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Puerto Escondido I – Wir sind Hoteliers!

Teil 16 unseres Roadtrips durch Mexiko

13. Juli – 1. September 2024

Pause vom Vanlife

Endlich war der große Tag gekommen, dem wir schon so lange entgegengefiebert hatten. Am 13. Juli erreichten wir erneut die Surf-Metropole Puerto Escondido. Und diesmal planten wir deutlich länger als nur 2 Tage zu bleiben, wie zuletzt im Januar. Für die kommenden drei Monate würden wir hier ein kleines Hotel führen.

Wie es dazu kam?
Durch einen totalen Zufall!
Irgendwann im April, als wir gerade durch Honduras reisten, entdeckte ich in einer Overlander-Facebook-Gruppe einen Aufruf der Schweizerin Manuela. Sie und ihr Mann René, suchten für einige Monate zwei Hotel- und Katzensitter für ihr kleines „Hotelito Swiss Oasis“ an der Pazifikküste. Schon seit unserer ersten Weltreise hatte ich immer mal wieder damit geliebäugelt, für eine Zeit im Ausland in einem Hostel o.ä. zu arbeiten. Bedingt durch unser Reisetempo, kam es aber nie dazu.
Ich las Christian Manuelas Aufruf vor, während er gerade den Van betankte und schlug ihm vor, mal darauf zu antworten. Christian war auch gleich begeistert von der Idee und noch bevor wir von der Tankstelle rollten, hatte ich Manuela bereits angeschrieben.

Ca. 2 Minuten später entdeckte ich eine Direktnachricht in unserem Instagram-Postfach. Dort hatte uns Manuela zufällig im selben Moment kontaktiert und einfach mal gefragt, ob wir nicht demnächst wieder nach Mexiko kommen würden und Lust hätten, ihr Hotel zu hüten. Was für ein Riesenzufall!

Bis zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns nicht und hatten noch niemals Kontakt gehabt. Manuela folgte uns aber schon eine Weile auf Instagram und scheinbar, machten wir einen einigermaßen vertrauenswürdigen Eindruck.

Wir tauschten ein paar Nachrichten aus, Manuela erklärte uns was es im Hotelito zu tun gäbe, welcher Zeitraum in Frage käme, etc. etc. Wir waren sofort Feuer und Flamme für das Projekt und offenbar waren wir Manuela genauso sympathisch wie sie uns. Somit vereinbarten wir einen Videocall, um weitere Details zu besprechen.

Dieser fand einige Tage später statt. Der erste Eindruck verfestigte sich, Manuela und ihr Mann René waren mega nett, offen und sympathisch und selbst begeisterte Weltreisende mit einer bewegten Lebensgeschichte. Wen es interessiert, kann hier nachlesen, wie die beiden zu ihrem Hotelito gekommen sind: Zwei Schweizer in Mexiko.
Und die Möglichkeit gegen Kost und Logis ein kleines Hotel zu übernehmen, drei Katzen zu haben und drei Monate direkt am Meer leben zu können klang für uns nach einem absoluten Traumjob. Somit sagten wir fest zu und planten von da an unsere gesamte Reiseroute, um pünktlich Mitte Juli in Puerto Escondido sein zu können.

Und da waren wir nun.

Manuela und René waren zu dem Zeitpunkt bereits im Urlaub, somit begrüßten uns unsere Hotelsitter-Vorgänger Nadine und Joel im Hotelito. Das Schweizer Paar hatte das Hotelito in den vergangenen drei Monaten geführt und würde uns nun im Verlauf der nächsten zwei Wochen einarbeiten.

Wir bezogen erstmal eines der insgesamt acht Zimmer im Hotelito und räumten unsere Sachen aus dem Van. Für den hatten wir einen sicheren Stellplatz, den uns Manuela und René zur Verfügung stellten, allerdings außerhalb vom Hotel.

Nachdem der Umzug vollbracht war, bekam der Van noch eine dringend notwendige Wäsche und wurde dann im Zentrum von Puerto Escondido auf dem bewachten Parkplatz abgestellt. Ein etwas komisches Gefühl für uns, aber dennoch freuten wir uns darauf in den nächsten Wochen mal etwas größere und vor allem klimatisierte 4-Wände zu haben. Denn in Puerto Escondido ist im Sommer Regenzeit und bei durchschnittlich 32-34 Grad (Tag und Nacht) und über 70-80% Luftfeuchtigkeit, kommt man ganz schön ins Schwitzen. Im Van macht das definitiv keinen Spaß.

