Endlich geht es hier mal weiter. In den letzten Wochen haben wir viele Kilometer zurückgelegt und sind inzwischen, nach einem kurzen Umweg über die Türkei, sogar schon in Spanien angekommen. Dementsprechend blieb wenig Zeit für unseren Blog und wir hinken mit den Berichten etwas hinterher. Daher wird es hier jetzt noch mal ein bisschen weihnachtlich – aber wirklich nur ein bisschen… 😉
Auf nach Kreta!
Der Süden von Griechenland war uns nicht südlich genug! Statt wie ursprünglich geplant den Dezember über auf Peloponnes zu bleiben, beschlossen wir uns noch etwas weiter südlich zu wagen, auch wenn das bedeutete, dass ich für mehrere Stunden auf ein Schiff muss, was ich eigentlich versuche zu vermeiden. Aber es hilft ja nichts, wer nach Kreta will, muss eine Fähre nehmen (oder fliegen, was mit Van schwierig wird. 😉).
Wir buchten also für den 15.12. die Fähre von Gythio nach Kissamos, welches die kürzeste Verbindung zwischen dem Festland und Kreta darstellt. Insgesamt ist man 6-7 Stunden unterwegs, mit zwei kurzen Stopps an kleinen Inseln auf der Strecke, was zwei „Schaukelpausen“ bedeutete. Somit waren wir nie wirklich länger als 2,5 Stunden auf See, was dann sogar für mich aushaltbar war.
Aufgrund des stürmischen Wetters verschob sich die Fähre um einen Tag, somit kamen wir am 16.12. spät abends, gegen 23 Uhr, auf Kreta an und suchten uns dann nur noch einen Stellplatz unweit des Fährhafens von Kissamos, ganz im Nordwesten von Kreta gelegen.
Der nächste Tag begrüßte uns grau und regnerisch. Daher nahmen wir erstmal Kurs auf die nächstgrößere Stadt im Norden von Kreta und landeten in Chania. Hier erledigten wir die Wäsche und machten ein paar Besorgungen, bevor dann am Nachmittag doch noch die Sonne durchkam und wir uns den Ort etwas genauer anschauten. Besonders der venezianische Hafen von Chania hatte es uns angetan.
Die Nacht verbrachten wir etwas außerhalb der Stadt, an einem kleinen Strand, wo wir am nächsten Morgen gegen 7 Uhr von lauten Stimmen geweckt wurden. Als wir die Vorhänge beiseiteschoben, sahen wir eine Gruppe älterer Herren 70+, die sich hier offensichtlich zum morgendlichen Schwimmtreff verabredet hatten und bei schattigen 10 Grad ins Wasser sprangen, ein paar Gymnastikübungen machten, den neusten Klatsch- und Tratsch austauschten und dann wieder lautstark von dannen zogen. Kurz überlegten wir auch ins Wasser zu springen, aber dann setzte ein ordentlicher Regensturm ein, was sich für den Rest des Tages leider auch nicht mehr änderte. Außerdem gab es für die Nacht eine Sturmwarnung, mit Windböen bis zu 100km/h, also fuhren wir weiter nach Heraklion, die Hauptstadt von Kreta.
Hier verbrachten wir den verregneten Tag im Archäologischen Museum, welches nicht nur eines der größten, sondern auch als eines der wichtigsten Museen in ganz Griechenland gilt. Das sehr modern gestaltete Museum zeigt tausende Artefakte, die teilweise bis zu 5500 Jahre alt sind. Besonders wird natürlich auf die Minoische Kultur und Geschichte eingegangen. Was also erstmal recht dröge klang, war total interessant und hat sich für uns mehr als gelohnt.
Für die Nacht suchten wir uns einen geschützten Stellplatz weitab von der Küste und fanden uns schließlich, auf dem Besucherparkplatz des berühmten Knossos Palasts wieder. Nicht schön, aber praktisch. An eine Besichtigung war wetterbedingt nicht zu denken, aber zumindest konnten wir hier in Ruhe schlafen, ohne dass der Van die ganze Nacht vom Wind hin- und hergeschaukelt wurde.
