Teil 6 unseres Roadtrips durch Peru
Nachdem wir Cusco und das Valle Sagrado nun engültig hinter uns gelassen hatten, verbrachten wir eine Nacht in einem kleinen Ort, bevor uns der erste lange Fahrtag bevorstand. Dieser führte uns wieder über einige hohe Passstraßen. So gelangten wir zwischendurch wieder auf 4.600m ü.M. was uns tolle Aussichten bescherte.
Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir einen Platz, der zumindest unter 4.000m lag und uns somit zumindest gut schlafen ließ. Am nächsten Morgen ging es dann gleich weiter und stetig hinab, bis wir zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, wieder unter 1.000m waren. Nicht nur wir, gefühlt atmete auch der Van erstmal ordentlich durch. 😉
Die Strecke führte uns in die Wüste und am sogenannten Cerro Blanco vorbei, eine über 2.000m hohe Sanddüne, welche angeblich die höchste des Kontinents ist.
Geheimnisvolle Nazca Linien
Von dort ging es immer weiter hinab, bis wir schließlich in Nazca ankamen. Nazca ist berühmt für die mysteriösen Nazca Linien, also Scharrbilder, welche angeblich von einer Pre-Inka Kultur in die Erde „gekratzt“ wurden und bis heute bestehen. Seit 1994 zählen diese als Unesco Weltkulturerbe.
Insgesamt gibt es 21 Figuren die entweder Tiere oder Pflanzen darstellen. Um alle zu sehen, muss man einen Rundflug in einer kleinen Cessna machen, darauf hatten wir aber weder Lust, noch fanden wir diese Sehenswürdigkeit besonders spannend. Ganz zu schweigen vom Umweltaspekt und der unnötigen Belastung, welche diese dutzenden Flüge pro Tag verursachen.
Die ewige Skeptikerin in mir, kann auch nicht glauben, dass die Linien seit Jahrhunderten Wind und Wetter und vor allem die Peruaner überstanden haben. Rund um die Linien ist alles vermüllt und verwahrlost wie an so vielen Stellen im Land. Überall waren auch Fahrspuren zu erkennen. Ohne regelmäßige Pflege müsste es rund um die Linien und auf den Linien genauso aussehen.
Von einem Aussichtsturm konnte man zumindest drei der Linien sehen: die Kröte, den Baum und die Eidechse. Und mittendurch läuft eine Straße – so viel zum Thema Weltkulturerbe…
Nach dem kurzen Fotostopp zog es uns weiter Richtung Küste und in die Stadt Ica, welche vor allem als Herz der Weinregion von Peru bekannt ist. Wir verbrachten die Nacht außerhalb der Stadt und wollten uns diese am nächsten Vormittag eigentlich anschauen. Den Plan verwarfen wir kurzerhand, als wir uns durch den chaotischen Verkehr wühlten und dabei schon sehen konnten, dass die Stadt tatsächlich nichts Spannendes zu bieten hatte.
Stattdessen fuhren wir gleich raus zum ältesten Weingut von Peru und angeblich auch dem ersten Weingut des Kontinents (wir vermuten allerdings das Argentinien und Chile hier Einspruch erheben würden. 😉).
Das Tacama Weingut beeindruckte mit einer wunderschön angelegten Parkanlage, welche natürlich von Weinstöcken umgeben war.
Das passte so gar nicht in das eher ärmlich, dreckige und vermüllte Straßenbild, welches wir noch kurz vorher gesehen hatten. Hier war eindeutig alles auf internationalen Tourismus ausgelegt. Schade nur, dass sie direkt vor der eigenen Haustür mit dem Aufräumen aufgehört haben…
Wir bekamen eine kurze und informative Tour über das Weingut und das dazugehörige kleine Weinmuseum mit allerhand alten Maschinen. Dann durfte natürlich probiert werden. 3 Weine, davon einer ungenießbar, und einen Pisco – der wird hier nämlich auch produziert.
Definitiv wieder eine spannende Erfahrung, aber es blieb irgendwie ein fahler Beigeschmack, da rundherum alles so ärmlich und dreckig war und nur rund um das Weingut scheinbar eine Touristenoase geschaffen worden war.
Oase Huacachina
Eine Touristenoase war auch unser nächstes Ziel – im wahrsten Sinne des Wortes. Wir steuerten die Oase Huacachina an, ein kleines Wasserloch, umgeben von hohen Sanddünen. Von anderen Reisenden hatten wir schon gehört, dass dies wirklich eine Touristenfalle ist. Und auch auf uns machte der eigentlich schön aussehende Ort, den Eindruck eines seelenlosen Touristenmagnets.
