Wir ließen Oaxaca und die Küste hinter uns und tauchten ein in den Bundesstaat Chiapas. Dieser genießt nicht unbedingt den besten und sichersten Ruf. In den 90er Jahren gab es hier viele Aufstände und Auseinandersetzungen mit Zapatisten. Aber dazu später mehr…
Erstmal steuerten wir aber nach einem mal wieder langen Fahrtag einen Platz an einem Stausee an, wo man zumindest sicher und bewacht stehen konnte. Und die Aussicht war auch nicht so schlecht.
Statt eine Parkgebühr zu bezahlen, kauften wir dem Kioskbetreiber auf dem Gelände einen frisch gefangenen Fisch ab, der wenig später auf unserem Grill landete. So ließ es sich aushalten.
Sumidero Canyon
Dennoch ging es am nächsten Morgen schon weiter. Wir nahmen Kurs auf die größte Stadt von Chiapas, mit dem sperrigen Namen Tuxtla Guitérrez. Bevor wir in die Innenstadt fuhren, bogen wir vorher noch zum Sumidero Canyon ab. Eine kurvenreiche Panoramastraße führt hinauf auf die bis zu 1.000m hohen Klippen des Caynon. Unterwegs gibt es immer wieder kleine und große Aussichtspunkte auf die Schlucht.
Die mexikanische Version der Moselschleife 😉
Es hätte auch die Möglichkeit gegeben eine Bootstour durch den Canyon zu machen, wir hatten aber schon gehört, dass die Boote hier oft durch eine Menge Müll schwimmen und da wir sowieso keine großen Bootfahrer sind, verzichteten wir darauf und machten uns auf den Weg in die wuselige Innenstadt. In einem riesigen Einkaufszentrum fanden wir endlich ein neues Netzteil für unseren Laptop, wonach wir schon seit einer gefühlten Ewigkeit gesucht hatten. Nicht ganz so erfolgreich war hingegen die Suche nach einem Stellplatz. Christian hatte einen vermeintlich ruhigen Platz außerhalb der Stadt rausgesucht, auf dem Weg dahin landeten wir aber im totalen Verkehrschaos, da anscheinend auf genau diesem Platz ein Fest stattfand. Dutzende Polizisten regelten, bzw. verwirrten den Verkehr noch mehr als er eh schon war, sodass wir ewig im Kreis fuhren, bis wir frustriert aufgaben und, mal wieder, auf einem Walmart Parkplatz landeten. Nicht schön, aber immerhin gabs gratis Internet vom benachbarten Starbucks Café. Es sind die kleinen Dinge… 😉
San Cristobal de las Casas
Unser nächster Stopp war die Stadt San Cristobal de las Casas. Wer am 1. Januar 1994 aufmerksam die Nachrichten verfolgt hat, hat den Namen der Stadt vielleicht schon mal gehört. Hier fand ein bewaffneter Aufstand der Zapatisten (Partei EZLN) statt, eine Vereinigung linker Aktivisten und indigener Bauern, die sich gegen die Ungleichbehandlung und Diskriminierung der indigenen Bevölkerung auflehnten. Bewaffnete Auseinandersetzungen gibt es heute nicht mehr, aber in den Bergen von Chiapas sind die Zapatisten immer noch aktiv und kämpfen weiterhin (größtenteils friedlich) für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit. Das alles lernten wir mal wieder bei einer der Walking Touren denen wir uns so gerne anschließen. Außerdem gab es auch ein kleines „Arthouse“ Kino, in dem mehrmals pro Woche Filme zu diesem Thema liefen. Und auch im Stadtbild von San Cristobal begegnete einem das ein oder andere Mural oder Gemälde, das sich mit der Thematik auseinandersetzt.
Zapatisten Mural
Aber auch abgesehen von diesem geschichtlichen Aspekt, war San Cristobal ein kleines Highlight für uns. Die (natürlich) von den Spaniern geprägte Stadt hatte eine total angenehme Atmosphäre, es gab viele schöne Straßenzüge, eine vielfältige Kunstszene, ein super Gastronomieangebot und natürlich jede Menge Plätze, Kirchen, Hügel und Museen zum Anschauen.
San CristobalFußgängerzone in San CristobalInnenhof in San CristobalBunte Straßenparade – auch hier wurde jeden Tag irgendwas gefeiert.
So schauten wir uns zum Beispiel das Textilmuseum an, in dem unzählige indigene Kleidungsstücke aus ganz Mexiko aber auch Guatemala ausgestellt wurden und deren Herstellung gezeigt wurde.
Finde den Fehler 😉
Auch wenn diese Art der Kleidung nicht unserem persönlichen Geschmack entspricht, ist es total faszinierend zu sehen, wie die aufwändigen Stoffe hergestellt werden und welche Bedeutung hinter den Mustern, Farben und Formen liegt. Und auch heute noch sieht man viele der Kleidungsstücke im Alltag der indigenen Bevölkerung.
Auch trafen wir in San Cristobal auf alte Bekannte. Ivo und Andrea hatten wir schon in Bolivien und Peru getroffen und waren seitdem in Kontakt. Nun waren wir zur gleichen Zeit in der Stadt und verbrachten einen schönen gemeinsamen Abend bei argentinischer Pizza und mexikanischem Wein.
Wiedersehen mit den Hamburgern Andrea & Ivo
Und was für uns ein richtiger Glücksgriff war – Ivo hatte für seinen Ducato so ziemlich alles an Ersatzteilen dabei, was man sich so vorstellen kann. Quasi ein fahrendes Ersatzteillager. Und er hatte noch genau den Lichtmaschinen-Riemen übrig, den wir bisher in Mexiko nicht bekommen hatten. Wir hatten schon befürchtet wieder in Deutschland bestellen zu müssen, so erfolgte die Übergabe einfach in San Cristobal. Ein paar Bremsbeläge sprangen auch noch raus für uns. Ein Hoch auf die Overlander Community. 😊
Christians Highlight war sicher auch der ziemlich große Skatepark, wo er mal wieder sein Skateboard ausfahren konnte.
Jump!RampensauFlying Hainz
Aber es kann ja nicht immer nur alles glatt laufen. Leider fingen wir uns beide eine Magenverstimmung ein. Aber was für eine. Statt einer Lebensmittelvergiftung muss man wohl von einer Wasservergiftung sprechen. Scheinbar hatte man uns in einem Restaurant Leitungswasser, statt gefiltertes Trinkwasser gegeben. Eigentlich behaupte ich ja immer einen Magen wie ein Pferd zu haben, aber das Wasser streckte uns beide dahin. Brechdurchfall, Schüttelfrost, Gliederschmerzen – es hatte uns voll erwischt. Nichts blieb drin. Keine schöne Angelegenheit auf so engem Raum. Zum Glück verfügte der Parkplatz, auf dem wir standen über eine Toilette, sonst wäre es vermutlich gar nicht auszuhalten gewesen.
Es dauerte 4 Tage bis wir uns einigermaßen fähig fühlten, um mal wieder vor die Tür zu gehen. Wir dachten das Schlimmste wäre geschafft, aber dann ging es wieder los, obwohl wir kaum was zu uns nahmen. Naja, so waren wir jedenfalls 9 Tage lang in San Cristobal und beschlossen dann aber, uns irgendwo im Grünen weiter auszukurieren.
Lagos de Montebello
Ca. eine Stunde außerhalb von San Cristobal, direkt an der Grenze zu Guatemala liegen die „Lagos de Montebello“ – die Montebello Seen.
Home Sweet Home
Dort fand sich ein schönes Plätzchen direkt am Seeufer und nach 2 weiteren Tagen, waren wir beide fit genug, um eine kleine Spazierwanderung rüber nach Guatemala zu machen. Immer am Seeufer entlang ging es, ganz ohne Pass, über die Grenze ins Nachbarland.
Zu Fuß über die Grenze nach GuatemalaLinks Mexiko, rechts Guatemala
Viel zu sehen gab es dort erstmal nicht, außer Souvenirstände und einen kleinen Wasserfall. Aber für uns war das Wichtigste überhaupt erst mal wieder rauszukommen.
Unser erster guatemaltekischer Wasserfall
Während es mir weiterhin nicht so gut ging und ich kaum was essen konnte, ohne dass es mir sofort wieder schlecht wurde (nicht mal Eis ging rein!), war Christian allmählich wieder fitter. Eigentlich hatten wir gehofft entlang der Seen noch eine Radtour machen zu können, aber dann verließ uns auch noch das Wetterglück und wir hatten drei Tage Dauerregen und Nebel. Als dann schließlich die Batterien und unser Kühlschrank leer war, verließen wir die Seen wieder und bezogen in der nächstgrößeren Stadt mal wieder einen Platz auf dem Parkplatz einer Shoppingmall. Der Parkplatz war erstaunlich ruhig, es gab freies Internet, saubere WCs und natürlich unbegrenzte Einkaufsmöglichkeiten. Was will man mehr? Ja ok, einen Strand oder See vor der Tür, aber das hatten wir ja vorher gehabt. 😉 Wir nutzten diese Infrastruktur, um ein paar Sachen abzuarbeiten und kümmerten uns um liegengebliebenen Adminkram.
Schließlich war ich nach fast 2 Wochen auch wieder einigermaßen auf der Höhe, das Eis schmeckte auch wieder (und blieb drin), somit waren wir bereit für ein neues Reiseland – Guatemala. Diesmal aber richtig.
Dazu dann demnächst mehr. 😊
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Immer noch im Bundesstaat Oaxaca, ging es aus den Bergen steil hinab Richtung Pazifikküste. Wir kamen im Hippie-Ort Zipolite an und merkten gleich, dass das nicht so unser Vibe ist. Außerdem blockierte eine große Baustelle den halben Ort, sodass es auch keinen schönen Campspot für uns gab. Und wir wollten ja ans Meer. Also zog es uns noch einige Kilometer weiter, bis wir am Rande eines kleinen Dorfes, einen schönen Platz an einem kaum frequentierten Strand fanden. Hier konnten wir direkt am langen Sandstrand stehen und hatten nur wenige Meter bis ins Wasser.
Kein schlechter Vorgarten, oder?
Dort blieben wir zwei Tage, beobachteten wie die Pelikane über die Wellen flogen und surften und bekamen abends die schönsten Sonnenuntergänge geboten.
Puerto Escondido
Dann ging es weiter nach Puerto Escondido, das ist DER Sufer Hotspot der mexikanischen Pazifikküste. Als wir ankamen, war das Wasser jedoch flach, kein Swell zu sehen und somit auch keine Surfer – außer der eine, auf der künstlichen Welle 😉
🙂
Abgesehen davon gab es hier wieder unzählige Verlockungen Geld auszugeben, eine Strandbar war schöner als die andere. Aber statt in Essen und Trinken, investierte ich mein Geld mal wieder in eine Massage, da mein Nacken Probleme machte.
Frisch durchgeknetet ließen wir die Stadt anschließend schon wieder hinter uns und fuhren einen Strand außerhalb an, wo die NGO Vivemar eine Schildkrötenrettungsstation betreibt.
Von den sieben verschiedenen Meeresschildkrötenarten, die es in Mexiko gibt, kommen vier dort an die Strände. Fast alle sind vom Aussterben bedroht, was nicht nur an den natürlichen Fressfeinden in der Luft und im Wasser liegt, sondern auch an der allgegenwärtigen Klimaerwärmung und leider auch an den Menschen. In Mexiko war es nämlich lange normal Schildkröten zu jagen, um ihr Fleisch zu essen und aus ihren Panzern Souvenirs zu machen. Gleiches gilt für die Schildkröteneier. Diese gelten noch immer als Delikatesse, daher werden nachts oft die Nester der Schildkröten von Locals geplündert (oder von streunenden Hunden ausgebuddelt).
Was aussieht wie Reifenspuren, ist in Wahrheit die Spur einer Schildkröte
Organisationen wie Vivemar patrouillieren daher nachts und in den frühen Morgenstunden, wenn die Schildkrötenweibchen an Land kommen, um ihre Eier zu verbuddeln, die Strände, bewachen die Schildkröten beim Legen der Eier und buddeln anschließend die Eier aus, um sie in einem geschützten Bereich wieder im Sand zu vergraben und den Kleinen somit ermöglichen, vor der extremen Sonne und vor allem Fressfeinden geschützt zu wachsen und schließlich zu schlüpfen.
Hier werden die Eier sicher vergraben, bis die Kleinen schlüpfen
Sobald sie geschlüpft sind, werden sie innerhalb weniger Stunden bewacht in die Freiheit entlassen. Und da durften wir nun, kurz nach Sonnenuntergang, dabei sein. In einer kleinen Kokosnussschale bekamen Christian und ich jeweils eine kleine Oliv-Bastardschildkröte (so ein fieser Name für so ein süßes Tier) überreicht. Anfassen durften wir die Tiere nicht. Vorsichtig setzten wir die Kleinen, die wir Flipsi und Schildi tauften, im Sand ab. Das ist ganz wichtig, denn die Tiere „verorten“ sich durch den Kontakt mit dem Sand an genau diesem Strand. Sie mussten dann selbständig ihren Weg ins Meer finden. Rundherum standen freiwillige Helfer der Organisation, die mit Stöcken und Pfeifen die lauernden Vögel verjagten, die nur auf die Gelegenheit warteten, runterzustürzen, um eine der kleinen Schildkröten zu schnappen.
Go Schildi go…Zuerst etwas zögerlich…… dann entschlossen Richtung Wasser
Schildi und Flipsi ließen sich etwas Zeit, schafften es aber letztendlich beide ins Wasser und wurden von einer Welle weggetragen. Unter Wasser lauern nun natürlich tausende andere Gefahren und Fressfeinde. Nur eine von 1.000 Schildkröten überlebt die ersten Tage und Wochen in der großen nassen Welt. Wenn aber alles gut geht, kommen Schildi und Flipsi in 8-10 Jahren genau an diesen Strand nördlich von Puerto Escondido zurück, um dort ihre Eier zu legen. Und dann beginnt der ganze Kreislauf von vorne. Faszinierend, oder?
Für uns war das jedenfalls ein ganz besonderes Erlebnis.
Strandurlaub
Am nächsten Tag schauten wir uns den nächsten Ort an der Küste an, Mazunte. Auch hier herrschte aber ein komischer Vibe, alles drehte sich um Halluzinogene, Tantra Workshops, Breath Work, Chakra-Reinigung und Trance-Tanzkurse. Äh ja… nicht so unsere Welt.
Was wir uns aber anschauten war das Schildkrötenmuseum, das zu unserem Erstaunen alle möglichen Arten von Schildkröten in Terrarien zeigte. Wir hatten gelesen, dass es hier um die Arbeit der lokalen Organisationen geht, die die Schildkröten schützen. Stattdessen standen wir nun schon wieder in einer Art Zoo, der sich noch dazu gerade im Umbau befand, sodass viele Tiere mal wieder in viel zu kleinen Becken hockten. ☹
Ein besonders stacheliges Exemplar
Also kehrten wir Mazunte schnell wieder den Rücken zu und fuhren zurück an unseren Strand, wo wir zu Beginn schon mal zwei Tage verbracht hatten. Dort war nach wie vor nichts los und wir hatten drei Tage lang quasi alles für uns alleine.
Christian baute uns nach und nach mit Palmwedeln ein, sodass wir immer genügend Schatten hatten. So ließen sich die vorbeischwimmenden Wale noch besser beobachten.
Palmen-Pergola 😉Walbesuch im VorgartenWalbesuch im Vorgarten
Ansonsten legten wir hier einfach noch mal drei Tage lang Strandurlaub ein und machten eigentlich nicht viel mehr außer Laufen gehen, Baden gehen und Sonnenauf- und Untergänge beobachten. Am letzten Abend bekamen wir Gesellschaft von einem australischen Rentnerpaar, die mit einem amerikanischen Wohnmobil unterwegs sind. Wir kamen ins Gespräch und tauschten so manch spannende Reisegeschichte aus. Die beiden reisen schon seit vielen Jahrzehnten um die Welt, haben eine Tour von London bis Kapstadt gemacht, von Deutschland bis in die Mongolei, sind durch Südamerika gefahren und natürlich auch quer über den australischen Kontinent. Wieder mal so eine Zufallsbegegnung, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Huatulco
Nach drei schönen Tagen rissen wir uns los und fuhren weiter die Küste entlang. In der kleinen Stadt Huatulco wollten wir eigentlich nur einkaufen gehen, aber irgendwie gefiel uns der kleine Ort ganz gut und einen schönen Stellplatz mit Meerblick gab es auch. Also beschlossen wir spontan eine Nacht zu bleiben. Unser Platz war ein Aussichtspunkt in einer Sackgasse, der mit einer Schranke gesichert war, die offiziell um 22 Uhr schließen sollte.
Eigentlich ein schöner Platz…… mit Aussicht
Alkoholgenuss war dort auch verboten, also hofften wir auf eine ruhige Nacht. Naja, hat nicht so ganz geklappt. Ich glaube das war die lauteste und schlafloseste Nacht, die wir bisher auf der Reise hatten. Die ganze Nacht hindurch kamen Locals in ihren Autos oder auf Motorrädern angebraust, spielten super laut Musik (immer mexikanische Folklore und Merenge) und tranken Bier und Schnaps. Und wir mittendrin. Bis 4 Uhr morgens ging das so. Wie das die Anwohner aushalten, ist uns schleierhaft.
So waren wir morgens aber immerhin mit die Ersten am schönen Strand von Huatulco, wo wir ein vorerst letztes Mal in die Wellen hüpften, bevor wir dann den Bundesstaat Oaxaca hinter uns ließen und uns auf den Weg ins Landesinnere von Chiapas machten.
🙂
Aber dazu demnächst mehr… 😊
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Am Nachmittag den 29. Dezember kamen wir in Oaxaca (ausgesprochen: Oahacka), der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates an. Wir bezogen einen wenig schönen, dafür ruhigen und sicheren Platz mitten im Stadtzentrum und machten uns gleich auf die Stadt zu erkunden.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis uns die erste lautstarke Parade entgegenkam. Wir gingen davon aus, dass mal wieder eine Art Stadtfest gefeiert wird, stattdessen war es aber „nur“ eine private Hochzeitsfeier, für die mal eben die Straße gesperrt wurde und mit viel Tam-Tam das Brautpaar gefeiert wurde.
Willkommen in Oaxaca! 😊 Wie wir bei der Walking Tour am nächsten Tag erfuhren, ist die Stadt tatsächlich sowas wie das Festival-Zentrum des Landes – wobei hier ja immer und überall viel und gerne gefeiert wird. Aber Oaxaca ist scheinbar besonders feierwütig, kaum ein Tag, geschweige denn Wochenende, vergeht hier, ohne Festival, Straßenfest, Feuerwerk und Streetfoodmarkt.
