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2025 Blogbeiträge Kanada USA

Zwischen Seen, Bergen und Bären

Teil 6 unseres Roadtrips durch Kanada

19. – 31. august 2025
yukon, Alaska & British Columbia

Von Dawson City aus, machten wir uns auf den Weg zurück nach British Columbia. Aber so schnell ließ uns der Yukon natürlich nicht los – immerhin ist er 474.391 km² groß. Da wir durch die Aktion mit unseren Bremsen einiges an Zeit verloren hatten, fuhren wir an diesem Nachmittag nicht mehr allzu weit und fanden ca. eine Stunde außerhalb von Dawson City unverhofft einen mega schönen Platz an einem See.

Dort ließen wir uns bei schönstem Wetter nieder und waren für den Rest des Tages bestens damit unterhalten, die Biber zu beobachten, die im See hin und her schwammen und eifrig Stöckchen sammelten, um ihre Biberburg zu bauen. Was für ein Schauspiel!

Bis zum Einbruch der Dunkelheit saßen wir draußen und wären gerne noch ein bisschen länger hiergeblieben, aber der nächste Tag begann mit Regen. Somit zog es uns dann doch schon weiter und zurück nach Whitehorse, die größte Stadt des Yukon.

Whitehorse 2.0

Doch vor uns lag ein laaaanger Fahrtag, durch den gefühlt unendlichen Yukon, vorbei an Bäumen und Seen ohne Ende. Das Wetter war da wesentlich abwechslungsreicher: Von Regen, dichtem Nebel und schließlich Sonnenschein war alles mal dabei. Unterwegs passierten wir zwei Großbaustellen, sodass der Van schließlich wieder aussah wie nach dem Dempster. Na, danke!

An einer Baustellenampel trafen wir auf ein liegengebliebenes, älteres Wohnmobil, welches von einem schon sehr betagten Ehepaar gelenkt wurde. Der Mann bat uns um Überbrückungshilfe, obwohl seine Batterie neu war und im Cockpit des Wohnmobils alle Lämpchen an waren. Es sah also nicht nach einem Batterieproblem aus. Da es an der Ampel sowieso länger dauerte, halfen wir aber gerne aus und überbrückten das Fahrzeug – wie erwartet sprang die Kiste aber nicht an. Wir tauschten noch ein paar Ideen aus, kamen aber letztendlich nicht weiter. Schließlich kam das Pilotfahrzeug, welches Fahrzeuge hier durch die Baustelle manövriert, und rief einen weiteren Bauarbeiter zu Hilfe. Somit ging für uns die Fahrt dann weiter.

Gut eine Stunde später, bei einer Pipi-Pause an einer Rest-Area, holte uns das Ehepaar dann wieder ein – das Wohnmobil lief wieder. Der zu Hilfe gerufene Bauarbeiter hatte helfen können, offensichtlich hatte sich ein Kabel losgerüttelt – die beiden waren nämlich mit der Kiste auch den Dempster gefahren. Die beiden fuhren jedenfalls einen heißen Reifen und hatten uns dann alsbald auch schon wieder abgehängt.

Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich Whitehorse. Diesmal fühlte es sich ganz anders an, hier zu sein. Bei unserem ersten Besuch hier, auf dem Weg hoch in den Norden, war dies unser letzter großer Versorgungsstopp, mit großen Supermärkten und guter Infrastruktur und vielen ToDos. Wir waren „damals“ beide schon recht angespannt, in Erwartung dessen, was uns oben in Alaska und den Northwest-Territories alles Ungewisses erwarten würde.

Die Stadt war zwar inzwischen nicht schöner geworden, aber diesmal fühlte es sich für uns an, als kämen wir zurück in die Zivilisation. Wir waren beide erleichtert und hatten irgendwie das Gefühl, es geschafft zu haben. Das Abenteuer Hoher Norden war überstanden.

Wir bezogen auch diesmal wieder die kostenfreien RV-Plätze am Yukon-Fluss und verbrachten hier zwei Tage damit, einfach herunterzukommen, ein bisschen Sport zu machen und an ein paar Projekten zu arbeiten.

Moby muckt!

Am 23. August, Tag 1.500 unserer Reise, wollten wir dann eigentlich weiterziehen. Wir füllten unsere Vorräte und verpassten Moby noch mal eine ordentliche Wäsche – diesmal sogar mit Reinigungsschaum, der noch mal einiges an Dempster-Resten löste. Nach einem Tankstopp wollten wir dann nur noch fix was im Supermarkt besorgen und dann raus aus der Stadt. Aber Moby hatte mal wieder andere Pläne. Er sprang plötzlich nicht mehr an. Dasselbe Verhalten wie ein paar Wochen zuvor in Dawson City – alle Lichter gingen an, aber der Motor machte keinen Mucks. Dann erschien plötzlich die Anzeige: „Vorglühkerzen kontrollieren lassen“.

Wie bitte? 😲

Wir lasen den Fehlerspeicher des Steuergeräts aus und bekamen einen Fehlercode, der darauf hinwies, dass das Vorglühkerzenrelais eine Macke hatte. Wir recherchierten und suchten und fanden das Teil schließlich mal wieder äußerst schwer zugänglich verbaut.

Das Teil sah aber eigentlich gut aus, es war nur äußerlich nass, vermutlich durch die Autowäsche. Ob es dadurch zum Kurzschluss gekommen war? Mit dem Multimeter maß Christian das Teil durch, es schien so weit alles in Ordnung, Strom kam an. Wir recherchierten weiter und probierten und suchten, aber irgendwie kamen wir nicht weiter. Wir waren hier erstmal gestrandet – natürlich an einem Samstagnachmittag. Vor Montag würde keine Werkstatt aufhaben – und hinkommen würden wir ja auch nicht, ohne dass uns einer abschleppte. So hatten wir uns Tag 1.500 unserer Reise nicht vorgestellt. 😢

Dazu kam noch, dass wir quasi direkt vor einem Schild parkten, das besagte, dass man dort auf gar keinen Fall mit einem Wohnmobil über Nacht stehen darf. Na super.
Dies ließ sich mit dem netten Filialleiter des Supermarkts aber schnell klären. Der hatte zum Glück Verständnis für unsere missliche Lage und erlaubte uns, bis Montag dort zu stehen. Immerhin standen wir hier gerade und brauchten uns um Vorräte auch keine Sorgen zu machen. Haha. 🫠

Wir machten das Beste daraus und stießen dennoch auf 1.500 Tage Reise an – mit allen Höhen und Tiefen eben.

Cheers to 1.500 Tage Weltreise

Über Nacht arbeiteten unsere Köpfe weiter und am Sonntagmorgen kam uns die Erkenntnis, dass selbst mit defekten Glühkerzen und Relais der Van zumindest leiern müsste beim Anlassen. Ob es doch schon wieder der Anlasser war, der uns Probleme machte?

Christian friemelte weiter im Motorraum rum und ich tippte mir die Finger wund, auf der Suche nach der Lösung. Schließlich fand ich ein Ducato-Forum in Großbritannien, wo mir sehr findige Hobby-Mechaniker dabei halfen, das Problem zu identifizieren. Es dauerte einige Stunden und es ging mehrfach hin und her mit verschiedenen Tests und Messungen – schließlich fanden wir aber heraus: Wir haben kein Problem mit den Glühkerzen, dem Anlasser oder Feuchtigkeit im Relais – wir haben einen Massefehler!

Christian baute das Masseband, welches Strom vom Motor zum Anlasser bringt, aus, und siehe da: Das Ding war total oxidiert und die Schraube, welche den Stromkreislauf schließt, total verrostet und voller Schmodder. Da konnte ja gar kein Strom mehr fließen.

Die beiden Übeltäter

Ich besorgte im Autozubehör nebenan (der zum Glück am Sonntag geöffnet hat) einen passenden Reiniger, Christian machte alles sauber, baute es wieder ein und siehe da: Moby sprang an wie ’ne Eins! Als wäre nie was gewesen. 🙌

Die Fehlercodes waren auch verschwunden und unser somit Problem gelöst. Was für eine Erleichterung! Und ein Glück, dass uns das Problem nicht auf dem Dempster eingeholt hatte.
Sicherheitshalber blieben wir aber noch einen Tag länger in Whitehorse und bestellten auf Anraten meiner neuen Ducato-Freunde aus UK am Montagmorgen bei Chrysler ein neues Masseband, da das alte nach den Jahren jetzt doch schon ein bisschen gelitten hatte.

Immerhin waren wir jetzt wieder mobil und steuerten somit wieder einen etwas schöneren Stellplatz an, wo wir die Zeit nutzten, um nun auch endlich unseren Keller/Garage vom Dempster-Dreck zu befreien. Die Fahrräder und alles andere darin waren noch unter einer dicken Staubschicht begraben, der wir nun zu Leibe rückten.

Unser Kellerinhalt – ein 1000-Teile-Puzzle, das nur mein Mann lösen kann.

Nachdem dann die Bestellung für das Masseband getätigt war, hatten wir bis zu dessen Lieferung nun zwei Tage Zeit. Die wollten wir keinesfalls in Whitehorse verbringen, so zog es uns weiter in das ca. 1,5 Stunden entfernte Carcross.

Carcross & Umgebung

Den hübschen kleinen Ort ließen wir aber erstmal links liegen und bogen gleich zum Montana Mountainbike Park ab, der mega schön gelegen war.

Hier kamen die frisch gesäuberten Räder endlich mal wieder zum Einsatz.

Nach der erfolgreichen Ausfahrt suchten wir uns ein schönes Plätzchen oberhalb des Windy-Arm-Lakes. Der machte seinem Namen später am Nachmittag alle Ehre. Es wurde ganz schön windig, aber da wir geschickt geparkt hatten, konnten wir zumindest im Windschatten des Vans noch ein bisschen draußen sitzen und die schöne Umgebung bestaunen.

Haus am See

Als ich gegen Mitternacht aus dem Fenster schaute, traute ich meinen Augen erst nicht. War das eine besonders helle Wolke am Himmel, oder leuchtete da was? Und tatsächlich – wir sahen unsere ersten Polarlichter der Saison, direkt vor unserer Haustür.

Und auch der nächste Tag hielt eine Überraschung bereit. Ich saß lesend vor dem Van, als Christian plötzlich ganz aufgeregt von seinem Spaziergang zurückkam. „Anne, da liegt ein Bär vorm Van“. Und ich so: „Häh?“ Ich sah keinen Bären – bis ich aufstand. Da lag tatsächlich, keine 30 Meter von uns entfernt, ein zimtfarbener Schwarzbär im Gras und fraß genüsslich die Beeren, die dort wuchsen.

Der Bär bemerkte uns schließlich auch, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen, sondern fraß weiter, bis scheinbar alle Beeren vertilgt waren. Dann erhob er sich und trottete gemächlich wieder ins Unterholz.

Bye bye Bärli

Crazy! Da fährt man wochen- und monatelang durch die Wildnis und hofft darauf, einen Bären zu sehen, und dann kommt der Kollege einfach zu uns, vor die Haustür. Allerdings machte uns von nun an jedes Rascheln im Gebüsch etwas nervös und wir gingen nicht mehr ohne unser Bärenspray vor die Tür. Aber der Bär ließ sich nicht mehr blicken und nach der zweiten Nacht an diesem schönen Platz, machten wir uns auf den Weg zurück nach Whitehorse, um unser Masseband abzuholen.

Doch nun legten wir erst noch einen Stopp im Örtchen Carcross ein. In Carcross haben sich zwei First Nations Stämme zusammengetan, daher sah man im (leider sehr touristischen) Ort jede Menge traditionelle Wandgemälde und Handwerkskunst.

Allerdings kamen mit uns zusammen sage und schreibe sieben (!) Busladungen voller Kreuzfahrt-Touristen an, die vermutlich in Skagway (Alaska) vor Anker lagen. Horror! Wie die Lemminge strömten die Touris aus den Bussen und schon mit gezückten Geldbeuteln in die kleinen Shops, um dort überteuerten Tant zu kaufen und die Wege zu verstopfen. Da hatten wir ausnahmsweise mal schlechtes Timing.

Dementsprechend fiel unser Spaziergang durch den Ort auch eher kurz und zügig aus. Am schönen kleinen „Stadtstrand“ hätte man es glatt noch länger aushalten können (so weit drangen die Kreuzfahrt-Touris auch nicht vor), aber es war noch immer ganz schön, windig und kühl. Somit begnügten wir uns mit einem Eis und fuhren dann schon wieder weiter.

Aber nicht, ohne kurz an der angeblich kleinsten Wüste Nordamerikas zu stoppen. Naja, vielleicht ist es auch einfach nur ein großer, unbebauter Sandkasten.

Carcross Desert

In Whitehorse nahmen wir unser neues Masseband in Empfang, besorgten noch ein paar Kleinigkeiten und dann ging es endgültig weiter gen Süden.

Zurück in British Columbia

Die Nacht verbrachten wir wieder mal irgendwo an einem Seeufer, bevor uns ein weiterer langer Fahrtag endlich zurück nach British Columbia brachte und gleich an den nächsten See.

Am Eddontenajon Lake konnten wir direkt bis an die Wasserkante vorfahren und wurden zudem mit dem perfekten Wetter begrüßt. Also zögerten wir nicht lange und sprangen rein ins Wasser – das deutlich kälter war als das Nordpolarmeer oben in Tuk. Aber was für eine Kulisse!

Auch der nächste Tag versprach sehr schön zu werden, und wir überlegten hin und her, ob wir nicht einen Tag lang bleiben sollten. Aber wir wollten unbedingt noch mal Bären beim Lachsfischen sehen und das Zeitfenster dafür schloss sich so langsam schon. Also rissen wir uns los und machten uns auf nach Stewart, dem kleinen Ort kurz vor Alaska.

Ausflug nach Alaska

Wieder führte uns die Straße vorbei am Bear Glacier, den wir diesmal viel besser sahen als bei unserem ersten Besuch.

Bear Glacier

Angekommen in Stewart, packten wir dann die Räder aus und radelten mal fix rüber nach Hyder, Alaska.

Wer sich nicht erinnert: Anfang Juli waren wir hier schon mal kurz mit dem Van und hatten gehofft, schon einen Bären zu sehen. Wir sahen auch einen Schwarzbären, aber nur am Straßenrand. Die Lachse waren damals noch nicht auf der Durchreise. Das war nun anders. Wir waren aber fast schon am Ende der Lachssaison, was die vielen Lachs-Leichen im Fluss deutlich machten (den bestialischen Gestank lasse ich mal unerwähnt).

Dennoch versuchten wir noch mal unser Glück am Fish Creek Wildlife Observatory. Als wir dort ankamen, ließ uns der zuständige Ranger gleich wissen, dass gerade zwei Grizzlies im Fluss stünden. Also Kamera raus und nichts wie hin. Und da waren sie dann. Mama-Bär und ihr schon nicht mehr ganz so Junges, die gemeinsam Lachse angelten.

Grizzlies beim angeln

Zwar waren die beiden relativ weit weg von uns, aber durch die Telelinse konnte ich genau beobachten, wie sie einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser zogen und entweder noch im Fluss verspeisten oder raus ans Ufer schleppten. So irre, das endlich mal live zu sehen!

Wir blieben, bis die beiden schließlich außer Sichtweite waren – erst dann wurde uns bewusst, dass wir ja gleich am Fluss entlang zurückradeln würden. Na, immerhin waren die beiden jetzt satt und hoffentlich nicht scharf auf menschlichen Nachtisch. 😅

Wir radelten also zurück Richtung Kanada und noch einmal durch den Ghost-Town Hyder, wo auch jetzt, in der Hochsaison, nichts los war.

Der kanadische Grenzbeamte nahm es dann wieder sehr genau – wobei wir diesmal, auf unseren Rädern ja zumindest keinen Eindruck von illegal einreisenden Gypsies machen konnten. Dennoch stellte er die üblichen Fragen zu unseren Reiseplänen, zur Aufenthaltsdauer, zum Arbeitgeber etc. und hieß uns dann erneut willkommen in Kanada. Jetzt bleiben wir aber auch erstmal hier!

Clements Lake

Nachdem wir die Räder wieder im Van verstaut hatten, steuerten wir dann den Stellplatz an, den wir schon bei unserem ersten Besuch entdeckt hatten und der bisher einer unserer liebsten Stellplätze in Kanada war. Und diesmal war es noch besser, da wir perfektes Sommerwetter hatten und auch kaum noch Mücken unterwegs waren. Wir ergatterten wieder den besten Platz direkt am Seeufer, mit Blick auf den Berg mit dem klangvollen Namen „Mount Shorty Stevenson“ und verbrachten hier zwei Tage mit Relaxen, Baden, Arbeiten und Sporteln.

Absolut genial.
Nur meine Joggingrunde musste leider ausfallen. Ich war gerade losgelaufen, als ca. 100 Meter vor mir ein Schwarzbär aus dem Unterholz kletterte. Äh, nein danke, da blieb ich dann doch lieber in Sicherheit rund um den Van. Auch wenn Schwarzbären eigentlich viel zu süß aussehen, um gefährlich wirken zu können. Darauf ankommen lassen, wollte ich es dann doch lieber nicht.

