Teil 3 unseres Roadtrips durch Kolumbien
Von Filandia ging es weiter nach Pereira, wo Christian (an einem Samstag!) endlich einen Zahnarzt mit Röntgengerät fand. Leider war dann auch klar, dass eine Zahnwurzelentzündung vorlag. Der lokale Zahnwurzelspezialist war erst am Montag wieder verfügbar, somit hieß es zwei weitere Tage durchhalten.
Hacienda Venecia
Die nutzten wir bestmöglich und fuhren zur „Hacienda Venecia“, eine Kaffeefarm in der Nähe von Manizales. Dort hatten wir 2015 schon mal drei Tage verbracht und diese sehr genossen. Daher freuten wir uns nun auf den zweiten Besuch. Vor dem zur Finca gehörenden Hostel, durften wir campen. Die Anfahrt war abenteuerlich und steil, wir ließen vermutlich einiges an Reifenprofil auf den rutschigen Betonplatten vor der Einfahrt, aber das war es uns wert.
Auch hier nahmen wir noch mal an einer Kaffeetour teil, die wesentlich ausführlicher und professioneller als die in Salento war. Unser eigentliches Highlight aber war Ringo, der inzwischen 13 Jahre alte Bassett, den wir 2015 schon kennengelernt hatten. Unglaublich das der alte Junge noch da war – und uns sogar auf unserer Tour über die Plantage begleitete.
Den Rest der Zeit genossen wir die Annehmlichkeiten der Hacienda, nutzten den Pool inmitten des traumhaften Gartens, beobachteten die wilden Leguane in den Bäumen, grillten und tranken natürlich guten Kaffee.
Montagmorgen mussten wir dann zurück nach Pereira, um Christians Wurzelbehandlung durchführen zu lassen. Die Abfahrt gestaltete sich leider schwieriger als die Anfahrt zur Hacienda. Nach einer verregneten Nacht war die Wiese, auf der wir parkten, ein einziges Matschfeld und wir benötigten drei anstrengende Anläufe, um vom Hof zu kommen und pflügten dabei die halbe Wiese um. Unsere Hötze-Klötze und die Hauswand der Finca sind nun vermutlich auf ewig voller Matsch und Erde. Aber ein bisschen Schwund ist ja immer. 😉
Zähne, Wurzeln & Beläge
Die Wurzelbehandlung war dann schnell erledigt und lt. dem Patienten auch gar nicht schlimm. Allerdings verlangte auch Moby mal wieder etwas Aufmerksamkeit, die Bremsen machten plötzlich ein schleifendes Geräusch, so fuhren wir kurzerhand bei einer Bremsenwerkstatt vorbei, wo wir direkt drankamen. Innerhalb von Minuten waren die Bremsbeläge ausgebaut und siehe da: kein Bremsbelag mehr da!
Kein Wunder, dass da was geschliffen hat. Dabei waren die Beläge ja gerade mal 3 Monate alt und hatten nur 8.000km hinter sich. Scheinbar 1A Radiergummi-Qualität, die wir da in Bolivien bekommen hatten. Aber zum Glück waren hier die passenden Beläge auf Lager und innerhalb von wenigen Minuten auch schon ausgetauscht. So konnten wir nach gerade mal 30 Minuten und um nur 65€ ärmer, die Werkstatt schon wieder verlassen. Gut, dass das hier alles immer so unkompliziert geht. Trotzdem hoffen wir mal, dass diese Beläge jetzt etwas länger durchhalten.
Jerico
Ein langer Fahrtag brachte uns von Pereira in den nördlichen Teil der Zona Cafetera, wo wir als erstes in Jerico landeten. Dank einer Baustelle, die uns über eine Stunde Fahrzeit kostete, kamen wir erst nach Einbruch der Dunkelheit an und sahen daher erst am nächsten Morgen, wo wir da eigentlich gelandet waren.
Ein kurzer Fußweg, der durch den öffentlichen botanischen Garten des Orts führte, brachte uns hinunter ins Dorf, welches genauso farbenfroh daherkam wie schon Salento und Filandia, jedoch noch mal mehr Charme hatte und so ganz und gar untouristisch war.
Vorbei an der rosafarbenen Holzkirche, machten wir uns auf den Weg zu einem Aussichtspunkt über den Ort, bogen aber irgendwo falsch ab (man darf mich einfach nicht navigieren lassen!) und landeten schließlich in einer Sackgasse, wo uns die Einwohner verwundert anschauten. Aussicht hatten wir aber trotzdem.
Unterwegs war uns ein Werbeplakat für Gleitschirmflüge aufgefallen. Das hatten wir zuletzt 2013 am Gardasee gemacht, also wurde es mal wieder höchste Zeit. Spontan buchten wir uns für den gleichen Nachmittag noch einen 25-minütigen Rundflug über die wunderschöne Landschaft.
Anders als am Gardasee, wo wir vom 2.000m hohen Monte Baldo einfach hinab zum See geschwebt waren, hielt uns hier die Thermik in der Höhe. Minutenlang flogen wir, zusammen mit den Vögeln, über das ewig grüne Tal der Zona Cafetera.