Aber auch sonst konnte die Stadt einiges bieten. Natürlich haben die Spanier auch hier für die koloniale Architektur gesorgt, entlang der gepflasterten Straßen hatte jedes Haus in der Altstadt eine andere Farbe. Die darf man sich aber nicht aussuchen, sondern sie wird von der Gemeinde zugewiesen.
Bunte Straßen in OaxacaNoch mehr bunte Straßen & Häuser
Außerhalb des historischen Zentrums, und somit außerhalb des Einflussgebiets der UNESCO, ging es dafür noch bunter zu. Viele Hauswände waren mit bunten Murals überzogen. Es gab also unendlich viel zu sehen und zu bestaunen.
Bunte Murals
Zudem ist Oaxaca ein Mekka der Künstler. Es gab Kunsthandwerk aller Art zu entdecken, von tollen Zeichnungen und Malereien, über Töpferkunst und die für die Region typisch buntbemalten Tierfiguren, die Alebrije genannt werden.
Galerie voller bunter Tierfiguren, genannt Alebrije
Das Haupthighlight für uns war aber das Wiedersehen mit Deborah und Miles. Deborah hatten wir auf unserer Antarktis Reise kennengelernt. Wiedergesehen hatten wir sie und ihren Frischangetrauten dann in Cusco, in Peru, wo die beiden gerade auf Hochzeitsreise waren, als wir auch dort waren. Und nun also das dritte Wiedersehen in Mexiko. Ich glaube Deborah ist der einzige Mensch, den wir bisher auf 3 Kontinenten getroffen haben.
Wiedersehen mit Deb & Miles
Wir verbrachten viel Zeit miteinander, besuchten Museen, futterten uns gemeinsam durch das bunte Streetfoodangebot von Oaxaca, tranken den ein oder anderen Wein und Mezcal zusammen und verbrachten schließlich auch den Silvesterabend gemeinsam, der auf dem Zocalo der Stadt damit endete, dass Miles uns Drinks in Blumenvasen besorgte, die für allerhand Neid und Aufsehen bei den umstehenden Personen sorgten.
Darf’s ein bisschen mehr sein?Immer! 😉
Dementsprechend startete das neue Jahr nicht ganz katerfrei für uns, aber das war es auf jeden Fall wert. Nachdem wir uns von Deb und Miles verabschiedet und für den nächsten Kontinent verabredet hatten, ließen wir Oaxaca nach drei Tagen und Nächten hinter uns und machten uns auf zum nächsten Ziel.
Teotitlan del Valle
40 Minuten außerhalb von Oaxaca liegt der Ort Teotitlan del Valle. Bevor wir uns diesem zuwendeten, bezogen wir aber erstmal einen ruhigen Platz an einem fast ausgetrockneten See, was nur nach vorheriger Anmeldung bei der lokalen Polizei erlaubt war. Die Beamten waren am 1. Januar auch noch nicht so ganz fit und auf der Höhe, aber schließlich kopierte man unsere Pässe und erlaubte uns dann, dort zu campen. Wir erholten uns erstmal von dem Stadttrubel, bevor es am nächsten Tag auf in den kleinen Ort ging.
In Teotitlan dreht sich alles ums Weben. Und zwar so, wie man es noch von vor hunderten von Jahren kennt, mit alten Holzwebstühlen.
Bunte Webkunst
Rund um den Ort gibt es viele Cooperativas, von denen einige nur von Frauen geleitet werden. Eine dieser Cooperativas wollten wir uns gerne anschauen, um zu verstehen, wie die schönen Textilien hergestellt werden. In Oaxaca hatten wir einige tolle Arbeiten gesehen und eine Karte der Cooperativa Ku Dua erhalten. Diese zu finden, war aber gar nicht so einfach. Wir fragten uns im Dorf durch, bis wir schließlich in einem kleinen Café bei Dona Enadina landeten, die uns versicherte, dass sie Teil dieser Cooperativa sei. Auf Besuch waren sie scheinbar nicht vorbereitet, aber sie führte ein Telefonat und stieg dann direkt zu uns in den Van und lotste uns an den Ortsrand, wo die Produktion der Textilien stattfand. So fangen Horrorfilme an… oder eben ganz tolle Begegnungen mit Frauen aus Teotitlan, die uns mit viel Geduld und Leidenschaft ihr Handwerk näherbrachten.
Wir trafen auf Graciela und zufällig auch auf die Dame, die uns in Oaxaca die Karte von Ku Dua gegeben hatte. Zusammen mit Enadina erklärten sie uns Schritt für Schritt, wie man an ein fertiges Webstück kommt.
Die Schafswolle wird zunächst mit rein natürlichen Farben aus Pflanzen und kleinen Insekten, die auf Kakteen leben, den sogenannten Cochinillas eingefärbt. Wie das funktioniert, demonstrierte uns Enadina auf meiner Hand. Aus Rot wurde durch die Zugabe von Limette ein helleres Rot und durch die Zugabe von Kalk schließlich Lila.
Aus Dunkelrot…… wird hellrot…… wird lila
Auch Indigo, Gelb und Grün sind natürlich im Farb-Repertoire. Dann ging es daran die Wolle auf Spindeln zu fädeln. Hier durfte Christian, unter Gracielas Anleitung, dann erstmalig Hand anlegen.
Christian spinnt!
Bevor dann die Weberei losgehen kann, muss natürlich entschieden werden was gewebt werden soll und der Webstuhl entsprechend eingestellt werden und die Trägerfäden eingespannt werden. Diese Arbeit kann je nach Webstück ein paar Stunden oder auch mehrere Tage dauern. Was für eine aufwändige Prozedur!
Einstellen des Webstuhls
Dann geht’s ans Weben und hier durften wir uns beide ausprobieren. Gar nicht so einfach, da man Hände, Füße und natürlich die Wolle koordinieren muss und dann noch auf das Muster achten muss, dass dabei herauskommen soll.
Ob aus mir noch eine Weberin wird?
Für einen kleinen Kissenbezug, benötigt Graciela ca. 2 Tage. Ein großer Teppich kann bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen. Unglaublich wenn man dann sieht, welche Preise für diese Handwerksstücke aufgerufen werden. Wenn man verstanden hat, wie aufwändig der ganze Prozess ist, möchte man auch eigentlich nicht mehr groß verhandeln. Es bestand keinerlei Kaufzwang und eigentlich halten wir uns mit Souvenirkäufen ja weitestgehend zurück, aber hier musste natürlich ein handgewebtes Stück von Graciela mit. So ist ein neues Kissen bei uns eingezogen – Kissen kann man (bzw. Anne) nämlich nie genug haben. 😊
Hierve del Agua
Nach dieser schönen und lehrreichen Begegnung machten wir uns weiter zum nächsten Highlight in der Region, dem „Hierve del Agua“ was eigentlich kochendes Wasser bedeutet, was hier allerdings nicht zutrifft. Stattdessen trägt diese Attraktion auch den Namen „Versteinerte Wasserfälle“, was zwar auch nicht richtig ist, aber das ganze doch ganz gut beschreibt.
Blick auf den kleinen „versteinerten Wasserfall“Und den großen, 30m hohen Wasserfall
Unweit von Teotitlan treten in einer Höhe von ca. 1700m an mehreren Stellen kleine Wasserquellen aus dem Boden. Das Wasser ist kalt und sehr Calciumcarbonat haltig, daher erzeugt es beim Herabfließen diese weiß-gelblichen Ablagerungen, die den Anschein eines versteinerten Wasserfalls erzeugen.
Ein 4km langer Rundweg führt von der Wasserquelle bis hinunter zum 30m hohen „Wasserfall“. Schon ein beeindruckender Anblick.
Versteinerter Wasserfall von unten
Die Quellen haben auch einige natürliche Becken gebildet, in denen man mit herrlicher Aussicht baden kann. Als wir nachmittags dort ankamen, war uns aber eindeutig zu viel los. Somit verbrachten wir die Nacht auf dem Parkplatz der Wasserfälle und hatten den Ort am nächsten Morgen quasi für uns alleine. Wunderschön!
Baden mit Aussicht
Nationalpark Benito Juarez
Bevor wir uns zum nächsten Ziel aufmachten, legten wir einen kurzen Zwischenstopp in Santa Maria del Tule ein, wo es den angeblich dicksten Baum der Welt geben soll. Und ja, der war ganz schön dick! 10m Durchmesser soll der Stamm haben und an die 2000 Jahre alt sein.
Dicker Baum vor kleiner Kirche
Drumherum war allerhand geboten: Karussells, Souvenirs, Snacks, Essensstände, fliegende Händler – dagegen sieht jede Kirmes bei uns blass aus. Also schnell wieder weg und weiter in ruhigere Gefilde.
Uns zog es wieder in die Berge und in den Benito Juarez Nationalpark. Innerhalb des Nationalparks befinden sich sieben von indigenen geführten Dörfern, in den es noch ganz ursprünglich zugeht und man allerhand erleben kann – wenn man sich einen Guide mietet. Über 100km Wanderwege soll es geben, dazu allerhand Mountainbike Optionen. Die Guides waren aber teurer als wir angenommen hatten und betreutes wandern machen wir sowieso nicht so gerne. Also ließen wir uns von einem der Guides eine fachmännische Karte aufzeichnen und nahmen uns einen der vermeintlich leichteren Wege auf eigene Faust vor.
Wander-VorfreudigDie „Wanderkarte“
Naja, die Jungs wissen wohl schon, warum sie die Touris sonst nur mit Guide loslassen. Hier und da gab es zwar ein paar Wegweiser und Hinweisschilder, diese zeigten aber gerne mal in die falsche Richtung und führten schlichtweg ins Nichts.
Als ersten Stopp hatten wir uns den Aussichtspunkt „Piedra Larga“ ausgesucht. Irgendwann endete der Weg aber auf einem steilen Hang, rund herum war nichts zu erkennen außer Wiese und Bäume und wir fühlten uns ein bisschen an unsere chaotische Wanderung im Kosovo erinnert.
Wilde Waldwanderung
Wir nahmen drei Anläufe, die aber entweder im Gestrüpp, im Stacheldrahtzaun oder aber wiederum auf einer endlosen Wiese endeten. Schließlich sahen wir unser Ziel aus der Ferne, aber keinen Weg dorthin.
Die kleine Felsspitze hinter den Tannen wäre unser Ziel gewesen.
Da wir aber inzwischen schon höher waren als der Aussichtspunkt selbst, und tatsächlich seit langem mal wieder auf über 3.000m über dem Meeresspiegel, begnügten wir uns mit der Fernsicht, die wir dort bereits hatten und machten uns auf zum nächsten Stopp, einem weiteren Mirador und einer Hängebrücke.
Links der Aussichtsturm, rechts die Hängebrücke
Diese beiden Ziele waren deutlich einfacher zu finden und zu unserer Überraschung, führte hier sogar eine mit PKWs befahrbare „Straße“ hin. Zum Mirador hinauf führte eine knapp 15m hohe, steile Leiter. Nix für schwache Nerven, da das Ding im Wind auch ganz schön schwankte.
Nix für schwache Nerven
Gleiches galt für die über 130m lange Hängebrücke.
Nachdem wir diese überquert hatten, ging auf der anderen Seite wieder die Pfadfinderei los. Schließlich fanden wir aber den kleinen Trampelpfad, der uns irgendwann wieder ins Dorf zurückführte.
Das reichte uns als Abenteuer, für die geführten Touren waren wir schlichtweg zu geizig, somit machten wir uns zurück auf den Weg, an den See nach Teotilan del Valle, wo wir noch mal eine Nacht verbrachten, bevor es dann noch mal nach Oaxaca zurückging.
Monte Alban
Am Stadtrand von Oaxaca erwartete uns noch der „Monte Alban“, eine antike Stadt der Zapoteken, welche ab ca. 500 v. Chr. Erbaut wurde.
Monte Alban
Die eher flachen Bauten und Pyramiden der Zapoteken konnten uns ehrlich gesagt nicht ganz so begeistern und faszinieren wie die bis jetzt gesehenen Maya Stätten, auch wenn die Schätze und Schmuckstücke, die man in den Gräbern dort gefunden hat, ziemlich faszinierend waren. Aber allein für den Rundumblick über Oaxaca und die Berge lohnte sich der Besuch des Monte Alban.
Grabfundstücke: Schädel mit TürkisFiligrane GoldmaskeNoch ne Goldmaske
San José del Pacifico
Wir blieben dem Bundesstaat Oaxaca noch ein bisschen erhalten, nahmen nun aber Kurs auf die Pazifikküste. Aber wie es so ist in Mexiko, innerhalb eines Tages kommt man hier nicht weit. Unser Weg führte uns noch mal durch die Berge, entlang einer wunderschönen Panoramastraße und dort schließlich in den Ort San José del Pacifico, auf 2.500m ü.M. Bei klarem Wetter kann man von dort immerhin schon den Pazifik sehen.
Als wir jedoch am Nachmittag dort ankamen, hingen dicke Wolken und Nebel im Tal. Das ist wohl fast jeden Nachmittag so. Wir schauten uns ein wenig im bunten Örtchen um, welches u.a. für seine Magic Mushrooms bekannt ist und somit auch das entsprechende Publikum anzieht.
San José del Pacifico – rustikal buntHier wird mutig an den Hang gebaut.
Pilze sind weder im Essen noch in magischer Form was für uns, von daher fokussierten wir uns auf die anderen Aktivitäten, die man hier tun kann. Als am nächsten Morgen die Sonne rauskam und den Blick ins Tal freigab, zog es Christian direkt auf die „Puente Extrema“ – die Extreme Brücke.
Puente Extrema
Dahinter verbarg sich eine kleine Adrenalinspritze in Form von 27 schaukelnden Stufen über dem Abgrund, an dessen Ende man sich ins Sicherungsseil fallen lässt, um mit der Zipline bis zum Ende der Strecke zu sausen und sich dann von dort, an einem Baum abzuseilen. Klingt doch nach Spaß, oder?
Christian hatte auf jeden Fall Spaß. Danach erklommen wir noch einen der zahlreichen Aussichtspunkte im Ort, in Form einer wackeligen Wendeltreppe, von der man dann wirklich Aussicht bis ans Meer hatte.
Ausblick über San José, bis an den Pazifik
Da wollten wir dann auch endlich hin. Also nix wie los und ab an die Küste.
Dazu dann demnächst mehr. 😊
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Zwei lange Fahrtage brachten uns nach Merida, die Hauptstadt des Staates Yucatan. Bevor wir aber so richtig in die Stadt eintauchen konnten, galt es mal wieder ein technisches Problem zu lösen.
Lichtmaschine die Zweite!
Seit ca. einer Woche hatten wir ein ungewöhnliches Motorgeräusch. Wir hatten in Cancun schon mal einen Mechaniker lauschen lassen, der meinte das es einer der Riemen sein könnte. Wir sollten uns aber keine Gedanken machen und erstmal weiterfahren. Nee is klar!
Unsere Vermutung war, dass das Geräusch von der Lichtmaschine kam. Diese war ja nur eine Flicklösung, nach dem Ausfall zum Beginn unserer Mexiko-Reise, in Veracruz. In weiser Voraussicht hatten wir eine neue LiMa aus Deutschland bestellt und diese, durch puren Zufall, direkt nach Merida, auf einen Campingplatz liefern lassen. Das kam uns nun zugute: genau 27 Minuten vor unserer Ankunft in Merida, leuchtete das rote Batteriesymbol im Cockpit auf. Das bedeutet: die Lichtmaschine läuft nicht mehr richtig. Lt. Handbuch hat man nach dem Aufleuchten der Warnlampe noch ca. 30 Minuten, bis die Batterie, bei Nichtladung, den Geist aufgibt. Wir hielten also die Luft an. Glücklicherweise hatte Christian vorab schon einen Mechaniker in Merida ausfindig gemacht, den deutschen Auswanderer Oliver. Zu dem rollten wir direkt auf den Hof und es dauerte nicht lange, bis er den Verdacht bestätigte – die Bastel-Lichtmaschine war dahin, eine Neue musste her.
Moby beim Arzt
José Ramon, der nette Betreiber des Campingplatzes bot direkt an, das Neuteil, welches ja bereits bei ihm lag, zu Oliver in die Werkstatt zu bringen. Was für ein Service! Während Oliver unterm Van werkelte, hielten uns seine 8 Hunde und 2 Katzen gut beschäftigt. Nebenbei rettet er nämlich noch verwahrloste Straßentiere.
Anne in paradise!
Noch am gleichen Nachmittag war alles erledigt, die neue Lichtmaschine eingebaut, als Trinkgeld kauften wir zwei große Säcke Hundefutter, über die sich die Hunde und ihr Herrchen gleichermaßen freuten und schon waren wir bereit Merida zu entdecken.
Merida
Merida hat eine lange Geschichte, die bis in die Zeit der Maya zurückreicht. Damals hieß die Stadt noch T’ho. Wie überall in Lateinamerika, brachten die Spanier den Wandel und gründeten im 16. Jahrhundert auf den Ruinen der Maya Stadt das heutige Merida (benannt nach der gleichnamigen Stadt in Spanien). Dementsprechend beherrscht auch hier der koloniale Baustil das Stadtbild.
Altstadt von Merida
In der Innenstadt, kam dann auch fast sowas wie Weihnachtsstimmung auf. Es blinkte und leuchtete an allen Ecken und Enden und auf dem Zocalo der Stadt, stand eine riesige Weihnachtskrippe – inkl. Elefant.
Hilfe es weihnachtet sehr!
Wir verbrachten zwei Tage in der Innenstadt, wanderten durch die bunten Gassen, besuchten ein paar Galerien und Museen, genehmigten uns einen Cocktail mit Aussicht und füllten auf den bunten Märkten unsere Weihnachtsvorräte.
Für die Weihnachtsfeiertage hatten wir uns nämlich auf besagten Campingplatz, etwas außerhalb der Stadt eingemietet. José Ramon und seine Familie haben die Gartenfläche hinter ihrem Haus zu einem einfachen, kleinen Camperparadies umfunktioniert.
Camping in Merida
Dort trafen wir auf Reisende aus Kanada und den USA, die mit deutlich größeren Vehikeln unterwegs waren. Moby war mal wieder der einzige „Kleinwagen“ auf dem Platz. Als erstes machten wir uns daran, unseren Wassertank und die Leitungen noch mal ordentlich zu reinigen, um nach der Verschmutzung auf Yucatan auf Nummer sicher zu gehen. Mit einer selbstgemischten Reinigungslösung aus Essig und Zitronensäure, machten wir uns ans Werk, was besonders unsere kanadischen Nachbarn brennend zu interessieren schien. Sie boten uns mehrmals Hilfe und ihren guten Bleiche- und Chlorreiniger an, um die Leitungen ordentlich zu reinigen. Na Dankeschön. Ich kann mir nichts Leckereres und gesünderes als Bleiche und Chlor in unseren Leitungen vorstellen. Wir blieben also bei unserer Lösung.
