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Canyons, Steine & Pannen

Teil 2 unseres Roadtrips durch die USA

Arizona
6. – 11. april 2025

Von Las Vegas, Nevada, war es nur ein Katzensprung bis rüber zu unserem nächsten Ziel, dem Grand Canyon, im Bundesstaat Arizona.

Eigentlich!

Moby wollte wohl lieber einen kleinen Umweg über die legendäre Route 66 nehmen. Auf einem langen bergauf Stück ging der Motor plötzlich in den Notlauf und die gelbe Warnlampe erschien im Cockpit.

140.000 KM gefahren und scheinbar keinen Bock mehr.

Verdammt!
Seit unserem Grenzübertritt hatten wir bemerkt, dass unser Van schwarzen Rauch aus dem Auspuff bläst. Wir schoben dies zunächst auf den letzten Tankstopp in Tijuana, vielleicht hatten wir schlechten Diesel erwischt. Der Werkstattbesuch am Tag vor unserem Grenzübertritt war schließlich ohne Auffälligkeiten und Fehlermeldungen verlaufen.
Doch das Problem blieb auch nach unseren Tankstopps in Kalifornien bestehen, wo man tatsächlich nur 99%igen Biodiesel bekommt. Auch darauf schoben wir den anhaltenden schwarzen Rauch. Nun schien aber doch mehr im Argen zu sein.

Wir tuckerten im Notlauf bis ins 50 Meilen entfernte Seligman, einem kleinen Ort an der historischen Route 66. Unterwegs recherchierte ich nach Werkstätten, wovon es in dem kleinen Ort glücklicherweise zwei gab. Leider waren dies keine Dieselwerkstätten. In den USA arbeiten viele Auto-Mechaniker nur an Benzinfahrzeugen, da Diesel hier hauptsächlich in LKWs und anderen großen Nutzfahrzeugen eingesetzt wird. An einem Sonntagabend war natürlich keine Werkstatt offen, aber so konnten wir zumindest auf den Montag hoffen.
In Seligman angekommen schlossen wir sofort unser Diagnosetool an den OBD2 Stecker an und lasen den Fehlerspeicher aus, der die Fehlermeldung 0089 ausspuckte. Eine kurze Google Recherche bot dafür verschiedene Ursachen aus. Von defekten Einspritzdüsen bis zur Diesel-Hochdruckpumpe war alles dabei. Es klang auf jeden Fall nach einem teuren Problem.

Zur Ablenkung unternahm ich schließlich einen kleinen Spaziergang durch diesen kuriosen Ort. Die Bürgersteige waren hier zwar schon hochgeklappt, aber es gab dennoch allerhand zu sehen, vor allem historische Fahrzeuge und rummelige Vorgärten.

Erst später fanden wir heraus, dass Seligman ein beliebtes Touri-Ziel an der historischen Route 66 ist. Das wollte sich unser Moby Dick scheinbar nicht entgehen lassen.

Nach einer überraschend kalten Nacht an der Tankstelle standen wir pünktlich zur Öffnungszeit vor der kleinen Autowerkstatt des Ortes. Der Mechaniker war erstmal zurückhaltend, ein europäisches Fahrzeug, noch dazu ein Diesel… Dennoch ließ er sich überreden, zumindest mal die Diagnose laufen zu lassen, die auch bei ihm den gleichen Fehler ausspuckte. Er hatte nicht die Mittel und die Zeit, sich die Sache genauer anzuschauen, nahm uns aber die Angst, dass wir schlimmeres verursachen könnten, wenn wir weiterfuhren. Außerdem empfahl er uns einen Injektoren-Reiniger, der als Additiv zum Diesel verwendet wird, um evtl. Verschmutzungen an den Injektoren auszuspülen. Den hatten wir zufällig gerade am Vortag gekauft, da uns dies auch von anderen Reisenden empfohlen wurde. So konnte der Fehlercode erstmal gelöscht werden und wir normal weiterfahren, über den Grand Canyon, dann demnächst in eine Diesel-Fachwerkstatt, die einen genaueren Blick auf das Thema werfen könnte.

Weiterhin schwarz qualmenden ging es also zum Grand Canyon.

Grand Canyon

Dort staunten wir nicht schlecht, als wir gegen 11 Uhr am Visitor Center ankamen und gerade noch so einen Parkplatz ergattern konnten. Es war brechend voll mit Menschen, riesigen RVs und Reisebussen.

Durch den Vorfall mit dem Van hatten wir uns gar nicht vorbereitet und spazierten daher wieder direkt zu einer Rangerin und ließen uns mit Kartenmaterial und Tipps versorgen. So erfuhren wir auch, dass man mit dem eigenen Fahrzeug zwischen März und Oktober nicht in den Nationalpark einfahren darf, stattdessen gibt es einen kostenlosen Shuttlebus, der einen zu allen Sehenswürdigkeiten bringt. Auf Shuttlebus mit tausenden von Menschen hatten wir natürlich keinen Bock, also packten wir die Räder aus und radelten die 20 km lange Scenic-Route durch den Park einfach ab – das darf man nämlich.

