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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Die Kenai Halbinsel

Teil 13 unseres Roadtrips durch die USA

20. – 27. Juli 2025
Alaska

Südlich der Stadt Anchorage ragt eine große Halbinsel in den Golf von Alaska – die Kenai Peninsula. Mit 25.600 km² ist sie ungefähr so groß wie Mecklenburg-Vorpommern, hat aber nur 55.000 Einwohner. Man kann die Halbinsel auch als Miniatur-Alaska bezeichnen, da auf dieser verhältnismäßig kleinen Fläche nahezu alle Landschaftsformen von Alaska vereint sind. Von Küstenfjorden über Gletscher, Berge, Seen, Flüsse und natürlich jede Menge Wildnis. Ebenso vielfältig ist das Tiervorkommen. Von Murmelbären bis Grizzlies, Orcas, Buckelwalen und Lachsen, bis hin zu Elchen, Hirschen und Weißkopfadlern, kann man hier so ziemlich allem begegnen, was in Alaska kreucht, schwimmt und fleucht. Für uns sollte die Halbinsel zum absoluten Alaska-Höhepunkt werden.

Und schon die zweistündige Anfahrt war ein Highlight, trotz trüben Wetters. Eine perfekt ausgebaute Straße führte vorbei an unzähligen schneebedeckten Bergen, Gletschern und Ausblicken auf den Turnagain Arm, einem Seitenarm des Cook Inlets. Leider war hier aber gerade Ebbe, sodass wir keine Beluga-Wale erspähen konnten, die hier gerne mal durchschwimmen.

Seward

Angekommen in der Kleinstadt Seward, am südlichen Zipfel der Halbinsel, war das Wetter leider auch nicht besser. Das sollte sich aber in den nächsten Tagen ändern. Daher steuerten wir gleich das Visitor Center an, um uns wie üblich mit allen nötigen Infos über Wanderungen, etc. zu versorgen. Danach drehten wir eine Runde durch die überschaubare Innenstadt, die hier direkt an den Prince William Sound grenzt, den wir ja schon aus Valdez kannten.    

Die Stellplatzsuche war mal wieder nicht so einfach, wir fanden aber schließlich ein Plätzchen am Fluss, wo uns am nächsten Morgen die Sonne überraschte.

Home Sweet Home

Wir starteten gemütlich in den Tag, denn wir hatten ein paar administrative Dinge zu erledigen und nutzten das schöne Wetter natürlich auch zum Sporteln. Nach dem Mittagessen juckten uns dann aber doch die Füße, so machten wir uns auf zu einer kleinen Wanderung zum Tonsina Point, welcher am Prince William Sound liegt, und sahen nun auch endlich mal die beeindruckende Bergkulisse, die Seward zu bieten hat.

Leider war schon wieder Ebbe (Alaska hat neben Kanada den stärksten Tidenhub der Welt, mit bis zu 10 Metern Unterschied), daher konnten wir im Wasser leider keine Seeotter erspähen. Der Trail führte uns schließlich auch durch den Wald, der durch die hohe Luftfeuchtigkeit ziemlich moosig war.

Harding Icefield

Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Exit-Glacier. Dieser Gletscher ist Teil des Harding Icefields, welches mit 777 km² das größte zusammenhängende Eisfeld der USA ist. Dies wollten wir uns am nächsten Tag aus der Nähe anschauen. Für den Nachmittag begnügten wir uns mit dem Gletscher, den wir schon von der Straße aus sahen.

Moby vorm Exit Gletscher

Eine kleine Spazierwanderung brachte uns schließlich zum Glacier Lookout und etwas näher an die Gletscherzunge heran. Auf dem Weg wiesen Schilder darauf hin, bis wohin die Eisfläche einst mal geragt hat – auch hier richtet die Klimaerwärmung nachdrücklich ihren Schaden an und der Exit Gletscher schrumpft Jahr um Jahr schneller.

Nicht nur deswegen ging es für uns am nächsten Morgen früh los und hinauf zum Harding Icefield. Vor uns lagen knackige 7,2 km und 1050 hm.
Der Trail begann mit einem steilen Zick-zack-Aufstieg durch den Wald und spuckte uns auf einer blühenden Wiese aus, wo mal wieder der ein oder andere Murmelbär sein Unwesen trieb.

Nach circa der Hälfte des Weges erreichten wir den Cliff Lookout, der einen spektakulären Ausblick auf den Gletscher und das dahinterliegende Eisfeld bot. Wow!

Exit Gletscher & Harding Icefield

Nach einer kurzen Pause dort, wurde es dann ernst: Es blieb steil und dazu lag der gesamte Trail noch unter Schnee. Also legten wir unsere Schneeketten an und bahnten uns weiter unseren Weg hinauf. Schon verrückt, in kurzen Sachen durch den Schnee zu stapfen.

Wir erreichten die (in der Region) berühmte Harding Icefield Schutzhütte, wo schon so mancher Wanderer das ein oder andere Unwetter aussitzen musste – uns blieb aber zum Glück das gute Wetter treu. Die Schutzhütte bestand aus nicht mehr als vier Wänden, einem Dach und zwei Schneeschaufeln.

Nun waren es nur noch wenige hundert Meter bis zu unserem Ziel und schon einige Minuten später, lag uns das Harding Icefield zu Füßen. Der Anblick dieser schier unendlichen, unberührten Schneedecke, aus der sich der Gletscher ins Tal ergießt, umgeben von hohen Gipfeln, war einfach unbeschreiblich und mega beeindruckend.

Harding Icefield – Schnee und Eis soweit das Auge reicht

Wow! Wie genial, dass man hier so relativ einfach hinwandern kann. Als i-Tüpfelchen entdeckten wir in der Ferne unsere ersten Bergziegen. Leider konnte ich sie aber selbst mit dem Tele nicht vernünftig einfangen. Abgesehen von den Bergziegen und ein paar neugierigen Chipmunks, waren wir mal wieder ganz alleine hier oben. Früh sein lohnt sich eben.

Erst im Abstieg begegneten uns dann mehr und mehr Menschen. Während die sich mühsam durch den Schnee hinaufkämpften, zogen wir unsere Regenhosen an und nahmen mal wieder die Schneerutsche für den Abstieg. 😊

Vorbei am Cliff Lookout, den Murmelbären und der unglaublichen Fernsicht, stiegen wir die 7,2 km und 1050 hm wieder hinab und bezogen für den, leider sehr windigen, Nachmittag ein Plätzchen am Fluss, der aus dem Icefield gespeist wird.

Lost Lake Trail

Dort war es uns aber zu laut (fließendes Wasser kann ganz schön Krach machen), daher parkten wir für die Nacht noch mal um und positionierten uns direkt am Trailhead für unsere nächste lange Wanderung, zum Lost Lake. Hier warteten insgesamt 25 km und 900 hm auf uns.

Am Trailhead angekommen, entdeckten wir dann aber ein Hinweisschild, dass auch Mountainbikes hier zugelassen sind, was in Nationalparks nicht oft der Fall ist. Eine kurze YouTube-Recherche später war klar – das wird zwar kein einfacher Radausflug, aber der Weg sah ziemlich spektakulär aus. Also disponierten wir um, Christian packte schon mal die Räder aus und am nächsten Morgen schwangen wir uns in aller Frühe auf die Bikes.

Auch diesmal begann der Trail wieder im Wald, wo es ganz schön ruppig war, über hohe Wurzeln und Felsbrocken hinaufging. Auf den ersten zwei Kilometern wurde daher viel geschoben.

Dann öffnete sich der Wald und der Weg wurde zu einem schmalen Singletrail an der Bergflanke entlang. Zum Glück wuchs das Gestrüpp links und rechts hier sehr hoch, so war der Weg zwar noch enger, aber dafür der Abgrund nicht ganz so präsent. Die ersten tollen Ausblicke bekamen wir auch schon zu Gesicht.

Schließlich war auch das geschafft und der Weg ging in einen traumhaft schönen und relativ flachen Wanderweg über, der uns durch Blumenwiesen und über kleine Holzbrücken führte. So schön!

Desto höher wir kamen, desto mehr Bergpanorama eröffnete sich. Mir fehlen ehrlich gesagt ein bisschen die Worte, die Szenerie zu beschreiben. Aber dieser Trail gehört zu den schönsten Strecken, die wir je gefahren sind.
Fast bereute ich es ein bisschen, nicht doch gelaufen zu sein, um noch mehr die Aussicht genießen zu können (aber dann hätte ich wahrscheinlich auch noch mal 1000 Fotos mehr gemacht).

Schließlich erreichten wir den höchsten Punkt und da war dann plötzlich auch der Lost Lake, der Endpunkt unserer Tour. Wie ein Juwel leuchtete der blaue See da vor uns auf. Kombiniert mit den grünen, blühenden Wiesen und den teils noch schneebedeckten Bergen, aus denen sich Wasserfälle ergossen, und dem blauen Himmel mit den dekorativen weißen Wolken – vollkommen surreal diese Schönheit der Natur.

Eine rasante Abfahrt später standen wir dann am Ufer und konnten es gar nicht fassen.

Wir suchten uns ein schönes Plätzchen für unser Käsebrot-Picknick und bestaunten ziemlich sprachlos die Landschaft.

Der Rückweg verlief über den gleichen Weg und eröffnete uns Aussichten bis runter an den Prince William Sound. Der Wahnsinn einfach! Was für ein Geschenk hier sein zu dürfen, noch dazu bei diesem Wetter.

Rückweg mit Blick auf den Prince William Sound

Bergab lief es dann auch durch den Wald etwas flüssiger als bergauf und schließlich kamen wir ziemlich platt, aber auch mega happy wieder am Van an. Am liebsten wäre ich sofort noch mal umgedreht und hätte die Tour noch mal zu Fuß gemacht. Aber man muss auch wissen, wann Schluss ist.

Auf dem Parkplatz trafen wir auf zwei andere Biker, die sich gerade auf den Weg zum See machten. Einer von beiden fuhr auch ein Canyon Mountainbike und so kamen wir ins Gespräch und stellten fest – auch dieses Canyon kam aus Koblenz, mitsamt seinem Besitzer. Tobi ist mit seiner Familie vor 12 Jahren nach Anchorage ausgewandert und hatte viele Tipps zum Mountainbiken für uns. Man ist einfach nirgendwo sicher vor uns Deutschen. 😉

Noch am gleichen Nachmittag ging es weiter für uns – das Wetter sollte sich nämlich in den nächsten Tagen verschlechtern und wir wollten auch am anderen Ende der Kenai Halbinsel gerne noch mindestens einen Tag mit schönem Wetter verbringen. Also packten wir alles zusammen und machten uns auf den Weg ins drei Stunden entfernte Homer.

Homer

Auch diesmal war schon die Anreise wieder ein Sightseeing-Highlight. Wir fuhren am Cook Inlet entlang und bekamen dabei immer wieder tolle Ausblicke auf die verschneiten Vulkane der Aleutenkette am anderen Ufer, gesäumt von den hier allgegenwärtigen Fireweed Blumen (ich glaube, die heißen Buschwindröschen auf Deutsch). Seit Tag eins begleiten uns die rosa Blümchen durch Alaska.

Da es schon spät war, ließen wir die Kleinstadt Homer erstmal links liegen und bezogen direkt einen Platz oberhalb, mit Blick auf den Sound und die verschneiten Berge und Gletscher des gegenüberliegenden Kachemak Bay State Park.

In dem wollten wir eigentlich am nächsten Tag wandern gehen und uns noch einen Gletscher aus der Nähe anschauen, aber leider holte uns hier mal wieder die teure Alaska-Realität ein. Um in den State Park zu gelangen, ist man auf Wassertaxis angewiesen. Was in Guatemala am Atitlan-See noch umgerechnet 3€ pro Person gekostet hat, hätte hier mit 80-110€ pro Person zu Buche geschlagen – für eine 20-minütige Fahrt zum anderen Ufer. Die nehmen es hier oben echt von den Lebenden…😒

Das war uns eindeutig zu teuer für eine Wanderung, so begnügten wir uns mit einer etwas weniger spektakulären Mini-Wanderung auf dem Diamond Creek Trail. Ein kurzer Wanderpfad durch den Wald spuckte uns schließlich direkt am Strand aus, der uns erneut Ausblicke auf die Vulkane der Aleutenkette und besonders auf den über 3.000 Meter hohen Iliamna bescherte. Ein Strand mit Vulkanblick, das hat schon was!

Dann ging es endlich nach Homer selbst. Homer ist die selbsternannte Hauptstadt des Heilbutt-Fangs. Tonnenweise werden die platten Fische hier aus dem Wasser gezogen. Wir hätten gerne einen gegessen, aber die Preise in den Restaurants fingen so bei 47 USD an… haha… nein! Selbst eine Portion Fish & Chips sollte hier 37 USD kosten.

Trotz der horrenden Preise wagten wir uns hinaus ins Touri-Zentrum, auf den Homer Spit. Der Spit ist eine 6,4 km lange, extrem schmale Landzunge, wo nicht nur die Fischereihäfen sind, sondern sich auch eine Touri-Bude an die andere reiht. Von Restaurants über Souvenirläden und Tourenanbietern – hier gibt’s alles, was sich gutbetuchte Touristen leisten wollen.

Homer Spit

Am Ende des Spits erreichten wir den westlichsten Punkt unserer Panamericana-Reise, passenderweise „Lands End“ genannt. Denn von hier aus gibt es auch keine weiteren Straßen in Alaska, zumindest keine, die man ohne Flugzeug erreichen kann. Dabei kommt da noch so viel Land. Wahnsinn.

Ende Gelände

Vom Spit aus gehen auch die Touren in den 1,5 Flugstunden entfernten Katmai-Nationalpark. Dort kann man, wie nirgendwo sonst auf der Welt, Bären in der Wildnis beim Lachse fangen beobachten. Davon hatte ich schon geträumt, seitdem wir die Reise begonnen haben. Das ist die eine Sache, die ich unbedingt in Alaska sehen wollte. Aber wenn schon ein Fischgericht zu teuer ist… 🫣
So ein Tagesausflug, bei dem man mit einem Kleinflugzeug in den Nationalpark geflogen und nach drei Stunden wieder zurückgeflogen wird, sollte 1.300 – 1.600 € pro Person kosten. Ich fürchte nicht mal am Anfang der Reise wäre ich, bzw. wir, bereit gewesen, so einen Phantasiepreis dafür auszugeben. Ich hatte die Preise schon vorab online recherchiert und naiverweise gehofft, vor Ort vielleicht ein günstigeres Angebot zu finden, aber eher das Gegenteil war der Fall. Naja. Als Alternative bot man uns einen 10-stündigen Bootsausflug an, den hätte es schon für „nur“ 650 € pro Person gegeben… haha, bei dem Seegang hier oben und der Kälte auf dem Wasser. Nein, danke. Dann müssen wir die Bären halt woanders aufspüren.

Was wir uns jedoch nicht entgehen ließen, war ein Besuch im Salty Dawg Saloon. Diese Kultkneipe besteht seit 1957 und seitdem werden täglich mehrere 1-Dollar-Noten an die Wände gepinnt. Diese „Tradition“ fing wohl mal damit an, dass ein Fischer seinem noch nicht vom Fischfang zurückgekehrten Kumpel ein Bier ausgeben wollte, und deshalb einfach schon mal das Geld für ihn hinterlegt hatte. So sind die Wände und die Decke hier nun übervoll mit 1-Dollar-Scheinen. Hier hätten wir uns unseren Bärenausflug vielleicht zusammensammeln können.

Prost!

Wir investierten unsere Dollars lieber direkt in ein Bier und ließen die Atmosphäre etwas auf uns wirken. Neben den ganzen Touristen waren hier nämlich auch wirklich viele Fischer, echte Seebären, die gerade von einem Tag auf dem Meer zurückkamen und sich ihr Feierabendbier schmecken ließen. Eine spannende Mischung auf jeden Fall.

Nach einer zweiten Nacht auf unserem Platz oberhalb der Stadt, holte uns dann das besagte schlechte Wetter ein. Wir erwachten zu 6 Grad, Nebel und Regen. Da musste mitten im Juli mal wieder unsere Heizung zeigen, was sie kann. Sie war so überrascht von ihrem Einsatz, dass sie erst beim dritten Versuch ansprang. Da werden dann wohl demnächst mal wieder eine Wartung und Reinigung fällig. 🙄

Bei dem Wetter hielt uns dann auch nichts mehr in Homer, so nahmen wir wieder Kurs auf Anchorage.

Watson Lake

Es regnete die ganze Fahrt über durchgängig, was die Fahrerei nicht gerade angenehm machte. Wir hatten keine Lust direkt bis Anchorage durchzufahren und so steuerten wir zeitig am Nachmittag einen Stellplatz an, der sich als echter Glückgriff erwies.

Am kleinen Watson Lake gibt es einen kostenlosen Campground mit drei schön angelegten Plätzen, Bänken, Feuerstellen, WC und sogar einer altmodischen Wasserpumpe, wie meine Oma sie auf dem Hof hatte. Als wir ankamen, waren zwar schon alle Plätze belegt, aber es gab auch so genug Platz, um das besch… Wetter auszusitzen.

Der nächste Tag zeigte sich deutlich freundlicher als vorhergesagt und da einer der offiziellen Stellplätze frei wurde, beschlossen wir spontan einen Tag dortzubleiben.

Christian wollte sich um die undichte Stelle rund um unseren Dachventilator kümmern (die war uns am Vortag wieder sehr präsent geworden) und ich hatte auch genug zu tun mit Reiseberichten & Co. Das Wetter wurde besser und besser und so konnten wir sogar noch Sporteln und draußen sitzen. Was für ein Luxus.

Außerdem wollte Christian, dass ich ihm die Haare schneide. Ein Experiment, das für ihn, sagen wir mal, nur so mittelgut ausging (genauso wie für meine Puppen früher). Aber er hat es ja so gewollt.

Auch der nächste Tag zeigte sich wieder sonnig und warm und so beschlossen wir nach dem Frühstück, noch eine letzte kleine Wanderung auf der Kenai Halbinsel mitzunehmen.

Skilak Lake

Am nahegelegenen Skilak Lake schnürten wir die Wanderschuhe und machten uns auf zum Aussichtspunkt auf den See. Es ging durch den Wald, der dank des Regens nicht nur ganz schön matschig war, sondern auch voller hungriger Mücken. Da kam die Moskito-Burka wieder zum Einsatz.

🙂

Unterwegs begegnete uns ein laut singender Mann – der damit im Unterholz lauernde Bären vertreiben wollte. Es scheint ihm gelungen zu sein – wir sind keinen Pelzträgern begegnet, sodass auch unser Bärenspray unbenutzt blieb.

Am Aussichtspunkt angekommen, wurden wir mit einer genialen Aussicht auf den See und die umliegenden Berge belohnt. Egal wie viele Seen und Berge man hier sieht, die Landschaft ist einfach immer wieder beeindruckend und so schön!

Das schöne Wetter begleitete uns bis nach Anchorage zurück, sodass wir diesmal noch mehr von der Szenerie entlang des Seward Highways sahen. Und auch eine Elch-Dame entdeckten wir noch, direkt am Highway. Wie soll man sich da bitte aufs Fahren konzentrieren? Alaska ist echt der Hammer!