Am Weihnachtsmorgen radelten wir dann noch mal in die Stadt, da Christian einen Skatepark entdeckt hatte, den er gerne ausprobieren wollte. Was man an Weihnachten halt so macht.
Weihnachts-Skatesession!Flying Hainz 😉
Am Nachmittag hatte José dann eine Überraschung für alle Gäste – er lud alle zum Weihnachtsessen ein. Um 20 Uhr sollte es los gehen. Als wir gegen 20:20h rüber zum Wohnhaus liefen, sah dort aber noch nichts nach Weihnachtsessen aus. José versicherte uns aber, dass sie in den letzten Zügen seien, es ginge gleich los.
Irgendwann waren dann alle Gäste im Hof seines Hauses versammelt, nur von der Gastgeber-Familie fehlte jede Spur. Gegen 21:15h kam José dann dazu und erklärte uns, dass es an Heiligabend Tradition in Mexiko sei, erst gegen Mitternacht zu essen, da das Jesuskind ja erst geboren werden muss, bevor die Feierei losgehen kann. Klingt logisch. Mit der Aussicht erst um Mitternacht zu essen, wurden aber einige Gesichter um uns herum lang.
Aber die Familie hatte scheinbar Mitleid und tischte gegen 21:30 Uhr ganz groß auf.
Truthahn, geschmortes Schweinefleisch, verschiedene Salate, mexikanische Soßen, Enchiladas, und und und. Josés Frau und seine Mutter hatten scheinbar den ganzen Tag in der Küche verbracht. Der Wahnsinn. Und so lecker!
So hatten wir einen ‚mexiamerikanadischen‘ Weihnachtsabend in bester Gesellschaft, der mit Billard und Tischfußball endete. José und seine Frau Andy waren selig und überglücklich. Sie sind früher selbst viel im Camper gereist und fanden es immer schön, auf Menschen aus allen möglichen Ländern zu treffen und hatten deswegen den Traum, wenn sie mal ein eigenes Haus haben, einen Campingplatz zu eröffnen und mit allen Gästen Weihnachten zu feiern. Heute wird ein Traum wahr sagte Andy immer wieder. Und auch für uns war das inzwischen dritte Vanlife-Weihnachten definitiv ein ganz besonderes.
Weihnachten in MexikoUnsere Gastgeber
Wir blieben noch bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag auf dem Platz und genossen die internationale Gesellschaft (es kamen noch Schweizer, Franzosen und Mexikaner hinzu), bevor es dann für uns weiter ging. Für Silvester hatten wir uns mit Freunden im ca. 1.400km entfernten Oaxaca verabredet, also lagen mal wieder ein paar lange Fahrtage vor uns.
Orizaba – Pueblo Magico
Nach einer Nacht auf einem Walmartparkplatz, kamen wir am Nachmittag des 28.12. in Orizaba an. Auch dort verschlug es uns, aus Mangel an Alternativen, wieder auf einen Walmartparkplatz. Zu unserer Überraschung sahen wir von dort aus aber am nächsten Morgen die Spitze von Mexikos höchstem Berg, dem 5.636m hohen Pico de Orizaba (auch Citlaltépetl genannt). Die Besteigung ist nur was für Profis, aber zumindest einen besseren Blick wollten wir gerne haben. Also machten wir uns auf den Weg zum Hausberg der Stadt, dem Cerro del Borrego. Auf diesen führt eine kleine Gondelbahn, aber wer uns kennt, weiß dass wir natürlich lieber laufen – erst recht nach zwei langen Tagen im Auto.
Da geht’s rauf, aber ohne Gondel
Also ging es durch den bunten Ort und schließlich steil hinauf auf den 1.240m hohen Cerro.
Aussicht auf Orizaba
Oben angekommen, gab es dann zwar Aussicht auf die Stadt unter uns, aber der Pico de Orizaba hatte sich in Wolken gehüllt.
Selfie mit Wolken, statt Bergspitze
Zurück im Ort, stärkten wir uns mit Kuchen und schauten wir uns Orizaba natürlich noch an, immerhin trägt die Stadt den Beinamen „Pueblo Magico“ – magisches Dorf. Und ja, auch hier war die bunte Altstadt sehr schön anzuschauen.
OrizabaZocalo von Orizaba
Herzstück der Stadt ist außerdem der Palacio del Hierro – der Eisenpalast.
Palacio del Hierro
Dieser wurde von Gustav Eiffel (der mit dem Eiffelturm) höchst persönlich entworfen und beherbergt ein paar kleine Museen und Veranstaltungsräume.
Den Nachmittag verbrachten wir dann entlang des Flusses, der sich durch die Altstadt schlängelt. Links und Rechts des Ufers sind schöne Spazierwege angelegt, die, zu unserer Überraschung, an zoologischen Gehegen vorbeiführten. Angeblich wurden aber ein Großteil der Tiere dort entweder aus illegaler Privathaltung oder aus Zirkussen gerettet (seit 2015 ist es in Mexiko verboten, Wildtiere im Zirkusbetrieb zu halten) und können daher nicht mehr ausgewildert werden.
An sich eine gute Sache, aber viele der Gehege wirkten viel zu klein und nicht artgerecht für die dort gehaltenen Tiere. Besonders bei den Tigern und Löwen war es ganz schön eng. Viele zeigten auch Anzeichen von Hospitalismus.
Tiger in Orizaba
Einerseits ist es natürlich dennoch faszinierend aus nächster Nähe mehrere Tiger, Löwen aber auch Jaguare, Nilpferde und Wölfe beobachten zu können, aber in Anbetracht der Umstände blieb ein fahler Beigeschmack. Größere Freigehege, die nicht mitten in der Stadt an einer 4-spurigen Straße liegen, wären sicher für alle dort gehaltenen Tierarten angenehmer, auch wenn natürlich alles besser ist, als in Zirkussen oder Hinterhöfen kasteit zu werden. Aus uns werden wohl keine Zoo-Fans mehr.
Wie schön kann ein Tier sein? Jaguar: ja!
Nach einer weiteren Nacht in der Stadt, machten wir uns am 29.12. auf nach Oaxaca, wo uns bereits Deborah und Miles erwarteten.
Aber dazu demnächst mehr. 😊
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Aufgrund einer regenreichen Kaltfront ließen wir die Küste am 11. Dezember hinter uns und machten uns auf den Weg ins „Hinterland“ der Yucatan Halbinsel. Unser erster Stopp dort, war die im 16. Jahrhundert von den Spaniern gegründete Stadt Valladolid. Hier erwartete uns koloniale, bunte Architektur, statt moderner Hotel-Resorts.
Wir parkten direkt an einem der berühmtesten Gebäude der Stadt, dem Convento San Bernardino. Von dort schlenderten wir durch die bunte Altstadt, schauten uns die schönen Handwerksläden an und widerstanden erfolgreich der Versuchung, uns in einer der zahlreichen, einladenden Bars niederzulassen.
Bunte Straßen in Valladolid
Cenoten-Hopping
Stattdessen nutzten wir Valladolid als Ausgangspunkt für ein paar ganz besondere Highlights: Cenoten. Cenoten sind natürliche Süßwasserquellen, welche in den meisten Fällen durch Einstürze von Kalksteinhöhlen entstanden sind. Yucatan ist voll davon, es soll mehrere tausende solcher natürlichen Pools geben. Manche befinden sich in geschlossenen Höhlen, andere sind nach oben offen. Cenoten werden auch oft mit der auf Yucatan allgegenwärtigen Maya Kultur in Verbindung gebracht. Für die Mayas waren Cenoten heilige Orte, wo mitunter auch Opfergaben erbracht wurden.
Früh am Morgen machten wir uns auf den Weg zur Cenote Suytun. Diese ist sowohl bei Einheimischen als auch Touristen sehr beliebt, da sie in einer Höhle liegt, in deren Decke sich nur ein kleines Loch befindet, durch das einmal am Tag die Sonne hineinscheint. Außerdem hat man hier eine Plattform gebaut, welche ein beliebtes Fotomotiv darstellt. Daher werden hier tatsächlich Busweise die Menschenmassen rangekarrt und (zumeist) Frauen, setzen sich in ihren schönsten Kleidchen in Szene. Um dem zu entgehen, standen wir 5 Minuten vor der offiziellen Öffnungszeit vor dem Eingang zur Cenote und waren dadurch auch mit die Ersten an dem Tag, die diesen magischen Ort betreten konnten.
Cenote Suytun
Natürlich nutzten auch wir die Plattform für die obligatorischen Fotos und wagten uns dann, mit Schwimmwesten ausgestattet, die hier leider Pflicht sind, ins kühle Nass. Sehr zum Ärger der inzwischen angekommenen anderen Gäste – denn diese wollten uns nicht durch ihre Bilder schwimmen sehen. Aber wir waren ja nun mal hier, um die Cenote komplett zu erleben, und nicht nur um Fotos zu knipsen (wie tatsächlich 90% der anderen Besucher). So blieben wir die einzigen im Wasser, was ich bis heute nicht verstehen kann, da man vom Wasser aus die Höhle viel besser bestaunen konnte.
Auf dem Weg zurück nach Valladolid, holte uns dann erstmal ein anderes Thema ein. Schon ein paar Tage zuvor hatten wir bemerkt, dass unser Wasser etwas komisch schmeckte. Bevor wir den Tank erneut befüllen wollten, warfen wir mal einen Blick ins Innere und mussten leider feststellen, dass wir jede Menge Dreck im Wasser hatten, der sich auf dem Boden des Tanks abgesetzt hatte. Igitt! Irgendwo hatten wir also schlechtes Wasser erwischt. Das ist uns bisher noch nie passiert, da wir das Wasser auch immer filtern, vor dem Einfüllen. Hier auf Yucatan war das oft nicht möglich gewesen, da der Wasserdruck nicht ausreichte. Jetzt hatten wir den Salat und mussten erstmal einen Reinigungstag einlegen, den Tank komplett leeren, reinigen und durchspülen. Um auch die Leitungen zu reinigen, fehlten uns die Mittel, in den angrenzenden Supermärkten waren nur aggresive Chemie-Reiniger zu bekommen. Also verschoben wir das auf einen späteren Zeitpunkt.
Den Nachmittag verbrachten wir erneut in der Altstadt von Valladolid, bevor es am nächsten Morgen weiter auf Cenoten-Tour ging. Die zweite Cenote, mit dem Namen Hacienda Oxman, sollte unser absolutes Cenoten-Highlight werden.
Diesmal erwartete uns ein offenes Sinkloch, schon der Anblick von oben war irre!
Cenote Oxman
Unten angekommen, sah das Ganze noch faszinierender aus. Das tiefblaue Wasser in dem fast perfekt kreisrunden Becken, mit den von oben hereinwachsenden Luftwurzeln. Einfach traumhaft!
So schön!
Und das Beste: ausser uns waren nur 4 weitere Personen da. Die Oxman Cenote ist nicht so bekannt und beliebt wie andere Cenoten, daher blieb das auch so. Während Christian gar nicht genug von der „Tarzanschaukel“ bekam und vermutlich ein Dutzend Mal von dieser 4m hinab ins Wasser sprang (mir hat einmal gereicht), drehte ich unzählige Runden um die ins Wasser wachsenden Luftwurzeln oder lag einfach auf dem Rücken im Wasser und starrte in den Himmel. So was abgefahrenes!
Tarzan war auch da
Die dritte Cenote die wir uns rausgesucht hatten, genannt Samaal, war ebenfalls eine offene Höhle. Die Besonderheit hier war, dass nicht nur Luftwurzeln hineinragten, sondern auch ein kleiner Wasserfall von der Deckenkante ins Becken stürzte.
Cenote Samaal
Wir hatten zufällig perfektes Timing: als wir ankamen, kam gerade eine deutsche TUI Reisegruppe an, die scheinbar ziemlich Wasserscheu war. Es sprangen nur 3 Leute aus der Gruppe kurz ins Wasser und verschwanden dann sogleich wieder, sodass wir auch diesen Ort fast 20 Minuten für uns allein hatten, bis die nächsten Busgruppen eintrafen und sich die Cenote in eine große Menschensuppe verwandelte. 😉
Trotz des Massentourismus, waren diese Orte absolute Yucatan-Highlights für uns. Da die Eintrittspreise aber nicht so ganz billig sind (in ganz Mexiko haben im letzten Jahr die Preise stark angezogen), beließen wir es bei diesen 3 Cenoten und machten uns auf zum nächsten Tourimagneten, aber auch kulturellem Highlight der Halbinsel: der antiken Maya Stadt „Chichen Itza“.
Chichen Itza
Was Machu Picchu für die Inkas war, das war wohl Chichen Itza für die Mayas. Die Stadt wurde zwischen dem 7. – 10. Jahrhundert gegründet und soll das wichtigste Handelszentrum der Kultur gewesen sein, sowie politisches Zentrum und ebenfalls ein bedeutender religiöser Ort. Heute zählt die antike Stadt zu den neuen 7 Weltwundern (wie auch Machu Picchu).
El Castillo
Das bedeutendste Bauwerk ist sicher die „El Castillo“ genannte, 30m hohe Pyramide. Dises imposante Bauwerk wurde als Kalender genutzt – auf jeder der vier Seiten gibt es jeweils 91 Stufen, was zusammen mit der obersten Plattform 365 Stufen ergibt. Darüber hinaus gibt es viele kleinere Pyramiden und weitere Gebäude, an deren Steinen man an vielen Stellen noch gut erhaltene Fresken findet.
Außerdem gibt es einen großen Ballsportplatz (kein Scherz) und sogar eine Art Sternwarte, von der aus man den Stand von Sonne, Mond und Sternen beobachtet hat, um so die Jahreszeiten zu bestimmen und die Ernten zu planen.
Auf dem Gelände liegt auch eine Cenote, in denen angeblich viele Menschen, aber auch Tiere und Schmuckstücke geopfert wurden, um die Götter zu besänftigen.
Auch in Chichen Itza waren wir wieder kurz vor der offiziellen Öffnungszeit vor Ort, um den Massen und vor allem auch der Hitze zu entgehen. Beides gelang uns und als wir gegen 10:30 den Rückweg antraten, waren wir auch sehr froh mit der Entscheidung. So überlaufen wie diese Orte auch sind, genauso faszinierend sind sie aber auch. Was für eine spannende Kultur!
Puerto Morelos
Nach diesen ganzen Highlights zog es uns zurück an die Küste. Wir fuhren wieder nach Puerto Morelos, wo wir diesmal 5 Tage und Nächte blieben. Wir legten einen reinen Strandtag ein, mieteten uns in einer Beachbar ein und schnorchelten direkt vom Strand aus zu einem kleinen, vorgelagerten Riff, wo es allerhand große und kleine Fische zu sehen gab.
Nur ca. 50 m vom Strand entfernt, liegt hier außerdem das „Ojo de Agua“ (das Wasserauge). Hinter der Bezeichnung verbirgt sich eine weitere Cenote, die hier direkt ins Meer austritt. Unter Wasser erkannte man nicht mehr als ein unförmiges Loch im Boden, beim drüber schwimmen merkte man aber, wie das Süßwasser (!) herausströmte, welches deutlich kälter war als das Meerwasser.
🙂Ganz schön schön!
Wir lernten außerdem Alejandro kennen, der in Puerto Morelos einen Schnorchel-Shop betreibt. Statt mit ihm eine Tour zu buchen, gab er uns den Tipp, ans Ende des Orts zu fahren, von wo aus eine Sandpiste zu einem abgelegenen Strand führt, von dem aus man direkt in ein größeres Riff schnorcheln kann. Das wollten wir natürlich ausprobieren und schwangen uns auf die Räder. Die Radtour wurde allerdings zur halben Wattwanderung – durch den vielen Regen in den Tagen zuvor, war die buckelige Sandpiste stellenweise total überspült. Die tiefen Pfützen reichten uns bis ans Knie.
Rad-Matsch-Tour
Also war viel schieben angesagt. Einige Locals ließen sich aber nicht von den Straßenverhältnissen abhalten und fuhren selbst mit normalen PKWs durch die Wasserlöcher, was zu blubbernden Auspuffen führte.
Angekommen am Strand, ketteten wir die Räder an den Leuchtturm und machten uns auf die Suche nach einer guten Stelle, um ins Wasser zu gehen. Das Riff ging hier wirklich bis an den Strand, allerdings war das Wasser so flach, dass an schwimmen oder gar schnorcheln nicht zu denken war. Wir unternahmen zwei Versuche eine geeignete Stelle zu finden, dann zog sich von einer Sekunde auf die andere der Himmel zu, und es begann zu schütten.
Nass waren wir – leider nicht vom schnorcheln
Nass waren wir dann also, aber gesehen haben wir nix. Der Himmel blieb grau und bewölkt, aber in der Ferne sahen wir, dass es über Puerto Morelos noch sonnig war. Also zogen wir mehr oder weniger unverrichteter Dinge wieder ab und traten den Rückweg nach Pto. Morelos an. Dort schien tatsächlich die Sonne, so dass wir dort noch mal auf unsere Schnorchelkosten kamen.
Aber auch abgesehen vom Strand, bot der kleine Ort das ein oder andere Highlight. In mehreren Bars wurde jeden Abend Livemusik gespielt und unsere Lieblingskneipe war schnell gefunden. Im Lauro’s trat fast jeden Abend eine andere Rock Coverband auf, die sich alle sehen, bzw. hören lassen konnten.
Außerdem trafen wir auch wieder auf den ein oder anderen Reisenden, wie z. B. Sari und Marco aus der Schweiz, die mit ihrem VW Bus in Kanada gestartet sind und noch bis nach Argentinien wollen. Also gab es wieder viel auszutauschen. 😊
Cancun
Irgendwann rissen wir uns dann aber doch los und nahmen Kurs auf DEN Touri-Hotspot an der Küste: Cancun, auch Süd-Miami genannt. Wir ahnten schon das die Stadt nix für uns sein wird, anschauen wollten wir uns den Wahnsinn aber dennoch.
Wem Cancun kein Begriff ist: dass ist der Ort, an dem viele Amerikaner (und Kanadier) gerne ihren All-Inclusive Urlaub verbringen. Dort ist wirklich alles auf das amerikanische Publikum ausgerichtet, es gibt eine Vergnügungsmeile die wie der Strip in Las Vegas anmutet, alle möglichen Restaurantketten aus den USA und natürlich Hotels und Resorts soweit das Auge reicht. Wirklich.
