Teil 17 unseres Roadtrips durch Mexiko
1. September – 18. Oktober 2024
Die drei Monate im Hotelito vergingen gefühlt rasend schnell. Schon war September, wir feierten unseren 12. Hochzeitstag und der Hotelalltag hatte uns, und wir ihn, gut im Griff.
Stürmischer Besuch
Dann kam endlich der (erste) große Tag, auf den wir uns so lange gefreut hatten: meine beste Freundin Laura kam in Puerto Escondido an. Die Wiedersehensfreude nach über 2 Jahren war natürlich riesig!
Wir freuten uns auf eine gemeinsame Woche mit ihr, ihren Koffer voller DM-Mitbringsel und Technikkram aus Deutschland, den „Endless Summer“ und jede Menge gemeinsame Aktivitäten, Ausflüge, Surfen, Sonnenuntergänge, etc.
Aber es kam etwas anders als geplant…
Schon am Nachmittag von Lauras Ankunftstag regnete es plötzlich. In der Regenzeit keine absolute Seltenheit, aber dass es so früh am Nachmittag so heftig regnete, war ungewöhnlich. Da ahnten wir noch nicht, wie lange uns dieser Zustand erhalten bleiben würde.
Der nächste Morgen brachte den Schock: es gab eine Hurricane Warnung für Puerto Escondido und den gesamten Küstenabschnitt. Nee, oder? Wir hatten noch mit unseren Vorgängern und auch Manu und René darüber gescherzt, dass sie gefälligst schnell nach Hause kommen sollen, wenn so ein (unwahrscheinlicher) Fall eintritt, um ihr Hab und Gut selbst in Sicherheit zu bringen. Denn auf das, was einem dann so bevorsteht, hatten wir gar keine Lust. Aber es half ja nichts.
Hurricane John wurde im Laufe des Tages auf Kategorie 4 hochgestuft und schien direkt auf Puerto zu zielen. Stufe 4 bedeutet Windgeschwindigkeiten von 200km/h und jede Menge Regen. Also hieß es alles in Sicherheit zu bringen, was nicht niet- und nagelfest ist. Und das war so einiges: Sonnenliegen, Schirme, Tische, Stühle, Deko, Infotafeln, Bücher, noch mehr Deko, Mülleimer, Putzutensilien, etc, pp.
Es regnete bereits nahezu pausenlos, also schmissen wir uns in die Badeklamotten und machten uns, gemeinsam mit Laura, daran, alles wegzuräumen und in Sicherheit zu bringen.
Laura hatte sich ihren Urlaub bei uns sicher anders vorgestellt. Zu guter Letzt holten wir noch die großen Bretter aus dem Lager, mit denen wir die Glastüren des Wohnhauses verbarrikadieren konnten, für den schlimmsten Fall. Spätestens da wurde uns bewusst, was uns da bevorstehen könnte und uns wurde etwas mulmig zumute.
Zudem war die Wettervorhersage nicht gerade geschäftsfördernd, immer mehr Gäste stornierten ihre Buchung, was uns letztendlich aber sehr Recht war, da es weniger Verantwortung bedeutete, falls der schlimmste Fall eintreten sollte.
Trotz Dauerregen und der schlechten Prognose, versuchten wir noch das Beste aus der Situation zu machen, sprangen gemeinsam in den Pool (nass waren wir ja eh schon) und gingen am späten Nachmittag, bevor der Hurricane nachts eintreffen sollte, noch gemeinsam mit Laura einen Cocktail trinken. Ganz nüchtern wollten wir dem Weltuntergang keinesfalls entgegentreten. 😉
Später am Abend folgte dann die Entwarnung, der Hurricane, der über dem Pazifik weiter an Geschwindigkeit zugenommen hatte, hatte abgedreht und würde nun westlich von Puerto Escondido auf Land treffen, ungefähr auf halber Strecke zwischen uns und Acapulco.
Was für ein Glück! Das hieß Entwarnung für uns und für viele andere Menschen, da das errechnete Einschlagsgebiet zum Glück nur sehr dünn besiedelt war. Andererseits bedeutete dies, dass all unsere Vorkehrungen mehr oder weniger umsonst gewesen waren. So durften wir am nächsten Tag, immer noch im strömenden Dauerregen, alles wieder zurückräumen. Aber besser so, als vom Hurricane-Winde verweht.
Nicht nur wir, sondern auch Laura waren natürlich total erleichtert. So konnten wir nun, trotz des besch… Wetters, zumindest ein paar Unternehmungen durchführen.
Gemeinsam ließen wir, in einer kurzen Regenpause, Babyschildkröten frei, machten die Bioluminisencia Tour auf der Laguna Manialtepec, wo der Effekt dank des Regens und den hohen Wellen auf dem Meer stärker denn je war, und der ein oder andere Strandspaziergang war auch drin – wenn auch in Regenjacke, denn inzwischen war es für hiesige Verhältnisse fast schon kalt.