Elchkuh

In Anchorage wurden wir schon erwartet – zum einen von anderen Reisenden, aber auch von einer Werkstatt, die sich um unser potenzielles Ölleck kümmern sollte.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Anchorage & Umgebung

Teil 12 unseres Roadtrips durch die USA

17. – 20. Juli 2025

Am 17. Juli erreichten wir Anchorage, die mit circa 290 000 Einwohnern größte Stadt von Alaska. Fast die Hälfte aller Einwohner des Bundesstaates lebt hier. Dennoch hat die Stadt mit Großstadt nicht allzu viel zu tun und dementsprechend auch nichts Besonderes zu bieten.
Die Innenstadt bestand aus sehr schmucklosen, zweckmäßigen Bürogebäuden und dazwischen jede Menge Souvenirläden und Restaurants. Einzig das Visitor Center war hübsch anzusehen, ein bunt bepflanztes Holz-Blockhaus mitten in der Innenstadt.

Visitor Center in Anchorage

Wir spazierten etwas durch die wenig belebten Straßen und gönnten uns ein Eis – das muss einfach sein, wenn man schon mal in der Stadt ist (über den Preis sprechen wir lieber nicht 🤐).

Mehr gab es nicht zu entdecken, also stürmten wir den Walmart für den üblichen Großeinkauf und suchten uns dann einen Platz für die Nacht. In Anchorage landen alle Overlander und Wohnmobilreisende beim Bass Pro Outdoorshop – das ist der Laden mit dem hässlichen Fisch-Logo, welches vermutlich jeder schon mal irgendwo gesehen hat.

Dieser Laden hat eine eigene Parkfläche für Vans und große RVs und so wurde dieser Ort zu einem beliebten Treffpunkt für Reisende aus aller Welt.
Wo wir schon mal da waren, schauten wir uns auch im Inneren des Shops um. Hier gab es neben den üblichen Campingsachen hauptsächlich Waffen und alles, was man sonst braucht, um sich irgendwo in der Wildnis zu verstecken und kleinen und großen Tieren aufzulauern – inklusive ausgestopfter „Beispieltiere“. Nicht ganz so unser Metier.

Bei den Plüschtieren waren wir dann schon besser aufgehoben, offensichtlich. 😂

Hillside Mountainbike-Park

Auch wenn die Stadt selbst nicht viel zu bieten hat, so gibt es rund um Anchorage herum doch einiges zu entdecken. Uns lockten vor allem die vielen kleinen Mountainbikeparks, die es rund um die Stadt gab (welche im Winter alles Skigebiete sind). So landeten wir im Hillside Ski-, äh Mountainbikepark, gerade mal 20 Minuten außerhalb der Stadt.

Hier hätte es sogar mal wieder einen Lift gegeben, um sich die Bergauf-Strecken zu ersparen. Aber der war nicht ganz billig und wir dafür zu geizig – wir verdienen uns unsere Aussichten und Abfahrten ja sowieso gerne. 😊
Also ging es ab auf die Bikes und rauf auf die Trails. Wir waren überrascht, wie gut die Wege präpariert und wie flowig die Abfahrten waren.

Für Wagemutige hätte es aber auch Strecken mit halsbrecherischen Sprüngen und sonstigen wilden Holzelementen gegeben.

Wer möchte da nicht runterspringen?

Ein unverhofftes Highlight war die Begegnung mit einer Elchkuh und ihrem Jungen, die plötzlich neben einem der Trails standen und uns zu einer Vollbremsung zwangen. Leider habe ich nur noch das Hinterteil des Muttertiers aufs Bild bekommen.

Elchkuh-Po

South Fork Valley

Nach drei Runden durch den Park, packten wir unsere sieben Sachen wieder zusammen und nahmen Kurs auf das nächste Wanderziel, das South Fork Valley.

Wir übernachteten (illegalerweise) direkt auf dem Parkplatz am Trailhead, wo uns zum Glück keiner entdeckte und uns wegschickte. So konnte es frühmorgens gleich losgehen.

Ausnahmsweise war diese Tour mal eine relativ flache Wanderung. 9 km lang ging es über einen sehr gepflegten Trail, durch eine grün-blühende Landschaft. Nach anfänglicher Bewölkung, kam auch mehr und mehr die Sonne zum Vorschein.

Schließlich erreichten wir den ersten See, den Eagle Lake, der von einem Gletscher gespeist wird und deshalb so schön türkis in der Sonne leuchtet.

Eagle Lake

Getrennt durch ein Geröllfeld, erwartete uns auf der anderen Seite der Symphony Lake. Dieser besteht aus Grundwasser, weshalb er eine völlig andere Farbe hat. Ein ziemlich abgefahrener Anblick.

Eagle Lake & Symphony Lake

Eigentlich war dies schon das offizielle Ende der Wanderung. Aber vor uns lag ein kleiner Berg und wir dachten uns, dass von dort die Aussicht auf die Seen doch noch viel schöner sein müsste. Also marschierten wir weiter und bahnten uns, durch kniehohes Buschwerk, unseren Weg hinauf auf die Bergspitze.
Und wie erwartet, lohnten sich die Extrameter, auch wenn sich der Himmel inzwischen wieder ein bisschen zugezogen hatte.

Wir waren mal wieder die Einzigen auf diesem Aussichtspunkt – abgesehen von den tausenden Mücken. Daher kam meine neu erworbene Kopfbedeckung hier zum Einsatz – was meinen Mann köstlich amüsierte. Weiß gar nicht, warum, sieht doch top aus, oder?

Zurück auf Seehöhe war die Mückenplage aber auch vorbei, sodass wir noch unsere obligatorische Käsebrotpause einlegen konnten, bevor es über den gleichen Weg wieder retour zum Van ging.

Wir verbrachten noch mal eine Nacht am Bass Pro Shop in Anchorage, füllten noch mal alle Vorräte auf und machten uns dann auf den Weg zur Kenai-Halbinsel, die unser Alaska-Highlight werden sollte.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Endlich in Alaska!

Teil 11 unseres Roadtrips durch die USA

9. – 16. juli 2025

We made it!
Nach fast genau 4 Jahren auf dieser Reise, erreichten wir am 9. Juli Alaska, den 49. Bundesstaat der USA. Damit können wir nun offiziell sagen: Wir sind die Panamericana, von Argentinien bis nach Alaska gefahren. Und das, sogar noch vor unserer offiziellen Einreise nach Alaska. Denn das (bei Panam-Reisenden) berühmte „Welcome to Alaska“-Schild, stand überraschenderweise noch vor dem Grenzposten. Das war definitiv ein besonderer Moment auf unserer Reise, der natürlich bildlich festgehalten werden musste.

Dann wurde es ernst, wir überschritten „The Last Frontier“ wie es hier oben heißt und erreichten das Grenzbüro, über das diverse Geschichten kursieren. Für manche ist es ein total einfacher, unkomplizierter Grenzübergang, andere hatten hier eher negative Erfahrungen mit sehr unfreundlichen Beamten und strengen Kontrollen gemacht. Für uns war es eine Mischung: sehr nette Beamte und eine sehr genaue Kontrolle. Aber eins nach dem anderen.

Erst wurden unsere Pässe, das I-94 Formular und das ESTA (Visa Waiver) kontrolliert und die üblichen Fragen gestellt: was sind eure Pläne für die USA, wie lange wollt ihr bleiben, was macht ihr beruflich, wann geht es zurück nach Deutschland, etc. Dann sollten wir den Van parken und ins Büro kommen, um erneut unsere Fingerabdrücke abzugeben – das übliche Standardvorgehen.
Allerdings fing uns am Parkplatz direkt ein Beamter der Landwirtschafts- und Lebensmittelbehörde ab. Dieser wollte wissen, was wir an Lebensmitteln, Pflanzen, Samen, tierischen Produkten, Holz, etc. bei uns haben. Dies beantworteten wir wahrheitsgemäß. Ich war diesmal sogar bereit, meine letzten Möhren und eine halbe Salatgurke zu opfern. Der Beamte betrat dann auch den Van und schaute in den Kühlschrank und unsere Vorratskisten. Den Reis nahm er ganz genau unter die Lupe, warum auch immer. Letztendlich durften wir alles behalten, inklusive der Möhren und der Gurke und eines Apfels, den wir noch übrig hatten. So genau waren wir zuletzt in Chile und Argentinien kontrolliert worden.

Danach erfolgte die Abgabe der Fingerabdrücke und ein kurzer Schwatz mit den Grenzbeamten, und schon erhielten wir erneut 90 Tage Aufenthalt und waren damit erneut in die USA eingereist.

Willkommen in Alaska!

Inzwischen war es schon Abend, auch wenn die Sonne noch hoch oben am Himmel stand. Dadurch, dass Alaska noch mal eine Stunde hinter Yukonzeit liegt, war es hier nicht ganz so lange hell, wie zuletzt in Kanada, aber die Sonne ging dennoch erst nach 23 Uhr unter.

Kurz nach der Grenze, fanden wir einen netten Platz an einem kleinen See, wo wir den Abend verbrachten, und erstmal versuchten zu realisieren, dass wir jetzt quasi am Ziel unserer Panamericana angelangt waren – zumindest was die Länder und Regionen anging.

Alaska ist ein Bundesstaat der Superlative: Mit rund 1,7 Millionen Quadratkilometern ist es fast fünfmal so groß wie Deutschland, hat aber nur etwa 730.000 Einwohner – also weniger als einen Menschen pro Quadratkilometer. Weniger als 20 % der Fläche von Alaska ist per Straße erreichbar, selbst die Hauptstadt Juneau kann nur mit dem Schiff oder Flugzeug erreicht werden.

Die überschaubare Straßenkarte von Alaska

Auch viele andere Orte liegen so abgelegen, dass man nur per Flugzeug, Boot oder Schneemobil dorthin gelangt. Wer hier reist, findet eine Landschaft voller Extreme: über 100.000 Gletscher, schier unendliche Wälder, arktische Tundra, Permafrostböden und natürlich den Mt. Denali, den mit 6.190 Metern höchsten Berg Nordamerikas.

Dazu kommt eine Tierwelt, die man sonst kaum irgendwo so erleben kann – von Grizzlys, Elchen und Karibus bis zu Eisbären, Walen, Seeottern und Weißkopfseeadlern. Hier geht es wirklich noch wild zu.

Und während im Sommer die Mitternachtssonne dafür sorgt, dass es nie dunkel wird, leuchten im Herbst und Winter die Polarlichter über dieser scheinbar endlosen Wildnis. Kein anderer US-Bundesstaat ist so groß, so unerschlossen und zugleich so reich an Naturwundern. Und wir waren nun mittendrin und ganz schön aufgeregt, was uns hier erwarten würde.

Unseren ersten vollen Tag in Alaska begannen wir etwas gemächlicher, die vielen langen Fahrtage steckten uns noch etwas in den Knochen. Wir genossen die Sonne, sportelten ein bisschen und beschäftigten uns mit unserer Reiseplanung durch Alaska – das hatten wir bisher auch nicht wirklich gemacht. Kurzentschlossen buchten wir eine Bootstour durch den Prince William Sound bei Valdez – somit stand dann auch unser nächstes Ziel fest.

Einkaufsstopp mit Hindernissen

Doch vorher legten wir noch einen Stopp im Ort Tok ein, um dort unsere dezimierten Vorräte wieder aufzufüllen. Hier bekamen wir dann einen ersten Eindruck von den Lebensmittelpreisen in Alaska. Ich sag mal so: Die nächsten Wochen würde unsere Diät etwas weniger vielfältig als sonst aussehen. Besonders Obst und Gemüse war hier in den kleineren Supermärkten doch recht teuer, somit mussten wir bei unserer Auswahl sehr wählerisch sein.

Beim Tanken fiel Christian dann auf, dass seine Kreditkarte weg war. Die musste blöderweise beim letzten Tankstopp in Kanada liegengeblieben sein. Shit! 🤯
Wir riefen bei der Tankstelle an, und erfuhren, dass die Karte zum Glück noch da war – zusammen mit einem Dutzend anderer. Scheinbar lassen die Leute dort öfter mal ihre Karten liegen, was vermutlich daran liegt, dass man sie vor dem Tankvorgang drinnen abgeben muss, wo die Belastung dann automatisch erfolgt. So hat der Tankstellenbesitzer keinen Grund, jemandem hinterherzurennen, und der Kunde keinen Grund, noch mal hineinzugehen – deshalb bleibt die Karte gerne mal liegen. Normalerweise zahlt man in Nordamerika nämlich immer direkt per Karte an der Zapfsäule, ganz ohne menschlichen Kontakt.

So wussten wir nun zumindest, dass die Karte in Sicherheit war und nicht gesperrt werden musste, aber mal eben wieder nach Kanada einreisen, um sie abzuholen, war keine Option. Aber auf die Overlander Community ist Verlass. In der Panamericana-WhatsApp-Gruppe fragte Christian, ob demnächst jemand über den gleichen Weg nach Alaska einreisen würde und die Karte mitbringen könnte. Tatsächlich meldeten sich Joachim und seine Frau Susanne, die in wenigen Tagen dort vorbeikommen würden. So vereinbarten wir mit den beiden ein Treffen, irgendwo in Alaska, zum Austausch der Karte. Problem (vorerst) gelöst. Bis dahin brachten wir eben ausschließlich meine Kreditkarte zum Glühen. 😉

Valdez & Prince William Sound

Nun machten wir uns aber auf den Weg nach Valdez. Eigentlich ist schon der Weg dorthin ein echtes Highlight, durch den Keystone Canyon, mit jeder Menge Berge, Gletscher und Aussichtspunkten. Aber der alaskische Sommer zeigte sich von seiner trüben Seite, die dichte Wolkendecke hing tief und es nieselte die meiste Zeit unserer Fahrt. Dadurch führten aber zumindest die Wasserfälle ordentlich Wasser.

In Valdez angekommen, begrüßte uns der kalte Regen. Von wegen Sommer. Dennoch drehten wir eine Runde durch den kleinen, sehr überschaubaren Ortskern.

Im Visitorcenter holten wir uns ein paar Infos zu evtl. Bärensichtungen ein. Denn im Juli und August sind die Flüsse hier voller Lachse, die zum Laichen und Sterben zurück an ihren Geburtsort kommen. Das lockt Bären, aber auch Vögel und Seelöwen an, die sich gerne am reichen Fischbuffet bedienen. Leider waren bis dato noch keine Bären gesichtet worden, aber die Lachse waren schon da. Davon überzeugten wir uns dann auch gleich selbst, an einer Lachsfarm, wo im Wasser wirklich die Hölle los war.

Tausende Tiere versuchten, gegen den Strom am Wehr hoch zuschwimmen, was absolut aussichtslos war bei Ebbe. Bei Flut hingegen, kommen sie über das Wehr hinauf und werden dann durch eine Art Schleuse, in die Lachsfarm hineingeleitet, wo sie ablaichen und dann schließlich sterben.

Im Wasser hockten mehrere riesige Seelöwen und lauerten nur auf ihre Chance, sich einen Lachs zu schnappen. Ein unglaubliches Schauspiel!

Außerdem sahen wir hier auch unsere ersten Seeotter. Ich glaube, es gibt kein goldigeres Tier (außer vielleicht Murmelbären).

Seeotter treiben gerne auf dem Rücken durchs Wasser und knacken dabei mit ihren beiden Pfoten Muscheln oder was sie sonst so Essbares gefunden haben. Wenn sie schlafen, wickeln sie sich in Wasserpflanzen ein und haken sich beieinander unter, um nicht abzutreiben. Wie süß ist das bitte??

Nach einer verregneten Nacht besuchten wir am nächsten Tag das kleine, kostenfreie Museum des Orts, welches viel Spannendes über die First Nations von Alaska vermittelte und ebenso die Tierwelt des Bundesstaates zeigte. Wir sind sonst keine Fans von ausgestopften Tieren, aber die dort ausgestellten Exemplare waren wirklich beeindruckend. Wann kommt man einem Elch oder einem Eisbären schon mal so nahe?

Als das Wetter aufklarte, unternahmen wir eine kleine Spazierwanderung an den Sound, gefolgt von einem Besuch in der lokalen Brauerei. So lässt sich ein trüber Tag dann doch durchaus aushalten.

Nachmittags schauten wir wieder bei der Lachsfarm vorbei, wo wir wieder die Seelöwen beobachten und sogar die Nacht verbringen konnten.

Für den nächsten Tag hatten wir die Bootstour durch den Prince William Sound gebucht. Wir hofften inständig, dass das Wetter mitspielen würde – und wir hatten Glück. Kaum hatte der Katamaran den Hafen von Valdez verlassen, riss der Himmel auf und die Sonne kam durch. So hatten wir die Beste Aussicht auf Berge, Wasserfälle, dutzende Fischerboote und natürlich jede Menge Wildlife.

Wieder begegneten uns Seeotter, aber auch hunderte Seelöwen, die an den Stränden faul in der Sonne lagen.

Meine große Hoffnung war endlich Puffins und Orcas zu sehen. Die Puffins ließen nicht lange auf sich warten – auch wenn sie zu weit draußen waren, um sie gut mit der Kamera einzufangen. Die Vögel sind nämlich wesentlich kleiner als wir dachten, ungefähr so groß wie eine Taube.

Die Orcas blieben leider unter Wasser, aber dafür sahen wir ein paar Buckelwale.

Highlight der Tour, war der Columbia-Gletscher. Dieser Gletscher fließt auf einer Breite von 10 Kilometern in den Sound, gehört aber leider zu den am schnellsten schrumpfenden Gletschern der Welt. Dementsprechend sind die 10 km heute auch schon nicht mehr durchgängig, sondern in zwei Abschnitte aufgeteilt.

Blick auf den Columbia Gletscher

Je näher wir dem Gletscher kamen, desto kälter wurde es auch, trotz Sonnenschein. Um uns herum schwammen kleine und große Eisschollen und -berge und die Aussicht war einfach nur beeindruckend. Das Erlebnis erinnerte uns ein kleines bisschen an die Antarktis.

Nach 7 Stunden erreichten wir wieder den Hafen in Valdez, wo wir eine weitere Nacht an der Lachsfarm verbrachten. „Leider“ sahen wir auch diesmal nur Seelöwen und keine Bären, aber dafür schienen die Seelöwen einen Rat abzuhalten. Anders kann ich mir nicht erklären, warum sie da so im Wasser hockten.

Palmer & Hatcher Pass

Am nächsten Tag verließen wir Valdez wieder und machten uns auf den Weg nach Palmer. Dort warteten nicht nur ein Walmart auf uns, wo die Preise dann glücklicherweise doch „nur“ fast so hoch wie im Rest der USA waren, sondern auch eine freie Autowerkstatt, bei der wir vorsprachen. Christian war nämlich eine Undichtigkeit an unserem Getriebe aufgefallen. Die sah noch nicht schlimm aus, aber nach den Erfahrungen der letzten Monate, wollten wir auch keine neuen Katastrophen riskieren.

Die Werkstatt hatte erwartungsgemäß spontan keine Zeit für uns, sagte aber zu, die Reparatur und den Austausch des Getriebeöls vorzunehmen, wenn wir die Teile besorgen würden. Glücklicherweise schien nur eine kleine, günstige Dichtung undicht zu sein, und wir hatten die Vermutung, dass dies vielleicht auch nur daran lag, dass Justin, bei der Reparatur der Kupplung, ein nicht ganz ideales Getriebeöl eingefüllt hatte, welches zwar unseren Spezifikationen entsprach, aber eine andere Viskosität hatte, sprich dünnflüssiger war. Dadurch könnte es sich an der Dichtung herausdrücken. Das richtige Getriebeöl hatten wir bereits online gefunden und den Dichtring gab es als Ersatzteil bei Dodge/Chrysler, für den, zum Fiat Ducato, baugleichen Promaster.

