Es geht weiter durch den Norden von Portugal…
Rund um Aveiro
Nachdem wir die Surfregionen von Portugal hinter uns gelassen hatten, zog es uns weiter die Küste hinauf, bis nach Sangalhos. Hier legten wir einen Stopp ein, zunächst, um in einer FIAT Werkstatt vorbeizuschauen, da Moby einen neuen Kupplungssensor verlangte. Dieser war in der Werkstatt zum Glück vorrätig und konnte innerhalb einer Stunde getauscht werden.
Da es schon später Nachmittag war, beschlossen wir die weiteren Pläne auf den nächsten Tag zu verschieben und suchten uns einen Platz für die Nacht. An einem See wurden wir fündig. Das Wetter war inzwischen schon richtig frühlingshaft, sodass wir endlich wieder draußen unser Lager aufschlagen konnten und auch der Grill wieder zum Einsatz kam.
Am nächsten Tag holten wir dann unser verschobenes Kulturprogramm nach. Wir fuhren nach Sangalhos rein, um das „Alianca Underground Museum“ zu besuchen. Dieses Museum bietet nicht nur eine beeindruckende, private Sammlung afrikanischer und portugiesischer Kunst, sondern ist zur Hälfte auch ein Weingut. Von hier stammt zum einen der beste Sekt Portugals und zum anderen der für die Region typische Rotwein, aus der Barga-Traube.
Wir erhielten eine private Führung durch das unterirdische Museum, bei der wir 1.5km durch verschiedene Tunnel liefen, die exotischen Ausstellungsstücke bewundern konnten und auch das ein oder andere Wein- und Brandyfass zu sehen bekamen.
Wie so oft durfte am Ende auch eine kleine Verkostung des leckeren Traubensafts nicht fehlen.
Nach der Besichtigung ging es als nächstes in das Städtchen Aveiro, was auch das Venedig von Portugal genannt wird. Architektonisch kann Aveiro zwar nicht ganz mit Venedig mithalten, dafür ist die Stadt aber auch mit kleinen Kanälen durchzogen, auf denen die Gondel ähnlichen Boote, welche hier Moliceiros genannt werden, verkehren. Ursprünglich wurden die Moliceiros zur Ernte von Seetang genutzt, heute werden jedoch nur noch Touristen damit rumgeschippert. Uns genügte der Blick von außen auf die Boote und Kanäle, stattdessen ließen wir uns zu Fuß durch den Ort treiben und bestaunten die bunten Häuschen.
Später verschlug es uns dann wieder zurück an unser schönes Plätzchen am See, wo es uns so gut gefiel, dass wir insgesamt 5 Tage dortblieben. Natürlich unternahmen wir auch mal wieder eine kleine Fahrradtour, immer entlang des Sees und Flusses und in das angrenzende Naturschutzgebiet. Während der Tour, entdeckten wir einen noch schöneren und ruhigeren Stellplatz am See, auf dem wir dann noch mal ein paar Tage verbrachten.
Auf nach Porto!
Nach so viel Ruhe und Erholung, war es dann wieder an der Zeit für etwas mehr Trubel, somit nahmen wir Kurs auf Porto, die (für uns) zweitschönste Stadt Portugals. Natürlich dreht sich in Porto auch viel um den gleichnamigen, süßen Wein, aber bevor wir den testeten, verbrachten wir zwei traumhafte Tage in der Stadt. Wie so oft schlossen wir uns gleich am ersten Tag einer Walking Tour an, um einen Überblick über die Stadt und Geschichte zu erhalten, was sich, wie immer, sehr gelohnt hat. Durch das am Fluß gelegene Altstadtviertel Ribeira ging es immer weiter rein in die kleinen Gässchen der Stadt, vorbei an imposanten Gebäuden und Aussichtspunkten.