Willkommen in AmerikaLuxus-Resorts und Golfplätze soweit das Auge reichte
Mit Mexiko hat das nichts zu tun. Der US Dollar ist hier die Währung der Wahl, was sich auch in den Preisen niederschlägt. Wir fuhren also nur mal durch die sogenannte Zona Hotelera (die Hotelzone), welche direkt am Meer liegt, was man aber von der 4-spurigen Straße aus nicht sieht, da hier jeder Zentimeter bebaut wurde. Alle Strände sind privatisiert, wer kein Hotelgast ist, kommt nicht an die Wasserkante. Crazy!
Wir machten es uns zur Aufgabe doch noch ein bisschen Mexiko in Cancun zu finden und wurden auf dem Markt im weit vom Strand abgelegenen Stadtzentrum fündig. Hier ging es zu, wie man es von Märkten in Mexiko so kennt. Es gab von Obst und Gemüse bis hin zu Pinatas und Dekorationen aller Art nahezu alles zu kaufen, es herrschte munteres Treiben und die Taco Stände versuchten jeden Passanten zum essen zu bewegen. Hat dann auch irgendwann bei uns geklappt.
Mexikanische Märkte…… und Tacos 🙂
Mehr gab es aber nicht zu entdecken, also bezogen wir einen wenig idyllischen Platz am vermutlich einzigen öffentlichen Strand von Cancun, der aber zugegebenermaßen auch ziemlich schön war.
Strand in Cancun🙂
Hier verbrachten wir die Nacht und nutzten natürlich noch mal die Badegelegenheit, bevor wir die Küste von Yucatan endgültig hinter uns ließen. Inzwischen war schon der 20. Dezember und Weihnachten wollten wir im 300km entfernten Merida verbringen. Außerdem war da plötzlich ein Motorgeräusch, dass dringend mal untersucht werden musste. Auch dafür hatten wir schon einen Kontakt in Merida. Also wurde es höchste Zeit sich auf die Socken zu machen.
Dazu dann demnächst mehr. 😊
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Am 2. Dezember ließen wir Belize hinter uns und machten uns erneut auf nach Mexiko. Wir waren gespannt, ob es diesmal einfacher werden würde, einen möglichst langen Aufenthalt im Land zu erhalten. Aber leider gerieten wir erneut an eine scheinbar misstrauische und schlechtgelaunte Migrationsbeamtin, die sofort hinterfragte, warum wir 90 Tage (von 180 möglichen Tagen) in ihrem Land bleiben wollen. Wieder erklärten wir das wir einen Camper haben und gerne das ganze Land bereisen wollen, aber auch noch mal nach Guatemala abbiegen werden. Sie erklärte uns, dass 90 Tage eine lange Zeit seien (ach was!) und dass wir einen Beweis liefern müssten, dass wir wirklich reisen wollen und uns nicht irgendwo illegal niederlassen. Herrje… Also buchten wir spontan zwei verschiedene Hotels für die weit entfernte Zukunft, mit der sie uns dann zähneknirschend 90 Tage Aufenthalt gewährte. Na also, geht doch!
Sofort nachdem wir den Grenzposten hinter uns gelassen hatten, stornierten wir die Buchungen wieder und versuchten uns von dem Geschehnis nicht gleich wieder die Laune verderben zu lassen.
Aber kaum hatten wir unser erstes Ziel erreicht, war der ganze Grenzprozess sowieso gleich wieder vergessen.
Laguna Bacalar
Es verschlug uns an die sogenannte 7-farbige Lagune Bacalar, welche vor allem zwei Farben hat: blau und türkis.
Laguna Bacalar
Wir fanden ein nettes und etwas abseits der Straße gelegenes Balneario (Strandbad), bei dem wir unter Palmen campen konnten und es nur wenige Schritte bis zum Ufer der Lagune waren.
Wohnen unter Palmen
Dort verbrachten wir zwei Nächte. Ab spätestens 18 Uhr, waren wir immer die einzigen auf dem Gelände (abgesehen von ein paar Affen in den Bäumen) und hatten auch bei Sonnenaufgang die Lagune ganz für uns alleine. Magisch!
Sonnenaufgang an der Lagune
Mit einem Leihkajak wagten wir uns schließlich etwas weiter raus auf die Lagune und lernten dabei auch, welchem Phänomen die Lagune ihre Farbe verdankt. Diese kommt durch die sogenannten Stromatolithen. Das sind biogene Sedimentgesteine, die durch Sedimentpartikel und Mikroorganismen im Wasser entstanden sind und als älteste Organismen der Weltgeschichte gelten. Allerdings sind auch diese vom Aussterben bedroht, es gibt sie nur noch an 30 Orten, verteilt auf 12 Länder.
Kajaktour…… auf der Lagune
Nach zwei schönen Tagen rissen wir uns schließlich los und schauten uns den Ort Bacalar an, der wesentlich touristischer daherkam als wir gedacht hatten. In den vielen schönen Bars, Restaurants und Hippie-Läden, hätte man einiges an Geld ausgeben können, also suchten wir zum Eigenschutz lieber das Weite. 😉
Mahahual
Wir steuerten als nächstes den Küstenort Mahahual an. Dies war ein Tipp den wir von unserem Mechaniker Eduardo bekommen hatten. Angeblich sollte es dort weniger touristisch sein, dafür schöne Strände geben und günstigen Lobster. Wir fanden einen traumhaften Stellplatz direkt am Meer, am Fuße des Leuchtturms, mussten dann aber schnell feststellen das Eduardo wohl schon länger nicht mehr selbst hier gewesen war.
Strandplatz in Mahahual – mit Schiff im Vorgarten
Seit einigen Jahren ist hier nämlich eine Anlegestelle für die ganz großen Kreuzfahrtschiffe, die vor allem Amerikaner durch die Karibik schippern. 5x pro Woche legen 1-2 dieser Riesen in Mahahual an und spucken eine Horde Tagestouristen aus, die tatsächlich jedes Amerika-Klischee erfüllen, das man so kennt.
In Mahahual selbst gibt es nicht viel zu sehen und erleben, außer die Beachbars, in denen man sich für einige Peso den ganzen Tag einmieten kann, um zu essen, trinken, baden und noch mehr zu trinken. Natürlich gibt es aber auch einige Anbieter für Schnorchel- und Tauchtouren, da das Great Barrier Reef, welches wir schon in Belize erschnorchelt hatten, auch noch hier vor der Küste verläuft. Wir erkundigten uns bei einer Agentur nach den möglichen Touren. So ganz überzeugt waren wir jedoch nicht, die Touren erschienen uns hier doch sehr auf das amerikanische Publikum ausgelegt und viele Anbieter gaben auch offen zu, vor allem die Schildkröten anzufüttern, um den Touristen eine tolle Show zu bieten. Das wollten wir auf jeden Fall vermeiden.
Und wie es der Zufall wollte, entdeckte uns Michael, als wir uns gerade bei einem der Anbieter standen. Er sprach uns direkt an, ob wir auf der Suche nach einer Schnorcheltour seien. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, das Michael, der ursprünglich aus den USA ist, seit 10 Jahren in einem alten Wohnwagen in Mahahual, direkt am Strand lebt. Er ist schlicht und ergreifend hier hängen geblieben und ist wohl das, was man einen Lebenskünstler nennt. Jeden Morgen schwimmt er raus ans Riff und schaut, wie die Sichtverhältnisse unter Wasser sind. Mit den Infos versorgt er dann die Tourenanbieter, wobei diese vermutlich auch bei komplett schlechten Bedingungen und Null Sicht mit zahlungswilligen Touris rausfahren.
Er bot uns jedenfalls an, uns am nächsten Morgen mit raus zum Riff zu nehmen, welches er wie kaum einer im Ort kennt. Statt mit einem Boot, wird beim ihm aber alles schwimmend, direkt vom Strand aus gemacht. Das klang nach einem spannenden Abenteuer. Wir verabredeten und mit ihm für den nächsten Morgen. Ausgestattet mit Schnorchelmasken und Schwimmwesten, ging es also vom Strand aus raus aufs offene Meer. Schon bald kamen wir an den Ausläufern des Riff an und konnten bunte Korallen und noch mehr bunte Fische bestaunen. Das Highlight lag noch etwas weiter draußen im Meer, eine sogenannte Elchgeweih-Koralle. Diese sieht tatsächlich aus wie das Geweih eines großen Elches. Wahnsinn! Mangels wasserfester Kamera gibt es leider keine Beweisbilder, ihr müsst uns einfach so glauben. 😉
Inzwischen waren wir ganz schön weit draußen und das Meer war an dem Tag ziemlich aufgewühlt und wir daher dankbar mit Schwimmwesten ausgestattet zu sein. Zwischendurch waren die Wellen so hoch, das ich tatsächlich etwas seekrank wurde. Beim schnorcheln!! Oh Mann… Wasser ist einfach nicht mein Element, leider. Unterwasser ließ es sich aber aushalten und dort gab es ja sowieso Spannenderes zu sehen. Insgesamt waren wir fast 2 Stunden mit Michael draußen, an Stellen wo keine organisierte Schorcheltour hinfährt. Zwar sahen wir keine Wasserschildkörten, aber dafür so viele verschiedene Korallen und Fische wie vermutlich niemals zuvor. Eine einmalige Tour.
Tulum
Nach einer zweiten Nacht unterm Leuchtturm, ging die Reise weiter und brachte uns in einen der Touri-Hotspots der Yucatan Halbinsel: Tulum. Was vor wenigen Jahren noch ein verschlafener Ort, mit endlosen Sandstränden und türkisblauem Wasser gewesen sein muss, ist inzwischen die kleine Schwester von Cancun. Entlang des Strands wurde ein Luxus-Resort-Bunker an den nächsten gebaut, es gibt nur noch eine kleine Handvoll öffentlicher Strände, der Rest ist privatisiert oder gehört zu teuren Beachbars. Der Ort selbst, besteht hauptsächlich aus einer 4-spurigen Straße, an deren Rändern sich ein hippes, westliches Restaurant, Cocktailbars, Boho-Modegeschäfte, Cafés und Souvenirgeschäfte reihen. Außerdem gibt es hier erstaunlich viele Apotheken, die groß mit freiverkäuflichem Viagra und Muskelrelaxans werben. OK.
Aber wir waren nicht fürs Viagra hier, sondern in erster Linie für die Maya Ruinen von Tulum. Nach einer mückengeplagten Nacht auf einem einfachen Parkplatz, machten wir uns kurz nach Sonnenaufgang auf zu den Ruinen, welche im 13. Jahrhundert, in einmaliger Lage direkt am Strand und den Klippen von Tulum gebaut wurden.
Maya Stätte in Tulum
Zu dieser frühen Uhrzeit war nur wenig los in der Anlage und auch die Temperaturen noch aushaltbar, so konnten wir uns in aller Ruhe die Überreste der Pyramiden und Paläste anschauen und vor allem die Aussicht genießen.
Maya Stätte in Tulum
Ein Traum! Ab 10 Uhr trafen dann die Massen ein, also nix wie weg. Wir packten die Räder aus und machten uns auf, den schönsten Strand rund um Tulum zu entdecken. Wir mussten nicht lange suchen, am Playa Paraiso, hatten wir wirklich das Strandparadies entdeckt.
Karibikküste wie man sie sich vorstellt
Kurzentschlossen sprangen wir hier auf ein Boot auf, dass uns raus zum Riff brachte, wo wir erneut Rochen und auch endlich Schildkröten sahen. Ganz ohne anfüttern.
Verschwommene SchildkröteVerschwommener Rochen
Zudem kamen wir auch noch mal an den Ruinen vorbei, was vom Wasser aus auch noch mal ein toller Anblick war.
Die Ruinen vom Wasser aus gesehen
Wir verbrachten noch ein bisschen Zeit am Strand, bevor wir uns am späten Nachmittag wieder raus aus dem Gewusel machten und auf Stellplatzsuche gingen. Diese gestaltete sich alles andere als einfach, da einfach die komplette Karibikküste auf der Yucatan Halbinsel bebaut ist. Ein Resort am nächsten. Vom Hard Rock Hotel bis zum Nickelodeon-Hotel und Wasserpark war alles dabei. Die Zielgruppe ist damit wohl auch klar. Wirklich eine Schande, dass die Mexikaner ihre gesamte Küste so zubauen und für Einheimische und Besucher mit kleinem Budget kaum noch Möglichkeiten bestehen, ans Meer zu kommen.
Schließlich wurden wir in einem kleinen Ort fündig, wo wir auf einer Art Wiese direkt vor einem kleinen Maya Tempel einen Platz für die Nacht fanden. Das musste genügen.
So ein Maya-Tempel im Vorgarten ist schon was besonderes. 😉
Playa del Carmen
Von dort ging es am früh am Morgen weiter in die nächste Touristenhochburg: Playa del Carmen. Der Ort ließ Tulum geradezu unterentwickelt wirken. Hier bestand die gesamte Stadt aus Fußgängerzonen, an denen sich Shoppingmalls an Restaurants, Verkaufsbuden aller Art und wiederum Hotels reihten. Mit Mexiko hat das alles nichts zu tun. Einige Straßen waren sehr schön gestaltet, mit viel altem Baumbestand und Pflanzen, dafür kam man hier aber fast gar nicht mehr an den Strand, dieser war bis an die Wasserkante bebaut mit Resorts und Beachclubs, alles privatisiert. Wir fanden einen Parkplatz an einem der wenigen öffentlichen Strandzugänge, der hier ganze 4m breit war. Man konnte also einmal ins Wasser laufen und wieder raus. Kein Platz für Handtücher, Sonnenschirme oder sonst was. Crazy! Wer will denn hier seinen Urlaub verbringen?
Strandidyll in Playa del Carmen
Viele nutzen Playa del Carmen auch als Ausgangspunkt für Ausflüge auf die vorgelagerte Insel Cozumel. Allerdings waren die Wassertaxis teuer, die Touren für uns unbezahlbar und letztendlich sah es auf der Insel nahezu genauso aus wie im Ort selbst: vollbebaut und überquellend mit Touristen. Wir verbrachten eine Nacht in Playa, fanden aber kaum Schlaf, da es zum einen sehr warm war und zum anderen der kleine Strandzugang sich bis in die frühen Morgenstunden großer Beliebtheit erfreute. That’s Vanlife in Yucatan!
Finca Kookay & Puerto Morelos
Wir brauchten erstmal einen Tag Ruhe und fuhren daher ein Stück weg von der Küste und rein ins Hinterland. Auf der ‚Finca Kookay‘ bei Armado und seiner Frau, fanden wir einen Platz quasi mitten im Dschungel. Die beiden betreiben eine kleine Eco Finca, die sie gerne auch für Overlander wie uns öffnen. Außerdem befand sich auf dem Gelände ein Pickle-Ball Platz – das scheint ein bei Amerikanern und Kanadiern sehr beliebter Trendsport zu sein und ist eine Mischung aus Tennis, Badminton und Tischtennis.
Da wir alleine waren, nutzten wir den Platz für ein Federball-Match – unser Federballset war glaube ich seit Bosnien-Herzegowina nicht mehr zum Einsatz gekommen und musste erstmal entstaubt werden. Aber dann lockte das spannende Match, sogar die Affen aus den Bäumen! 😉
Federball im DschungelDie Affen konnten es kaum glauben!
Am nächsten Morgen fand dann tatsächlich ein kleines, privates Turnier auf dem Platz statt, wobei sich die rund 20 Amerikaner und Kanadier fast mehr für uns, den Van und unsere Reise interessierten.
Nach der kleinen Erholungspause im Dschungel, wagten wir uns zurück an die Küste und in den Ort Puerto Morelos, der einer der wenigen Orte ist, die noch nicht komplett zugebaut sind. Hier gab es zwar keine besonders schönen Stellplatz für uns, aber dafür war die Atmosphäre hier total entspannt und einladend.
Kleiner Hafen in Puerto Morelos
Hier wären wir gerne länger geblieben, aber leider spielte das Wetter nicht mit. Für die nächsten Tage war eine Kaltfront mit viel Regen vorhergesagt (es ist eben auch in Mexiko Winter), somit beschlossen wir erst ins Innere der Halbinsel zu fahren und später zurück nach Puerto zu kommen.
Also nahmen wir Kurs auf Valladolid und die berühmteste Maya Stätte des Landes.
Aber dazu demnächst mehr. 😊
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Nachdem wir unser mobiles Zuhause endlich wieder hatten, machten wir uns am Freitag den 17. November auf den Weg zur Grenze nach Belize. Nach zwei langen Fahrtagen und eher unromantischen Übernachtungen auf einem Walmart Parkplatz und irgendwo am Straßenrand, kamen wir an der Grenze in Chetumal an. Unsere Hoffnung war, vor Ort mit den mexikanischen Beamten reden zu können, ihnen unsere Situation zu erklären und einen neuen Einreisestempel im Pass erhalten zu können, ohne wirklich das Land verlassen zu müssen.
Aber das klappte so nicht. Zunächst zeigte man Verständnis für unsere Situation und schickte uns zu einer Migrationsbeamtin. Die hörte sich unsere Geschichte erneut an und erklärte uns, dass es aber nicht möglich sei, die Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Wir müssten ausreisen und mindestens 72 Stunden in Belize bleiben, bevor wir zurückkommen könnten, um die (im Idealfall) 180 Tage Aufenthalt zu beantragen. Dann telefonierte sie und hatte doch noch eine Alternative: gegen eine Gebühr von umgerechnet 350€, könnte man unseren Aufenthaltsstatus doch noch verlängern. Das machte für uns aber wenig Sinn, da wir ja in den nächsten Monaten ohnehin die Zentralamerikanischen Länder unterhalb von Mexiko noch bereisen wollten und somit die 180 Tage erstmal nicht voll ausnutzen würden. Also entschieden wir uns dafür, nun doch erst Belize zu bereisen.
Willkommen in Belize
Die Ausreise war dann schnell erfolgt, und wir machten uns auf den Weg zur 3km entfernten belizianischen Grenze. Dort empfing man uns freundlichst und begrüßte uns auf Englisch im zweitkleinsten Land Zentralamerikas. Englisch ist hier nämlich die erste Amtssprache, was daran liegt, dass Belize einst eine britische Kolonie war (und früher mal British Honduras hieß). Wir mussten uns erstmal wieder umgewöhnen, freuten uns aber endlich wieder stotterfrei und fließend kommunizieren zu können.
Der Zoll war auch hier sehr genau und interessiert am Inhalt unseres Autos. Letztendlich lief der Prozess aber reibungslos und schnell und so waren wir im 27. Land auf dieser Reise angekommen – und noch ziemlich planlos was wir hier eigentlich genau machen wollten. Für derartige Recherche hatten wir die vergangenen Wochen überhaupt keinen Kopf gehabt.
Corozal
Also fuhren wir einfach mal drauf los und landeten im Örtchen Corozal, wo wir einen ganz netten Platz direkt am Meer fanden. Nachdem wir dort zwei Säcke Müll eingesammelt hatten, war’s dann auch ganz vorzeigbar.
