kilometern. Dort waren wir allein im letzten Jahr aber auch 98 Tage lang unterwegs (und sind noch lange nicht fertig!)

Verbraucht haben wir auf der gesamten Strecke ca. 3.306 Liter Diesel.

Moby Dick hat ohne uns im Juli/August von Hamburg nach Montevideo ca. 6.473 Seemeilen (das entspricht in etwa 11.988 km) zurückgelegt, während wir dafür ohne ihn im November auf dem Weg in die Antarktis und zurück ca. 1.415 Seemeilen (ca. 2.621 km) geschafft haben.

Gemeinsam mit dem Van haben wir vier Fährfahrten gemacht und dabei in Summe ca. 571km auf dem Wasser überwunden:

– Kissamos (Kreta) nach Gythio (Festland Griechenland): ca. 185 km
– Igoumenitsa (Griechenland) nach Bari (Italien): ca. 375 km
– 2x Überquerung der Magellan Straße in Chile: ca. 11 km

Während unseres Flugs von Frankfurt, über Madrid nach Montevideo haben wir ca. 11.387 km in der Luft zurückgelegt.

Natürlich sind wir nicht nur Auto und Schiff gefahren, sondern auch Fahrrad, wenn auch etwas weniger als wir es uns erhofft hatten. Dabei haben wir

– mit den Mountainbikes ca. 555 km und 4.942 hm zurückgelegt und
– mit den Rennrädern (nur in Deutschland) ca. 284 km und 1.117 hm.

Noch öfters sind wir allerdings gewandert:
Von Kreta bis Patagonien haben wir insgesamt ca. 544 km und 16.762 hm zu Fuß überwunden.

Noch mehr Zahlen gefällig?

Von den 365 Nächten im Jahr 2022 haben wir

– 297 Nächten frei und kostenlos gestanden und nur
– 4 Nächte auf Campingplätzen verbracht.
– 13 Nächte standen wir auf bezahlten Parkplätzen (meistens in Städten).

Da wir aus logistischen Gründen auch ein paar Mal ohne unseren Van waren, haben wir in Summe 51 Nächte in Hotels, Pensionen, auf der Ocean Endeavour, oder bei der Familie auf der Couch verbracht. 

Was bleibt?

Was neben all den Zahlen, Daten und Fakten natürlich am Meisten in Erinnerung bleiben wird, sind die unzähligen Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse, die wir in dem Jahr sammeln durften, die spannenden und herzlichen Begegnungen mit den verschiedensten Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen und die unglaubliche Natur, die uns in jedem Land begegnet ist und uns oft sprachlos machte.

Das Privileg dies alles erleben zu dürfen, erfüllt uns jeden Tag aufs Neue mit tiefer Dankbarkeit und Glück, auch wenn es manchmal ehrlich gesagt anstrengend sein kann so zu leben. Es bleibt aber unser absoluter Traum. Oft schauen wir uns immer noch ungläubig an und können gar nicht realisieren, was für ein Glück wir haben und das dies alles hier unsere gemeinsame Wirklichkeit ist.

Wir sind gespannt, was 2023 noch alles für uns bereithält. Der Anfang war schon mal ziemlich gut. 🙂

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Unterwegs auf Chiles Carretera Austral

Teil 2 unseres Roadtrips durch Chile

Kaum hatte das neue Jahr begonnen, ging es für uns am 2. Januar auch schon wieder über die Grenze rüber nach Chile. Wir trafen die üblichen Vorbereitungen, versteckten unsere noch übrigen Essensvorräte und kamen dann bei der Einreise nach Chile ganz schön ins Schwitzen. Während wir bei der Immigration anstanden, sahen wir, wie die Zöllner diesmal sehr genau in alle Autos und vor allem Wohnmobile reinschauten, inkl. Heck, Kofferraum, Dachboxen und sogar Motorhauben wurden geöffnet. Das hatten wir bisher nie erlebt. Viele Reisende mussten sogar ihre Taschen und Rucksäcke auspacken und durch einen Scanner laufen lassen. Besonders ein Zöllner nahm es dabei scheinbar ganz genau. Wenn wir den erwischt hätten, wäre uns diesmal eine Strafe sicher gewesen (und unser Essen weg 😉).
Aber wir hatten mal wieder Glück – durch einen Zufall gerieten wir schließlich an einen anderen Zöllner, der recht schüchtern in unserem Van stand und sich kaum traute selbst ein Fach zu öffnen und sich stattdessen von mir alles zeigen ließ. Somit gelang uns die Schmuggelei erneut und wir waren mal wieder in Chile angekommen.