Einfach nur traumhaft und ein irres Gefühl! Jedoch setzte meinem Magen nach 20 Minuten der ganze Auftrieb leider irgendwann zu, sodass wir zum Landen dann doch etwas hinabflogen. Als mein Pilot gerade zur Landung ansetzte, erfasste uns eine Windböe und plötzlich kam der Bambuswald gefährlich nahe. Wenn der eigentlich nur spanischsprechende Pilot plötzlich nur noch „fuck-fuck-fuck“ sagt, weiß man, es ist ernst. Zum Glück bremste aber ein kleiner Busch unsere Bruchlandung und wir kamen wenige Meter vorm Wald zum Stopp, sodass zum Glück wir beide und auch der Schirm heile blieb.
Christians Landung verlief glücklicherweise glimpflicher und so konnte am nächsten Tag die Reise unbeschadet weiter gehen.
Jardin
Als nächstes nahmen wir uns Jardin vor, was übersetzt Garten bedeutet. Natürlich war auch hier dementsprechend ringsum alles grün und voller Blüten, die Häuser waren bunt bemalt und es ging lebhaft zu im Ortskern.
Bunte Dörfer hatten wir nun aber genug gesehen, uns zogen vor allem die Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten rund um Jardin an. Unter anderem wollten wir hier nun endlich die berühmten „Cock-of-the-Rock-Birds“ sehen, die auf Deutsch Felsenhähne heißen und ein sehr spezielles Aussehen haben. Der Federkamm wächst bei den Männchen nämlich über das Gesicht und den kleinen Schnabel drüber, sodass es aussieht, als hätten die Kerlchen gar keinen Schnabel.
Zu witzig! Schon in Mindo in Ecuador hätte es die Möglichkeit gegeben die gefiederten Kollegen zu sehen, eine spezielle Tour hätte dort jedoch 230 USD für uns beide gekostet. Hier zahlten wir nur ein kleines Trinkgeld, um in den privaten Garten einer Dame zu kommen, wo die Vögel mehr oder weniger direkt vor unserer Nase in den Bäumen saßen. Manchmal lohnt sich Warten wohl doch. 😉
Den nächsten Tag gingen wir aktiver an und nahmen uns die abenteuerliche Wanderung zu den „7 Cascadas“, den 7 Wasserfällen vor.
Mit einem Guide ging es im Willy Jeep los zum Trailhead und dann ab in den Wald. Nach wenigen Minuten wandern standen wir schon vorm ersten Wasserfall.
Von dort ging es immer tiefer in den dschungelartigen Wald, es wurde immer matschiger und auch steiler. An vielen Stellen waren Seile befestigt, um sich entweder abzuseilen oder steil hinaufzuklettern. Definitiv anspruchsvoll.
Immer wieder ging es über einen der beiden Flüsse, welche die sieben Wasserfälle speisen. Trockene Füße zu behalten war da gar nicht immer so einfach.
Die Aussicht belohnte wie immer für die Anstrengungen.
Highlight der Tour war für uns der Wasserfall „Cueva de los Guacharos“, welcher sich über mehrere Stufen in ein kaltes Becken ergoss.
Nach vielem klettern und balancieren, erreichten wir schließlich das Ende der Wanderung, die sich eher wie Wald-Canyoning angefühlt hatte. Ohne Guide hätten wir uns hier wahrscheinlich mehr als einmal verlaufen und auch nicht alle Wasserfälle gefunden. Mit einem Willy ging es schließlich wieder zurück ins Dorf, wo wir für den Folgetag gleich wieder eine Tour fix machten.
Diese brachte uns zur „Cueva del Esplendor“, eine Höhle, durch deren Decke ein Wasserfall rauscht. Wieder ging es mit einem Willy hoch hinaus über Jardin.
Von dort startete die kurze und einfache Wanderung zur Höhle. Und die ließ einen tatsächlich mal wieder mit offenem Mund dastehen. Ein irrer Anblick!
Die Wassertemperatur liegt das ganze Jahr über zwischen 7-12 Grad. Das fanden viele Gäste scheinbar sehr einladend und Christian wagte sich schließlich auch ins kühle Nass.
Ich verzichtete gerne.
Abends gönnten wir uns im Ort einen Besuch in einer Pizzeria, schließlich gab es gleich zwei Sachen zu feiern: unseren 11. Hochzeitstag und die finale Zusage unseres Containerbuddys! Nach langem hin und her hat ein israelisches Pärchen sich entschieden ihren Land Cruiser mit unserem Moby nach Veracruz in Mexico zu verschiffen, was eine deutlich günstigere Verschiffung bedeutete.
Wir ließen den Abend auf dem Hauptplatz im Ort ausklingen, wo sich allabendlich gefühlt ganz Jardin auf den Außenterrassen der Lokale versammelte und es immer was zu sehen gab.
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Medellin, die einst gefährlichste Stadt von Südamerika.
Aber dazu demnächst mehr. 😊
Eine Antwort auf „Zona Cafetera – Teil 2“
Die Höhle mit dem Wasserfall: Mega! 🤩