Zufällig stießen hier am zweiten Abend auch Donna und York wieder zu uns, die beiden Ostkanadier, die wir in Inuvik kennengelernt hatten. Kanada ist eben doch ein Dorf!

Nach der zweiten Nacht rissen wir uns dann aber auch hier wieder los – da warteten noch ein paar Bikeparks auf uns, die wir schon lange auf der Liste hatten.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2025 Allgemein Nordamerika USA

Last Miles in the Wild: Abschied aus Alaska

Teil 15 unseres Roadtrips durch die USA

3. – 9. august 2025
Alaska

Fairbanks

Wir erreichten Fairbanks, die mit gerade mal 33.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Alaskas. Fairbanks wird auch „Golden Heart of Alaska“ genannt, was keineswegs mit prunkvoller Architektur zu tun hat, sondern mit der Goldrauschgeschichte der Stadt, die Anfang des 20. Jahrhunderts viele Menschen anzog.

Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen; die Stadt kam im, für den hohen Norden so typischen, zweckmäßigen und schmucklosen Look daher. Lediglich ein paar bunte Murals an Hauswänden belebten die Stadt ein wenig.

Daher hielten wir uns auch nicht lange in der Stadt selbst auf, sondern bezogen gleich einen Stellplatz an einem Sportplatz, direkt am Chena-Fluss gelegen, der sich durch die Stadt schlängelt. Hier richtete ich mich häuslich ein, während Christian seine Tasche packte. Er wollte die Gelegenheit nutzen, sich mal zwei Tage auszuklinken, um sich um ein paar Projekte zu kümmern, für die er Zeit, Platz und Ruhe brauchte – etwas, was man zu zweit auf 6 m² nicht immer so einfach hinbekommt. So zog er für zwei Nächte in ein Hostel in der Stadt, während ich im Van blieb und zwei Tage für mich hatte – was nach so langer Zeit zusammen ehrlich gesagt auch mal ganz schön war.

Während Christian also arbeitete, nutzte ich die Zeit zum Sporteln, für Spaziergänge am Fluss und ein paar Besorgungen in der Stadt, in die ich auch für die zweite Nacht umzog, da sich auf dem Sportplatz ein Zirkus ankündigte. 😅

So kam ich in den Genuss, mit Moby direkt am Antler-Arch wohnen zu können, einem kleinen Wahrzeichen von Fairbanks, welches aus dutzenden Elchgeweihen besteht.

North Pole

Mehr gab es in Fairbanks für uns leider nicht zu entdecken, so sammelte ich Christian nach den zwei Tagen wieder ein und wir zogen schon weiter, und zwar nach North Pole.
Also, nicht an DEN Nordpol, sondern in den kleinen Ort North Pole, der besonders damit vermarktet wird, dass hier das Haus vom Weihnachtsmann steht. Dies entpuppte sich natürlich, in typisch amerikanischer Manier, als Shopping-Mall. Hier ist das ganze Jahr über Weihnachten und es gab so ziemlich alles, was man sich an, neben, über oder unter den Weihnachtsbaum hängen kann. Hauptsache, es ist bunt oder blinkt oder macht Krach – oder alles zusammen.

Auch Briefe an den Weihnachtsmann kann man hier loswerden, was den Laden zu einem beliebten Familienausflugsziel macht. Wir waren wunschlos glücklich und zogen daher ohne Wunschzettelabgabe und Weihnachtsbaumgebimsel von Dannen.

Denali Highway

Wir hatten uns noch ein besonderes Alaska-Highlight für die letzten Tage im 49. Bundesstaat aufbewahrt: den Denali Highway.
Der Denali Highway war einst die einzige Zufahrtsstraße zum Denali-Nationalpark. Die 217 km lange Schotterstraße führt von Paxson im Osten bis kurz vor die Eingangstore des Parks in Cantwell. Inzwischen wurde sie längst vom gut ausgebauten Highway 3 abgelöst und bleibt somit hauptsächlich eine Straße für Jäger oder eben Touristen, die sich dorthin wagen. Wir hatten vorab von anderen Reisenden gehört, dass die Straße durchaus gefährlich sei, da es keinen Empfang gibt und unterwegs auch so gut wie keine Versorgungspunkte und so eine unebene Schotterpiste durch die Wildnis, ja auch das ein oder andere Risiko birgt.
Im Nachhinein müssen wir sagen: Es war nicht nur eine der schönsten Strecken unserer Reise, sondern auch eine der am einfachsten zu fahrenden Schotterpisten in den Amerikas.

Da wir aus Fairbanks kamen, starteten wir vom Westen aus auf die Straße, also vom Denali kommend Richtung Paxson. Und wie sich das gehört, zeigte sich der Mt. Denali auch gleich zu Anfang wieder, in seiner vollen Schönheit – wir hatten einfach so unverschämtes Glück mit diesem Berg.

Am Straßenrand entdeckte ich zudem die ersten Blaubeerbüsche, die uns in den nächsten Tagen auch begleiten würden. So war die Obsteinlage fürs Frühstück auch gesichert.

Blaubeer-Jägerin

Bei schönstem Wetter fuhren wir also die ersten, noch recht holprigen Kilometer und kamen aus dem Staunen gar nicht heraus. Vorbei an kleinen und großen Seen, grünen Bergen, rosa Blüten, weite Tundra und teils reißenden Flüssen wussten wir gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten.

Unsere Mittagspause legten wir auf einer Kuppe am Straßenrand ein, mit atemberaubendem Blick auf die komplette Alaska Range in der Ferne. Wow!

Je weiter wir dem Highway folgten, desto näher kamen wir gefühlt der Alaska Range – wobei sie immer noch viele, viele Meilen entfernt war. Das ist und bleibt für uns die Krux an Alaska: so schön, so wild und weit, aber irgendwie kommt man nie so richtig nah dran, wie man gerne würde, und bleibt Bewunderer aus der Ferne.

Kein einziges Foto kann wiedergeben, wie faszinierend und schön diese Landschaft war.

Da uns nach etwas Bewegung war, legten wir am kleinen Snodgrass See einen Stopp ein, um ein bisschen zu wandern. Uns begegnete ein Mann, der uns davor warnte, dass gerade ein Grizzly unweit vom Trail saß und ein Karibu verspeiste. Wir bewaffneten uns also mit Glocke und Bärenspray, aber leider (oder zum Glück) bekamen wir den Bären nicht zu Gesicht. Wir hatten in Alaska eindeutig mehr Glück mit Bergen als mit Wildlife. Dafür fand ich aber weitere Blaubeeren. Die sind auf jeden Fall ungefährlicher und schmecken wahrscheinlich auch besser.

Unweit des Sees entdeckten wir einen schönen, einsamen Spot mit Aussicht und beschlossen kurzerhand, dort die Nacht zu verbringen. Das Wetter war so schön, dass wir noch lange draußen sitzen konnten. Besser geht’s kaum.

Der nächste Tag begann etwas bewölkt und die Landschaft wurde zunehmend flacher und noch mehr zur klassischen Tundra. Doch es dauerte nicht lange, bis die Alaska Range wieder in der Ferne auftauchte und uns Aussicht auf zahlreiche Gletscher bescherte.

An den Tangle Lakes unternahmen wir zwei kurze Wanderungen, wieder in der Hoffnung, Wildlife und besonders Karibus zu treffen, aber wir blieben wieder erfolglos und fanden nur ein paar Hufspuren der Tiere. Schade. Dafür wuchs der Bestand an Blaubeeren stetig an.

Auch für die zweite Nacht fanden wir wieder einen spektakulären Platz mit Aussicht (und Blaubeeren). Wir nutzten den Nachmittag und die einmalige Kulisse für ein bisschen Arbeiten und Sport. Irgendwann holten uns dann Wind und Regen ein und wir machten es uns drinnen mit dem Film „Into the Wild“ (siehe letzter Reisebericht) gemütlich. Tatsächlich erkannten wir einige Orte aus dem Film wieder und fanden hier erst heraus, dass er tatsächlich entlang des Denali Highways gedreht wurde, da der Originalschauplatz der Geschichte (auf dem Stampede Trail, hinter Healy) zu schwer zugänglich war für das Filmteam.

Am nächsten Tag, der wieder trüb und windig begann, hatten wir nur noch 35 km auf dem Denali Highway vor uns, und diese waren in so gutem Zustand, dass es sich fast schon anfühlte, wie auf Teer zu fahren. Die ganze Panikmache bzgl. des Straßenzustands war also völliger Quatsch, unserer Erfahrung nach. Dafür war die Landschaft wirklich von Anfang bis Ende ein einziges Highlight und verdient zu Recht den Titel, die schönste Straße von Alaska zu sein. 🤍

Top of the World Highway

Wir hatten nun somit fast alle für uns befahrbaren Straßen in Alaska abgefahren und in vier Wochen verdammt viel gesehen und erlebt. So blieb uns nun die Rückfahrt nach Tok, was Anfang Juli unser erster Stopp gewesen war. Dort erledigten wir noch ein paar praktische Dinge wie Wäsche waschen und verbrachten eine letzte Nacht auf einem einfachen, aber schönen Rest-Stop am Fluss.

Am nächsten Morgen steuerten wir den sogenannten „Top of the World Highway“ an, einen der nördlichsten Highways der Welt, der sich auf immerhin 1.300 m ü. M. hochschlängelt. Wieder erwartete uns ein Großteil Schotterstraße, die aber ebenfalls in sehr gutem Zustand war. Straßeninstandhaltung können die Amis einfach. 😉

Bevor wir zum Grenzübergang zurück nach Kanada gelangten, kamen wir noch im Dörfchen Chicken vorbei. Ja, das heißt wirklich so und verdankt seinen Namen angeblich den frühen Goldgräbern, die in dieser Gegend lebten. Sie wollten den Ort nach den hier häufig vorkommenden Alpenschneehühnern benennen, die Ptarmigan heißen. Da man sich aber bzgl. der Schreibweise nicht sicher war, wählte man das geläufigere Wort Chicken – so geht zumindest die Legende.
Der kleine Ort, der eigentlich nur aus Souvenirshops, einer Tankstelle und zwei Restaurants besteht, macht das Beste daraus und ist daher ein beliebtes Ziel für Touristen.

Ein bisschen wehmütig bestritten wir dann die letzten Kilometer hinauf zum Grenzübergang nach Kanada. Dies ist eine Ecke der Welt, in die wir vermutlich kein zweites Mal kommen werden. Was wir in dem einen Monat hier erleben durften, war auf jeden Fall einzigartig und ein ganz besonderer Teil unserer Reise.

An schönen Tagen ist das, was man in Alaska zu sehen bekommt, kaum zu toppen. Dafür haben uns die weniger schönen, trüben und regnerischen Tage, an denen wir bei 6 Grad und Regen im Van hockten, jedes Mal ganz schön heruntergezogen.
Einerseits sind da die faszinierende, endlose Weite und Wildnis, andererseits die noch zahlreicheren unerreichbaren Ziele, sei es, weil keine Straße hinführt, oder weil es schlichtweg zu teuer ist, dorthin zu gelangen. So blieben uns doch viele Erlebnisse und Begegnungen verwehrt, was uns ein bisschen traurig machte, ehrlich gesagt. Auch wenn das sicher Jammern auf hohem Niveau ist.

Somit war es ein Abschied mit gemischten Gefühlen, wobei die positiven überwogen.

Nun stand erstmal die Wiedereinreise nach Kanada bevor, was ja eigentlich ein einfaches Unterfangen sein sollte. Aber der nette Grenzbeamte wollte uns dann doch nicht so einfach in sein Land lassen und brachte uns kurz ins Schwitzen.

Aber dazu dann demnächst mehr. 🙂

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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Into the Wild: Am Mt. Denali

Teil 14 unseres Roadtrips durch die USA

27. juli – 2. august 2025
Alaska

Anchorage 2.0

Zurück in Anchorage positionierten wir uns erneut auf dem Parkplatz des Bass Pro Shops. Hier trafen wir endlich auf Susanne und Joachim, ein deutsches Paar, das mit ihrer Hündin Nala in einem selbst ausgebauten Iveco LKW Nordamerika bereist. Die beiden waren so nett, Christians vergessene Kreditkarte an der letzten Tankstelle auf kanadischer Seite einzusammeln und sie nach Alaska mitzubringen. Ein Hoch auf die Overlander-Community.

Später stießen noch mehr deutsche Reisende zu uns (alle mit großen LKWs) und wir verbrachten zwei gesellige Abende, idyllisch zwischen LKWs sitzend, begleitet vom Knattern der amerikanischen Generatoren, welche die großen RVs hier alle nutzen.

Wir hatten wie immer den Kleinsten. 😉

Doch die Kreditkarte war nicht der einzige Grund für unsere Rückkehr nach Anchorage. Wir wollten hier unbedingt noch mal biken gehen, was wir am nächsten Tag auch gleich in die Tat umsetzten. Wieder zog es uns in den Hilltop Park, wo wir erneut unsere Runden über die cool angelegten Trails drehten.

Für den nächsten Tag hatten wir einen Termin in einer Werkstatt, denn wir hatten ja immer noch das Problem mit der schwitzenden Dichtung am Getriebe. Christian hatte dies weiter beobachtet und festgestellt, dass es zunehmend weniger feucht war, dennoch wussten wir ja, dass wir in Kalifornien ein nicht ganz ideales Getriebeöl eingefüllt bekommen hatten, und das wollten wir auf jeden Fall ändern. Zwischenzeitlich war auch die bei Chrysler bestellte Dichtung eingetroffen und wir hatten das Getriebeöl mit der richtigen Spezifikation besorgt. Damit bewaffnet, ging es ab in die Werkstatt.

Schon nach kurzer Wartezeit kam der Mechaniker zu uns und ließ uns wissen, dass seiner Meinung nach kein Handlungsbedarf an der Dichtung bestand. Sie war nahezu trocken und es erschien ihm unverhältnismäßig, den Austausch vorzunehmen (was ca. 2 Arbeitsstunden bedeuten würde). Allerdings war ihm beim Ablassen des Getriebeöls aufgefallen, dass der Behälter viel zu voll war. Dies könnte ein zusätzlicher Faktor sein, warum die Dichtung schwitzte – ein zu voller Behälter mit einem zu dünnflüssigen Öl – das klang erstmal logisch.
Trotzdem waren wir skeptisch, gute Nachrichten in Werkstätten sind wir nicht mehr gewohnt. Daher ließen wir noch mal den Werkstattmeister draufschauen, der aber zum gleichen Ergebnis kam. Prima. Somit wurde nur das Getriebeöl gewechselt, kurz die Bremsen gecheckt und wir konnten wieder von Dannen ziehen.

Wir füllten unsere Vorräte, besuchten einen Waschsalon, und dann ließen wir Anchorage nach drei Tagen wieder hinter uns und machten uns auf den Weg Richtung Norden.

Talkeetna

Der alaskische Sommer zeigte sich mal wieder von seiner sehr nassen Seite. Es regnete die ganze Fahrt über, dennoch legten wir im Ort Talkeetna einen Stopp ein. Denn Talkeetna gilt als einer der schrulligsten Orte von Alaska. Naja, ehrlich gesagt war es ein sehr touristischer Ort, der hauptsächlich auf Busgruppen ausgerichtet schien, die hier alle einen Shopping-Stopp einlegen, oder Touren zum Mount Denali buchen. Entlang der Hauptstraße reihte sich ein Souvenirshop an den anderen, nur unterbrochen von Restaurants und kleinen Reiseagenturen.

Die Preise waren dementsprechend hoch. Ein Softeis sollte hier zwischen 9 und 16 USD kosten. Haha. Einen Besuch im „Nagleys Store“ ließen wir uns aber dennoch nicht entgehen, denn hier residiert der inoffizielle Bürgermeister des kleinen Ortes: Kater Denali. Wir hatten Glück, er kam gerade von seinem Spaziergang zurück und ließ sich sogar kurz von mir streicheln.

Ansonsten war dieser kleine Store eine kuriose Ansammlung an mehr oder weniger nützlichen Dingen, von alten Schlitten und Tierfellen bis hin zu Süßigkeiten und Motorölen. Was man halt so braucht, mitten in Alaska. 😅

Etwas außerhalb des Ortes befindet sich die Denali Brauerei. Da es nach wie vor unablässig regnete, machten wir das Beste aus dem Nachmittag und kehrten auf ein Bierchen dort ein.

Cheers!

Somit waren wir schon perfekt eingestimmt für unser nächstes Ziel:

Denali Nationalpark

Nach einer ebenso verregneten Nacht erwachten wir im dichten Nebel. Dabei versprach die Wettervorhersage einen sonnigen Tag und wir hatten große Hoffnung, endlich den höchsten Berg Nordamerikas zu Gesicht zu bekommen. Obwohl es absolut nicht danach aussah, machten wir uns auf den Weg zum ersten Aussichtspunkt auf den Mt. Denali, den sogenannten South Viewpoint. Und tatsächlich, während der ca. 20-minütigen Fahrt wurde es von Minute zu Minute heller und der Himmel klarte auf. Und plötzlich sahen wir da etwas Weißes aus den Wolken hervorstechen. Das war tatsächlich der 6.190 Meter hohe Mt. Denali (auch als Mt. Mc. Kinley bekannt).