Auch der nächste Tag war ein einziges, nasses grau in grau und die Sturmwarnung blieb weiter bestehen. Also peilten wir den Süden der Insel an, wo die Winde weniger heftig ausfallen sollten. So landeten wir am Afrathias Beach, wo es tatsächlich etwas ruhiger zuging und sogar die Sonne sich endlich mal blicken ließ. Die Schneebedeckten Berge im Hintergrund, machten den Ausblick noch besonderer:
Weihnachten am Strand
Am Afrathias Beach blieben wir zwei Tage, bevor wir uns am 22.12. auf die Suche nach einem schönen Plätzchen für die Weihnachtsfeiertage machten. Die wollten wir nämlich nicht mit rumfahren verbringen. Schon der zweite Stellplatz, den wir anfuhren, war ein Volltreffer: eine kleine Bucht im Süden von Kreta, am sogenannten Ammoudi Beach, unweit des Örtchens Plakias. Wir hatten das Meer wenige Meter vor der Haustür, rund herum gab es viele weitere kleine Buchten, Wanderwege und Berge. Bis nach Plakias rein waren es nur 4km, die wir mit dem Fahrrad überbrücken konnten und außerdem hatten wir nette Nachbarn. Zum einen Theo und Kassandra aus Frankreich. Zusammen mit ihrer Bordercollie-Hündin Laika, standen die beiden auch bereits seit 2 Wochen an dem Strand. Außerdem war da noch Vassili, ein griechischer „Dauercamper“, der in einem ausrangierten (deutschen) Van hauste und ab und an mal zum Handy laden vorbeikam, uns mit Mandarinen beschenkte und natürlich allerhand über die Region wusste. Unser liebster „Nachbar“ war aber ein kleiner wilder Kater, der uns schon nach dem ersten Abend nicht mehr von der Seite wich, was entweder an meinen Katzen-Kraul-Qualitäten lag oder aber an den Futterpäckchen, die er regelmäßig von uns bekam. 😉
Aus den geplanten 3-4 Nächten über Weihnachten, wurden schließlich zwei Wochen an diesem schönen Platz. Das Wetter spielte die meiste Zeit mit, wir konnten den Großteil der Zeit draußen verbringen und bekamen fast jeden Abend einen spektakulären Sonnenuntergang geboten.
An Weihnachten hatten wir frühlingshafte und sonnige 18 Grad, gingen erst baden, bevor wir nachmittags den Grill anwarfen und bis spät abends mit unseren französischen Nachbarn zusammen am Lagerfeuer saßen.
Die übrigen Tage verbrachten wir mit kleinen Wanderungen auf die umliegenden Hügel und Berge, langen Strandspaziergängen, Sport, lesen und immer wieder im Meer baden. So könnten Weihnachten und die Zeit „zwischen den Jahren“ von uns aus immer sein. 😊
Am zweiten Weihnachtsfeiertag unternahmen wir eine Radtour zum knapp 9km entfernten Preveli Beach, auch bekannt als der Palmenstrand von Kreta. Doch bevor wir dort ankamen, musste Christian erst zwei Mal (!) seinen Hinterreifen wechseln, wir hatten nämlich seit Ewigkeiten mal wieder einen Platten, und dann auch noch einen kaputten Ersatzschlauch… Aber wenigstens mit Meerblick (und tierischen Zuschauern):
Der Palmenstrand verdankt seinen Namen natürlich den zahlreichen Palmen, die in der Kourtaliotiko Schlucht, am Ufer des Megalopotamos Flusses wachsen und direkt am Strand von Preveli endet. Das ist in der Form einzigartig auf der Insel.