Auf eigene Faust erkundeten wir dann auch noch den gegenüberliegenden Stadtteil, Vila Nova de Gaia, wo der Portwein eigentlich hergestellt und gelagert wird. Auch ein Besuch in der sogenannten „Harry Potter Bücherei“, der Livraria Lello, ließen wir uns nicht entgehen. Die Bücherei wird zurecht als eine der schönsten der Welt bezeichnet, aber der Touri-Hype darum war dann leider doch wenig spaßig. Man konnte sich kaum bewegen und umschauen, weil wirklich Massen an Leuten reinkamen, um (gefühlt) stundenlang auf der schönen Treppe zu posieren.
Das Porto Highlight für uns war sicherlich die Aussicht von der „Dom Luis I“ Brücke. Sowohl bei Tag als auch bei Nacht, ein beeindruckender Ausblick.
Am dritten Tag in der Stadt, schlossen wir uns dann auch einer Portwein-Tour an. In netter, internationaler Gesellschaft lernten wir viel über den Herstellungs- und Lagerungsprozess von Portwein und durften auch das ein oder andere Gläschen des hochprozentigen Gesöffs probieren. Das führte zu einem lustigen Abend… 😉
Ab ins Hinterland…
Nachdem wir am nächsten Tag wieder ausgenüchtert waren, zog es uns weiter in den Norden und etwas weiter weg von der Küste. Unser Guide aus Porto hatte uns eine Wanderung in der Nähe seines Heimatortes empfohlen, der so in keinem Reiseführer auftauchte. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und landeten in Espiunca.
Die empfohlene 16km lange Wanderung führt über einen angelegten Holzsteg, der entlang einer Schlucht verläuft, welcher nur zu bestimmten Uhrzeiten begangen werden darf. Um am gleichen Tag loszulaufen waren wir schon zu knapp dran, daher suchten wir uns ein schönes Plätzchen am Fluß und genossen erstmal das schöne Sommerwetter.
Am nächsten Morgen ging es dann los auf die Wanderung. Der Weg war zwar nicht ganz so hoch und spektakulär wir der Caminito del Rey in Spanien, aber trotzdem unglaublich schön und beeindruckend. Immer am Fluß entlang, ging es also durch die Schlucht, vorbei an kleinen Wasserfällen und immer wieder schönen Aussichten.
Irgendwann rückte dann auch das Ziel der Tour ins Blickfeld: die 516m lange Aruca Brücke, welche 175m über dem Boden „schwebt“. Die Begehung der Brücke ist leider nur nach vorheriger Reservierung und Ticketbuchung möglich, und da wir am Oster-Wochenende vor Ort waren, waren alle Tickets bereits lange im Voraus ausgebucht. Aber auch von unterhalb war die Brücke schon echt beeindruckend.
Zurück am Van und am Fluß machten wir es uns wieder in der Sonne gemütlich und beschlossen, noch ein paar Tage dort zu bleiben, weil der Platz einfach zu schön war und das Wetter weiterhin sommerlich bleiben sollte. Um den Platz nicht aufgeben zu müssen, machten wir uns am nächsten Tag mit den Rädern auf zum Einkaufen. Bis zum nächsten Supermarkt sollten es nur 11km sein… dass dazwischen auch knapp 500hm lagen, hatte Christian mir nicht verraten. Die Einkaufstour entpuppte sich also als eine ordentliche Radtour, aber zur Belohnung für die Strapazen, konnten wir dann abends wieder grillen und weitere 2 Tage am Fluß stehen bleiben.
Wein & Kirchen im Douro Valley
Dann zog es uns aber doch weiter. Als nächstes stand das Douro Valley auf dem Plan, wo der beste und bekannteste Wein von Portugal angebaut wird. Von den Ortschaften im Douro Valley waren wir eher enttäuscht, da es sich hier vielmehr um tote, runtergekommene Dörfer handelte, in denen nur die Flußpromenaden für die Touristen schön hergerichtet worden waren. Der Rest der Orte, war leider ziemlich trist und verfallen. Es gab nicht mal Eis für mich – Skandal! 😉
Bevor wir uns die ersten Weingüter vornahmen, verbrachten wir noch einen entspannten Tag am Douro Fluß. Am nächsten Tag legten wir einen Stopp im Örtchen Lamego ein, welcher für seine Kirche „Santuario de Nossa Senhora dos Remedios“ bekannt ist oder viel mehr, für den mit portugiesischen Fliesen, kunstvoll verzierten Treppenaufgang zur Kirche. Über knapp 1.000 Stufen, gelangt man hinauf zur schönen Kirche, in der gerade ein Oster-Gottesdienst stattfand.
