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Im hohen Norden von Argentinien

Der 11. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Argentinien

Für den Norden von Argentinien, nahmen wir uns zum Abschluss noch mal zwei Wochen Zeit.

Valle Fertil & La Rioja

Nach der aufregenden Einreise über den Paso de Agua Negra, durchfuhren wir zunächst ein zweites Mal das Valle Fertil, in dem u. a. der Ischigualasto Park liegt, den wir im September letzten Jahres besucht hatten.

Blick ins Valle Fertil

Diesmal genossen wir die Landschaft aber nur durch die Windschutzscheibe, denn unser Ziel war die Stadt La Rioja, in der gleichnamigen Region des Landes. Dort angekommen, füllten wir zunächst mal wieder alle Vorräte günstig auf und bezogen danach ein Plätzchen im Grünen, umgeben von dicht bewachsenen Bergen und mit Blick auf die Stadt.

Unser Häuschen in La Rioja

Ostern am See

Nach einer Nacht ging es auch schon weiter gen Norden. Ostern stand vor der Tür und wir hofften, irgendwo ein nettes Plätzchen an einem See zu finden und dort das Wochenende entspannt zu verbringen.
Wir landeten im Dorf La Puerta, wo es einen schönen See gab. Leider sagte uns die Auswahl an Stellplätzen aber nicht zu und außerdem waren schon viele Locals vor Ort und hatten sich ebenfalls für das lange Wochenende häuslich eingerichtet, inkl. laut dröhnender Musikboxen und rücksichtsloser Müllentsorgung. Dort wollten wir nicht bleiben, also ging es nach nur einer Nacht schon wieder weiter, bis wir schließlich an einem Stausee ankamen, wo zu unserer Überraschung, nur ein paar Angler waren und ansonsten nur tierische Gefährten: wilde Esel, Pferde, Kühe und Hunde.

Campen mit Esel

Hier schlugen wir unser Lager auf und wunderten uns mit jedem Tag mehr, wieso hier so wenig los war. Das sah Argentinien gar nicht ähnlich, schon gar nicht an einem Osterwochenende. Normalerweise wird schon an normalen Wochenenden jedes Fluss- oder Seeufer von Familien bevölkert, die grillen, feiern und sonst was treiben. Aber wir hatten auch nichts gegen Ruhe und Einsamkeit. Statt menschlicher Gesellschaft, bekamen wir jeden Tag Streunerbesuch.

Große Streunerliebe!

Wir genossen das entspannte Wochenende und nutzten die Zeit zum Sporteln, Lesen und Grillen. Einmal kamen auch mal wieder die Mountainbikes zum Einsatz, wir drehten eine Runde um den Stausee und legten im 15km entfernten Dorf Los Altos einen Stopp ein, um ein paar Lebensmittel zu kaufen und vor allem Hundefutter zu besorgen. Die Streuner waren mir nämlich alle viel zu dünn! 😉

Unterwegs am See

Valle de Tafi & Amaicha del Valle

Am Ostermontag, der in Argentinien übrigens kein Feiertag ist, setzten wir unsere Reise fort. Statt der Ruta 40, entschieden wir uns für die Panoramaroute durch das Valle de Tafi, ein grünes Tal, durch das sich eine kurvenreiche Straße hinauf zum Stausee La Angostura schlängelt.

Stausee La Angostura

Am See verbrachten wir eine Nacht, bevor wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Cafayate machten. Was wir dabei gar nicht auf dem Schirm hatten war, dass wir dafür wieder einen 3.000m hohen Pass überqueren mussten. Auch diese Strecke erwies sich wieder als Panoramaroute und bot tolle Ausblicke auf die Umgebung.

Mal wieder auf über 3.000m ü.M.

Die Landschaft änderte sich aber erneut, als wir ins nächste Tal, das sogenannte Amaicha del Valle, abfuhren. Mit einem Mal waren wir wieder in der Wüste und umgeben von Felsen und Kakteen.

Abfahrt ins Amaicha del Valle

Cafayate

Am frühen Nachmittag kamen wir in Cafayate an. Cafayate selbst liegt auf 1.600m ü.M. und ist vor allem für einige der besten Weingüter des Landes bekannt. Aber auch die Landschaft rund herum kann sich sehen lassen! Wein und Landschaft – für uns die perfekte Kombination. 😊

Als erstes besichtigten wir das regionale Weinmuseum, in dem man viel über das Leben in der Region erfahren konnte, aber eben auch insbesondere über den Weinanbau, der hier einen wichtigen Stellenwert hat. Zwischen Cafayate und dem noch weiter nördlich gelegenen Salta, wird Wein in bis zu 3.000m Höhe angebaut. Das ist Weltrekord! Und schmecken tut es auch noch!

