Kategorien
2023 Blogbeiträge Chile Länder Südamerika

Chiles Norden: Vino, Pisco & Pasos

Teil 6 unseres Roadtrips durch Chile

Maipo Valley

Am 27. März ließen wir die Küste hinter uns und machten uns wieder auf den Weg ins Landesinnere von Chile, ins Maipo Valley. Die Landschaft änderte sich rasch, es wurde immer trockener, karger und wüstenartiger. Schließlich fanden wir uns inmitten von mannshohen, blühenden Kakteen wieder.

Für den nächsten Tag (unser 21. Jahrestag!) hatten wir uns zwei Weingüter rausgesucht. Zuerst besuchten wir das Weingut Santa Rita. Was uns als schönes Familienweingut beschrieben worden war, entpuppte sich als Weinfabrik. Hier war alles auf Masse ausgelegt – mehrere Millionen Flaschen pro Jahr und vermutlich ebenso viele Besucher und Touristen wurden hier abgefertigt. Noch dazu schienen wir mehr über Wein zu wissen als unser Gastgeber, daher war dies sicher kein Highlight, auch wenn das Weingut an sich sehr schön war.

Weingut Santa Rita

Auch das zum Weingut gehörige Andenmuseum war sehr sehenswert und zeigte viele Stücke der Osterinsel-Kultur und anderen indigenen Stämmen in Chile.

Im privaten Andenmuseum von Santa Rita

Für den Abend hatten wir uns für die Sunset Tour auf dem Weingut Alyan angemeldet. Dies war nun wirklich ein Familienweingut und weitaus weniger Massenabfertigung. Der kleine Haken hier allerdings: wir waren die einzigen europäischen Gäste, außer uns waren fast nur Brasilianer bei der Tour dabei und eine Handvoll Argentinier. Dementsprechend wurde die komplette Tour in „portunol“ durchgeführt, also einer bunten Sprachenmischung aus spanisch und portugiesisch.

Weingut Alyan

Es gab aber auch 7 verschiedene Weine zu probieren und spätestens nach dem 4. Glas verstanden wir alles, was die Brasilianer sagten und diese wiederum trauten sich plötzlich englisch zu sprechen. Somit wurde es ein feuchtfröhlicher und lustiger Abend. Ach ja, den Sonnenuntergang gab es natürlich auch.

🙂

Fahrt zum Paso Los Libertadores

Nach einer Nacht auf dem Weingut, nahmen wir uns am nächsten Morgen den sogenannten „Paso Los Libertadores“ vor, eine Passstraße und Grenzübergang nach Argentinien. Nach Argentinien wollten wir zwar (noch) nicht, aber die Passstraße ist ein echtes Highlight, da sie sich mit über 27 Haarnadelkurven, auf 2.700m ü.M. hochschlängelt und dabei tolle Ausblicke offenbart. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, also ging es, nur zum Fahrspaß, hoch hinaus.

Haarnadelkurven am Paso Los Libertadores

Zurück an die Küste

Nach einer Übernachtung, am Beginn der Passstraße, zog es uns schon wieder Richtung Küste. Bei La Ligua fanden wir einen Traumstrand an dem sich schier endlos die Wellen direkt am Strand brachen, aber leider war es hier viel zu windig um zu bleiben. Daher fuhren wir noch weiter nach Norden, in den bei Chilenen beliebten Sommerferienort La Serena. Die Sommerferien waren ja längst vorbei, somit war nicht allzu viel los und hier konnte man auch direkt am Meer stehen.

Coquimbo bei Nacht

Wir verbrachten ein verlängertes Wochenende rund um La Serena und den Nachbarort Coquimbo. Während Christian den Skatepark unsicher machte, besuchte ich u. a. das Archäologische Museum, wo es eine weitere Maoi Statue von den Osterinseln zu sehen gab. Einfach faszinierend, diese Dinger!

Moai Statue in La Serena

Valle de Elqui

Wir behielten unsere Zick-zack-Route bei und steuerten als nächstes wieder ein Ziel im chilenischen Inland an, das Valle de Elqui. Das Elqui-Tal besticht nicht nur durch seine wüstenartige Landschaft, sondern ist besonders für den dortigen Weinanbau bekannt. In den grünen Oasen inmitten der sonst kargen Landschaft, wachsen nämlich überwiegend Muskateller Trauben, welche hier ausschließlich für die Herstellung von Pisco verwendet werden, die Hauptzutat unseres Lieblingscocktails, Pisco Sour.

Valle de Elqui

Pisco schmeckt ähnlich wie der italienische Grappa, allerdings handelt es sich nicht um einen solchen Tresterbrand. Stattdessen wird der hochprozentige Stoff aus den ganzen Muskateller Trauben gemacht, sprich es wird der Fruchtsaft, die Schale und die Kerne verwendet.

Im Örtchen Pisco besuchten wir die Destillerie „Los Nichos“, wo wir den gesamten Prozess in einer privaten Führung erklärt bekamen und anschließend natürlich auch verkosten durften.

Pisco Destillerie Los Nichos

Grenzübergang am Paso de Agua Negra

Nach einem Spaziergang durch den Ort, in dem sich wirklich alles nur um den Schnaps dreht, nahmen wir Kurs auf ein besonderes Highlight des südamerikanischen Kontinents: den Paso de Agua Negra. Die ca. 160km lange Passstraße führt einen durch die unglaublichste Landschaft auf 4.700m ü.M., wo die Grenze zwischen Chile und Argentinien liegt. Das ist der höchste Grenzübergang in Südamerika (aber noch nicht die höchste Passstraße, wie wir später rausfinden sollten).

