Teil 4 unseres Roadtrips durch Kolumbien
Da waren wir wieder, in der einst gefährlichsten Stadt des ganzen Kontinents: Medellin, wo in den 90er Jahren Pablo Escobar und div. Drogenkartelle ihr Unwesen trieben. Gefühlt halten jedoch vor allem die Medelliner selbst diesen Mythos gerne am Leben. Heute merkt man nämlich von all dem nichts mehr. Medellin hat sich zu einer der beliebtesten Städte des Landes gewandelt. Im Viertel Poblado tobt das Leben, es reiht sich ein Restaurant, Bar und Diskothek an die nächste. Vor allem junges Backpacker- und Expat- Publikum trifft man hier.
Wir fanden einen Stellplatz vor einem Hostel in eben diesem Viertel und machten uns zu Fuß gleich auf ins bunte Treiben. Die ein oder andere Ecke erkannten wir auch wieder. Dennoch schlossen wir uns, wie so oft, einer Walking Tour an und entdeckten dabei auch wieder so manch neue Ecke, spannende Architektur und bunte Streetart und staunten vor allem darüber, wieviel sich hier in den letzten Jahren gewandelt hat. Besonders seitdem die Pandemie überstanden ist, boomt hier der Tourismus.
Selbstverständlich nutzen wir das breite, internationale Angebot und futtern uns u. a. durch die griechische, japanische und vegane Küche, bis wir (gefühlt) kugelrund waren. Highlight für mich, war natürlich die italienische Gelateria! 😉
Auch die Comuna 13 besuchten wir erneut. Dieses Viertel am Rande der Stadt, erreichten wir mit einer der Seilbahnen, die auch hier kreuz und quer durch die Stadt verlaufen und die ärmeren Viertel mit dem Zentrum verbinden. So bleibt den Einwohnern viel Fahrerei und vor allem Stau erspart.
Die Comuna 13 war bis 2002 durch zwei verschiedene Guerilla Gruppen besetzt, welche die Lage des Viertels, angrenzend an einen Highway, für den Drogenhandel nutzten und sich hier gegenseitig bekriegten. 2002 schritt dann die damalige Regierung ein und brachte die Guerillas in einem zweitägigen Krieg zu Fall.
Danach wandelte sich das Viertel zum absoluten Touristenmagnet. Wo einst in den Straßen geschossen wurde und keiner sicher war, verzieren nun bunte Grafittis und Murals die Wände, auf den Straßen steppt (nicht nur) der Bär, Breakdance Gruppen zeigen ihr Können und Bars locken mit Photo-Ops und günstigen Getränken die partyhungrige Meute.
Wir ließen uns durch das Viertel treiben, beobachteten die bunte Mischung an Menschen, probierten das ein oder andere Streetfood, bevor es mit Bus und Seilbahn wieder zurück in die City ging.
Am darauffolgenden Tag stand für Christian noch mal ein Zahnarztbesuch an. Trotz erfolgreicher Wurzelbehandlung hatte er weiter teilweise höllische Schmerzen. So stellte sich schließlich heraus, dass einer seiner Weisheitszähne Probleme machte und dringend gezogen werden musste. Noch am gleichen Tag bekam er einen Termin und stand nur 30 Minuten später schon wieder vor der Tür – alles erledigt, wir können weiter. So schmerzfrei und unempfinglich wäre ich auch gerne mal…
Ausflug nach Guatape
So packten wir unsere 7 Sachen und machten uns auf ins 2 Stunden entfernte Guatape. Der kleine Ort liegt inmitten eines riesigen Stausees. Er ist ein beliebter Ferienort, da man hier von Kanufahren bis Helikopterfliegen so ziemlich alles machen kann. Sportliche Aktivitäten fielen für uns zwar erstmal aus, aber schon lange stand ein besonderes Highlight in der Region auf unserer Reisewunschliste: der Piedra del Penol – der Felsen von Guatape.
Diesen mitten in der sonst flachen Landschaft stehenden, 200m hohen Monolithen, kann man über knapp 750 Treppenstufen erklimmen. Die Zahnärztin hatte Christian zwar davon abgeraten, damit die Zahnlücke nicht aufgeht, aber er meinte, wenn wir irgendwo im 10. Stock ohne Aufzug wohnen würden, müsste er ja auch Treppen laufen. 😉
Dieser Logik folgend, machten wir uns also nach einer Übernachtung ganz früh morgens auf zum Felsen, um den täglich einfallenden Touristenmassen zu entgehen. Bis auf zwei, drei weitere Personen waren wir hier tatsächlich fast allein. 750 Stufen klingt vielleicht viel, aber nach weniger als 15 Minuten waren wir schon oben und konnten diesen Ausblick genießen.
Abgefahren, oder?
Retour führte eine weitere Treppe, die noch näher an den Fels gebaut war und hinter der Treppe für den Aufstieg verlief. Schon verrückt was hier für ein Aufwand betrieben wurde, damit man einen Stein besteigen kann.
Für den Rest des noch jungen Tages, suchten wir uns einen Platz am Seeufer, der letztendlich nicht ganz so ruhig war, wie wir es uns erhofft hatten, aber Hauptsache am Wasser!
Später statteten wir dem Dorf noch einen Besuch ab, der ähnlich bunt gestaltet war, wie die Orte in der Zona Cafetera. Letztendlich ging es uns hier aber zu touristisch zu.
Zurück in Medellin
Nach zwei Nächten fuhren wir noch mal zurück nach Medellin, zur Nachuntersuchung von Christians Zahn(lücke). Während er mal wieder auf dem Zahnarztstuhl Platz nahm, machte ich mich auf in den Altstadtteil von Medellin. Am Plaza Botero schaute ich mir die 20 verschiedenen Figuren des berühmtesten kolumbianischen Künstlers an, welche rund um den imposanten, wie aus Schwarz-Weiß-Gebäck gebaut aussehenden „Palacio de la Cultura“ verteilt sind. Wie man eindeutig sieht, hatte Botero eine Vorliebe für rundliche Figuren.
Im angrenzenden Museo Antioquia war ihm ein ganzes Stockwerk gewidmet. Ehrlichgesagt, gefielen mir die anderen Stockwerke da schon besser.
Übrigens: zwei Tage nachdem wir Medellin verlassen hatten, verstarb Fernando Botero im hohen Alter von 92 Jahren.
Wiedervereint genehmigten wir uns noch ein letztes Mittagessen und natürlich ein Eis in der Stadt und dann ging es zügig weiter Richtung Norden.
Aber dazu demnächst mehr. 😊