Cafayate

Wir drehten eine Runde durch den Ortskern, gönnten uns zwei Eis für umgerechnet 2 € (in Chile zahlt man meistens 8 €) und machten uns am späten Nachmittag auf zu einer Ziegenkäsemanufaktur, am Rande der Kleinstadt. Dort bekamen wir zunächst eine kleine Führung, vorbei an den Ziegen, die gerade mit den Resten der Weinlese gefüttert wurden, was dem Käse eine besondere Note verleihen soll. Nach einem kurzen Blick in die Produktionshalle, durfte dann verkostet werden. Dazu gab es ein Gläschen Torrontes, der typische Weißwein der Region.

Käse-Tasting mit Aussicht

Zwei Käsesorten schafften es in unseren Kühlschrank, bevor es dann zurück in die Stadt ging. Dort testeten wir bei den „Bad Brothers“ noch ein paar Weine aus der Region, bevor wir uns dann ausnahmsweise mal im Dunkeln auf Stellplatzsuche machten. Das vermeiden wir eigentlich, aber im Ort fanden wir einfach kein ruhiges oder geeignetes Plätzchen, das uns zusagte. Also ging es raus aus der Stadt und rein in die Weinfelder und kakteengesäumten Hügel der Umgebung.

Nach einer abenteuerlichen Anfahrt fanden wir dann einen scheinbar geeigneten Platz irgendwo im Nirgendwo, und sahen erst bei Sonnenaufgang, wo wir da eigentlich gelandet waren.

Campen zwischen Bergen & Kakteen

Nicht so schlecht, oder?
Und das Beste war, das Weingut Piatelli, in dem wir uns für eine Tour & Tasting angemeldet hatten, war nur 5 Minuten entfernt.

Weingut Piatelli

Die Tour durch das noble Weingut war mal wieder super interessant gemacht und wie immer gab es auch hier noch etwas Neues zu lernen, über die Weinherstellung im Hochland. Das spannende bei diesem Weingut war, dass sie auch eine Bodega in Mendoza haben und beim Tasting, konnte man jeweils einen Wein der gleichen Traube aus Mendoza und einen aus Cafayate probieren und (versuchen) die Unterschiede rauszuschmecken, die sich aus der Bodenbeschaffenheit und Höhenlage ergeben. Wir können nur so viel sagen: uns haben alle Weine gut geschmeckt. 😊 Zum Weingut gehört auch ein schönes Restaurant, wo wir uns im Anschluss noch ein sehr gutes (und günstiges) 5-Gänge Menü gönnten, natürlich mit den passenden Weinen aus dem eigenen Hause.

Lecker!

Den Nachmittag nutzten wir dann zum Ausnüchtern auf dem Hof des Weinguts, bevor wir uns wieder einen Stellplatz zwischen Kakteen suchten. Die Landschaft rund um Cafayate hatte es uns echt angetan!

Stellplatz bei Cafayate

Quebrada de Cafayate

Somit blieben wir hier auch noch zwei weitere Nächte, bevor wir uns auf den Weg ins 200km entfernte Salta machten. Die Strecke dorthin hatte es in sich. Diesmal aber nicht wegen der Wegbeschaffenheit, ausnahmsweise erwartete uns mal eine sehr gut geteerte Straße. Diese führte jedoch durch den „Quebrada de Cafayate“, also die Cafayate Schlucht. Man kam sich vor wie in einem Freilichtmuseum der Natur. Zunächst kamen wir an den „Los Colorados“ vorbei, rot leuchtenden Felsformationen, in denen man eine kleine Wanderung unternehmen konnte.

Los Colorados
Quebrade de Cafayate

Der Wahnsinn. Es folgten weitere Felsformationen wie z. B. ein natürliches Amphitheater, in dem standesgemäß ein Panflötenspieler für stimmungsvolle Atmosphäre sorgte.

Das Amphitheater

Vorbei an mehreren Aussichtspunkten, ging es schließlich zum „Teufelsschlund“.

Der Teufelsschlund

Unglaublich diese Natur!

Salta – La Linda

Am späten Nachmittag erreichten wir Salta, die Hauptstadt der Region. Nachdem wir für Moby einen bewachten Stellplatz gefunden hatten, ging es direkt los in die Stadt, wo wir uns mal wieder einer Walking Tour anschlossen, welche uns einen guten ersten Überblick über die Stadt verschaffte.

