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El Chaltén = Wanderlust!

Teil 6 unseres Argentinien Roadtrips

Zurück nach Patagonien. Wir springen zurück in die Zeit vor unserer Antarktis Reise und knüpfen zeitlich im November an…

Endlich zurück in unseren Lieblingsbergen

Am 1. November machten wir uns von El Calafate auf den ca. zweistündigen Weg nach El Chaltén. Wir waren richtig aufgeregt, denn El Chaltén ist für uns ein ganz besonderer Ort. Das kleine Örtchen am Fuße des Mt. Fitz Roy und Cerro Torre ist an sich nichts Besonderes, jedoch beginnen von dort die für uns schönsten Wanderungen in ganz Patagonien.

Als wir 2015 zum ersten Mal dort waren, haben wir uns Hals über Kopf in die Region und die Berge verliebt. Als wir damals nach nur drei Tagen, mit einem Überlandbus abreisten, konnten wir nur aus dem Fenster beobachten, wie die Sonne langsam unterging und diese einmalige Bergkulisse in ein spektakuläres Licht tauchte. Anhalten und den Anblick genießen oder einfach ein Foto machen konnten wir aber nicht. Das war der Moment, in dem wir uns gegenseitig versprachen, noch mal herzukommen. Dann aber mit dem eigenen Auto, oder noch besser, mit dem eigenen Camper, um überall anhalten zu können und so viel Zeit wie möglich hier verbringen zu können. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir übrigens noch nicht ein einziges Mal in einem Camper oder Wohnmobil übernachtet (mal abgesehen von unserem VW-Bus).

Und da waren wir nun, fast auf den Tag genau, sieben Jahre später, mit unserem eigenen, rollenden Zuhause. Und die Straße nach El Chaltén selbst zu fahren, war dann noch mal eine ganz andere Erfahrung und noch viel, viel schöner, als wir es in Erinnerung hatten.

Fast 50km lang, fährt man mehr oder weniger schnurstracks auf die Berge zu. Noch bevor wir überhaupt im Ort ankamen, hatte ich schon über 100 Bilder und Videos geschossen.

Direkt am Ortseingang, befindet sich das Besucherzentrum des Nationalparks. Bei den freundlichen und engagierten Rangern versorgten wir uns mit allen notwendigen Infos. Bei der Frage nach der Wettervorhersage für die nächsten Tage, sagte die Rangerin strahlend zu uns: „You are very lucky people!“ Wenn die wüsste, wie Recht sie damit hat! 😊
Was sie aber meinte war, dass die Wettervorhersage für die nächsten Tage ungewöhnlich gut war. Uns standen fünf Tage voller Sonnenschein, wenig Bewölkung und kaum Wind bevor. Das ist hier in der Gegend eine absolute Seltenheit, erst recht Anfang November. Unser Plan es hier ruhig angehen zu lassen, war somit dahin. Das gute Wetter musste schließlich maximal genutzt werden.

Direkt gegenüber des Besucherzentrums gibt es einen Parkplatz, auf dem Camper kostenlos und legal stehen durften (ansonsten bleiben nämlich nur Campingplätze im Ort). Dort suchten wir uns ein schönes Plätzchen und konnten kaum fassen, dass wir selbst vom Parkplatz aus und somit auch aus dem Küchenfenster, den Fitz Roy und seine felsigen Nachbarn direkt im Blick hatten.

Unser Haus im Vorgarten des Fitz Roy & Cerro Torre

Der Nachmittag war noch jung, somit machten wir uns auch direkt auf zur ersten kleinen Wanderung, zu den Miradoren del Condor & Aguilas. Von dort hat man einen schönen Fernblick auf die Berge, den Ort und zum angrenzenden Lago Viedma.

Ausblick vom Mirador del Condor

Beim späteren Spaziergang durch den kleinen Ort, entdeckten wir dann eine Eisdiele, wo es das mit Abstand beste Eis in ganz Argentinien gab. Als wäre nicht alles schon perfekt genug! Somit war die tägliche Wanderbelohnung auch sichergestellt. 😉

Wanderung zu Loma del Pliegue Tumbado

Der nächste Tag begann wie vorhergesagt mit wolkenlosem Himmel. Zum Sonnenaufgang machte ich mich wieder auf den Weg zum Mirador del Condor und beobachtete, wie die Sonne die Berge orange erstrahlen ließ.

Alpenglühen in El Chaltén

Nach dem Frühstück ging es dann los zur ersten langen Wanderung. Von den drei großen Tageswanderungen hatten wir uns zum Start unseren Lieblingsaussichtspunkt rausgepickt, den ‚Loma del Pliegue Tumbado‘. Um dort hinzugelangen, gilt es 10km und 1.000hm zu überwinden. Es ging also stetig bergauf, über Löwenzahn-Wiesen und Felder, durch Wälder und zum Schluss noch ein rutschiges Schneefeld.