Unser erster Blick auf den Mt. Denali

Wow! Was für ein Glück.

Aber es kam noch besser, denn den offiziellen Viewpoint hatten wir nämlich noch gar nicht erreicht. Dort angekommen, hatten sich auch die letzten Wolken verzogen und wir sahen den Denali (in der Sprache der Koyuko bedeutet dies „der Große“) in seiner vollen Pracht, was durchschnittlich nur einem von zehn Besuchern vergönnt ist.

Tatsächlich verhüllt sich der Berg die meiste Zeit in einem dicken Wolkenkleid und ist durchschnittlich an 7 von 10 Tagen gar nicht zu sehen. An den Tagen, an denen man ihn erblicken kann, ist er oft noch teilweise von Wolken verhüllt oder umgeben. Solche Konditionen wie wir sie hatten, sind wirklich selten. Das sollten wir in den kommenden Tagen noch öfter zu hören bekommen.

Erstmal genossen wir den Ausblick auf den großen weißen Berg, eingerahmt von Fireweed-Blüten und dem Susitna Fluss im Vordergrund. Was für ein Panorama!

Natürlich mussten wir diese perfekten Bedingungen ausnutzen und schnürten unsere Wanderschuhe, um den 10 km langen Curry Ridge Trail zu wandern, von dem aus man noch bessere Aussichten auf den Denali und die gesamte Bergkette der Alaska Range haben sollte. Nachdem wir uns durch einen sehr dichten und feuchten Wald vorgearbeitet hatten, öffnete sich der Blick auf das Matanuska-Susitna-Tal und wir hatten den Denali und seine Nachbarn die ganze Zeit im Blick – nach wie vor fast wolkenfrei. Wow!

Und das Beste war: Auch für die kommenden zwei Tage war die Wettervorhersage sehr gut. Also machten wir uns gleich auf in den immer noch zwei Stunden entfernten Denali-Nationalpark.

Dort angekommen, suchten wir wie üblich zuerst das Visitor Center auf und informierten uns über Wanderungen und sonstige Möglichkeiten. Online hatten wir nämlich nicht so viele Touren gefunden, was uns wunderte. Vor Ort erfuhren wir aber, dass man selbst im Park dem Denali nicht so richtig nahekommt. Mit 24.600 km² ist der Nationalpark riesig, aber nur circa 2 % davon sind für Besucher erschlossen. Wer den Berg aus der Nähe sehen will, muss hinfliegen. Kostenpunkt: ab ca. 350-400€ pro Person. Puh, leider nicht in unserem Budget.

Zudem ist die einzige Zufahrtsstraße ins Parkinnere streng reguliert. Bis Meile 15 darf man noch mit privaten Fahrzeugen fahren, oder mit kostenlosen Shuttlebussen. Ab Meile 15 darf man nur nach Genehmigung (z. B. Zufahrt zu einem Campingplatz) oder mit einem kostenpflichtigen Shuttlebus weiter. Bei Meile 43 ist die Parkroad dann aber komplett gesperrt. Im Sommer 2021 gab es einen großen Erdrutsch und der Bau einer Umgehung wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Ab Meile 43 kann man also nur noch zu Fuß weiter – oder eben mit dem Flugzeug (oder dem Hundeschlitten, im Winter). Den Teil der Parkroad von Meile 15 bis Meile 43 darf man aber auch mit Fahrrädern befahren – allerdings nur nach vorheriger Einweisung durch einen Parkranger.

Diese Einweisung ließen wir uns gleich verpassen. Der nette Ranger las uns zwei DIN-A4-Seiten vor, mit Regeln und Anweisungen, die es zu beachten gilt. Wir bestätigten artig, alles verstanden zu haben und entsprechend umzusetzen, und dann bekamen wir jeder einen Aufkleber mit einem Dino auf einem Fahrrad, den wir bei uns führen mussten, um bestätigen zu können, dass wir die Fahrradeinweisung erhalten hatten. Manchmal sind sie echt drollig, die Amis. 🤭

Inzwischen war es schon Nachmittag und für Wanderungen oder Fahrradtouren war es zu spät. Dennoch fuhren wir die für PKWs und Vans freigegebenen 15 Meilen der Parkroad ab, um schon mal einen Eindruck vom Nationalpark zu erhalten. Und auch wenn der Denali sich inzwischen in Wolken gehüllt hatte – die Tundra-Landschaft war mega beeindruckend.

Für die Nacht mussten wir den Park wieder verlassen. Wild camping ist verboten und die Campgrounds waren uns zu teuer und hätten einen Mindestaufenthalt von drei Tagen erfordert. So fanden wir einen wenig schönen Platz am Straßenrand, dafür aber nur wenige Minuten vom Parkeingang entfernt. So hatten wir es am nächsten Morgen nicht weit. Um 6 Uhr machten wir uns auf den Weg zurück in den Park.

Der Himmel war wolkenfrei und die Sonne tauchte alles in warmes Licht und wir kapierten im ersten Moment gar nicht, dass das weiße Ding da hinten am Horizont keine Wolke war, sondern der Denali, der uns, schon wieder, absolut wolkenfrei begrüßte.

Denali bei Sonnenaufgang

Und als wäre das noch nicht genug, stand da plötzlich auch eine Elch-Dame am Straßenrand.

Der Tag fing also schon mal gut an. Und er ging ebenso gut weiter. Nach dem Frühstück am Trailhead, machten wir uns auf zur ersten Wanderung im Park, auf dem Savage Alpine Trail. Mit nur 7 km und 430 hm eine kurze und einfache Wanderung für uns. Aber die Aussichten, Blumen und tierischen Begegnungen am Wegesrand, ließen uns immer wieder stehenbleiben und staunen. Und hatte ich schon erwähnt, dass wieder absolut keine Wolke am Himmel war und wir die ganze Zeit den Denali im Blick hatten?

Vermutlich kann nicht jeder diese Begeisterung für diese Aussicht nachvollziehen (zumal der Berg immer noch gut 30-35 Meilen entfernt war). Aber wenn man so lange davon träumt, nach Alaska zu kommen, und darauf hofft, diesen Berg mindestens einmal zu sehen, dann ist das schon was verdammt Besonderes, mit solchen Bedingungen beschenkt zu werden.

Und dann waren da ja noch die Murmeltiere und die vielen kleinen Erdhörnchen, die immer wieder am Wegesrand saßen und förmlich für uns zu posieren schienen.

Am Endpunkt der Wanderung angekommen, trafen wir auf zwei Rangerinnen, mit denen wir kurz ins Gespräch kamen und natürlich über das fantastische Wetter und die Aussicht sprachen. Die beiden erzählten uns, dass wir wirklich großes Glück hatten – die komplette vorherige Woche war es bewölkt und verregnet gewesen. Man hatte den Berg seit Tagen nicht mehr gesehen.

Wir wollten dieses Glück noch weiter ausnutzen. Mit dem kostenlosen Shuttlebus (unsere erste Fahrt in einem echten Skoolie) ging es zurück zum Startpunkt unserer Wanderung.

Skoolie-Shuttle

Während ich den Proviant vorbereitete, packte Christian die Räder aus und wir schwangen uns in die Sättel und machten uns auf den Weg zur (für Privatfahrzeuge) gesperrten Parkroad.

An einem Checkpoint mussten wir unsere Dino-Sticker vorzeigen, danach durften wir die geschotterte Piste befahren, wo es gleich mal ordentlich bergauf ging. Oben angekommen, bekamen wir dann wieder Aussicht auf den Denali und die Alaska Range.

Wir radelten 20 km der Schotterpiste ab und hofften hier endlich mal auf Karibus oder vielleicht auch einen Bären zu treffen. Aber das Wildlife hielt sich mehr als bedeckt, wir sahen nicht ein Tier (von Vögeln mal abgesehen). Schade. Schließlich drehten wir um und bemerkten, dass wir leider Gegenwind hatten. Da waren die Beine dann nachmittags doch ein bisschen müde, als wir schließlich wieder am Van ankamen.

Beim Herausfahren aus dem Park begegneten wir dann doch noch einer Elchkuh – wenigstens auf die ist hier Verlass.

Elchkuh

Zurück an unserem Straßenrandplatz stießen später noch Maja und Sebastian zu uns, die wir im Winter auf der Baja kennengelernt hatten. So klein ist die Overlander Welt.

Der nächste Morgen brachte ein paar Wolken mit sich. Dennoch fuhren wir in aller Frühe wieder rein in den Park, um noch eine Wanderung zu machen. Diesmal hatten wir uns den Mt. Healy Lookout herausgesucht, eine kurze, aber steile Wanderung (4 km, 520 hm), die noch mal neue Ausblicke über den Park und, mit etwas Glück, auch auf den Denali versprach.  

Am Trailhead warnte ein Schild vor Bären, Wölfen und Elchen. Wir trafen aber nur auf kleine Hühner (genannt Parmigans) und einen Hasen. So viel zum Thema gefährliche Tiere.

Desto höher wir kamen, desto beeindruckender wurde die Aussicht. Allerdings blieb es bewölkt und wir hatten keine Fernsicht auf den Denali. Scheinbar war es rund um den Denali aber klar, wir sahen nämlich mehrere Kleinflugzeuge auf dem Weg zum Berg, denen wir neidisch hinterherblickten.

Am eigentlichen Ende unserer Wanderung entdeckten wir einen Pfad, der noch höher hinausging. Dem folgten wir noch ein paar Kilometer und wurden mit weiteren Aussichten und sogar ein klein bisschen Sonne belohnt.

Am Nachmittag besuchten wir dann den „Denali Sled Dog Kennel“, also den Hundezwinger der Schlittenhunde. Denn im Winter sind Hundeschlitten ein ganz normales Fortbewegungsmittel in Alaska und besonders hier im Nationalpark. Bei den Hunden handelt es sich um sogenannte Alaska Huskies. Die sind mit den Zucht-Huskies, wie wir sie in Europa kennen, nicht zu vergleichen. Sie sehen ein bisschen ähnlich aus, haben aber noch viel dichteres Fell, längere Beine und größere Pfoten, um unter diesen extremen Bedingungen ihren Job verrichten zu können. Denn diese Hunde sind echte Arbeitstiere, sie werden auch gerne scherzhaft Bark-Ranger genannt (bark bedeutet bellen).

Mehrmals am Tag demonstrieren die Parkranger gemeinsam mit den Bark-Rangern, wie die Arbeit der Hunde hier aussieht. Man muss sich vorstellen, dass im Winter der gesamte Park unter einer dichten Schneedecke liegt. Dennoch gibt es einige Orte im Park, die regelmäßig besucht und kontrolliert werden müssen. An manche Stellen kommt man noch mit Schneemobilen, aber dort, wo auch die nicht weiterkommen, werden die Hunde eingesetzt. Immer 6 Stück ziehen einen Schlitten mit Equipment und einem Ranger und sie scheinen es zu lieben (was ich mir vorher nicht vorstellen konnte). Aus Mangel an Schnee, wurde ein Schlitten mit Rädern für die Demonstration genutzt. Vier Hunde wurden vorgespannt und konnten es kaum abwarten, endlich loszurennen.

Die Ranger bilden die Hunde aus, es gibt Anführer, die immer vorne laufen, und Verfolger, die weiter hinten im Rudel stehen, also alles wie im richtigen Leben. Man kann diese Huskies nicht mit den Hunden vergleichen, die bei uns zu Hause vor dem Sofa liegen und zufrieden damit sind, 1-2 Mal am Tag eine Runde vor die Tür zu gehen. Diese Alaska-Huskies brauchen von sich aus mehrere Stunden Bewegung am Tag, sonst werden sie auffällig. Also quasi das Gegenteil eines Schoßhundes. Wobei sie fast genauso süß sind:

Für uns war dieser spannende Einblick ein schöner Abschluss für unsere Zeit rund um den Mt. Denali. Wir zogen weiter und gleich zum nächsten besonderen Highlight für mich:

Healy

Der Ort Healy präsentierte sich als nicht mehr als eine lange Durchgangsstraße. Wer gerne schöne Dörfer und Städte mag, ist in Alaska auf jeden Fall fehl am Platz. Hier geht es eindeutig um die Wildnis und Natur.
Dennoch war Healy unser nächstes Ziel, denn dort wollten wir eine Brauerei besuchen. Es ging uns in dem Fall aber nicht (nur) um ein leckeres Bier, sondern um die Filmreplika des Bus 142. Das ist der berühmte „Magic Bus“ aus dem Film „Into the Wild“ – einem unserer absoluten Lieblingsfilme. Wer den Film (oder das Buch von Jon Krakauer) nicht kennt, sollte das schnellstmöglich ändern, nicht nur wegen der schönen Bilder aus Alaska, sondern weil die wahre Geschichte von Christopher McCandless, der alles hinter sich ließ, um alleine in der Wildnis zu überleben, unglaublich bewegend ist und der Filmsoundtrack von Eddie Vedder eins der besten Musikalben aller Zeiten ist (IMHO).

Magic Bus

Der Original-Bus wurde aus der „Wildnis“ geholt, weil Jahr für Jahr Leute versucht hatten, dorthin zu gelangen, und nicht jeder den Trip überlebte. Seit Jahren wird der Bus nun restauriert und sollte eigentlich dieses Jahr in einem Museum ausgestellt werden. Aber aus irgendwelchen Gründen war das zum Zeitpunkt unseres Besuchs in Alaska noch immer nicht geschehen. Daher nahmen wir nun mit der Filmreplika vorlieb.

Im Bus zu stehen, war schon irgendwie besonders, zumal mir die Geschichte zu dem Zeitpunkt auch sehr präsent war, da ich das Buch während unserer Zeit in Alaska zum dritten Mal las. An den Wänden waren Fotos und Kopien der Originalnotizen von Chris McCandless ausgestellt, die uns an die Buch- und Filmszenen erinnerten.

Und gleich nebenan gab es sehr gutes Bier in einer sehr schönen Brauerei. Win-Win also.

Cheers!

Unweit der Brauerei fanden wir dann auch einen ganz netten Platz für die Nacht, von wo aus wir am nächsten Tag weiterzogen nach Fairbanks, der zweitgrößten Stadt in Alaska und dem sogenannten „Golden Heart of Alaska“.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Die Kenai Halbinsel

Teil 13 unseres Roadtrips durch die USA

20. – 27. Juli 2025
Alaska

Südlich der Stadt Anchorage ragt eine große Halbinsel in den Golf von Alaska – die Kenai Peninsula. Mit 25.600 km² ist sie ungefähr so groß wie Mecklenburg-Vorpommern, hat aber nur 55.000 Einwohner. Man kann die Halbinsel auch als Miniatur-Alaska bezeichnen, da auf dieser verhältnismäßig kleinen Fläche nahezu alle Landschaftsformen von Alaska vereint sind. Von Küstenfjorden über Gletscher, Berge, Seen, Flüsse und natürlich jede Menge Wildnis. Ebenso vielfältig ist das Tiervorkommen. Von Murmelbären bis Grizzlies, Orcas, Buckelwalen und Lachsen, bis hin zu Elchen, Hirschen und Weißkopfadlern, kann man hier so ziemlich allem begegnen, was in Alaska kreucht, schwimmt und fleucht. Für uns sollte die Halbinsel zum absoluten Alaska-Höhepunkt werden.

Und schon die zweistündige Anfahrt war ein Highlight, trotz trüben Wetters. Eine perfekt ausgebaute Straße führte vorbei an unzähligen schneebedeckten Bergen, Gletschern und Ausblicken auf den Turnagain Arm, einem Seitenarm des Cook Inlets. Leider war hier aber gerade Ebbe, sodass wir keine Beluga-Wale erspähen konnten, die hier gerne mal durchschwimmen.

Seward

Angekommen in der Kleinstadt Seward, am südlichen Zipfel der Halbinsel, war das Wetter leider auch nicht besser. Das sollte sich aber in den nächsten Tagen ändern. Daher steuerten wir gleich das Visitor Center an, um uns wie üblich mit allen nötigen Infos über Wanderungen, etc. zu versorgen. Danach drehten wir eine Runde durch die überschaubare Innenstadt, die hier direkt an den Prince William Sound grenzt, den wir ja schon aus Valdez kannten.    

Die Stellplatzsuche war mal wieder nicht so einfach, wir fanden aber schließlich ein Plätzchen am Fluss, wo uns am nächsten Morgen die Sonne überraschte.

Home Sweet Home

Wir starteten gemütlich in den Tag, denn wir hatten ein paar administrative Dinge zu erledigen und nutzten das schöne Wetter natürlich auch zum Sporteln. Nach dem Mittagessen juckten uns dann aber doch die Füße, so machten wir uns auf zu einer kleinen Wanderung zum Tonsina Point, welcher am Prince William Sound liegt, und sahen nun auch endlich mal die beeindruckende Bergkulisse, die Seward zu bieten hat.

Leider war schon wieder Ebbe (Alaska hat neben Kanada den stärksten Tidenhub der Welt, mit bis zu 10 Metern Unterschied), daher konnten wir im Wasser leider keine Seeotter erspähen. Der Trail führte uns schließlich auch durch den Wald, der durch die hohe Luftfeuchtigkeit ziemlich moosig war.