Vom Lago General Carrera auf die Carretera Austral

Unser erstes Ziel war, auf die Carretera Austral zu gelangen. Die Carretera Austral ist Teil der offiziellen Panamericana und gilt als eine der Traumstraßen der Welt, da die Landschaft links und rechts der Strecke unglaublich schön und vielfältig sein soll. Auch führt sie an verschiedenen Nationalparks, Fjorden und Seen vorbei und wir hatten uns bereits vorab einige Stopps rausgesucht.

Erstmal mussten wir aber auf diese Straße kommen. Nach der Grenze endete die Teerstraße alsbald und wir fanden uns erneut auf einer Schotterpiste wieder. Bevor wir auf die Carretera Austral trafen, hieß es erstmal den riesigen Lago General Carrera zu umrunden – das war übrigens der gleiche See, an dem wir auf argentinischer Seite, noch im Nationalpark Patagonia standen. Da hieß der See aber noch Lago Buenos Aires. Mit dem Grenzübertritt änderte sich auch der Name.
Trotz rumpeligen Bodenbelags, war die 110km lange Strecke unglaublich schön und erlaubte immer wieder Ausblicke auf den See und die umliegenden Berge.

Schotterpiste entlang des Lago General Carrera

Für die Nacht fanden wir einen schönen Platz entlang der Strecke, die Aussicht konnten wir aber nur von drinnen bewundern, da es sehr windig war. Leider wurde der Wind während der Nacht immer stärker, sodass wir beide nicht viel Schlaf abbekamen und am nächsten Morgen zeitig aufbrachen, um die restlichen Kilometer bis zur Carretera Austral fix hinter uns zu bringen.

Windiger Ausblick auf den Lago

Auf der Carretera angekommen, änderte sich leider erstmal nicht viel – die Straße blieb weiter geschottert und wir kamen relativ langsam voran. Aber bei der Aussicht muss man sich da sicher nicht beschweren.

Ausblick von der Carretera Austral

Immer wieder überquerten wir kleine Brücken, die wie eine Miniaturausgabe der Golden Gate Bridge aussahen. Bei ebenso einer Brücke, fanden wir auch den nächsten Stellplatz für die Nacht, da wir es nicht bis zu unserem eigentlichen Ziel, dem Ort Villa Cerro Castillo schafften. Aber wir hatten es auch nicht allzu eilig, da die Wettervorhersage ohnehin noch etwas wechselhaft war und wir in Cerro Castillo eine Wanderung geplant hatten, für die wir gerne einen schönen Tag erwischen wollten.

Villa Cerro Castillo

So kam es dann auch. Nachdem wir schon einen Tag im kleinen Örtchen Villa Cerro Castillo verbracht hatten und dort, aus Mangel an Alternativen, ausnahmsweise mal wieder auf einer Art kleinem privaten Campingplatz standen, war die Vorhersage für den 5. Januar geradezu perfekt. 26 Grad und keine Bewölkung, somit ging es auf zur Laguna Cerro Castillo, am Fuße des gleichnamigen Berges. Wir hatten vorab in Erfahrung gebracht, dass der Trail hinauf nur 6,5km lang ist und dass es relativ steil sein sollte. Wie steil, wurde uns dann erst unterwegs bewusst.  

Mal wieder ging es von Anfang an hoch hinaus, erst noch durch ein schattiges Wäldchen, später dann über einen Hang, der mit kniehohen Sträuchern und Büschen bewachsen ist, bis man schließlich die Baumgrenze erreicht, von wo der Weg noch steiler und felsiger wird. Der Vorteil, wenn es steil bergauf geht: man hat ordentlich Aussicht!

Aussicht war da!

Der Weg selbst war sehr feinsandig, jeder Schritt wirbelte Unmengen an Staub auf. Schon nach wenigen Metern waren wir beide schön dreckig-verkrustet, dank der Mischung aus Sonnencreme, Schweiß und eben Staub.

Was jedoch viel mehr nervte, waren die aggressiven Bremsen, die mit einem Mal auftauchten. Einer der Ranger hatte uns schon vorgewarnt, dass es aktuell viele von den Biestern gäbe. Was uns aber neu war, war die Aggressivität dieser Viecher. Unablässig attackierten sie uns und stachen auch direkt zu, sogar durch die Kleidung! Zwischendurch war ich so genervt, dass ich am liebsten umgedreht hätte, aber natürlich zogen wir es durch.

Der letzte Kilometer der Tour hatte es dann wirklich in sich, es wurde noch mal steiler und anstrengender.

Die letzten Meter zur Laguna

Nachdem wir über 1.100hm überwunden hatten, war es dann aber geschafft. Wir standen am Fuße des Cerro Castillo mit seinem gleichnamigen Gletscher und der darunterliegenden blau leuchtenden Lagune.