Unterwegs zum Loma Mirador

Oben angekommen, eröffnete sich uns dieser Blick, welcher übrigens die letzten Jahre im Großformat unsere Wohnzimmerwand schmückte:

Ausblick vom Loma del Pliegue Tumbado

Der Wahnsinn!! Und wie vorhergesagt war kaum eine Wolke am Himmel zu sehen, wir hatten freien Blick auf die komplette Bergreihe und die Laguna Torre. Und was fast noch besser war: es war komplett windstill! Als wir 2015 hier oben waren, hatten wir deutlich mehr Wolken und vor allem Wind, der uns schnell wieder runter trieb. Diesmal ließen wir uns viel Zeit und schossen hunderte Fotos, bevor es später wieder retour ins Tal ging.

Besser geht’s nicht!

Was für ein perfekter Start!

Radtour rund um El Chaltén

Da ich mir direkt zwei ordentliche Blasen an den Fersen gelaufen hatte, beschlossen wir es am nächsten Tag etwas ruhiger angehen zu lassen und schwangen uns auf die Räder, statt in die Wanderschuhe. Bei wieder herrlich, sonnigem Wetter, fuhren wir ein Stück die Straße nach El Calafate zurück, um das Bergpanorama auch noch mal vom Fahrrad genießen zu können.

MTB Tour rund um El Chaltén

Anschließend ging es weiter in die andere Richtung. Etwas außerhalb von El Chaltén, gibt es einen kleinen Wasserfall, den Corrillo del Salto, dem wir einen Besuch abstatteten.

Corrillo del Salto

Auf dem Weg dorthin, entdeckten wir ein Schild, das auf eine MTB-Strecke hinwies. In der Hoffnung einen kleinen Bikepark zu finden, folgten wir dem Schild, es war dann aber doch mehr ein Wiesenpfad, der einem noch mal neue Ausblicke auf den Fitz Roy bot. Aber immerhin gab es ein paar Holzbrücken zum Überfahren. 😉

Auf dem Bicisenda 🙂

Geburtstag an der Laguna Torre

Der nächste Tag war der 4. November und somit mein Geburtstag. Für den hatten wir uns die Wanderung zur Laguna Torre rausgesucht, am Fuße des Cerro Torre. Diese insgesamt 24km lange Wanderung hatten wir 2015 auch schon gemacht, allerdings bei ziemlich kalten Temperaturen, mit Wind, Nebel und 0 Sicht am Ziel. Diesmal standen die Zeichen da deutlich besser und so machten wir uns auf zum Hike.

Geburtstagskind auf dem Weg zur Laguna Torre

Christian fand auch sein Geweih wieder, fast genau so wie damals vor 7 Jahren… 🙂

Nach einem kurzen und steilen Anstieg zu Beginn der Tour, geht es relativ gemütlich weiter, zwischendurch zeigt sich der Cerro Torre immer schon mal, bis man schließlich endlich an der Laguna ankommt. Und diesmal hatten wir auch Aussicht. Und was für eine!

An der Laguna Torre

Wieder perfekte Bedingungen, es war fast schon sommerlich warm, es ging nahezu kein Wind. Die Lagune hat zwar keine so schöne blaue Farbe wie manch andere, dafür leuchten die kleinen und großen Eisberge im Wasser aber hellblau.

Laguna Torre

Kein Vergleich zu dem Ausblick den wir dort vor sieben Jahren hatten.

So sah es 2015 aus als wir hier waren.

Schöner kann ein Geburtstag doch gar nicht sein, oder?
Nach der obligatorischen Käsebrot-Pause, ging es noch ca. 2km weiter. Über den Rand der Lagune, gelangt man noch etwas höher, bis zum sogenannten Maestri Viewpoint, von dem aus man einen besseren Blick auf den großen Gletscher hat, welcher die Lagune mit Wasser (und Eisbergen) speist.

Am Maestri Viewpoint

Hier hatte ich mir dann auch meinen Geburtstagskuchen und einen Sekt verdient! 😊

Happy Geburtstagskind!

Was für ein Tag!
Zur Feier des Tages genehmigten wir uns noch einen Restaurantbesuch am Abend – und natürlich noch ein Eis. 😊

Wanderung zur Laguna de los Tres

Der 5. November sollte der vorerst letzte richtig schöne Tag sein, somit ignorierte ich meine inzwischen ziemlich unangenehmen Blasen und wir machten uns auf zur dritten großen Wanderung, zur ‚Laguna de los Tres‘, am Fuße des Fitz Roy. Dies ist die beliebteste Wanderung in El Chaltén, wohl weil die insgesamt 20km lange Strecke so abwechslungsreich und typisch für Patagonien ist. Außerdem hat man gleich von Anfang an die schönsten Aussichtspunkte auf den Fitz Roy.

Fitz Christian & Fitz Roy

Der Weg beginnt steil und führt durch einen Wald, bevor man auf eine flache Ebene kommt, die dicht bewachsen ist mit Büschen aller Art. Da es stellenweise sehr nass und sumpfig ist, wurden Holzwege angelegt, sodass man trockenen Fußes bis zum letzten steilen Anstieg gelangt.

