Teil 3 unseres Roadtrips durch Honduras
28. März – 3. April 2024
Gracias & der Nationalpark Celaque
Ein langer Fahrtag brachte uns am 28. März ins bunte Dörfchen Gracias, wo wir direkt eine Pizzeria ansteuerten. Erstens weil gute Pizzerien in Zentralamerika schwer zu finden sind, und diese gut sein sollte, zweitens weil es unser 22. Jahrestag war, was natürlich standesgemäß und überhaupt nicht landestypisch gefeiert werden musste.
Bevor wir uns Gracias genauer anschauten, steuerten wir am nächsten Morgen erstmal den nahegelegenen Nationalpark Celaque an. Dieser war uns von Reisebekanntschaften empfohlen worden und da das Osterwochenende vor der Tür stand, erschien es uns eine gute Idee, dem Feiertagstrubel und den damit verbundenen Prozessionen irgendwo in der Natur bestmöglich aus dem Weg zu gehen. Zudem sollten im Park die Temperaturen auch deutlich kühler sein, was uns nur recht war.
Wir wussten schon, dass die Anfahrt zum Park, hinauf auf 1.800m ü.M. eine ziemlich steile und ruckelige Angelegenheit sein sollte. Aber schaffbar, auch mit einem Van. Genauso war es dann auch. Über eine wirklich schmale und ausgewaschene Schotterpiste, voller Verwerfungen, Wurzeln und Felsen ging es mal mehr, mal weniger steil hinauf. An den steilsten Stellen waren Rampen betoniert worden, deren bordsteinhohe Kanten man immer mit ordentlich Schwung nehmen musste, was den Van ganz schön zum Ächzen brachte. Christian wurde immer stiller und stiller während der Fahrt und musste oben angekommen, erstmal tief durchatmen. Die Straße hat einiges an Fahrkönnen und Konzentration erfordert. Auf dem Parkplatz standen sonst auch fast ausschließlich 4×4 Pickups und ein-zwei PKWs, die vermutlich auch an der ein oder anderen Stelle aufgesetzt hatten.
Aber egal, jetzt waren wir ja da. Ein netter Ranger erklärte uns sogleich die möglichen Wanderrouten und wir schnürten die Schuhe und marschierten los.
Wieder ging es über wackelige Brücken, über felsige Flüsse und schließlich ab in den Wald. Anders als im La Tigra oder im Pico Bonito, war der Wald hier weniger Dschungelartig, sondern bestand mehr aus Laubbäumen, aber auch dem ein oder anderen Riesenfarn und vielen tropischen Pflanzen.
Was noch als gemächliche Wanderung begann, wurde bald wieder schön steil. Also wie immer eigentlich. Wir hatten uns mal wieder eine Wanderung zu einem Wasserfall-Mirador ausgesucht. Als wir schließlich schnaufend oben ankamen, mussten wir den Wasserfall aber erstmal suchen.
Aufgrund der Trockenzeit war der Wasserfall nicht allzu üppig und noch dazu ganz schön weit entfernt.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz nahmen wir noch zwei kleinere Wanderwege mit, die jedoch nur durch den Wald führten, der uns hier nicht ganz so vom Hocker haute, wie noch im Nebelwald von La Tigra. Wir haben aber auch hohe Ansprüche inzwischen. 😉
Innerhalb des Parks liegt auch der höchste Berg des Landes, der 2.841m Hohe ‚Cerro Las Minas‘. Dieser war aber nur mit einer zwei Tagestour zu erreichen, sprich mit einer Zeltübernachtung, irgendwo kurz vor dem Gipfel. Auf Zelten hatten wir aber so gar keine Lust und warum sollten 17km und 2000hm nicht auch an einem Tag schaffbar sein? Laut Ranger war es machbar, aber wirklich eine anstrengende Tour. Aber natürlich wagten wir es. Am nächsten Morgen ging es also schon um 7 Uhr los und ab in den Wald.
