Teil 1 unserer Reise durch Mexiko
Nach einem kurzen, aber anstrengendem und schlaflosen Flug, kamen wir am 7. Oktober um 2 Uhr nachts ziemlich gerädert in Mexico City an. Vermutlich reichten unsere Augenringe zurück bis Kolumbien. Da es uns wenig sinnvoll erschien, mitten in der Nacht in die Stadt reinzufahren und auch unser Apartment erst ab nachmittags bezugsfertig war, verbrachten wir noch einige Stunden am Flughafen und saßen die Zeit bei Starbucks ab, bevor wir uns am frühen Vormittag auf den Weg in die Innenstadt machten.
Unser Airbnb Apartment lag im In-Viertel Roma-Norte, wo wir schon mal unser Gepäck abladen konnten und uns anschließend ein wenig umschauten und erstmal was zum Frühstücken suchten. Beim gefühlt drölften Kaffee an diesem Tag, der uns aber auch nicht wacher machte, beschlossen wir dann keine Zeit zu verlieren und uns gleich der ersten Walking Tour, durch die riesige 23 Millionen-Metropole anzuschließen.
Coyoacan
So landeten wir im südlich gelegenen Künstlerviertel Coyoacan, welches sich durch spanische Architektur und viele kleine Kunstgalerien und Märkte auszeichnet.
Bei dem Spaziergang durch das Viertel lernten wir bereits viel über die Geschichte von Mexico, angefangen bei der Kultur der Mexicas, gefolgt von den Azteken und den Mayas.
Die Mexicas (ausgesprochen Meschikkas) waren diejenigen, welche die heute als Mexico City bekannte Stadt im Jahr 1325 gründeten, und zwar mitten auf einem riesigen See. In den folgenden Jahrhunderten wuchs die Stadt immer weiter und schließlich waren es die Spanier im 16 Jahrhundert, welche den Untergang des Reiches der Azteken begründeten und den See schließlich ganz trockenlegten, um die Stadt noch weiter zu vergrößern. Das dies nicht so richtig gelang, hatte damals schon viele Überflutungen und Unglücke zur Folge. Und bis heute kämpft die Stadt mit dem instabilen Untergrund. Nahezu jedes Gebäude im historischen Zentrum der Stadt, ist krumm und schief, da der Boden in der ganzen Stadt immer weiter absinkt. An vielen Stellen mussten Treppen gebaut werden, da Gebäude und Kirchen inzwischen bis zu 2m tiefer liegen als ursprünglich bei der Erbauung.
Coyoacan, war auch die Heimat von Mexikos berühmtester Künstlerin: Frida Kahlo. Ihr berühmtes blaues Elternhaus, genannt Casa Azul, steht bis heute und wurde kurz nach ihrem Tod zum Museum umfunktioniert, mit jeder Menge Fotos von ihr, sowie ihrer Originaleinrichtung, Kleidung, Schmuck und natürlich ihrer Kunst. Ich fand das superspannend zu sehen, da ich vor einigen Jahren die Biografie von Frida gelesen habe, und vieles daraus wiedererkannte.
Weiter südlich in der Stadt, befindet sich außerdem das Haus, in dem Frida mit ihrem Mann Diego Rivera gelebt hat, welcher wiederum zu den berühmtesten und einflussreichsten Künstlern des Landes gehört. Von ihm stammen viele weltberühmte Murals, die ich mir in den kommenden Tagen auch noch alle ansah.
Zunächst ging es aber für uns zum Haus von Frida und Diego, welches eigentlich aus zwei Häusern besteht, die mit einer kleinen Brücke verbunden ist, was als Sinnbild für die eher turbulente Beziehung der beiden gesehen wird.
Das Innere befand sich gerade im Umbau, dennoch gab es auch hier die ein oder andere spannende Kuriosität zu sehen.
Aber auch abgesehen von Fridas Erbe gab es in Mexico City unglaublich viel zu entdecken. Schon lange hat uns keine Stadt mehr so beeindruckt und begeistert wie diese Mega-Metropole. Wir legten jeden Tag an die 30.000 Schritte zurück, obwohl wir auch gerne mal auf die Metro, Busse oder ein Uber zurückgriffen. Die Stadt ist einfach riesig!