Home sweet home!
Dort verbrachten wir zwei Tage und Nächte und kamen erstmal wieder in unserem rollenden Häuschen an, genossen es direkt vom Bett ins Meer springen zu können und wieder Palmen vor der Schiebetür zu haben.
Corozal selbst gehört wohl zu den entspanntesten Orten des Landes. Wir fühlten uns wie auf einer karibischen Insel: kleine bunte Holzhäuser, die Hauptverkehrsstraße führt palmengesäumt direkt am Meer entlang, die super freundlichen und aufgeschlossenen Locals sind zumeist auf rostigen Beachcruisern unterwegs und überall am Straßenrand brutzelt es und es gibt das Nationalgericht zu essen: Hühnchen mit Reis und Bohnen.
Ausnahmslos jeder grüßte uns, viele fragten auch, wo wir herkommen, es herrschte eine absolut entspannte und eben karibische Atmosphäre, genau wie man es sich so vorstellt.
Bevor es nach zwei Tagen weiter ging, gönnten wir Moby noch eine Wäsche, bei Roy, der am Straßenrand vor seiner Hütte einen kleinen Car Wash betreibt. Mit ihm kamen wir ins Gespräch und er zeigte uns schließlich noch seine Holzschnitzereien, die er auf den vorgelagerten Inseln an Touristen verkauft. Er bestand dann auch darauf, dass wir Fotos mit ihm und natürlich seinen Kunstwerken machen.
Jeder durfte mal das Holzgürteltier halten…Der Künstler war begeistert! 😉
Belize City & Caye Caulker
Mit jeder Menge Tipps im Gepäck, machten wir uns dann auf den Weg nach Belize City. Dem Namen nach könnte man meinen, dies sei die Hauptstadt des Landes – das stimmt aber nicht. Dennoch ist Belize City der touristische Hub: hier legen die großen Kreuzfahrtschiffe an und auch der größte Flughafen des Landes ist nicht weit.
Am Taxiboothafen von Belize City
Besondere Attraktionen gibt es in der Stadt aber nicht, das Highlight liegt draußen im Meer. Belize hat nämlich, nach Australien, das zweitgrößte Barrier Reef der Welt. Deswegen waren auch wir hergekommen. Wir verbrachten eine Nacht direkt an der Strandpromenade der Stadt, bevor es am nächsten Morgen mit dem Wassertaxi raus auf die vorgelagerte Insel Caye Caulker ging.
Dort hatten wir eine Schnorcheltour gebucht, mit Reef Friendly Tours. Unser Kapitän und Guide Amado nahm uns direkt am Pier in Empfang, versorgte uns mit Flossen und Schnorchel und dann ging es auch schon los und mit einem kleinen Boot raus zum Cha-an Marine Reserve, einem marinen Nationalpark.
Am ersten Schnorchelspot erwarteten uns sogenannte Nurse Sharks (Ammenhaie) und jede Menge Stachelrochen. Da wir leider keine Unterwasserkamera mehr haben, gibt es genau ein Bild von diesem grandiosen Tag.
4m Nurse Shark
Kaum waren wir unter Wasser, waren wir auch schon umzingelt von mehreren Dutzend Nurse Sharks. Diese Haie gehören zu den sogenannten Saugfressern, sie beißen also nicht zu, sondern „nuckeln“ eher. An Menschen sind sie jedoch überhaupt nicht interessiert, es bestand also keinerlei Gefahr. Dennoch blieb einem erstmal kurz die Luft weg, wenn so ein 3-4m großer Hai direkt auf einen zukam.
Und dann waren da auch noch unzählige Rochen, die flach über den Boden glitten. Wir sahen sogar zwei riesige Adlerrochen, die geradezu majestätisch im Wasser schwebten. Absolut faszinierend!
Und natürlich gab es auch sonst jede Menge bunter Fische und Korallen zu sehen, die Vielfalt schien endlos und dieser Ausflug reiht sich nahtlos in unsere bisherigen Schnorchelhighlights aus Tahiti, Australien, Galapagos und Hawaii ein.
Nur schade, dass die einzig, permanent anwesende Wasserschildkröte erst wenige Tage vor unserem Besuch von einem Motorboot erfasst und tödlich verletzt worden war. ☹
Zurück an Land in Caye Caulker schauten wir uns noch ein wenig die kleine Insel an. Und mehr Karibik geht dann wirklich nicht mehr!
Caye CaulkerHang loose
Statt Straßen gibt es dort nur Sandwege, Golfcarts statt Autos und ansonsten einfach jede Menge Palmen, Sandstrände, bunte Holzhäuser, Bars und immer wieder der Hinweis auf das Motto des Landes: Go slow!
An diesen Vibe hätten wir uns auch gewöhnen können (naja, für ein-zwei Tage maximal 😉), aber wir nahmen aus kostengründen noch am selben Tag das Wassertaxi zurück nach Belize City, wo wir eine weitere Nacht verbrachten und Moby dann erstmal einen Spa-Tag gönnten.
Moby macht Wellness
Er bekam eine Motor- und Unterbodenwäsche mit Versiegelung. Jetzt können die nächsten Salzwüsten und Strandplätze wieder kommen.
Höhlen & Maya Ruinen
Dann ließen wir die Küste erstmal hinter uns und machten uns auf den Weg ins Landesinnere. Über gut ausgebaute und wenig befahrene Straßen ging es weiter nach Belmopan, die Hauptstadt von Belize. Oder sollte man eher sagen Hauptdorf? Die „Stadt“ hat nämlich gerade mal 27.000 Einwohner und das Motto hätte hier lauten können: bitte fahren sie weiter, es gibt absolut nichts zu sehen!
Wir übernachteten mitten in der Stadt, wo am Abend die Polizei vorbeikam und sich freundlich interessiert nach unserem Wohlbefinden erkundigte. Auch hier bekamen wir wieder mehrere Daumen hoch und den Hinweis, wo die Beamten im Falle eines Falles zu finden sein würden. Aber wir sollten uns keine Gedanken machen, es sei alles sehr sicher.
Am nächsten Morgen machten wir uns dann auch schon weiter und in den nahegelegenen Nationalpark ‚St. Herman‘s Cave Blue Hole NP‘. Dort gingen wir unter die Höhlenforscher und unternahmen eine kleine Wanderung, zur namensgebenden Hermans Cave, in die man ein Stück reinlaufen konnte. Dank Stirnlampen sahen wir zumindest ein paar Stalagtiten & Stalagmiten und den Fluß, der durch das weitverzweigte Höhlensystem führt.
St. Herman’s Cave
Nach der schweißtreibenden kleinen Tour (Belize ist das ganze Jahr über heiß und schwül), war es Zeit für eine Abkühlung im „Blue Hole“ einer kleinen Inlands-Cenote die wir mal wieder ganz für uns allein – und drölfmillionen Mücken – hatten.
Mehr Green als Blue Hole
Unser nächster Stopp im Inland war der Ort San Ignacio, nahe der Grenze zu Guatemala. Der Ort selbst, hatte wie die meisten Orte des Landes, nicht viel zu bieten, außer schon wieder unglaublich nette Bewohner. Wir irrten etwas verloren durch die Stadt und fuhren falsch herum in eine Einbahnstraße. Ein Taxifahrer fasste sich daher ein Herz und winkte uns auf die Taxispur und ließ uns dort parken. Wir ließen uns von ihm den Weg zu unserem Ziel erklären, die Maya Ruine „Cahal Pech“, am Ortsrand. Der Weg führte aus dem Ort raus und steil hinauf auf einen Berg. Cahal Pech gehört zu den kleineren Maya Stätten, umso erstaunter waren wir als wir schließlich auf dem Gelände der einstigen Maya-Stadt aus dem 7. Jahrhundert standen.
Cahal Pech
Sooo klein war die gar nicht. Die verschiedenen Pyramiden und Tempel durften alle bestiegen werden, so verbrachten wir eine Stunde kletternd in dieser Anlage, inmitten üppig, tropischer Vegetation. Durch die Bäume die auf den Ruinen wachsen, erinnerte uns das ganze Setting sehr an Angkor Wat (Kambodscha).
Cahal Pech
Angefixt ging es direkt weiter zur nächsten Maya Ruine, ca. 1 Stunde außerhalb von San Ignacio und mehr oder weniger direkt an der Grenze zu Guatemala. Wir verbrachten eine Nacht an einem Flussufer, bevor es am nächsten Morgen in aller Frühe mit einer kleinen, handbetriebenen Fähre über ebendiesen Fluss ging und hinauf zur Ruine Xunantunich. Diese Maya Stätte ist eine der größten des Landes. Zentrum ist die 40m hohe Pyramide, „El Castillo“, die mit restaurierten Maya-Fresken verziert war und von der man einen Wahnsinns-Ausblick auf die Umgebung – und bis nach Guatemala – hatte.
Pyramide El Castillo in XunantunichMaya FreskenAussicht von der Pyramide
Zurück an unserem Platz am Fluß, begrüßten uns zwei Leguane, die sich auf einem Baumstamm sonnten. Einfach faszinierende Tiere, als würde man einem kleinen Dinosaurier gegenüberstehen.
Leguan im Vorgarten
Wir nutzten den Platz erstmal dazu unseren Keller aufzuräumen und die Fahrräder ein bisschen zu pflegen. Die hatten nach der langen Verschiffung und feucht-heißen Umgebung ein bisschen Flugrost angesetzt.
Nationalpark-Hopping
Am nächsten Tag wurde es dann wieder etwas actionreicher. Wir hatten eine Kajaktour durch eines der vielen Höhlensysteme in Belize gebucht. Im „Nohoch Che-en Caves Nationalpark“ wurden wir mit Helmen, Stirnlampen, Schwimmwesten und Paddeln ausgestattet und dann hieß es erstmal durch den Dschungel wandern.
Vorbei an einigen kleinen Tropfsteinhöhlen und Lianen-Schaukeln, ging es zum Startpunkt der Kajaktour.
Unterwegs zur Kajak TourWilde Schaukelei unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. 😉
Das Höhlensystem in dem wir unterwegs waren besteht aus insgesamt 9 Höhlen, durch die der Fluss Caves Branch River fließt. Fünf der Höhlen sind befahrbar und was wir dort sahen (oder im Dunkeln erahnten), war einfach nur faszinierend.
Höhlenkajaktour
Vorbei an verschiedensten Fels- und Stalagmitenformationen und unzähligen Fledermäusen, kamen wir zwischendurch auch immer mal wieder ins Freie, was ganz tolle Ausblicke bot.
In der dritten Höhle legten wir kurz an, dort durfte man schwimmen, von Felsen springen und in der Ferne sahen wir sogar Brüllaffen in den Bäumen sitzen.
🙂
Danach ging es weiter Flussabwärts, wo uns die ein oder andere kleine Stromschnelle erwartete. Die letzte riss uns dann mit und ließ uns an einem umgestürzten Baum kentern. Ein kurzer Schreckmoment, der aber glimpflich ausging. So hatten zumindest unsere Mitfahrer alle was zu lachen. 😉
Am gleichen Nachmittag noch, machten wir uns auf den Weg zum nächsten Nationalpark. Das schöne in Belize ist ja, dass die verschiedenen Ziele meist nie weiter als 1 Stunde Fahrtzeit entfernt sind.
Im „Mayflower Bocawina Nationalpark“ verbrachten wir eine Nacht umgeben von tropischen Pflanzen und Palmen und schliefen zum gejaule der Brüllaffen ein. Am nächsten Morgen ging es dann in aller Frühe los zur Wanderung, um 7 Uhr hatte es schon schwüle 26 Grad, die Wanderung war also vom ersten Moment an schweißtreibend.
Wilde Dschungelwanderung
Durch den dicht bewachsenen Palmenwald ging es erst noch gemütlich leicht hinauf, bis wir schließlich schon vor dem Ziel standen, dem Antelope Wasserfall.
Ausläufer des Antelope Wasserfall
Aber wir wollten hinauf zum Kopf des Wasserfalls, also hieß es weitere 15 Minuten lang steil hinaufklettern, was eine ziemlich rutschige Angelegenheit war. Aber zum Glück waren hier wieder überall Seile gespannt, mit denen man sich behelfen konnte.
Oben angekommen, bekam man dann Aussicht über den Dschungel und bis runter an die Küste. Highlight war jedoch der natürliche Pool, der die perfekte Erfrischung bot.
Antelope Wasserfall & Pool
Und mal wieder hatten wir diesen Ort ganz für uns allein – und natürlich tausende Mücken. Erfrischt ging es schließlich retour und dann weiter zum nächsten kleinen Wasserfall. Unterwegs begegneten uns noch zwei Viper Schlangen, die zum Glück die Flucht ergriffen, sobald wir uns näherten. Der Weg zum zweiten Wasserfall war etwas gemächlicher, auch wenn hier und da ein paar Palmwedel den Weg versperrten.
Irgendwo hier war der Weg…Ramon Wasserfall
Placencia & Hopkins
Nach der Tour hatten wir dann genug vom Schwitzen und zerstochen werden, also ging es wieder zurück an die Küste, wo zumindest immer ein bisschen Wind wehte. Wir landeten in Placencia, das so ganz anders daherkam als der Rest des Landes. Denn hier lassen sich mit Vorliebe Amerikaner und Kanadier nieder. Dadurch das man in Belize englisch spricht und die lokale Währung an den amerikanischen Dollar gekoppelt ist (1 USD = 2 Belize Dollar), ist das Land ein beliebtes Rentner-Ziel für Nordamerikaner. Und die schienen sich alle in Placenica zu tummeln. Die Häuser waren hier deutlich luxuriöser, die Vorgärten akkurater gepflegt und statt Beachcruiser standen große SUVs und/oder Golfcarts in den Einfahrten.
In den Supermärkten, die hier übrigens zu 95% von Chinesen oder Taiwanesen geführt werden, gab es jede Menge amerikanische, importierte Produkte, zu horrenden Preisen (180 Gramm Käseaufschnitt kosteten z. B. umgerechnet 6€). Das machte Belize tatsächlich zu unserem bisher teuersten Reiseland.
Der Ortskern von Plancenica war noch deutlich authentischer, hier standen wieder die üblichen Holzhäuser, hier und da mal ein nobles Hotel und auf Amerikaner ausgerichtete Restaurants, aber die Preise waren eindeutig auf amerikanische Urlauber ausgerichtet. Gerne hätten wir noch mal eine Schnorcheltour gemacht, aber es gab keinen Anbieter der weniger als 100USD dafür verlangte. Also keine weitere Schnorcheltour mehr für uns.
Placencia
Stattdessen besuchte ich hier mal wieder einen Arzt. Seit nun mehr einigen Wochen hatte ich nicht erklärbare Schmerzen in Arm und Schulter, was ich endlich mal checken lassen wollte. Hier war das unkompliziert möglich. Man braucht keinen Termin, sondern wartet einfach vor der Arztpraxis, bis man an der Reihe ist. Dr. Alexis nahm sich meiner Beschwerden an, anscheinend hatte ich mir mal wieder bei irgendeiner Aktion was verzerrt?! Er verschrieb ganz großzügig diverse Schmerzmittel und Muskelrelaxans und empfahl mir allen Ernstes, zusätzlich die schmerzende Stelle zu wärmen. Bei dauerhaft schwülen 30 Grad. Na danke! 😉 Zumindest ließen mich die Medikamente endlich mal wieder durchschlafen. Die Heilung dauert nun eben einfach so lange, wie sie dauert.
Nach einer Nacht in Placencia schauten wir uns noch den Küstenort Hopkins an, wo es viele schöne Stellplätze am Meer geben sollte. Wir fanden auch einen netten Platz, vor einer kleinen Beachbar, wo wir auf ein nach Kanada ausgewandertes deutsches Paar trafen, die auch gerade mit ihrem Camper unterwegs waren. Wir hatten einen netten Abend zusammen, aber ansonsten hat uns Hopkins nicht weiter begeistert. Auch von hier sollten Touren zum Reef 100 USD und mehr kosten, also beschlossen wir zurück nach Corozal zu fahren, an unseren ersten Stellplatz, der entspannter und vor allem kostenlos war.
Strandplatz in HopkinsStrand in HopkinsZurück in Corozal
Dort verbrachten wir noch mal 2.5 Tage und machten uns dann auf den Weg zurück nach Mexiko. Nach den stressigen und nervenaufreibenden Wochen in Mexiko, war Belize genau der richtige Ort, um wieder im Vanlife anzukommen und unsere Reiselust neu zu entfachen. Das kleine Land war für uns die perfekte Mischung aus Natur, Kultur, Sightseeing und Action. Dazu die herzlichen, aufgeschlossenen Menschen – eine perfekte Mischung. Wir können Belize nur jedem als Urlaubs- oder Reiseziel empfehlen. 🙂
Nun waren wir gespannt wie uns Mexiko wieder empfangen würde und wie lange wir diesmal bleiben dürfen.
Dazu dann demnächst mehr. 🙂
Übrigens: Wenn du uns auf unserer Reise unterstützen möchtest, freuen wir über einen Beitrag in unsere Diesel-Kasse. Das geht ganz einfach mit diesem PayPal Link.
Wie wir bereits in unseren vorherigen Berichten aus Mexiko angedeutet haben, lief bei unserer zweiten Verschiffung auf dieser Reise vieles leider anders als geplant und wir haben eine ziemlich anstrengende Zeit hinter uns. Wir haben den ganzen Prozess hier sehr detailliert niedergeschrieben, für Viele ist das sicher nicht allzu spannend zu lesen, aber für uns war es wichtig es genauso festzuhalten.
Das Darian Gap
So schön es auch ist die Panamericana zu bereisen, der größte Nachteil ist eindeutig, dass es zwischen Süd- und Zentralamerika leider keine Möglichkeit gibt, die Kontinente auf dem Landweg zu wechseln. Denn dazwischen liegt das berühmt berüchtigte Darian-Gap. Zwar besteht hier eine Landverbindung, allerdings haben hier nach wie vor die Drogenmafia und Rebellen das Sagen. Auch gibt es keine befahrbaren Straßen, sondern nur Pfade durch mehr oder weniger undurchdringlichen Dschungel. Jahr für Jahr machen sich hier tausende verzweifelte Flüchtlinge, die sich in Zentral- oder Nordamerika ein besseres Leben erhoffen, auf den Fußmarsch, den viele nicht überleben.
Das Darian Gap
Für Reisende und Overlander heißt es daher: Fahrzeuge müssen verschifft oder mit dem Flugzeug nach Panama oder ein anderes Land des Kontinents gebracht werden. Für Motorräder ist die Flugoption tatsächlich noch erschwinglich, für Van- oder Wohnmobilfahrer natürlich nicht. Daher stand auch für uns ab Kolumbien die nächste Verschiffung an. Da wir Panama, Nicaragua und Costa Rica bereits auf unserer ersten Weltreise bereist haben und die Grenzen rund um Nicaragua auch zu den kompliziertesten des Kontinents gehören, wollten wir uns diese drei Länder ersparen und entschieden uns für eine Verschiffung direkt nach Mexiko. Die übrigen zentralamerikanischen Länder unterhalb, werden wir dann von dort aus bereisen.