Dringend war die Angelegenheit nicht, Termine hatten ohnehin einige Tage Vorlauf, so machten wir uns mit vollen Vorräten auf in die Natur…

Wir drangen in schwindelerregende Höhen vor – auf spektakuläre 1200 Meter. Einer der höchsten befahrbaren Pässe in Alaska. Da sind wir ja ganz andere Zahlen gewöhnt.

In Feet klingt es gleich viel beeindruckender 😉

Dort angekommen, unternahmen wir zwei kleine Wanderungen.

Ein teilweise noch unter Schnee liegender Trail, führte uns steil hinauf zum Gold Cord Lake. Zu unserer Überraschung war auch der noch größtenteils schneebedeckt. Dass hier Sommer war, war scheinbar beim Wetter noch nicht angekommen.

Dennoch gingen einige ganz Mutige dort baden. Wir verzichteten und genossen lieber die Aussicht.

Ausblick auf den Hatcher Pass

Der zweite Trail führte uns, vorbei an einer verlassenen Goldmine, zum Summit Lake, der ebenfalls noch stellenweise mit Schnee und Eis bedeckt war. Aber Hauptsache Aussicht!

4. Vanniversary an den Reed Lakes

Der nächste Tag war der 16. Juli und somit jährte sich unser Reisebeginn zum vierten Mal. Wahnsinn!
Niemals hätten wir gedacht, so lange unterwegs zu sein. In vier Jahren, von Blasbach bis Alaska. Das soll uns erstmal mal einer nachmachen. 😉

Der Tag begann sonnig und windstill, was perfekte Voraussetzungen, für unsere geplante Wanderung zu den Reed Lakes war. Als wir, kurz nachdem die Sonne über die Berge gekrochen war, über den grün bewachsenen und auf beiden Seiten blühenden Trail wanderten, fühlte es sich hier oben das erste Mal an wie Sommer.

Traumhaft! Schöner hätten wir uns unser 4. Vanniversary nicht vorstellen können.

Der Trail wurde zunehmend steiler und wir mussten mehrmals einen kleinen Fluss überqueren. Irgendwann waren die Blumenwiesen verschwunden und wir fanden uns in einem Felsenmeer, inmitten von Felsbrocken, so groß wie Kleinwagen.

Dort mussten wir drüber und dabei immer wieder den Fluss queren. Ganz schön anstrengend.

Unterwegs begegneten uns die ersten Murmeltiere, die uns neugierig beobachteten.

Schließlich erreichten wir den Lower Reed Lake. Inzwischen hatte sich der Himmel etwas zugezogen und wir sahen den See erstmal nicht – denn auch der lag noch unter einer dünnen Schneedecke. Nur eine kleine Ecke war schon frei und offenbarte ein bisschen türkisblaues Wasser.

Nur ein bisschen See zu sehen

Die Schneemengen überraschten uns jeden Tag aufs Neue. 😅

Wir wanderten weiter, stetig bergauf, bis auch der Trail durch den Schnee führte – hier kamen dann wieder die Microspikes zum Einsatz. Mit deren Hilfe kamen wir gut voran und erreichten schließlich den Upper Reed Lake. Ihr dürft einmal raten: Genau, der war auch noch größtenteils zugefroren und lag unter einer dünnen Schneedecke.

Upper Reed Lake im Schnee

Sommer in Alaska eben. Dennoch verbrachten wir hier unsere wohlverdiente Mittagspause, bevor wir uns wieder unseren Weg zurückbahnten, über Schnee, Flüsse, Murmeltierwiesen, Felsbrocken und schließlich wieder unser blühendes Blumenmeer.

Was für eine geniale Tour! Erst hinterher erfuhren wir, dass erst einen Tag vorher ein Bär auf dem Trail gesehen worden war. Den hatten wir leider (oder zum Glück?) verpasst. Schade!

Nach so viel Natur, zog es uns als Nächstes in die größte Stadt von Alaska: Anchorage.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2025 Blogbeiträge Kanada Nordamerika USA

Unterwegs in den Yukon

Teil 4 unseres Roadtrips durch Kanada

5. – 9. Juli 2025
British Columbia, Alaska & Yukon

Tagesausflug nach Alaska

Es ging weiter durch den Westen von Kanada und immer weiter gen Norden. Ein langer Fahrtag brachte uns schließlich nach Stewart, einen kleinen Ort an der Grenze zu Alaska. Allerdings nicht ins „richtige“ Alaska. Über die Grenze kommt man von Stewart aus nur in das Geisterdorf Hyder, in dem nur wenige US-Amerikaner leben. Es gehört aber geografisch zu den südlichen, zerstückelten Ausläufern des 49. US-Amerikanischen Bundesstaats.
Aber das wollten wir uns erst am nächsten Tag anschauen, daher bezogen wir erstmal ein schönes Plätzchen am Clements Lake, mitten im Wald. Auf dem Weg zum Stellplatz kamen wir nicht nur am Bear Glacier vorbei, sondern begegneten auch einem kleinen Schwarzbär am Straßenrand.

Bear Glacier
Schwarzbär auf Wanderschaft

Immer wieder ein besonderes Erlebnis, einen Bären in freier Wildbahn zu sehen.

Und der Stellplatz, den wir dann fanden, zog sofort in die Top 3 der schönsten Campspots in Kanada ein.

Was will man mehr?

Ein Träumchen – abgesehen von den unzähligen Stechmücken, die es uns leider unmöglich machten, abends lange draußen zu sitzen. Dabei war es hier nun schon fast bis um Mitternacht noch hell.
Trotz der schönen Lage und Aussicht machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Grenzübergang nach Alaska.

Die Einreise gestaltete sich denkbar einfach: einfach durchfahren, es gibt nämlich keine Passkontrollen auf amerikanischer Seite, da man von Hyder aus nicht weiter nach Alaska oder in andere Teile der USA vordringen kann. Und trotzdem waren wir somit schon wieder zurück in den USA!

Willkommen in Alaska

Natürlich waren wir nicht ohne Grund hier, denn wir hofften, endlich Bären beim Lachse fischen beobachten zu können. Dafür gibt es in Hyder eine spezielle Beobachtungsstation, genannt Fish Creek Wildlife Observation. Zwar waren wir noch recht früh in der Saison, die offiziell erst Mitte Juli beginnt, aber wenn wir schon mal in der Gegend sind… Ein netter Ranger begrüßte uns, machte uns aber gleich wenig Hoffnung auf Bärensichtungen. Bis jetzt waren nur vereinzelt Lachse im Fluss, daher vergnügten sich die Bären noch im Wald und fraßen Beeren, statt Fisch.

Doch kaum verließen wir die Anlage, lief da wieder ein Schwarzbär über die Straße.

Schwarzbär

Immerhin! Aber die Lachse und Bären waren nicht der einzige Grund, warum wir hier waren. Über eine 36 km lange Schotterpiste gelangt man nämlich von Hyder zurück auf kanadischen Boden und hinauf zum Salmon Glacier, dem fünftgrößten Gletscher von Kanada. Also rumpelten wir die Piste hinauf und wurden schon bald mit den ersten Aussichten auf den Zeh des Gletschers belohnt.

Wahnsinn! Und der Anblick wurde besser und besser, je höher wir kamen. Auf circa 1100 Metern angekommen, bestaunten wir dann den Gletscher in seiner gesamten Größe, was sich wirklich nur mit „Beeindruckend“ beschreiben lässt.

Salmon Glacier

Von Reisefreunden hatten wir einen Tipp bekommen, dass es ganz in der Nähe Eishöhlen zu bestaunen gäbe. Allerdings überraschte uns dort oben mal wieder Schnee – Anfang Juli war auch hier noch alles unter einer dicken, weißen Schicht begraben. Dementsprechend war der Weg, der ohnehin nur ein inoffizieller Trampelpfad war, kaum zu finden. Wir wagten es natürlich trotzdem, ausgestattet mit Microspikes und Wanderstöcken, und gewannen schnell an Höhe.

Doch je weiter wir ins „Hinterland“ vordrangen, desto dicker, aber auch instabiler wurde die slushige-Schneedecke. Irgendwann versanken wir bei jedem Schritt wadentief im Schnee und nach wie vor war kein eindeutiger Weg zu erkennen. Für so eine Expedition ins Ungewisse waren wir einfach nicht ausgestattet. Somit machten wir schließlich kehrt und schlitterten zurück, Richtung Van und Salmon Glacier.

Theoretisch hätten wir sogar dort oben übernachten können, aber es zog uns weiter, wir wollten nun so schnell wie möglich in den hohen Norden kommen, um dort möglichst viel Sommer zu haben. Daher rumpelten wir die 36 km Piste wieder hinunter und kehrten zurück nach Kanada.

Im Gegensatz zu den USA hat die kanadische Regierung einen Grenzposten zwischen Hyder und Stewart platziert und wir waren mehr als überrascht, wie ernst die Beamten ihren Job dort nahmen. Sie waren viel strenger und genauer als ihr Kollege, der uns von Seattle einreisen lassen hatte. Wir wurden regelrecht verhört, freundlich, aber doch kritisch und bestimmt. Der Beamte wollte genau wissen, wie viel Bargeld wir haben, Alkohol, Tabak, Drogen, Feuerholz, Tierhäute, etc. Dabei wusste der vermutlich genauso gut wie wir, dass wir ja erst wenige Stunden zuvor hinübergefahren waren und dass es in Hyder so gut wie nichts zu kaufen gibt. Es folgten detaillierte Fragen zu unseren Reiseplänen, Berufen, etc. und schließlich ließ er uns wieder einreisen. Glück gehabt. In Hyder hätten wir nicht festsitzen wollen. 😉

Yukon

So fuhren wir an diesem Nachmittag noch ein Stück weiter und übernachteten mal wieder irgendwo, an einer Rest Area am Straßenrand. Der nächste Tag war noch mal ein kompletter Fahrtag. Acht Stunden waren wir unterwegs, bis wir schließlich die Provinz Yukon erreichten und damit offiziell den Norden von Kanada.

Unterwegs gab es nicht viel zu sehen, nur Millionen von Bäumen und Tausende von Seen. Alles sehr schön, aber irgendwann auch sehr eintönig. Immerhin kreuzte aber auch wieder ein Schwarzbär unseren Weg.

Schwarzbär III

Wir steuerten den Ort Watson Lake an, denn dort gibt es ein Must-See für jeden Panamericana-Reisenden: den Sign Post Forest.

Sign Post Forest

Der Sign Post Forest hat seinen Ursprung im Jahr 1942, als ein Soldat mit Heimweh, der dort oben beim Bau des Alaska Highways half, ein Ortsschild seines Heimatdorfs aufstellte. Diese Aktion fand offenbar viele Nachahmer und über die Jahre wurde es zur Tradition, dass alle Reisenden, die hier vorbeikommen, ein Schild dazuhängen. So trafen wir hier auf unzählige Ortsschilder aus aller Welt, aber auch Nummernschilder, selbstgebastelte Schilder und auch sonst alles, was man sich so vorstellen kann.

Wir wollten kein Nummernschild opfern und hatten auch kein geklautes Ortsschild von Blasbach dabei, daher verewigten wir uns nur mit einem unserer Sticker, am Frankfurt-Schild, was sich für uns am heimischsten anfühlte.

Die Nacht verbrachten wir an einem nahegelegenen Fluss, bevor wir am nächsten Tag wieder ordentlich Strecke machten und am späten Nachmittag endlich die Hauptstadt des Yukon erreichten: Whitehorse.

Wie man auf den Bildern erkennen kann, wird hier noch die Goldgräber-Tradition aufrechterhalten. Die Häuserfassaden wirkten teilweise wie aus einem Wild-West-Themenpark, hier und da traf man auf indigene Geschichte und ansonsten viel Yukon und eben Goldgräber-Kommerz. So richtig begeisterte uns das nicht.

Inzwischen war es hier nachts fast bis 1 Uhr hell, sodass auch nächtliche Besucher wie der Fuchs nicht unentdeckt blieben.

Nachbar Fuchs

Für uns war Whitehorse nun der letzte Ort, wo wir noch mal unsere Vorräte einigermaßen günstig aufstocken konnten. Denn Alaska hat den Ruf, sehr teuer zu sein, und weiter nördlich gibt es keine großen Supermarktketten mehr.

Also legten wir einen Besorgungstag ein, mit Einkaufen, Waschen und sonstigen Kleinigkeiten. Wir verbrachten eine letzte Nacht auf kanadischem Boden, irgendwo im Nirgendwo, entlang des Alaska Highways.

Dieser führte uns dann am nächsten Tag, durch unzählige Baustellen, Bodenwellen und ungeteerte Teilstrecken, schnurstracks nach Alaska. Diesmal aber so richtig. Wir waren ganz schön aufgeregt und gespannt auf diesen besonderen Reiseabschnitt!

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Sommerschnee und (keine) Handbremsee :)

Teil 10 unseres Roadtrips durch die USA

16. – 21. Juni 2025
Washington (State)

Mt. Rainier Nationalpark

Es ging weiter durch Washington State. Am späten Nachmittag des 16. Juni erreichten wir die Grenze des Mt. Rainier Nationalparks. Auch der Mt. Rainier ist ein (schlafender, aber aktiver) Vulkan und mit knapp 4.400 Metern einer der höchsten Berge der Lower 48 (das bezeichnet die 48 Bundesstaaten der USA, die unterhalb von Kanada liegen).

Auch hier lag noch überall sehr viel überfrorener Schnee, sodass wir uns am nächsten Morgen in einem Outdoor-Shop erstmal mit Microspikes (also quasi Schneeketten für Schuhe) ausstatteten.

Der Mt. Rainier Nationalpark ist mit circa 957 km² riesig und hat verschiedene Abschnitte und Zugänge. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs im Juni, war eine Hälfte des Parks noch geschlossen – genau, wegen Schnee. Das hier um diese Jahreszeit noch so viel von der weißen Pracht liegt, hatten wir nicht erwartet. Schließlich waren wir am Fuße des Berges nicht in besonders großen Höhen unterwegs. Aber Washington liegt eben schon recht weit im Norden.

Wir betraten den Park am südlichen Eingang, der sogenannten Paradise Section. Die Aussicht vom Mirror Lake auf den imposanten Mt. Rainier war allemal paradiesisch.

Wie immer bekamen wir im Visitor Center alle Infos, die wir brauchten, und so machten wir uns auf in den nordöstlichen Teil des Parks, der zwar teilweise noch wegen der Schneemassen gesperrt war, aber ein kleiner Teil war schon begehbar.

So erreichten wir die Sunrise Section, wo wir die Wanderschuhe schnürten und uns auf zum Glacier Basin machten. Der Mt. Rainier ist nämlich von 26 Gletschern umgeben.

Der Himmel hatte sich leider etwas zugezogen, dennoch waren die Aussichten auf die Berge, die umgebenden Wälder und Seen ziemlich beeindruckend. Und auch die Flussquerungen waren abenteuerlich.

Wir bahnten uns weiter unseren Weg nach oben, bis der Weg schließlich schneebedeckt und eisig war. Hier kamen dann gleich die neuen Microspikes zum Einsatz. Im Nachhinein frage ich mich, wie ich bisher ohne die Dinger leben konnte. Die helfen nämlich nicht nur bei Schnee und Eis dabei, dass man nicht wegrutscht, sondern auch auf allen anderen steilen und rutschigen Untergründen.

So meisterten wir die letzten 1,5 Kilometer bis zum Gletscher Becken ohne Probleme. Unterwegs trafen wir immer wieder auf Leute, die ihre Ski auf den Rücken geschnallt hatten. Mit Zweien kamen wir kurz ins Gespräch. Sie hatten eine dreitägige Backcountry Tour hinter sich, bei der man zu Fuß auf die Gletscher steigt, irgendwo zeltet, um dann mit den Skiern herunterzufahren. Ich bin ja (leider) kein Wintersportler, aber das klang ziemlich genial.

Am Gletscher Basin angekommen, sahen wir dann auch die Spuren der Skifahrer auf den Hängen.

Auch sonst war die Aussicht da oben, trotz Wolkendecke ziemlich genial, und ein dickes Murmeltier erwartete uns auch schon.

Murmelbär

Schließlich lüfteten sich die Wolken für einen Moment, und wir konnten sogar die Spitze des Mt. Rainier erahnen.

Mt. Rainier Gipfel

Für die Nacht bezogen wir ausnahmsweise mal wieder einen Platz auf einem Campingplatz direkt im Nationalpark. Dieser war mit 20 USD überraschend günstig und schön im Wald gelegen.

Skyline Trail

Von dort hatten wir es am nächsten Morgen nicht weit zu unserer geplanten Wanderung. Doch zuerst bogen wir noch mal am Mirror Lake ab, der am frühen Morgen, bei totaler Windstille, seinem Namen alle Ehre machte.

Mt. Rainier Blick vom Mirror Lake

Dann ging es weiter zum 9km langen Skyline Trail. Auch hier kamen unsere Schuh-Schneeketten wieder zum Einsatz, denn der Weg war vom ersten Moment an unter Schnee und Eis begraben. Aber wir hatten blauen Himmel und Sonnenschein, besser hätten die Bedingungen also nicht sein können. So gefällt sogar mir der „Winter“. Und kaum losgelaufen, saß da auch schon ein Murmelbär am Wegesrand und bestaunte mit uns den Mt. Rainier.

🙂

Unterwegs trafen wir noch auf Dutzende seiner Artgenossen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein noch süßeres Tier gibt (außer Seeotter vielleicht).

Wir bahnten uns stapfend und rutschend unseren Weg hinauf zum Panorama Point. Von dort aus war nicht nur der Rainier zum Greifen nahe, sondern wir hatten auch einen 360° Rundumblick auf die umliegenden Berge und Vulkane (inkl. des Mt. St. Helen in der Ferne).

Der Wahnsinn!

Die Rangerin hatte uns empfohlen, aufgrund der Schneemassen den gleichen Weg zurückzugehen, statt den eigentlichen Rundweg, den es hier im „Sommer“ gibt. Denn unter Schnee begraben, war der Trail schwierig zu finden. Wir verließen uns aber aufs GPS und Christians gut trainierten Hippocampus und bahnten uns den Weg weiter durch die Winterlandschaft.

Bergab kürzten wir an einigen Stellen etwas ab – die Schneepiste lud zum Rutschen ein. Ein großer Spaß!

Außerdem trafen wir auf weitere süße Gebirgsbewohner, die fleißig am futtern waren.

Irgendwann war der Spaß dann aber doch vorbei. Wir erreichten einen sehr steilen Hang. Der eigentliche Wanderweg, der den Hang hier gequert hätte, war nicht zu erkennen und der Hang viel zu steil und lang zum Rutschen (zumindest für meine Nerven). Man konnte ja nicht sehen, wo unter dem Schnee evtl. Felsen oder Furchen waren. Wir mussten uns also auf unsere Microspikes und Wanderstöcke verlassen, als wir uns nach und nach einen Weg quer zum Hang „freistapften“, was vermutlich gefährlicher war, als wir ahnten…

So kamen wir langsam, aber stetig voran, bis es dann sicher genug war, um den Rest abzurutschen.

