Border-Run von Mexiko nach Guatemala
18.10. – 25.10.2024
Nachdem unsere drei Monate im Hotelito vorbei waren, wurde es Zeit, Puerto Escondido zu verlassen. Wir hatten noch einiges in Mexiko auf unserer Liste und freuten uns vor allem schon auf den „Dia de los Muertos“ Anfang November, zu dem wir diesmal unbedingt in Oaxaca City sein wollten. Allerdings lief Ende Oktober unser 6-Monats-Visum für Mexiko aus, also wurde es mal wieder Zeit für einen Border-Run, einen Grenzübertritt raus und wieder rein nach Mexiko, um (hoffentlich) erneut 6 Monate Aufenthalt zu erhalten. Anders kann man seinen Aufenthaltsstatus als Tourist nämlich nicht verlängern.
Daher nahmen wir Kurs auf Guatemala, wo wir Christians Geburtstag am wunderschönen Atitlan See verbringen wollten.
Huatulco
Für unseren ersten Fahrtag nahmen wir uns aber nicht zu viel vor, sondern steuerten das nur 2,5 Stunden entfernte Huatulco an, ein weiterer Ort an der Pazifikküste, an dem wir im Januar schon mal kurz waren. Manuela hatte uns dort eine schöne Bucht empfohlen, wo man auch wild campen können sollte. Schon die Anfahrt nach Huatulco war wunderschön.
An der Bucht angekommen zeigte sich aber, dass es dort nicht nur Manuela und René gut gefällt. Der Strand war voller Menschen und nerviger Anwerber, die einen entweder in ein Restaurant oder auf ein Boot locken wollten. Uns war das zu viel, daher ergriffen wir die Flucht und besuchten erstmal das kleine Stadtzentrum von Huatulco.
Bei einem Spaziergang durch die Stadt wurde uns beiden schlagartig bewusst, wie lange es her war, dass wir mal wieder etwas Neues gesehen hatten (dabei waren wir ja auch schon mal in Huatulco). Drei Monate an einem Ort zu sein und immer wieder die gleichen Wege zu gehen, einen festen Alltag zu haben und Verantwortung für einen Job zu tragen, waren wir gar nicht mehr gewohnt. Schon nach nur drei Monaten ergriff uns hier plötzlich ein Gefühl der Freiheit, wie wir es lange nicht mehr gespürt hatten. Klingt komisch und ist vielleicht für Außenstehende schwer nachvollziehbar, war aber so. Dabei haben wir die drei Monate in Puerto ja total genossen. Schon verrückt.
Für uns aber auch der Beweis, dass unsere Reiselust noch lange nicht gestillt war und es jetzt höchste Zeit wurde, wieder unterwegs zu sein und Neues zu entdecken. 🙂
Für die Nacht verschlug es uns auf einen großen, einsamen Parkplatz am Stadtrand, nahe einer Bucht, die wir auch noch vom letzten Besuch kannten. Hier hofften wir auf eine erste ruhige Nacht, zurück in unserem rollenden Eigenheim. Daraus wurde aber nix. Gegen 23 Uhr begann irgendwo Musik zu spielen, die bis 4 Uhr morgens anhielt und auch immer lauter wurde. Viva Mexico!
Frühmorgens ging ich eine Runde laufen, bevor wir gemeinsam noch mal ins Meer sprangen und dann einen langen Fahrtag einlegten, weg von der Küste, immer Richtung Guatemala.
Es bedurfte aber einer weiteren Übernachtung, mal wieder wenig romantisch, dafür praktisch an einer Tanke, irgendwo im Hinterland, von wo aus wir am nächsten Morgen dann endlich die Grenze „El Talisman“ ansteuerten.