Die Oase selbst war nicht mehr als ein kleiner Teich, rund herum gab es nur Hotels, Restaurants, Bars und Souvenirshops. Alle drei Meter wurde man von einem Anwerber angesprochen, der einen, für lächerlich kleines Geld, mit einem laut knatternden Strandbuggy hinauf auf die Düne fahren wollte. Alle Dünen waren überzogen mit Reifenspuren dieser Dreckskisten. Das Geräusch schallte von allen Dünen hinunter. Wie man einen eigentlich so schönen Ort, so extrem vermarkten und dadurch versauen kann, ist uns ein Rätsel.
Uns verging sogar die Lust die Dünen zu Fuß zu besteigen. Wir verbrachten daher nur eine Nacht außerhalb und wollten am nächsten Tag zu einer echten Oase, ohne Hotels und Co. rausfahren, jedoch kam uns dann eine noch bessere Idee.
Reserva Nacional Paracas
Direkt an der Küste, gibt es den kleinen Naturpark Paracas. Durch diesen führt eine 32km lange Strecke mit verschiedenen Aussichtspunkten und der Chance auf Tiersichtungen wie z. B. Humboldt Pinguine, Seelöwen, Flamingos, etc. Da aktuell Winter auf der Südhalbkugel ist, sind aber nur wenige Tiere dort und das Wetter ist zumeist trüb und neblig. Daher hatten wir gar nicht geplant Paracas zu besuchen. Dann kam uns aber die Idee die Strecke mit dem Fahrrad zu fahren und schon erschien es uns gar nicht mehr so langweilig.
Somit schwangen wir uns auf die Mountainbikes und radelten durch die Wüste, bis an die Küste.
Wie erwartet war das Wetter trüb und wir sahen auch nur einige Flamingos und Pelikane, aber Hauptsache am Meer sein und Fahrradfahren war das Motto. 😊
Nach so langer Zeit in extremen Höhen, bei trockener Luft und oftmals kalten Temperaturen, war es selbst bei diesem Wetter einfach schön wieder mal am Meer zu sein. Zum Nachmittag bekamen wir dann sogar ein bisschen blauen Himmel zu sehen.
Nach der Tour wollten wir uns direkt an der Küste mit einem frischen Ceviche belohnen, aber irgendwie sollte das nicht sein. Im Ort Pisco schlossen alle Läden entlang der Promenade bereits gegen 17 Uhr. Im Ort selbst fanden wir keinen sicheren Parkplatz für den Van und somit landeten wir ohne Ceviche schließlich an einem eigentlich recht schönen Platz, direkt am Wasser, von wo aus wir Pelikane bei der Jagd beobachten konnten.
Im Laufe des Abends kamen einige Locals vorbei, die in ihren Autos Musik hörten und teilweise vor dem offenen Kofferraum tanzten, aber ab 23 Uhr war alles ruhig. Bis wir gegen 1 Uhr nachts von lautem Klopfen geweckt wurde. Die Polizei stand vor der Tür und fragte, was wir denn hier machen. Ja was wohl?!
Die Beamten waren aber sehr freundlich, kontrollierten nur unsere Papiere und ließen uns dann noch wissen, dass wir vorsichtig sein sollten, es könnte gefährlich sein. Den Eindruck hatten wir aber ganz und gar nicht, aber natürlich blieb uns dies im Hinterkopf, sodass wir für den Rest der Nacht bei jedem Geräusch raus schauten und es vorbei war, mit dem Tiefschlaf. Aber natürlich blieb alles ruhig, keiner interessierte sich für uns und am nächsten Tag zogen wir weiter und suchten uns einen etwas abgelegeneren Platz am Meer.
Der Strand an dem wir landeten, machte auf den ersten Blick eine schönen Eindruck, auf den zweiten jedoch nicht mehr. Alle 2 Meter lag ein toter Vogel, dazu fanden wir rund ein Dutzend tote Seelöwen in unterschiedlichen Verwesungsstadien und sogar einen toten Delfin. Vermutlich hat die Vogelgrippe die Tiere dahingerafft, welche aktuell im Land grassiert. Aber dass sie, genauso wie der Müll, einfach an einem eigentlich beliebten Strand liegen gelassen werden, war schon irgendwie seltsam. Peru toppt an Vermüllung und Verwahrlosung wirklich alles, was wir bis jetzt gesehen haben. Und das in einem Land, das touristisch eigentlich so gehyped wird. Wenn man reist, wie wir es tun, sieht man dann eben doch noch mal eine andere Seite, fernab der Touri-Highlights.
Somit verließen wir auch diesen Platz nach nur einer Nacht und machten uns auf nach Lima, Perus Hauptstadt.
Dazu dann demnächst mehr. 😊
Eine Antwort auf „Perus Küste – Teil 1“
Wenn einem durch die touristische Ausschlachtug und Vermüllung die Lust vergeht…😒 So erlebt man es auch in Jordanien überall.