Natürlich war hier auch für Radfahrer alles überperfekt organisiert. So war der Trail durch den Wald perfekt geteert und immer wieder wiesen Verkehrsschilder darauf hin, wenn sich der Weg mal etwas verschmälerte oder es gar mal ein Stück bergauf ging. Wir kamen aus dem Lachen nicht raus.

Und dann dachte ich kurz, ich hätte Halluzinationen: vor uns stand plötzlich eine Waipiti-Kuh – das ist eine kleine Elchart. Dass es diese Tiere hier gibt, hatten wir weder gelesen noch gehört. Die lustige Mischung aus Reh, Hirsch, Kuh, Pferd und Lama ließ sich von uns auch gar nicht beirren und trottete in aller Seelenruhe über den Radweg – gefolgt von mehreren Artgenossen.

So witzig!

Schließlich gelangten wir zu den ersten Aussichtspunkten auf den insgesamt 450 km langen und bis zu 1.800 Meter tiefen Grand Canyon. Ganz schön beeindruckend:

Grand Canyon

Wobei wir ehrlich sagen müssen, dass wir nicht ganz so überwältigt waren wie so manch anderer. Der Copper Canyon in Mexiko und auch der noch tiefere und wildere Colca Canyon in Peru hatten uns noch mehr beeindruckt. Aber trotzdem waren die schiere Größe und die verschiedenfarbigen Schichten des Canyons natürlich toll anzuschauen und ließen sich weder mit den Augen noch mit der Kamera wirklich erfassen.

An einer Stelle konnte man sogar den Colorado River erkennen, der sich durch den Canyon schlängelt. In einer zweitägigen Wandertour kann man sogar bis dorthin absteigen und den Canyon durchwandern.

Blick auf den Colorado River

Wir begnügten uns zunächst mit dem Blick von oben und erreichten schließlich das Ende der Scenic Route, genannt „Hermits Rest“ – wo ein Souvenirshop wartete. Typisch USA eben.
Von dort ging es dann die gleiche Strecke wieder retour. Zurück am Van packten wir alles wieder ein und machten uns auf den Weg, einen Schlafplatz zu suchen – im Park darf man wie immer nur auf (viel zu teuren) Campgrounds nächtigen. So bezogen wir ein Plätzchen im Wald, welches ausgewiesenes BLM Land war. BLM steht für Bureau of Land Management, also öffentliches Land, wo man in ausgewiesenen Bereichen bis zu 14 Tage kostenlos campen darf. Ziemlich genial.

Cabin in the Woods

Früh am Morgen ging es dann aber noch mal zurück in den Nationalpark, denn wir wollten natürlich auch ein bisschen im Canyon wandern. Wir entschieden uns für den Kaibab Trail, der bis zum Grund des Canyons führt – aber eben nicht innerhalb eines Tages. Übernachten wollten wir da unten nicht, also liefen wir nur etwa 5 km und 650 hm in den Canyon hinein, was uns schon tolle Aus- und Einblicke bescherte.

Der Aufstieg war dann wirklich anstrengend, da die Sonne auf uns runterbrannte. Im Hochsommer ist die Tour sicher kein Spaß. Dafür entfloh man bei dieser Tour aber den Massen, da die meisten Besucher doch eher am oberen Rand des Canyons bleiben.

Bevor wir den Nationalpark verließen, nutzten wir noch die Infrastruktur, um unseren Wassertank aufzufüllen. Das rief wieder die Waipitis auf den Plan – die hängen gerne rund um die Wasserquellen ab, um auch mal ein Schlückchen zu sich zu nehmen. Eine kam uns dabei ganz besonders nah… Kaum hatte Christian unseren Wasserschlauch angeschlossen und aufgedreht, stand die Waipiti daneben und leckte gierig jeden Tropfen auf, der daneben ging.

Sieht ja süß und lustig aus, aber zu nahe kommen sollte man den Tieren dennoch nicht, da sie ganz schön aggressiv werden können, wenn sie sich belästigt fühlen. Dennoch ein tierisches Highlight mal wieder.

Da es nachts noch Temperaturen rund um den Gefrierpunkt hatte (der Grand Canyon liegt auf über 2.000 Metern), fuhren wir anschließend noch aus dem Park raus und weiter, in etwas niedrigere Gefilde.

Marble Canyon

Wir landeten schließlich am Rande des Marble Canyons, wo wir wieder auf BLM Land einen traumhaften Platz mitten in der Natur fanden.

Neben uns parkte ein weiterer deutscher Ducato, der von Ann-Caroline und Joachim gefahren wird. Mit den beiden kamen wir gleich ins Gespräch und verbrachten zwei nette Abende miteinander, mit vielen Reisegeschichten. Die beiden waren nämlich mit ihrem Standard Ducato auch schon auf der Seidenstraße (bis China!) und der Arabischen Halbinsel unterwegs.