Silvester war wettertechnisch etwas unbeständiger, somit verbrachten wir die meiste Zeit des letzten Tages von 2021 im Van. Dafür war Neujahr umso schöner, bei sonnigen 18-21 Grad war dann auch wieder Frühstück in der Sonne, im Meer baden und grillen angesagt.
Der Südwesten
Am 4. Januar nahmen wir dann aber doch Abschied von unserer Bucht und dem kleinen Kater und beendeten unseren Weihnachts-Strandurlaub. Schließlich wollten wir ja noch was von Kreta sehen. Wir blieben weiter im Süden und landeten in Frangokastello, von wo aus wir am nächsten Tag eine Wanderung in der Imbros Schlucht machten.
Auf ca. 12km läuft man durch die mal weite, mal sehr enge Schlucht, vorbei an unzähligen Ziegen und der ein oder anderen interessanten „Schutzhütte“, in denen Leute ihre Passfotos und allerhand anderen Tant hinterlassen haben.
Nach der Wanderung ging es weiter in den Westen der Insel. Auf dem Weg zum rosa Sandstrand von Elafonisi, machten wir am Strand von Falasarna noch einen Zwischenstopp. Dort gab es nicht nur mal wieder einen tollen Sonnenuntergang, sondern auch hier war der Sand schon stellenweise rosa.
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Elafonisi, wo wir viele Kitesurfer beobachten konnten, denen der starke Wind der mal wieder blies, natürlich entgegenkam. Wir blieben nur einen Tag und eine Nacht und zogen dann schon wieder weiter. Als nächstes steuerten wir Paleochora an, wo wir eine weitere schöne 11km Wanderung machten. Während man auf der einen Seite immer die Südküste im Blick hatte, erstreckte sich der Blick auf der anderen Seite über die herrliche Berglandschaft von Kreta, inkl. einiger schneebedeckter Gipfel.
Zurück im Norden
Nach einer weiteren Nacht am Strand, ging es am nächsten Tag wieder zurück in den Norden, wo wir uns die Städtchen Rethymno und Agios Nikolaos anschauten. Wir schlenderten durch die Gassen und venezianischen Häfen, liesen es uns in Tavernen gut gehen und als sich das Wetter dann mal wieder etwas stabilisiert hatte, der Wind nachließ und die Sonne raus kam, nahmen wir die Lasithi Hochebene in Angriff.
Die Hochebene ist vor allem bekannt für die zahlreichen alten Windmühlen, die dort stehen und früher mal zur Wasserversorgung genutzt wurden. Die meisten der Mühlen sind inzwischen verfallen, ein paar konnten wir aber noch entdecken, wenn auch ohne die weißen Segeltücher, da diese im Winter eingerollt werden. Aber auch abgesehen von den Windmühlen, konnten sich die Ausblicke sehen lassen.
Für die nächsten zwei Tage schlugen wir unser Quartier in Malia auf, einem kleinen Fischer- und Feriendorf im Norden der Insel. Hier standen wir oberhalb einer kleinen Bucht, von der aus Spazier- und Wanderwege an der Küste entlang führten.
Von Malia aus ging es dann einmal zurück Richtung Westen und in den kleinen Ort Spili, wo wir eine verregnete, stürmische Nacht verbrachten, um dann am 13.1. im lokalen Gesundheitszentrum endlich unsere dritte Corona Schutzimpfung zu erhalten. Im Anschluss daran ging es einmal quer über die Insel, über eine wunderschöne Panoramastraße bis runter nach Sidonia, wo wir schließlich die Sonne wieder fanden und auch einen schönen Platz am langen Sandstrand des Ortes. Hier blieben wir wieder zwei Nächte und genossen das schöne Wetter.
Roadtrip entlang der Ostküste
Dann nahmen wir uns den Osten der Insel vor. Nach einer spannenden Fahrt über aussichtsreiche Serpentinenstraßen, landeten wir in Xerokampos und an einem, aus meiner Sicht, der schönsten Strände, die wir auf Kreta entdeckt haben.
