… und noch so viel mehr!
Teil 2 unseres Argentinien-Roadtrips
Nach unserem Ausflug zur Lagune und den entspannten Tagen im Canyon, zog es uns weiter Richtung Westen, nach Mendoza. Zunächst blieben wir aber noch im Umland von Mendoza, an der Grenze der Region zum La Rioja.
Bei der abendlichen Stellplatzsuche fuhren wir uns dann erstmal im weichen Sandboden fest. Mit ein bisschen buddeln und mit Hilfe von Steinen und unseren Auffahrrampen, kamen wir aber zum Glück nach zwei Versuchen wieder frei und fanden ganz in der Nähe ein Plätzchen mit festerem Untergrund, für die Nacht.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter zu unserem ersten Ziel in der Region: dem Parque Provincial Ischigualasto. Ein ziemlicher Zungenbrecher, selbst für die Einheimischen. 😉 Aufgrund der extremen Trockenheit in der Region, wird die Gegend rund um den Park auch „Valle de la Luna“ genannt, also Tal des Mondes. Uns erwartete eine Landschaft, die wirklich nicht von dieser Welt schien.
Durch den Park, führt ein 42km langer Rundkurs. Um diesen zu erkunden, muss man sich einer geführten Tour anschließen, mit dem eigenen Auto. Immer zur vollen Stunde, startet also eine Autokarawane los durch den Park. Vorneweg, fährt ein Parkranger, der an den acht Stationen der Tour, allerhand zur Landschaft, Flora und Fauna im Park erklärt (wenn auch nur in Spanisch, daher haben wir nicht immer alles zu 100% verstanden).
Neben der beeindruckenden Landschaft und kuriosen Felsformationen, wie z. B. den Bowlingkugeln, dem U-Boot (manch einer sagt auch Lokomotive, ich fand der Fels sah aus wie E.T.) und dem Pils, bekamen wir auch wieder Guanakos zu sehen.
Des Weiteren gab es auch ein paar längst ausgestorbene Tiere zu sehen, neben der Landschaft, ist der Ischigualasto Park nämlich dafür bekannt, dass hier hunderte Dinosaurierskelette entdeckt wurden. Daher darf man sich auch nur in Begleitung und auf einem festen Rundkurs durch den Park bewegen, denn immer noch sind Geologen und Paläontologen damit beschäftigt, hier Skelette und Fossilien freizulegen, was man im angeschlossenen Museum auch sehen konnte.
Nach einer Übernachtung auf dem zum Park gehörigen „Campingplatz“, ging es dann schon weiter. Unser nächstes Ziel war der Ort San Juan, wo wir vor allem praktische Dinge erledigten und Christian einen neuen Haarschnitt bekam. Da wir einen Tag auf unsere Wäsche warten mussten, suchten wir uns für die Übernachtung ein nahegelegenes Weingut raus, wo wir nach einer kleinen Tour und Verkostung, die Nacht direkt auf dem Hof verbringen durften. Wie praktisch mal wieder!
Nach einem weiteren Fahrtag und einer Zwischenübernachtung im Umland, ging es dann aber endlich rein nach Mendoza. In Mendoza fällt sofort auf, dass alles etwas weitläufiger ist. Die Straßen sind breiter als in anderen Städten, es gibt viele kleinere Plätze statt, wie in anderen Städten üblich, nur einen großen Hauptplatz mit Kirche und prunkvollen Gebäuden. Warum das so ist, erfuhren wir später, als wir uns mal wieder einer Walkingtour anschlossen. Mendoza wurde 1861 von einem schweren Erdbeben erschüttert, bei dem ein Großteil der Stadt zerstört wurde. Da klar war, dass es früher oder später wieder zu einem heftigen Erdbeben kommen kann, dachte man mit und erbaute die Stadt so wie sie heute ist. Alle Häuser sind (mehr oder weniger) Erdbeben sicher gebaut, falls doch mal eins umfällt, sind die Straßen und Bürgersteige so breit angelegt, dass dennoch genügend Platz für Rettungskräfte ist und hoffentlich nicht allzu viele Menschen von Trümmerteilen o.ä. erschlagen werden. Statt einem großen, dicht bebauten Versammlungsplatz, gibt es viele kleine schöne Plätze und Parks in der Stadt, so wie z. B. den Plaza Espana, der uns sehr an Sevilla erinnerte.