Centro Historico
Auch im historischen Zentrum schlossen wir uns noch mal einer Walking Tour an. Allein die für die Architektur lohnt sich ein Ausflug in diesen Teil der Stadt.
Zudem wurde mitten in der Stadt, bei Bau einer Metro-Linie, Ende der 1970er Jahre, ein alter Azteken Tempel gefunden. Eine Ausgrabungsstätte mitten in der Altstadt ist definitiv auch ein besonderer Anblick.
Ebenfalls im historischen Zentrum befindet sich der einst höchste Turm von Südamerika – der 182m hohe Torre Latinoamericana, der inzwischen längst von anderen, höheren Gebäuden überholt wurde. Vom 44. Stock des Turms aus, hatte man dennoch einen super Ausblick über die Stadt, und die umliegenden Berge und Vulkankrater.
Desweiteren besuchten wir den Palacio Nacional, in dem der Präsident von Mexiko lebt und arbeitet. Dementsprechend waren hier die Sicherheitsvorkehrungen besonders streng. Im Gänsemarsch ging es mit anderen Besuchern durch das beeindruckende Gebäude, dessen Highlight eins der bekanntesten Murals von Diego Rivera ist, welches auf über 16m die Geschichte von Mexiko darstellt.
Sehr beeindruckend!
Auf dem Platz vor der Hauptkathedrale der Stadt, genannt Zocalo, konnten wir zudem Schamanen bei traditionellen Reinigungsritualen beobachten, die bei Mexikaner:innen sehr beliebt zu sein scheinen.
Mithilfe von Weihrauch (und sonstigen Kräutern), sowie Büschel bestimmter Pflanzen, wird die zu reinigende Person eingeräuchert und befeudelt, dabei werden Mantras gesungen und wir können nur hoffen, dass es danach allen besser geht. 😉 Wir selbst fühlten uns jedoch rein genug und schauten uns das Spektakel daher nur von außen an.
Á prospos Spektakel: Am Plaza Garibaldi, versammelten sich allabendlich die für Mexiko so typischen Mariachi Bands. Für ein kleines Trinkgeld konnte man sich hier Lieder wünschen und bekam dann ein persönliches Ständchen gespielt.
Dazu einen Tequila und mehr Mexiko geht dann wirklich nicht mehr. 😉
Museen & Parks
Wenn wir uns nicht gerade die Füße in der Stadt platt liefen, besuchten wir eins der insgesamt 150 Museen die die Stadt zu bieten hat. Vom Palacio de Bellas Artes, der schon von außen ein Hingucker ist, das Museo Arte Moderno, bis hin zum Anthropologiemuseum, gab es unglaublich viel Spannendes zu entdecken.
Das Anthropologiemuseum war ein besonderes Highlight. Aufwendig und detailreich präsentiert, wird hier die Geschichte und Kultur von Mexiko dargestellt. In 23 riesigen Ausstellungsräumen erfuhr man alles Wissenswerte über die präkolumbianische Geschichte Mexikos, über die Mexicas, Azteken und Mayas, sowie die lebende, bunte, indigene Kultur des Landes, von der Küste bis ins Hochland. Anhand tausender beeindruckender Ausstellungsstücke, konnte man sehen, wie sich die Kulturen geformt und unterschieden haben.
Das Museum selbst liegt im sogenannten „Bosque Chapultepec“, dem größten Park der Stadt, der auch der Central Park von Mexiko genannt wird. Der Park bietet einen botanischen Garten, mehrere Seen, Sportanlagen und kleine und große Themenparks für Familien. Aber auch sonst gibt es über die gesamte Stadt verteilt unzählige kleine und große Parks, die ruhige und grüne Oasen inmitten der trubeligen Metropole bieten.
Inmitten des Chapultepec, steht sogar ein österreichisch anmutendes Schloß, welches im 18. Jahrhundert als Sommerresidenz eines spanischen Konquistadors gebaut wurde. Inzwischen dient das opulente Bauwerk es als Museum und Aussichtspunkt über den Park und die Stadt.