Grenzübertritt nach Guatemala
Auf mexikanischer Seite mussten eigentlich nur unsere Pässe ausgestempelt werden, dennoch wollten die Zollbeamten einen Blick in den Van werfen, was bei der Ausreise eigentlich sehr ungewöhnlich ist und bisher noch nie passiert war. Naja, wir beantworteten dennoch geduldig alle neugierigen Fragen, zeigten den Inhalt unserer Schränke und durften dann, zum Glück ohne weiteren Aufwand, aus Mexiko ausreisen.
Über eine mit Verkäufern und Taxi-Radfahrern übersäte Brücke ging es rüber nach Guatemala, wo die Einreise wieder gewohnt unkompliziert verlief. Ohne weitere Fragen erhielten wir 90 Tage Aufenthalt. Die Einreise des Vans war auch relativ unkompliziert und nach etwas weniger als einer Stunde erledigt. Wenn es doch immer so einfach wäre.
Lago Atitlan
Inzwischen war es schon Nachmittag und bis zum Lago Atitlan hatten wir noch über 4 Stunden Fahrtzeit vor uns. Aber da es unterwegs nichts Spannendes gab und wir uns schon so auf den See freuten, fuhren wir durch und kamen im Dunkeln an unserem bereits bekannten Stellplatz am Seeufer in Panajachel an.
Am nächsten Morgen offenbarte sich dieser Ausblick aus unserem Schlafzimmerfenster:
Dafür hatten sich die langen Fahrtage definitiv gelohnt. Einfach einmalig schön hier.
Wir verbrachten den Tag entspannt rund um den Van und in dem kleinen, bunten Ort, wo sich seit unserem letzten Besuch nicht allzu viel verändert hatte. Aber schön war es trotzdem.
Meine Sporteinheit am Nachmittag wurde von einer wilden Horde lokaler Kids gecrashed. Die Truppe beobachtete mich erst aus der Ferne und kam dann langsam immer näher, bis sich die Älteste aus der Gruppe, die sich als Dolores vorstellte, schließlich ein Herz fasste und mich ansprach, ob sie ein Foto mit mir machen könnte. Als ich einwilligte, gab es kein Halten mehr. Die ganze Bande fiel quasi über mich und meine Hanteln her, jeder und jede wollte sie auch mal stemmen, und als der Kleinste sich mit den 11,5 kg abmühte, sah ich schon die ersten Unfälle vor meinem geistigen Auge passieren. Zum Glück blieben aber alle heile und zum Abschluss bekam ich auch noch ein Foto mit allen.
Ins Schwitzen war offensichtlich aber nur ich gekommen.
Der nächste Tag war Christians Geburtstag und der begann natürlich standesgemäß, bei strahlendem Sonnenschein, auf unserer hauseigenen See-Terrasse mit einem ausgiebigen Sektfrühstück.
Wie es sich das Geburtstagskind gewünscht hatte, ging es später mit einer Lancha (ein Taxiboot) einmal quer über den schönen See und in den kleinen Ort San Marcos, den wir bei unseren letzten beiden Besuchen am Lago nicht angeschaut hatten.
Der Ort genießt den Ruf, eine Hippie- und Aussteiger-Hochburg zu sein, und das konnte man auch vom ersten Moment an spüren. Es reihte sich ein alternativer Shop mit pflanzlichen Lebensmitteln aller Art, Heilsteinen und bunten Pumphosen an den nächsten. Es gab in einer einzigen Straße locker ein Dutzend Tattoo-Shops, überwiegend vegane Restaurants, Spezialitäten-Cafés und überall Werbung für Yogastunden, Tantra-Workshops etc. Klischee erfüllt! 😉
Bevor wir uns dem Vibe ganz hingaben, spazierten wir am See entlang in ein kleines Naturreservat, in dem es weitere schön angelegte Spazier- und Wanderwege gab, sowie eine 12 m hohe Sprungplattform in den See. Wirklich schade, dass wir unsere Badesachen nicht dabei hatten (haha).
Nach einer leckeren, veganen Stärkung und nachdem wir uns bei einem scheinbar deutschstämmigen Bäcker mit den ersten Laugenbrötchen seit Chile eingedeckt hatten, ging es mit einem Tuk Tuk weiter in den nächsten Ort am Seeufer, San Juan.
