Teil 2 unseres Roadtrips durch Kolumbien
Krasser hätte der Kontrast wohl nicht sein können, aus der Wüstenlandschaft, ging es direkt in die üppig grüne Region der sogenannten „Eje Cafetera“, auch Zona Cafetera, oder eben auf Deutsch: die Kaffeezone. Doch statt uns direkt mit den koffeinhaltigen Bohnen zu beschäftigen, wandten wir uns zunächst den süßen Kakaobohnen zu. Auch Kakao (und unzählige andere exotische Früchte) gedeihen hier auf dem fruchtbaren Boden nämlich scheinbar mühelos.
Cinco Cacao
Das es aber doch ein wenig Mühe macht so eine Kakaoplantage zu kultivieren, erfuhren wir bei unserem ersten Stopp, auf der Finca „Cinco Cacao“, am Rande des bunten Örtchens Barcelona. Hier wurden wir von Diego und seiner Familie herzlich willkommen geheißen und eingeladen, direkt auf dem wunderschönen Grundstück zu kampieren. Das musste man uns bei dem Ausblick nicht zweimal anbieten.
Wahrlich ein kleines Paradies.
Am nächsten Morgen begaben wir uns dann mit Diego auf eine Führung über seine rein biologisch geführte Plantage. Zwischen all den Kakaopflanzen wachsen hier vor allem noch Platanos (Kochbananen), Limonen und Orangen.
Diego erklärte uns alles über die Plantage und den Prozess, vom Ernten der Kakaoschoten bis hin zur fertigen Tafel Schokolade. Nach dem theoretischen Teil durften wir auch selbst Hand anlegen und stellten unsere eigene Schokolade her, welche tatsächlich nur aus Kakao und Panela – eine konzentrierte Zuckerrohrmasse – bestand. Köstlich!!
Uns gefiel es so gut, dass wir drei Tage und Nächte auf der Farm blieben. Täglich wurden wir mit gutem Kaffee und endlos vielen Früchten versorgt, Laura (die Schwiegertochter) fuhr mit uns in den kleinen Ort, um Arepas con Queso zu testen (eine Art Maisfladen mit Käse) und die beiden, alten Familienhunde Mateo und Neymar sorgten für tierische Gesellschaft.
Unser zweites Erdbeben erlebten wir hier auch. Wieder mal wackelte die Erde für mehrere Sekunden. Die Stärke des Bebens lag bei 5,7 und das Epizentrum war zum Glück einige Kilometer entfernt und verursachte keine größeren Schäden. Trotzdem war vor allem der Familie, die gerade beim Mittagsschlaf überrascht worden war, der Schreck deutlich anzusehen.
Buntes Salento
Wir hätten auf der Finca vermutlich Wochen verbringen können, aber es gab ja noch mehr zu entdecken. Unser nächster Stopp führte uns in das Herz der Kaffeeregion, in die Kleinstadt Salento. Der Ort ist ein echter Touristenmagnet, hat sich aber dennoch seinen Charme bewahrt. Hier waren wir vom ersten Moment an im Farbrausch.
Ausnahmslos alle Häuser sind bunt gestaltet und jedes irgendwie anders und individuell. Dies ist ganz typisch für die ganze Region und wirklich schön anzuschauen – auch wenn so manche Farbkombi fast schon in den Augen brannte. 😉
Am Hauptplatz versammelten sich täglich die sogenannten Willy Jeeps. Mit diesen alten Schmuckstücken werden teilweise auch heute noch, die Kaffeebohnen von A nach B transportiert. Außerdem dienen sie als öffentliches Nahverkehrsmittel (quasi statt Bussen).
Auch wir nahmen auf dem Heck eines Willys Platz und fuhren mit ihm zu einer der kleinen Kaffeefincas, am Rande von Salento. Hier wurden wir von Juan begrüßt und sogleich in Arbeitskleidung gesteckt. Dann ging es zum Kaffeekirschen ernten.