Roma & Condesa
In unseren Nachbarvierteln Roma und Condesa ging es wesentlich moderner zu. Die beiden Viertel sind sehr beliebt unter Expats, also Menschen aus aller Welt, die in Mexico City leben und arbeiten. Dementsprechend waren die Gebäude, viele im Art Deco Stil, besser in Schuss, die Mieten teurer und die Restaurants und Boutiquen etwas moderner, edler und hochpreisiger als im Rest der Stadt.
San Angel
In San Angel besuchten wir an einem Samstag einen bekannten Künstlermarkt in der Stadt. Neben bereits fertiggestellten „Kunstwerken“, konnte man den Malern hier auch bei der Arbeit zusehen. Außerdem gab es handgemachten Schmuck, Keramik, Kleidung und alles, was man sich sonst noch so vorstellen kann.
Highlight des Tages war jedoch die Sonnenfinsternis, auf die wir denkbar schlecht vorbereitet waren. Dennoch gelangen mit dem Handy zumindest ein paar Aufnahmen.
Essen, essen, essen & Tequila
Bei all dem Überangebot von allem, kam es uns da fast schon gelegen, dass unser Containerschiff mit dem Van verspätet war – oder besser gesagt: unser Container wurde in Jamaica abgeladen und erst Tage später auf ein neues Schiff verladen, was zu einer Woche Verzögerung führte.
So verlängerten wir unseren Aufenthalt in der Stadt und blieben letztendlich ganze 12 Tage.
Danach hatten wir aber immer noch das Gefühl nicht alles gesehen zu haben – und auch nicht alles probiert. Ein weiteres Highlight, war nämlich das mexikanische Essen. Alles, was wir bisher aus mexikanischen Restaurants in Deutschland oder sonst wo auf der Welt kannten, kommt nicht ansatzweise an das Essen hier ran.
In der City brutzelte es an allen Ecken und Enden. Schon früh morgens wird hier deftig zugeschlagen. Beliebtestes Gericht und die Spezialität in der Stadt sind die sogenannten Tacos al Pastor – Tacos mit Schweinefleisch von einer Art Dönerspieß. Das gibt es hier tatsächlich zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Aber auch wenn man es weniger deftig mag, wird man fündig, wobei das Meiste schon recht fleischlastig ist. Und dazu kommen immer mehrere Soßen und Dips – und die haben es immer in sich. Wer so wie ich kein scharfes Essen verträgt, muss extrem vorsichtig sein. Was die Mexikaner als „poco picante“ = wenig scharf bezeichnen, ist für mich schon das reinste Gaumenfeuer. 😉
Wir futterten uns also fleißig durch das vielfältige und günstige Streetfood Angebot, probierten Tacos und Quesadillas in allen Farben und Formen, mit Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchten, oder auch gerne mal vegetarisch mit Kaktus (genannt Nogalo – köstlich!!), oder Zuchhiniblüten und Käse. Ceviche, unser Lieblingsgericht aus Peru ist hier auch fast überall erhältlich, somit waren wir bestens versorgt und selten hungrig.
Zum Nachspülen wird hier gerne eine sogenannte Michelada getrunken. Ein Biermischgetränk mit Limone und Salzrand (klassisch), oder auch verschärft mit Tabasco, Worcestersoße und Chili. Wie gesagt, die Mexikaner mögen es scharf, selbst bei den Getränken.
Eine weitere lokale Spezialität ist natürlich der Tequila und der bei uns in Deutschland weniger bekannte Mezcal. Beide Schnäpse werden aus der Agavenpflanze gewonnen und beide sind für uns pur nur schwer zu ertragen, wir haben‘s wirklich versucht, mehrfach. 😉 Im Cocktail hingegen macht sich beides ganz wunderbar.
So gingen 12 ereignisreiche Tage schnell vorbei und am 19. Oktober machten wir uns schließlich mit einem Bus auf zur Küste nach Veracruz, wo wir bald unseren Van wieder entgegennehmen sollten. Doch da warteten noch einige, unschöne Überraschungen und Geduldsproben auf uns…
Aber dazu demnächst mehr! 🙂