Das gemeine war, das es immer wieder sehr steil auf und ab ging, über einen schmalen, rutschig-felsigen Waldpfad. Wir kamen deutlich langsamer voran als gewöhnlich, vermutlich steckten uns die 600hm vom Vortag auch noch ein bisschen in den Beinen.
Gegen 11 Uhr trafen wir auf Wanderer, die gerade vom Berg kamen. Lt. deren Erfahrung würde der Aufstieg zum Gipfel uns mindestens weitere 2-2.5 Stunden kosten und die richtig steilen Passagen standen uns noch bevor.
Da es in diesen Breitengraden ab 17:30 Uhr dunkel wird, war uns das zu heikel. Die gesamte Wanderung wäre ein Wettlauf gegen die Zeit geworden, da wir keinesfalls noch im Dunkeln durch den Wald stolpern wollten. Also ließen wir ausnahmsweise mal die Vernunft siegen und traten auf knapp 2.400m Höhe den Rückweg an. Bis wir zurück am Van waren, waren wir dann dennoch schon über 6 Stunden, 12km und knapp 1.400hm unterwegs gewesen. Also deutlich mehr als ein klassischer Osterspaziergang. 😉
Wir verbrachten eine weitere Nacht im Park, lernten eine nette amerikanisch-nicaraguanische Familie kennen, genossen die kühlen Temperaturen und warfen den Grill an.
Am nächsten Morgen ging es dann über die ruckelige Piste, die auch bergab so ihre Tücken hatte, zurück nach Gracias, wo wir noch eine Runde durchs Dorf drehten. Viel los war aber nicht, offenbar waren alle noch im Oster-Delirium.
Santa Rosa de Copán
Eigentlich stand nun nur noch ein großes Ziel in Honduras an, die Maya Ruinen von Copán. Aber dort waren auch schon wieder an die 40 Grad vorhergesagt und wir brauchten einen Ort, wo wir noch ein bisschen was arbeiten konnten. Das ist bei den Temperaturen im Van kaum machbar.
So stießen wir auf die Stadt Santa Rosa de Copán, welche auf knapp 1.100müM liegt und daher zumindest ein bisschen kühler ist. Hier erreichten die Höchsttemperaturen laut Vorhersage „nur“ 34 Grad. Über iOverlander fanden wir Adolfo, einen Honduraner, der lange Zeit in den USA gelebt hatte und nun seinen großen Parkplatz hinterm Haus auch gerne mal für Overlander öffnete – völlig kostenfrei.
Sein Haus stand aktuell leer (scheinbar hat er mehrere), daher übergab er uns kurzerhand seine Schlüssel, sodass wir nicht nur einen sicheren und überdachten Stellplatz hatten, sondern auch ein ganzes Haus mit Badezimmer. Welch ein Luxus.
Im überdachten Hof ließ es sich jedenfalls auch bei über 30 Grad aushalten, sodass wir unsere ToDos abarbeiten konnten.
Auch das Städtchen selbst war ganz nett, wir fanden hier zum Beispiel sehr guten Kuchen und deutsches Bier. Was kann man mehr wollen? 😉
Copán Ruinas
Dann ging es aber weiter nach Copán und zu den berühmtesten Maya Ruinen des Landes. Wieder fanden wir im Garten einer Familie einen sicheren Stellplatz, wo wir nur aufpassen mussten, dass sich nicht ein Hund, Huhn oder Truthahn in unser Zuhause verirrte. Auf dem Grundstück war einiges los.