Der Ort gilt als besonders touristisch, was sich vor allem im bunten Stadtzentrum zeigte. Hier war vom Teerbelag auf der Straße bis zu den Decken der kleinen Sporthalle alles mit wunderschönen, bunten und aufwändigen Murals verziert.
Anders als in San Marcos sah man hier aber wieder mehr lokale Menschen und vor allem Frauen in indigenen Gewändern. Die obligatorische Schirmchen-Straße runter zum See durfte natürlich nicht fehlen, wo man mit Souvenirs förmlich erschlagen wurde. Aber schön anzusehen.
Wir genehmigten uns ein Geburtstagsbier mit Ausblick auf die „Nariz del Indio“, einen Berg am Seeufer, für dessen Besteigung wir allerdings eine Bleibe im Ort gebraucht hätten, was uns für dieses Mal zu aufwändig war.
Somit blieb es beim Ausblick, bevor wir mit dem Boot zurück nach Panajachel fuhren, wo Christians Geburtstag in einem uruguayischen Steakhouse endete.
Der nächste Tag begann mit arbeiten. Christian absolvierte erfolgreich seinen zweiten KI-Vortrag und danach belohnten wir uns mit einem Wanderausflug in ein kleines Naturreservat. Dort erwarteten uns verschiedene kleine Wanderwege, die uns, über wackelige Hängebrücken, an einem Wasserfall vorbeiführten und immer wieder neue Ausblicke auf den See boten.
Auch ein paar Affen liefen uns über den Weg, gefolgt von hunderten von Schmetterlingen, die uns in einem Schmetterlingshaus erwarteten.
Ursprünglich war unser Plan gewesen, am 24. Oktober schon wieder Richtung Grenze aufzubrechen, da wir spätestens am 27. Oktober in Oaxaca City sein wollten, was noch 900 km entfernt war. Aber es gefiel uns einfach zu gut an unserem schönen Platz am Lago und wir hatten beide noch Lust, eine etwas längere Wanderung zu unternehmen.
Also gönnten wir uns einen extra Tag und bestiegen erneut eine Lancha, um uns nach Santa Cruz bringen zu lassen, von wo aus wir, immer am See entlang, bis nach San Marcos wanderten. Wie schon so häufig warnte man uns am Beginn der Wanderung davor, dass es hier immer wieder zu Überfällen kommen würde. Das kannten wir auch schon von unseren letzten Besuchen und da es von niemandem irgendwo Berichte gab, die dies bestätigten, gingen wir auch diesmal wieder auf eigene Faust los.
Der Trail führte vorbei an Kaffeepflanzen und Avocadobäumen, immer auf und ab durchs Grüne. An jeder Ecke offenbarten sich neue Ausblicke auf den See und seine zahlreichen Vulkane.
Einfach nur schön hier.
Wie erwartet begegnete uns kaum jemand und wenn, waren auch die Männer mit den Macheten (die hier jeder standardmäßig dabei hat, da ja nahezu alle in der Landwirtschaft arbeiten) sehr freundlich und ansonsten sehr desinteressiert an uns.
Die letzten Kilometer führten uns an der Straße entlang, durch kleine Dörfer, wo wir gespannt das bunte Treiben beobachteten, bis wir schließlich wieder im bunten Hippiedorf San Marcos ankamen.
Von dort ging es mit dem Taxiboot zurück nach Pana und wir bereiteten final unsere vierte Einreise nach Mexiko vor. Zwar hatten wir uns diesmal für eine, laut anderen Reisenden, vermeintlich einfache Grenze entschieden, aber bei unserem Grenz-Glück rechneten wir einfach wieder damit, dass die Beamten von uns alles Mögliche sehen wollten, von Kontoauszügen über Routenplanungen, bis hin zu Hotelbuchungen. So buchte ich wieder eine Reihe von stornierbaren Hotels überall im Land verteilt, plante eine passende Route und druckte unsere USA ESTA-Visa aus. Das sollte hoffentlich reichen, jeden skeptischen Grenzbeamten zu überzeugen.