Laguna Cerro Castillo

Mal wieder unglaublich schön! Da konnte man sogar den anstrengenden Aufstieg und die Bremsen kurz vergessen.

Der Cerro Castillo und sein gleichnamiger Gletscher

Der Abstieg hatte es dann aber natürlich ebenso in sich und brachte die Knie und Oberschenkel zum brennen. Dank der Bodenbeschaffenheit war es nicht nur steil, sondern auch ganz schön rutschig und wir waren beide froh, als wir endlich wieder die Baumgrenze passiert hatten und es nicht mehr so extrem steil war. Dafür waren dann wieder die Bremsen da…

So schön es auch auf dem Gipfel war, die Wanderung wird sicher nicht als unsere Lieblingswanderung in Erinnerung bleiben. Der nächste Tag brachte dann den Muskelkater des Todes mit sich, somit beschlossen wir zur Erholung noch einen weiteren Tag auf unserem kleinen, privaten Wiesencampingplatz zu verbringen und uns möglichst wenig zu bewegen.

Zuhause in Villa Cerro Castillo

Ab in den Regenwald!

Nach der dritten Nacht in Villa Cerro Castillo ging es schließlich weiter über die Carretera Austral. Und nun änderte sich die Landschaft zunehmend. Es wurde immer grüner und grüner, auch die Luftfeuchtigkeit stieg merklich. Landschaftlich hatten wir fast den Eindruck, unterwegs nach Südtirol zu sein.

Patagonien wurde grüner und grüner

Wir gelangten schließlich in den Ort Coyhaique, von dem wir angenommen hatten, dass er ein bisschen größer sei. Letztendlich war es aber auch nur ein Dorf, mit ein paar kleinen Supermärkten, in denen wir zumindest das nötigste an Vorräten aufstocken konnten. Mehr hatte der Ort nicht zu bieten, also ging es gleich weiter, bis wir schließlich einen Platz an einem Fluß fanden. Hier war auch das Wetter deutlich freundlicher als unterwegs, somit richteten wir uns direkt für zwei Tage häuslich ein und genossen es mitten im Grünen zu sein.

Unser Häuschen am Fluß

Zurück auf der Carretera Austral, fühlten wir uns mit einem Mal wie in einer anderen Welt – die Vegetation wurde plötzlich tropisch. Wir hatten den Regenwald erreicht und entsprechend nass und neblig war es dort auch. Die Straßenränder waren gesäumt mit riesigen Farnen und anderen exotischen Pflanzen mit riesigen Blättern.

Unterwegs auf der Carretera Austral, quer durch den Regenwald

An unzähligen Stellen sahen wir kleine und große Wasserfälle aus den Bergen kommen.

Moby Dick auf der Carretera Austral

Passenderweise wurden die Straßenverhältnisse auch immer abenteuerlicher. Zunächst war die Straße noch einigermaßen flach und gut geteert, bis wir in eine lange, enge Baustelle gerieten, wo an eben diesem Zustand weiter gearbeitet wurde. Danach hatten wir für den Rest der 30km wieder eine buckelige Schotterpiste unter den Reifen, mit jeder Menge Schlaglöchern, Serpentinen und knackigen Anstiegen.

Eine schnelle Runde über die Carretera Austral

Aber dennoch war es einfach wunderschön durch diese Landschaft zu fahren, die wieder mal eine völlig andere und neue Seite von Patagonien offenbarte. 

Wir folgten der Straße, bis wir schließlich wieder auf Meereshöhe angelangt waren und Ausblick auf die Fjorde rund um Puyuhuapi hatten. In dem kleinen Ort fanden wir einen Platz für die Nacht direkt am Strand und konnten dort das Regenwetter am nächsten Morgen aussitzen.

Am Strand in Puyuhuapi

Als es schließlich etwas aufklarte, wagten wir es, die Wanderung zum hängenden Gletscher Ventisquero in Angriff zu nehmen. Die eigentlich recht kurze Wanderung im Queulat Nationalpark war ein echtes Patagonien-Highlight für uns. Der Trail führte uns zunächst durch den üppigen Regenwald, wir waren umgeben von Farnen, blühenden Kletterpflanzen und moosbewachsenen Bäumen, was uns ein bisschen an Neuseeland, gleichzeitig aber auch an Costa Rica erinnerte.

Wanderung durch den üppigen Regenwald, zum hängenden Ventisquero Gletscher
Florale Details am Wegesrand
Florale Details am Wegesrand

Der matschige Weg führt immer leicht bergauf, bis man schließlich nach nur 4km zu einem Aussichtspunkt auf den Gletscher ankommt. Durch einen tropischen Regenwald zu einem Gletscher wandern, das gibt es wohl nur in Patagonien?!