Danach ging es weiter durch das Douro Valley, vorbei an Aussichtspunkten und weiteren, tristen Ortschaften. Schließlich suchten wir uns ein Weingut raus und landeten beim kleinen, familiengeführten Weingut „Quinta do Monte Travesso“, wo uns der 76-jährige Seniorchef begrüßte und am nächsten Tag auch höchst persönlich über sein Anwesen führte, stolz seine Oldtimer zeigte und uns natürlich auch seinen Wein verkosten ließ.
In dem kleinen Weingut werden nur ca. 14.000 Flaschen Wein pro Jahr produziert und die Herstellung ist an vielen Stellen noch ganz klassisch, traditionell. So wird der Wein hier beispielsweise noch in großen Becken mit den Füßen gestampft, was dem Geschmack zum Glück keinen Abbruch tat. 😉
Schließlich führte uns der Seniorchef sogar noch durch sein Privathaus, in dem sich viele antike Schätze befanden und jede Menge persönliche Erinnerungen, an vorherige Generationen. Sogar über eine eigene kleine Kapelle verfügte das Haus.
Von einem Weingut ging es direkt weiter zum nächsten, welches nur wenige hundert Meter entfernt lag. Auch bei der „Quinta de Padrela“ konnten wir wieder über Nacht stehen und sogar den hauseigenen Pool nutzen. Wir schauten uns das nahegelegene Dörfchen Tabuaco an und nutzten die erste unbegrenzte, heiße Dusche seit vielen Monaten (was für ein Luxus mal kein Wasser sparen zu müssen!) und am nächsten Vormittag bekamen wir dann die Tour über das Weingut, lernten viel über die Weingeschichte im Douro Valley und hatten natürlich die Möglichkeit die Weine zu verkosten.
Dann hatten wir aber erstmal genug vom Wein und es ging wieder zurück Richtung Küste und in die Stadt Braga. Braga ist die drittgrößte Stadt Portugals und vor allem für seine zahlreichen Kirchen und Kathedralen bekannt. Die größte der Kathedralen schauten wir uns auch an und ließen uns anschließend durch die schöne Altstadt und Gärten der Stadt treiben.
Für den Abend kündigte sich ein Gewittersturm an, daher suchten wir uns ein geschütztes Plätzchen oberhalb der Stadt, wo wir eine einigermaßen ruhige Nacht hatten. Am nächsten Morgen legten wir dann noch einen Stopp beim sogenannten „Stairway to Heaven“ ein. Der offizielle Name der Kirche ist „Bom Jesus do Monte“ und wie der Name schon sagt, liegt die Kirche auf einem Berg, der wieder über eine beeindruckende Treppe erklommen werden kann. Definitiv beeindruckend, wobei uns die Kirche in Lamego tatsächlich noch besser gefallen hatte.
Nationalparkbesuch mit Hindernissen
So langsam näherten wir uns dem nördlichen Ende von Portugal, aber wir wollten noch mehr vom Inland sehen und bogen somit noch mal in den „Peneda Geres Nationalpark“ ab. Bei herrlichstem Wetter schauten wir uns ein paar Aussichtspunkte an und freuten uns auf die nächsten Tage und ein paar schöne Wanderungen im Nationalpark.
Am nächsten Morgen war jedoch die Sonne weg und ich fühlte mich etwas kränklich. Ein Selbsttest brachte leider die Gewissheit: jetzt hatte mich Corona auch erwischt. Zum Glück blieb es bei normalen Erkältungssymptomen und allgemeiner Abgeschlagenheit. Aber Wanderungen und Co. waren damit natürlich vom Tisch. Das einzig Gute war, dass wir hier im Park wirklich absolut isoliert stehen konnten. Wir fanden einen einsamen Stellplatz, mit Blick auf ein Tal. Dort waren wir wirklich fernab von allem und jedem und richteten uns erstmal häuslich ein, damit ich mich auskurieren konnte. Hier blieben wir tatsächlich drei Tage lang alleine und ungestört, von ein paar Kühen mal abgesehen.