Harding Icefield

Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Exit-Glacier. Dieser Gletscher ist Teil des Harding Icefields, welches mit 777 km² das größte zusammenhängende Eisfeld der USA ist. Dies wollten wir uns am nächsten Tag aus der Nähe anschauen. Für den Nachmittag begnügten wir uns mit dem Gletscher, den wir schon von der Straße aus sahen.

Moby vorm Exit Gletscher

Eine kleine Spazierwanderung brachte uns schließlich zum Glacier Lookout und etwas näher an die Gletscherzunge heran. Auf dem Weg wiesen Schilder darauf hin, bis wohin die Eisfläche einst mal geragt hat – auch hier richtet die Klimaerwärmung nachdrücklich ihren Schaden an und der Exit Gletscher schrumpft Jahr um Jahr schneller.

Nicht nur deswegen ging es für uns am nächsten Morgen früh los und hinauf zum Harding Icefield. Vor uns lagen knackige 7,2 km und 1050 hm.
Der Trail begann mit einem steilen Zick-zack-Aufstieg durch den Wald und spuckte uns auf einer blühenden Wiese aus, wo mal wieder der ein oder andere Murmelbär sein Unwesen trieb.

Nach circa der Hälfte des Weges erreichten wir den Cliff Lookout, der einen spektakulären Ausblick auf den Gletscher und das dahinterliegende Eisfeld bot. Wow!

Exit Gletscher & Harding Icefield

Nach einer kurzen Pause dort, wurde es dann ernst: Es blieb steil und dazu lag der gesamte Trail noch unter Schnee. Also legten wir unsere Schneeketten an und bahnten uns weiter unseren Weg hinauf. Schon verrückt, in kurzen Sachen durch den Schnee zu stapfen.

Wir erreichten die (in der Region) berühmte Harding Icefield Schutzhütte, wo schon so mancher Wanderer das ein oder andere Unwetter aussitzen musste – uns blieb aber zum Glück das gute Wetter treu. Die Schutzhütte bestand aus nicht mehr als vier Wänden, einem Dach und zwei Schneeschaufeln.

Nun waren es nur noch wenige hundert Meter bis zu unserem Ziel und schon einige Minuten später, lag uns das Harding Icefield zu Füßen. Der Anblick dieser schier unendlichen, unberührten Schneedecke, aus der sich der Gletscher ins Tal ergießt, umgeben von hohen Gipfeln, war einfach unbeschreiblich und mega beeindruckend.

Harding Icefield – Schnee und Eis soweit das Auge reicht

Wow! Wie genial, dass man hier so relativ einfach hinwandern kann. Als i-Tüpfelchen entdeckten wir in der Ferne unsere ersten Bergziegen. Leider konnte ich sie aber selbst mit dem Tele nicht vernünftig einfangen. Abgesehen von den Bergziegen und ein paar neugierigen Chipmunks, waren wir mal wieder ganz alleine hier oben. Früh sein lohnt sich eben.

Erst im Abstieg begegneten uns dann mehr und mehr Menschen. Während die sich mühsam durch den Schnee hinaufkämpften, zogen wir unsere Regenhosen an und nahmen mal wieder die Schneerutsche für den Abstieg. 😊

Vorbei am Cliff Lookout, den Murmelbären und der unglaublichen Fernsicht, stiegen wir die 7,2 km und 1050 hm wieder hinab und bezogen für den, leider sehr windigen, Nachmittag ein Plätzchen am Fluss, der aus dem Icefield gespeist wird.

Lost Lake Trail

Dort war es uns aber zu laut (fließendes Wasser kann ganz schön Krach machen), daher parkten wir für die Nacht noch mal um und positionierten uns direkt am Trailhead für unsere nächste lange Wanderung, zum Lost Lake. Hier warteten insgesamt 25 km und 900 hm auf uns.

Am Trailhead angekommen, entdeckten wir dann aber ein Hinweisschild, dass auch Mountainbikes hier zugelassen sind, was in Nationalparks nicht oft der Fall ist. Eine kurze YouTube-Recherche später war klar – das wird zwar kein einfacher Radausflug, aber der Weg sah ziemlich spektakulär aus. Also disponierten wir um, Christian packte schon mal die Räder aus und am nächsten Morgen schwangen wir uns in aller Frühe auf die Bikes.

Auch diesmal begann der Trail wieder im Wald, wo es ganz schön ruppig war, über hohe Wurzeln und Felsbrocken hinaufging. Auf den ersten zwei Kilometern wurde daher viel geschoben.

Dann öffnete sich der Wald und der Weg wurde zu einem schmalen Singletrail an der Bergflanke entlang. Zum Glück wuchs das Gestrüpp links und rechts hier sehr hoch, so war der Weg zwar noch enger, aber dafür der Abgrund nicht ganz so präsent. Die ersten tollen Ausblicke bekamen wir auch schon zu Gesicht.

Schließlich war auch das geschafft und der Weg ging in einen traumhaft schönen und relativ flachen Wanderweg über, der uns durch Blumenwiesen und über kleine Holzbrücken führte. So schön!

Desto höher wir kamen, desto mehr Bergpanorama eröffnete sich. Mir fehlen ehrlich gesagt ein bisschen die Worte, die Szenerie zu beschreiben. Aber dieser Trail gehört zu den schönsten Strecken, die wir je gefahren sind.
Fast bereute ich es ein bisschen, nicht doch gelaufen zu sein, um noch mehr die Aussicht genießen zu können (aber dann hätte ich wahrscheinlich auch noch mal 1000 Fotos mehr gemacht).

Schließlich erreichten wir den höchsten Punkt und da war dann plötzlich auch der Lost Lake, der Endpunkt unserer Tour. Wie ein Juwel leuchtete der blaue See da vor uns auf. Kombiniert mit den grünen, blühenden Wiesen und den teils noch schneebedeckten Bergen, aus denen sich Wasserfälle ergossen, und dem blauen Himmel mit den dekorativen weißen Wolken – vollkommen surreal diese Schönheit der Natur.

Eine rasante Abfahrt später standen wir dann am Ufer und konnten es gar nicht fassen.

Wir suchten uns ein schönes Plätzchen für unser Käsebrot-Picknick und bestaunten ziemlich sprachlos die Landschaft.

Der Rückweg verlief über den gleichen Weg und eröffnete uns Aussichten bis runter an den Prince William Sound. Der Wahnsinn einfach! Was für ein Geschenk hier sein zu dürfen, noch dazu bei diesem Wetter.

Rückweg mit Blick auf den Prince William Sound

Bergab lief es dann auch durch den Wald etwas flüssiger als bergauf und schließlich kamen wir ziemlich platt, aber auch mega happy wieder am Van an. Am liebsten wäre ich sofort noch mal umgedreht und hätte die Tour noch mal zu Fuß gemacht. Aber man muss auch wissen, wann Schluss ist.

Auf dem Parkplatz trafen wir auf zwei andere Biker, die sich gerade auf den Weg zum See machten. Einer von beiden fuhr auch ein Canyon Mountainbike und so kamen wir ins Gespräch und stellten fest – auch dieses Canyon kam aus Koblenz, mitsamt seinem Besitzer. Tobi ist mit seiner Familie vor 12 Jahren nach Anchorage ausgewandert und hatte viele Tipps zum Mountainbiken für uns. Man ist einfach nirgendwo sicher vor uns Deutschen. 😉

Noch am gleichen Nachmittag ging es weiter für uns – das Wetter sollte sich nämlich in den nächsten Tagen verschlechtern und wir wollten auch am anderen Ende der Kenai Halbinsel gerne noch mindestens einen Tag mit schönem Wetter verbringen. Also packten wir alles zusammen und machten uns auf den Weg ins drei Stunden entfernte Homer.

Homer

Auch diesmal war schon die Anreise wieder ein Sightseeing-Highlight. Wir fuhren am Cook Inlet entlang und bekamen dabei immer wieder tolle Ausblicke auf die verschneiten Vulkane der Aleutenkette am anderen Ufer, gesäumt von den hier allgegenwärtigen Fireweed Blumen (ich glaube, die heißen Buschwindröschen auf Deutsch). Seit Tag eins begleiten uns die rosa Blümchen durch Alaska.

Da es schon spät war, ließen wir die Kleinstadt Homer erstmal links liegen und bezogen direkt einen Platz oberhalb, mit Blick auf den Sound und die verschneiten Berge und Gletscher des gegenüberliegenden Kachemak Bay State Park.

In dem wollten wir eigentlich am nächsten Tag wandern gehen und uns noch einen Gletscher aus der Nähe anschauen, aber leider holte uns hier mal wieder die teure Alaska-Realität ein. Um in den State Park zu gelangen, ist man auf Wassertaxis angewiesen. Was in Guatemala am Atitlan-See noch umgerechnet 3€ pro Person gekostet hat, hätte hier mit 80-110€ pro Person zu Buche geschlagen – für eine 20-minütige Fahrt zum anderen Ufer. Die nehmen es hier oben echt von den Lebenden…😒

Das war uns eindeutig zu teuer für eine Wanderung, so begnügten wir uns mit einer etwas weniger spektakulären Mini-Wanderung auf dem Diamond Creek Trail. Ein kurzer Wanderpfad durch den Wald spuckte uns schließlich direkt am Strand aus, der uns erneut Ausblicke auf die Vulkane der Aleutenkette und besonders auf den über 3.000 Meter hohen Iliamna bescherte. Ein Strand mit Vulkanblick, das hat schon was!

Dann ging es endlich nach Homer selbst. Homer ist die selbsternannte Hauptstadt des Heilbutt-Fangs. Tonnenweise werden die platten Fische hier aus dem Wasser gezogen. Wir hätten gerne einen gegessen, aber die Preise in den Restaurants fingen so bei 47 USD an… haha… nein! Selbst eine Portion Fish & Chips sollte hier 37 USD kosten.

Trotz der horrenden Preise wagten wir uns hinaus ins Touri-Zentrum, auf den Homer Spit. Der Spit ist eine 6,4 km lange, extrem schmale Landzunge, wo nicht nur die Fischereihäfen sind, sondern sich auch eine Touri-Bude an die andere reiht. Von Restaurants über Souvenirläden und Tourenanbietern – hier gibt’s alles, was sich gutbetuchte Touristen leisten wollen.

Homer Spit

Am Ende des Spits erreichten wir den westlichsten Punkt unserer Panamericana-Reise, passenderweise „Lands End“ genannt. Denn von hier aus gibt es auch keine weiteren Straßen in Alaska, zumindest keine, die man ohne Flugzeug erreichen kann. Dabei kommt da noch so viel Land. Wahnsinn.

Ende Gelände

Vom Spit aus gehen auch die Touren in den 1,5 Flugstunden entfernten Katmai-Nationalpark. Dort kann man, wie nirgendwo sonst auf der Welt, Bären in der Wildnis beim Lachse fangen beobachten. Davon hatte ich schon geträumt, seitdem wir die Reise begonnen haben. Das ist die eine Sache, die ich unbedingt in Alaska sehen wollte. Aber wenn schon ein Fischgericht zu teuer ist… 🫣
So ein Tagesausflug, bei dem man mit einem Kleinflugzeug in den Nationalpark geflogen und nach drei Stunden wieder zurückgeflogen wird, sollte 1.300 – 1.600 € pro Person kosten. Ich fürchte nicht mal am Anfang der Reise wäre ich, bzw. wir, bereit gewesen, so einen Phantasiepreis dafür auszugeben. Ich hatte die Preise schon vorab online recherchiert und naiverweise gehofft, vor Ort vielleicht ein günstigeres Angebot zu finden, aber eher das Gegenteil war der Fall. Naja. Als Alternative bot man uns einen 10-stündigen Bootsausflug an, den hätte es schon für „nur“ 650 € pro Person gegeben… haha, bei dem Seegang hier oben und der Kälte auf dem Wasser. Nein, danke. Dann müssen wir die Bären halt woanders aufspüren.

Was wir uns jedoch nicht entgehen ließen, war ein Besuch im Salty Dawg Saloon. Diese Kultkneipe besteht seit 1957 und seitdem werden täglich mehrere 1-Dollar-Noten an die Wände gepinnt. Diese „Tradition“ fing wohl mal damit an, dass ein Fischer seinem noch nicht vom Fischfang zurückgekehrten Kumpel ein Bier ausgeben wollte, und deshalb einfach schon mal das Geld für ihn hinterlegt hatte. So sind die Wände und die Decke hier nun übervoll mit 1-Dollar-Scheinen. Hier hätten wir uns unseren Bärenausflug vielleicht zusammensammeln können.

Prost!

Wir investierten unsere Dollars lieber direkt in ein Bier und ließen die Atmosphäre etwas auf uns wirken. Neben den ganzen Touristen waren hier nämlich auch wirklich viele Fischer, echte Seebären, die gerade von einem Tag auf dem Meer zurückkamen und sich ihr Feierabendbier schmecken ließen. Eine spannende Mischung auf jeden Fall.

Nach einer zweiten Nacht auf unserem Platz oberhalb der Stadt, holte uns dann das besagte schlechte Wetter ein. Wir erwachten zu 6 Grad, Nebel und Regen. Da musste mitten im Juli mal wieder unsere Heizung zeigen, was sie kann. Sie war so überrascht von ihrem Einsatz, dass sie erst beim dritten Versuch ansprang. Da werden dann wohl demnächst mal wieder eine Wartung und Reinigung fällig. 🙄

Bei dem Wetter hielt uns dann auch nichts mehr in Homer, so nahmen wir wieder Kurs auf Anchorage.

Watson Lake

Es regnete die ganze Fahrt über durchgängig, was die Fahrerei nicht gerade angenehm machte. Wir hatten keine Lust direkt bis Anchorage durchzufahren und so steuerten wir zeitig am Nachmittag einen Stellplatz an, der sich als echter Glückgriff erwies.

Am kleinen Watson Lake gibt es einen kostenlosen Campground mit drei schön angelegten Plätzen, Bänken, Feuerstellen, WC und sogar einer altmodischen Wasserpumpe, wie meine Oma sie auf dem Hof hatte. Als wir ankamen, waren zwar schon alle Plätze belegt, aber es gab auch so genug Platz, um das besch… Wetter auszusitzen.

Der nächste Tag zeigte sich deutlich freundlicher als vorhergesagt und da einer der offiziellen Stellplätze frei wurde, beschlossen wir spontan einen Tag dortzubleiben.

Christian wollte sich um die undichte Stelle rund um unseren Dachventilator kümmern (die war uns am Vortag wieder sehr präsent geworden) und ich hatte auch genug zu tun mit Reiseberichten & Co. Das Wetter wurde besser und besser und so konnten wir sogar noch Sporteln und draußen sitzen. Was für ein Luxus.

Außerdem wollte Christian, dass ich ihm die Haare schneide. Ein Experiment, das für ihn, sagen wir mal, nur so mittelgut ausging (genauso wie für meine Puppen früher). Aber er hat es ja so gewollt.

Auch der nächste Tag zeigte sich wieder sonnig und warm und so beschlossen wir nach dem Frühstück, noch eine letzte kleine Wanderung auf der Kenai Halbinsel mitzunehmen.

Skilak Lake

Am nahegelegenen Skilak Lake schnürten wir die Wanderschuhe und machten uns auf zum Aussichtspunkt auf den See. Es ging durch den Wald, der dank des Regens nicht nur ganz schön matschig war, sondern auch voller hungriger Mücken. Da kam die Moskito-Burka wieder zum Einsatz.

🙂

Unterwegs begegnete uns ein laut singender Mann – der damit im Unterholz lauernde Bären vertreiben wollte. Es scheint ihm gelungen zu sein – wir sind keinen Pelzträgern begegnet, sodass auch unser Bärenspray unbenutzt blieb.

Am Aussichtspunkt angekommen, wurden wir mit einer genialen Aussicht auf den See und die umliegenden Berge belohnt. Egal wie viele Seen und Berge man hier sieht, die Landschaft ist einfach immer wieder beeindruckend und so schön!

Das schöne Wetter begleitete uns bis nach Anchorage zurück, sodass wir diesmal noch mehr von der Szenerie entlang des Seward Highways sahen. Und auch eine Elch-Dame entdeckten wir noch, direkt am Highway. Wie soll man sich da bitte aufs Fahren konzentrieren? Alaska ist echt der Hammer!

Elchkuh

In Anchorage wurden wir schon erwartet – zum einen von anderen Reisenden, aber auch von einer Werkstatt, die sich um unser potenzielles Ölleck kümmern sollte.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Anchorage & Umgebung

Teil 12 unseres Roadtrips durch die USA

17. – 20. Juli 2025

Am 17. Juli erreichten wir Anchorage, die mit circa 290 000 Einwohnern größte Stadt von Alaska. Fast die Hälfte aller Einwohner des Bundesstaates lebt hier. Dennoch hat die Stadt mit Großstadt nicht allzu viel zu tun und dementsprechend auch nichts Besonderes zu bieten.
Die Innenstadt bestand aus sehr schmucklosen, zweckmäßigen Bürogebäuden und dazwischen jede Menge Souvenirläden und Restaurants. Einzig das Visitor Center war hübsch anzusehen, ein bunt bepflanztes Holz-Blockhaus mitten in der Innenstadt.