Nach einem schönen Sonnenuntergang, zog nachts jedoch wieder der Wind an, sodass wir mitten in der Nacht noch mal umparken mussten, um nicht durchgeschüttelt zu werden. Auch das gehört beim Vanlife manchmal dazu. Der nächste Tag blieb windig, somit fuhren wir weiter an der Ostküste entlang.
An der Zakros Schlucht wagten wir noch mal eine Wanderung. Zunächst schien die Schlucht auch windgeschützt zu sein, desto weiter wir vordrangen, desto windiger wurde es jedoch auch hier. Als sich in einer Windböe plötzlich ein ca. faustgroßer Stein löste und nur knapp vor uns einschlug, war uns das dann aber doch Warnung genug und wir machten kehrt. Somit fiel die Wanderung mit nur 5km kürzer aus als geplant, aber immerhin haben wir einen kleinen Eindruck bekommen und zum Glück keine Beule am Kopf. 😉
Es ging also weiter die Ostküste entlang, bis hoch nach Vai und zum sogenannten Bounty Beach, der durch die Dattelpalmen, die dort wachsen, ein tropisches Flair hat. Im Sommer muss hier die Hölle los sein, wetterbedingt hatten wir den Strand fast ganz für uns, wurden aber auch beinahe weggeweht.
Auf der Suche nach einem windgeschützten Platz, landeten wir schließlich wieder in Malia, auf dem Platz auf dem wir einige Tage vorher schon zwei Nächte verbracht hatten. Hier war das Wetter so gut, das wir am nächsten Morgen sogar mal wieder draußen frühstücken konnten. Verwöhnt von so viel Sonnenschein, beschlossen wir in die Berge zu fahren, um den weißen Gipfeln mal nahe zu kommen. Gesagt, getan. Wenig später standen wir in einer sonnig-weißen Schneelandschaft und konnten selbst kaum glauben, dass wir kurz vorher noch am Strand gesessen hatten.
Leider fand sich hier oben aber kein Plätzchen, um länger zu bleiben, somit ging es danach wieder retour und zurück ans Meer. So langsam nahmen wir wieder Kurs auf Kissamos, da wir für den 19. Januar von dort die Fähre zurück aufs griechische Festland gebucht hatten. Den letzten Tag verbrachten wir in Chania, besuchten dort zum Abschied noch mal eine Taverne am Hafen, wo wir uns frische Meeresfrüchte schmecken und die vergangenen fünf Wochen auf der Insel Revue passieren liesen.
Kreta hat uns extrem gut gefallen, die besondere Mischung aus traumhaften Stränden, einsamen Buchten, weite und grüne Landschaften, sowie hohe, schneebedeckte Berge ist schon was besonderes. Auch wenn wir viele stürmische Tage hatten und nicht alles unternehmen konnten, was wir uns vorgenommen hatten, so hatten wir doch eine wunderschöne Zeit und vor allem traumhafte und entspannte Weihnachtsfeiertage in unserer kleinen Bucht. Diese zweiwöchige Auszeit vom Reisen hat richtig gut getan!
Jetzt waren wir aber bereit für Neues und bestiegen am Vormittag des 19. Januar die Fähre zurück nach Gythio. Diesmal war das Meer etwas wilder und die 7-stündige, schaukelige Fahrt zog sich wie Kaugummi. Froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, kamen wir spät abends heil in Gythio an.
Inzwischen hatten wir beschlossen, nun doch auch in die Türkei zu fahren. Für die knapp 1.400km bis nach Istanbul, nahmen wir uns 4 Tage Zeit. Im Schweinsgalopp ging es also quer durch Peloponnes, sowie Mittel- und Nordgriechenland, bis wir schließlich am 22. Januar die Grenze in die Türkei überschritten.
Unsere Zeit dort verlief so ganz anders als gedacht und der Besuch fiel deutlich kürzer aus als geplant. Aber dazu dann demnächst mehr… 😊