Teil 4 unseres Roadtrips durch Mexiko
11. – 20. Dezember 2023
Aufgrund einer regenreichen Kaltfront ließen wir die Küste am 11. Dezember hinter uns und machten uns auf den Weg ins „Hinterland“ der Yucatan Halbinsel. Unser erster Stopp dort, war die im 16. Jahrhundert von den Spaniern gegründete Stadt Valladolid. Hier erwartete uns koloniale, bunte Architektur, statt moderner Hotel-Resorts.
Wir parkten direkt an einem der berühmtesten Gebäude der Stadt, dem Convento San Bernardino. Von dort schlenderten wir durch die bunte Altstadt, schauten uns die schönen Handwerksläden an und widerstanden erfolgreich der Versuchung, uns in einer der zahlreichen, einladenden Bars niederzulassen.
Cenoten-Hopping
Stattdessen nutzten wir Valladolid als Ausgangspunkt für ein paar ganz besondere Highlights: Cenoten.
Cenoten sind natürliche Süßwasserquellen, welche in den meisten Fällen durch Einstürze von Kalksteinhöhlen entstanden sind. Yucatan ist voll davon, es soll mehrere tausende solcher natürlichen Pools geben. Manche befinden sich in geschlossenen Höhlen, andere sind nach oben offen. Cenoten werden auch oft mit der auf Yucatan allgegenwärtigen Maya Kultur in Verbindung gebracht. Für die Mayas waren Cenoten heilige Orte, wo mitunter auch Opfergaben erbracht wurden.
Früh am Morgen machten wir uns auf den Weg zur Cenote Suytun. Diese ist sowohl bei Einheimischen als auch Touristen sehr beliebt, da sie in einer Höhle liegt, in deren Decke sich nur ein kleines Loch befindet, durch das einmal am Tag die Sonne hineinscheint. Außerdem hat man hier eine Plattform gebaut, welche ein beliebtes Fotomotiv darstellt. Daher werden hier tatsächlich Busweise die Menschenmassen rangekarrt und (zumeist) Frauen, setzen sich in ihren schönsten Kleidchen in Szene.
Um dem zu entgehen, standen wir 5 Minuten vor der offiziellen Öffnungszeit vor dem Eingang zur Cenote und waren dadurch auch mit die Ersten an dem Tag, die diesen magischen Ort betreten konnten.
Natürlich nutzten auch wir die Plattform für die obligatorischen Fotos und wagten uns dann, mit Schwimmwesten ausgestattet, die hier leider Pflicht sind, ins kühle Nass. Sehr zum Ärger der inzwischen angekommenen anderen Gäste – denn diese wollten uns nicht durch ihre Bilder schwimmen sehen. Aber wir waren ja nun mal hier, um die Cenote komplett zu erleben, und nicht nur um Fotos zu knipsen (wie tatsächlich 90% der anderen Besucher). So blieben wir die einzigen im Wasser, was ich bis heute nicht verstehen kann, da man vom Wasser aus die Höhle viel besser bestaunen konnte.
Auf dem Weg zurück nach Valladolid, holte uns dann erstmal ein anderes Thema ein. Schon ein paar Tage zuvor hatten wir bemerkt, dass unser Wasser etwas komisch schmeckte. Bevor wir den Tank erneut befüllen wollten, warfen wir mal einen Blick ins Innere und mussten leider feststellen, dass wir jede Menge Dreck im Wasser hatten, der sich auf dem Boden des Tanks abgesetzt hatte. Igitt! Irgendwo hatten wir also schlechtes Wasser erwischt. Das ist uns bisher noch nie passiert, da wir das Wasser auch immer filtern, vor dem Einfüllen. Hier auf Yucatan war das oft nicht möglich gewesen, da der Wasserdruck nicht ausreichte. Jetzt hatten wir den Salat und mussten erstmal einen Reinigungstag einlegen, den Tank komplett leeren, reinigen und durchspülen. Um auch die Leitungen zu reinigen, fehlten uns die Mittel, in den angrenzenden Supermärkten waren nur aggresive Chemie-Reiniger zu bekommen. Also verschoben wir das auf einen späteren Zeitpunkt.
Den Nachmittag verbrachten wir erneut in der Altstadt von Valladolid, bevor es am nächsten Morgen weiter auf Cenoten-Tour ging. Die zweite Cenote, mit dem Namen Hacienda Oxman, sollte unser absolutes Cenoten-Highlight werden.
Diesmal erwartete uns ein offenes Sinkloch, schon der Anblick von oben war irre!
Unten angekommen, sah das Ganze noch faszinierender aus. Das tiefblaue Wasser in dem fast perfekt kreisrunden Becken, mit den von oben hereinwachsenden Luftwurzeln. Einfach traumhaft!