Als wir am dritten Tag jedoch morgens das Rollo öffneten, trauten wir unseren Augen nicht. Über Nacht hatte es ca. 20cm geschneit – Ende April in Portugal! Damit hatten wir definitiv nicht mehr gerechnet!
Da es mir langsam schon besser ging, verließen wir den Platz schließlich und schauten uns im Nationalpark die ein oder andere Sehenswürdigkeit an. Auch hier gibt es nämlich einige schöne Kirchen und vor allem auch die alten Getreidespeicher, welche fast in bei jedem Haus stehen, oder auch mal ein Dutzend, mitten in der Landschaft.
Um dem Schnee und der damit verbundenen Kälte weiter zu entfliehen, fuhren wir dann raus aus dem Nationalpark und fanden etwas außerhalb, mal wieder einen schönen, einsamen Stellplatz an einem Fluß. Hier war das Wetter deutlich besser und vor allem wärmer!
Wir blieben hier weitere 2 Tage, bis mein Coronatest schließlich wieder negativ war und wir endlich wieder unter Leute gehen konnten. Da das Wetter nun besser war, nahmen wir uns noch mal den Peneda Geres Nationalpark vor, um zumindest noch etwas davon zu sehen. Wir fuhren an einigen Aussichtspunkten vorbei und unternahmen eine kleine Spazierwanderung zu einem Wasserfall.
Einen traumhaften Stellplatz mit Aussicht gab es natürlich auch wieder.
Eine Weinregion mehr geht noch…
Nach einem verregneten Erledigungstag zog es uns dann schließlich weiter in den Norden und in die Vinho Verde Region. Im Örtchen Sistelo legten wir einen kurzen Stopp ein, da dies angeblich eins der schönsten Dörfer Portugals ist. Schön war es auf jeden Fall, aber wir sind vom Rest des Landes einfach schon zu verwöhnt. 😉
Über die Panoramastraße ging es weiter nach Lapela. Dort ist man schon fast in Spanien, der Fluß der durch den Ort fließt, bildet die Landesgrenze. Wir schauten uns den alten Festungsturm an und unternahmen, auf Empfehlung der netten Dame an der Turm-Info, noch eine Wanderung zum Cascada de Fojo – dem Fojo Wasserfall, mitten im Grünen.
Am nächsten Tag ging es dann in die Wein-Hauptstadt der Vinho Verde Region, nach Moncao. Dort dreht sich alles um die Alvarinho Traube, die meistangebaute Traube in der Region. Nachdem Christian sich noch mal im Barber Shop hatte aufhübschen lassen, schauten wir noch im Alvarinho Museum vorbei, wo uns eine nette Dame mit allerhand Informationen zur Region und natürlich auch zum Wein versorgte.
Im Anschluss ging es dann noch mal weiter nach Arcos de Valdevez, ebenfalls im Vinho Verde gelegen und vor allem bekannt für seinen Wein. Hier bevorzugt man jedoch die Loureiro Traube, wie man uns stolz erklärte. Wir durften verkosten, unser Fall war es aber nicht. 😉
Unweit von Arcos de Valdevez fanden wir einen schönen Platz mit Aussicht über das Vinho Verde und verbrachten dort die letzte Nacht in Portugal.
Insgesamt haben wir 7 traumhafte Wochen in Portugal verbracht (mal abgesehen von meiner Corona Infektion) und wären am liebsten noch mal so lange geblieben, weil das kleine Land einfach so unglaublich schön und vielfältig ist und die Leute so unkompliziert, freundlich und offen. Aber langsam wurde es nun mal Zeit die Rückreise nach Deutschland anzutreten und es wartete ja auch noch der Norden von Spanien auf uns und dort auch ein ganz besonderes Highlight für mich.
Dazu dann demnächst mehr. 😊