Der Preis war übrigens mehr oder weniger der Gleiche, auch wenn Panama natürlich nur einen Katzensprung von Kolumbien entfernt liegt und die Verschiffung gerade mal 2 Tage dauert. Dennoch wird die Situation mit dem Darian Gap hier schamlos ausgenutzt und für Verschiffungen und Warentransport hier ordentlich abkassiert. Pro m³ Fahrzeug, fallen hier im Durchschnitt ca. 110 USD an.
Die Verschiffung nach Veracruz, am Golf von Mexiko, sollte auch nur 6 Tage dauern und war daher, verglichen mit der langen Überfahrt von Hamburg nach Montevideo auch nur ein Katzensprung für unseren Moby Dick. Soweit die Theorie!
Was wir allerdings bei dieser Verschiffung erlebt haben, lässt sich vermutlich mit einem bekannten Fußballerzitat am besten zusammenfassen:
Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu.
Jürgen Wegmann
Aber von Anfang an:
1. Akt:
Vorbereitung & Verladung in Kolumbien
In Kolumbien begann noch alles recht entspannt. Wir zogen am 29. September in ein kleines AirBnB Apartment und bereiteten dort alles für die Verschiffung vor. Denn der Van musste weitestgehend leer sein. Lebensmittel, Getränke, Medikamente, Neuwaren, Bargeld, Wertsachen – nichts davon durfte im Fahrzeug verbleiben. Selbst Gewürze und trockene Lebensmittel wie Nudeln, Reis und Co. mussten raus. Gasflasche und Dieseltank mussten ebenfalls möglichst leer sein.
Außerdem sollte das Auto sowohl von außen als auch von Innen gereinigt sein. Also drehten wir alles mal wieder auf links, leerten alle Schränke, legten einen Waschmarathon hin und schließlich brachte Christian den Van am 2. Oktober morgens zum Hafengelände. Ich durfte leider nicht mit, da es immer nur dem Fahrzeughalter erlaubt ist, das Hafengelände zu betreten. ☹
Bye-bye Moby. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nahmen wir Abschied in Cartagena.
Dort erfolgte zunächst die offizielle Ausreise, unser TIP (Temporary Import Permit), den man in jedem Land bei der Einreise mit dem eigenen Fahrzeug erhält, wurde als ungültig gestempelt. Der Van musste von da an am Hafen verbleiben und eigentlich wäre dann für diesen Tag erstmal alles erledigt gewesen.
Eigentlich!
Doch dann fiel jemandem ein dämlicher Formfehler auf einem der hafeninternen Dokumente auf. Unsere Agentin vor Ort, hatte eine falsche Zahl übermittelt und damit ließen die Beamten Christian das Hafengelände nicht verlassen. Erst müsse das Formular geändert werden, bevor Christian den Van alleine lassen dürfe. Sowas sollte ja eigentlich kein Problem sein. Wie gesagt, eigentlich! Aus irgendeinem Grund dauerte es aber fast 5 Stunden, bis sich jemand befugt fühlte, das Formular händisch (!) abzuändern. Christian saß während dieser Zeit in langer Kleidung (Vorschrift!) in der brütenden, schwülen Hitze Cartagenas, ohne die Möglichkeit was essen zu können. Immerhin bot man ihm etwas Wasser an. Erst gegen 17 Uhr durfte er dann endlich das Hafengelände verlassen. Das fing ja gut an.
Moby am Hafen
Am nächsten Tag erfolgte dann um 9:30 Uhr die Drogeninspektion – denn natürlich ist jeder Hafen in Kolumbien ein potentieller Umschlagplatz für Drogen. Zwei freundliche Beamte schauten in alle Fächer, ein Drogenhund schnüffelte sich kurz durch unser kleines Zuhause und dann war die Sache auch schon erledigt.
Bereit für die DrogeninspektionIsrael & Tamar waren auch bereit
Direkt im Anschluss, erfolgte die Verladung in den Container. Diesmal waren wir nicht allein im Container, wir hatten tatsächlich einen Containerbuddy gefunden, in Form des Land Cruisers von Tamar und Israel – ein unglaublich herzliches und sympathisches Rentnerpaar aus Israel, die ihren Rechtslenker (!) ebenfalls nach Mexiko bringen wollten, da alle Länder südlich von Mexiko es nicht erlauben mit einem Rechtslenker einzureisen.
Der LandCruiser würde uns auch gefallen. 🙂
Während die Beiden ihren Landy schon mal in den Blechkasten verfrachteten, demontierte Christian, wie schon bei der ersten Verschiffung, wieder unsere beiden Dachhauben und ließ Luft aus den Hinterreifen ab. Dann passte Moby auch diesmal wieder um Haaresbreite in den Container.
Meister LuftpumpeDer Landy wartete schonOb das passt?Hm…Knapp, aber geht!Sehr knapp!Sitzt!Die Fahrzeuge sind im Kasten!
Allerdings stellten die Hafenmitarbeiter dann fest, dass sie vorm ersten Fahrzeug zu viel Platz gelassen hatten, die Türen des Containers schlossen nicht. Also ging alles noch mal retour und beim zweiten Anlauf klappte es dann. Beide Fahrzeuge wurden mit Holzkeilen und Spanngurten befestigt, der Container verschlossen und verplombt und damit war gegen 12 Uhr mittags schon alles erledigt.
Abends trafen wir uns mit Israel und Tamar in der schönen Altstadt von Cartagena und stießen auf die erfolgreiche Verladung an und hofften, dass der Rest der Verschiffung auch so reibungslos laufen würde. Haha, little did we know…
Da waren wir noch guter Dinge!
Am 6. Oktober wurde der Container pünktlich auf das Schiff verladen und wir machten uns mit dem Flieger auf nach Mexico City.
2. Akt
Überraschungen, Verspätungen & Warten in Mexiko
Von dort verfolgten wir online den Trackingstatus des Schiffs. Eines Morgens stellte Christian dann aber fest, dass der Zielhafen nicht mehr Veracruz, sondern Houston (USA) war. Während ich das noch für ein Missverständnis hielt und mir keine Gedanken machte, wurde Christian direkt nervös und kontaktierte unsere Agenten. Die bestätigten: ja, das Schiff mit unserem Container wurde umgeroutet und würde nicht mehr nach Veracruz fahren. Die Container mit dem Bestimmungsort Veracruz, wurden in Jamaica abgeladen und warten dort auf das nächste Schiff, dass dann nach Veracruz fährt.
Wir konnten es nicht glauben. Da machte Moby einfach ohne uns Urlaub in Jamaica. Der Schlingel! 😉
Ganz so lustig war die Sache dann aber doch nicht. Denn, dass nächste Schiff sollte erst eine Woche später in Jamaica anlanden. Also hatten wir schon jetzt eine Woche Verspätung und der neue Ankunftstermin war der 19.10. (statt ursprünglich 12.10.) Ärgerlich, aber erstmal noch kein Grund zur Panik. Mexico City gefiel uns ohnehin so gut, dass wir unseren Aufenthalt direkt ein paar Tage verlängerten.
Am 19. Oktober machten wir uns dann auf den Weg nach Veracruz. Da wussten wir aber schon, dass das neue Schiff ein paar Tage Verspätung haben würde. Der neue Ankunftstermin war Montag, der 23. Oktober. Immer noch OK, aber dann doch schon etwas knapp, für die Pläne die wir zu dem Zeitpunkt hatten. Wollten wir doch für den ‚Dia de los Muertos‘ in Oaxaca sein, zwei Fahrtage von Veracruz entfernt.
Unser Agent in Veracruz, Pepe, informierte uns dann auch über den bevorstehenden Prozess, der mindestens 5 Arbeitstage benötigen würde. An den Wochenenden passierte hier nichts, Samstag und Sonntag arbeitet zwar der Hafen, aber nicht der mexikanische Zoll. Also hofften wir, dass es bei dem Ankunftstermin am 23.10. bleiben würde. Mit etwas Glück könnten wir dann am 27.10. unseren Van zurückhaben und uns auf den Weg nach Oaxaca machen.
Wie gesagt, erst kein Glück und dann kam Pech hinzu… Wir konnten online verfolgen, dass das Schiff bereits vor der Küste von Veracruz lag, aber aus irgendeinem Grund, lag es einfach da, bewegungslos. Scheinbar bekam die Reederei keine Anlandegenehmigung in Veracruz. Genau sagen, konnte uns das aber keiner. Die Tage vergingen, das Schiff bewegte sich nicht, wir wurden immer ungeduldiger und frustrierter…
Am Freitag, den 27. Oktober war es dann endlich soweit. Das Schiff hatte in der Nacht zuvor anlegen können und wir bekamen die Papiere, welche für die nächsten Schritte notwendig waren. Allerdings kamen die Papiere erst am frühen Nachmittag, die Bank, auf die wir als nächstes mussten, hatte zu dem Zeitpunkt schon geschlossen. Also hieß es auf Montag warten.
Am Montag, den 30. Oktober ging es dann zur Banjercito Bank, welche die Einreiseformulare (TIP) für den Van genehmigte. Eigentlich eine gute Nachricht, nun hätte es weiter gehen können.
Eigentlich!
Nun gab es aber eine Sturmwarnung. Aktuell war Winter in Mexiko, wir hatten dennoch bisher täglich über 30 Grad schwüle Hitze gehabt, aber nun kam eine „Kaltfront“ mit starken Winden. Das bedeutete, dass der Hafen den Betrieb einstellte. Die Verladung vom Container war nicht möglich. Unser Container musste für die Entladung der Fahrzeuge, nämlich an einen anderen Teil des Hafens transportiert werden, das war bei Windböen von bis zu 70km/h schlicht nicht möglich. Verständlich, aber dennoch frustrierend für uns. Statt wie angekündigt zwei Tage, hielt die Kaltfront fast die ganze Woche an.
3. Akt
Die Ankunft, die Zollinspektion & jede Menge Probleme
Am Freitag, den 3. November ließen die Winde nach und wir konnten ENDLICH den Container zu dem Ort bringen lassen, an dem wir ihn öffnen konnten. Das beste Vorab-Geburtstagsgeschenk für mich.
Für Christian und Israel ging es also mit unserem Agenten zum Hafen, wo der Moment der Wahrheit kam, der Container öffnete sich und alles sah aus, wie bei der Verschließung in Cartagena. Beide Fahrzeuge hatten die lange Reise scheinbar unbeschadet überstanden. Hurra!
Die Freude war groß, bis Christian den Zündschlüssel umdrehte. Der Van muckte nicht. Die Batterie war auch hier wieder während der Überfahrt abgeklemmt gewesen, trotzdem schien sie leer zu sein. Erstmal nicht ungewöhnlich, nach fünf langen Wochen Stehzeit. Also zogen wir den Van „manuell“ raus und stellten ihn erstmal in die Halle, wo er ohnehin verbleiben musste, bis wir den Termin für die Zoll- und Drogeninspektion bekommen würden. Das war nämlich der nächste Schritt. Während der Agent dafür alle Papiere vorbereitete, versuchten Christian und Israel den Van zu überbrücken und zum Laufen zu bringen. Doch scheinbar war die Batterie tiefenentladen, mehr als ein Stottern war nicht zu erreichen. Die Hafen-Mechaniker (die sich auf dem Gelände um die Reparatur der Stapler, etc. kümmern), brachten ein Ladegerät, mit dem Christian weiter versuchte die Batterie wiederzubeleben. Aber bis Christian das Gelände wieder verlassen musste, blieb nicht genug Zeit die Batterie vollzuladen. Aber wir sahen es (noch) entspannt, wir hatten ja noch ein paar Tage Zeit, bis wir den Termin vom Zoll bekommen würden.
Willkommen im Mexiko!
Erleichtert den Van schon mal auf sicherem Boden zu wissen, verbrachten wir ein weiteres Wochenende in Veracruz.
Die Fehlersuche
Am Montag, den 6. November ging es dann weiter. Christian bekam eine Sondergenehmigung, um das Hafengeländer erneut betreten zu dürfen. Während er sich im Inneren um die ein oder andere Kleinigkeit kümmerte, hing das Ladegerät weiter an der Batterie. Aber auch nach mehreren Stunden des Ladens, sprang Moby nicht an. Er stotterte immer nur kurz. Ob doch noch etwas anderes defekt war?
Parallel suchte ich von unserem Apartment aus das Internet nach Lösungsmöglichkeiten ab und stieß auf den Crashsensor den unser Van verbaut hat. Dieser löst im Falle eines Unfalls oder hefigen Aufpralls aus, um u. a. die Dieselzufuhr abzusperren und legt so das Auto lahm. Tatsächlich hatte der Knopf für den Sensor auch ausgelöst. Es musste also mindestens einmal ganz schön gerumpelt haben, bei den vielen Container-Verladungen. Das bloße Wiederreindrücken des Knopfes brachte aber leider nichts. Es musste also noch was anderes im Argen liegen…
Mithilfe unseres kompetenten „BIM-Mechaniker-Team“ (Basti, Ingo und Markus – DANKE Jungs!) in Deutschland, versuchte Christian nun zwei Tage lang die Ursache für unser Problem zu finden. Anlasser, Wegfahrsperre, übersprungene Riemen, alles konnte nach und nach ausgeschlossen werden. Christian schraubte schließlich die Batterie auf und sah, dass sie komplett trockengelaufen war. Vielleicht hatte sie einfach das zeitliche gesegnet nach 5 Jahren?
Die Zollinspektion
Am Dienstag den 7. November fand dann aber erstmal die langerwartete Zoll- und Drogeninspektion statt. Wir hatten vorab schon gehört, dass diese hier besonders streng ist, daher musste der Van ja auch komplett leer sein. Es tauchten schließlich drei Beamtinnen und ein junger, nervöser Drogenspührhund auf. Laut Christian, waren die drei Damen absolut unfreundlich und respektlos und behandelten ihn vom ersten Moment an wie einen Schwerverbrecher. Er durfte sich nicht mal dem Van nähern.
Seine Bitte an die Beamtinnen, beim Betreten des Vans aufzupassen und sich die dreckig, nassen Stiefel abzuwischen, reagierten sie gar nicht. Auch der Hund wurde nass ins Auto gelassen und sprang an allen Möbeln hoch, zerkratzte diese dabei mit seinen Krallen und sprang schließlich auch aufs Bett, was danach auch entsprechend aussah. Das ließ sich waschen, die Kratzer bleiben uns leider erhalten.
Auch von außen sprang der Hund ständig am Auto auf und ab und verursachte dabei dutzende, teilweise tiefe Kratzer im Lack. Die Damen interessierte das nicht, sie ließen den Hund gewähren. Es kam nicht mal ein Wort der Entschuldigung, stattdessen wurde Christian befragt, ob er raucht und Drogen nimmt, oder wo er sie versteckt hätte. Wow! Natürlich gab es nichts zu finden und zu beanstanden. Ohne ein weiteres Wort, zogen die drei Beamtinnen von Dannen. Das Ergebnis ihrer „Untersuchung“ würden sie nur unserem Agenten mitteilen, was ein-zwei Tage dauern würde.
Wir haben uns im Nachhinein offiziell bei der Zollbehörde beschwert und um Schadenersatz gebeten, oder zumindest die Übernahme für die Lackaufbereitung. Zurück kam die Antwort, dass Christian ja bei der Inspektion dabei gewesen wäre und nicht eingegriffen hätte (er durfte sich während des Prozesses nicht dem Van nähern und auch keine Fotos machen) und die Kratzer definitiv nicht vom Hund sein könnten. Die Beamtinnen bestreiten zudem, dass der Hund am Auto hochgesprungen sei. Der blanke Hohn!
So sah unser Zuhause nach der Zollinspektion ausKratzer überallKratzer überallNoch mehr Kratzer
Tatsächlich bekamen wir einen Tag nach der Inspektion (am Nachmittag des 8. November) schon die Freigabe und hätten das Hafengelände damit theoretisch verlassen dürfen. Aber, es braucht dann noch mal einen ganzen Arbeitstag, um die Rechnungen für den Hafen zu bezahlen und der Van lief ja nicht.
Die Fehlersuche geht weiter
Nachdem Christian die Spuren der Inspektion einigermaßen beseitigt hatte, widmete er sich weiter der Fehlersuche. Die Batterie ließ sich auch mit destilliertem Wasser nicht wiederbeleben, also beschlossen wir, Moby eine Neue zu spendieren.
Am Mittwoch, den 8. November bekam Christian also erneut die Genehmigung das Hafengelände zu betreten und unser Agent, half beim Reinschmuggeln der neuen Batterie. Dinge auf das Hafengelände einzuführen, ist nämlich eigentlich streng verboten. Wir hofften wirklich, dass dies die Lösung sein würde, aber es blieb dabei, der Van sprang nicht an. Uns gingen die Ideen und das Fachwissen aus, wir mussten in eine Werkstatt. Also beantragten wir einen Abschlepper, um aus dem Hafen rauszukommen. Aber auch das war leider nicht so einfach. Es musste erneut ein Antrag beim Zoll gestellt werden und unser Agent bereitete uns schon darauf vor, dass es einige Tage dauern könnte, bis die Genehmigung erteilt werden würde. Warum ist unklar, da es ohnehin nur einen Abschlepper in ganz Veracruz gibt, der das Hafengelände befahren darf. Dieser hatte auch Zeit für uns, aber eben keine Genehmigung…. *aaarrrgh*
Parallel suchten wir einen Mechaniker in Veracruz und fanden über iOverlander Eduardo, der selbst schon weit gereist ist und daher sogar englisch sprach. Wir kontaktieren ihn via WhatsApp und er zögerte keine Sekunde und sagte sofort zu, sich um den Van zu kümmern. Egal wann, wir sollten ihn einfach vorbeibringen. Leichter gesagt als getan in Veracruz.
Nun wollten wir aber nicht noch mehr Zeit verlieren und baten unseren Agenten daher zu prüfen, ob es möglich sei, einen Mechaniker mit aufs Gelände zu bringen, während wir auf die Abschlepper-Genehmigung warteten. War es, aber natürlich nur mit erneuter Genehmigung und viel Papierkram…
Am Freitag, den 10. November bekamen wir die Erlaubnis. Eduardo und einer seiner Mitarbeiter ließen in der Werkstatt alles stehen und liegen und nahmen sich 2 Stunden Zeit für uns. Sie fanden auch die Ursache für Mobys Problem: die Lichtmaschine war fest und blockierte dadurch den Motor. Warum, wieso, weshalb, konnte man aber vor Ort nicht feststellen, denn dafür musste das Teil ausgebaut werden, was natürlich in der Halle am Hafen nicht möglich war. Wir brauchten also weiter den Abschlepper. Aber bis Freitagabend bekamen wir keine Genehmigung. Der Zoll ließ uns wissen: ihr seid nicht die einzigen die Warten, ihr müsst eben Geduld haben.