Am 25. Oktober verabschiedeten wir uns erneut von unserem zweitliebsten See und machten uns frohen Mutes auf, zurück zur Grenze „El Talisman“.
Grenzübertritt nach Mexiko
Die Ausreise aus Guatemala war wieder easy-peasy und schnell erledigt und dann kam der spannende Moment an der mexikanischen Grenze.
Ein Security Mitarbeiter bat mich schon mal auszusteigen und zur Migration vorzugehen, während Christian den Van noch durch den Zoll fuhr. Blöd, eigentlich machen wir das gerne gemeinsam, zumal ich immer alle übrigen Lebensmittel verstecke und am besten weiß, wie man die Zollbeamten um die Verstecke herumführt.
Die Beamten waren auch, wie sollte es anders sein, sehr kritisch und fragten selbst nach trockenen Lebensmitteln wie Nudeln und Reis. Was für ein Schwachsinn! Zumal nahezu 100% unserer Lebensmittel im Auto noch aus Mexiko waren. Wie erhofft nahmen sie uns letztendlich nur die „Opferzitrone“ ab, die wir genau dafür immer im Kühlschrank lassen. Milch und Joghurt aus Mexiko durften wir behalten, den Reis fanden sie nicht. Was für ein Theater jedes Mal.
Somit war die erste Hürde genommen und es folgte der eigentlich spannende Teil – würden wir erneut 180 Tage Aufenthalt erhalten, oder würde es wieder Diskussionen geben?
Der Beamte schaute in unsere Pässe, bemerkte die inzwischen zahlreichen Mexiko-Stempel und fragte, wie lange wir bleiben wollten. Auf unseren Wunsch nach 180 Tagen zog er die Augenbrauen hoch und fragte, wo wir denn hinwollen, was wir ihm natürlich gerne beantworteten.
Danach stand er wortlos auf, um in einen Nebenraum zu gehen. Vermutlich fragte er seinen Vorgesetzten. Auch das kannten wir schon von den letzten Malen und meistens fingen danach die Diskussionen an.
Zurück kam er aber mit zwei FMMs, das ist das Visum-Formular, das man bei jeder Einreise erhält, und wir sahen schon, dass darauf händisch 180 Tage vermerkt waren. Konnte es denn wirklich so einfach sein dieses Mal, ohne Diskussionen, ohne Erklärungsversuche und ohne dass wir unsere Fake-Buchungen und Kontoauszüge vorzeigen mussten?
Die Antwort ist: Ja!
Wir füllten die Dokumente aus, zahlten die üblichen 717 Peso (34 €), die das Visum regulär kostet, und dann bekamen wir tatsächlich den ersehnten Stempel in den Pass, der uns die 180 Tage bestätigte. Juchuh!!
Uns beiden fielen einige Steine vom Herzen und wir nahmen, so schnell es ging, Reißaus von der Grenze, bevor es sich doch noch jemand anders überlegte.
Oaxaca war noch zwei Tage entfernt, so endete ein wieder mal langer Fahrtag schließlich irgendwo an der Autobahn, diesmal auf dem Hof eines Restaurants, das eigentlich schon geschlossen hatte, als wir eintrafen. Der supernette Besitzer ließ uns aber dennoch gerne kostenlos auf seinem Gelände, sicher bewacht von einer Horde laut schnatternder Gänse, Enten und einem Truthahn, übernachten.
Es war mal wieder keine besonders ruhige und erholsame Nacht, dank der ohrenbetäubenden Motorbremsen der LKWs, aber die nächsten zwei Tage ging es sowieso nur darum, schnell nach Oaxaca zu kommen, wo die Vorbereitungen für den „Dia de los Muertos“ schon im vollen Gang waren.
Aber dazu dann demnächst mehr. 😊
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