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Mitten in Mexiko

Teil 13 unseres Roadtrips durch Mexiko

San Miguel de Allende

Nach dem schönen und bunten Guanajuato, wartete gleich das nächste Stadt-Highlight auf uns: San Miguel de Allende. Eine bei allen Mexiko Reisenden bekannte und beliebte Stadt, besonders wegen ihrer wunderschönen Altstadt, in der alle Häuser in Gelb- und Rottönen gehalten sind.  

Altstadt von San Miguel de Allende

Über die Kopfsteinpflaster-Straßen rumpelten wir mit dem Van mitten rein ins Getümmel und fanden schnell einen sicheren Parkplatz – für stolze 300 Pesos (ca. 16€) pro Nacht. Das ist für hiesige Verhältnisse ganz schön teuer, war aber die einzige Alternative zum unverschämt teuren „Campingplatz“, der für uns nicht in Frage kam. Von dort aus hatten wir es nur wenige Gehminuten in die Altstadt, in dessen Zentrum die einmalige Kirche „Parroquia de San Miguel Arcangel“ thront, die uns wie eine Mischung aus Kölner Dom und Disney Schloss erschien.  

Gegenüber der Kirche, auf dem Zocalo, spielte ganz landestypisch eine Band in einem Pavillon, was viele Mexikaner mal wieder zu einem spontanen Tänzchen veranlasste. Wir hielten unsere Tanzbeine im Zaum und schlenderten stattdessen durch die verwinkelten Gassen und bestaunten die harmonische Architektur, die vielen schönen Bars und Boutiquen und zahlreichen Kirchen.

Wunderschön – mehr aber auch eben nicht. Es gab hier schlichtweg nichts zu tun, außer schlendern, die Aussicht genießen oder Geld ausgeben. Durch die vielen amerikanischen und kanadischen Touristen, die es gerne in die Stadt verschlägt, waren die Preise mal wieder besonders hoch. Also nix für uns. Und auch sonst gab es kein (für uns) interessantes Museum oder sonstige spannende Aktivitäten.

Blick auf San Miguel

Somit ging es nach einer Nacht auf dem teuren Parkplatz auch schon wieder weiter. Schon komisch, da wir eigentlich erwartet hatten, hier länger hängen zu bleiben. Aber so ist das manchmal mit den Vorstellungen. Der Abschied fiel umso leichter, da es mal wieder in Strömen regnete und das teure Eis in San Miguel de Allende auch nicht besonders gut schmeckte.

Tequisquiapan

Also weiter, aber wohin eigentlich? So einen richtigen Plan hatten wir irgendwie nicht. Wir wollten gerne mal wieder freistehen, irgendwo im Grünen, aber alle möglichen Optionen dafür waren nicht so wirklich verlockend und außerdem regnete es ja aktuell ständig und viel. So richtiges Draußen-sein-Wetter war das also auch nicht.

Beim Blättern im Reiseführer (ja, sowas benutzen wir tatsächlich noch ganz gerne), stolperten wir über den sperrigen Ortsnamen Tequisquiapan, mitten in Mexiko und angeblich ein Weinanbaugebiet, in dem auch viel Käse produziert wird (also, das laktosehaltige Lebensmittel, nicht Käse im übertragenen Sinne). Das klang doch genau nach unserem Ding!

Als nahmen wir Kurs auf das 120 km entfernte Tequisquiapan, in der Region Queretaro, wo wir nach einer regenreichen Fahrt mit tief überschwemmten Fahrbahnen am frühen Nachmittag ankamen. Dort konnten wir zwar nicht frei im Grünen stehen, aber immerhin kostenlos direkt am Ortsrand unser Lager aufschlagen.

Trotz bedrohlicher Bewölkung wagten wir uns zu Fuß rein in die kleine Altstadt, die nicht ganz so rausgeputzt war wie zuletzt San Miguel, aber dennoch sehr charmant und vor allem authentisch mexikanisch daherkam.

Willkommen in Tequisquiapan

Im Gegensatz zu San Miguel war der Tourismus hier hauptsächlich auf lokale Touristen ausgelegt, somit waren die Preise wieder deutlich verträglicher – außer das Eis, das war mit 7,50€ für zwei Kugeln das wohl teuerste auf dieser Reise.