Auch der 8-jährige Sohn der Familie war sehr zutraulich und wich uns nicht mehr von der Seite. Er wollte alles wissen, erzählte uns dafür alles, was er wusste, auch wenn wir nur die Hälfte verstanden und noch weniger wissen wollten. Er wollte auch bei allem helfen, sei es beim Auf- und Abbau der Möbel, beim Abwasch, Wasser tanken, etc. Sehr nett, aber auch sehr anstrengend so ein wissbegieriger 8-jähriger… 😉
Schließlich brachen wir auf ins Dorf, wo wir aufgrund der Hitze aber schnell in einem klimatisierten Café landeten. Hier gab’s nicht nur den besten Kaffee seit langem (natürlich aus Honduras), sondern auch schon wieder hervorragenden Kuchen. Christian war im Kuchen-Himmel!
Eigentlich hätte es in Copán noch zwei spannende Museen, die sich mit den Ruinen beschäftigen gegeben, aber die waren aktuell beide geschlossen. Schade. So blieben uns nur die Ruinen selbst, die wir nach einer tropisch-heißen Nacht früh morgens um 8 Uhr ansteuerten.
Mit 20 US Doller pro Nase war das mal wieder ein teures Vergnügen, aber das kannten wir ja inzwischen schon aus Honduras. Aber die antike Maya Stadt war es wert. Nachdem wir jetzt lange keine Ruinen mehr besucht hatten, war es mal wieder spannend die zwischen 1.400 – 2.000 Jahre alten Pyramiden, Stelen und Bauten aus der Nähe zu sehen.
Auf einige der Gebäude durfte man auch rauf klettern.
Ein Highlight war sicherlich die Hieroglyphen-Treppe. Auf 63 Stufen wurden hier über 2.400 Hieroglyphenreliefs entdeckt, die angeblich die Geschichte der Mayas darstellen. Überprüfen und entziffern konnten wir das natürlich nicht. Aber ein beeindruckender Anblick war es allemal.
Genauso faszinierend fanden wir aber auch die zum Teil riesigen Bäume, die auf den Gebäuden wucherten.
Ein tierisches Highlight gab es auch wieder: die freilebenden Macaws (Aras), die zu dutzenden über unseren Köpfen flatterten. Dank zahlreicher Futterstellen konnte man den bunten Vögeln ganz nah kommen.
Copán war wirklich nochmal ein besonderes Honduras-Highlight, zum Abschluss unserer dreiwöchigen Reise durch das Land.
Bevor wir uns auf den Weg zur nur 20 Minuten entfernten Grenze machten, versorgten wir uns im Ort noch mit ein paar Abschieds-Baleadas. Diese leckeren Dinger werden wir echt vermissen.
Unser Honduras Fazit
Honduras hat uns wirklich durchweg positiv überrascht. Vorab hatten wir viel Negatives gehört, viele Warnungen vor den allgegenwärtigen Militärs, bewaffneten Securities und dem damit einhergehenden Unsicherheitsgefühl.
Das konnten wir so gar nicht nachempfinden. Bewaffnetes Sicherheitspersonal gehört hier zum Alltagsbild, das war auch in El Salvador so und ist in Mexiko auch an vielen Stellen ganz normal. Daran gewöhnt man sich. Auch sonst haben wir uns immer willkommen gefühlt, wir hatten wieder unzählige nette Begegnungen mit freundlich, neugierigen Menschen.
An das Angestarrt werden gewöhnt man sich irgendwann auch und wenn man sieht, wie einfach die meisten Menschen hier leben, dann ist es ja auch kein Wunder, dass die sich wiederum über uns und unsere Art zu leben wundern (oder über meine weiße Haut).
Davon abgesehen bot das Land auch landschaftlich und kulturell wieder einige Superlativen, allen voran natürlich die Unterwasserwelt von Utila und die Maya Stadt Copán. Wäre die Hitze nicht gewesen (oder die teuren Eintritte), hätten wir es an vielen Orten sicher noch länger ausgehalten.
Jetzt freuten wir uns aber auch darauf wieder zurück nach Guatemala zu reisen, wo auch noch einige Highlights auf uns warteten, die wir auf dem Weg runter ausgelassen hatten.
Aber dazu dann demnächst mehr. 😊
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