Auch sonst gefiel uns die Stadt und der dort herrschende Vibe auf Anhieb. Zwar kann Mendoza (auch aufgrund des Erdbebens) nicht mit historisch, prunkvollen Gebäuden punkten, aber alles dreht sich hier um Outdoor-Erlebnisse und natürlich auch Bergtouren in den nicht weit entfernten Nationalpark Aconcagua. Der Aconcagua ist mit 6.960m der höchste Berg Argentiniens und die höchste Erhebung in den Anden. Angefixt durch all die Outdoor-Läden und Tourenanbieter, machten wir uns schlau, wie die aktuellen Bedingungen im Nationalpark so waren. Da in der Region zum Zeitpunkt unserer Reise, Ende September, gerade erst der Winter zu Ende ging, lag in den Höhen natürlich noch ordentlich Schnee und die Besteigung des Aconcaguas war noch nicht möglich (nicht das wir das ernsthaft vorgehabt hätten! 😉) Aber ein paar der tiefer gelegenen Hikes im Park sollten schon geöffnet sein, somit stand unser nächstes Ziel fest.
Bevor es aber in die Berge ging, ließen wir es uns noch ein bisschen in Mendoza gut gehen und besuchten hier auch eins der typischen Steakhäuser, genannt Parilla, wo es ordentlich gegrilltes argentinisches Rindfleisch gab.
Mendoza ist natürlich auch als Weinregion bekannt und um darüber mehr zu erfahren, machten wir uns am nächsten Tag auf ins benachbarte Lujan de Cuyo, wo sich eine Bodega an die andere reiht. Wir schwangen uns auf die Räder und wollten uns ein paar der Bodegas anschauen – kamen aber nicht weit. Bereits in der ersten Familien Bodega Gieco, wurden wir so nett empfangen, dass wir direkt zum Mittagessen im schönen Garten sitzen blieben.
Die Gläser für die Weinverkostung wurden ordentlich gefüllt, sodass wir es danach nur noch zu einem weiteren Weingut schafften – alles andere hätte im Vollrausch geendet. Auch wenn die Weinreben jahreszeitbedingt noch recht kahl waren, konnte sich die Kulisse dennoch sehen lassen.
Der nächste Tag führte uns zunächst zu einem Reifenhändler. Ein paar Tage zuvor war uns nämlich aufgefallen, dass einer unser Hinterreifen immer wieder deutlich an Luft verlor. Die Jungs in der Werkstatt schauten sich alles sofort an, das kleine Loch war schnell gefunden und nach ca. 20 Minuten war der Reifen geflickt und wieder aufgezogen. Kostenpunkt: 2.80€ inkl. Trinkgeld! Das ist mal ein Service.
Mit frischem Reifendruck machten wir uns dann auf Richtung Berge. Wir kamen zunächst bis nach Potrerillos, wo wir einen Blick auf den türkisblauen See warfen und uns im Touri-Office mit Infos zu Wanderungen und MTB Touren eindeckten. Für eine schnelle Besteigung des kleinen Hausbergs, genannt „Cerro Cocodrillos“, reichte die Zeit am Nachmittag noch.
Wir verbrachten eine Nacht am Rande des Sees, bevor es am nächsten Morgen über die Ruta 7 weiter hinein in die Anden ging, immer Richtung Aconcagua. Alle Locals mit denen wir vorab über unsere Pläne im Nationalpark gesprochen hatten, hatten uns schon gewarnt, dass auf der Ruta 7 ein LKW am anderen fährt, da dies ein beliebter Transporter-Grenzübergang rüber nach Chile ist. Und sie sollten Recht behalten. Ein LKW nach dem anderen donnerte an uns vorbei. Das machte die Landschaft jedoch nicht weniger schön.