Wie wir feststellten, waren wir hier nun wirklich mitten in Mexiko gelandet – denn Tequis ist tatsächlich der geografische Mittelpunkt des Landes, wie ein schlecht einsehbares Denkmal wenig eindrucksvoll darstellte.

Der geografische Mittelpunkt von Mexiko

Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur ersten Käserei im Ort, genannt Fromelier. Dort durften wir geführt und mit Weinbegleitung 12 verschiedene Käsesorten probieren.

Das war mal wieder ein Erlebnis nach unserem Geschmack – im wahrsten Sinne des Wortes. 😉

Seitdem wir das schöne Südamerika verlassen haben, hat die Weindichte rapide abgenommen, dafür sind die Preise für durchschnittliche Weine in ganz Zentralamerika deutlich höher. Die wirklich guten Tropfen gönnen wir uns hier so gut wie nie, da die Preise (selbst im Supermarkt), meist erst bei 15-20€ pro Flasche anfangen. Und das sind dann immer noch die zweitklassigen Marken aus Argentinien, Chile und Co. Es sind eben keine Weinkenner und -genießer in diesem Teil der Welt.

Umso schöner, hier endlich mal auf lokale Produktionen zu treffen. Und wie wir im Laufe der nächsten Tage lernen durften, ist die Region rund um Tequis noch ein sehr junges Weinanbaugebiet. Das älteste Weingut das wir besuchten, produziert seit 2009 Wein und nennt sich daher schon „traditionell“.

Bevor wir uns verstärkt dem Wein widmeten, testeten wir noch eine weitere Käserei, genannt „Bocanegra“. Dort ging es deutlich moderner zu und neben der mal wieder geführten und angeleiteten Verkostung, durften wir auch die Käsehöhle besichtigen, wo die Laibe liegen und reifen (oder kontrolliert schimmeln).

Dann wurde es aber höchste Zeit für Wein.
Das erste Weingut, das wir uns anschauten, war die besagte älteste und vermeintlich traditionelle Bodega „Vinedos Azteca“. Dort herrschte bei unserer Ankunft große Verwirrung – europäische Gäste. Eine Seltenheit! Da wurde sofort nach einem englisch sprachigen Guide gerufen (obwohl wir mit dem Spanischen zufrieden gewesen wären). Dieser war ganz verdattert, sein Schul-Englisch so spontan endlich mal einsetzen zu dürfen und so hatten wir einen lustigen spanenglischen Sprachkauderwelsch.

Die Führung war dennoch sehr interessant. Bevor auf der Ranch Wein angebaut und produziert wurde, hatten die Besitzer nämlich Pferde gezüchtet und so eine Art Rodeos veranstaltet. Daher gibt es bis heute noch Stallungen und ein paar Pferde, die alle Weinnamen tragen.

2003 besuchte dann ein spanischer Önologe die Ranch und stellte fest, dass sich der Boden und das Klima hervorragend für den Weinanbau eignet. Der Besitzer der Ranch war zunächst nicht begeistert von der Idee, seine Frau aber schon. So wurde aus der Pferderanch, eine Wein Bodega, die seit 2009 verschiedene Weine produziert.

Da Pferde nicht so unsere Welt sind, freuten wir uns, als endlich die Verkostung begann. Auch hier merkten wir aber, dass man vor allem auf mexikanische Gäste eingestellt war, die es gerne süß mögen. Wir bekamen halbtrockene Weine zum Probieren, was in der Regel nicht so unser Ding ist.

Zum Schluss gab es noch einen Vermouth, der auch dort produziert wurde, der aber noch süßer war als der ohnehin schon viel zu süße Rosé Wein, den wir vorher getestet hatten. Dennoch ein schönes erstes Erlebnis auf einem mexikanischen Weingut, auch wenn da qualitativ noch deutlich Luft nach oben war.

Bernal

Jetzt ging es aber erstmal weiter ins nächste „Pueblo Magico“, genannt Bernal, etwa 30 Minuten außerhalb von Tequis gelegen. Rund um Bernal sollte es weitere Weingüter geben, aber erstmal schauten wir uns den namensgebenden Berg des Ortes an. Der ‚Pena de Bernal‘ erreicht eine Höhenlage von 2.756 Metern und bildet eine freistehende Felsformation von 350 Metern relativer Höhe. Damit ist er angeblich der drittgrößte Monolith der Welt und thront imposant über dem kleinen Dorf.