Und das Beste: ausser uns waren nur 4 weitere Personen da. Die Oxman Cenote ist nicht so bekannt und beliebt wie andere Cenoten, daher blieb das auch so. Während Christian gar nicht genug von der „Tarzanschaukel“ bekam und vermutlich ein Dutzend Mal von dieser 4m hinab ins Wasser sprang (mir hat einmal gereicht), drehte ich unzählige Runden um die ins Wasser wachsenden Luftwurzeln oder lag einfach auf dem Rücken im Wasser und starrte in den Himmel. So was abgefahrenes!
Die dritte Cenote die wir uns rausgesucht hatten, genannt Samaal, war ebenfalls eine offene Höhle. Die Besonderheit hier war, dass nicht nur Luftwurzeln hineinragten, sondern auch ein kleiner Wasserfall von der Deckenkante ins Becken stürzte.
Wir hatten zufällig perfektes Timing: als wir ankamen, kam gerade eine deutsche TUI Reisegruppe an, die scheinbar ziemlich Wasserscheu war. Es sprangen nur 3 Leute aus der Gruppe kurz ins Wasser und verschwanden dann sogleich wieder, sodass wir auch diesen Ort fast 20 Minuten für uns allein hatten, bis die nächsten Busgruppen eintrafen und sich die Cenote in eine große Menschensuppe verwandelte. 😉
Trotz des Massentourismus, waren diese Orte absolute Yucatan-Highlights für uns. Da die Eintrittspreise aber nicht so ganz billig sind (in ganz Mexiko haben im letzten Jahr die Preise stark angezogen), beließen wir es bei diesen 3 Cenoten und machten uns auf zum nächsten Tourimagneten, aber auch kulturellem Highlight der Halbinsel: der antiken Maya Stadt „Chichen Itza“.
Chichen Itza
Was Machu Picchu für die Inkas war, das war wohl Chichen Itza für die Mayas. Die Stadt wurde zwischen dem 7. – 10. Jahrhundert gegründet und soll das wichtigste Handelszentrum der Kultur gewesen sein, sowie politisches Zentrum und ebenfalls ein bedeutender religiöser Ort. Heute zählt die antike Stadt zu den neuen 7 Weltwundern (wie auch Machu Picchu).
Das bedeutendste Bauwerk ist sicher die „El Castillo“ genannte, 30m hohe Pyramide. Dises imposante Bauwerk wurde als Kalender genutzt – auf jeder der vier Seiten gibt es jeweils 91 Stufen, was zusammen mit der obersten Plattform 365 Stufen ergibt. Darüber hinaus gibt es viele kleinere Pyramiden und weitere Gebäude, an deren Steinen man an vielen Stellen noch gut erhaltene Fresken findet.
Außerdem gibt es einen großen Ballsportplatz (kein Scherz) und sogar eine Art Sternwarte, von der aus man den Stand von Sonne, Mond und Sternen beobachtet hat, um so die Jahreszeiten zu bestimmen und die Ernten zu planen.
Auf dem Gelände liegt auch eine Cenote, in denen angeblich viele Menschen, aber auch Tiere und Schmuckstücke geopfert wurden, um die Götter zu besänftigen.
Auch in Chichen Itza waren wir wieder kurz vor der offiziellen Öffnungszeit vor Ort, um den Massen und vor allem auch der Hitze zu entgehen. Beides gelang uns und als wir gegen 10:30 den Rückweg antraten, waren wir auch sehr froh mit der Entscheidung. So überlaufen wie diese Orte auch sind, genauso faszinierend sind sie aber auch. Was für eine spannende Kultur!
Puerto Morelos
Nach diesen ganzen Highlights zog es uns zurück an die Küste. Wir fuhren wieder nach Puerto Morelos, wo wir diesmal 5 Tage und Nächte blieben. Wir legten einen reinen Strandtag ein, mieteten uns in einer Beachbar ein und schnorchelten direkt vom Strand aus zu einem kleinen, vorgelagerten Riff, wo es allerhand große und kleine Fische zu sehen gab.
Nur ca. 50 m vom Strand entfernt, liegt hier außerdem das „Ojo de Agua“ (das Wasserauge). Hinter der Bezeichnung verbirgt sich eine weitere Cenote, die hier direkt ins Meer austritt. Unter Wasser erkannte man nicht mehr als ein unförmiges Loch im Boden, beim drüber schwimmen merkte man aber, wie das Süßwasser (!) herausströmte, welches deutlich kälter war als das Meerwasser.