Geduld? Ich? Nö! Wir hatten bis dahin ja auch eindeutig schon genug Geduld aufgebracht.
Die rettende Idee?!
Während wir einige Tage vorher noch über die Batterie nachgedacht hatten, hatte ich vorgeschlagen, dass wir uns doch einfach mit unserer Wohnraum-Batterie selbst überbrücken könnten. Christian meinte das wäre nicht möglich, aber über Nacht kam ihm wohl die Erleuchtung – klar war das möglich. Wenn wir die Batterien miteinander verbinden würden, könnten wir den Van ohne Lichtmaschine fahren, da die hintere Batterie die Starterbatterie speisen würde. Im Baumarkt fanden wir die passenden Komponenten, die wir brauchten, um den Plan umzusetzen und so malträtierten wir am Samstagmorgen (11. November) erneut unseren Agenten, um Christian eine Zutrittsgenehmigung zum Hafen zu beschaffen, damit er den Van endlich rausholen könnte.
Pepe war inzwischen schon ziemlich genervt von uns und unseren Problemen und Sonderwünschen, außerdem glaubte er nicht so recht, dass unser Plan funktionieren würde. Wir bohrten so lange nach, bis er sich doch am Hafen erkundigte. Dann bekamen wir aber zwei Hiobsbotschaften: 1. Wir bekamen die Zutrittsgenehmigung erst für Montagmorgen 2. Mit der Beantragung eines Abschleppers, war die Zoll-Ausfahrtsgenehmigung für unseren Van erloschen. Diese müsste erneut beantragt werden.
Wie kompliziert und umständlich kann es eigentlich sein? Es war einfach nur zum Verzweifeln. Christian lief wie ein gefangener Tiger in unserer Wohnung auf und ab. Wir hatten die Lösung, und wurden einfach nicht rangelassen. Mit jedem Tag, den der Van auf dem Hafengelände stand, entstanden auch weitere Kosten. Es war so, so frustrierend und zermürbend.
Wir sammelten uns, akzeptierten was nicht zu ändern war und beschlossen dann eben für Montagmorgen alles vorzubereiten. In Pepes Büro wurden alle Unterlagen fertiggemacht und der Plan besprochen. Pepe warnte uns noch mal eindringlich: wenn irgendwas schief gehen würde und der Van bei der Ausfahrt auf dem Hafengelände liegenbleiben würde, drohten hohe Geldstrafen und zudem würde der Zoll uns wahrscheinlich das Auto blockieren. Wir sollten uns die Sache also gut überlegen (hatten wir!).
Zudem präsentierte uns Pepe dann die Rechnung vom Hafen. Und da fielen uns fast die Augen aus dem Kopf. Was man uns nämlich nicht gesagt hatte, war, dass jede Zutrittsgenehmigung für Christian Geld kostete. Und zwar nicht wenig. Pro Tag wurden uns fast 150€ in Rechnung gestellt. Natürlich auch für die beiden Mechaniker und auch die Hilfe der Jungs aus der Hafenwerkstatt, war kein reiner Liebesdienst gewesen. Dazu eine „Parkgebühr“ für den Van, von 40€ pro Tag. Pepe wollte natürlich auch mehr Geld (verständlich)… Und dass wir seit nun mehr 6 Wochen in Apartments wohnen mussten, statt kostenlos zu campen, darf man ja auch nicht vergessen. Die ganze Sache riss also nicht nur ein Loch in unser Nervenkostüm und Gemüt, sondern auch in unser Reisebudget. Aber so war es nun mal.
Die Ausfahrt aus dem Hafen
Am Montag den 13.11. war es dann endlich soweit. Eigentlich hätte ab hier alles einigermaßen klappen können.
Genau, eigentlich!
Am Eingang zum Hafen wollte man Christian nicht durchlassen. Angeblich hatte er die falschen Hosen an. Bitte was? Er trug die gleichen Sachen, die er schon in der vergangenen Woche tagtäglich getragen hatte. Es war aber ein neues Team vor Ort und die ließen die Wanderhose nicht durchgehen, vermutlich weil sie aus einem Mischgewebe war, erklären konnte es aber keiner. Christian, der sowieso schon ziemlich angespannt war, wäre fast aus der Haut gefahren. Zum Glück hatte unser Agent eine Jeans im Auto (und zum Glück sind Mexikaner im Durchschnitt ja auch nicht so groß). Die Jeans saß ziemlich spack, aber damit kam Christian dann durch die Eingangsschleuse und konnte endlich am Van loslegen. In wenigen Minuten hatte er alles vorbereitet und getestet und es hätte eigentlich losgehen können.
Eigentlich!
Wiederum gab es Papierkram zu erledigen, um überhaupt aus der Halle rausfahren zu dürfen. Cesar, unser Agent vor Ort, marschierte also los und kam nach 30 Minuten kopfschüttelnd zurück. Einer der Beamten wollte die notwendige Unterschrift nicht erteilen, denn im Container waren ja zwei Autos, und die müssten auch gemeinsam aus der Halle und dem Hafen rausfahren. Unsere beiden Israelis hatten nämlich auch schwere Probleme und hatten bisher nicht mal die Genehmigung erhalten, den Land Cruiser offiziell nach Mexiko einzuführen. Es dauerte erneut eine Stunde, bis Cesar den Mitarbeiter mit neuen Papieren überzeugen konnte und wir die fehlende Unterschrift erhielten.
So sah die Lösung unseres Problems aus: ein Spannungswandler & ein Ladegerät, dass die vordere Batterie mit Saft aus der hinteren Batterie versorgt.
Dann ging es los, raus aus der Halle und auf eine festgelegte Route, die alle Fahrzeuge nehmen müssen, die das Gelände verlassen wollen. Christian reihte sich in die LKW Schlange ein und wartete. Beim Warten schaltete er den Motor aus, um die Batterie zu schonen. Im Stop-and-Go Verfahren ging es Stück für Stück voran, bis zu einem riesigen Durchfahrts-Scanner.
Dann folgte ein Zoll-Checkpoint, wo die Ausfahrtspapiere geprüft wurden. Ähnlich wie an einer Mautstation, kam eine Hand aus einem kleinen Kabuff. Christian reichte die Papiere rein und wartete… ca. 15 Minuten. Die anonyme Hand gab die Papiere kommentarlos zurück und die Schranke öffnete sich.
Es folgte ein weiterer Checkpoint, ebenfalls vom Zoll. Eine Dame nahm erneut die Papiere entgegen, das Fenster schloss sich und Christian wartete… diesmal dauerte es noch länger. Hinter ihm hatte sich eine hupende LKW-Schlange gebildet, die nach und nach aufgaben und eine andere Ausfahrtspur wählten. Alle LKWs waren innerhalb weniger Sekunden durch den Checkpoint. Nur Christian wartete weiter. Die Putzfrau kam vorbei, säuberte Schranke und Fahrspur… nichts passierte.
Nach ca. 30 Minuten kam die Mitarbeiterin aus dem kleinen Kabuff raus und ließ Christian wissen, dass er sich erstmal keine Sorgen machen soll. Sie wartet noch auf eine fehlende Bestätigung vom letzten Checkpoint, wo ja vermeintlich alles in Ordnung gewesen war. 15 Minuten später stellte sich aber raus, dass eine Freigabe vom vorherigen Checkpoint fehlte. Christian müsse zurückfahren – auf einer von LKW befahrenen Einbahnstraße, wo dutzende Schilder stehen, die besagen, dass man auf keinen Fall rückwärtsfahren darf. Aber die Dame versicherte ihm, dass das er einzig richtige Weg sei. Also ging es im Schritttempo langsam zurück zum 500m entfernten vorherigen Checkpoint.
Dort stieg Christian todesmutig und gegen alle Regeln aus und klopfte an einer der Buden. Der Mitarbeiter ließ sich die Situation erklären und verschwand wieder in seiner Bude, um es zu regeln. Nach 10 Minuten tauchte er wieder auf und bat um noch ein bisschen Geduld. Irgendjemand hatte vergessen eine notwendige E-Mail zu senden, sobald das erledigt sei, könne Christian wieder vorfahren.
Wie kompliziert kann man es sich eigentlich machen? Christian saß auf glühenden Kohlen, den Van hatte er bis dahin schon mindestens 20 mal neu starten müssen, so ganz sicher wie lange unsere Ladekonstruktion halten würde waren wir uns ja nicht. Der reinste Nervenkrieg.
Nach weiteren fünf Minuten bekam Christian aber das GO und konnte erneut zum letzten Checkpoint vorfahren. Dort wurde dann erneut alles geprüft, aber diesmal dauerte es nur wenige Sekunden und er konnte raus in die Freiheit. Nach insgesamt 5 Stunden hatten er und Moby das Hafengelände endlich verlassen.
Halleluja!
Aber ganz ausgestanden war es noch nicht. Vor dem Hafengelände hatten wir uns mit einem Abschlepper verabredet, der Moby zur Werkstatt von Eduardo bringen sollte. Diese war nämlich einige Kilometer entfernt und wir wollten nicht riskieren im Stadtverkehr von Veracruz liegenzubleiben. Ohne Lichtmaschine funktionierte nämlich auch die Servolenkung nicht, was die Fahrt im 3,5 Tonnen Fahrzeug dann schon zu einem Risiko macht. Dort wo Christian auf den Abschlepper wartete, wurde er nach 5 Minuten von einem Hafenarbeiter weggeschickt, angeblich durfte man dort nicht halten, obwohl hinter dem Van dutzende LKWs parkten. Der Hafen machte uns das Leben weiter schwer.
Etwas weiter fand er schließlich einen geeigneten Platz, wo der Abschlepper nach 30 Minuten ebenfalls eintraf, und unseren Moby Huckepack nahm.
Ein Bild das wir niemals haben wollten.
So kam Moby am Montagnachmittag endlich bei Eduardo an, der sich gleich am Dienstagmorgen dran machte, dem Problem auf den Grund zu gehen. Die Lichtmaschine wurde ausgebaut und auseinandergenommen. Anhand des Gehäuses sah man, dass die Salzwüsten von Südamerika ihre Spuren hinterlassen hatten. Aber vor allem das Innere der LiMa hatte gelitten, vermutlich hatten die schweren Erschütterungen während der Verladungen ihr Übriges dazu getan, dass hier einiges blockiert und fest war. Diverse Teile mussten ausgetauscht werden, in Europa hätte vermutlich jeder Mechaniker sich gar nicht erst die Mühe gemacht, das Ding aufzuschrauben. Wir fragten beim FIAT Händler nach dem passenden Ersatzteil. Die wollten allen Ernstes 1.900€ für eine neue Lichtmaschine haben – die gleiche kostet in Deutschland gerade mal 220€. Ein Austausch kam also nicht in Frage und so machte sich Eduardo auf die Suche nach einem LiMa-Spezialisten.
Er fand auch einen und dieser nahm sich der Sache an, zerlegte das gute Stück in seine Einzelteile, säuberte was zu retten war und ersetzte was ersetzt werden musste und baute uns schließlich aus zwei LiMas eine Neue für uns zusammen. Parallel bestellten wir eine neue LiMa aus Europa, die wir uns nun vorsorglich mal ins Auto legen werden. Wer weiß wie lange so eine gebastelte LiMa hält.
Moby in der Werkstatt
Am Donnerstag den 16.11. konnten wir dann ENDLICH unseren fahrenden Van in Empfang nehmen. Eduardo ist für uns der Held von Mexiko.
Held von Mexiko 😉
So ein unglaublich hilfsbereiter und herzlicher Mensch, der nichts unversucht gelassen hat, uns schnell und unkompliziert zu helfen. Wir könnten nicht dankbarer sein! Damit hier kein falsches Bild entsteht: alle Mexikaner die wir bisher getroffen haben waren total nett und hilfsbereit. Nur mit den Beamten des Zolls und der einen Migrationsbeamtin, hatten wir scheinbar kein Glück gehabt.
Wir machten uns gleich daran den Van wieder zu unserem Zuhause zu machen. Die Vorräte wurden aufgefüllt, die Gasflasche betankt, guten Diesel gab’s hier auch wieder und nach einer letzten Nacht in Veracruz, begaben wir uns am Freitag den 17.11. endlich wieder auf die Reise.
Wir sind durch!
Statt 6 Tagen, hat diese Verschiffung für uns also nun knapp 6 Wochen gedauert. Das dabei so viel schief gehen würde, hätten wir uns im Traum nicht denken können. Normalerweise ist die Verschiffung per Container die sicherste und pünktlichste Art auf dieser Strecke zu verschiffen, wir hatten einfach riesiges Pech mit der ganzen Sache. Eine platte Batterie und eine defekte Lichtmaschine wäre überall sonst kein großes Problem gewesen, aber mit den Zutrittbeschränkungen und strengen Vorschriften am Hafen war dies der absolute Supergau für uns.
Besonders die vier Wochen in Veracruz waren der reinste Nervenkrieg und der absolute Tiefpunkt unserer Reise. Die ganze Sache hat uns viel Kraft gekostet – und noch mehr Geld. Was uns am meisten frustriert hat, war so machtlos und abhängig zu sein und die unglaubliche Bürokratie, die sich rund um den Hafen bildete und uns einen Stein nach dem anderen in den Weg legte.
Erleichtert und glücklich wieder in unserem Zuhause zu sein, ging die Reise nun endlich weiter. Aber so ganz befreit waren wir immer noch nicht, denn wir hatten noch ein weiteres Problem zu lösen:
Bei der Einreise in Mexico City, hatte uns eine mürrische Migrationsbeamtin nur 37 Tage Aufenthalt in Mexiko gewährt. Dabei kann man als Deutscher bis zu 180 Tage visumsfrei in Mexiko bleiben. Die Dame ließ aber nicht mit sich reden und die Migrationsbüros in Mexico City und Veracruz bestätigten uns, dass es keinen Prozess gäbe, den Aufenthaltsstatus zu verlängern. Wir müssten auf dem Landweg aus Mexiko aus- und wieder einreisen. Unsere Aufenthaltsgenehmigung war bereits seit dem 13.11. abgelaufen und um keinen weiteren Ärger zu riskieren, machten wir uns nun also auf direktem Weg zur 15 Stunden entfernten Grenze nach Belize, in der Hoffnung da doch noch jemanden bequatschen zu können…
Aber dazu dann demnächst mehr…
Wer bis es bis hier hin geschafft hat: danke für’s lesen. Der nächste Bericht wird wieder spannender, versprochen.
Übrigens: Wenn du uns auf unserer Reise unterstützen möchtest, freuen wir über einen Beitrag in unsere Diesel-Kasse. Das geht ganz einfach mit diesem PayPal Link.
Unser zweiter Stopp in Mexiko war die Küsten- und Hafenstadt Veracruz, wo unser Van planmäßig am 12. Oktober ankommen sollte. Das sich dies um mindestens eine Woche verzögern würde, wussten wir schon, nachdem unser Container außerplanmäßig in Jamaica abgeladen und auf ein anderes Schiff verladen worden war. Dazu kamen dann noch mal weitere, teils unerklärliche, aber auch mechanische und vor allem bürokratische Verzögerungen, die uns den letzten Nerv kosteten und auf die wir noch mal gesondert eingehen werden.
Jedenfalls verbrachten wir letztendlich 4 lange Wochen in dieser Stadt am Meer. Und ehrlich gesagt, hätte es, um die „Sehenswürdigkeiten“ zu entdecken, nicht mehr als zwei Tage gebraucht. Aber was will man machen…
Am 19. Oktober bezogen wir auch hier wieder ein kleines AirBnB Apartment, welches nur 2 Blocks vom Strand entfernt lag. Dies war zwar kein karibischer Traumstrand aus dem Bilderbuch, aber immerhin ein Strand – mit Blick auf Tankschiffe.
Unser Hausstrand
Bis in die kleine Altstadt von Veracruz waren es knapp 20 Minuten zu Fuß. Dort spielt sich alles rund um den kleinen Hauptplatz, der auch hier Zocalo genannt wird, ab.
Zocala in Veracruz
Da der ‚Dia de los Muertos‘ nicht mehr fern war, standen schon die ersten Deko-Totenköpfe parat. Aber auch außerhalb dieses Feiertages, finden dort das ganze Jahr über, an den Wochenenden Folklore Tanzshows und Konzerte statt.
Einstimmung auf den Dia de los MuertosMexikanische Folklore
Das war es dann auch schon mit Sehenswürdigkeiten. Der Rest der Altstadt bestand aus mehr oder weniger zerfallenen alten Gebäuden, die sicherlich mal ihren Charme hatten, inzwischen aber eher vernachlässigt wirkten.
Die Hütte hat wohl schon besser Zeiten gesehen
Entlang des Malecón, also der Strandpromenade, spielte sich allabendlich, wenn die Sonne untergegangen war und die Temperaturen langsam erträglich wurden, das Leben ab. Vorbei an Souvenirbuden und Straßenverkäufern, ging es hier entlang des RoRo Hafens, bis zu „unserer“ Strandbucht und von dort immer weiter von Bucht zu Bucht, die hier allerdings tagsüber alle vollgestellt sind mit Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen, die einem alle 2 Sekunden freundlich, aber aufdringlich angeboten werden.
Für Christians Geburtstag am 22. Oktober mieteten wir uns daher zwei flotte Mountainbikes (die einzigen die man in der Stadt auftreiben konnte) und machten uns damit auf den Weg ins 12km entfernte Boca del Rio, die moderne Version von Veracruz, voller Hochhäuser, schicken Hotels und Shoppingmalls.
Geburtstags-Radtour am Meer
Dort waren die Strände etwas schöner, weil weiter weg vom Hafen, aber mindestens genauso belebt und voller geschäftstüchtiger Verkäufer. Von Sonnenbrillen, über Parfüm, Badekleidung, Spielsachen, Zigarren bis hin zu belegten Brötchen (hier genannt Tortas), hausgemachen Säften und Schnäpsen und sogar frischen Austern, konnte man alles direkt von seinem Handtuch oder Plastikstuhl aus kaufen.
Strand + Hochhausromantik
Dazu erfolgte eine Rundumbeschallung von diversen Beachbars, Privatleuten mit Boomboxen und kleinen Musikkombos, die immer wieder vor und hinter einem aufspielten, in der Hoffnung, ein paar Peso zu verdienen. Einfach herrlich, diese Ruhe! 😉 Aber die ein oder andere Michelada, machte alles erträglich.
Prost!