Nach dem kurzen Adrenalinschub ging es dann noch ein Stück weiter, bis wir den Myrtle Wasserfall erreichten, der noch mal einen besonderen Blick auf den Rainier bot. Ein echtes Postkartenmotiv.

Myrtle Falls & Mt. Rainier

Was für eine geniale Wanderung! 🤍
Die Mittagspause mit Aussicht verbrachten wir wieder am Mirror Lake und dann verließen wir den Park schon wieder, denn wir wollten noch eine Wanderung außerhalb der Parkgrenzen machen.

High Rock Trail

Eine 9 Meilen lange, rumpelige und von Schlaglöchern übersäte Schotterpiste brachte uns zum Ausgangspunkt der Wanderung auf den High Rock. 2,5 Kilometer ging es steil bergauf durch den Wald, bis wir schließlich zum High Rock gelangten, der genau das ist: ein hoher Fels mitten im Wald. Von dem aus, bekamen wir noch mal einen besonderen Ausblick auf den Rainier und die umliegenden Wälder und Berge. Der Wahnsinn!

Der Stopp rund um den Mt. Rainier stellte sich für uns als ein unerwartetes und überraschendes Highlight auf diesem Trip heraus.

Seattle

Nun ging es aber aus der Natur raus und mal wieder rein in eine Großstadt: Seattle.

Als großer Greys Anatomy Fan (zumindest früher) kenne ich gefühlt jede Luftaufnahme aus der Stadt. Und so ließen wir es uns hier nicht nehmen, auf die Space Needle hochzufahren – einen 184 Meter hohen Aussichtsturm, der im Rahmen der 1962 stattfindenden Weltausstellung gebaut wurde und bis heute das Wahrzeichen der Stadt ist.

Space Needle

Oben angekommen, hatte man natürlich einen fantastischen Ausblick auf die Stadt, den Puget Sound (das Gewässer vor der Stadt), die Berge des naheliegenden Olympia Nationalparks und sogar den Mt. Rainier – wenn denn das Wetter mitspielt. In unserem Fall reichte es leider nicht, aber auch so konnte sich die Aussicht sehen lassen.

Ein Stockwerk tiefer lief man über einen sich drehenden Glasboden.

Zurück auf dem Boden ließen wir uns noch etwas durch die Stadt treiben und sahen von schicken Einkaufsmeilen bis hin zu Ecken voller Drogenjunkies mal wieder alles, was so eine amerikanische Großstadt eben zu bieten hat.

Eigentlich hatten wir geplant, abends noch ins Kino zu gehen – aber zwei Tickets, Getränke und eine Tüte Popcorn hätten hier umgerechnet stolze 75 € gekostet. Haha, crazy! Dann doch lieber Netflix im Bett.

Nach einer ruhigen Nacht mitten in der Stadt schlossen wir uns am nächsten Morgen einer Walking Tour durch die Stadt an. Zuerst ging es auf den berühmten Pike Place Market – einen täglich geöffneten, öffentlichen Markt, der seit 1907 besteht. Hier gibt es alles, von Obst und Gemüse über Blumen, Souvenirs, Kunst, Bücher, Restaurants und vor allem Fischhändler. Vor den Ständen der Fish-Mongers sammelten sich die Touristen und warteten auf „die Show“. Denn wenn jemand einen Fisch bestellt, wird er von der Warenauslage hinter die Theke geworfen. Aus irgendeinem Grund ist das ein großes Highlight für alle. Na, kommt ihr mal auf den Hamburger Fischmarkt… 😉

Ein besonders ekliges „Highlight“ im Markt ist die Gumwall – eine Hauswand voller Kaugummis. Richtig schön eklig, aber wenigstens bunt.

Schließlich ging die Tour weiter durch Downtown Seattle und bis hin zur Waterfront. Wie immer erfuhren wir dabei allerhand spannendes und kurioses über die Geschichte der Stadt.

Nachmittags machten wir uns mit dem Bus auf ins Freemont Viertel, was als alternativ und künstlerisch beschrieben wurde. Die Häuser waren hier in der Tat etwas bunter, die Läden kurioser, die Dichte an Brauereien auffällig und der berühmte Freemont Troll sehr kurios.

Freemont Troll

Der Freemont Troll ist eine sehr eigenartige Betonstatue, mit einem VW Käfer in der Hand, die unter einer Brücke haust und angeblich Wünsche erfüllt, wenn man sich vor ihm im Kreis dreht. Naja. Wie gesagt, alternativ und skurril.

Nach der zweiten Nacht in der Stadt, wurde es nun Zeit unseren Grenzübertritt nach Kanada vorzubereiten. Wir hatten noch eine lange To Do Liste, von einkaufen über Wäsche und Van waschen, aber vor allem wollten wir noch schnell unsere Reifen rotieren lassen.

Mal wieder in der Werkstatt

Dafür steuerten wir morgens zuerst eine Filiale von Tire Discount an, bei der wir in San Diego unsere zwei neuen hinteren Reifen gekauft hatten. Was eigentlich eine Sache von wenigen Minuten ist, wurde leider wieder zum Problem.

Es stellte sich heraus, dass die Kollegen in San Diego eine Radschraube mit Gewalt schief reingedreht hatten und dadurch Schraube und Gewinde beschädigt worden waren. Wir brauchten also eine neue Schraube und das Gewinde musste neu geschnitten werden. Das konnte bei Tire Discount nicht gemacht werden, man verwies uns an eine andere Werkstatt. Die wartete an einem Freitagmittag natürlich nicht auf uns. Keine Chance noch ein Termin zu bekommen – und wir mussten spätestens am Sonntag das Land verlassen. Shit! 🤯

Wir telefonierten weiter herum und fanden schließlich eine Werkstatt, die uns reinquetschen wollte. Rick, der Eigentümer, schien ein Herz für Reisende zu haben. Seine Kollegen machten sich also an die Arbeit, einer besorgte die passende Schraube, zwei andere kümmerten sich ums Gewinde. Die Kosten dafür übernahm immerhin Tire Discount. Bei der Demontage viel allerdings auf, dass unsere Handbremse, die schon länger etwas schwächelte, wirklich schon am Ende war.

Die Bremsschuhe zerbröselten schon, die Scheiben hatten Gebrauchsspuren und durch die Arbeiten am Gewinde und die dadurch entstehenden Vibrationen fehlte nun einiges an Material – die Handbremse hielt nun also gar nicht mehr. Na toll! Nun mussten wir erstmal recherchieren, ob wir die passenden Teile in den USA bekommen würden – angeblich waren Autoteile in Kanada nämlich noch teurer, daher wollten wir das Problem nicht erst dort in Angriff nehmen, geschweige denn schon wieder eine teure Bestellung in Europa machen.
Nach einiger Recherche und vielen Anrufen konnten wir die passenden Teile zum Glück auftreiben, mussten aber dafür noch einige Male hin- und herfahren und viele Umwege in Kauf nehmen. Zu all unseren anderen To Dos kamen wir gar nicht mehr. Aber so hatten wir nun wenigstens schon mal die Teile, um die Reparatur irgendwann in Kanada vornehmen zu können. Die Werkstatt-Odyssee geht also weiter. 😩

Auf nach Kanada!

Samstags erledigten wir noch ein paar letzte Besorgungen und machten uns dann noch am Nachmittag auf den Weg zur Grenze. Dort war die Verwirrung erstmal groß, man hatte uns gesagt, dass wir unsere Ausreise aus den Staaten unbedingt erfassen lassen mussten, aber da war weit und breit kein Grenzposten der USA und wir standen plötzlich schon vor dem kanadischen Grenzbeamten.

Wie das schließlich ausging, berichten wir dann beim nächsten Mal. 😊

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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Redwoods, Wasserfälle & ein Vulkan

Teil 9 unseres Roadtrips durch die USA

12. Juni – 16. Juni 2025
Kalifornien, Oregon & Washington

Noch immer in Kalifornien, erreichten wir das Gebiet der Redwoods – die höchsten Bäume der Welt. Sie gehören zur gleichen Familie wie die Sequoia Bäume, sind also ebenfalls Riesenmammutbäume – aber Küstenmammutbäume. Vermutlich lässt die gute Seeluft sie noch ein bisschen höher wachsen als die Kollegen weiter im Inland. 116 Meter soll der älteste und höchste Baum hier sein. Von unten sahen sie jedenfalls alle gigantisch aus.

Redwoods

Wir erreichten zuerst den Humboldt Redwoods Park. Durch diesen führt eine gut ausgebaute, 32 Meilen lange Scenic Route, die mit kleinen Stopps und Wanderungen zur beginnenden Nackenstarre führte.

Diese wurde nicht besser, als wir schließlich den offiziellen Redwoods Nationalpark erreichten. Wie immer versorgten wir uns zuerst mit Infos im Visitor Center und machten uns dann noch am gleichen Nachmittag auf zu einer kleinen Wanderung.

Über den Lady Bird Grove Trail wandelten wir durch einen dichtbewachsenen Wald, voller Farne und rosa blühender Büsche – und natürlich jeder Menge Mammutbäume.

Auf der Suche nach einem Stellplatz kamen wir an einer Herde Hirsche vorbei, die in aller Ruhe am Straßenrand grasten.

Hallo Bambi!

Nach einer entspannten Nacht am Rande des Parks ging es am nächsten Morgen, vorbei an einem kurzen Küstenabschnitt, in den nördlichen Teil des Parks, wo wir den Titans Grove besuchten. In diesem Bereich sollen die ältesten und größten Bäume der Region stehen. Hier wurde der Wald nie abgeholzt. Dementsprechend standen die grünen Giganten hier dicht an dicht und sahen aus unserer Perspektive heraus alle riesig und beeindruckend aus.

Da unser ESTA bald ablaufen würde, mussten wir leider ganz schön auf die Tube drücken, deswegen ging es noch am Nachmittag raus aus den Redwoods und rein in unseren nächsten Bundesstaat.

Oregon

In Oregon waren wir weiterhin auf dem Küstenhighway 101 unterwegs. Wir waren überrascht, wie schön und wild die Küste hier ist. Schwarze Sandstrände, große Felsen, an denen sich die Wellen brechen, und im Hintergrund Bäume, Bäume, Bäume.

Leider war es sehr windig und man durfte entlang der Küste nirgendwo wild campen. Daher stoppten wir nur kurz an vielen schönen Aussichtspunkten und suchten uns schließlich einen freien Platz, irgendwo am Highway.

Eigentlich war der Plan, am nächsten Tag weiter über die 101 bis nach Washington (State) weiterzufahren – uns blieben, wie gesagt, nur noch wenige Tage, bis wir das Land verlassen mussten. Aber mir gingen ein paar Bilder von schönen Wasserfällen nicht aus dem Kopf, die ich einige Tage zuvor gesehen hatte.

Silver Falls State Park

Wir überlegten hin und her und schmissen unsere Planung letztendlich doch noch mal um und nahmen Kurs auf den Silver Falls State Park. Hier nahmen wir uns einen Tag Zeit, um den sogenannten Ten-Falls-Trail zu laufen. Eine 14 Kilometer lange Wanderung, die uns zu 10 verschiedenen Wasserfällen führte.

Da Wochenende war, war auf dem Parkplatz des kleinen Parks schon ganz schön was los. Überall saßen Familien im Park, grillten und picknickten. Wir stellten uns also auf regen Betrieb auf dem Trail ein, aber zum Glück liefen die meisten Menschen nur bis zum ersten Wasserfall und drehten dann wieder um. Somit ließ sich der lange Hike durch den dichten, grünen Wald dann doch ganz gut genießen. Und die Aussichten auf die Wasserfälle taten ihr Übriges.

Der Weg war so gestaltet, dass man an vielen Stellen sogar hinter die Wasserfälle kam.

Am späten Nachmittag ging es wieder raus aus dem Park und in den nächstgelegenen Ort, wo wir die Nacht in einem Wohnviertel verbrachten. Scheinbar waren wir in einer Latino-Community gelandet. Wir hörten jedenfalls nur Spanisch und wurden am nächsten Morgen von einem Herrn angesprochen, der mit uns scherzte, dass sich die Nachbarschaft schon über den weißen Van gewundert hätte. Man vermutete einen Undercover-FBI-Einsatz, der einen Bewohner beschattete. Haha. 😆Manchmal vermissen wir die Latinos ein bisschen.

Washington

Im Schweinsgalopp ging es weiter und schließlich erreichten wir schon die Grenze zum Bundesstaat Washington.

Hier steuerten wir direkt das Visitor Center des Vulkans Mt. St. Helen an. Wer im Frühjahr 1980 Nachrichten geschaut hat, hat bestimmt schon mal von diesem Vulkan gehört. Am 27.03.1980 brach dieser nämlich sehr überraschend und dafür umso heftiger aus. Dabei kollabierte eine ganze Flanke des Vulkans und die Aschewolke ging (wortwörtlich) einmal um die ganze Welt. Dörfer wurden verschüttet, viele Menschen verloren ihr Leben.

Mt. St. Helen

Heute ist der Vulkan einer der bestüberwachten auf der ganzen Welt – und er kann bestiegen werden.

Das hatten wir aber leider zu spät erfahren. Für ein Permit konnten wir uns nicht mehr bewerben und auch die notwendige Ausstattung in Form von Microspikes für die Schuhe hatten wir leider (noch) nicht. Denn auf der begehbaren Flanke des 2.550 Meter hohen Vulkans lag noch immer eine ordentliche Schnee- und Eisdecke, selbst jetzt, im Juni. Naja, immer noch mal ein Grund, wiederzukommen.

So begnügten wir uns mit einem kurzen Spaziergang in der Nähe des Vulkans und bekamen so zumindest eine gute Aussicht auf den imposanten Klotz.

Aber nicht allzu weit entfernt wartete noch ein weiterer Vulkan auf uns.

Aber dazu dann demnächst mehr… 😊

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Yosemite 2.0 & Neues aus der Werkstatt

Teil 8 unseres Roadtrips durch die USA

3. – 12. Juni 2025

Zurück im Yosemite Nationalpark

Mit frischer Kupplung, aber immer noch vielen Sorgen und Fragen rund um unseren Van im Gepäck, starteten wir die 350 Kilometer lange Testfahrt zurück in den Yosemite-Nationalpark. Ich hatte ganz schön Bauchschmerzen während der Fahrt und hoffte, dass alles gut gehen würde. Aber siehe da – alles lief glatt, der Van fuhr einwandfrei und wir kamen ohne Zwischenfälle im Yosemite Valley an.

Wir bezogen ein nettes Plätzchen im Wald, von wo aus wir am nächsten Morgen eigentlich eine lange Wanderung starten wollten. Als wir aber abends alles vorbereiteten und uns die GPS-Tracks für den Trail anschauten, stellten wir fest, dass der Trail teilweise noch unter Schnee lag und die Flussquerungen uns zum Baden gezwungen hätten. Durch hüfttiefes, eisiges Wasser zu waten, klang nicht allzu verlockend für uns. Also schmissen wir die Pläne um und starteten stattdessen am nächsten Morgen die Fahrt über die Tioga Road – eine Passstraße, die sich bis auf 3000 Meter oberhalb des Yosemite Valleys hinaufschlängelt, mit vielen Aussichtspunkten, Seen und kleinen Wanderungen.

An einem dieser Aussichtspunkte legten wir eine erste Pause ein und bestaunten die Rückseite des Half Domes.

Als wir dann weiterfahren wollten, hatte Moby schon wieder eine Überraschung für uns: Er sprang nicht mehr an. Christian drehte den Zündschlüssel, alle Lämpchen im Cockpit gingen an, das Radio spielte, alles sah normal aus, aber im Motorraum tat sich nichts. WTF! 🤯

Das klang nach einem Anlasser-Problem. Christian legte sich unters Auto, und ich unternahm weitere Startversuche. Wir hörten das Klacken des Magnetschalters und sonst nichts. Eindeutig der Anlasser.
Wir telefonierten kurz mit Justin, der unsere Vermutung bestätigte und uns den Hammer-Trick empfahl. Das probierten wir natürlich auch, während gerade der Schnee-Regen einsetzte. Oh Mann!
Aber auch mit dem Hammer ließ sich der Anlasser nicht zum Drehen ermutigen. Also blieb nur anschieben, um den Motor starten zu können. Aber bei strömendem Regen und einem 3,5 Tonnen schweren Van, der natürlich auch noch leicht bergauf bewegt werden musste… ach ja. Wir machten erstmal Mittagspause.

Schließlich ließ der kalte Regen nach und weitere Besucher kamen, um die Aussicht zu bestaunen. Die quatschten wir an, und als wir schließlich 5 – 6 Personen zusammenhatten, schoben diese den Van aus der Parklücke. Ich manövrierte den Van so hin, dass wir ein Stück bergab rollen konnten, wodurch mir dann das Starten der Kiste gelang. Dabei hätte ich zwar fast eine Dame umgefahren, die völlig unbeeindruckt von dem ganzen Schauspiel und meinem Hupen über den Parkplatz schlich, aber ein bisschen Schwund ist ja immer.

Hauptsache war, dass der Van wieder lief – und so musste es jetzt bleiben. Daher fuhren wir den Rest der Tioga Road auch nicht mehr ab und machten uns stattdessen auf ins Tal, wo wir einen Platz auf einem Campground reserviert hatten. Den Nationalpark wollten wir uns trotz dieser neuen Herausforderungen nicht nehmen lassen.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir unseren Campspot, wo wir Moby abstellten und den Anlasser dann erneut testeten, aber wie erwartet sprang der Van auch hier nicht mehr an. Naja, dort standen wir erstmal gut und ich wollte endlich mehr vom Park entdecken.

Christian hingegen wollte natürlich unser Problem lösen, auch wenn es aussichtslos erschien. Während ich mich also aufs Rad schwang und durch das Valley fuhr, blieb er am Van und versuchte, das genaue Problem zu identifizieren und ggf. zu reparieren. Ich würde mal behaupten, dass ich an diesem Nachmittag mehr Freude hatte.

Als ich schließlich zurück zum Campground kam, war der Status Quo noch der gleiche, aber wir wussten nun mit Gewissheit, dass der Anlasser hinüber war. Unsere Pechsträhne hielt also an. Ich frage mich wirklich, wo wir uns so das Karma verhagelt haben?

Passender Ersatz für den Anlasser wäre mit Justins Hilfe sogar in den USA zu bekommen gewesen, aber zum doppelten Preis vom gleichen Anlasser in Deutschland. Also bestellten wir nach vielen Recherchen und langem Hin und Her das Teil aus Europa. Wir hatten ja sowieso noch einige Tage Zeit, da wir im Park noch einiges vorhatten und uns die Freude daran nicht gänzlich nehmen lassen wollten. Auch wenn es uns bei weitem nicht leichtfiel, bei all dem Stress der letzten Wochen diese wunderschöne Umgebung zu genießen. Wir waren beide nervlich doch ziemlich am Anschlag. 😢

Zudem blieb das Problem, dass wir täglich den Stellplatz wechseln mussten, da wir keine zusammenhängende Reservierung für dieselbe Parzelle auf dem Campground erhielten. Da wir am nächsten Mogen aber sehr früh loswollten, hängten wir stattdessen einen Zettel in die Windschutzscheibe, mit dem wir die nach uns kommenden Camper über unser Problem informierten und sie baten, unseren eigentlich reservierten Platz zu beziehen.