Aktuell war keine Erntezeit, daher blieb unsere Ausbeute eher Mau, aber es ging ja auch nur darum, den Prozess, von der Ernte bis zur fertigen Kaffeebohne zu verstehen. Dies wurde uns in dem kleinen Familienbetrieb anhand alter, manueller Maschinen erklärt. Große Fincas arbeiten da natürlich inzwischen ganz anders.
Zurück im Ort stand für Christian ein nicht ganz so schöner Termin an. Seit ein paar Tagen quälten ihn Zahnschmerzen, die er bei einer Ärztin abklären ließ. Ohne Röntgengerät, konnte diese jedoch keine genaue Diagnose stellen, so hieß es erstmal Schmerzmittel nehmen und weiter durchhalten, bis wir in die nächstgrößere Stadt kommen würden.
Zur Ablenkung wagten wir am späteren Nachmittag mal was Neues: reiten! Schon seit Argentinien hatte ich damit geliebäugelt, Christian war anfangs skeptisch, als wir dann in Salento waren, änderte er seine Meinung aber und so ging es zusammen mit unserem Guide Homer auf einen zweistündigen Ausritt, durch die wunderschöne Landschaft.
So ein Pferd ist gar nicht mal so bequem wie ich dachte. Highlight der Tour war definitiv die Flussquerung, die auch den Pferden sichtbar Spaß machte.
Nach einer Pause auf einer weiteren Kaffeefinca, ging es schließlich zurück zum Stall und wir waren wieder um eine Erfahrung reicher. Die Tour hat definitiv Spaß gemacht und war eine schöne Erfahrung, aber wir waren uns dann doch schnell einig, dass wir lieber beim Drahtesel reiten bleiben. 😉
Das Tal der Wachspalmen
Als nächstes ging es in eins DER Highlights der Zona Cafetera – dem Cocora Valley. Darauf freute ich mich schon ewig, da wir es bei unserer ersten Kolumbienreise ausgelassen hatten. Star des Valleys, sind die höchsten Palmen der Welt, die Wachspalmen. Bis zu 60m hoch können sie werden.
Um diesen näher zu kommen, schnürten wir mal wieder die Wanderschuhe und machten uns auf eine 11km lange Runde durch das Cocora Valley. Der Weg führte zunächst durch einen Dschungel, vorbei an kleinen Wasserfällen und über so manche sehr, sehr wackelige Hängebrücke.
Schließlich ging es steil hinauf, bis man zum ersten Mirador gelangte, der grandiose Ausblicke auf die berühmten Palmen bot.
So irre wie die schlanken, hohen Palmen hier teilweise ganz einsam in der Landschaft stehen und im Wind schaukeln.
Am zweiten Mirador war dann etwas mehr Halli-Galli geboten. Wie in Südamerika so üblich, wurden hier verschiedene Photo-Ops in Form von Handflächen, Schaukeln, Flügeln und Tierfiguren errichtet, um sich auf diesen vor der Landschaft in Szene zu setzen. Ich werde das einfach nie verstehen, es geht doch um die Palmen und die Landschaft. Aber nun gut, andere Länder, andere Sitten. Den Kolumbianern gefiel es auf jeden Fall, wir machten unsere Fotos aber lieber ohne den Kram. 😉
Landschaftlich definitiv ein weiteres Kolumbien-Highlight!
Filandia
Für uns ging es weiter nach Filandia, ein weiteres schönes Dorf in der Region, welches weniger touristisch als Salento daherkommt, aber fast noch bunter und trubeliger.
Dort verbrachten wir zwei Tage, schlenderten durch die bunten Gassen, besuchten das kleine Korbmuseum und fanden durch Zufall ein sehr gutes Restaurant, in dem ausschließlich (Fisch-) Gerichte mit Produkten aus der schwer zugänglichen Pazifikregion gekocht wurden. Wir kamen mit der netten Besitzerin ins Gespräch, die uns erklärte, dass der ganze Betrieb auch noch lokale Bauern, Fischer und Organisationen unterstützt, welche sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt. Da schmeckte es gleich doppelt gut. 😉
Nach der zweiten Nacht in Filandia brachen wir wieder auf, blieben aber noch eine Weile in der Zona Cafetera.
Dazu dann demnächst mehr im zweiten Teil. 😊