Abends, zurück in der Altstadt ging es nicht weniger lebhaft zu. Jeden Sonntag Abend, versammeln sich in den Bars rund um den Zocalo mehrere Bands, die kaum einen Mexikaner und Mexikanerin still halten ließen. Jung und alt schwang hier das Tanzbein. Die Stimmung erinnerte uns fast ein bisschen an Kuba.
So vergingen die Tage und täglich bekamen wir neue, unklare Informationen, bzgl. der Ankunft des Schiffs mit unserem Container. Irgendwann schien es schon in der Bucht vor Veracruz zu sein, konnte oder durfte aber nicht anlegen. Jeden Tag machte uns unser Agent Hoffnung, dass es morgen soweit sein könnte, oder übermorgen, oder vielleicht in der darauffolgenden Nacht… Es war wirklich nervig so in der Schwebe zu hängen und nichts machen zu können, außer eben warten.
Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, und das finanzielle Loch, das diese Situation in unserem Reisebudget verursachte, zumindest etwas zu verkleinern, angelten wir uns zwei-drei kleine online-remote Jobs, die uns beschäftigt hielten und für etwas Kleingeld sorgten.
Ansonsten hieß es warten, in der Altstadt spazieren gehen, ab und an mal ins Meer hüpfen und weiter warten…
Dia de los Muertos
Zudem rückte einer der wichtigsten Feiertage von Mexiko immer näher, der ‚Dia de los Muertos‘ – der Tag der Toten. Extra für diesen waren wir so zeitig nach Mexiko gereist, da ich dieses spezielle Fest unbedingt mal vor Ort erleben wollte.
Das Fest fällt auch hier auf den 1. und 2. November, ist also das mexikanische Pendent zu Allerheiligen. Der Dia de los Muertos geht auf einen alten Glauben zurück, dass die Toten zum Ende der Erntezeit für eine Nacht zurückkehren, um mit ihren Lieben ein rauschendes Fest zu feiern. Anders als bei uns, ist dies also ein sehr fröhlicher und ausgelassener Feiertag.
Familien bauen für ihre Verstorbenen kleine Altare auf, die mit Bildern, orangenen Blüten (eine Art Ringelblume) und bunten Fahnen dekoriert werden. Außerdem werden die Lieblingssnacks und Getränke der Verstorbenen dazugestellt, sowie das traditionelle ‚Pan de Muerte‘ – das Totenbrot, welches ähnlich schmeckt wie ein Kreppel – schließlich haben die Toten nach der langen Reise aus der Unterwelt sicher großen Hunger.
Altar für den Dia de los Muertos
An den beiden Festtagen selbst, werden dann die Gräber auf den Friedhöfen geschmückt und mit den Blüten der Pfad für die Toten markiert, damit sie den Weg zurück zu ihren Familien finden. Zudem versammeln sich die Familien und Freunde an den Gräbern, essen und trinken dort gemeinsam, oft wird auch Musik gespielt und gesungen.
Dieses Fest wird in den verschiedenen Regionen von Mexiko natürlich unterschiedlich begangen und wir wollten unbedingt in die Gegend von Oaxaca, weil das Fest dort besonders üppig und ursprünglich gefeiert werden soll. Nun saßen wir aber in Veracruz fest, ohne Van und ohne genau zu wissen, wann das Schiff nun endlich anlegen würde und wir dann vor Ort gebraucht werden würden.
Ich war ehrlich gesagt ziemlich geknickt – wir hatten so viel geplant und organisiert, extra um diese Tage herum und dann machte uns die sch**ß-Reederei einen Strich durch die Rechnung.
So verbrachten wir die Feiertage eben in Veracruz – immerhin in Mexiko. Aber das ist ungefähr so, wie wenn man unbedingt einmal im Leben auf das Oktoberfest will – und dann in Bielefeld statt in München im Festzelt sitzt… ☹ Sicher ein Luxusproblem, aber dennoch enttäuschend.
Die Feierlichkeiten rund um den Dia de los Muertos starteten bereits in der letzten Oktoberwoche. Los ging es mit einem Umzug der „Las Catrinas“, dass ist eine weibliche Skelettfigur, die als Sinnbild für den Dia de Muertos steht. Hunderte Menschen nahmen daran teil, in den schönsten Kostümen und aufwändig von Maskenbildnern geschminkt.
Parade der verschiedenen CatrinasParade der verschiedenen CatrinasParade der verschiedenen Catrinas
Zwei Tage später, folgte ein weiterer Umzug mit noch mehr Figuren und aufwendigen Choreografien.
Parade zum Dia de los MuertosParade zum Dia de los MuertosParade zum Dia de los Muertos
Am 2. November machten wir uns dann auf den Weg zum Friedhof, allerdings zeigte sich dann dort, dass der Feiertag hier nicht ganz so groß begangen wird, wie in anderen Teilen des Landes. Aber immerhin ein paar Gräber waren geschmückt und hier und da spielte sogar eine Mariachi Band für die Toten auf.
Friedhof in Veracruz
Auch wenn es nicht das Event war, dass wir uns erhofft hatten, so hatten wir doch immerhin einen kleinen Einblick in die Traditionen rund um diesen besonderen Tag bekommen. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr noch mal mit uns und dem Dia de los Muertos.
Warten, warten, warten…
Die Tage danach wurden dann noch mal extra zäh. Eine Sturmwarnung verhinderte, dass der inzwischen abgeladene Container an die Stelle gebracht werden konnte, wo wir den Van ausladen konnten. Am Freitag den 3. November konnten wir dann aber zumindest den Container öffnen und den Van rausholen. Da zeichnete sich dann schon das nächste Problem ab…
So hieß es weiter warten und auch meinen Geburtstag in Veracruz verbringen. Wenigstens war an meinem Tag das Wetter wieder schön, sodass wir die Zeit am Strand verbringen konnten, bevor wir abends auf das Terrock-Rockfestival gingen, welches zufällig an diesem Tag stattfand.
Dort traten 6 Coverbands auf, von denen zwei quasi unsere alte Poco-Playlist hoch und runterspielten. Wir hatten also einen grandiosen Abend!
Terrock Fest🙂
In der darauffolgenden Woche ging es dann am Hafen weiter, wenn auch im Schneckentempo, da die mexikanische Hafen-Bürokratie unvorstellbar kompliziert und langsam war. Auch sonst warteten noch einige böse Überraschungen auf uns…
Nach einem kurzen, aber anstrengendem und schlaflosen Flug, kamen wir am 7. Oktober um 2 Uhr nachts ziemlich gerädert in Mexico City an. Vermutlich reichten unsere Augenringe zurück bis Kolumbien. Da es uns wenig sinnvoll erschien, mitten in der Nacht in die Stadt reinzufahren und auch unser Apartment erst ab nachmittags bezugsfertig war, verbrachten wir noch einige Stunden am Flughafen und saßen die Zeit bei Starbucks ab, bevor wir uns am frühen Vormittag auf den Weg in die Innenstadt machten.
Unser Airbnb Apartment lag im In-Viertel Roma-Norte, wo wir schon mal unser Gepäck abladen konnten und uns anschließend ein wenig umschauten und erstmal was zum Frühstücken suchten. Beim gefühlt drölften Kaffee an diesem Tag, der uns aber auch nicht wacher machte, beschlossen wir dann keine Zeit zu verlieren und uns gleich der ersten Walking Tour, durch die riesige 23 Millionen-Metropole anzuschließen.
Coyoacan
So landeten wir im südlich gelegenen Künstlerviertel Coyoacan, welches sich durch spanische Architektur und viele kleine Kunstgalerien und Märkte auszeichnet.
Unterwegs im bunten Coyoacan
Bei dem Spaziergang durch das Viertel lernten wir bereits viel über die Geschichte von Mexico, angefangen bei der Kultur der Mexicas, gefolgt von den Azteken und den Mayas. Die Mexicas (ausgesprochen Meschikkas) waren diejenigen, welche die heute als Mexico City bekannte Stadt im Jahr 1325 gründeten, und zwar mitten auf einem riesigen See. In den folgenden Jahrhunderten wuchs die Stadt immer weiter und schließlich waren es die Spanier im 16 Jahrhundert, welche den Untergang des Reiches der Azteken begründeten und den See schließlich ganz trockenlegten, um die Stadt noch weiter zu vergrößern. Das dies nicht so richtig gelang, hatte damals schon viele Überflutungen und Unglücke zur Folge. Und bis heute kämpft die Stadt mit dem instabilen Untergrund. Nahezu jedes Gebäude im historischen Zentrum der Stadt, ist krumm und schief, da der Boden in der ganzen Stadt immer weiter absinkt. An vielen Stellen mussten Treppen gebaut werden, da Gebäude und Kirchen inzwischen bis zu 2m tiefer liegen als ursprünglich bei der Erbauung.
Coyoacan, war auch die Heimat von Mexikos berühmtester Künstlerin: Frida Kahlo. Ihr berühmtes blaues Elternhaus, genannt Casa Azul, steht bis heute und wurde kurz nach ihrem Tod zum Museum umfunktioniert, mit jeder Menge Fotos von ihr, sowie ihrer Originaleinrichtung, Kleidung, Schmuck und natürlich ihrer Kunst. Ich fand das superspannend zu sehen, da ich vor einigen Jahren die Biografie von Frida gelesen habe, und vieles daraus wiedererkannte.
Frida KahloFridas Kleidung
Weiter südlich in der Stadt, befindet sich außerdem das Haus, in dem Frida mit ihrem Mann Diego Rivera gelebt hat, welcher wiederum zu den berühmtesten und einflussreichsten Künstlern des Landes gehört. Von ihm stammen viele weltberühmte Murals, die ich mir in den kommenden Tagen auch noch alle ansah. Zunächst ging es aber für uns zum Haus von Frida und Diego, welches eigentlich aus zwei Häusern besteht, die mit einer kleinen Brücke verbunden ist, was als Sinnbild für die eher turbulente Beziehung der beiden gesehen wird.
Haus von Frida & Diego
Das Innere befand sich gerade im Umbau, dennoch gab es auch hier die ein oder andere spannende Kuriosität zu sehen.
Monsterparty!
Aber auch abgesehen von Fridas Erbe gab es in Mexico City unglaublich viel zu entdecken. Schon lange hat uns keine Stadt mehr so beeindruckt und begeistert wie diese Mega-Metropole. Wir legten jeden Tag an die 30.000 Schritte zurück, obwohl wir auch gerne mal auf die Metro, Busse oder ein Uber zurückgriffen. Die Stadt ist einfach riesig!
Centro Historico
Auch im historischen Zentrum schlossen wir uns noch mal einer Walking Tour an. Allein die für die Architektur lohnt sich ein Ausflug in diesen Teil der Stadt.
Centro HistoricoCentro Historico
Zudem wurde mitten in der Stadt, bei Bau einer Metro-Linie, Ende der 1970er Jahre, ein alter Azteken Tempel gefunden. Eine Ausgrabungsstätte mitten in der Altstadt ist definitiv auch ein besonderer Anblick.
Aztekentempel statt U-bahn
Ebenfalls im historischen Zentrum befindet sich der einst höchste Turm von Südamerika – der 182m hohe Torre Latinoamericana, der inzwischen längst von anderen, höheren Gebäuden überholt wurde. Vom 44. Stock des Turms aus, hatte man dennoch einen super Ausblick über die Stadt, und die umliegenden Berge und Vulkankrater.
Blick über CDMX
Desweiteren besuchten wir den Palacio Nacional, in dem der Präsident von Mexiko lebt und arbeitet. Dementsprechend waren hier die Sicherheitsvorkehrungen besonders streng. Im Gänsemarsch ging es mit anderen Besuchern durch das beeindruckende Gebäude, dessen Highlight eins der bekanntesten Murals von Diego Rivera ist, welches auf über 16m die Geschichte von Mexiko darstellt.
Mexiko-Mural von Diego Rivera
Sehr beeindruckend!
Auf dem Platz vor der Hauptkathedrale der Stadt, genannt Zocalo, konnten wir zudem Schamanen bei traditionellen Reinigungsritualen beobachten, die bei Mexikaner:innen sehr beliebt zu sein scheinen.
Reinigungsritual
Mithilfe von Weihrauch (und sonstigen Kräutern), sowie Büschel bestimmter Pflanzen, wird die zu reinigende Person eingeräuchert und befeudelt, dabei werden Mantras gesungen und wir können nur hoffen, dass es danach allen besser geht. 😉 Wir selbst fühlten uns jedoch rein genug und schauten uns das Spektakel daher nur von außen an.
Á prospos Spektakel: Am Plaza Garibaldi, versammelten sich allabendlich die für Mexiko so typischen Mariachi Bands. Für ein kleines Trinkgeld konnte man sich hier Lieder wünschen und bekam dann ein persönliches Ständchen gespielt.
Mariachis bei der Arbeit
Dazu einen Tequila und mehr Mexiko geht dann wirklich nicht mehr. 😉
Museen & Parks
Wenn wir uns nicht gerade die Füße in der Stadt platt liefen, besuchten wir eins der insgesamt 150 Museen die die Stadt zu bieten hat. Vom Palacio de Bellas Artes, der schon von außen ein Hingucker ist, das Museo Arte Moderno, bis hin zum Anthropologiemuseum, gab es unglaublich viel Spannendes zu entdecken.
Palacio Bellas Artes
Das Anthropologiemuseum war ein besonderes Highlight. Aufwendig und detailreich präsentiert, wird hier die Geschichte und Kultur von Mexiko dargestellt. In 23 riesigen Ausstellungsräumen erfuhr man alles Wissenswerte über die präkolumbianische Geschichte Mexikos, über die Mexicas, Azteken und Mayas, sowie die lebende, bunte, indigene Kultur des Landes, von der Küste bis ins Hochland. Anhand tausender beeindruckender Ausstellungsstücke, konnte man sehen, wie sich die Kulturen geformt und unterschieden haben.
Stein der Sonne
Das Museum selbst liegt im sogenannten „Bosque Chapultepec“, dem größten Park der Stadt, der auch der Central Park von Mexiko genannt wird. Der Park bietet einen botanischen Garten, mehrere Seen, Sportanlagen und kleine und große Themenparks für Familien. Aber auch sonst gibt es über die gesamte Stadt verteilt unzählige kleine und große Parks, die ruhige und grüne Oasen inmitten der trubeligen Metropole bieten.
See im Bosque Chapultepec
Inmitten des Chapultepec, steht sogar ein österreichisch anmutendes Schloß, welches im 18. Jahrhundert als Sommerresidenz eines spanischen Konquistadors gebaut wurde. Inzwischen dient das opulente Bauwerk es als Museum und Aussichtspunkt über den Park und die Stadt.
Ausblick vom Schloß Chapultepec
Roma & Condesa
In unseren Nachbarvierteln Roma und Condesa ging es wesentlich moderner zu. Die beiden Viertel sind sehr beliebt unter Expats, also Menschen aus aller Welt, die in Mexico City leben und arbeiten. Dementsprechend waren die Gebäude, viele im Art Deco Stil, besser in Schuss, die Mieten teurer und die Restaurants und Boutiquen etwas moderner, edler und hochpreisiger als im Rest der Stadt.
Wunderschön restauriertes Art Deco GebäudePrunk in Roma Norte
San Angel
In San Angel besuchten wir an einem Samstag einen bekannten Künstlermarkt in der Stadt. Neben bereits fertiggestellten „Kunstwerken“, konnte man den Malern hier auch bei der Arbeit zusehen. Außerdem gab es handgemachten Schmuck, Keramik, Kleidung und alles, was man sich sonst noch so vorstellen kann.
Maler bei der Arbeit
Highlight des Tages war jedoch die Sonnenfinsternis, auf die wir denkbar schlecht vorbereitet waren. Dennoch gelangen mit dem Handy zumindest ein paar Aufnahmen.
Partielle Sonnenfinsternis
Essen, essen, essen & Tequila
Bei all dem Überangebot von allem, kam es uns da fast schon gelegen, dass unser Containerschiff mit dem Van verspätet war – oder besser gesagt: unser Container wurde in Jamaica abgeladen und erst Tage später auf ein neues Schiff verladen, was zu einer Woche Verzögerung führte. So verlängerten wir unseren Aufenthalt in der Stadt und blieben letztendlich ganze 12 Tage.
Danach hatten wir aber immer noch das Gefühl nicht alles gesehen zu haben – und auch nicht alles probiert. Ein weiteres Highlight, war nämlich das mexikanische Essen. Alles, was wir bisher aus mexikanischen Restaurants in Deutschland oder sonst wo auf der Welt kannten, kommt nicht ansatzweise an das Essen hier ran. In der City brutzelte es an allen Ecken und Enden. Schon früh morgens wird hier deftig zugeschlagen. Beliebtestes Gericht und die Spezialität in der Stadt sind die sogenannten Tacos al Pastor – Tacos mit Schweinefleisch von einer Art Dönerspieß. Das gibt es hier tatsächlich zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Tacos in the making…Gegessen wird immer und überall
Aber auch wenn man es weniger deftig mag, wird man fündig, wobei das Meiste schon recht fleischlastig ist. Und dazu kommen immer mehrere Soßen und Dips – und die haben es immer in sich. Wer so wie ich kein scharfes Essen verträgt, muss extrem vorsichtig sein. Was die Mexikaner als „poco picante“ = wenig scharf bezeichnen, ist für mich schon das reinste Gaumenfeuer. 😉
Wir futterten uns also fleißig durch das vielfältige und günstige Streetfood Angebot, probierten Tacos und Quesadillas in allen Farben und Formen, mit Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchten, oder auch gerne mal vegetarisch mit Kaktus (genannt Nogalo – köstlich!!), oder Zuchhiniblüten und Käse. Ceviche, unser Lieblingsgericht aus Peru ist hier auch fast überall erhältlich, somit waren wir bestens versorgt und selten hungrig.
Taco-Trio
Zum Nachspülen wird hier gerne eine sogenannte Michelada getrunken. Ein Biermischgetränk mit Limone und Salzrand (klassisch), oder auch verschärft mit Tabasco, Worcestersoße und Chili. Wie gesagt, die Mexikaner mögen es scharf, selbst bei den Getränken.
Eine weitere lokale Spezialität ist natürlich der Tequila und der bei uns in Deutschland weniger bekannte Mezcal. Beide Schnäpse werden aus der Agavenpflanze gewonnen und beide sind für uns pur nur schwer zu ertragen, wir haben‘s wirklich versucht, mehrfach. 😉 Im Cocktail hingegen macht sich beides ganz wunderbar.
Cheers!
So gingen 12 ereignisreiche Tage schnell vorbei und am 19. Oktober machten wir uns schließlich mit einem Bus auf zur Küste nach Veracruz, wo wir bald unseren Van wieder entgegennehmen sollten. Doch da warteten noch einige, unschöne Überraschungen und Geduldsproben auf uns…