Natürlich zeigten wir Laura auch unsere liebsten Restaurants, Bars und natürlich auch das Boneyard, die Skateboard-Bar, wo Christian gemeinsam mit den anderen Skatern, seine Rollkünste unter Beweis stellte.
Die Woche mit Laura verging viel zu schnell und so hieß es am 27.09. auch schon wieder Abschied nehmen.
Pflegebedürftiger Besuch
Wir kamen aber nur kurz zum Durchschnaufen, denn schon am nächsten Tag stand der nächste, langersehnte Besuch vor der Tür (mitsamt einem Rucksack voller Van-Ersatzteile): Sebastian (Christians bester Freund) und seine Frau Ellen kamen uns ebenfalls im Hotelito besuchen. Auch die Beiden hatten wir inzwischen seit fast 2.5 Jahren nicht mehr gesehen und die Wiedersehensfreude war groß.
Die beiden hatten die Woche zuvor in Oaxaca City verbracht und auch einiges an Regen abbekommen. Nach ein paar (teils heftigen) Schauern, kehrte nun aber so langsam wieder das normale, schwül-heiße Sommerwetter in Puerto ein. Ein Glück, denn durch die 2.5 Wochen Dauerregen seit dem Hurricane, trocknete so langsam gar nichts mehr im Hotelito und alles, wirklich alles, begann zu schimmeln: Schuhe, Möbelstücke aus Holz, Handtücher, Kleidung, ganz zu schweigen von den Pflanzen im Garten, die auch alle nacheinander absoffen.
Mit den Beiden verbrachten wir dein ein oder anderen (Achtung Wortspiel) feuchtfröhlichen Abend bei Tacos, Vino und Cheladas und nebenbei half Basti dabei, einige der Wasserschäden wieder zu beseitigen – das nagelneue Holztor des Hotelitos hatte sich nämlich so sehr verzogen, dass Tür und Tor nicht mehr schlossen. Bei solchen handwerklichen Themen muss man Basti aber zum Glück nicht zweimal bitten. So wurde die Tischkreissäge in Betrieb genommen und das Tor kurzerhand wieder gangbar gemacht.
Aber auch der Urlaub von den Beiden stand irgendwie unter keinem guten Stern. Nach ein paar Tagen fühlte Basti sich zunehmend unwohler und kränklich. Der Ausflug zur Schildkröten-Schlüpfstation wurde zur Qual für ihn und beim Abendessen stand er die halbe Zeit, da ihn das Sitzen schmerzte und das Essen nicht schmeckte.
Als es am nächsten Tag nicht besser, sondern schlechter wurde, ging er zum Doc, der zum Glück gleich bei uns um die Ecke war. Dort bewahrheitete sich die schlimmste Befürchtung: Basti hatte sich das Dengue Fieber eingefangen. Nicht zu fassen!
Dengue Fieber ist eine Tropenkrankheit, die durch Stechmücken übertragen wird. Eine Impfung ist, wenn man nicht schon mal daran erkrankt war, umstritten und wenig wirksam, daher raten die meisten Ärzte auch davon ab. Besonders ich hatte mir dazu viele Gedanken gemacht, da Stechmücken mich besonders gerne mögen und ich immer und überall schnell verstochen werde, trotz Repellent. Und ganz Oaxaca ist Risikogebiet für die, im schlimmsten Fall tödlich endende, sehr unangenehme und langwierige Krankheit. Dennoch hatten bisher weder wir noch Bekannte im Umkreis oder Gäste sich die Krankheit geholt. Und nun hatte es ausgerechnet Sebastian erwischt. Scheiße!
Die Ärztin fand auch wenig tröstliche Worte für ihn: „Du wirst dich fühlen, als würdest du sterben, aber das ist normal“. Na danke! Erst wenn Blut aus irgendeiner Körperöffnung austritt, wird es aber wirklich kritisch. So lange kann man nichts machen, außer durchhalten und Paracetamol gegen die Schmerzen nehmen.
Diese halfen Basti aber kaum, so dass die nächsten Tage und Wochen für ihn zur Qual wurden – und für Elli sicher auch nicht einfach. Die weiteren Reisepläne mussten die Beiden streichen, stattdessen verlängerten sie ihren Aufenthalt bei uns im Hotelito – was natürlich einerseits schön war, da wir so mehr Zeit miteinander hatten, aber die Umstände hatten natürlich deutlich besser sein können.
So versuchten wir wieder das Beste daraus zu machen und nahmen zumindest Elli mit in unsere Lieblingsläden und zeigten auch ihr, was Puerto so zu bieten hat, währen Basti vor sich hin litt. Anders kann man es wohl nicht beschreiben.
Gemeinsam mit Elli entdeckte ich dann auch noch eine neue Seite von Puerto, da wir gemeinsam eine geführte Walking Tour mit der selbsternannten Informations-Göttin von Puerto Escondido unternahmen. Die gute Gina war allerdings selbst ihr größter Fan und hatte, neben vielen spannenden Infos, aber auch so einiges an persönlicher Meinung zu berichten. Sie quasselte fast 3 Stunden lang ohne Punkt und Komma und erzählte alles, was sie zu wissen glaubte.