Visitor Center in Anchorage

Wir spazierten etwas durch die wenig belebten Straßen und gönnten uns ein Eis – das muss einfach sein, wenn man schon mal in der Stadt ist (über den Preis sprechen wir lieber nicht 🤐).

Mehr gab es nicht zu entdecken, also stürmten wir den Walmart für den üblichen Großeinkauf und suchten uns dann einen Platz für die Nacht. In Anchorage landen alle Overlander und Wohnmobilreisende beim Bass Pro Outdoorshop – das ist der Laden mit dem hässlichen Fisch-Logo, welches vermutlich jeder schon mal irgendwo gesehen hat.

Dieser Laden hat eine eigene Parkfläche für Vans und große RVs und so wurde dieser Ort zu einem beliebten Treffpunkt für Reisende aus aller Welt.
Wo wir schon mal da waren, schauten wir uns auch im Inneren des Shops um. Hier gab es neben den üblichen Campingsachen hauptsächlich Waffen und alles, was man sonst braucht, um sich irgendwo in der Wildnis zu verstecken und kleinen und großen Tieren aufzulauern – inklusive ausgestopfter „Beispieltiere“. Nicht ganz so unser Metier.

Bei den Plüschtieren waren wir dann schon besser aufgehoben, offensichtlich. 😂

Hillside Mountainbike-Park

Auch wenn die Stadt selbst nicht viel zu bieten hat, so gibt es rund um Anchorage herum doch einiges zu entdecken. Uns lockten vor allem die vielen kleinen Mountainbikeparks, die es rund um die Stadt gab (welche im Winter alles Skigebiete sind). So landeten wir im Hillside Ski-, äh Mountainbikepark, gerade mal 20 Minuten außerhalb der Stadt.

Hier hätte es sogar mal wieder einen Lift gegeben, um sich die Bergauf-Strecken zu ersparen. Aber der war nicht ganz billig und wir dafür zu geizig – wir verdienen uns unsere Aussichten und Abfahrten ja sowieso gerne. 😊
Also ging es ab auf die Bikes und rauf auf die Trails. Wir waren überrascht, wie gut die Wege präpariert und wie flowig die Abfahrten waren.

Für Wagemutige hätte es aber auch Strecken mit halsbrecherischen Sprüngen und sonstigen wilden Holzelementen gegeben.

Wer möchte da nicht runterspringen?

Ein unverhofftes Highlight war die Begegnung mit einer Elchkuh und ihrem Jungen, die plötzlich neben einem der Trails standen und uns zu einer Vollbremsung zwangen. Leider habe ich nur noch das Hinterteil des Muttertiers aufs Bild bekommen.

Elchkuh-Po

South Fork Valley

Nach drei Runden durch den Park, packten wir unsere sieben Sachen wieder zusammen und nahmen Kurs auf das nächste Wanderziel, das South Fork Valley.

Wir übernachteten (illegalerweise) direkt auf dem Parkplatz am Trailhead, wo uns zum Glück keiner entdeckte und uns wegschickte. So konnte es frühmorgens gleich losgehen.

Ausnahmsweise war diese Tour mal eine relativ flache Wanderung. 9 km lang ging es über einen sehr gepflegten Trail, durch eine grün-blühende Landschaft. Nach anfänglicher Bewölkung, kam auch mehr und mehr die Sonne zum Vorschein.

Schließlich erreichten wir den ersten See, den Eagle Lake, der von einem Gletscher gespeist wird und deshalb so schön türkis in der Sonne leuchtet.

Eagle Lake

Getrennt durch ein Geröllfeld, erwartete uns auf der anderen Seite der Symphony Lake. Dieser besteht aus Grundwasser, weshalb er eine völlig andere Farbe hat. Ein ziemlich abgefahrener Anblick.

Eagle Lake & Symphony Lake

Eigentlich war dies schon das offizielle Ende der Wanderung. Aber vor uns lag ein kleiner Berg und wir dachten uns, dass von dort die Aussicht auf die Seen doch noch viel schöner sein müsste. Also marschierten wir weiter und bahnten uns, durch kniehohes Buschwerk, unseren Weg hinauf auf die Bergspitze.
Und wie erwartet, lohnten sich die Extrameter, auch wenn sich der Himmel inzwischen wieder ein bisschen zugezogen hatte.

Wir waren mal wieder die Einzigen auf diesem Aussichtspunkt – abgesehen von den tausenden Mücken. Daher kam meine neu erworbene Kopfbedeckung hier zum Einsatz – was meinen Mann köstlich amüsierte. Weiß gar nicht, warum, sieht doch top aus, oder?

Zurück auf Seehöhe war die Mückenplage aber auch vorbei, sodass wir noch unsere obligatorische Käsebrotpause einlegen konnten, bevor es über den gleichen Weg wieder retour zum Van ging.

Wir verbrachten noch mal eine Nacht am Bass Pro Shop in Anchorage, füllten noch mal alle Vorräte auf und machten uns dann auf den Weg zur Kenai-Halbinsel, die unser Alaska-Highlight werden sollte.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Endlich in Alaska!

Teil 11 unseres Roadtrips durch die USA

9. – 16. juli 2025

We made it!
Nach fast genau 4 Jahren auf dieser Reise, erreichten wir am 9. Juli Alaska, den 49. Bundesstaat der USA. Damit können wir nun offiziell sagen: Wir sind die Panamericana, von Argentinien bis nach Alaska gefahren. Und das, sogar noch vor unserer offiziellen Einreise nach Alaska. Denn das (bei Panam-Reisenden) berühmte „Welcome to Alaska“-Schild, stand überraschenderweise noch vor dem Grenzposten. Das war definitiv ein besonderer Moment auf unserer Reise, der natürlich bildlich festgehalten werden musste.

Dann wurde es ernst, wir überschritten „The Last Frontier“ wie es hier oben heißt und erreichten das Grenzbüro, über das diverse Geschichten kursieren. Für manche ist es ein total einfacher, unkomplizierter Grenzübergang, andere hatten hier eher negative Erfahrungen mit sehr unfreundlichen Beamten und strengen Kontrollen gemacht. Für uns war es eine Mischung: sehr nette Beamte und eine sehr genaue Kontrolle. Aber eins nach dem anderen.

Erst wurden unsere Pässe, das I-94 Formular und das ESTA (Visa Waiver) kontrolliert und die üblichen Fragen gestellt: was sind eure Pläne für die USA, wie lange wollt ihr bleiben, was macht ihr beruflich, wann geht es zurück nach Deutschland, etc. Dann sollten wir den Van parken und ins Büro kommen, um erneut unsere Fingerabdrücke abzugeben – das übliche Standardvorgehen.
Allerdings fing uns am Parkplatz direkt ein Beamter der Landwirtschafts- und Lebensmittelbehörde ab. Dieser wollte wissen, was wir an Lebensmitteln, Pflanzen, Samen, tierischen Produkten, Holz, etc. bei uns haben. Dies beantworteten wir wahrheitsgemäß. Ich war diesmal sogar bereit, meine letzten Möhren und eine halbe Salatgurke zu opfern. Der Beamte betrat dann auch den Van und schaute in den Kühlschrank und unsere Vorratskisten. Den Reis nahm er ganz genau unter die Lupe, warum auch immer. Letztendlich durften wir alles behalten, inklusive der Möhren und der Gurke und eines Apfels, den wir noch übrig hatten. So genau waren wir zuletzt in Chile und Argentinien kontrolliert worden.

Danach erfolgte die Abgabe der Fingerabdrücke und ein kurzer Schwatz mit den Grenzbeamten, und schon erhielten wir erneut 90 Tage Aufenthalt und waren damit erneut in die USA eingereist.

Willkommen in Alaska!

Inzwischen war es schon Abend, auch wenn die Sonne noch hoch oben am Himmel stand. Dadurch, dass Alaska noch mal eine Stunde hinter Yukonzeit liegt, war es hier nicht ganz so lange hell, wie zuletzt in Kanada, aber die Sonne ging dennoch erst nach 23 Uhr unter.

Kurz nach der Grenze, fanden wir einen netten Platz an einem kleinen See, wo wir den Abend verbrachten, und erstmal versuchten zu realisieren, dass wir jetzt quasi am Ziel unserer Panamericana angelangt waren – zumindest was die Länder und Regionen anging.

Alaska ist ein Bundesstaat der Superlative: Mit rund 1,7 Millionen Quadratkilometern ist es fast fünfmal so groß wie Deutschland, hat aber nur etwa 730.000 Einwohner – also weniger als einen Menschen pro Quadratkilometer. Weniger als 20 % der Fläche von Alaska ist per Straße erreichbar, selbst die Hauptstadt Juneau kann nur mit dem Schiff oder Flugzeug erreicht werden.

Die überschaubare Straßenkarte von Alaska

Auch viele andere Orte liegen so abgelegen, dass man nur per Flugzeug, Boot oder Schneemobil dorthin gelangt. Wer hier reist, findet eine Landschaft voller Extreme: über 100.000 Gletscher, schier unendliche Wälder, arktische Tundra, Permafrostböden und natürlich den Mt. Denali, den mit 6.190 Metern höchsten Berg Nordamerikas.

Dazu kommt eine Tierwelt, die man sonst kaum irgendwo so erleben kann – von Grizzlys, Elchen und Karibus bis zu Eisbären, Walen, Seeottern und Weißkopfseeadlern. Hier geht es wirklich noch wild zu.

Und während im Sommer die Mitternachtssonne dafür sorgt, dass es nie dunkel wird, leuchten im Herbst und Winter die Polarlichter über dieser scheinbar endlosen Wildnis. Kein anderer US-Bundesstaat ist so groß, so unerschlossen und zugleich so reich an Naturwundern. Und wir waren nun mittendrin und ganz schön aufgeregt, was uns hier erwarten würde.

Unseren ersten vollen Tag in Alaska begannen wir etwas gemächlicher, die vielen langen Fahrtage steckten uns noch etwas in den Knochen. Wir genossen die Sonne, sportelten ein bisschen und beschäftigten uns mit unserer Reiseplanung durch Alaska – das hatten wir bisher auch nicht wirklich gemacht. Kurzentschlossen buchten wir eine Bootstour durch den Prince William Sound bei Valdez – somit stand dann auch unser nächstes Ziel fest.

Einkaufsstopp mit Hindernissen

Doch vorher legten wir noch einen Stopp im Ort Tok ein, um dort unsere dezimierten Vorräte wieder aufzufüllen. Hier bekamen wir dann einen ersten Eindruck von den Lebensmittelpreisen in Alaska. Ich sag mal so: Die nächsten Wochen würde unsere Diät etwas weniger vielfältig als sonst aussehen. Besonders Obst und Gemüse war hier in den kleineren Supermärkten doch recht teuer, somit mussten wir bei unserer Auswahl sehr wählerisch sein.

Beim Tanken fiel Christian dann auf, dass seine Kreditkarte weg war. Die musste blöderweise beim letzten Tankstopp in Kanada liegengeblieben sein. Shit! 🤯
Wir riefen bei der Tankstelle an, und erfuhren, dass die Karte zum Glück noch da war – zusammen mit einem Dutzend anderer. Scheinbar lassen die Leute dort öfter mal ihre Karten liegen, was vermutlich daran liegt, dass man sie vor dem Tankvorgang drinnen abgeben muss, wo die Belastung dann automatisch erfolgt. So hat der Tankstellenbesitzer keinen Grund, jemandem hinterherzurennen, und der Kunde keinen Grund, noch mal hineinzugehen – deshalb bleibt die Karte gerne mal liegen. Normalerweise zahlt man in Nordamerika nämlich immer direkt per Karte an der Zapfsäule, ganz ohne menschlichen Kontakt.

So wussten wir nun zumindest, dass die Karte in Sicherheit war und nicht gesperrt werden musste, aber mal eben wieder nach Kanada einreisen, um sie abzuholen, war keine Option. Aber auf die Overlander Community ist Verlass. In der Panamericana-WhatsApp-Gruppe fragte Christian, ob demnächst jemand über den gleichen Weg nach Alaska einreisen würde und die Karte mitbringen könnte. Tatsächlich meldeten sich Joachim und seine Frau Susanne, die in wenigen Tagen dort vorbeikommen würden. So vereinbarten wir mit den beiden ein Treffen, irgendwo in Alaska, zum Austausch der Karte. Problem (vorerst) gelöst. Bis dahin brachten wir eben ausschließlich meine Kreditkarte zum Glühen. 😉

Valdez & Prince William Sound

Nun machten wir uns aber auf den Weg nach Valdez. Eigentlich ist schon der Weg dorthin ein echtes Highlight, durch den Keystone Canyon, mit jeder Menge Berge, Gletscher und Aussichtspunkten. Aber der alaskische Sommer zeigte sich von seiner trüben Seite, die dichte Wolkendecke hing tief und es nieselte die meiste Zeit unserer Fahrt. Dadurch führten aber zumindest die Wasserfälle ordentlich Wasser.

In Valdez angekommen, begrüßte uns der kalte Regen. Von wegen Sommer. Dennoch drehten wir eine Runde durch den kleinen, sehr überschaubaren Ortskern.

Im Visitorcenter holten wir uns ein paar Infos zu evtl. Bärensichtungen ein. Denn im Juli und August sind die Flüsse hier voller Lachse, die zum Laichen und Sterben zurück an ihren Geburtsort kommen. Das lockt Bären, aber auch Vögel und Seelöwen an, die sich gerne am reichen Fischbuffet bedienen. Leider waren bis dato noch keine Bären gesichtet worden, aber die Lachse waren schon da. Davon überzeugten wir uns dann auch gleich selbst, an einer Lachsfarm, wo im Wasser wirklich die Hölle los war.

Tausende Tiere versuchten, gegen den Strom am Wehr hoch zuschwimmen, was absolut aussichtslos war bei Ebbe. Bei Flut hingegen, kommen sie über das Wehr hinauf und werden dann durch eine Art Schleuse, in die Lachsfarm hineingeleitet, wo sie ablaichen und dann schließlich sterben.

Im Wasser hockten mehrere riesige Seelöwen und lauerten nur auf ihre Chance, sich einen Lachs zu schnappen. Ein unglaubliches Schauspiel!

Außerdem sahen wir hier auch unsere ersten Seeotter. Ich glaube, es gibt kein goldigeres Tier (außer vielleicht Murmelbären).

Seeotter treiben gerne auf dem Rücken durchs Wasser und knacken dabei mit ihren beiden Pfoten Muscheln oder was sie sonst so Essbares gefunden haben. Wenn sie schlafen, wickeln sie sich in Wasserpflanzen ein und haken sich beieinander unter, um nicht abzutreiben. Wie süß ist das bitte??

Nach einer verregneten Nacht besuchten wir am nächsten Tag das kleine, kostenfreie Museum des Orts, welches viel Spannendes über die First Nations von Alaska vermittelte und ebenso die Tierwelt des Bundesstaates zeigte. Wir sind sonst keine Fans von ausgestopften Tieren, aber die dort ausgestellten Exemplare waren wirklich beeindruckend. Wann kommt man einem Elch oder einem Eisbären schon mal so nahe?

Als das Wetter aufklarte, unternahmen wir eine kleine Spazierwanderung an den Sound, gefolgt von einem Besuch in der lokalen Brauerei. So lässt sich ein trüber Tag dann doch durchaus aushalten.

Nachmittags schauten wir wieder bei der Lachsfarm vorbei, wo wir wieder die Seelöwen beobachten und sogar die Nacht verbringen konnten.

Für den nächsten Tag hatten wir die Bootstour durch den Prince William Sound gebucht. Wir hofften inständig, dass das Wetter mitspielen würde – und wir hatten Glück. Kaum hatte der Katamaran den Hafen von Valdez verlassen, riss der Himmel auf und die Sonne kam durch. So hatten wir die Beste Aussicht auf Berge, Wasserfälle, dutzende Fischerboote und natürlich jede Menge Wildlife.

Wieder begegneten uns Seeotter, aber auch hunderte Seelöwen, die an den Stränden faul in der Sonne lagen.

Meine große Hoffnung war endlich Puffins und Orcas zu sehen. Die Puffins ließen nicht lange auf sich warten – auch wenn sie zu weit draußen waren, um sie gut mit der Kamera einzufangen. Die Vögel sind nämlich wesentlich kleiner als wir dachten, ungefähr so groß wie eine Taube.

Die Orcas blieben leider unter Wasser, aber dafür sahen wir ein paar Buckelwale.

Highlight der Tour, war der Columbia-Gletscher. Dieser Gletscher fließt auf einer Breite von 10 Kilometern in den Sound, gehört aber leider zu den am schnellsten schrumpfenden Gletschern der Welt. Dementsprechend sind die 10 km heute auch schon nicht mehr durchgängig, sondern in zwei Abschnitte aufgeteilt.

Blick auf den Columbia Gletscher

Je näher wir dem Gletscher kamen, desto kälter wurde es auch, trotz Sonnenschein. Um uns herum schwammen kleine und große Eisschollen und -berge und die Aussicht war einfach nur beeindruckend. Das Erlebnis erinnerte uns ein kleines bisschen an die Antarktis.