Der Pena de Bernal

Nach einem kurzen Spaziergang durch den süßen Ort, landeten wir auf einem wilden Parkplatz am Fuße des Bergs. Ideal, um am nächsten Morgen dort rauf zu kraxeln. Kraxeln ist auch das richtige Wort, das Ding war genauso steil wie es aussah.

Kirche in Bernal
Moby Dick vor dem dicken Bernal

Dank Seilen und Stahlketten kamen wir aber gut voran.

Die Besteigung des Bernal 😉

Auf ungefähr 2.600m Höhe war dann aber Schluss. Ab dort ging wirklich nur noch klettern mit Erfahrung und Ausrüstung – was wir beides nicht haben. Dafür hatten wir aber Aussicht über Bernal, Tequis und die umliegenden Dörfer und Hügel.

Jede Menge Aussicht

Nach so viel sportlicher Betätigung, war es höchste Zeit für das nächste Weingut. Die Wahl fiel auf das ebenfalls sehr neue und moderne Weingut „Vinaltura“. Von dessen Terrasse aus hatten wir einen grandiosen Ausblick über die Weinreben auf den eben noch bezwungenen Bernal Monolithen.

Weingut Vinaltura

Der Berg ist auch das Logo des Weinguts.

Passt!

Die drei Weine, die wir hier testen durften, waren eine ganz andere Liga als die süßen Tropfen vom Vortag. Hier hatten alle Rotweine mindestens 12 Monate in Holzfässern verbracht und konnten, unserer Meinung nach, locker mit den guten Weinen aus Südamerika mithalten. Allerdings waren die Flaschenpreise hier nicht annähernd so erschwinglich wie in besagten Ländern. Für umgerechnet 30 – 50 Euro blieben die Flaschen im Weingut zurück und wir machten uns auf den Weg zurück nach Tequis.

Tequisquiapan 2.0

Dort bezogen wir erneut den Platz am Ortsrand und nahmen es am nächsten Vormittag wieder sportlich. Mit den Rädern ging es querfeldein zu einem weiteren Weingut, genannt „San Juanito“. Dort angekommen wurden wir von den netten Besitzern und ihren fünf Huskies stürmisch begrüßt. Auch hier war man wieder sehr überrascht über Touristen aus Deutschland, noch dazu auf dem Fahrrad. Aber wie fast überall in Mexiko, sind die Deutschen sehr beliebt und gern gesehen, der Besitzer erzählte uns sogleich, dass Deutsche ja alle sehr intelligent seien. Viele Ingenieure und so. Meinen Kommentar das das aber nun wirklich nicht für alle Deutschen gilt, konnte er nicht so ganz nachvollziehen. 🙂

Wieder hatten wir einen schönen Platz mit Blick auf Reben und den Bernal in der Ferne.

Cheers!

Wir bestellten uns beide jeweils ein Tasting, bestehend aus 3 verschiedenen Weinen. Netterweise wurden alle sechs Weine zwischen uns beiden aufgeteilt und zum Schluss, gab es noch einen siebten Wein zum Testen, aufs Haus. Halleluja! Auch bei San Juanito waren alle Weine wirklich sehr gut (und teuer) und wurden toll präsentiert.
Aber das war ganz schön viel Wein für einen Vormittag. Zum Glück gab es üppig mit Käse belegte Pizza dazu, ansonsten wäre die 20km lange Rückfahrt nach Tequis sicher lustig geworden.

Nach 7 Wein gelingen die Selfies nicht mehr ganz so gut.

Pünktlich vor dem einsetzenden Nachmittags-Schauer waren wir zurück am Van und stolperten abends im Ort noch in eine Tanzaufführung einer bolivianischen Trachtengruppe. Das weckte Erinnerungen…

Bolivianische Tanzgruppe

Opalmine in Trinidad

Tequisquiapan hielt noch eine Besonderheit für uns parat. Opale!

Am Tag unserer Ankunft in Tequis, sprach uns vor dem Van eine Dame an, die unser deutsches Nummernschild nicht zuordnen konnte. Auch sie war ganz begeistert von europäischen Touristen und hieß uns herzlich willkommen. Außerdem erzählte sie uns von ihrem kleinen Heimatdorf, Trinidad, wo es Opalminen gäbe. Opale kannte ich bis dato nur aus Australien, aus Erzählungen von meinem Stiefvater (Hallo Hartmut!). Sie ermutigte uns doch mal in Trinidad vorbeizuschauen und eine Tour in eine Mine zu machen. Warum eigentlich nicht? Schöne glitzernde Steine mag doch jeder!

