Teil 15 unseres Roadtrips durch die USA
3. – 9. august 2025
Alaska
Fairbanks
Wir erreichten Fairbanks, die mit gerade mal 33.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Alaskas. Fairbanks wird auch „Golden Heart of Alaska“ genannt, was keineswegs mit prunkvoller Architektur zu tun hat, sondern mit der Goldrauschgeschichte der Stadt, die Anfang des 20. Jahrhunderts viele Menschen anzog.
Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen; die Stadt kam im, für den hohen Norden so typischen, zweckmäßigen und schmucklosen Look daher. Lediglich ein paar bunte Murals an Hauswänden belebten die Stadt ein wenig.






Daher hielten wir uns auch nicht lange in der Stadt selbst auf, sondern bezogen gleich einen Stellplatz an einem Sportplatz, direkt am Chena-Fluss gelegen, der sich durch die Stadt schlängelt. Hier richtete ich mich häuslich ein, während Christian seine Tasche packte. Er wollte die Gelegenheit nutzen, sich mal zwei Tage auszuklinken, um sich um ein paar Projekte zu kümmern, für die er Zeit, Platz und Ruhe brauchte – etwas, was man zu zweit auf 6 m² nicht immer so einfach hinbekommt. So zog er für zwei Nächte in ein Hostel in der Stadt, während ich im Van blieb und zwei Tage für mich hatte – was nach so langer Zeit zusammen ehrlich gesagt auch mal ganz schön war.
Während Christian also arbeitete, nutzte ich die Zeit zum Sporteln, für Spaziergänge am Fluss und ein paar Besorgungen in der Stadt, in die ich auch für die zweite Nacht umzog, da sich auf dem Sportplatz ein Zirkus ankündigte. 😅
So kam ich in den Genuss, mit Moby direkt am Antler-Arch wohnen zu können, einem kleinen Wahrzeichen von Fairbanks, welches aus dutzenden Elchgeweihen besteht.



North Pole
Mehr gab es in Fairbanks für uns leider nicht zu entdecken, so sammelte ich Christian nach den zwei Tagen wieder ein und wir zogen schon weiter, und zwar nach North Pole.
Also, nicht an DEN Nordpol, sondern in den kleinen Ort North Pole, der besonders damit vermarktet wird, dass hier das Haus vom Weihnachtsmann steht. Dies entpuppte sich natürlich, in typisch amerikanischer Manier, als Shopping-Mall. Hier ist das ganze Jahr über Weihnachten und es gab so ziemlich alles, was man sich an, neben, über oder unter den Weihnachtsbaum hängen kann. Hauptsache, es ist bunt oder blinkt oder macht Krach – oder alles zusammen.





Auch Briefe an den Weihnachtsmann kann man hier loswerden, was den Laden zu einem beliebten Familienausflugsziel macht. Wir waren wunschlos glücklich und zogen daher ohne Wunschzettelabgabe und Weihnachtsbaumgebimsel von Dannen.
Denali Highway
Wir hatten uns noch ein besonderes Alaska-Highlight für die letzten Tage im 49. Bundesstaat aufbewahrt: den Denali Highway.
Der Denali Highway war einst die einzige Zufahrtsstraße zum Denali-Nationalpark. Die 217 km lange Schotterstraße führt von Paxson im Osten bis kurz vor die Eingangstore des Parks in Cantwell. Inzwischen wurde sie längst vom gut ausgebauten Highway 3 abgelöst und bleibt somit hauptsächlich eine Straße für Jäger oder eben Touristen, die sich dorthin wagen. Wir hatten vorab von anderen Reisenden gehört, dass die Straße durchaus gefährlich sei, da es keinen Empfang gibt und unterwegs auch so gut wie keine Versorgungspunkte und so eine unebene Schotterpiste durch die Wildnis, ja auch das ein oder andere Risiko birgt.
Im Nachhinein müssen wir sagen: Es war nicht nur eine der schönsten Strecken unserer Reise, sondern auch eine der am einfachsten zu fahrenden Schotterpisten in den Amerikas.
Da wir aus Fairbanks kamen, starteten wir vom Westen aus auf die Straße, also vom Denali kommend Richtung Paxson. Und wie sich das gehört, zeigte sich der Mt. Denali auch gleich zu Anfang wieder, in seiner vollen Schönheit – wir hatten einfach so unverschämtes Glück mit diesem Berg.


Am Straßenrand entdeckte ich zudem die ersten Blaubeerbüsche, die uns in den nächsten Tagen auch begleiten würden. So war die Obsteinlage fürs Frühstück auch gesichert.

Bei schönstem Wetter fuhren wir also die ersten, noch recht holprigen Kilometer und kamen aus dem Staunen gar nicht heraus. Vorbei an kleinen und großen Seen, grünen Bergen, rosa Blüten, weite Tundra und teils reißenden Flüssen wussten wir gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten.




Unsere Mittagspause legten wir auf einer Kuppe am Straßenrand ein, mit atemberaubendem Blick auf die komplette Alaska Range in der Ferne. Wow!


Je weiter wir dem Highway folgten, desto näher kamen wir gefühlt der Alaska Range – wobei sie immer noch viele, viele Meilen entfernt war. Das ist und bleibt für uns die Krux an Alaska: so schön, so wild und weit, aber irgendwie kommt man nie so richtig nah dran, wie man gerne würde, und bleibt Bewunderer aus der Ferne.