Deutsches-Ducato-Eck im Marble Canyon

Auch sonst genossen wir diesen ruhigen und entspannten Platz sehr. Seitdem wir in die USA eingereist waren, waren wir jeden Tag unterwegs und hatten jetzt schon viel gesehen und erlebt. Daher taten zwei Tage Pause mal ganz gut – auch wenn wir alles andere als untätig waren. Christian reparierte zum Beispiel unsere Starlink Antenne, die einen Kabelbruch erlitten und einen defekten Spannungswandler hatte, wir sortierten mal wieder den Keller aus, sportelten ein bisschen, sortierten Bilder, schrieben Reiseberichte, beobachteten die über uns kreisenden Condore und schauten uns unsere unmittelbare Umgebung etwas an.

Antelope Canyon X

Natürlich feilten wir auch weiter an unserer Reiseplanung und buchten kurzentschlossen eine Tour durch den berühmten Antelope Canyon. Die Bilder von den leuchtenden Sandsteinen hat sicher jeder schon mal irgendwo gesehen. Und obwohl die Sache nicht ganz billig war (55 bis 75 USD pro Person), wollten wir uns dies auch nicht entgehen lassen.

Der Antelope Canyon liegt auf dem Land der Navajo Indianer, welche die zweitgrößte indigene Bevölkerungsgruppe in den USA ist. Wir entschieden uns daher auch für einen Tourenanbieter, der von Navajos geführt wird und deren Einnahmen komplett der Navajo Nation zufließen.

Mit rumpeligen kleinen Vans wurden wir zum Start der Tour gebracht und unser Guide Al, ebenfalls ein Navajo, führte uns rein in den ersten Abschnitt des Canyons. Endlich selbst durch diese unglaublichen Sandsteinformationen laufen zu können, war wirklich ein besonderes Erlebnis. Wir hatten uns extra für eine Tour rund um die Mittagszeit entschieden, da dann die Sonne am höchsten stand und tolle Farbspiele im schmalen Canyon verursachte.

Entstanden ist der Canyon durch das Zusammenspiel von Wasser und Wind, welches den recht weichen Sandstein über tausende von Jahren so erodiert und geformt hat.

Page

Nach der Tour zogen wir gleich weiter und landeten in Page, einer mittelgroßen Stadt an der Grenze zum Bundesstaat Utah. Dort besuchten wir zunächst den Lake Powell, Amerikas fünftgrößten Stausee, welcher für die Wasserversorgung verschiedener Bundesstaaten genutzt wird. Von weitem leuchtete der See schön blau, wir fanden allerdings keinen schönen Zugang zum Seeufer. Hier war vieles entweder industriell genutzt oder zugebaut mit Marinas. Naja.

Ganz in der Nähe von Page gibt es eine weitere weltbekannte Felsformation, die „The Wave“ genannt wird. Logischerweise, weil der Fels hier wie eine Welle geformt ist. Um diese erwandern zu können, bedarf es eines Permits, welches nur durch eine Lotterie zu bekommen ist. 16 Permits werden pro Tag verlost und täglich bewerben sich tausende Menschen darauf. Wir versuchten einmal unser Glück (für 6 USD ist man dabei), hatten aber erwartungsgemäß kein Glück. Als Trostpreis kann man auf eigene Faust zur sogenannten „New Wave“ laufen, was aber nicht ansatzweise vergleichbar ist mit „The Wave“. Aber dennoch schnürten wir die Wanderschuhe und liefen ein bisschen auf den rötlichen Felsen umher.

Die Nacht verbrachten wir in einem kleinen Park in Page, von dem wir am nächsten Morgen ganz früh aufbrachen. Wir wollten zum Sonnenaufgang am berühmten (alles ist hier berühmt) Horseshoe-Bend sein, quasi der Moselschleife von Arizona.

Kurz vor Sonnenaufgang rollten wir auf den Parkplatz vor dieser Sehenswürdigkeit, von wo aus es nur noch ein Kilometer bis zu diesem Wahnsinns-Aussichtspunkt ist.

Horseshoe Bend

Was uns hier total überraschte, war die Tatsache, dass nichts eingezäunt oder abgesperrt war. Man kann bis an den Abgrund treten, von wo aus es immerhin 300 Meter senkrecht bergab geht. Das passte so gar nicht zum sonst so übervorsichtigen Nordamerika.

Einfach mal die Beine baumeln lassen. 😉

Wir liefen also überall herum und beobachteten, wie die Sonne so langsam immer mehr Licht und Farbe ins Spiel brachte.

Ein perfekter Abschluss für unseren Express-Roadtrip durch Arizona. Es hätte hier noch so viel mehr zu sehen und erleben gegeben, aber wenn man nur 90 Tage hat, muss man eben Abstriche machen. Und unser Hauptfokus lag auf dem Bundesstaat Utah, wo unzählige Wanderungen, Nationalparks und MTB-Trails auf uns warteten – und leider auch einige Werkstattbesuche und schlaflose Nächte.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

Übrigens: Wenn du uns auf unserer Reise unterstützen möchtest, freuen wir über einen Beitrag in unsere Diesel-Kasse. Das geht ganz einfach mit diesem PayPal Link.

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