Allerdings erklärten sich dadurch auch die unzähligen Plastikflaschen am Straßenrand. Nach einer Weile fiel mir auf, dass selbst Cola und Wasserflaschen alle mehr oder weniger gefüllt mit einer gelben Flüssigkeit am Straßenrand lagen. Irgendwann fiel dann der Groschen – das waren „Trucker-Toiletten“, die hier scheinbar achtlos aus dem Fenster in die Landschaft geworfen werden. *würg*
Im Park angekommen, war dieser eher unangenehme Eindruck jedoch schnell vergessen. Nachdem wir uns noch mal bei den Parkrangern schlau gemacht hatten und die Permits/Eintrittskarten für den kleinen Hike im Park erstanden hatten, ging es warm eingepackt los zur 8km langen Loop-Wanderung, rund um die Laguna Horcones, auf rund 3.000m Höhe.
Wie erwartet lag dort oben noch einiges an Schnee und es wehte ein wirklich eisiger Wind. Aber der Weg war gut zu begehen und die ersten Ausblicke auf den Aconcagua ließen nicht lange auf sich warten.
Vorbei an der teils zugefrorenen Lagune, konnte man noch weiter ins Tal hineinlaufen, bis zu einer Fluss Überquerung, von wo aus dann quasi die Besteigung des Berges offiziell beginnt. Für die komplette Besteigung braucht man jedoch mindestens 12-19 Tage. Das machen wir dann vielleicht ein anderes Mal… 😉
Zurück am Van ging es für die Nacht wieder raus aus dem Park und etwas weiter runter, wo kein Schnee lag und die Temperaturen etwas angenehmer waren. Auf knapp 2.000m fanden wir einen windgeschützten Platz, direkt an der antiken Puente Picheuta.
Aber wir hatten natürlich noch nicht genug von den Bergen! Am nächsten Morgen ging es daher zurück Richtung Potrerillos und von dort weiter in den kleinen Naturpark „Cordon del Plata“. Nach einer abenteuerlichen Anfahrt auf einer 12km langen und steilen Serpentinen-Schotterpiste, kamen wir wieder auf 3.000m Höhe an und begannen von dort die kurze aber knackige Wanderung zum Veguitas Tal. Auf nur 1.5km hatten wir 200hm zu überwinden, was man in der Höhenlage dann schon ordentlich merkt. Nachdem wir ein letztes, rutschiges Schneefeld überwunden hatten, eröffnete sich dieser imposante Ausblick auf diverse 4.000-5.000m hohe Berge.
Da hatte sich die holprige Anfahrt doch schon wieder gelohnt!
Auch unser Stellplatz für die Nacht konnte sich sehen lassen, auch wenn sich später am Abend der Himmel zuzog und wir am nächsten Morgen zu Graupelschauer aufwachten.
Somit ging es nach dem Frühstück wieder raus aus dem Park und noch mal zurück Richtung Mendoza. Wir nutzten den trüben Tag, um einiges zu erledigen und abzuarbeiten, bevor es am nächsten Morgen noch mal rein in die Stadt ging.
Nach einer weiteren Nacht in Mendoza, nahmen wir uns als nächstes das Uco Valley vor – das bekannteste Weinanbaugebiet rund um Mendoza. Auch hier reiht sich ein Weingut ans nächste. Da fiel die Auswahl gar nicht so leicht. Durch Zufall entdeckte ich ein kleines Familienweingut, die Bodega Giaquinta, bei dem wir auch spontan zum Tasting mit Exklusivführung vorbeischauen konnten. Wir wurden direkt auf den heimischen Hof gewunken und durften vor der hauseigenen Kapelle unser Nachtlager aufschlagen.
Dann begann die Tour, mal wieder komplett auf Spanisch und mit Händen und Füßen. Auf diesem Familienweingut, das mehr einem landwirtschaftlichen Betrieb glich, wird nämlich wirklich noch alles per Hand gemacht, vom Pflanzen der Reben, über die Ernte, die komplette Verarbeitung, bis hin zum Abfüllen und Etikettieren der Flaschen. Mit den ganzen schickimicki Weingütern, die es sonst so in der Gegend gibt, hatte das herzlich wenig zu tun.