Nebenbei entdeckten wir aber einige lokale Spezialitäten, die wir allein sicher nicht entdeckt hätten, wie zum Beispiel das „Restaurant“ in einem staubigen Hof, wo eine Dame die besten Tortillas weit und breit frisch zubereite und diese mit selbstgemachten Soßen und gegrillten Insekten verfeinerte. Nichts für zartbesaitete, aber Elli und mir hat’s gefallen.
Gegen Ende ihrer 2 Wochen bei uns, verpasste die Doktorin Basti noch eine Vitamin-Infusion, die seine lädierten Lebensgeister scheinbar wieder erweckten. So konnten wir noch zwei sehr schöne, gemeinsame Abende zu viert verbringen, bevor die Beiden am 12. Oktober wieder den Bus zurück nach Oaxaca bestiegen, von wo aus sie die Heimreise antraten.
Der Besuch unserer besten Freunde war definitiv ein absolutes Hotelito- und Reisehighlight. Dass die drei diesen außergewöhnlichen Teil unserer Reise (und unseres Lebens) für eine Zeitlang mit uns teilen konnten, ist schon was ganz Besonderes und wir sind total happy und dankbar, dass Laura, Elli und Basti den weiten Weg für uns auf sich genommen haben. Sich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen und ausgiebig Zeit zum Quatschen haben zu können war wirklich toll und hat auch unsere inneren Batterien wieder aufgeladen.
Rückkehr der Besitzer & Abschied vom Hotelito
Jetzt blieben uns nur noch zwei Tage, bis Manu und René wieder zurückkamen und unsere Hoteliers-Karriere damit auch schon zu Ende war. Crazy! Wie können diese drei Monate so schnell vergangen sein?
So bereiteten wir alles für deren Rückkehr vor und bezogen wieder eins der Hotelzimmer, und lernten am 14. Oktober die beiden endlich mal persönlich kennen.
Wir verbrachten noch 4 Tage im Hotelito, übergaben nach und nach wieder alles an die Beiden und verbrachten viele gesellige Stunden bei gutem Essen zusammen.
Was für ein Privileg diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen, 3 Monate als selbständige Hoteliers zu agieren, direkt an der Pazifikküste, das Meer vor der Nase, drei Katzen zum Verwöhnen, jede Menge nette Gäste aus allen Ecken der Welt, jede Menge neue Bekanntschaften, Eindrücke, Learnings, der Besuch unserer Freunde und die anhaltende Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft unserer Schweizer Hoteliers. Was haben wir doch für ein Glück!
Aber jetzt juckte es uns auch in den Füßen und wir waren mehr als bereit weiterzureisen. Christian hatte während unserer Zeit in Puerto ganz nebenbei viel am Van gewerkelt und einiges verbessert und wir freuten uns darauf, jetzt wieder unseren „Reisealltag“ zu haben und zurück in unser gemütliches, kleines, rollendes Zuhause zu ziehen.
Aber natürlich wartete noch eine kleine Challenge auf uns, bevor die Reise weitergehen konnte. Nachdem wir den Van zum Glück vor Schimmel und sonstigen Schäden bewahrt hatten, machte uns mal wieder unser Kühlschrank Ärger. Denn als wir diesen in Betrieb nehmen wollten, tat sich einfach nichts. Nada! Strom war da, aber der Kompressor lief nicht an. Mist!
Es folgten verschiedene Messungen und Tests und die Rücksprache mit dem Hersteller. Dieser vermutete Kabelbruch – somit ging kein Weg am Ausbau des Kühlschranks vorbei, was auf so engem Raum, immer ein ziemlich aufwändiger und nervenaufreibender Akt ist. Aber es half ja nichts, er musste raus. Und dann zeigte sich der Übeltäter auch gleich.
Tatsächlich war ein Kabel durchgegammelt und wir hatten scheinbar Glück, dass es nicht zum Kabelbrand gekommen war. Hier wurden nämlich minderwertige Alu-Kabel verbaut, statt Kabel mit Kupferdrähten. Das hätte also ganz anders ausgehen können. Zum Glück hat Christian inzwischen jede Menge Erfahrung mit diesen Themen und konnte im Handumdrehen ein neues Kabel besorgen und einbauen. Und schon lief die Kühlkiste wieder. Halleluja!
Somit packten wir final alles zusammen, und verabschiedeten uns – allerdings nicht, ohne die baldige Rückkehr bereits vereinbart zu haben. 😊
Nach einem letzten Stopp auf dem Mercado, wo wir Kühlschrank, Wassertank und unsere Bäuche füllten, machten wir uns auf den langen Weg nach Guatemala.
Aber dazu dann demnächst mehr. 😊
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