Der Ventisquero Gletscher, mitten im Regenwald

Ein unglaublicher Anblick!  

Nach der Wanderung verschlug es uns wieder zurück an den Strand von Puyuhuapi, wo es für den Rest des Tages und auch am nächsten Morgen noch kräftig regnete. Also höchste Zeit für uns weiterzufahren. 😉

Im Pumalin Nationalpark

Unser nächstes Ziel war Chaiten, das Tor zum Pumalin Nationalpark. In Chaiten füllten wir wieder unsere Vorräte auf, bevor es los in den Park ging. Der Park umfasst eine Fläche von über 4.000km² und wird durch die Carretera Austral durchtrennt. Bei einer Rangerstation versorgten wir uns mal wieder mit Informationen zu Touren und erlaubten Wildcampingplätzen und suchten uns dann wieder einen schönen Platz am Strand des Pazifiks, am Playa Santa Barbara. Zwar war auch hier leider kein klassisches Strandwetter, aber dennoch konnte sich die Aussicht sehen lassen. Mehrmals am Tag, sahen wir sogar Magellan Pinguine, Seelöwen oder auch Delfine vorbeischwimmen.

Am schwarzen Pazifikstrand im Pumalin Nationalpark

Nachdem der nächste Morgen wieder eher wechselhaft und regnerisch begann, wagten wir uns dann aber doch weiter rein in den Park, um die Wanderung zum Vulkan Chaiten zu machen. Der Chaiten war zuletzt 2008 unerwartet ausgebrochen, was zur Evakuierung der angrenzenden Orte und zur zweijährigen Schließung des Parks führte. Seit 2015 gilt der knapp 1.200m hohe Vulkan wieder als inaktiv, obwohl man ihn immer noch qualmen sehen kann. Das wollten wir uns natürlich auch anschauen und machten uns, trotz Nieselwetter, auf den Weg. So kamen wenigstens unsere extra für die Antarktis angeschafften Regenhosen auch noch mal zum Einsatz. 😉

Nicht gerade unser Lieblings-Wanderwetter 😉

Wieder führte der Trail durch den traumhaft schönen Regenwald. Da es auf den nur 2,6km aber knapp 500hm zu überwinden galt, ging es von Anfang an wieder steil hinauf. Zum Glück war der Weg gut mit Stufen präpariert, sonst wäre das mit dem ganzen Matsch eine ziemlich rutschige Angelegenheit geworden.

Trail zum Vulkan Chaiten
Florale Details am Wegesrand

Solange wir durch den Wald liefen, gab es links und rechts des Weges noch genug zu sehen. Nachdem wir aber die Baumgrenze überschritten hatten sahen wir nichts mehr, außer graue Suppe.

Viel zu sehen gab es nicht 😉

Wie so oft hatten es die letzten Meter bis zum Gipfel noch mal in sich. Oben angekommen, bekamen wir dann zumindest eine Ahnung davon, dass da ein Vulkan vor uns lag. Durch den Nebel konnten wir den Kratersee erkennen. Der Vulkan selbst, blieb in den Wolken.

Hier wäre Ihre Aussicht gewesen!

Nach ein paar Minuten lüftete sich der Nebel aber doch und zumindest der Kratersee lag nun klar vor uns. Am Rande der Vulkanwand konnten wir auch ein paar kleine Rauchwolken erkennen, aber leider blieb die Wolkendecke zu niedrig, so dass sich der Chaiten uns nicht in seiner ganzen Pracht zeigte.

Ausblick auf den Kratersee, am Fuße des Chaiten
Der Vulkan blieb im Nebel, ein paar Rauchschwaden konnte man trotzdem sehen.

Schließlich ging es wieder Retour und wir bekamen dann doch noch ein kleines bisschen Aussicht auf die umliegende Landschaft.

Der Rückweg bot zumindest ein bisschen Fernblick

Nach der kurzen Wanderung hatten wir noch Zeit und Energie für mehr, daher ging es noch weiter nördlich in den Nationalpark, wo wir uns den kleinen Rundweg zu den Alerces Bäumen vornahmen. Alerces, oder auch patagonische Zypresse genannt, sind sehr alte Bäume, manche Exemplare im Park sind bis zu 3.000 Jahre alt. Die Größten sind über 50m hoch.

Einer der ältesten Bäume im Park

Schon verrückt wie diese Riesen mit ihrer knorzigen Rinde zwischen all den tropischen Pflanzen rausragen.

Der dritte Hike den wir machen wollten erwies sich leider als gesperrt, so kehrten wir am Nachmittag zurück an unseren Platz am Pazifikstrand, wo wir zumindest noch einen schönen Sonnenuntergang geboten bekamen.