Salta gilt als eine der schönsten Städte von Argentinien und trägt nicht umsonst den Beinamen „La Linda“ – die Schöne. In der Stadt gibt es noch einige Kolonialbauten und über 80 Kirchen, eine schöner als die andere.

Unterwegs in Salta
Nur eine von über 80 Kirchen in Salta

Uns hat besonders die farbenfrohe Kirche „La Vina, Parroquia Nuestra Senora de la Candelaria“ gefallen.

In Salta mag man es bunt!

Wir verbrachten das ganze Wochenende in Salta, schlenderten durch die Parkanlagen der Stadt, erklommen den Hausberg „Cerro Bernardo“, probierten die angeblich besten Empanadas des Landes und besuchten ein paar Museen.

Ein besonderes Highlight war sicher das „Museum für Hochgebirgsarchäologie“, welches sich mit der Inka Kultur beschäftigt. Der Fokus liegt hier auf einem ganz besonderen Ritual, nämlich dem der Kinderopferung im 16. Jahrhundert.
Die Inkas glaubten, dass wenn sie ein Kind auf einem der über 6000m hohen Vulkane in den Anden opfern, sie die Götter besänftigen könnten und mit Glück, guten Ernten und Reichtum beschenkt werden. Dafür wurden besonders schöne Kinder aus hoch angesehenen Familien ausgesucht. Sie wurden dann mit Alkohol und Drogen betäubt und auf den 6.739m hohen Vulkan Llullaillaco getragen, wo sie lebendig, zusammen mit Spielzeugen und Schmuck in ein Erdloch gesetzt wurden, wo sie dann vermutlich im Schlaf erfroren. Grausam, aber eben Teil des damaligen Glaubens der Inkas. Aufgrund der kalten Temperaturen wurden die Leichen der Kinder mumifiziert und gelten heute als die besterhaltenen Mumien der Welt. 1999 fand man zwei dieser Kinder, welche abwechselnd im Museum gezeigt werden. Grausam und faszinierend zugleich!

Mumifizierter Junge

Jujuy

Nach dem Wochenende in Salta ging es noch ein Stück weiter in den Norden und in die Stadt Jujuy. Spätestens hier wurde uns dann die Nähe zu Bolivien bewusst, man sah es in den Gesichtern der Menschen (der Anteil der indigenen Bevölkerung ist hier deutlich höher als im mittleren und südlichen Teil des Landes), dem wuseligen treiben in der Stadt und auf den Speisekarten der Restaurants.

Spaziergang durch Jujuy

Wir blieben nicht allzu lange in Jujuy, erledigten nur ein paar Besorgungen und gönnten uns ein Mittagsmenü für umgerechnet 2.50€ pro Person.

Humahuaca & die bunten Berge von Hornocal

Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Humahuaca, von wo aus wir die „bunten Berge“ besuchen wollten. Eigentlich hatten wir dies für den nächsten Tag geplant, entschieden uns dann aber spontan noch am gleichen Tag hinauf auf 4.300m ü.M. zu fahren, zum Mirador Serrania de Hornocal, dem Aussichtspunkt auf die 14-farbigen Berge.

Auf diesen Ausblick freuten wir uns nun schon seit langem. Denn kurz nach unserer Ankunft in Montevideo im August 2022, hatten wir Willeke und Ivo kennengelernt, ein holländisches Paar, welches seit über 15 Jahren in Peru lebt und letztes Jahr eine Motorradtour durch die südamerikanischen Nachbarländer gemacht hatten. Sie hatten uns ein Bild der Berge gezeigt und von der Tour vorgeschwärmt und seitdem stand dieser Punkt auf unserer Reisewunschliste. Zu dem Zeitpunkt hätten wir aber nicht gedacht, dass es 8 Monate dauern würde, bis wir endlich dort ankamen und dass es gleichzeitig unser nördlichster und fast letzter Punkt in Argentinien sein würde.

Aber jetzt mussten wir erstmal dort ankommen. Wie so oft schlängelte sich eine mal mehr, mal weniger steile Schotterstraße den Berg hinauf. Von den bunten Bergen war noch nichts zu sehen, diese offenbarten sich erst, als wir auf dem Gipfel ankamen.

Die 14-farbigen Berge

Vom Parkplatz aus führte ein Trampelpfad zum eigentlichen Aussichtspunkt. Leider war die Sicht nicht ganz klar, dennoch boten die bunten Berge einen tollen Anblick.