Von Pisco ging es also los zur chilenischen Grenze. Denn ausreisen muss man schon bevor man sich auf die Passstraße begibt. Der Prozess war schnell erledigt und wir informierten die Grenzbeamten, dass wir eine Nacht unterwegs verbringen wollten und somit erst am nächsten Tag nach Argentinien einreisen würden. Das ist wichtig, denn die Grenzposten der beiden Länder kommunizieren täglich miteinander, wer da so auf der Straße unterwegs ist und kontrollieren, dass jeder sicher auf der jeweils anderen Seite ankommt, da diese Höhen ja nicht ganz ungefährlich sind und es unterwegs natürlich auch keinen Handyempfang gibt. Und auf 160km kann viel passieren.

Wir fuhren noch ca. 34km die Straße entlang, bis auf ca. 3.200m ü.M. der Teer endete und die Schotterstraße begann. Der Straßenbelag sollte sich auch bis Argentinien nicht mehr ändern. Zur Akklimatisierung verbrachten wir eine Nacht an einer Lagune auf 3.200m, bevor wir am nächsten Morgen die übrigen Kilometer und 1.500hm in Angriff nahmen.

Stellplatz an der Lagune auf 3.200m ü.M.

Gut erholt und akklimatisiert ging es nach dem Frühstück also rauf auf schwindelerregende Höhen. Langsam, aber sicher, arbeiteten wir uns auf der Schotterstraße voran. Aber schnell fahren würde hier sowieso niemand wollen. Die Landschaft ist einfach unglaublich. Wir mussten ständig anhalten, um Fotos zu machen und die Aussicht zu genießen.

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Wie auf einem anderen Planeten! Und zum Glück war kaum etwas los auf der Strecke, denn wenn uns mal jemand entgegen kam, sahen wir vor lauter Staub erstmal nichts mehr. Die meisten Fahrzeuge, die uns entgegen kamen, waren Motorräder. Die Fahrer*innen konnten einem auf der Staubpiste echt leid tun. Die meisten die wir sahen, waren von Kopf bis Fuß beige gepudert. 😉

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Bis auf 4.300m ging es einigermaßen sanft hinauf, dann wurde die Piste steiler und die Kurven enger, sodass wir größtenteils nur noch im ersten und manchmal zweiten Gang vorankamen. In der vorletzten Kurve vor dem höchsten Punkt, auf ca. 4.600m ü.M. passierte es dann. Beim Zurückschalten in den ersten Gang, ging Moby aus und kam nach dem Neustart nicht mehr vorwärts. Die Luft war zu dünn, die Straße zu steil, der Van zu schwer. Mist! Ein klassischer Fahrfehler, wir hätten die Kurve im ersten Gang und mit mehr Schwung nehmen müssen. Aber noch bevor wir dazu kamen einen zweiten Anlauf zu nehmen, hielt plötzlich neben uns ein SUV. Das war und blieb das erste und einzige Auto, welches uns an dem Tag überholte.

Sofort stieg ein Mann aus, der sich als Adrian vorstellte und uns auf Spanisch zu verstehen gab, dass wir auf keinen Fall den Motor ausmachen sollen. Wir sollten einfach kurz warten, sie würden uns jetzt abschleppen!

Noch bevor wir widersprechen konnten (wir hätten nämlich gerne selbst weiter rum probiert), parkte der SUV vor uns und holte ein Abschleppseil raus. Wenige Minuten später hing der Van am Seil und Adrian übernahm von Christian das Steuer. Christian gesellte sich in den SUV zu Juan Pablo und seiner Freundin Caroline, zwei Kolumbianer, die in Chile leben und Adrian, den Argentinier, der nun neben mir im Van saß, als Anhalter unterwegs aufgesammelt hatten, um ihn mit zurück nach Argentinien zu nehmen. Sowas kannste dir net ausdenken… 😉

Juan Pablo hatte jedenfalls schon öfter (deutschen) Wohnmobilen an der Stelle aus der Patsche geholfen und war daher nicht überrascht das auch wir nicht weitergekommen waren. Juan Pablo zog uns die ca. 600 fehlenden Meter hinauf, bis es wieder flacher wurde. Von dort aus kamen wir aus eigener Kraft weiter und die letzten Meter, bis zur offiziellen Grenze. Alle Beteiligten hatten an der kleinen Abschleppaktion viel Spaß und wir knipsten noch viele Fotos zusammen, bevor sich unsere Wege dann wieder trennten.

Die Abschleppcrew!

Und dann standen wir da, auf 4.780m ü.M., (also ca. auf der Spitze des Matterhorns) mit unserem rollenden Zuhause und überschritten zum 5. Mal die Grenze von Chile nach Argentinien.

Moby an Südamerikas höchstem Grenzübergang auf 4.780m ü.M.

Was für ein tolles Erlebnis. Und es war ja noch nicht vorbei. Der Weg runter nach Argentinien war mindestens genauso schön und aufregend wie der chilenische Teil. Die Landschaft blieb nicht von dieser Welt. Wir fanden sogar noch ein paar Schneefelder.

Schneereste am Paso Agua Negra

Langsam und bremsenschonend schlängelten wir uns bis zur argentinischen Grenzstation auf 1.900hm. Nach der erfolgreichen Einreise suchten wir uns nur noch einen ruhigen Stellplatz, mal wieder an einem Fluss, wo wir das erlebte erstmal sacken ließen und uns von den schwindelerregenden Höhen erholten.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter mit unserem Roadtrip durch den Norden von Argentinien. Dazu dann demnächst mehr. 😊

Bilder für Großansicht & Beschreibung einfach anklicken
« von 2 »
Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Instagram