Sonnenuntergang am Pazifikstrand

Es geht zurück nach Argentinien

Nach einem weiteren Tag am Strand, ging es schließlich weiter. Wir nahmen wieder Kurs auf die Grenze nach Argentinien. Weiter nördlich wäre man in Chile nämlich nur mit Fähren weitergekommen und darauf hatten wir zum einen keine Lust, zum anderen wartete in Argentinien noch Bariloche und der sogenannte See-Distrikt auf uns, auf den wir uns jetzt auch schon lange freuten.

Wir steuerten also den Grenzübergang Futaleufu an. Vor dem Grenzübertritt wollten wir nur noch eine kurze Mittagspause am Flußufer des Rio Futaleufu einlegen, um unsere Essensvorräte aufzubrauchen und, wie üblich, die Reste zu verstecken. Als wir aber ankamen, standen da mal wieder Sebastian und Anja, ein deutsches Pärchen, dem wir seit der Peninsula Valdes, also auf den letzten 8.000km nun schon zum siebten Mal zufällig begegnet sind. Obwohl wir abweichende Routen durch Argentinien und Chile hatten, trafen wir immer wieder aufeinander und jedes Mal verabredeten wir, beim nächsten Mal was gemeinsam zu trinken, was bisher aber nie geklappt hatte. Da wir es aber nicht eilig hatten, der Platz am Fluß überraschend schön und idyllisch war, das Wetter endlich mal wieder sommerlich warm und auch das Flußwasser nicht zu kalt, beschlossen wir spontan noch eine Nacht in Chile zu bleiben.

Am Ufer des Rio Futaleufu (mit argentinischen Nachbarn im Sprinter ;))

So verbrachten wir einen sehr lustigen Abend mit Sebastian und Anja, zu dem sich später auch noch Rena mit ihrem Hund Bruno gesellte. Rena ist eine Hamburgerin, die aktuell mit ihrem Van alleine in Südamerika unterwegs ist. Sie war gerade von Argentinien nach Chile gekommen und hatte noch so gar keinen Plan, was sie auf der Carretera Austral erwarten würde. So tauschten wir stundenlang gegenseitig Erfahrungen und Tipps aus.

Nach zwei traumhaften und abwechslungsreichen Wochen inmitten von Bergen, Lagunen, Flüssen, üppigen Regenwäldern, Fjorden, Gletschern, Nationalparks und Stränden, ging es für uns am nächsten Morgen wieder los ging zur Grenze nach Argentinien, wo schon die nächsten Highlights auf uns warteten.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Feiertage in Patagonien

Teil 8 unseres Argentinien Roadtrips

Mal wieder zurück in Argentinien, mal wieder ein Grenzübertritt, mal wieder Kühlschrank leerräumen und Vorräte verstecken. Aber auch diesmal verlief der Grenzübergang am Dorotea Pass reibungslos und ohne aufwendige Kontrollen, sodass wir nach einem (endlich wieder günstigen) Tankstopp in Rio Turbio, direkt Kurs auf unser Ziel nehmen konnten: El Calafate.

Feiern mit den Weltmeistern

Nach 4 Stunden Fahrt kamen wir in El Calafate an, füllten im Supermarkt unsere Vorräte auf, reservierten einen Platz in einer Bar, um am nächsten Tag das WM-Endspiel schauen zu können und bezogen dann direkt wieder unseren „Stammplatz“ am Lago Argentino.

Home Sweet Home in El Calafate

Am Morgen des 18. Dezember zeigte sich, dass es eine gute Idee gewesen war, eine Reservierung für das WM-Spiel zu machen. Das Spiel begann um 12 Uhr mittags. Gegen halb elf machten wir uns mit den Rädern auf in die Stadt und konnten kaum glauben, dass einige Bars und Restaurants entweder schon gerappelt voll saßen oder die Leute draußen Schlange standen, um noch einen Platz zu ergattern. Nahezu jeder Argentinier war in hellblau-weiß gekleidet und nahezu alle trugen das Trikot mit der Nummer 10, sprich die Nummer von Lionel Messi.

Auch wir bezogen unseren Platz in der Bar und fieberten dem Spiel entgegen, wenn auch vermutlich nicht ganz so angespannt wie die meisten Argentinier um uns herum. Ich habe noch nie so viele Männer weinen sehen, wie an diesem Tag! Direkt neben mir saßen zwei Jungs, die vom ersten Ton der Nationalhymne bis zum letzten, entscheidenden 11-Meter, ihren Tränen freien Lauf ließen und sich immer wieder in den Armen lagen.

Wahre Liebe gibt es eben doch nur unter Männern!