Wir lernten außerdem Alejandro kennen, der in Puerto Morelos einen Schnorchel-Shop betreibt. Statt mit ihm eine Tour zu buchen, gab er uns den Tipp, ans Ende des Orts zu fahren, von wo aus eine Sandpiste zu einem abgelegenen Strand führt, von dem aus man direkt in ein größeres Riff schnorcheln kann. Das wollten wir natürlich ausprobieren und schwangen uns auf die Räder. Die Radtour wurde allerdings zur halben Wattwanderung – durch den vielen Regen in den Tagen zuvor, war die buckelige Sandpiste stellenweise total überspült. Die tiefen Pfützen reichten uns bis ans Knie.
Also war viel schieben angesagt. Einige Locals ließen sich aber nicht von den Straßenverhältnissen abhalten und fuhren selbst mit normalen PKWs durch die Wasserlöcher, was zu blubbernden Auspuffen führte.
Angekommen am Strand, ketteten wir die Räder an den Leuchtturm und machten uns auf die Suche nach einer guten Stelle, um ins Wasser zu gehen. Das Riff ging hier wirklich bis an den Strand, allerdings war das Wasser so flach, dass an schwimmen oder gar schnorcheln nicht zu denken war. Wir unternahmen zwei Versuche eine geeignete Stelle zu finden, dann zog sich von einer Sekunde auf die andere der Himmel zu, und es begann zu schütten.
Nass waren wir dann also, aber gesehen haben wir nix. Der Himmel blieb grau und bewölkt, aber in der Ferne sahen wir, dass es über Puerto Morelos noch sonnig war. Also zogen wir mehr oder weniger unverrichteter Dinge wieder ab und traten den Rückweg nach Pto. Morelos an. Dort schien tatsächlich die Sonne, so dass wir dort noch mal auf unsere Schnorchelkosten kamen.
Aber auch abgesehen vom Strand, bot der kleine Ort das ein oder andere Highlight. In mehreren Bars wurde jeden Abend Livemusik gespielt und unsere Lieblingskneipe war schnell gefunden. Im Lauro’s trat fast jeden Abend eine andere Rock Coverband auf, die sich alle sehen, bzw. hören lassen konnten.
Außerdem trafen wir auch wieder auf den ein oder anderen Reisenden, wie z. B. Sari und Marco aus der Schweiz, die mit ihrem VW Bus in Kanada gestartet sind und noch bis nach Argentinien wollen. Also gab es wieder viel auszutauschen. 😊
Cancun
Irgendwann rissen wir uns dann aber doch los und nahmen Kurs auf DEN Touri-Hotspot an der Küste: Cancun, auch Süd-Miami genannt. Wir ahnten schon das die Stadt nix für uns sein wird, anschauen wollten wir uns den Wahnsinn aber dennoch.
Wem Cancun kein Begriff ist: dass ist der Ort, an dem viele Amerikaner (und Kanadier) gerne ihren All-Inclusive Urlaub verbringen. Dort ist wirklich alles auf das amerikanische Publikum ausgerichtet, es gibt eine Vergnügungsmeile die wie der Strip in Las Vegas anmutet, alle möglichen Restaurantketten aus den USA und natürlich Hotels und Resorts soweit das Auge reicht. Wirklich.
Mit Mexiko hat das nichts zu tun. Der US Dollar ist hier die Währung der Wahl, was sich auch in den Preisen niederschlägt. Wir fuhren also nur mal durch die sogenannte Zona Hotelera (die Hotelzone), welche direkt am Meer liegt, was man aber von der 4-spurigen Straße aus nicht sieht, da hier jeder Zentimeter bebaut wurde. Alle Strände sind privatisiert, wer kein Hotelgast ist, kommt nicht an die Wasserkante. Crazy!
Wir machten es uns zur Aufgabe doch noch ein bisschen Mexiko in Cancun zu finden und wurden auf dem Markt im weit vom Strand abgelegenen Stadtzentrum fündig. Hier ging es zu, wie man es von Märkten in Mexiko so kennt. Es gab von Obst und Gemüse bis hin zu Pinatas und Dekorationen aller Art nahezu alles zu kaufen, es herrschte munteres Treiben und die Taco Stände versuchten jeden Passanten zum essen zu bewegen. Hat dann auch irgendwann bei uns geklappt.
Mehr gab es aber nicht zu entdecken, also bezogen wir einen wenig idyllischen Platz am vermutlich einzigen öffentlichen Strand von Cancun, der aber zugegebenermaßen auch ziemlich schön war.
Hier verbrachten wir die Nacht und nutzten natürlich noch mal die Badegelegenheit, bevor wir die Küste von Yucatan endgültig hinter uns ließen. Inzwischen war schon der 20. Dezember und Weihnachten wollten wir im 300km entfernten Merida verbringen. Außerdem war da plötzlich ein Motorgeräusch, dass dringend mal untersucht werden musste. Auch dafür hatten wir schon einen Kontakt in Merida. Also wurde es höchste Zeit sich auf die Socken zu machen.
Dazu dann demnächst mehr. 😊
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