Wanderung zum Clouds Rest

So marschierten wir um 6 Uhr morgens los und machten uns auf zu unserer bisher längsten Wanderung. Vor uns lagen 33 km und fast 2000 hm – und das durch den (unserer Meinung nach) schönsten Nationalpark der USA.

Schon nach wenigen Kilometern erreichten wir den Vernal-Wasserfall, der dank Schneeschmelze so viel Wasser führte, dass wir direkt mal kalt geduscht wurden.

Vernal Fall Dusche

Entlang des Wasserfalls führten uns Stufen hinauf, bis zur Abbruchkante des Wasserfalls, was ein irrer Anblick war, wie der rauschende Fluss hier einfach in die Tiefe stürzte.

Abbruchkante des Vernal Falls

Von dort ging es weiter, stetig bergauf, vorbei am Nevada-Wasserfall, zu dem wir später zurückkehren würden.

Nevada Fall

Danach wurde es dann richtig steil, und der Trail führte uns zumeist durch den Wald, bis wir schließlich die Baumgrenze erreichten. Von dort ging es felsig weiter und hinauf, auf den mit 3.065 Metern höchsten Punkt des Nationalparks, genannt Clouds Rest.

Von dort aus hatten wir eine bombastische 360-Grad-Rundumsicht über das gesamte Valley, die umliegenden Berge, Seen und natürlich den ikonischen Half Dome. Der absolute Wahnsinn!!

Blick auf den Half Dome & das Yosemite Valley
Blick Richtung Tioga Road
Blick ins erweiterte Yosemite Valley

Dieser Ausblick war die Strapazen allemal wert gewesen. Wir legten eine wohlverdiente Mittagspause ein, beobachteten die Chipmunks und bekamen nicht genug von der Aussicht.

Dann folgte der unangenehme Teil: der lange Abstieg. Angekommen am Nevada-Wasserfall, nahmen wir einen anderen Abzweig, der uns noch zu dessen Abbruchkante führte, und dann, über den John Muir Trail, hinab zurück ins Valley.

Nach 10,5 Stunden kamen wir wieder an unserem Campground an – wo uns schon ein Ranger erwartete.

Rusty, der Ranger, war gar nicht so begeistert von unserer Vorgehensweise und glaubte uns erstmal nicht, dass der Van wirklich nicht mehr ansprang. Das ließ sich aber leicht beweisen und dann wurde Rusty auch ganz freundlich. Scheinbar versuchen öfters mal Leute, einen Campspot zu belegen, indem sie behaupten, ein kaputtes Vehikel zu haben, was sich dann als Lüge herausstellt.

So ließ er uns an dem Spot stehen bleiben, bat uns aber am nächsten Morgen, den Platz zeitgerecht zu räumen, was wir gerne zusagten – wir hatten nämlich einen weitaus besseren Spot für die dritte Nacht reservieren können.
Unsere Camp-Nachbarn, die von unserem Problem wussten, hatten schon zugesagt, uns am nächsten Morgen mit vereinten Kräften anzuschieben. Somit genossen wir noch den restlichen Nachmittag und sprangen auch mal kurz in den kalten Merced Fluss (also ich zumindest, Christian hat gekniffen).

Radtour durchs Yosemite Valley

Am nächsten Morgen brachten wir also den Van wieder zum Laufen, drehten ein paar Runden durchs Valley, um die Batterien zu laden, tankten Wasser auf und bezogen dann unser neues, sonniges Plätzchen. Den Motor stellten wir zwischenzeitlich natürlich nicht ab, da wir dann jedes Mal einen Trupp Menschen benötigt hätten, um den Van wieder anzuschieben und zu starten.

Camping im Yosemite Valley

Dann schwangen wir uns wieder auf die Räder (diesmal beide) und quälten unsere müden Beine noch mal durch das Yosemite Valley und hinauf zum Tunnel View, wo wir bei unserem ersten Besuch im Park schon mal kurz gestoppt hatten. Aber dieser Fototapetenblick ist einfach zu schön, um ihn nur einmal zu haben.

Zurück an der Küste

Nach einem entspannten Abend suchten wir uns am nächsten Vormittag wieder ein paar starke Nachbarn zusammen und ließen uns erneut anschieben. Nun mussten wir den Park leider in einem Rutsch verlassen, also ging es über 350 Kilometer wieder zurück Richtung Küste und nach Marina, zu Justins Werkstatt. Zum Glück verlief auch diese lange Fahrt ohne neue (oder alte) Komplikationen, was uns zumindest ein bisschen Mut machte. Von einem Wochenende hinter der Werkstatt hatten wir zwar nicht geträumt, aber so war es einfach am praktischsten und einfachsten, um den Van nicht noch zigmal anschieben zu müssen.

In Marina war der „June Gloom“ noch in vollem Gange, sodass uns zwei ziemlich trübe Tage bevorstanden. Während es im Hinterland schon richtig sommerlich und überwiegend sonnig war, ist es besonders im Juni an der Pazifikküste hier immer sehr bewölkt und diesig, was daran liegt, dass die warme Luft vom Inland auf die kalte Pazifikluft trifft. Erst ab Juli verschwindet dieses Phänomen so langsam und man hat mehr sonnige Tage an der Küste.

Um nicht ganz in Tristesse zu versinken, packten wir am Sonntagvormittag die Räder wieder aus und machten uns, entlang des Küstenradwegs, auf ins 20 Kilometer entfernte Monterey.

Dort angekommen schauten wir uns endlich mal ein bisschen was von der hübschen Stadt an. Entlang der Waterfront und des historischen Zentrums gab es vor allen Dingen viele alte Sardinenfabriken zu sehen, die inzwischen zu Restaurants und Shops umfunktioniert wurden.

Zudem bestaunten wir die wirklich schönen Häuser im viktorianischen Stil, die hier standen wie in einer Filmkulisse. Dazwischen sprangen hunderte Eichhörnchen herum und auch Rehe und Hirsche, sodass wir uns wie in einem Disney-Film fühlten.

Und im Wasser hockten natürlich die Seelöwen und sahen einfach süß aus.

Neues aus der Werkstatt…

Zurück in der Werkstatt legte Justin am Montag gleich mit dem Van los. Der Anlasser und das Software-Tool für unser AGR-Problem (Abgasrückführung) waren noch nicht angekommen, aber zumindest die neue Ölwannendichtung konnte schon mal eingebaut werden. Auch das verlief nicht ganz problemlos, aber gemessen an den letzten Baustellen war es dennoch ein Klacks.

Mittags kamen dann auch Anlasser und SW-Tool an. Der Anlasser war schnell gewechselt und Moby sprang wieder an wie eine Eins. Immerhin etwas!

Nun widmeten wir uns der SW-Lösung. Mithilfe des bestellten Geräts lasen wir unsere Steuergerät-Software aus, übermittelten diese an die Firma in Deutschland und erhielten über Nacht eine neue Software-Version, die mithilfe des Geräts auf unser Steuergerät aufgespielt wurde. Dies führte dazu, dass die AGRs nun aus dem „Gehirn“ unseres Vans ausprogrammiert wurden. Moby weiß also nicht mehr, dass er noch AGRs hat, und steuert diese nicht mehr an. Die Klappen bleiben geschlossen, der Motor bekommt nur noch Frischluft statt recycelter Abgase, kann sauberer verbrennen – Problem gelöst. Allerdings haben wir nun geringfügig höhere CO2-Werte, sind also vermutlich kein Euro-6-Diesel mehr. Aber das nehmen wir nun gerne in Kauf, statt noch mehrere tausende Euro in Reparaturen zu versenken. Das ist ein Problem für unsere Zukunfts-ichs.

Eine Testfahrt bestätigte, dass alles funktionierte, und wir hofften, am Dienstagmorgen nun endlich loszukommen. Aber das wäre ja zu einfach gewesen…

Ölleck 2.0

Wir entdeckten am Morgen zwei kleine Ölflecken unter dem Auto. 😩
Erst vermuteten wir Überreste vom Wechsel der Ölwannendichtung, aber da schien alles sauber und trocken… Mithilfe einer Endoskopkamera fanden wir den Übeltäter: Der Ölschlauch, der vom Turbolader weg geht, den wir während des Kupplungswechsels geflickt hatten, schien wieder undicht zu sein. Zum Glück hatten wir den auf Verdacht mal mitbestellt und somit das Ersatzteil da. Aber, um daranzukommen, muss eigentlich noch mal das gesamte Getriebe raus. Ein Vorgang, der noch mal mehrere tausende Dollar kosten würde.

Wir waren kurz vorm Durchdrehen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Aber auch hier war wieder Verlass auf Justin. Obwohl der nun weiß Gott schon genug mit uns durchhatte, bot er an, den Austausch minimalinvasiv zu versuchen. Er flexte dafür kurzerhand eins seiner Werkzeuge ab, um so besser an die Engstelle im Motorraum zu kommen. Dann legte er los.
Zusammen mit seinem Kollegen Ricardo waren sie noch mal 5 Stunden lang beschäftigt, um an dieses verfluchte kleine Teil zu kommen. Justin, der eigentlich sehr ausgeglichen, geduldig und die Ruhe selbst ist, fluchte doch ein ums andere Mal, und mir wurde angst und bange, wie es wohl weitergehen würde.

Aber, nach 5 Stunden war es geschafft, das neue Teil saß, und bei der Untersuchung des alten Schlauchs fiel uns schließlich ein Mini-kleines Loch mitten im Metallschlauch auf, das offenbar die ursprüngliche Undichtigkeit verursacht hatte. So klein wie ein Kariesloch im Zahn.

Wir blieben vorsichtshalber eine weitere Nacht in der Nähe, unternahmen eine etwas längere Testfahrt und prüften am nächsten Morgen nochmal, ob alles trocken war. Justin kam noch mal vorbei, schaute auch noch mal unters Auto und gab uns grünes Licht.

Endlich konnten wir Monterey verlassen. So richtig entspannt waren wir allerdings immer noch nicht. Nach so einer Pechsträhne wird es vermutlich auch nie mehr so richtig entspannt werden. Da fährt jetzt immer ein gewisses Misstrauen mit, ob auch wirklich alles in Ordnung ist. Zudem hat uns all das finanziell ganz schön angeschlagen. Insgesamt sind 8.500 € in Reparaturen, Teile und Versandkosten gegangen, ganz zu schweigen von den vielen Nerven, die uns das gekostet hat.

Damit wird unsere Reise nun anders weitergehen als gehofft und geplant und definitiv früher beendet sein, was uns natürlich sehr traurig macht. 😢

Aber jetzt schauten wir erstmal nach vorne und machten uns auf den Weg, mehr von Kalifornien und der Westküste zu entdecken.

Golden Gate Bridge

Das nächste große Highlight wartete auch schon auf uns: die Golden Gate Bridge in San Francisco.

Moby vor der Golden Gate Bridge

Eigentlich hätten wir gerne noch mal ein paar Tage in der Stadt verbringen wollen. Zuletzt waren wir vor 12 Jahren dort, auf einem Zwischenstopp auf dem Rückweg von Hawaii. Doch da wir nun so viel Zeit in Werkstätten verloren hatten, beließen wir es bei einem Blick aus der Ferne. Aber mit unserem Van über DIE Brücke zu fahren, ließen wir uns nicht nehmen.

Überfahrt der Golden Gate Bridge im Schnelldurchlauf 🙂

Das war definitiv ein kleiner USA-Meilenstein für uns.

Nun warteten noch ein paar spannende Nationalparks und besonders große Bäume auf uns.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Traumparks & Alptraum-Probleme

Teil 7 unseres Roadtrips durch die USA

21. Mai – 3. Juni 2025
Kalifornien

Nach knapp 5 Wochen hatten wir Utah nun hinter uns gelassen und waren zurück im schönen Kalifornien. Bevor es an die Küste gehen sollte, standen noch zwei Nationalparks auf unserem Plan. Den Anfang machte der Sequoia Nationalpark. Sequoias sind Riesenmammutbäume und die wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Sequoia Nationalpark

Nach einer Nacht an einer wenig romantischen Tankstelle brachen wir früh am Morgen auf in den auf 2.400 Metern Höhe gelegenen Nationalpark. Die lange Fahrt am Vortag war ohne weitere Zwischenfälle verlaufen und wir hofften, dass es nun so weitergehen würde – aber nach ca. 20 Minuten Fahrt ging der Van wieder in den Notlauf – diesmal war es wieder ein Fehlercode, der auf das Hochdruck-AGR hinwies (welches ja neu ist). Es war zum Verrücktwerden! Wir löschten die Codes aus dem System und setzten unsere Fahrt vorsichtig fort – was anderes blieb uns hier eh nicht übrig.

So erreichten wir schließlich das Herzstück des Parks und standen plötzlich inmitten der Riesenmammutbäume – die ihren Namen zu Recht tragen!

Im Park steht auch der (angeblich) größte Baum der Welt, genannt General Sherman. Er ist zwar nicht der höchste Baum und auch nicht der dickste, aber der größte, was das Volumen betrifft. Somit darf dieser Oschi scheinbar diesen Titel tragen.

General Sherman

Durch den Wald führte ein 5 km kurzer Wanderweg, der uns an allerhand beeindruckenden Baumformationen und ein paar Murmeltieren vorbeiführte. Da bekam man fast einen steifen Nacken vom vielen Hochschauen.

An vielen Bäumen sahen wir Brandspuren. Laut Infotafeln im Park ist dies tatsächlich gut für die Bäume, denn dadurch härtet die Rinde noch weiter ab und schützt so die empfindlicheren Baumkronen, die fleißig weiter in den Himmel wachsen können.

Schließlich zog es uns weiter durch den Park und vorbei am Tunnel Log – das ist ein rund 6 Meter dicker Baumstamm, der über die Straße gefallen ist und kurzerhand durchtunnelt wurde, sodass normale PKWs hindurchfahren können. Für unseren Moby Dick war die Durchfahrtshöhe leider zu niedrig, aber ein Foto war drin.

Danach erklommen wir zu Fuß die 350 Stufen des Moro Rocks – ein frei stehender Fels, von dessen Spitze wir einen 360-Grad-Rundumblick über den Nationalpark und die Berge in der Ferne hatten.

Auch danach hatten wir noch nicht genug und unternahmen, nach einer kurzen Mittagspause, eine weitere Wanderung. Diesmal folgten wir einem Flusslauf und erreichten schließlich den Tokopah Wasserfall, der dank der anhaltenden Schneeschmelze ordentlich Wasser führte.

Und als wäre das noch nicht schön genug, saß am Ende des Trails ein gar nicht scheues, dickes Gelbbauch-Murmeltier und ließ sich ausgiebig beobachten (und von manchen Leuten auch füttern).

So süß!!

Auf dem Rückweg testeten wir mal das Wasser an und mussten feststellen – das war arschkalt! Schon nach wenigen Sekunden taten uns die nassen Füße weh. Baden war hier also nicht angesagt.

Kalt!

Mit abgekühlten Füßen fühlten wir uns bereit für eine weitere Wanderung. Es ging hoch hinaus auf dem Little Baldy Trail, der uns im Zickzack über einen steilen Hang führte, vorbei an noch mehr Murmeltieren und grasenden Rehen.
Schließlich erreichten wir den felsigen Gipfel und konnten von dort unter anderem auf den Mt. Whitney schauen. Dieser Berg ist mit 4.421 Metern der höchste Berg der unteren 48 Bundesstaaten (der höchste Berg der USA steht in Alaska und Hawaii hat ja auch ein paar sehr hohe Berge bzw. Vulkane).

Zurück am Van suchten wir uns wieder ein schönes Waldplätzchen, außerhalb der Parkgrenzen, und verbrachten dort eine ruhige Nacht.

Yosemite Nationalpark

Am nächsten Tag beschlossen wir uns spontan dazu, gleich in den nächsten Nationalpark durchzustarten, ins Yosemite Valley. Dieser Park stand ganz weit oben auf unserer Reisewunschliste, und eigentlich hatten wir dort unbedingt vor dem Memorial Day (Montag, 26. Mai) einige Tage verbringen wollen, aber diesen Plan hatte unser Werkstattdrama in St. George leider zunichte gemacht.
Nun stand der Memorial Day aber unmittelbar vor der Tür und das Wochenende davor war erfahrungsgemäß eins der überfülltesten Wochenenden im Park. Aber der Donnerstag vor dem langen Wochenende blieb uns noch und wir hatten sogar noch einen Platz auf einem Campingplatz im Park ergattern können – mit 36 USD nicht ganz billig, aber auch längst nicht so teuer wie z. B. in Zion, wo ein Platz ja über 90 USD gekostet hätte.

So brachen wir also zeitig auf (ausnahmsweise mal ohne Fehlermeldungen und Notlauf), um gegen Mittag im Yosemite-Nationalpark anzukommen. Vor den Toren stauten sich schon die Autos und es dauerte ewig, bis wir am Visitor Center einen Parkplatz gefunden hatten. Die Ranger*innen waren wie gewohnt hilfsbereit und bestens informiert und wir hatten im Nu einen Plan für die kommenden 1,5 Tage in der Tasche.

Noch vom Visitor Center aus unternahmen wir die ersten kleinen Spazierwanderungen im Valley und standen schon bald vor dem beeindruckenden Yosemite Fall – dem mit 740 Metern höchsten Wasserfall von Nordamerika.

Was für ein Anblick! Man musste nur die drölfmillionen anderen Menschen um einen herum ausblenden – der Park war wirklich brechend voll mit Menschen.

Schließlich bezogen wir unseren Campspot auf dem Upper-Pines-Campground, wo wir ein schattiges Plätzchen mit Bärenschrank und Klohäuschen für unser Geld bekamen (Luxus wie Stromanschluss oder Duschen gibt’s hingegen nicht). Den Bärenschrank braucht man, um seine Lebensmittel bärensicher zu verschließen – denn im Yosemite Park gibt es viele Schwarzbären, die gerne mal zum Naschen vorbeikommen. Für Leute, die dort im Zelt campten, war so ein Bärenschrank also essenziell.

Als wir uns auf den Weg zur nächsten kleinen Wanderung machten, liefen uns dann auch glatt drei große Bären über den Weg. Surreal!!!

Unsere Wanderung brachte uns schließlich zum Mirror Lake, wo sich eigentlich die umliegenden Felsen im Wasser spiegeln sollten. Das funktioniert aber nicht, wenn gerade Menschen im See baden, so wie zu dem Zeitpunkt, als wir dort waren. Schön war es aber trotzdem.

Mirror Lake

Eigentlich wollten wir den See umrunden, doch plötzlich war der Weg komplett überspült. Auch hier war die Schneeschmelze noch in vollem Gange und daher waren auch noch einige Wege gesperrt.

Aber diese kleinen Wanderungen waren eh nur Vorgeplänkel. Wir wollten natürlich die großen und langen Wanderungen im Park machen. Deshalb begann der nächste Morgen wieder sehr früh und gegen 7 Uhr machten wir uns hinauf zur Kante des Yosemite Falls.