Nach 7 Stunden erreichten wir wieder den Hafen in Valdez, wo wir eine weitere Nacht an der Lachsfarm verbrachten. „Leider“ sahen wir auch diesmal nur Seelöwen und keine Bären, aber dafür schienen die Seelöwen einen Rat abzuhalten. Anders kann ich mir nicht erklären, warum sie da so im Wasser hockten.

Palmer & Hatcher Pass

Am nächsten Tag verließen wir Valdez wieder und machten uns auf den Weg nach Palmer. Dort warteten nicht nur ein Walmart auf uns, wo die Preise dann glücklicherweise doch „nur“ fast so hoch wie im Rest der USA waren, sondern auch eine freie Autowerkstatt, bei der wir vorsprachen. Christian war nämlich eine Undichtigkeit an unserem Getriebe aufgefallen. Die sah noch nicht schlimm aus, aber nach den Erfahrungen der letzten Monate, wollten wir auch keine neuen Katastrophen riskieren.

Die Werkstatt hatte erwartungsgemäß spontan keine Zeit für uns, sagte aber zu, die Reparatur und den Austausch des Getriebeöls vorzunehmen, wenn wir die Teile besorgen würden. Glücklicherweise schien nur eine kleine, günstige Dichtung undicht zu sein, und wir hatten die Vermutung, dass dies vielleicht auch nur daran lag, dass Justin, bei der Reparatur der Kupplung, ein nicht ganz ideales Getriebeöl eingefüllt hatte, welches zwar unseren Spezifikationen entsprach, aber eine andere Viskosität hatte, sprich dünnflüssiger war. Dadurch könnte es sich an der Dichtung herausdrücken. Das richtige Getriebeöl hatten wir bereits online gefunden und den Dichtring gab es als Ersatzteil bei Dodge/Chrysler, für den, zum Fiat Ducato, baugleichen Promaster.

Dringend war die Angelegenheit nicht, Termine hatten ohnehin einige Tage Vorlauf, so machten wir uns mit vollen Vorräten auf in die Natur…

Wir drangen in schwindelerregende Höhen vor – auf spektakuläre 1200 Meter. Einer der höchsten befahrbaren Pässe in Alaska. Da sind wir ja ganz andere Zahlen gewöhnt.

In Feet klingt es gleich viel beeindruckender 😉

Dort angekommen, unternahmen wir zwei kleine Wanderungen.

Ein teilweise noch unter Schnee liegender Trail, führte uns steil hinauf zum Gold Cord Lake. Zu unserer Überraschung war auch der noch größtenteils schneebedeckt. Dass hier Sommer war, war scheinbar beim Wetter noch nicht angekommen.

Dennoch gingen einige ganz Mutige dort baden. Wir verzichteten und genossen lieber die Aussicht.

Ausblick auf den Hatcher Pass

Der zweite Trail führte uns, vorbei an einer verlassenen Goldmine, zum Summit Lake, der ebenfalls noch stellenweise mit Schnee und Eis bedeckt war. Aber Hauptsache Aussicht!

4. Vanniversary an den Reed Lakes

Der nächste Tag war der 16. Juli und somit jährte sich unser Reisebeginn zum vierten Mal. Wahnsinn!
Niemals hätten wir gedacht, so lange unterwegs zu sein. In vier Jahren, von Blasbach bis Alaska. Das soll uns erstmal mal einer nachmachen. 😉

Der Tag begann sonnig und windstill, was perfekte Voraussetzungen, für unsere geplante Wanderung zu den Reed Lakes war. Als wir, kurz nachdem die Sonne über die Berge gekrochen war, über den grün bewachsenen und auf beiden Seiten blühenden Trail wanderten, fühlte es sich hier oben das erste Mal an wie Sommer.

Traumhaft! Schöner hätten wir uns unser 4. Vanniversary nicht vorstellen können.

Der Trail wurde zunehmend steiler und wir mussten mehrmals einen kleinen Fluss überqueren. Irgendwann waren die Blumenwiesen verschwunden und wir fanden uns in einem Felsenmeer, inmitten von Felsbrocken, so groß wie Kleinwagen.

Dort mussten wir drüber und dabei immer wieder den Fluss queren. Ganz schön anstrengend.

Unterwegs begegneten uns die ersten Murmeltiere, die uns neugierig beobachteten.

Schließlich erreichten wir den Lower Reed Lake. Inzwischen hatte sich der Himmel etwas zugezogen und wir sahen den See erstmal nicht – denn auch der lag noch unter einer dünnen Schneedecke. Nur eine kleine Ecke war schon frei und offenbarte ein bisschen türkisblaues Wasser.

Nur ein bisschen See zu sehen

Die Schneemengen überraschten uns jeden Tag aufs Neue. 😅

Wir wanderten weiter, stetig bergauf, bis auch der Trail durch den Schnee führte – hier kamen dann wieder die Microspikes zum Einsatz. Mit deren Hilfe kamen wir gut voran und erreichten schließlich den Upper Reed Lake. Ihr dürft einmal raten: Genau, der war auch noch größtenteils zugefroren und lag unter einer dünnen Schneedecke.

Upper Reed Lake im Schnee

Sommer in Alaska eben. Dennoch verbrachten wir hier unsere wohlverdiente Mittagspause, bevor wir uns wieder unseren Weg zurückbahnten, über Schnee, Flüsse, Murmeltierwiesen, Felsbrocken und schließlich wieder unser blühendes Blumenmeer.

Was für eine geniale Tour! Erst hinterher erfuhren wir, dass erst einen Tag vorher ein Bär auf dem Trail gesehen worden war. Den hatten wir leider (oder zum Glück?) verpasst. Schade!

Nach so viel Natur, zog es uns als Nächstes in die größte Stadt von Alaska: Anchorage.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Unterwegs in den Yukon

Teil 4 unseres Roadtrips durch Kanada

5. – 9. Juli 2025
British Columbia, Alaska & Yukon

Tagesausflug nach Alaska

Es ging weiter durch den Westen von Kanada und immer weiter gen Norden. Ein langer Fahrtag brachte uns schließlich nach Stewart, einen kleinen Ort an der Grenze zu Alaska. Allerdings nicht ins „richtige“ Alaska. Über die Grenze kommt man von Stewart aus nur in das Geisterdorf Hyder, in dem nur wenige US-Amerikaner leben. Es gehört aber geografisch zu den südlichen, zerstückelten Ausläufern des 49. US-Amerikanischen Bundesstaats.
Aber das wollten wir uns erst am nächsten Tag anschauen, daher bezogen wir erstmal ein schönes Plätzchen am Clements Lake, mitten im Wald. Auf dem Weg zum Stellplatz kamen wir nicht nur am Bear Glacier vorbei, sondern begegneten auch einem kleinen Schwarzbär am Straßenrand.

Bear Glacier
Schwarzbär auf Wanderschaft

Immer wieder ein besonderes Erlebnis, einen Bären in freier Wildbahn zu sehen.

Und der Stellplatz, den wir dann fanden, zog sofort in die Top 3 der schönsten Campspots in Kanada ein.

Was will man mehr?

Ein Träumchen – abgesehen von den unzähligen Stechmücken, die es uns leider unmöglich machten, abends lange draußen zu sitzen. Dabei war es hier nun schon fast bis um Mitternacht noch hell.
Trotz der schönen Lage und Aussicht machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Grenzübergang nach Alaska.

Die Einreise gestaltete sich denkbar einfach: einfach durchfahren, es gibt nämlich keine Passkontrollen auf amerikanischer Seite, da man von Hyder aus nicht weiter nach Alaska oder in andere Teile der USA vordringen kann. Und trotzdem waren wir somit schon wieder zurück in den USA!

Willkommen in Alaska

Natürlich waren wir nicht ohne Grund hier, denn wir hofften, endlich Bären beim Lachse fischen beobachten zu können. Dafür gibt es in Hyder eine spezielle Beobachtungsstation, genannt Fish Creek Wildlife Observation. Zwar waren wir noch recht früh in der Saison, die offiziell erst Mitte Juli beginnt, aber wenn wir schon mal in der Gegend sind… Ein netter Ranger begrüßte uns, machte uns aber gleich wenig Hoffnung auf Bärensichtungen. Bis jetzt waren nur vereinzelt Lachse im Fluss, daher vergnügten sich die Bären noch im Wald und fraßen Beeren, statt Fisch.

Doch kaum verließen wir die Anlage, lief da wieder ein Schwarzbär über die Straße.

Schwarzbär

Immerhin! Aber die Lachse und Bären waren nicht der einzige Grund, warum wir hier waren. Über eine 36 km lange Schotterpiste gelangt man nämlich von Hyder zurück auf kanadischen Boden und hinauf zum Salmon Glacier, dem fünftgrößten Gletscher von Kanada. Also rumpelten wir die Piste hinauf und wurden schon bald mit den ersten Aussichten auf den Zeh des Gletschers belohnt.

Wahnsinn! Und der Anblick wurde besser und besser, je höher wir kamen. Auf circa 1100 Metern angekommen, bestaunten wir dann den Gletscher in seiner gesamten Größe, was sich wirklich nur mit „Beeindruckend“ beschreiben lässt.

Salmon Glacier

Von Reisefreunden hatten wir einen Tipp bekommen, dass es ganz in der Nähe Eishöhlen zu bestaunen gäbe. Allerdings überraschte uns dort oben mal wieder Schnee – Anfang Juli war auch hier noch alles unter einer dicken, weißen Schicht begraben. Dementsprechend war der Weg, der ohnehin nur ein inoffizieller Trampelpfad war, kaum zu finden. Wir wagten es natürlich trotzdem, ausgestattet mit Microspikes und Wanderstöcken, und gewannen schnell an Höhe.

Doch je weiter wir ins „Hinterland“ vordrangen, desto dicker, aber auch instabiler wurde die slushige-Schneedecke. Irgendwann versanken wir bei jedem Schritt wadentief im Schnee und nach wie vor war kein eindeutiger Weg zu erkennen. Für so eine Expedition ins Ungewisse waren wir einfach nicht ausgestattet. Somit machten wir schließlich kehrt und schlitterten zurück, Richtung Van und Salmon Glacier.

Theoretisch hätten wir sogar dort oben übernachten können, aber es zog uns weiter, wir wollten nun so schnell wie möglich in den hohen Norden kommen, um dort möglichst viel Sommer zu haben. Daher rumpelten wir die 36 km Piste wieder hinunter und kehrten zurück nach Kanada.

Im Gegensatz zu den USA hat die kanadische Regierung einen Grenzposten zwischen Hyder und Stewart platziert und wir waren mehr als überrascht, wie ernst die Beamten ihren Job dort nahmen. Sie waren viel strenger und genauer als ihr Kollege, der uns von Seattle einreisen lassen hatte. Wir wurden regelrecht verhört, freundlich, aber doch kritisch und bestimmt. Der Beamte wollte genau wissen, wie viel Bargeld wir haben, Alkohol, Tabak, Drogen, Feuerholz, Tierhäute, etc. Dabei wusste der vermutlich genauso gut wie wir, dass wir ja erst wenige Stunden zuvor hinübergefahren waren und dass es in Hyder so gut wie nichts zu kaufen gibt. Es folgten detaillierte Fragen zu unseren Reiseplänen, Berufen, etc. und schließlich ließ er uns wieder einreisen. Glück gehabt. In Hyder hätten wir nicht festsitzen wollen. 😉

Yukon

So fuhren wir an diesem Nachmittag noch ein Stück weiter und übernachteten mal wieder irgendwo, an einer Rest Area am Straßenrand. Der nächste Tag war noch mal ein kompletter Fahrtag. Acht Stunden waren wir unterwegs, bis wir schließlich die Provinz Yukon erreichten und damit offiziell den Norden von Kanada.

Unterwegs gab es nicht viel zu sehen, nur Millionen von Bäumen und Tausende von Seen. Alles sehr schön, aber irgendwann auch sehr eintönig. Immerhin kreuzte aber auch wieder ein Schwarzbär unseren Weg.

Schwarzbär III

Wir steuerten den Ort Watson Lake an, denn dort gibt es ein Must-See für jeden Panamericana-Reisenden: den Sign Post Forest.

Sign Post Forest

Der Sign Post Forest hat seinen Ursprung im Jahr 1942, als ein Soldat mit Heimweh, der dort oben beim Bau des Alaska Highways half, ein Ortsschild seines Heimatdorfs aufstellte. Diese Aktion fand offenbar viele Nachahmer und über die Jahre wurde es zur Tradition, dass alle Reisenden, die hier vorbeikommen, ein Schild dazuhängen. So trafen wir hier auf unzählige Ortsschilder aus aller Welt, aber auch Nummernschilder, selbstgebastelte Schilder und auch sonst alles, was man sich so vorstellen kann.

Wir wollten kein Nummernschild opfern und hatten auch kein geklautes Ortsschild von Blasbach dabei, daher verewigten wir uns nur mit einem unserer Sticker, am Frankfurt-Schild, was sich für uns am heimischsten anfühlte.

Die Nacht verbrachten wir an einem nahegelegenen Fluss, bevor wir am nächsten Tag wieder ordentlich Strecke machten und am späten Nachmittag endlich die Hauptstadt des Yukon erreichten: Whitehorse.

Wie man auf den Bildern erkennen kann, wird hier noch die Goldgräber-Tradition aufrechterhalten. Die Häuserfassaden wirkten teilweise wie aus einem Wild-West-Themenpark, hier und da traf man auf indigene Geschichte und ansonsten viel Yukon und eben Goldgräber-Kommerz. So richtig begeisterte uns das nicht.

Inzwischen war es hier nachts fast bis 1 Uhr hell, sodass auch nächtliche Besucher wie der Fuchs nicht unentdeckt blieben.

Nachbar Fuchs

Für uns war Whitehorse nun der letzte Ort, wo wir noch mal unsere Vorräte einigermaßen günstig aufstocken konnten. Denn Alaska hat den Ruf, sehr teuer zu sein, und weiter nördlich gibt es keine großen Supermarktketten mehr.

Also legten wir einen Besorgungstag ein, mit Einkaufen, Waschen und sonstigen Kleinigkeiten. Wir verbrachten eine letzte Nacht auf kanadischem Boden, irgendwo im Nirgendwo, entlang des Alaska Highways.

Dieser führte uns dann am nächsten Tag, durch unzählige Baustellen, Bodenwellen und ungeteerte Teilstrecken, schnurstracks nach Alaska. Diesmal aber so richtig. Wir waren ganz schön aufgeregt und gespannt auf diesen besonderen Reiseabschnitt!

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2025 Blogbeiträge Nordamerika USA

Sommerschnee und (keine) Handbremsee :)

Teil 10 unseres Roadtrips durch die USA

16. – 21. Juni 2025
Washington (State)

Mt. Rainier Nationalpark

Es ging weiter durch Washington State. Am späten Nachmittag des 16. Juni erreichten wir die Grenze des Mt. Rainier Nationalparks. Auch der Mt. Rainier ist ein (schlafender, aber aktiver) Vulkan und mit knapp 4.400 Metern einer der höchsten Berge der Lower 48 (das bezeichnet die 48 Bundesstaaten der USA, die unterhalb von Kanada liegen).

Auch hier lag noch überall sehr viel überfrorener Schnee, sodass wir uns am nächsten Morgen in einem Outdoor-Shop erstmal mit Microspikes (also quasi Schneeketten für Schuhe) ausstatteten.

Der Mt. Rainier Nationalpark ist mit circa 957 km² riesig und hat verschiedene Abschnitte und Zugänge. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs im Juni, war eine Hälfte des Parks noch geschlossen – genau, wegen Schnee. Das hier um diese Jahreszeit noch so viel von der weißen Pracht liegt, hatten wir nicht erwartet. Schließlich waren wir am Fuße des Berges nicht in besonders großen Höhen unterwegs. Aber Washington liegt eben schon recht weit im Norden.

Wir betraten den Park am südlichen Eingang, der sogenannten Paradise Section. Die Aussicht vom Mirror Lake auf den imposanten Mt. Rainier war allemal paradiesisch.

Wie immer bekamen wir im Visitor Center alle Infos, die wir brauchten, und so machten wir uns auf in den nordöstlichen Teil des Parks, der zwar teilweise noch wegen der Schneemassen gesperrt war, aber ein kleiner Teil war schon begehbar.

So erreichten wir die Sunrise Section, wo wir die Wanderschuhe schnürten und uns auf zum Glacier Basin machten. Der Mt. Rainier ist nämlich von 26 Gletschern umgeben.

Der Himmel hatte sich leider etwas zugezogen, dennoch waren die Aussichten auf die Berge, die umgebenden Wälder und Seen ziemlich beeindruckend. Und auch die Flussquerungen waren abenteuerlich.

Wir bahnten uns weiter unseren Weg nach oben, bis der Weg schließlich schneebedeckt und eisig war. Hier kamen dann gleich die neuen Microspikes zum Einsatz. Im Nachhinein frage ich mich, wie ich bisher ohne die Dinger leben konnte. Die helfen nämlich nicht nur bei Schnee und Eis dabei, dass man nicht wegrutscht, sondern auch auf allen anderen steilen und rutschigen Untergründen.