Das spannende, hochemotionale Spiel forderte den Argentiniern alles ab und nachdem klar war das die argentinische Mannschaft den Titel geholt hatte, gab es kein Halten mehr. Während des Spiels waren die eigentlich so trubeligen Straßen von El Calafate wie leergefegt. Nach dem Abpfiff änderte sich das abrupt. Eine blau-weiße Menschenmasse versammelte sich in der Ortsmitte, Flaggen wurden geschwenkt, Lieder gesungen, es flog Konfetti und die ein oder andere Bierdose. Kurz gesagt, es herrschte euphorische Partystimmung.

Partystimmung in El Calafate

Auch die Polizei feierte mit – der Streifenwagen, der die Straße absperrte, ließ die Sirene laufen, die Beamten schwenkten Flaggen, jubelten und posierten bereitwillig mit begeisterten Kindern.

Wir drehten eine Runde durch die feierwütige Meute, bevor es uns dann aber irgendwann zu viel wurde und wir zurückradelten, zu unserem ruhigen Platz am See.

Der folgende Montag wurde zum nationalen Feiertag ausgerufen. Wenn man die Bilder aus Buenos Aires gesehen hat, war sowieso klar, dass kein Argentinier in der Lage gewesen wäre, nach dem Sieg zur Arbeit zu gehen. 😉

MTB Tour zu den „Balcones de Calafate“

Wir nutzten den Tag für eine ausgedehnte Mountainbike Runde. Wir hatten uns die Tour zu den „Balkonen von El Calafate“ rausgesucht, ein Aussichtspunkt über der Stadt. Eigentlich ist diese Tour eine Allrad-Adventure-Tour, aber wir dachten uns, wo man mit dem Jeep hinkommt, muss man doch auch mit dem Mountainbike hinkommen können. So war es dann auch.

Unterwegs zu den Balcones

Allerdings ging es nahezu von Anfang an, ordentlich bergauf. Auf knapp 20km hatten wir 800hm zu überwinden, dass hatten wir lange nicht mehr auf den Bikes. Oben angekommen, entschädigte der Ausblick über den Ort, den türkisblauen Lago Argentino bis rüber zu den schneebedeckten Bergen von Chile, quasi die Rückseite des Torres del Paine Nationalpark. 

Ausblick von einem der „Balkone“

Ganz in der Ferne konnten wir sogar die Spitze des Mt. Fitz Roy, in El Chaltén, ausmachen.

Wer ganz genau hinschaut, sieht die Spitze des Mt. Fitz Roy

Ursprünglich hatten wir geplant, retour die gleiche Strecke zu nehmen. Von oben sahen wir jedoch einen anderen Trail, der sich zurück zum Ort schlängelte. Dieser sah noch spannender aus, also machten wir uns auf zu diesem Weg. Anders als der Hinweg, war dieser leider deutlich sandiger und ebenso steil, sodass die Rückfahrt stellenweise zu einer ganz schönen Rutschpartie wurde.

Sandiger Rückweg nach El Calafate

Unten angekommen, standen wir dann vor einem verschlossenen Tor, offensichtlich hatten wir uns auf Privatgelände verirrt. Somit mussten wir noch ein bisschen klettern, bevor es endgültig zurück nach El Calafate und dort direkt in die Heladeria ging. Nach über 50km radeln muss Belohnung sein! 😉

Im Ort angekommen, konnte man den Eindruck bekommen, dass die argentinische Nationalmannschaft noch mal antreten würde. Uns begegneten wieder zahllose Messis (und auch ein paar Maradonas), sowie einige Leute, die sich in die Argentinien Flagge gehüllt hatten. Fußball ist eben fast schon eine Religion in Argentinien!

Am See entlang, ging es zurück an den Van. Auch am Seeufer war deutlich mehr los als sonst. Viele Argentinier nutzten den gewonnenen Feiertag für einen Familienausflug an den Lago Argentino. Kein Wunder, es war auch ein fast schon sommerlicher und windstiller Tag und der Ausblick auf die umliegenden Berge grandios.

Am Ufer des Lago Argentino

Weihnachten in El Chaltén

Wir blieben eine weitere Nacht in El Calafate und machten uns dann am 20.12. wieder auf zu unserem absoluten Lieblingsort in Patagonien, nach El Chaltén, wo wir die Weihnachtsfeiertage verbringen wollten.

Wieder freuten wir uns, die für uns legendäre Straße nach El Chaltén selbst zu fahren, mit Blick auf den Mt. Fitz Roy, Cerro Torre & Co.