Über 6 Kilometer ging es im Zickzack ca. 1000 Höhenmeter die Steilwand hinauf. Immer wieder offenbarten sich dabei unglaubliche Ausblicke auf das wirklich unglaublich schöne Yosemite Valley, den ikonischen Half Dome und die anderen Granitfelsen sowie auf den Yosemite Wasserfall selbst.

Ein Traum!

Yosemite Fall & Valley

Schließlich erreichten wir das Plateau oberhalb des Wasserfalls, wo noch mal eine schmale, steile Treppe zur Abbruchkante führte.

Aber wir hatten noch nicht genug und wanderten noch mal 1,5 Kilometer weiter, über den Yosemite Creek, der den Wasserfall speist. Von dort noch ein Stück weiter hinauf, zum Yosemite Point, von wo aus es 800 Meter steil hinabging und die Aussicht noch mal spektakulärer war. Die Bilder werden der Wirklichkeit nicht gerecht und mir gehen die Superlativen aus, um diese Landschaft zu beschreiben.

Wow!

Einfach so schön – und kaum jemand da, außer uns.

Bester Platz!

Danach folgte der unangenehme Teil – der steile Abstieg. Inzwischen war es fast schon Mittag und wir waren überrascht, dass uns so viele Menschen in der Mittagshitze entgegenkamen. Da wird der steile Aufstieg gleich noch mal anstrengender. Aber zum Glück wird man unterwegs immer mal wieder von der Gischt des Wasserfalls abgekühlt.

Nach einer kurzen Pause am Van ging es dann weiter durch den Park. Wir statteten dem Bridalvail Fall (Brautschleier Wasserfall) noch einen Besuch ab, der uns innerhalb von Sekunden durchnässt hatte. Kaum vorstellbar, dass dieser Wasserfall im Sommer kaum existent sein soll.

Bridalvail Fall

Der nächste Stopp war der sogenannte Tunnel View. Der Blick von dort auf das Valley sah aus, als würden wir auf eine Fototapete schauen. Dieser Ort ist absolut surreal!!!

Tunnel View
Bild in Bild Funktion 😉

Aber es kam noch besser. Eine der Passstraßen im Park, die Glacier Road, war gerade erst nach der Winterpause eröffnet worden. Am Straßenrand lag hier und da noch etwas Schnee. Ansonsten wäre das die perfekte Rennradstrecke gewesen. Die Aussichtspunkte entlang dieser Straße waren noch mal beeindruckender und einfach unbeschreiblich – da bekamen wir vor Ehrfurcht fast feuchte Augen.

Wow!

Vom Ende der Straße aus, dem Glacier Point, hatten wir diese Aussicht auf das gesamte Valley, mit all seinen ikonischen Felsen und Wasserfällen. Absolut unbeschreiblich.

Und dann war da noch DIE Kurve. Seitdem wir den Van haben, wollte ich schon immer ein Foto von ihm in genau dieser Kurve machen, mit dem ikonischen Half Dome im Hintergrund. Zwar hatte ich da ursprünglich noch gedacht, dass wir diese Reise mit einem coolen VW-Bus machen, aber dem Ducato stand sie mindestens genauso gut (auch wenn wir uns leider ziemlich beeilen mussten, da die Straße stark frequentiert war).

Die Kurve aller Kurven

Vollkommen geplättet von all diesen Bildern und Eindrücken bahnten wir uns dann schließlich am späten Nachmittag unseren Weg raus aus dem Park und wieder mal rein in den Wald, auf BLM-Land. Wir schmiedeten aber noch am selben Abend Pläne, wann wir nach dem langen Wochenende wieder zurückkommen würden, um noch weitere Wanderungen im Park zu machen. Voller Vorfreude buchten wir uns schon zwei Campground-Übernachtungen für die kommende Woche. Aber dazu sollte es nicht kommen…

Rückfahrt mit Hindernissen

Das lange Wochenende wollten wir an der Küste verbringen. Als Anlaufpunkt hatten wir uns das hübsche Städtchen Monterey herausgesucht, unweit des berühmten Küsten-Highways No. 1 gelegen. Doch noch bevor wir da ankamen, muckte Moby wieder auf. In der Stadt Los Banos, wo wir nur kurz zum Einkaufen hielten, ging der Van gleich zweimal kurz hintereinander in den Notlauf – wieder mit AGR- und Turbofehlercodes.

Mich machte das so nervös, dass ich beschloss, erstmal nicht weiterzufahren, bis ein Mechaniker draufgeschaut hatte. Aber es war Samstag und in dieser Kleinstadt Hilfe zu finden, erschien mir aussichtslos. Diesmal fand Christian aber eine Werkstatt, die auch samstags geöffnet hatte. Dort kreuzten wir also unangemeldet auf und trafen auf Tom – einen vor über 40 Jahren ausgewanderten Österreicher, der etwas eigen und sehr wortkarg war. Aber er war Dieselmechaniker und hörte sich geduldig unsere Arie an …
Als Erstes ließ er uns dann aber wissen, dass er Fiat-Motoren nicht mag. Naja, danke für die Info. Wir rätselten mit ihm hin und her, woran es liegen könnte, wirklich Hand anlegen wollte er aber nicht. Unsere Vermutungen drehten sich wieder um Injektoren, AGRs, Luftmassenmesser etc. Weiter kamen wir nicht, aber er meinte auch, erstmal vorsichtig weiterfahren, bis die nächste Ersatzteillieferung mit den zwei fehlenden Injektoren ankommt, und diese austauschen – vielleicht würde das unser Problem lösen. Vielleicht wollte er uns aber auch nur vom Hof bekommen.

Wir überlegten hin und her und fuhren schließlich weiter und die restlichen 1,5 Stunden bis zur Küste – zum Glück ohne weitere Zwischenfälle.

Monterey & Highway 1

In Monterey angekommen, staunten wir schon bei der Durchfahrt über diesen herausgeputzten Ort, der voller hübscher Häuser war, die fast wie eine Filmkulisse wirkten. Zum Anhalten und Sightseeing hatten wir aber aktuell keine Nerven – zu sehr trieben uns die Probleme mit dem Van um. Während ich einen kleinen Spaziergang am Meer unternahm, tauchte Christian weiter in seine Autotechnik-Rabbitholes ab.

Schließlich hatten wir eine neue Theorie – eine verschmutzte oder defekte Drosselklappe könnte das Problem sein. Diese ist Teil der Abgasrückführung und Luftversorgung. Wenn die ähnlich aussah wie unser Hochdruck-AGR, könnte das dem Motor das Leben schwer machen. Dies wollten wir als Nächstes untersuchen lassen, wenn wir einen fähigen Mechaniker gefunden hatten.

Jetzt war aber Wochenende und wir brachen daher am Sonntagmorgen auf, zum Highway 1, der parallel zur Pazifikküste verläuft. Die Küste ist hier wunderschön und wild, aber wirklich daran erfreuen konnten wir uns nicht. Ich hatte während der Fahrt den Laptop auf dem Schoß, um die Werte unseres Diagnosetools auszulesen. Parallel recherchierte ich online, was die Werte bedeuten, ob sie normal sind, auf Fehler hinweisen … Und Moby half fleißig mit, indem er nun ca. alle 30 Minuten in den Notlauf ging.

Nach einigen schönen Fotostopps brachen wir die Tour schließlich ab. Das hatte so alles keinen Sinn mehr und unsere baldige Rückkehr ins Yosemite Valley war somit auch gestorben und das Geld für die Campingplatzreservierung auch futsch – Erstattung gibt’s da nämlich keine.

Es ging zurück nach Monterey, wo wir einen Waschsalon ansteuerten und die Wartezeit mit weiteren Recherchen überbrückten. Ich fand einen Notfall-Mechaniker-Service, der angeblich auch am Wochenende arbeitete. An diesem Sonntag wollte er nicht mehr ran, aber der Feiertag am Montag sei für ihn kein Thema. Wir vereinbarten einen Termin für Montagmorgen und recherchierten dennoch weiter.

Schließlich fühlte sich Christian informiert genug, um sich selbst der Drosselklappe anzunehmen. Diese ist bei unserem Van leicht zugänglich, und da in den USA die Läden auch sonntags aufhaben, platzierten wir uns vor einem Auto Zone (das ist sowas wie ATU bei uns), kauften Reinigungsmittel und legten los, Moby Dick zu zerlegen.

Schnell hatte Christian die Drosselklappe in der Hand und die sah tatsächlich aus wie Sau.

Aber auch nach der Reinigung zeigten sich keine anderen Werte – wir vermuteten also, das Ding sei kaputt. Aber was dann noch hinzukam – Christian entdeckte einen Ölfleck unterm Auto: Offenbar verloren wir jetzt auch noch Öl?! WTF?

Eine Werkstattkette um die Ecke hatte noch geöffnet, also packten wir schnell zusammen, fuhren dort vor und bettelten einen Mechaniker an, kurz mal einen Blick unters Auto zu werfen. Der war aber ganz entspannt – es sah nach einem Leck an der Ölwanne aus. Das ließ seinen Puls erstmal nicht ansteigen, scheinbar. Christian ging es da ganz anders. Machen konnten die Mechaniker an diesem Sonntag Nachmittag aber nichts mehr, also sparten wir uns auch dieses Thema für den nächsten Morgen auf…

Werkstatt-Vanlife und jede Menge Fragen

Am nächsten Morgen standen wir dann vor der Werkstatt von Justin, der sich Mobile Mechanic nennt und nicht nur in seiner Werkstatt schraubt, sondern auf Wunsch auch beim Kunden zu Hause oder wo man halt liegengeblieben ist. Er hatte noch nie an einem Ducato gearbeitet, war aber zuversichtlich, unserem Problem auf die Schliche zu kommen. Na dann! Wir und er ahnten noch nicht, dass wir in den nächsten Wochen viel Zeit miteinander verbringen würden…

Als Erstes schaute er sich die Drosselklappe an und war sich sicher – das Ding tat, was es soll (womit er recht hatte). Hier sah er keinen Handlungsbedarf. Das Ölleck identifizierte er als defekte Ölwannendichtung – die kann nach 7 Jahren schon mal kaputtgehen. Als Ersatzteil gab es die in den USA aber nicht, die mussten wir also wieder in Europa bestellen und einige Tage warten. Auch erstmal kein großes Problem, da der Verlust minimal war.

Bei den Fehlercodes tippte er nun auch darauf, dass wir vermutlich so viel Dreck im System hatten, durch die defekten Injektoren und verstopften AGRs, dass man alles mal ordentlich durchreinigen müsste. Einfacher gesagt als getan. Aber Justin machte sich gleich dran und zerlegte mal wieder alles im Motorraum in seine Einzelteile. Jedes zugängliche Rohr, jedes Bauteil, jeder Stecker, jedes Kabel wurde gereinigt, so gut es ging (was durchaus nötig war). Inzwischen waren auch unsere zuvor bestellten Ersatzteile angekommen, u. a. auch die zwei fehlenden Injektoren.

Diese holten wir im ca. 1 Stunde entfernten San Jose ab und verbanden dies gleich mit einer ausgiebigen Testfahrt, für die wir allerdings die AGRs absteckten. Und siehe da – keine Fehlermeldungen. Also erzeugten doch diese Dinger unsere Probleme?

Am nächsten Tag machte sich Justin dann daran, die beiden Injektoren zu tauschen. Wieder kamen die alten Teile einfach raus, das Einsetzen der Neuteile war allerdings knifflig, da nicht so leicht zugänglich. Es dauerte doppelt so lang wie angesetzt und kostete uns und Justin einige Nerven. Die Probefahrt verlief dann aber einwandfrei – auch mit wieder eingesteckten AGRs. War das nun vielleicht doch die Lösung unseres Problems?

Wir verbrachten den Abend und die Nacht wieder in Monterrey, nahe dem Strand, wo wir wenigstens zwischendurch mal auf andere Gedanken kamen.

Abschalten fiel uns zu diesem Zeitpunkt aber mehr als schwer. Wir waren nervlich beide ganz schön am Ende. Wenn das Auto nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern auch Zuhause und Zukunftsplanung ist, dann kann so eine verzwickte Situation schon ganz schön nervenaufreibend sein. Ganz zu schweigen von den Kosten, die bis jetzt schon angefallen waren. Aktuell leben wir ja wieder nur von Erspartem, da wir ohne entsprechendes Visum in den USA nicht arbeiten können und dürfen, nicht mal remote. Und die wirkliche Ursache unseres Problems war ja auch noch nicht gefunden und somit kein Ende in Sicht. Wir waren ziemlich verzweifelt und ratlos. 🙁

Kupplungs-Drama

Am nächsten Morgen, einem Freitag, wollten wir dann zurück in die Werkstatt. Es gab noch ein paar Kleinigkeiten zu machen und zu überprüfen. Aber dann bekamen wir plötzlich ein ganz anderes und dafür viel dringenderes Problem: Mitten in der Fahrt fiel plötzlich das Kupplungspedal durch und kam nicht wieder zurück – schalten war nicht mehr möglich. Christian konnte den Van gerade noch so auf einen Firmenparkplatz rollen lassen, und da standen wir dann. Wir verloren auch Bremsflüssigkeit – also das gleiche Phänomen wie genau 2 Jahre zuvor in Cusco/Peru. Wieder schien das Ausrücklager unserer Kupplung im Arsch zu sein. Das durfte doch nicht wahr sein! Wir riefen Justin zur Hilfe, der wenige Minuten später ankam und unseren Verdacht bestätigte.

Noch vor Ort recherchierte er nach dem passenden Teil und schaffte das fast Unmögliche: Eine Chrysler Werkstatt in der Nähe hatte noch genau eins dieser Teile auf Lager, was fast einem 6er im Lotto glich. Die meisten Promaster in den USA haben ja keine manuelle Kupplung, da es sich um Automatikfahrzeuge handelt. Justins Kollege Ricardo machte sich gleich auf den Weg, um das Teil für uns abzuholen und Justin versprach uns, das Ausrücklager übers Wochenende einzubauen. Kostenpunkt: 2.000 USD (und das war schon ein Freundschaftspreis). Mir blieb kurz die Luft weg und meine Augen liefen über.

Jetzt mussten wir den Van aber erstmal in die 15 Minuten entfernte Werkstatt bekommen, über den Freeway. Auch das übernahm Justin, mit einer sehr unentspannten Beifahrerin, während Christian den 40 Jahre alten Celica von Justin fuhr (Justin besitzt an die 30 Autos, die meisten davon alte Schätzchen). Langweilig wird es bei uns definitiv nie…

Justin manövrierte den Van also mit jeder Menge Zwischengas bis in seine Werkstatt, und da standen wir dann und waren noch verzweifelter und ratloser als zuvor. Es konnte doch nicht sein, dass dies gerade alles auf einmal passierte.

Wir verbrachten die Nacht hinter der Werkstatt. Am nächsten Vormittag erschien Justin mit zwei seiner kleinen Töchter, mit denen er vermutlich lieber seinen Samstag verbracht hätte. Der Van kam auf die Hebebühne und Justin und Christian legten mit dem kompletten Ausbau von Getriebe & Co. los. Eine ganz schöne Scheißarbeit!

Nebenbei bespaßte ich die beiden Mädels, so hatte ich wenigstens Ablenkung. Haha.

Nach acht Stunden war das Gröbste geschafft und wir hatten das defekte Teil in der Hand – und das neue schien zum Glück wirklich zu passen. Was wir auch herausfanden, ist, dass das Teil, welches uns in Peru verbaut wurde, inzwischen von einem Nachfolger abgelöst wurde, da das alte wohl fehleranfällig war. Vermutlich hatten wir da also einfach Pech gehabt. Zusätzlich hatten die Peruaner aber auch einen zweiten Dichtungsring mit verbaut, der da eigentlich nicht hingehörte und nun dementsprechend deformiert war – vielleicht hatte auch das zum Versagen beigetragen. Wer weiß, und ehrlich gesagt, isses jetzt auch egal.

Da nun schon mal alles da unten draußen war, inspizierten die Jungs nun auch gleich mal die weiteren, schwer erreichbaren Innereien des Vans. Es zeigten sich weitere Rußablagerungen und ein Ölleck an einem Schlauch, der zum Turbo ging. Gut, dass wir das entdeckt hatten und Justin es flicken konnte – denn das Neuteil gab es hier natürlich nicht.

Das Niederdruck-AGR war nun auch einfach erreichbar und wurde gereinigt, und das gleiche versuchten wir mit dem AGR-Kühler – dieser ist nämlich eine bekannte Engstelle im Abgassystem und sah, was man von außen erkennen konnte, auch echt verdreckt und zugesetzt aus. Unsere ganzen Recherchen der letzten Tage hatten darauf hingedeutet, dass dies die Ursache für unsere Fehlermeldungen sein könnte (wieso, weshalb, warum ist zu technisch und langweilig, um es aufzuführen). Eine Reinigung im eingebauten Zustand ist aber nahezu nicht möglich (wir versuchten es dennoch) und ein Ausbau hätte noch mal mehrere Stunden Arbeit bedeutet – etwas, das wir uns hier in den USA schlichtweg nicht leisten konnten.

Inzwischen beliefen sich unsere Kosten für Teile und Arbeit schon auf 6000 USD – das sind der bis vier Monate gut leben für uns. Und Ersatz für den Kühler hatten wir ja auch keinen parat.
So langsam saß uns auch die Zeit im Nacken, von unseren 90 Tagen in den USA waren nur noch 20 Wochen übrig, bis wir das Land verlassen mussten. Wenn sich dieses Thema nicht bald lösen würde, könnte das auch das Ende unserer Reise bedeuten, oder aber die Rückkehr nach Mexiko, um dort weitere Reparaturen vorzunehmen, wo es zumindest ein wenig günstiger wäre.

Nach acht Stunden waren jedenfalls alle durch, die Kids mussten nach Hause und wir verbrachten die Nacht auf der Hebebühne. Vanlife, wie man es sich vorstellt – nicht!

Leben auf der Hebebühne

Am Sonntag ging es dann weiter, denn der ganze Krempel musste ja zurückgebaut werden. Ich dachte ja, das wäre der einfachere Part… Die Jungs brauchten gemeinsam 14 Stunden und waren erst nach Mitternacht mit allem fertig – vor allem mit den Nerven. Es war wirklich eine Sauarbeit, alles wieder zusammenzubauen, und mit jeder Menge Kraftaufwand verbunden. Schließlich war aber alles wieder an Ort und Stelle und Justin bescheinigte Christian, das Zeug zum KFZ-Mechaniker zu haben.
Der Van stand wieder auf seinen eigenen Rädern und wir drehten eine Testrunde ums Haus – bei der die DPF-Lampe anging, zum ersten Mal. Das Ding wollte sich jetzt dringend regenerieren – wir hatten aber um 1.30 Uhr keinen Nerv mehr, durch die Gegend zu fahren. Also versuchten wir eine Zwangsregenerierung im Stand, die aber fehlschlug – die AGRs waren noch abgesteckt, somit baute sich nicht die notwendige Temperatur für den Brennvorgang auf. So viel zu dem Thema. Wir brauchten dringend eine Lösung! Wir vertagten das Problem aber erstmal auf den nächsten Morgen.