In Trinidad angekommen, fragten wir uns allerdings, ob wir hier richtig wären. Das war eher so ein Ort, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Schließlich fanden wir aber doch ein Wohnhaus, das mit Touren in die Mine warb. Dort schauten wir einfach mal rein und trafen auf den 75-jährigen Don Hector, den Besitzer einer der Minen, in 3. Generation. Eine Tour sei kein Problem, wir müssten aber auf weitere Gäste warten. Für 11 Uhr gab es eine Reservierung, da könnten wir mit aufspringen. Also hieß es noch eine Stunde rumbringen. Die verbrachten wir mit einem Spaziergang zu einem Aussichtspunkt über das Örtchen, was nun aber auch kein großes Highlight war.

Sehen Sie hier: Trinidad

Zurück bei Don Hector, ließ die reservierte Gruppe auf sich warten. Es war ca. 12 Uhr bis es dann aber doch endlich losgehen konnte. Mexiko eben. 😉 Auf der Pritsche eines Pickups ging die wilde Fahrt zur Mine los. Vor uns lagen ca. 8 km auf einer ruckeligen Steinpiste.

An der Mine angekommen, zeigte uns unser Fahrer und Guide erstmal, wie die Opale hier überhaupt aussehen. Anders als die aus Australien, sind die meisten Steine hier nämlich nicht blau-grünlich schimmernd, sondern gelb-rötlich.

Alles Opale

Sie zu finden ist gar nicht mal so einfach, da sie in rotem Gestein eingeschlossen sind, welches man vorsichtig entfernen muss, um an die wertvollen Halbedelsteine zu gelangen.

So unscheinbar kommen die Opale daher

Omar, unser Guide, führte uns in eine Höhle, von der wir dachten, dass es die Mine sei. Allerdings demonstrierte er uns darin nur wie man echte Opale von Quarzen unterscheiden kann. Dann ging es wieder raus in die Sonne. Jeder bekam einen Hammer in die Hand und ein Plastiktütchen und dann durften wir uns im losen Geröll, welches draußen herumlag, auf Opalsuche begeben. Die eigentliche „Opalmine“ ist hier nämlich ein offener Steinbruch.

Die Opalmine

So klebten wir mit unseren Augen auf dem Boden, um die glitzernden Partikel in all dem roten Gestein entdecken zu können. Wenn man einen Stein mit Opal-Einschluß gefunden hatte, hieß es das Gestein vorsichtig mit dem Hammer zu entfernen. So sah unsere erste Ausbeute aus:

Ausbeute der Schatzsuche
Schatzsucherin

Nach und nach entdeckten wir so viele kleine Steinchen, manche gelb, manche orange-rot, andere durchsichtig und leicht bläulich. Schließlich ging es zurück zu Don Hector und in seine Werkstatt. Dort demonstrierte er, wie die Opale von den letzten Gesteinsresten befreit und in Form geschliffen werden, um dann als Schmuckstück oder ähnliches weiterverarbeitet zu werden.

Don Hector bei der Arbeit

Superspannend zu beobachten, mit welcher Leidenschaft dieser ältere Herr seinem Handwerk nachging.

Unsere kleine, glitzernde Ausbeute von diesem Tag, kann sich auf jeden Fall auch sehen lassen. Auch wenn wir jetzt nicht wirklich steinreich geworden sind, immerhin ein bisschen was kam dann doch zusammen.

Steinreich!

Für eine letzte Nacht, zog es uns noch mal zurück nach Tequis.
Die eine Woche in der Region Queretaro, rund um Tequisquiapan hat uns richtig gut gefallen und bot endlich mal wieder mehr als „nur“ schöne Altstädte und Berge und dafür richtig viel Abwechslung.
Mal wieder abseits der typischen Touristenpfade zu sein war auch eine schöne Erfahrung, nicht nur kulinarisch. So langsam wurde es aber nun Zeit, dass wir uns auf den Weg Richtung Süden machen, denn dort hatten wir ja ab Mitte Juli eine besondere Verpflichtung…

Aber dazu dann demnächst mal mehr. 😊

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