So meisterten wir die letzten 1,5 Kilometer bis zum Gletscher Becken ohne Probleme. Unterwegs trafen wir immer wieder auf Leute, die ihre Ski auf den Rücken geschnallt hatten. Mit Zweien kamen wir kurz ins Gespräch. Sie hatten eine dreitägige Backcountry Tour hinter sich, bei der man zu Fuß auf die Gletscher steigt, irgendwo zeltet, um dann mit den Skiern herunterzufahren. Ich bin ja (leider) kein Wintersportler, aber das klang ziemlich genial.

Am Gletscher Basin angekommen, sahen wir dann auch die Spuren der Skifahrer auf den Hängen.

Auch sonst war die Aussicht da oben, trotz Wolkendecke ziemlich genial, und ein dickes Murmeltier erwartete uns auch schon.

Murmelbär

Schließlich lüfteten sich die Wolken für einen Moment, und wir konnten sogar die Spitze des Mt. Rainier erahnen.

Mt. Rainier Gipfel

Für die Nacht bezogen wir ausnahmsweise mal wieder einen Platz auf einem Campingplatz direkt im Nationalpark. Dieser war mit 20 USD überraschend günstig und schön im Wald gelegen.

Skyline Trail

Von dort hatten wir es am nächsten Morgen nicht weit zu unserer geplanten Wanderung. Doch zuerst bogen wir noch mal am Mirror Lake ab, der am frühen Morgen, bei totaler Windstille, seinem Namen alle Ehre machte.

Mt. Rainier Blick vom Mirror Lake

Dann ging es weiter zum 9km langen Skyline Trail. Auch hier kamen unsere Schuh-Schneeketten wieder zum Einsatz, denn der Weg war vom ersten Moment an unter Schnee und Eis begraben. Aber wir hatten blauen Himmel und Sonnenschein, besser hätten die Bedingungen also nicht sein können. So gefällt sogar mir der „Winter“. Und kaum losgelaufen, saß da auch schon ein Murmelbär am Wegesrand und bestaunte mit uns den Mt. Rainier.

🙂

Unterwegs trafen wir noch auf Dutzende seiner Artgenossen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein noch süßeres Tier gibt (außer Seeotter vielleicht).

Wir bahnten uns stapfend und rutschend unseren Weg hinauf zum Panorama Point. Von dort aus war nicht nur der Rainier zum Greifen nahe, sondern wir hatten auch einen 360° Rundumblick auf die umliegenden Berge und Vulkane (inkl. des Mt. St. Helen in der Ferne).

Der Wahnsinn!

Die Rangerin hatte uns empfohlen, aufgrund der Schneemassen den gleichen Weg zurückzugehen, statt den eigentlichen Rundweg, den es hier im „Sommer“ gibt. Denn unter Schnee begraben, war der Trail schwierig zu finden. Wir verließen uns aber aufs GPS und Christians gut trainierten Hippocampus und bahnten uns den Weg weiter durch die Winterlandschaft.

Bergab kürzten wir an einigen Stellen etwas ab – die Schneepiste lud zum Rutschen ein. Ein großer Spaß!

Außerdem trafen wir auf weitere süße Gebirgsbewohner, die fleißig am futtern waren.

Irgendwann war der Spaß dann aber doch vorbei. Wir erreichten einen sehr steilen Hang. Der eigentliche Wanderweg, der den Hang hier gequert hätte, war nicht zu erkennen und der Hang viel zu steil und lang zum Rutschen (zumindest für meine Nerven). Man konnte ja nicht sehen, wo unter dem Schnee evtl. Felsen oder Furchen waren. Wir mussten uns also auf unsere Microspikes und Wanderstöcke verlassen, als wir uns nach und nach einen Weg quer zum Hang „freistapften“, was vermutlich gefährlicher war, als wir ahnten…

So kamen wir langsam, aber stetig voran, bis es dann sicher genug war, um den Rest abzurutschen.

Nach dem kurzen Adrenalinschub ging es dann noch ein Stück weiter, bis wir den Myrtle Wasserfall erreichten, der noch mal einen besonderen Blick auf den Rainier bot. Ein echtes Postkartenmotiv.

Myrtle Falls & Mt. Rainier

Was für eine geniale Wanderung! 🤍
Die Mittagspause mit Aussicht verbrachten wir wieder am Mirror Lake und dann verließen wir den Park schon wieder, denn wir wollten noch eine Wanderung außerhalb der Parkgrenzen machen.

High Rock Trail

Eine 9 Meilen lange, rumpelige und von Schlaglöchern übersäte Schotterpiste brachte uns zum Ausgangspunkt der Wanderung auf den High Rock. 2,5 Kilometer ging es steil bergauf durch den Wald, bis wir schließlich zum High Rock gelangten, der genau das ist: ein hoher Fels mitten im Wald. Von dem aus, bekamen wir noch mal einen besonderen Ausblick auf den Rainier und die umliegenden Wälder und Berge. Der Wahnsinn!

Der Stopp rund um den Mt. Rainier stellte sich für uns als ein unerwartetes und überraschendes Highlight auf diesem Trip heraus.

Seattle

Nun ging es aber aus der Natur raus und mal wieder rein in eine Großstadt: Seattle.

Als großer Greys Anatomy Fan (zumindest früher) kenne ich gefühlt jede Luftaufnahme aus der Stadt. Und so ließen wir es uns hier nicht nehmen, auf die Space Needle hochzufahren – einen 184 Meter hohen Aussichtsturm, der im Rahmen der 1962 stattfindenden Weltausstellung gebaut wurde und bis heute das Wahrzeichen der Stadt ist.

Space Needle

Oben angekommen, hatte man natürlich einen fantastischen Ausblick auf die Stadt, den Puget Sound (das Gewässer vor der Stadt), die Berge des naheliegenden Olympia Nationalparks und sogar den Mt. Rainier – wenn denn das Wetter mitspielt. In unserem Fall reichte es leider nicht, aber auch so konnte sich die Aussicht sehen lassen.

Ein Stockwerk tiefer lief man über einen sich drehenden Glasboden.

Zurück auf dem Boden ließen wir uns noch etwas durch die Stadt treiben und sahen von schicken Einkaufsmeilen bis hin zu Ecken voller Drogenjunkies mal wieder alles, was so eine amerikanische Großstadt eben zu bieten hat.

Eigentlich hatten wir geplant, abends noch ins Kino zu gehen – aber zwei Tickets, Getränke und eine Tüte Popcorn hätten hier umgerechnet stolze 75 € gekostet. Haha, crazy! Dann doch lieber Netflix im Bett.

Nach einer ruhigen Nacht mitten in der Stadt schlossen wir uns am nächsten Morgen einer Walking Tour durch die Stadt an. Zuerst ging es auf den berühmten Pike Place Market – einen täglich geöffneten, öffentlichen Markt, der seit 1907 besteht. Hier gibt es alles, von Obst und Gemüse über Blumen, Souvenirs, Kunst, Bücher, Restaurants und vor allem Fischhändler. Vor den Ständen der Fish-Mongers sammelten sich die Touristen und warteten auf „die Show“. Denn wenn jemand einen Fisch bestellt, wird er von der Warenauslage hinter die Theke geworfen. Aus irgendeinem Grund ist das ein großes Highlight für alle. Na, kommt ihr mal auf den Hamburger Fischmarkt… 😉

Ein besonders ekliges „Highlight“ im Markt ist die Gumwall – eine Hauswand voller Kaugummis. Richtig schön eklig, aber wenigstens bunt.

Schließlich ging die Tour weiter durch Downtown Seattle und bis hin zur Waterfront. Wie immer erfuhren wir dabei allerhand spannendes und kurioses über die Geschichte der Stadt.

Nachmittags machten wir uns mit dem Bus auf ins Freemont Viertel, was als alternativ und künstlerisch beschrieben wurde. Die Häuser waren hier in der Tat etwas bunter, die Läden kurioser, die Dichte an Brauereien auffällig und der berühmte Freemont Troll sehr kurios.

Freemont Troll

Der Freemont Troll ist eine sehr eigenartige Betonstatue, mit einem VW Käfer in der Hand, die unter einer Brücke haust und angeblich Wünsche erfüllt, wenn man sich vor ihm im Kreis dreht. Naja. Wie gesagt, alternativ und skurril.

Nach der zweiten Nacht in der Stadt, wurde es nun Zeit unseren Grenzübertritt nach Kanada vorzubereiten. Wir hatten noch eine lange To Do Liste, von einkaufen über Wäsche und Van waschen, aber vor allem wollten wir noch schnell unsere Reifen rotieren lassen.

Mal wieder in der Werkstatt

Dafür steuerten wir morgens zuerst eine Filiale von Tire Discount an, bei der wir in San Diego unsere zwei neuen hinteren Reifen gekauft hatten. Was eigentlich eine Sache von wenigen Minuten ist, wurde leider wieder zum Problem.

Es stellte sich heraus, dass die Kollegen in San Diego eine Radschraube mit Gewalt schief reingedreht hatten und dadurch Schraube und Gewinde beschädigt worden waren. Wir brauchten also eine neue Schraube und das Gewinde musste neu geschnitten werden. Das konnte bei Tire Discount nicht gemacht werden, man verwies uns an eine andere Werkstatt. Die wartete an einem Freitagmittag natürlich nicht auf uns. Keine Chance noch ein Termin zu bekommen – und wir mussten spätestens am Sonntag das Land verlassen. Shit! 🤯

Wir telefonierten weiter herum und fanden schließlich eine Werkstatt, die uns reinquetschen wollte. Rick, der Eigentümer, schien ein Herz für Reisende zu haben. Seine Kollegen machten sich also an die Arbeit, einer besorgte die passende Schraube, zwei andere kümmerten sich ums Gewinde. Die Kosten dafür übernahm immerhin Tire Discount. Bei der Demontage viel allerdings auf, dass unsere Handbremse, die schon länger etwas schwächelte, wirklich schon am Ende war.

Die Bremsschuhe zerbröselten schon, die Scheiben hatten Gebrauchsspuren und durch die Arbeiten am Gewinde und die dadurch entstehenden Vibrationen fehlte nun einiges an Material – die Handbremse hielt nun also gar nicht mehr. Na toll! Nun mussten wir erstmal recherchieren, ob wir die passenden Teile in den USA bekommen würden – angeblich waren Autoteile in Kanada nämlich noch teurer, daher wollten wir das Problem nicht erst dort in Angriff nehmen, geschweige denn schon wieder eine teure Bestellung in Europa machen.
Nach einiger Recherche und vielen Anrufen konnten wir die passenden Teile zum Glück auftreiben, mussten aber dafür noch einige Male hin- und herfahren und viele Umwege in Kauf nehmen. Zu all unseren anderen To Dos kamen wir gar nicht mehr. Aber so hatten wir nun wenigstens schon mal die Teile, um die Reparatur irgendwann in Kanada vornehmen zu können. Die Werkstatt-Odyssee geht also weiter. 😩

Auf nach Kanada!

Samstags erledigten wir noch ein paar letzte Besorgungen und machten uns dann noch am Nachmittag auf den Weg zur Grenze. Dort war die Verwirrung erstmal groß, man hatte uns gesagt, dass wir unsere Ausreise aus den Staaten unbedingt erfassen lassen mussten, aber da war weit und breit kein Grenzposten der USA und wir standen plötzlich schon vor dem kanadischen Grenzbeamten.

Wie das schließlich ausging, berichten wir dann beim nächsten Mal. 😊

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Redwoods, Wasserfälle & ein Vulkan

Teil 9 unseres Roadtrips durch die USA

12. Juni – 16. Juni 2025
Kalifornien, Oregon & Washington

Noch immer in Kalifornien, erreichten wir das Gebiet der Redwoods – die höchsten Bäume der Welt. Sie gehören zur gleichen Familie wie die Sequoia Bäume, sind also ebenfalls Riesenmammutbäume – aber Küstenmammutbäume. Vermutlich lässt die gute Seeluft sie noch ein bisschen höher wachsen als die Kollegen weiter im Inland. 116 Meter soll der älteste und höchste Baum hier sein. Von unten sahen sie jedenfalls alle gigantisch aus.

Redwoods

Wir erreichten zuerst den Humboldt Redwoods Park. Durch diesen führt eine gut ausgebaute, 32 Meilen lange Scenic Route, die mit kleinen Stopps und Wanderungen zur beginnenden Nackenstarre führte.

Diese wurde nicht besser, als wir schließlich den offiziellen Redwoods Nationalpark erreichten. Wie immer versorgten wir uns zuerst mit Infos im Visitor Center und machten uns dann noch am gleichen Nachmittag auf zu einer kleinen Wanderung.

Über den Lady Bird Grove Trail wandelten wir durch einen dichtbewachsenen Wald, voller Farne und rosa blühender Büsche – und natürlich jeder Menge Mammutbäume.

Auf der Suche nach einem Stellplatz kamen wir an einer Herde Hirsche vorbei, die in aller Ruhe am Straßenrand grasten.

Hallo Bambi!

Nach einer entspannten Nacht am Rande des Parks ging es am nächsten Morgen, vorbei an einem kurzen Küstenabschnitt, in den nördlichen Teil des Parks, wo wir den Titans Grove besuchten. In diesem Bereich sollen die ältesten und größten Bäume der Region stehen. Hier wurde der Wald nie abgeholzt. Dementsprechend standen die grünen Giganten hier dicht an dicht und sahen aus unserer Perspektive heraus alle riesig und beeindruckend aus.

Da unser ESTA bald ablaufen würde, mussten wir leider ganz schön auf die Tube drücken, deswegen ging es noch am Nachmittag raus aus den Redwoods und rein in unseren nächsten Bundesstaat.

Oregon

In Oregon waren wir weiterhin auf dem Küstenhighway 101 unterwegs. Wir waren überrascht, wie schön und wild die Küste hier ist. Schwarze Sandstrände, große Felsen, an denen sich die Wellen brechen, und im Hintergrund Bäume, Bäume, Bäume.

Leider war es sehr windig und man durfte entlang der Küste nirgendwo wild campen. Daher stoppten wir nur kurz an vielen schönen Aussichtspunkten und suchten uns schließlich einen freien Platz, irgendwo am Highway.

Eigentlich war der Plan, am nächsten Tag weiter über die 101 bis nach Washington (State) weiterzufahren – uns blieben, wie gesagt, nur noch wenige Tage, bis wir das Land verlassen mussten. Aber mir gingen ein paar Bilder von schönen Wasserfällen nicht aus dem Kopf, die ich einige Tage zuvor gesehen hatte.

Silver Falls State Park

Wir überlegten hin und her und schmissen unsere Planung letztendlich doch noch mal um und nahmen Kurs auf den Silver Falls State Park. Hier nahmen wir uns einen Tag Zeit, um den sogenannten Ten-Falls-Trail zu laufen. Eine 14 Kilometer lange Wanderung, die uns zu 10 verschiedenen Wasserfällen führte.

Da Wochenende war, war auf dem Parkplatz des kleinen Parks schon ganz schön was los. Überall saßen Familien im Park, grillten und picknickten. Wir stellten uns also auf regen Betrieb auf dem Trail ein, aber zum Glück liefen die meisten Menschen nur bis zum ersten Wasserfall und drehten dann wieder um. Somit ließ sich der lange Hike durch den dichten, grünen Wald dann doch ganz gut genießen. Und die Aussichten auf die Wasserfälle taten ihr Übriges.

Der Weg war so gestaltet, dass man an vielen Stellen sogar hinter die Wasserfälle kam.

Am späten Nachmittag ging es wieder raus aus dem Park und in den nächstgelegenen Ort, wo wir die Nacht in einem Wohnviertel verbrachten. Scheinbar waren wir in einer Latino-Community gelandet. Wir hörten jedenfalls nur Spanisch und wurden am nächsten Morgen von einem Herrn angesprochen, der mit uns scherzte, dass sich die Nachbarschaft schon über den weißen Van gewundert hätte. Man vermutete einen Undercover-FBI-Einsatz, der einen Bewohner beschattete. Haha. 😆Manchmal vermissen wir die Latinos ein bisschen.

Washington

Im Schweinsgalopp ging es weiter und schließlich erreichten wir schon die Grenze zum Bundesstaat Washington.

Hier steuerten wir direkt das Visitor Center des Vulkans Mt. St. Helen an. Wer im Frühjahr 1980 Nachrichten geschaut hat, hat bestimmt schon mal von diesem Vulkan gehört. Am 27.03.1980 brach dieser nämlich sehr überraschend und dafür umso heftiger aus. Dabei kollabierte eine ganze Flanke des Vulkans und die Aschewolke ging (wortwörtlich) einmal um die ganze Welt. Dörfer wurden verschüttet, viele Menschen verloren ihr Leben.

Mt. St. Helen

Heute ist der Vulkan einer der bestüberwachten auf der ganzen Welt – und er kann bestiegen werden.

Das hatten wir aber leider zu spät erfahren. Für ein Permit konnten wir uns nicht mehr bewerben und auch die notwendige Ausstattung in Form von Microspikes für die Schuhe hatten wir leider (noch) nicht. Denn auf der begehbaren Flanke des 2.550 Meter hohen Vulkans lag noch immer eine ordentliche Schnee- und Eisdecke, selbst jetzt, im Juni. Naja, immer noch mal ein Grund, wiederzukommen.

So begnügten wir uns mit einem kurzen Spaziergang in der Nähe des Vulkans und bekamen so zumindest eine gute Aussicht auf den imposanten Klotz.