Kein einziges Foto kann wiedergeben, wie faszinierend und schön diese Landschaft war.
Da uns nach etwas Bewegung war, legten wir am kleinen Snodgrass See einen Stopp ein, um ein bisschen zu wandern. Uns begegnete ein Mann, der uns davor warnte, dass gerade ein Grizzly unweit vom Trail saß und ein Karibu verspeiste. Wir bewaffneten uns also mit Glocke und Bärenspray, aber leider (oder zum Glück) bekamen wir den Bären nicht zu Gesicht. Wir hatten in Alaska eindeutig mehr Glück mit Bergen als mit Wildlife. Dafür fand ich aber weitere Blaubeeren. Die sind auf jeden Fall ungefährlicher und schmecken wahrscheinlich auch besser.



Unweit des Sees entdeckten wir einen schönen, einsamen Spot mit Aussicht und beschlossen kurzerhand, dort die Nacht zu verbringen. Das Wetter war so schön, dass wir noch lange draußen sitzen konnten. Besser geht’s kaum.



Der nächste Tag begann etwas bewölkt und die Landschaft wurde zunehmend flacher und noch mehr zur klassischen Tundra. Doch es dauerte nicht lange, bis die Alaska Range wieder in der Ferne auftauchte und uns Aussicht auf zahlreiche Gletscher bescherte.




An den Tangle Lakes unternahmen wir zwei kurze Wanderungen, wieder in der Hoffnung, Wildlife und besonders Karibus zu treffen, aber wir blieben wieder erfolglos und fanden nur ein paar Hufspuren der Tiere. Schade. Dafür wuchs der Bestand an Blaubeeren stetig an.




Auch für die zweite Nacht fanden wir wieder einen spektakulären Platz mit Aussicht (und Blaubeeren). Wir nutzten den Nachmittag und die einmalige Kulisse für ein bisschen Arbeiten und Sport. Irgendwann holten uns dann Wind und Regen ein und wir machten es uns drinnen mit dem Film „Into the Wild“ (siehe letzter Reisebericht) gemütlich. Tatsächlich erkannten wir einige Orte aus dem Film wieder und fanden hier erst heraus, dass er tatsächlich entlang des Denali Highways gedreht wurde, da der Originalschauplatz der Geschichte (auf dem Stampede Trail, hinter Healy) zu schwer zugänglich war für das Filmteam.



Am nächsten Tag, der wieder trüb und windig begann, hatten wir nur noch 35 km auf dem Denali Highway vor uns, und diese waren in so gutem Zustand, dass es sich fast schon anfühlte, wie auf Teer zu fahren. Die ganze Panikmache bzgl. des Straßenzustands war also völliger Quatsch, unserer Erfahrung nach. Dafür war die Landschaft wirklich von Anfang bis Ende ein einziges Highlight und verdient zu Recht den Titel, die schönste Straße von Alaska zu sein. 🤍
Top of the World Highway
Wir hatten nun somit fast alle für uns befahrbaren Straßen in Alaska abgefahren und in vier Wochen verdammt viel gesehen und erlebt. So blieb uns nun die Rückfahrt nach Tok, was Anfang Juli unser erster Stopp gewesen war. Dort erledigten wir noch ein paar praktische Dinge wie Wäsche waschen und verbrachten eine letzte Nacht auf einem einfachen, aber schönen Rest-Stop am Fluss.
Am nächsten Morgen steuerten wir den sogenannten „Top of the World Highway“ an, einen der nördlichsten Highways der Welt, der sich auf immerhin 1.300 m ü. M. hochschlängelt. Wieder erwartete uns ein Großteil Schotterstraße, die aber ebenfalls in sehr gutem Zustand war. Straßeninstandhaltung können die Amis einfach. 😉
Bevor wir zum Grenzübergang zurück nach Kanada gelangten, kamen wir noch im Dörfchen Chicken vorbei. Ja, das heißt wirklich so und verdankt seinen Namen angeblich den frühen Goldgräbern, die in dieser Gegend lebten. Sie wollten den Ort nach den hier häufig vorkommenden Alpenschneehühnern benennen, die Ptarmigan heißen. Da man sich aber bzgl. der Schreibweise nicht sicher war, wählte man das geläufigere Wort Chicken – so geht zumindest die Legende.
Der kleine Ort, der eigentlich nur aus Souvenirshops, einer Tankstelle und zwei Restaurants besteht, macht das Beste daraus und ist daher ein beliebtes Ziel für Touristen.




Ein bisschen wehmütig bestritten wir dann die letzten Kilometer hinauf zum Grenzübergang nach Kanada. Dies ist eine Ecke der Welt, in die wir vermutlich kein zweites Mal kommen werden. Was wir in dem einen Monat hier erleben durften, war auf jeden Fall einzigartig und ein ganz besonderer Teil unserer Reise.
An schönen Tagen ist das, was man in Alaska zu sehen bekommt, kaum zu toppen. Dafür haben uns die weniger schönen, trüben und regnerischen Tage, an denen wir bei 6 Grad und Regen im Van hockten, jedes Mal ganz schön heruntergezogen.
Einerseits sind da die faszinierende, endlose Weite und Wildnis, andererseits die noch zahlreicheren unerreichbaren Ziele, sei es, weil keine Straße hinführt, oder weil es schlichtweg zu teuer ist, dorthin zu gelangen. So blieben uns doch viele Erlebnisse und Begegnungen verwehrt, was uns ein bisschen traurig machte, ehrlich gesagt. Auch wenn das sicher Jammern auf hohem Niveau ist.
Somit war es ein Abschied mit gemischten Gefühlen, wobei die positiven überwogen.
Nun stand erstmal die Wiedereinreise nach Kanada bevor, was ja eigentlich ein einfaches Unterfangen sein sollte. Aber der nette Grenzbeamte wollte uns dann doch nicht so einfach in sein Land lassen und brachte uns kurz ins Schwitzen.
Aber dazu dann demnächst mehr. 🙂
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