Etwas ausgeruhter steckten wir die AGRs wieder an und siehe da – innerhalb von Minuten hatte sich der DPF wieder freigebrannt, alles funktionierte einwandfrei. Hatte die Reinigung der Teile im Motorraum vielleicht doch was gebracht?
Die Engstelle blieb aber der AGR-Kühler, der nachweislich dicht war. Wieder war es Justin, der uns zur Rettung kam. Er hatte eine Firma gefunden, die (halblegal) Softwaremodifikationen anbietet, um die AGRs aus dem System auszuprogrammieren – alles andere funktioniert dann wie gewohnt, der Motor kann besser verbrennen, da kein Abgas mehr umgeleitet wird – allerdings steigen die Abgas-Emissionen… Das würde aber keinen interessieren, bis wir das nächste Mal in Deutschland zum TÜV müssen. Und dafür könnte man alles wieder einprogrammieren. Das klang nach einer guten Lösung für uns. Zudem saß die Firma sogar in Deutschland.
Also malträtierten wir die Leute mit unseren Fragen und bestellten das Teil letztendlich – für weitere schlappe 1000 USD. Immer noch schweineteuer, aber günstiger als der Ausbau und Ersatz des Kühlers oder eine Rückreise nach Mexiko. Inzwischen waren wir auch so verzweifelt, dass wir uns an alles klammerten.

Jetzt wurde es aber dringend Zeit, uns erstmal von den Strapazen der letzten Woche zu erholen, bevor wir gänzlich verrückt wurden. Auf die Ölwannendichtung warteten wir noch, das Leck war nicht so schlimm, das Teil für die SW-Manipulation war auch noch unterwegs, und bis dahin wollten wir was Schönes sehen und zurück in den Yosemite-Nationalpark.

Mit etwas Bauchschmerzen und Anspannung machten wir uns also auf in den 350 km entfernten Nationalpark. Überraschenderweise kamen wir auch ohne Zwischenfälle, Fehlermeldungen und Notläufe dort an. Aber Moby hatte bald schon was Neues für uns in Petto…

Aber dazu dann demnächst mehr.

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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Utah IV – Zwischen Canyons und Werkstätten

Teil 6 unseres Roadtrips durch die USA

5. Mai – 20. Mai 2025
Utah

Es ging zurück nach Escalante – also quasi einmal quer durch Utah. Auf dem Weg durchquerten wir gleich mehrere Wetterzonen an einem Tag: warmes Sommerwetter in Moab, hinauf auf einen 3.000 Meter hohen Pass, wo uns Schnee und Eis erwartete und schließlich wieder hinab nach Escalante, wo uns Sonne und Regen im Wechsel begegneten. Was für ein Ritt!

Dennoch brachen wir am nächsten Morgen zeitig zu den Spooky- und Peek-a-boo-Slotcanyons auf. Slotcanyon bedeutet, dass es sich um eine sehr, sehr schmale Felsscharte handelt, durch die man sich als durchschnittlich gebauter Mensch gerade so durchquetschen kann.

Um dorthin zu gelangen, mussten wir wieder mal 40 km Wellblechpiste in Kauf nehmen, sodass wir ordentlich durchgeschüttelt am Trailhead ankamen. Dank des Regens am Vortag war es diesmal aber wenigstens nicht so staubig gewesen und die matschigen Stellen, wurden schon von zwei fetten Planierraupen bearbeitet – die Amis halten ihre Straßen echt gut in Schuss.

Angekommen am Wanderparkplatz, machten wir erstmal den Test: nur wer durch ein schmales Tor passt, sollte in die Slotcanyons aufbrechen. Nicht selten bleiben Menschen dort in misslichen Lagen stecken oder bekommen Platzangst, da kann aus Spaß schnell Ernst werden.

Erwartungsgemäß waren die Maße aber kein Problem für uns, und so marschierten wir zuversichtlich los in den Canyon. Doch schon bevor wir in den schmalen Teil des Spooky Canyons gelangten, war die Wanderung für mich zu Ende. Der Regen am Vortag musste hier doch um einiges heftiger gewesen sein. Der Boden des Canyons war komplett matschig und an vielen Stellen mit großen, tiefen Matsch-Pfützen übersehen. Trocken kam man hier nicht durch und dadurch das sich die Schuhe mit dem roten Matsch zusetzten, hatte man auch keinen Gripp an den Felswänden, um sich über die tiefen Stellen drüberzuhangeln. Mir als Körperklaus wurde das schnell zu viel, daher drehte ich um und Christian probierte sein Glück allein.

Während ich die Zeit auf dem Parkplatz für ein bisschen sportliche Betätigung nutzte, stand er dann aber plötzlich schon wieder vor mir – auch Christian hatte schließlich abbrechen müssen. Nachdem er zum Spooky Canyon gelangt war, wo es eigentlich erst spannend wird, musste er feststellen, dass auch dieser Teil des Canyons komplett unter Wasser stand. Durchlaufen hätte bedeutet teilwiese bis zu den Knien im dreckigen Wasser zu waten. Und da man an einigen Stellen klettern muss, was ohne Gripp auch schwierig wird, hat er schließlich auch umgedreht. Es hatte diesmal einfach nicht sein sollen – also ein weiterer Grund noch mal wiederzukommen.

Eingang in den Peek-a-boo Canyon

So tuckerten wir die 40 km Piste schließlich wieder zurück und liebäugelten damit, direkt in den Bryce Canyon weiterzufahren. Doch die Wettervorhersage für dort war unterirdisch, sprich kalt und regnerisch. Also machte auch das wenig Sinn. So versuchten wir erfolglos ein ruhiges und schönes Plätzchen irgendwo im Wald, rund um Escalante zu finden. Aber auch da machte uns der nasse Boden einen Strich durch die Rechnung – alles war matschig und wir hatten keinen Bock uns irgendwo festzufahren. Also verbrachten wir seit langem mal wieder eine Nacht mitten im Ortszentrum – wo es allerdings genauso ruhig war wie im Wald. Escalante ist echt ein Dorf.

Idyllisch!

Am nächsten Tag legten wir also wieder einen langen Fahrtag ein, um nach St. George zu gelangen. Auch diesmal fuhren wir dabei wieder über einen 3.000 Meter hohen Pass und staunten erneut über Schnee und einen noch teilweise zugefrorenen See – im Mai!

Im Vorort Cedar City warfen wir den Anker an der erstbesten Waschanlage, wo wir nur mit viel Mühe und Körpereinsatz den klebrigen, roten Matsch vom Auto bekamen, der an der Karosserie wie Pech klebte.

Werkstatt Nr. 1 in St. George

Schließlich erreichten wir St. George, wo uns zumindest wieder sommerliche Temperaturen erwarteten. Wir verbrachten die Nacht in der Stadt, von wo aus wir am nächsten Morgen gleich zur Werkstatt aufbrachen, auf der nun all unsere Hoffnung lag.

Flavio, der Servicemitarbeiter, mit dem Christian vorab telefoniert hatte, nahm uns in Empfang und hörte sich erst noch mal unser Problem an. Dann steckte er sein Diagnosetool an und siehe da: bei ihm tauchte eine neue Fehlermeldung auf, die auf ein defektes AGR (Abgasrückführungsventil) hindeutete. Das sollte sich der Dieselspezialist der Werkstatt mal anschauen. Während wir auf den warteten kamen wir mit Flavio ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er diesen Termin für uns möglich gemacht hatte, da er selbst Overlander ist und ebenfalls einen Promaster (die amerikanische Version des Ducato) fährt – den er uns dann auch gleich vorführte. Gegen dieses Monstrum sieht unser Van aus wie ein Spielzeug. Typisch Amerika eben.

Ducato auf Steroiden

Schließlich kam der Diesel-Spezi, schaute sich die Daten und Werte an und tippte dann auch darauf, dass das defekte AGR die Schuld an all den Problemen der letzten Wochen sein könnte, da der DPF ja seinen Job macht. Er erklärte sich bereit, trotz ausgebuchter Werkstatt, mal in das Teil hineinzuschauen – aber erst am nächsten Tag. Also verbrachten wir noch einen Tag in St. George – das außer Malls nicht viel zu bieten hatte.

Am nächsten Morgen ging es dann zurück in die Werkstatt, und während Cody, der Diesel-Spezi, sich Moby anschaute, nutzten wir die Zeit im luxuriösen Warteraum des Autohauses, um bei Kaffee und Donuts ein paar Dinge zu organisieren und abzuarbeiten.

Schließlich kam Cody mit dem ausgebauten AGR, und selbst ein Laie konnte erkennen, dass das Teil absolut zugekokt war und dringend gereinigt oder ersetzt werden musste. Cody versuchte es mit der Reinigung, doch schnell war klar, dass wir das komplette Teil ersetzen – sprich in Europa bestellen – müssen. Wir hofften darauf, dass die Reinigung vielleicht zumindest kurzfristig eine Besserung bringen würde. Weitere Baustellen konnte Cody nicht finden und so bekamen wir die Rechnung für 2 Stunden Arbeit: 420 USD. Halleluja! 🤯
Doch Flavio war so nett, für uns einen Rabatt auszuhandeln, sodass wir am Ende „nur“ 307 USD bezahlen mussten. Wow! Und als wäre das noch nicht genug, lud er uns auch noch zu sich nach Hause ein – schließlich würden wir ja ein paar Tage rund um St. George verbringen, während wir auf das Ersatzteil warteten. Was für ein netter Typ!

Werkstatt Nr. 2

Erstmal wollten wir jedoch unseren Ausflug in den Bryce Canyon nachholen. Laut der Werkstatt sollte es kein Problem sein, jetzt erstmal weiterzufahren, doch es kam natürlich anders. Als ich bergauf ansetzte, einen LKW zu überholen, ging der Van wieder in den Notlauf. Verdammt!
Die Diagnose spuckte wieder den AGR-Fehler aus. Die Reinigung des Teils hatte also keine Besserung gebracht. Wir telefonierten mit Flavio und Cody, die erstmal ratlos waren und auch keine Zeit für weitere Untersuchungen hatten. Sie hatten aber einen Kontakt zu einem anderen Mechaniker in St. George für uns: Eric, der sich auf europäische Autos spezialisiert hat. Dort versuchten wir unser Glück direkt persönlich.

Als wir dort am Freitagnachmittag in die Werkstatt spazierten, hatten wir erstmal wenig Hoffnung. Eric schien auch erstmal nicht sonderlich interessiert an unserem „Projekt“, doch nachdem er die ganze Geschichte gehört hatte, war seine Neugierde dann doch geweckt.

Er schloss sein Diagnose-Tool an und ging mit uns in die Analyse. So verbrachten wir auch hier noch mal fast 2 Stunden mit Überlegungen und Fachsimpelei. Eric und sein Mechaniker Jammie stellten sich als absoluter Glückstreffer heraus. Die beiden hatten schon mal an einem Ducato gearbeitet und jede Menge Ahnung von Dieselmotoren. Sie erklärten sich bereit, den Austausch des AGRs vorzunehmen sowie einige andere Maßnahmen, wie z. B. den Austausch zweier Dieselinjektoren die keine sauberen Werte mehr lieferten und die wir an diesem Nachmittag gleich in Europa bestellten.

Für die zwei Stunden Diagnose und Beratung berechnete uns Eric am Ende nichts, was alles andere als selbstverständlich ist. In jeder anderen Werkstatt wären allein für den Anschluss der Diagnose schon jeweils über 100 USD fällig geworden. Wahnsinn!
So bekamen wir die Freigabe, unsere Tour in den Bryce Canyon fortzusetzen – was wir dann auch gleich machten – mit angepasster Fahrweise (sprich, Christian musste fahren 😅).

Bryce Canyon 2.0

Im Bryce Canyon begann der nächste Morgen wieder extra zeitig, denn wir wollten wie immer die Massen vermeiden. Noch vor Sonnenaufgang brachen wir in den Park auf, frühstückten auf dem Parkplatz des Trailheads und marschierten dann los auf den sogenannten 8er-Loop, der drei Wanderungen im Canyon miteinander verbindet. Das Morgenlicht ließ die Hoodoos wieder mal strahlend leuchten.

Bryce Canyon

Im Zickzack ging es durch die sogenannte Wall Street hinab in den Canyon und weiter auf den Peek-a-Boo-Loop. Die Aussichten waren konstant umwerfend.

Es folgten unzählige Ausblicke auf Hoodoos aller Art und natürlich auch der meistfotografierte Hoodoo des Parks, genannt Thors Hammer:

Thors Hammer

Alles ziemlich beeindruckend, aber rückblickend hat uns der Fairyland Loop, den wir bei unserem ersten Besuch im Bryce Canyon gelaufen sind, tatsächlich noch besser gefallen.

Für den restlichen Tag und die Nacht suchten wir uns wieder ein schönes Plätzchen auf BLM-Land, bevor es sonntags schon wieder zurück nach St. George ging – wir hatten ja noch eine Einladung bei Flavio.

BLM Camping

Red Canyon

Vorher legten wir aber noch einen Stopp im Red Canyon ein – durch diesen waren wir jetzt schon dreimal durchgefahren, nun wurde es Zeit, mal anzuhalten und einen genaueren Blick zu riskieren. Im Visitorcenter trafen wir auf einen netten Parkranger aus der Schweiz, der uns gleich mit seinen Geheimtipps versorgte (aber gaaaanz laaangsam!).

Wenig später wanderten wir bereits auf dem kurzen Pink-Ledge-Trail, der uns durch den Canyon führte und vorbei an Hoodoos – die hier aber ganz anders aussahen als im 20 km entfernten Bryce Canyon. Zudem konnte man hier auch mitten rein klettern, was richtig cool war.

Ein paar Kilometer weiter schauten wir uns noch den Arches-Trail an, der, wie der Name schon vermuten lässt, wieder mal einige Felsbögen zu bieten hatte.

Wir waren nach wie vor erstaunt, wie faszinierend so ein paar Steine sein können.

Zurück in St. George

Dann ging es aber wirklich zurück nach St. George, wo uns Flavio und seine Frau Toni (und ihre drei Hunde) in ihrem Haus begrüßten. Toni hatte extra für uns Schnitzel und weitere Leckereien zubereitet und wir hatten einen richtig schönen Abend mit den beiden, bei dem wir viel über Flavios Leben erfuhren, was, gelinde gesagt, ziemlich ereignisreich war und deshalb hier in Kurzform zusammengefasst wird:

Flavio, Sohn einer Spanierin und eines Italieners, geboren in Uruguay, ist als Kleinkind in die USA gekommen und in New York City aufgewachsen. Dort fing er mit 15 Jahren ane, als DJ zu arbeiten, und wurde sehr schnell sehr erfolgreich und vermögend. Dies hatte eine Drogenabhängigkeit zur Folge, aus der er sich schließlich herausgekämpfte und der Musikindustrie erstmal den Rücken kehrte.
Stattdessen fing er in einem Autohaus an zu arbeiten, wo er zufällig auf Dave Gahan, den Sänger von Depeche Mode traf, von dem er ein großer Fan war und ist. Er kam mit Dave ins Gespräch und arbeitete schließlich mit ihm an einer Depeche Mode Platte.
Parallel fing er mit dem Rennradfahren an und nahm an einem Rennen teil, bei dem Lance Armstrong (ja, DER Lance Armstrong) auf ihn aufmerksam wurde und ihn in sein Team holte. Also fuhr er eine Zeit lang professionell Rennrad, bis er einen schrecklichen Unfall hatte, der ihn fast das Bein und das Leben kostete.
Danach war die Radfahrkarriere beendet und er wollte irgendwann weg aus der Großstadt und rein in die Natur – so war er in St. George in Utah gelandet.
Ach ja, in erster Ehe war er mit einer Kolumbianerin verheiratet, mit der er irgendwann mal Medellin besuchte. Der Onkel seiner Frau lud sie zum Abendessen in sein Haus ein, und Flavio erfuhr erst hinterher, dass es sich bei dem Onkel um niemand geringeren als Pablo Escobar, den Drogenbaron aus Kolumbien, gehandelt hatte. Klingt alles ziemlich ausgedacht, oder? Scheint aber wahr zu sein.

Wir bekamen dann noch eine DJ-Kostprobe von Flavio, denn sein Equipment besitzt er natürlich noch. Und zum Abschied schenkte er mir dann eine seiner (alten) Drohnen – er besitzt mehrere davon und braucht diese einfach nicht mehr. So sind wir jetzt Besitzer eines schönen neuen Spielzeugs. Und das alles nur, weil unser Van ein technisches Problem hat und wir den richtigen Mann ans Telefon bekommen haben.

Flavio & Toni

Und übrigens: Wie ein Großteil der Menschen im konservativen Staat Utah sind auch Flavio und seine Familie Republikaner und somit Trump-Wähler, was auch hier und da im Haus sichtbar war (MAGA-Mützen, etc.). Politisch kommen wir also nicht zusammen und ließen dieses Thema daher auch gekonnt aus.
Aber dennoch sind bis jetzt alle Menschen, denen wir in den USA begegnet sind, unglaublich nett, aufgeschlossen und hilfsbereit. Das nur mal so am Rande, da sich der eine, oder die andere darüber ja Gedanken zu machen scheint.

Wir blieben weiterhin in St. George und warteten auf unsere Ersatzteillieferung. Am Dienstag ging es dann endlich weiter. Bei Eric in der Werkstatt wurden zunächst das Hochdruck-AGR und der LMM (Luftmassenmesser) ausgetauscht. Doch der schwarze Qualm blieb und es poppten weitere Fehlermeldungen im System auf. Wir hofften also auf die neuen Injektoren, die noch unterwegs waren. Wir mussten uns in Geduld üben, was wahrlich nicht meine Stärke ist.

Eric und Jammie waren derweil wahnsinnig bemüht und hilfsbereit, und standen uns mit Rat und Tat zur Seite. Auf der Suche nach der Ursache für neue Fehlermeldungen verbrachte Jammie fünf Stunden mit der Fehlersuche – leider ergebnislos. Bei einem Stundensatz von 195 USD wurde mir schon angst und bange vor der Rechnung, da wir nun schon für den Einbau der neuen Teile insgesamt 600 USD hiergelassen hatten.
Am Ende des Tages berechnete uns Eric aber wieder nichts – schließlich hätten sie nichts gefunden und wir wären in Not und weit weg von zu Hause. Wahnsinn! Wir waren echt sprachlos. Die Werkstatt war wirklich ein Riesenglücksgriff für uns.

Und auch der DHL-Mitarbeiter, der das kleine Versandoffice in der Stadt leitete, fieberte mit uns mit und informierte uns jedes Mal sofort, wenn ein neues Paket eingetroffen war. Er nahm zwischenzeitlich auch alle anderen Pakete für uns an, von diversen Versanddienstleistern. Also über mangelnde Hilfsbereitschaft können wir uns wirklich nicht beschweren.

Kolob Canyon

Die Injektoren ließen weiter auf sich warten, und so nutzten wir das Wochenende wieder für Ausflüge in die Umgebung und besuchten den Kolob Canyon. Dieser bildet quasi die Rückseite des Zion-Nationalparks, ist also landschaftlich ähnlich, aber wesentlich weniger besucht und überlaufen.

Wir nahmen uns die Wanderung zum Double Arch Alcove vor, eine Mischung aus Bogen und Höhle. Auf dem Weg dorthin mussten wir drölfmal den kleinen Fluss überqueren, der aber zum Glück nicht viel Wasser führte, sodass wir trocken blieben.

Schließlich erreichten wir die Bogenhöhle und staunten mal wieder nicht schlecht.