Aber nicht allzu weit entfernt wartete noch ein weiterer Vulkan auf uns.

Aber dazu dann demnächst mehr… 😊

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Yosemite 2.0 & Neues aus der Werkstatt

Teil 8 unseres Roadtrips durch die USA

3. – 12. Juni 2025

Zurück im Yosemite Nationalpark

Mit frischer Kupplung, aber immer noch vielen Sorgen und Fragen rund um unseren Van im Gepäck, starteten wir die 350 Kilometer lange Testfahrt zurück in den Yosemite-Nationalpark. Ich hatte ganz schön Bauchschmerzen während der Fahrt und hoffte, dass alles gut gehen würde. Aber siehe da – alles lief glatt, der Van fuhr einwandfrei und wir kamen ohne Zwischenfälle im Yosemite Valley an.

Wir bezogen ein nettes Plätzchen im Wald, von wo aus wir am nächsten Morgen eigentlich eine lange Wanderung starten wollten. Als wir aber abends alles vorbereiteten und uns die GPS-Tracks für den Trail anschauten, stellten wir fest, dass der Trail teilweise noch unter Schnee lag und die Flussquerungen uns zum Baden gezwungen hätten. Durch hüfttiefes, eisiges Wasser zu waten, klang nicht allzu verlockend für uns. Also schmissen wir die Pläne um und starteten stattdessen am nächsten Morgen die Fahrt über die Tioga Road – eine Passstraße, die sich bis auf 3000 Meter oberhalb des Yosemite Valleys hinaufschlängelt, mit vielen Aussichtspunkten, Seen und kleinen Wanderungen.

An einem dieser Aussichtspunkte legten wir eine erste Pause ein und bestaunten die Rückseite des Half Domes.

Als wir dann weiterfahren wollten, hatte Moby schon wieder eine Überraschung für uns: Er sprang nicht mehr an. Christian drehte den Zündschlüssel, alle Lämpchen im Cockpit gingen an, das Radio spielte, alles sah normal aus, aber im Motorraum tat sich nichts. WTF! 🤯

Das klang nach einem Anlasser-Problem. Christian legte sich unters Auto, und ich unternahm weitere Startversuche. Wir hörten das Klacken des Magnetschalters und sonst nichts. Eindeutig der Anlasser.
Wir telefonierten kurz mit Justin, der unsere Vermutung bestätigte und uns den Hammer-Trick empfahl. Das probierten wir natürlich auch, während gerade der Schnee-Regen einsetzte. Oh Mann!
Aber auch mit dem Hammer ließ sich der Anlasser nicht zum Drehen ermutigen. Also blieb nur anschieben, um den Motor starten zu können. Aber bei strömendem Regen und einem 3,5 Tonnen schweren Van, der natürlich auch noch leicht bergauf bewegt werden musste… ach ja. Wir machten erstmal Mittagspause.

Schließlich ließ der kalte Regen nach und weitere Besucher kamen, um die Aussicht zu bestaunen. Die quatschten wir an, und als wir schließlich 5 – 6 Personen zusammenhatten, schoben diese den Van aus der Parklücke. Ich manövrierte den Van so hin, dass wir ein Stück bergab rollen konnten, wodurch mir dann das Starten der Kiste gelang. Dabei hätte ich zwar fast eine Dame umgefahren, die völlig unbeeindruckt von dem ganzen Schauspiel und meinem Hupen über den Parkplatz schlich, aber ein bisschen Schwund ist ja immer.

Hauptsache war, dass der Van wieder lief – und so musste es jetzt bleiben. Daher fuhren wir den Rest der Tioga Road auch nicht mehr ab und machten uns stattdessen auf ins Tal, wo wir einen Platz auf einem Campground reserviert hatten. Den Nationalpark wollten wir uns trotz dieser neuen Herausforderungen nicht nehmen lassen.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir unseren Campspot, wo wir Moby abstellten und den Anlasser dann erneut testeten, aber wie erwartet sprang der Van auch hier nicht mehr an. Naja, dort standen wir erstmal gut und ich wollte endlich mehr vom Park entdecken.

Christian hingegen wollte natürlich unser Problem lösen, auch wenn es aussichtslos erschien. Während ich mich also aufs Rad schwang und durch das Valley fuhr, blieb er am Van und versuchte, das genaue Problem zu identifizieren und ggf. zu reparieren. Ich würde mal behaupten, dass ich an diesem Nachmittag mehr Freude hatte.

Als ich schließlich zurück zum Campground kam, war der Status Quo noch der gleiche, aber wir wussten nun mit Gewissheit, dass der Anlasser hinüber war. Unsere Pechsträhne hielt also an. Ich frage mich wirklich, wo wir uns so das Karma verhagelt haben?

Passender Ersatz für den Anlasser wäre mit Justins Hilfe sogar in den USA zu bekommen gewesen, aber zum doppelten Preis vom gleichen Anlasser in Deutschland. Also bestellten wir nach vielen Recherchen und langem Hin und Her das Teil aus Europa. Wir hatten ja sowieso noch einige Tage Zeit, da wir im Park noch einiges vorhatten und uns die Freude daran nicht gänzlich nehmen lassen wollten. Auch wenn es uns bei weitem nicht leichtfiel, bei all dem Stress der letzten Wochen diese wunderschöne Umgebung zu genießen. Wir waren beide nervlich doch ziemlich am Anschlag. 😢

Zudem blieb das Problem, dass wir täglich den Stellplatz wechseln mussten, da wir keine zusammenhängende Reservierung für dieselbe Parzelle auf dem Campground erhielten. Da wir am nächsten Mogen aber sehr früh loswollten, hängten wir stattdessen einen Zettel in die Windschutzscheibe, mit dem wir die nach uns kommenden Camper über unser Problem informierten und sie baten, unseren eigentlich reservierten Platz zu beziehen.

Wanderung zum Clouds Rest

So marschierten wir um 6 Uhr morgens los und machten uns auf zu unserer bisher längsten Wanderung. Vor uns lagen 33 km und fast 2000 hm – und das durch den (unserer Meinung nach) schönsten Nationalpark der USA.

Schon nach wenigen Kilometern erreichten wir den Vernal-Wasserfall, der dank Schneeschmelze so viel Wasser führte, dass wir direkt mal kalt geduscht wurden.

Vernal Fall Dusche

Entlang des Wasserfalls führten uns Stufen hinauf, bis zur Abbruchkante des Wasserfalls, was ein irrer Anblick war, wie der rauschende Fluss hier einfach in die Tiefe stürzte.

Abbruchkante des Vernal Falls

Von dort ging es weiter, stetig bergauf, vorbei am Nevada-Wasserfall, zu dem wir später zurückkehren würden.

Nevada Fall

Danach wurde es dann richtig steil, und der Trail führte uns zumeist durch den Wald, bis wir schließlich die Baumgrenze erreichten. Von dort ging es felsig weiter und hinauf, auf den mit 3.065 Metern höchsten Punkt des Nationalparks, genannt Clouds Rest.

Von dort aus hatten wir eine bombastische 360-Grad-Rundumsicht über das gesamte Valley, die umliegenden Berge, Seen und natürlich den ikonischen Half Dome. Der absolute Wahnsinn!!

Blick auf den Half Dome & das Yosemite Valley
Blick Richtung Tioga Road
Blick ins erweiterte Yosemite Valley

Dieser Ausblick war die Strapazen allemal wert gewesen. Wir legten eine wohlverdiente Mittagspause ein, beobachteten die Chipmunks und bekamen nicht genug von der Aussicht.

Dann folgte der unangenehme Teil: der lange Abstieg. Angekommen am Nevada-Wasserfall, nahmen wir einen anderen Abzweig, der uns noch zu dessen Abbruchkante führte, und dann, über den John Muir Trail, hinab zurück ins Valley.

Nach 10,5 Stunden kamen wir wieder an unserem Campground an – wo uns schon ein Ranger erwartete.

Rusty, der Ranger, war gar nicht so begeistert von unserer Vorgehensweise und glaubte uns erstmal nicht, dass der Van wirklich nicht mehr ansprang. Das ließ sich aber leicht beweisen und dann wurde Rusty auch ganz freundlich. Scheinbar versuchen öfters mal Leute, einen Campspot zu belegen, indem sie behaupten, ein kaputtes Vehikel zu haben, was sich dann als Lüge herausstellt.

So ließ er uns an dem Spot stehen bleiben, bat uns aber am nächsten Morgen, den Platz zeitgerecht zu räumen, was wir gerne zusagten – wir hatten nämlich einen weitaus besseren Spot für die dritte Nacht reservieren können.
Unsere Camp-Nachbarn, die von unserem Problem wussten, hatten schon zugesagt, uns am nächsten Morgen mit vereinten Kräften anzuschieben. Somit genossen wir noch den restlichen Nachmittag und sprangen auch mal kurz in den kalten Merced Fluss (also ich zumindest, Christian hat gekniffen).

Radtour durchs Yosemite Valley

Am nächsten Morgen brachten wir also den Van wieder zum Laufen, drehten ein paar Runden durchs Valley, um die Batterien zu laden, tankten Wasser auf und bezogen dann unser neues, sonniges Plätzchen. Den Motor stellten wir zwischenzeitlich natürlich nicht ab, da wir dann jedes Mal einen Trupp Menschen benötigt hätten, um den Van wieder anzuschieben und zu starten.

Camping im Yosemite Valley

Dann schwangen wir uns wieder auf die Räder (diesmal beide) und quälten unsere müden Beine noch mal durch das Yosemite Valley und hinauf zum Tunnel View, wo wir bei unserem ersten Besuch im Park schon mal kurz gestoppt hatten. Aber dieser Fototapetenblick ist einfach zu schön, um ihn nur einmal zu haben.

Zurück an der Küste

Nach einem entspannten Abend suchten wir uns am nächsten Vormittag wieder ein paar starke Nachbarn zusammen und ließen uns erneut anschieben. Nun mussten wir den Park leider in einem Rutsch verlassen, also ging es über 350 Kilometer wieder zurück Richtung Küste und nach Marina, zu Justins Werkstatt. Zum Glück verlief auch diese lange Fahrt ohne neue (oder alte) Komplikationen, was uns zumindest ein bisschen Mut machte. Von einem Wochenende hinter der Werkstatt hatten wir zwar nicht geträumt, aber so war es einfach am praktischsten und einfachsten, um den Van nicht noch zigmal anschieben zu müssen.

In Marina war der „June Gloom“ noch in vollem Gange, sodass uns zwei ziemlich trübe Tage bevorstanden. Während es im Hinterland schon richtig sommerlich und überwiegend sonnig war, ist es besonders im Juni an der Pazifikküste hier immer sehr bewölkt und diesig, was daran liegt, dass die warme Luft vom Inland auf die kalte Pazifikluft trifft. Erst ab Juli verschwindet dieses Phänomen so langsam und man hat mehr sonnige Tage an der Küste.

Um nicht ganz in Tristesse zu versinken, packten wir am Sonntagvormittag die Räder wieder aus und machten uns, entlang des Küstenradwegs, auf ins 20 Kilometer entfernte Monterey.

Dort angekommen schauten wir uns endlich mal ein bisschen was von der hübschen Stadt an. Entlang der Waterfront und des historischen Zentrums gab es vor allen Dingen viele alte Sardinenfabriken zu sehen, die inzwischen zu Restaurants und Shops umfunktioniert wurden.

Zudem bestaunten wir die wirklich schönen Häuser im viktorianischen Stil, die hier standen wie in einer Filmkulisse. Dazwischen sprangen hunderte Eichhörnchen herum und auch Rehe und Hirsche, sodass wir uns wie in einem Disney-Film fühlten.

Und im Wasser hockten natürlich die Seelöwen und sahen einfach süß aus.

Neues aus der Werkstatt…

Zurück in der Werkstatt legte Justin am Montag gleich mit dem Van los. Der Anlasser und das Software-Tool für unser AGR-Problem (Abgasrückführung) waren noch nicht angekommen, aber zumindest die neue Ölwannendichtung konnte schon mal eingebaut werden. Auch das verlief nicht ganz problemlos, aber gemessen an den letzten Baustellen war es dennoch ein Klacks.

Mittags kamen dann auch Anlasser und SW-Tool an. Der Anlasser war schnell gewechselt und Moby sprang wieder an wie eine Eins. Immerhin etwas!

Nun widmeten wir uns der SW-Lösung. Mithilfe des bestellten Geräts lasen wir unsere Steuergerät-Software aus, übermittelten diese an die Firma in Deutschland und erhielten über Nacht eine neue Software-Version, die mithilfe des Geräts auf unser Steuergerät aufgespielt wurde. Dies führte dazu, dass die AGRs nun aus dem „Gehirn“ unseres Vans ausprogrammiert wurden. Moby weiß also nicht mehr, dass er noch AGRs hat, und steuert diese nicht mehr an. Die Klappen bleiben geschlossen, der Motor bekommt nur noch Frischluft statt recycelter Abgase, kann sauberer verbrennen – Problem gelöst. Allerdings haben wir nun geringfügig höhere CO2-Werte, sind also vermutlich kein Euro-6-Diesel mehr. Aber das nehmen wir nun gerne in Kauf, statt noch mehrere tausende Euro in Reparaturen zu versenken. Das ist ein Problem für unsere Zukunfts-ichs.

Eine Testfahrt bestätigte, dass alles funktionierte, und wir hofften, am Dienstagmorgen nun endlich loszukommen. Aber das wäre ja zu einfach gewesen…

Ölleck 2.0

Wir entdeckten am Morgen zwei kleine Ölflecken unter dem Auto. 😩
Erst vermuteten wir Überreste vom Wechsel der Ölwannendichtung, aber da schien alles sauber und trocken… Mithilfe einer Endoskopkamera fanden wir den Übeltäter: Der Ölschlauch, der vom Turbolader weg geht, den wir während des Kupplungswechsels geflickt hatten, schien wieder undicht zu sein. Zum Glück hatten wir den auf Verdacht mal mitbestellt und somit das Ersatzteil da. Aber, um daranzukommen, muss eigentlich noch mal das gesamte Getriebe raus. Ein Vorgang, der noch mal mehrere tausende Dollar kosten würde.

Wir waren kurz vorm Durchdrehen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Aber auch hier war wieder Verlass auf Justin. Obwohl der nun weiß Gott schon genug mit uns durchhatte, bot er an, den Austausch minimalinvasiv zu versuchen. Er flexte dafür kurzerhand eins seiner Werkzeuge ab, um so besser an die Engstelle im Motorraum zu kommen. Dann legte er los.
Zusammen mit seinem Kollegen Ricardo waren sie noch mal 5 Stunden lang beschäftigt, um an dieses verfluchte kleine Teil zu kommen. Justin, der eigentlich sehr ausgeglichen, geduldig und die Ruhe selbst ist, fluchte doch ein ums andere Mal, und mir wurde angst und bange, wie es wohl weitergehen würde.

Aber, nach 5 Stunden war es geschafft, das neue Teil saß, und bei der Untersuchung des alten Schlauchs fiel uns schließlich ein Mini-kleines Loch mitten im Metallschlauch auf, das offenbar die ursprüngliche Undichtigkeit verursacht hatte. So klein wie ein Kariesloch im Zahn.

Wir blieben vorsichtshalber eine weitere Nacht in der Nähe, unternahmen eine etwas längere Testfahrt und prüften am nächsten Morgen nochmal, ob alles trocken war. Justin kam noch mal vorbei, schaute auch noch mal unters Auto und gab uns grünes Licht.

Endlich konnten wir Monterey verlassen. So richtig entspannt waren wir allerdings immer noch nicht. Nach so einer Pechsträhne wird es vermutlich auch nie mehr so richtig entspannt werden. Da fährt jetzt immer ein gewisses Misstrauen mit, ob auch wirklich alles in Ordnung ist. Zudem hat uns all das finanziell ganz schön angeschlagen. Insgesamt sind 8.500 € in Reparaturen, Teile und Versandkosten gegangen, ganz zu schweigen von den vielen Nerven, die uns das gekostet hat.

Damit wird unsere Reise nun anders weitergehen als gehofft und geplant und definitiv früher beendet sein, was uns natürlich sehr traurig macht. 😢

Aber jetzt schauten wir erstmal nach vorne und machten uns auf den Weg, mehr von Kalifornien und der Westküste zu entdecken.

Golden Gate Bridge

Das nächste große Highlight wartete auch schon auf uns: die Golden Gate Bridge in San Francisco.

Moby vor der Golden Gate Bridge

Eigentlich hätten wir gerne noch mal ein paar Tage in der Stadt verbringen wollen. Zuletzt waren wir vor 12 Jahren dort, auf einem Zwischenstopp auf dem Rückweg von Hawaii. Doch da wir nun so viel Zeit in Werkstätten verloren hatten, beließen wir es bei einem Blick aus der Ferne. Aber mit unserem Van über DIE Brücke zu fahren, ließen wir uns nicht nehmen.

Überfahrt der Golden Gate Bridge im Schnelldurchlauf 🙂

Das war definitiv ein kleiner USA-Meilenstein für uns.

Nun warteten noch ein paar spannende Nationalparks und besonders große Bäume auf uns.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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