Unterwegs nach El Chaltén

Nach unserer Ankunft, bezogen wir auch dort wieder unseren alten Stammplatz am Ortsrand, genossen den Ausblick und verbrachten erstmal zwei entspannte Tage rund um den Van. Das Wetter war nicht ganz so gut wie bei unserem Besuch Anfang November. Es war deutlich kühler und windiger, dennoch zeigten sich die Berge mehrmals am Tag wolkenfrei.

Mt. Fitz Roy & Co.

Einen Tag vor Weihnachten, wagten wir dann die erste große Wanderung. Eigentlich wollten wir nur zum Aussichtspunkt auf den Piedras Blancas Gletscher laufen, welcher rechts unterhalb des Fitz Roys liegt. Von dort gibt es einen Verbindungsweg zur Laguna de los Tres, am Fuße des Fitz Roy. Diesen steilen und anstrengenden Hike hatten wir aber schon zweimal gemacht, zum letzten Mal ja erst im November, daher wollten wir uns die Strapazen diesmal ersparen. Im Besucherzentrum erfuhren wir dann aber, dass die Lagune inzwischen freigetaut war, wir hatten sie bisher immer nur schneebedeckt gesehen. Also gab es keine Ausrede mehr, und wir nahmen uns den steilen Anstieg ein drittes Mal vor.

Zunächst ging es aber mit einem Shuttlebus zum Startpunkt der Tour, am Rio Electrico, quasi auf halbem Weg zum Lago del Desierto.

Start der Wanderung, am Rio Electrico

Von dort aus hieß es erstmal Pfadfinder spielen. Der ursprüngliche Weg zum Gletscher, verlief nämlich über Privatgelände und die Besitzer hatten sich im Oktober entschieden, den Weg nicht mehr für Wanderer freizugeben. Lt. der Parkranger sollte es einen Wegweiser geben, welcher einen auf den neuen Weg führt, aber das besagte Schild fanden weder wir noch die anderen Leute, welche die gleiche Wanderung machen wollten. Also irrten wir erstmal ein Stück durchs patagonische Unterholz, bis wir schließlich irgendwann doch auf den richtigen Weg trafen und nach nur 5km am Aussichtspunkt für den Piedras Blancas Gletscher und die darunterliegende Lagune standen.

Gletscher Piedras Blancas mit dem Mt. Fitz Roy im Hintergrund

Schade, dass man da nicht noch näher rankommt.

Vom Aussichtspunkt aus ging es weiter durch den Wald, bis wir schließlich zur Weggabelung zur Laguna de los Tres gelangten. Ab da wurde es dann wieder steil und steiler…

Oben angekommen, präsentierte sich der Mt. Fitz Roy wieder in seiner ganzen Pracht und statt einem weißen „Vorleger“, hatte er diesmal den blau-leuchtenden Lagunen-Teppich ausgelegt.

Laguna de los Tres am Fuße des Mt. Fitz Roy

Zum Vergleich, so sah es hier noch im November aus:

Schneefeld statt Lagune

Da hatte sich der Aufstieg für uns doch schon wieder gelohnt. Retour ging es dann über den klassischen Weg zurück bis nach El Chaltén. So hatten wir am Nachmittag dann doch schon wieder über 24km auf der Wanderuhr stehen.

An Heiligabend war das Wetter wieder etwas durchwachsener, sodass wir nur eine kleine Spazierwanderung machten und sonst den Tag rund um den Van verbrachten, bevor es abends noch mal in den Ort ging, auf einen Weihnachtscocktail.

Das höchste der Weihnachtsgefühle in El Chaltén 😉

Der erste Weihnachtsfeiertag, welcher auch in Argentinien der eigentliche Weihnachtstag ist, zeigte sich wieder sommerlich warm und wolkenfrei. Also beschenkten wir uns selbst mit der Wanderung zu unserem Lieblingsaussichtspunkt in El Chaltén: dem Loma del Pliegue Tumbado.

Dort angekommen, zeigten sich die Berge und die Laguna Torre diesmal wirklich von ihrer allerschönsten Seite. Der Himmel war strahlendblau und keine einzige Wolke weit und breit zu sehen. Besser geht’s nicht!

Perfekter Tag am Loma Mirador!
🙂

Den Weihnachtsabend verbrachten wir grillend vor dem Van.

Frohe Weihnachten! 😉

So wirklich weihnachtlich war uns nicht zumute und wir hatten schon den ganzen Tag darüber gescherzt, dass in El Chaltén dann wohl auch nicht der Weihnachtsmann oder das Christkind kommt, sondern eher das Weihnachtsgürteltier. Das wird den meisten Leuten nichts sagen, es sei denn, sie haben die TV-Serie FRIENDS geschaut und kennen die Weihnachtsfolge, in der sich Ross, aus Mangel eines Weihnachtsmannkostüms, als Gürteltier verkleidet.