Der kurze, aber steile Weg zurück, brachte uns in der Höhe ganz schön ins Schnaufen. Und die Ausfahrt vom Parkplatz war so steil, dass Moby auch erstmal wieder nicht vom Fleck kam, wir mussten eine kleine Ehrenrunde über den Parkplatz drehen, um Anlauf zu nehmen. Dann ging es aber problemlos. Die dünne Luft ist sowohl für Mensch als auch für Maschine echt nicht zu unterschätzen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang fanden wir im „Tal“, auf 2.800m ü.M. einen idyllischen Platz zwischen Kakteen, von wo aus wir am nächsten Morgen das bunte Dörfchen Humahuaca besuchten.

Humahuaca

Neben bunt bemalten Hauswänden gab es jede Menge Souvenierstände mit Lama- und Alpacawolldecken, bunten Umhängen, Hüten und was man eben sonst noch so in den Anden benötigt.

Humahuaca

Salinas Grandes

Vorbei an weiteren bunten Bergen in Purmamarca, ging es wieder über einen über 4.000m hohen Pass, bevor wir auf der anderen Seite auf die Salinas Grandes trafen, die großen Salzseen von Argentinien. Diese liegen auf einer Höhe von 3.400m ü.M. und sind mit einer Größe von 4.700km² längst nicht so groß wie der Salar de Uyuni in Bolivien, dennoch erinnerte uns die Szenerie natürlich stark an unsere Bolivien Reise in 2015, welche wir ja schon bald wiederholen würden.

Salinas Grandes

Wir liefen über den See aus Salz, beobachteten die alten Mercedes Rundhauber, welche das Salz abtransportierten und machten natürlich auch die obligatorischen Spaßfotos.

Spaß auf Salz

Grenzübertritt am Paso da Jama

Wir verließen die salzige Umgebung und suchten uns bei Susques einen Platz für unsere nun wirklich letzte Nacht in Argentinien. Wir fanden ein nettes, windgeschütztes Plätzchen, allerdings auf 3.600m ü.M. Das war unsere bis dahin höchste Nacht und sollte die Feuerprobe (zum Glück nicht wörtlich genommen) für unsere Dieselheizung werden. Offiziell ist die Funktion der Heizung nur bis auf eine Höhe von 2.700-3.000m ü.M. garantiert. Bei -8 Grad Außentemperatur mussten wir aber heizen, also wagten wir es und nach anfänglichem qualmen und stinken, funktionierte auch alles wunderbar und wir hatten es muckelig warm im Van.

Unser letzter Stellplatz in Argentinien

Am nächsten Morgen leistete uns eine kleine Lama Herde Gesellschaft beim Frühstück.

Lamas zum Frühstück

Etwas wehmütig machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Grenze. Um den Abschied etwas zu erleichtern, hatten wir uns einen besonders schönen Grenzübergang ausgesucht, den Paso da Jama. Der Grenze liegt hier auf 4.350m ü.M. und die Landschaft war wie so oft sehr besonders.

Unterwegs zum Paso da Jama

Wir sahen noch einige Vicunas, bevor wir kurz vor der Grenze noch schnell unsere letzten frischen Essensvorräte verkochten, damit diese nicht dem chilenischen Zoll zum Opfer fielen. Auf 4.100m ü.M. dauert das Kochen allerdings etwas länger als gewöhnlich, die Möhren waren auch nach 20 Minuten kochen noch ganz schön bissfest.

Kochen in luftigen Höhen

Dann ging es zum Grenzposten. Praktischerweise erfolgte die Ausreise aus Argentinien und die Einreise nach Chile hier im selben Gebäude. Nach 1.5 Stunden war alles erledigt. Und wir erklommen die letzten Höhenmeter zur offiziellen Grenze.

Grenzübergang am Paso da Jama, auf 4.350m. ü.M.
Muchas gracias y adios Argentina. Te extranaremos!

Hier endete unsere Zeit in Argentinien nun offiziell. Von den 8 Monaten in Südamerika, haben wir fast genau 5 Monate allein in diesem unglaublich großen, schönen, abwechslungsreichen, umwerfenden und vielfältigen Land verbracht. Land und Leute sind uns richtig ans Herz gewachsen und wir sind uns einig, dass wir auf jeden Fall noch ein drittes Mal hinreisen werden. Schon allein um NOCH MAL Patagonien zu bereisen (alle guten Dinge sind schließlich 3!).

Wehmütig passierten wir die Grenze und machten uns auf den Weg in die Atacama Wüste. Chile begrüßte uns mit einer unglaublichen Landschaft und brachte uns und den Van bald auf einen neuen Höhenrekord, sodass der Abschiedsschmerz dann doch schnell vergessen war.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

« von 2 »
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