Danach schlängelten wir uns durch den Park, vorbei an massiven Felswänden und hinauf zu einem Aussichtspunkt.

Nachdem das Wetter umschlug und es mal wieder verdammt windig und stürmisch wurde, traten wir den Rückweg nach St. George an – aber nur für die Übernachtung.

The Vortex

Am nächsten Morgen ging es gleich in die andere Richtung weiter, in die sogenannte Red Mountain Wilderness, wo wir erneut eine kleine Wanderung machten. Über Sand und Slickrock ging es schließlich hinauf, bis zu einer Felsformation, genannt The Vortex.

Hier testeten wir mal unsere neue fliegende Begleiterin Dronita, was gar nicht so einfach war, wie ich mir das vorgestellt hatte. Fernsteuerauto fahren ist auf jeden Fall einfacher.

Videos müssen wir noch üben

Wir hatten mal wieder gutes Timing, denn kaum zurück am Van, begann es zu schütten wie aus Eimern. Glück gehabt.

Zurück in der Werkstatt

Zurück in St. George begann die neue Woche wieder in der Werkstatt – mit viel Hoffnung und noch mehr Fragen. Wir hatten nämlich übers Wochenende jede Menge neue (bzw. immer die gleichen) Fehlercodes gesammelt und auch wieder den ein oder anderen Notlauf gehabt.

Wir führten ein paar Tests durch, bis schließlich die neuen Injektoren eintrafen, die innerhalb von zwei Stunden von Jammie verbaut wurden. Und siehe da – sofort waren das Ruckeln und der schwarze Qualm verschwunden. Endlich!

War das jetzt die Ursache allen Übels? Jein!

Denn nun kamen neue Fehlermeldungen, die nicht ganz eindeutig waren. Irgendwas mit Luftmasse, Turbowerten, etc. Es war (und ist) zum Verrücktwerden! Nochmals prüften die Mechaniker alles, aber alle Werte waren gut, alle Schläuche in Ordnung, alle Kabel verbunden. Was die Fehlermeldungen verursachte, blieb ein Mysterium.

Also fuhren wir erstmal vom Hof und machten eine längere Testfahrt, die unauffällig blieb. Es wurde also Zeit, endlich unsere Weiterreise zu planen – die Zeit lief uns davon.

So brachen wir früh am nächsten Morgen auf, Richtung Kalifornien. Weit kamen wir aber nicht. Als wir auf den Freeway auffuhren, ging der Motor erneut in den Notlauf – gleicher Fehler wie am Vortag. Aaaaarrrrggghhh! 😩

Also ging es zurück zu Eric in die Werkstatt und wir blickten in ratlose Gesichter. Nochmal überprüfte Jammie alles, was er angefasst hatte, wir führten Messungen und Tests durch, eine weitere Probefahrt – alles schien in Ordnung. Vielleicht musste sich alles Neue aufeinander einspielen und verschmutzte Reste frei gebrannt werden – wir ließen es darauf ankommen und brachen am Mittag auf zu unserer 8-Stunden-Fahrt nach Kalifornien. Und siehe da: die komplette Fahrt verlief ohne weitere Vorkommnisse. Keine Fehlercodes, kein Limp Mode. Vielleicht hatte Jammie also recht gehabt?

Wir waren erstmal froh, wieder unterwegs zu sein (wenn auch um einige tausend Euro ärmer), und hofften, dass unser Problem jetzt gelöst sei. Aber leider kam es anders und noch viel schlimmer…

Aber dazu dann demnächst mehr. 😔

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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Utah III – Eine Woche rund um Moab

Teil 5 unseres Roadtrips durch die USA

27. april – 5. mai 2025
utah

Wir erreichten die Kleinstadt Moab, die, wie schon im letzten Beitrag erwähnt, als das Outdoor-Mekka in Utah gilt. Der ganze Ort entstand nur rund um die unzähligen Wander-, MTB-, Kletter- und Motorsportmöglichkeiten, die man dort hat. Zudem gibt es zwei große Nationalparks in unmittelbarer Nähe und ebenso ein paar kleinere Stateparks. Wir wussten also gar nicht, wo wir anfangen sollten. Daher gab es erstmal ein Eis:

🙂

Nachdem wir uns in der Touri-Info mit Informationen und Karten eingedeckt hatten, heckten wir einen Plan aus und starteten am nächsten Morgen mit der Erkundung des wohl beliebtesten Nationalparks von Utah:

Arches Nationalpark

Arch bedeutet Bogen und dementsprechend ist dieser Nationalpark berühmt für seine unzähligen Steinbögen, welche die Erosion hier aus dem allgegenwärtigen Sandstein erschaffen hat. Da der Park so beliebt und quasi das ganze Jahr überlaufen ist, muss man hier Eintrittslots buchen (für 2 USD), wenn man zwischen 7 – 16 Uhr hineinfahren will. Wir standen früh auf, um schon vor 7 Uhr die Parktore zu passieren und sparten uns so 2 USD und Wartezeit – und der Park war noch einigermaßen leer.

Wie schon in den anderen Parks führte auch hier eine perfekt gestaltete Scenic Route einmal quer durch das 310 km² große Gelände und wir klapperten die aus unserer Sicht spannendsten Highlights ab und unternahmen einige kleine Wanderungen.

Zum Start nahmen wir uns den kurzen Hike zum Delicate Arch vor – das ist der wahrscheinlich berühmteste Bogen in ganz Utah, denn er ziert das Nummernschild des Bundesstaates.

Nach nur 2,5 km erreichten wir schon das Ziel und staunten nicht schlecht, über die Wahnsinnsaussicht. Hinter dem Delicate Arch schauten nämlich die schneebedeckten La Sal Mountains in der Ferne hervor, eine kleine Gebirgskette mit mehreren über 3.000 Meter hohen Bergen.

So schön! Natürlich ließen wir es uns auch nicht nehmen, unter dem Bogen zu posieren – auch am frühen Morgen waren schon genug Menschen da, um ein Foto von uns zu machen.

Schließlich ging es weiter durch den Park, vorbei an beeindruckenden Aussichtspunkten und schließlich zum Window Arch. Ein wiederum kurzer Hike brachte uns erst zum Nord- und dann zum Südfenster, was tolle Ausblicke bot – und selbst auch ein toller Anblick war.

Gleich gegenüber wartete der Partition Arch und unser persönliches Highlight: der Double Arch. Unglaublich, was die Erosion hier erschaffen hat.

Und überraschenderweise durfte man hier überall herumklettern, was all die vielen Besucher auch gerne machten – und wir natürlich auch. Aber schon ein bisschen anstrengend, mit so vielen Menschen.

Die Scenic Route machte ihrem Namen alle Ehre und präsentierte uns hinter jeder Kurve neue Ausblicke und lustige Felsformationen.

Nach einem Besuch im Visitorcenter, wo wir uns für die längere Tour am nächsten Tag mit Infos eindeckten, verließen wir den Nationalpark erstmal wieder. Wir machten uns auf den Weg zur nächsten Wanderung, zur sogenannten Corona Arch.

Dort begann der Trail mit der Überquerung der Bahnschienen, auf denen hier tonnenweise das Kaliumsalz abtransportiert wird, welches rund um Moab abgebaut wird. Weiter ging es durch die ewig faszinierende Landschaft, umgeben von roten Felsen und dem Colorado River.

Ketten und Leitern halfen uns bei den steilen Aufstiegen und schließlich erreichten wir zuerst die Bow-Tie-Arch, welche sich als kreisrundes Loch in einer Felsdecke herausstellte.

Gleich daneben wartete der Corona Arch, der auf den Bildern wesentlich unspektakulärer aussieht, als er in Wirklichkeit war.

Und dazu diese Aussicht mal wieder. Utah ist einfach toll!

Ausblick vom Corona Arch

Den Nachmittag und die Nacht verbrachten wir, wie immer, auf BLM Land unweit der Parkgrenzen, um dann ganz früh am nächsten Morgen zur längsten Wanderung im Arches Nationalpark aufzubrechen. Um kurz nach sechs passierten wir die Parktore und ergatterten so noch einen der begehrten Parkplätze am Trailhead des Devils Garden. Nach dem Frühstück marschierten wir los auf den 13 km langen Loop. Das erste Highlight war dann gleich die sogenannte Landscape Arch, die mit 92 m Spannweite der längste Bogen im Park (angeblich sogar auf der Welt) ist.

Landscape Arch

Danach wurde es steil und wir mussten ein bisschen über Slickrockfelsen klettern, um dann schließlich über Felsgrate weiter in den vermeintlichen Garten des Teufels zu gelangen.

Der Trail führte uns immer wieder an verschiedenen Bögen vorbei und natürlich gab es auch jede Menge spektakuläre Aussichten über den Nationalpark.

Der Trail wurde im weiteren Verlauf immer anspruchsvoller, mal sandig, mal felsig, mal steil, sodass man auf dem Hintern rutschen oder auf allen Vieren klettern musste – Utah ist einfach ein einziger Abenteuerspielplatz.

Am letzten Bogen legten wir unsere verdiente Mittagspause ein und beobachteten die inzwischen wieder eingefallenen Menschenmassen.

Mit dem Van klapperten wir noch ein paar Aussichtspunkte ab, die wir am Vortag ausgelassen hatten. Hier bestaunten wir die sogenannte Park Avenue, mit besonders beeindruckenden Felsformationen und einigen wagemutigen Kletterern, die sich an den Steilwänden hochhangelten (und auf den Bildern nicht mal zu erahnen sind).

Werkstatt Pitstop

Danach ging es zurück nach Moab, denn wir hatten noch einen Termin in einer Werkstatt. Leider war kurz vor Moab, nach nur 400 gefahrenen Kilometern, unser schwarzer Rauch aus dem Auspuff zurückgekehrt. Wir hatten uns also zu früh gefreut, nach dem Wechsel des DPF-Temperatursensors.

Nach einem nächtlichen Telefonat mit Fiat in Deutschland ließen wir nun ein paar Dinge von einer Werkstatt prüfen, obwohl die Jungs dort sehr zögerlich waren – Diesel bearbeiten sie nämlich eigentlich nicht. Da es aber nur um Luftzufuhr und einen Ölwechsel ging, fassten sie sich ein Herz, schauten sich alles an und fanden: nichts. Also wurde der LMM (Luftmassenmesser) nur mal gereinigt und ein paar Schellen ausgetauscht und wir waren mehr oder weniger genauso schlau wie vorher und die endlose Recherche ging weiter.

Schließlich beschlossen wir aber, dass wohl nur eine echte Fachwerkstatt helfen können würde, was in den USA ein Chrysler/Jeep/Dodge Händler ist. Fiat gibt es hier in der Form nicht (zumindest keine Ducatos – die heißen hier Dodge RAM Promaster). Christian telefonierte einige davon in ganz Utah ab, aber an ein europäisches Diesel-Fahrzeug wollte hier keiner ran. Erst der 4. Chrysler Händler in St. George, im Süden von Utah, kurz vor der Grenze zu Arizona (also genau in der entgegengesetzten Richtung von uns), zeigte sich bereit, Hand an unseren Van zu legen. Der eigentliche Vorlauf für einen Termin betrug allerdings 3 Wochen, doch als er hörte, dass wir (Durch-)reisende sind, versprach er uns kurzfristig reinzuquetschen, sobald wir in St. George wären. Prima. Bis dahin hatten wir aber noch einiges rund um Moab zu tun…

Mountainbiken in Moab

Es wurde Zeit, die Mountainbike-Trails rund um Moab zu erkunden. In unmittelbarer Nähe zu unserem Stellplatz gab es gleich zwei Bikeparks. Wir starteten auf den M Brands Trails und waren von Anfang an begeistert über die perfekt angelegten Naturtrails in dieser unglaublichen Kulisse.

Manche Trails waren flowiger als andere, es ging teilweise auch ordentlich über Stock und Stein und wir sahen auch den ein oder anderen Biker, der sich etwas übernommen hatte. Eine Dame war in einer sandigen Kurve zu Fall gekommen und kam nicht aus ihren Klickpedalen. Ganz blöde Situation. Wir hatten allerdings unseren Spaß, sodass wir am nächsten Tag gleich den nächsten Bikepark ausprobierten, genannt KlonZo Trails.

Die Anfahrt war etwas abenteuerlich, wir gerieten nämlich auf eine ATV- und Crossmopped Strecke, die nicht besonders gut fahrbar war. Schließlich erreichten wir aber die MTB-Trails, wovon einige an Dinosaurierspuren vorbeiführten.

Anfangs fanden wir die Wege noch recht langweilig, da sehr flach. Später fanden wir dann aber die spannenderen Trails, die ordentlich auf und ab gingen, und auch nicht selten am Abgrund entlang.

So cool, und das alles gratis.
Der Rückweg führte uns durch die Rückseite des Arches Nationalparks, wo man nur Zutritt hat, wenn man auf dem Rad unterwegs ist oder Parkmitarbeiter. Dort entdeckten wir einen grün bewachsenen kleinen Canyon, bevor wir schließlich wieder unseren Stellplatz erreichten.

Canyonlands Nationalpark

Nach zwei Tagen auf dem Rad tat uns der Hintern weh, also wurde es wieder Zeit zu wandern. Dafür zogen wir wieder in aller Frühe los, diesmal schon um 5 Uhr. Denn der Canyonlands Nationalpark war 1,5 Stunden von Moab entfernt, und wir wollten zum Sonnenaufgang am berühmten Mesa Arch sein.

Als wir ankamen, durften wir feststellen, dass wir nicht die Einzigen mit diesem Plan waren. Vor dem flachen Steinbogen, mit der überwältigenden Aussicht hatten sich schon dutzende Menschen positioniert. Eine Handvoll von ihnen, mit Stativen und kampfbereit. Denn hier wollte jeder den besten Platz haben, um dieses Foto vom Sonnenaufgang zu schießen:

Oh toll, Menschen!

Sobald man versuchte, auch ein Foto aus der entsprechenden Perspektive zu ergattern, bekam man von den Stativkämpfern einen Spruch gedrückt, aber das ignorierten wir gekonnt – schließlich waren alle aus dem gleichen Grund hier. Aber so schön wie die Fotos dann auch aussehen, die Realität drumherum ist dann doch eher abstoßend.

Umkämpfter Sonnenaufgang am Mesa Arch

Wir ließen die Meute also bald hinter uns und fuhren weiter durch den Nationalpark, um ein paar Wanderungen zu unternehmen. Und welch Überraschung – da waren dann kaum noch Leute unterwegs. So ließ sich die Aussicht dann gleich viel besser genießen.

Wie der Name schon sagt, dreht sich im Canyonlands Nationalpark natürlich alles um die verschiedenen Canyons. Der Park ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt, wir befanden uns aktuell im sogenannten „Island in the Sky“ Abschnitt.
Von den Aussichtspunkten, die wir erwanderten, hatten wir Einblick in den White Rim Canyon, in den man jedoch leider nicht reinwandern kann – zumindest nicht in einer Tagestour.

White Rim Canyon

Schließlich warfen wir noch einen Blick auf den Shafer Trail, eine berühmt-berüchtigte 4×4 Strecke, die über Haarnadelkurven 550 hm tief in den Canyon verläuft.

Gerne wären wir die Straße mit den Bikes abgefahren, aber auf den Aufstieg hatten wir mit schmerzenden Hintern dann doch keine Lust. So beließen wir es beim Blick von oben und machten uns dann auf den Rückweg nach Moab, wo wir unsere Vorräte auffüllten und gleich wieder aufbrachen, in den „Needles District“ des Canyonlands Nationalparks. Dieser liegt wiederum 1,5 Stunden von der Stadt entfernt, aber in südwestlicher Richtung.

Kurz vor der Parkgrenze schlugen wir unser Lager auf, das sich durchaus sehen lassen konnte. Da packten wir glatt mal wieder den Grill aus vor Freude.

Ach Utah!

Am nächsten Tag ging es trotzdem gewohnt früh aus den Federn, denn wieder hieß es zeitig dran sein, um einen Parkplatz am Trailhead zu bekommen. Nach dem Frühstück ging es dann los zu unserer bisher längsten Wanderung in den USA. Knapp 22 Kilometer lagen vor uns und wir waren uns schnell einig – das war die bisher schönste Wanderung in ganz Utah.

Der Trail führte uns über Slickrock und Sand, hinein in den Elephant Canyon, mit seinen verrückten Steinformationen.

Nach viel Auf und Ab, einer Leiter und ein bisschen Klettern, erreichten wir schließlich unser erstes Ziel, den Druid Arch, der zu den beeindruckendsten Bögen gehört, die wir bis dato gesehen hatten (und wir hatten ja schon einige gesehen).

Druid Arch

Fast noch faszinierender war aber der Blick zurück. Von oben sah der Elephant Canyon nämlich wie ein Haufen versteinerter Pilze aus.

Unter diesen Pilzfelsen sind wir vorher noch durchgelaufen

Absolut surreal, diese Landschaft!

Aber dann ging es noch weiter. Nach dem rutschigen Abstieg nahmen wir einen Abzweig und landeten auf dem Chesler Loop Trail. Der Weg wurde hier erst etwas herausfordernder und führte uns dann schließlich auf die weitläufigen, glatten Felsen, inmitten dieser verrückten Felsformationen.

Chesler Park

Unbeschreiblich!
Nach weiteren Aussichtspunkten und tausenden von Fotos, kamen wir schließlich zurück zum Van und waren erstmal platt – inzwischen war es nämlich auch ganz schön heiß geworden.

Aufnahmefähig waren wir jetzt nicht mehr, daher bestaunten wir den Rest des Parks nur noch aus dem Autofenster und bezogen bald wieder unser Plätzchen auf BLM Land. Dort zog dann am Nachmittag schon der Wind an – der uns auch die ganze Nacht erhalten blieb. Der nächste Morgen begann dann trüb und regnerisch, wir hatten also gutes Timing mit unserer Wanderung am Vortag.

Auf dem Weg zurück nach Moab, legten wir noch einen Stopp beim sogenannten Newspaper-Rock ein. Auf diesem befinden sich schätzungsweise 2.000 Jahre alte Petroglyphen, die fast schon zu perfekt wirkten, um echt zu sein. Sie sind aber echt.

2.000 Jahre alte Petroglyphen

Mountainbiken in Moab 2.0

Auch in Moab war das Wetter bescheiden, daher verbrachten wir den Nachmittag in der Stadt und mit weiteren Recherchen zu unserem Abgasproblem, dem wir uns jetzt langsam mal stellen mussten.

Als sich am nächsten Morgen die Sonne wieder zeigte, packten wir aber noch mal die Bikes aus und drehten noch ein paar Runden auf den M Brands Trails.

Auf eine Schlange auf dem Trail waren wir allerdings nicht vorbereitet gewesen.

Obacht!

Wir hätten vermutlich noch ewig in Moab bleiben können, die eine Woche war für unseren Geschmack viel zu schnell vergangen, auch wenn wir viel gesehen und erlebt hatten. Aber unsere Zeit in den USA ist begrenzt und wir wollten auf dem Rückweg nach St. George (in die Werkstatt) noch ein paar Stopps mitnehmen, die wir bei unserer ersten Durchfahrt ausgelassen hatten. Also nahmen wir etwas wehmütig Abschied aus Moab und hoffen hier noch mal durchzukommen.

Nun nahmen wir erstmal wieder Kurs auf Escalante und die Slotcanyons.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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