Als wir da also in unserem kleinen Vorgarten mit Bergblick saßen, raschelte es plötzlich neben uns im Gras und wir konnten kaum unseren Augen trauen, als uns dieses süße, kleine Gürteltier entgegen blickte:

Das patagonische Weihnachtsgürteltier 🙂

Wir hatten tatsächlich Besuch vom Weihnachtsgürteltier höchstpersönlich.

Wir verbrachten drei weitere entspannte Tag in und um El Chaltén, gönnten uns eine Massage und einen Restaurantbesuch, bevor wir am 28.12. erneut (und wieder mal wehmütig) Abschied von unseren Lieblingsbergen nahmen. Diesmal auf unbestimmte Zeit. Aber es wurde höchste Zeit, noch mehr von Patagonien zu entdecken.

Jahreswechsel im Nationalpark Patagonia

Wir nahmen Kurs auf den Nationalpark Patagonia, etwas weiter nördlich im Land. Aber wie es in Argentinien so ist, die Wege sind weit und oft geschottert, daher erreichten wir nach 6 Stunden Fahrt auf der berühmten Ruta 40 erstmal nur einen Zwischenstopp, am Rio Chico. Dort mussten wir erstmal das Auto entstauben und uns ein bisschen bewegen. Irgendwie sind so lange Fahrtage oft anstrengender als 24km wandern.

Wir wissen nicht genau, was an dem eigentlich so ruhigen Plätzchen am Fluß los war, aber unsere Nacht endete gegen 5:45 Uhr sehr abrupt, als wir von lauter Musik und Stimmengewirr geweckt wurden. Neben uns hatte sich eine Gruppe junger Leute mit Autos versammelt, es wurde getrunken, Musik gehört und gesungen. Nach ca. einer Stunde, waren dann alle wieder verschwunden, aber gegen 8 Uhr kam das nächste Auto, wieder spielte laut Musik und eine Gruppe von Leuten stand drum herum, sang und trank Alkohol so früh am Tag. Interessant. Vielleicht eine argentinische Version des Grenzgangs, der bei uns in Deutschland ja auch zwischen den Jahren stattfindet. 😉

Für uns ging es nach dem Frühstück weiter und wieder ab auf die Ruta 40, bis wir schließlich, nach weiteren 400km und im Nationalpark Patagonia, am Lago Buenos Aires ankamen.

Im Nationalpark gab es einen kostenlosen Campingplatz, wo wir unser Lager für die nächsten vier Tage aufschlugen. Das Wetter war eigentlich schön, warm und sonnig, aber hier fegte permanent ein ordentlicher Wind, eben typisch Patagonien.

Dennoch wagten wir ein paar Spaziergänge und Wanderungen. Rund um das Seeufer, gab es einige Wege, die schöne Ausblicke boten.

Am Lago Buenos Aires

Für die längeren Hikes hofften wir auf etwas besseres Wetter, sprich weniger Wind. Am Silvestertag war es tatsächlich etwas ruhiger, sodass wir das Jahr mit einer weiteren langen Wanderung verabschiedeten.

Es ging zum knapp 11km entfernten Mirador Condor. Der Weg dorthin, führte durch pampaartiges Gelände, was leider nicht sehr viel Abwechslung bot, aber immerhin schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge und den See.

Ausblick vom Mirador Condor
Wandern in der patagonischen Pampa

Der Jahreswechsel selbst verlief dann recht ruhig, wir sahen keine Raketen oder sonst was. Wir verbrachten den Abend also zu zweit im Van mit unserem persönlichen Jahresrückblick, der aufgrund der zahlreichen unglaublichen Erlebnisse und Abenteuer, besonderen Begegnungen und bereisten Länder in 2022 doch einige Zeit in Anspruch nahm und die ein oder andere Erinnerung zurückbrachte. 🙂

Am nächsten Morgen, dauerte es aber nicht lange, bis die ersten argentinischen Familien über den Campingplatz „herfielen“. Schon gegen 8 Uhr morgens wurden die ersten Grillstellen angefeuert, Bierflaschen geöffnet, Zelte aufgebaut und Fußball gespielt. Das ging den ganzen Tag so, bis zum Sonnenuntergang. Die Argentinier nutzen auf jeden Fall gerne den ganzen Tag, wenn es was zu feiern gibt. 😉

Wir blieben noch bis zum 2. Januar im Nationalpark, bevor wir uns – mal wieder – auf den Weg nach Chile machten.
Als nächstes hatten wir uns die Carretera Austral vorgenommen, welche Teil der Panamericana ist und als eine der „Traumstraßen der Welt“ gilt. Wir können jetzt schon sagen: Zu Recht!

Aber dazu dann demnächst mehr. 🙂

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