Unterwegs zum Fitz Roy

Der letzte Teil ist dann wirklich nochmal steil, aber wie so oft, lohnt sich die Mühe. Und an so einem perfekten Tag wie wir ihn wieder erwischt hatten, gleich doppelt.

Angekommen am Fuße des Fitz Roy
Mt. Fitz Roy

Was für ein Anblick!! Die Laguna de los Tres war, wie schon als wir 2015 hier waren, noch größtenteils zugefroren und mit Schnee bedeckt. Stabil genug zum darauf laufen, war es aber schon nicht mehr.

Wir knipsten wieder hunderte von Bildern, futterten unser Käsebrot und dann ging es durch den Schnee noch ein Stückchen weiter an der Lagune entlang, um noch einen Blick auf die weiter unten liegende Laguna Sucio zu werfen. Sucio bedeutet schmutzig, von oben sah die Lagune aber eigentlich recht sauber aus. 😉

Blick auf die Laguna Sucio

Ziemlich glücklich, aber ehrlich gesagt ziemlich kaputt, machten wir uns auf den Rückweg. Der steile Abstieg von der Lagune hatte es noch mal in sich, wobei die Leute, die uns entgegen kamen, noch wesentlich geschaffter aussahen. Kein Wunder, inzwischen war es früher Nachmittag und die Sonne brannte auf den steilen Anstieg. Mit sowas rechnet ja keiner in Patagonien. 😉
Wir nahmen noch einen Schlenker über die Laguna Capri mit, in die wir am liebsten reingesprungen wären, das Wasser war aber deutlich kälter als man vermuten würde (aber sicherlich deutlich wärmer als der südliche Ozean!)

An der Laguna Capri – so langsam sah man uns die Erschöpfung ein bisschen an. 😉

Nach etwas über 8 Stunden waren wir schließlich zurück am Van und meine Fersen machten klar: das war’s jetzt erstmal mit Wandern. Meine inzwischen blutigen Blasen verschreckten auch den ein oder anderen Nachbarn auf dem Parkplatz, aber wir hatten jetzt ja auch alles gemacht und erwandert, was wir uns vorgenommen hatten.

Ausflug zum Lage del Desierto & Laguna Huemul

Die Wettervorhersage behielt weiter recht, der nächste Tag begann nicht mehr ganz so freundlich wie die vorherigen, es war deutlich bewölkter und kühler. Aber immer noch ziemlich gut, also wurde es mal wieder Zeit den Van zu bewegen. Wir machten uns auf den Weg zum 37km entfernten Lago del Desierto, im Hinterland von El Chaltén.

Unterwegs zum Lago del Desierto

Über die Schotterpiste und einige fragwürdige Brücken, gelangt man zu diesem See, der direkt an der Grenze zu Chile liegt. Die große Umwanderung des Sees, bis zur chilenischen Grenze fiel für mich flach, aber es gab noch einen kleinen 4km Hike, zur Laguna Huemul und dem gleichnamigen Gletscher. 4km sollten drin sein dachte ich mir. Es hatte uns aber keiner gesagt, wie steil es auf diesen 4km werden würde. Stellenweise kamen uns Leute auf allen vieren entgegen. Aber auch hier lohnte sich mal wieder. Die Lagune leuchtete fast schon neon-türkis!

Laguna & Gletscher Huemul

Ursprünglich hatten wir geplant eine Nacht am Lage del Desierto zu verbringen, die Stellplätze entpuppten sich aber als wenig charmant, also rumpelten wir die 37km Schotterpiste wieder zurück nach El Chaltén und auf unseren bewährten Stellplatz am Besucherzentrum.

Nach der ganzen Action gönnten wir uns dann doch mal einen Tag Pause (zum Glück war das Wetter auch so durchwachsen, dass es uns nicht schon wieder auf einen Berg zog) und ließen das erlebte erstmal sacken.

Was für eine Traumwoche wir mal wieder hatten! Perfekter hätten das Wetter und alle anderen Bedingungen gar nicht sein können. Einer der Parkranger sagte noch zu uns, dass solche Bedingungen höchstens einmal im Jahr vorkommen.

Somit nahmen wir glücklich und zufrieden, aber dennoch irgendwie schweren Herzens, am 8. November erstmal wieder Abschied von El Chaltén. Es ging für eine Nacht zurück nach El Calafate, an den Lago Argentino und von dort aus, nahmen wir Kurs auf Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt.

Bye for now El Chaltén!

Dazu dann demnächst mehr! 😊

  • Übrigens: wir testen das jetzt mit dem schönen Wetter in El Chaltén noch mal – während dieser Text entsteht, sitzen wir nämlich wieder auf unserem Platz gegenüber des Besucherzentrums. Wir haben uns entschieden auch die Weihnachtsfeiertage am Fuße des Mt. Fitz Roy zu verbringen. Vielleicht wird das Wetter ja wieder so gut. Die Vorhersagen sind recht vielversprechend… 😊
« von 3 »
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