Schließlich durfte natürlich auch probiert werden und die nette Dame meinte es wirklich gut mit uns. Insgesamt bekamen wir 8 verschiedene Weine vorgesetzt. Ein Glück hatten wir den Stellplatz für die Nacht schon sicher. 😉
Der nächste Tag führte uns ins Weingut Andeluna, was das komplette Kontrastprogramm war. Hier war alles deutlich größer, schicker, teurer und für den Tourismus gemacht. Vor allem Amerikaner schien es hier hinzuverschlagen. Wir fanden uns in einer lustigen Gruppe aus Chicagoern wieder, was schon allein sprachlich gesehen mal wieder eine angenehme Abwechslung zu unseren Spanischbemühungen war.
Dann hatten wir aber erstmal wieder genug Wein, es ging wieder raus ins Grüne. Bei Manzano Historico, wollten wir eine Wanderung zu einem Wasserfall unternehmen. Nachdem wir uns mal wieder eine Schotterpiste hochgequält hatten, starteten wir frohen Mutes zur Wanderung. Was vielversprechend begann, endete dann aber abrupt, da der Wanderweg überspült und unpassierbar war. Die Alternative wäre klettern am steilen Fels gewesen, das war uns dann doch zu heikel für den Spaß.
Damit ich meinen nötigen Auslauf bekam und nicht noch unleidlich wurde 😉, trennten wir uns für den Rückweg kurzerhand auf: ich schwang mich aufs Rad und Christian fuhr den Van zurück zu dem Stellplatz, den wir uns schon vorab vorm Ort rausgesucht hatten.
Bevor wir das Uco Valley ganz hinter uns ließen, besuchten wir am nächsten Morgen noch ein letztes Weingut, was sich wirklich noch mal lohnte. Auch in der Bodega Monteviejo erhielten wir eine Führung durch die hochprofessionelle Anlage und bekamen einige neue Einblicke in die Weinherstellung in Mendoza.
Dann ging es weiter zum letzten Stopp unserer Tour durch die Region Mendoza: zum Canyon Atuel. Trotz Funkloch blieben wir hier drei Tage hängen. Nach der ersten Übernachtung im Canyon, fuhren wir die ca. 50km lange Schotterstraße durch den gesamten Canyon einmal mit dem Van ab. Die Strecke führt einen an div. Felsformationen vorbei, die Namen tragen wie z. B. die Elefanten und der Astronaut. Nicht immer konnten wir die gesuchten Formen im Fels erkennen, aber vielleicht fehlte uns hier und da einfach die Phantasie.
Das Highlight war sicher der Blick auf den türkisblauen Stausee, am Ende des Canyons.
Unglaublich schön und eindrucksvoll! Nach der Durchfahrung beschlossen wir, eine weitere Nacht im Canyon zu verbringen. Als wir zurück zu unserem Stellplatz fahren wollten, standen wir aber plötzlich vor einer Polizeisperre. Irgendwo in der Gegend war ein Feuer ausgebrochen und aus Sicherheitsgründen, wurde der Canyon daher gesperrt. Somit begann recht spät am Tag die Suche nach einem alternativen Stellplatz, die sich in der Gegend leider als nicht so einfach erwies.
Eine kleine Ehekrise später, entschlossen wir uns dann die Nacht auf einem eher zweckmäßigen und sehr exponierten Parkplatz am Eingang des Canyons zu verbringen. Am nächsten Morgen war die Sperrung aufgehoben und wir fuhren wieder rein, um uns dann auf die Räder zu schwingen, und den Canyon noch mal mit dem MTB zu erkunden.
Nach einer weiteren Nacht im Canyon ging es am nächsten Tag dann aber schließlich weiter und zurück in die Zivilisation. Vor uns lagen wieder ein paar lange Fahrtage, wir hatten uns nämlich entschieden zurück an die Ostküste und nun doch noch mal nach Buenos Aires reinzufahren.
Aber dazu dann demnächst mehr! 😊