Von nun an wurden wir Schritt für Schritt in den Hotelalltag eingeführt. Angefangen von den Arbeiten rund um das Hotel selbst, wie z. B. den Hof und Garten in Ordnung halten, den Pool bei Bedarf reinigen, Handtücher waschen, die Außenmöbel reinigen, Zeitschaltuhren für Lichter, Poolpumpe, etc. überprüfen, Müll rausstellen, Vorräte aufstocken, Kühlschrank bestücken, einkaufen gehen, etc.

Bis hin zum natürlich wichtigsten Punkt: das Buchungssystem und die Gästebetreuung. Das war zu Beginn sicherlich der kniffligste Teil, weil man es zum einen erstmal durchblicken muss und immer ein wachsames Auge haben muss, damit online die Verfügbarkeiten stimmen und keine Überbuchungen stattfinden können. Parallel gilt es die E-mailanfragen, WhatsApp Nachrichten und Anrufe parallel abzustimmen und zu koordinieren.

Und dann war da noch der Check-in Prozess. Die Gäste begrüßen, Bezahlung abwickeln, alle wichtigen Infos zum Hotel und der Umgebung vermitteln (je nach Gast mal in Spanisch, Englisch oder Deutsch), Regeln erklären, über Touren und Ausflüge informieren und natürlich das Zimmer zeigen und auf Sonderwünsche reagieren. Und davon gibt es manchmal so einige. Aber genau das macht die Sache ja so spannend und abwechslungsreich.

Nach dem Check-out der Gäste folgte die Zimmerkontrolle, mit Betten abziehen, Handtücher einsammeln, Duschköpfe checken, Safe zurücksetzen und Schränke und Fächer kontrollieren. Dabei kam immer mal die ein oder andere Kuriosität zum Vorschein.

Nach zwei Wochen Einarbeitung verabschiedeten sich Nadine und Joel, für sie ging es zurück in die Schweiz und wir zogen vom Hotelzimmer hoch ins Haus von Manuela und René, welches sich direkt auf dem Hotelgelände befindet.

Abschieds-Selfie mit Nadine & Joel

Ab diesem Zeitpunkt übernahmen wir den Betrieb also komplett, inklusive der Koordination unserer drei fleißigen Reinigungs-Damen, Isela, Domi und Flor, die immer wieder mal Dinge entdeckten, die wir dann reparieren mussten, zum Beispiel undichte Wasserhähne, defekte Moskitonetze, kaputte Glühbirnen, wackelige Ventilatoren oder ähnliches. So wurde es selten langweilig.

Die größte Herausforderung waren sicherlich zu Beginn die mexikanischen bzw. rein spanisch-sprachigen Gäste. Denn unser Spanisch ist nach über 2 Jahren in Lateinamerika zwar ganz OK, aber eben immer noch voller grammatikalischer Entgleisungen und nicht auf Konversationslevel, wie unser Englisch. Und plötzlich waren wir in einer ganz anderen Rolle als in unserem gewöhnlichen Alltag, was den Sprachgebrauch völlig änderte. Doch meine anfängliche Befürchtung, dass Gäste aus Mexiko sich darüber ärgern könnten, in ihrem eigenen Land nicht auf perfekt spanisch sprechende Gastgeber zu treffen, erwies sich schnell als unbegründet.
Holprige Konversationen sorgten zwar für den ein oder anderen Lacher oder auch mal lustige Missverständnisse, bei den meisten Gästen regte dies jedoch die Neugier darüber an, wo wir herkommen, wie lange wir schon hier sind und wieso wir ausgerechnet in ihrem Land ein Hotel führen. Wir erhielten jede Menge Einladungen von netten Menschen, auf der Durchreise durch ihre Heimat doch mal vorbeizukommen. Wir sind jetzt also bestens vernetzt in Mexiko. 😉

Gleiches gilt übrigens für Gäste aus den USA und Kanada. Mit denen verlief die Kommunikation zwar deutlich flüssiger, dennoch waren auch sie immer neugierig, was unsere Reise betrifft, und luden uns nicht selten in ihre Hofeinfahrten, AirBnBs oder Häuser ein. Unsere Reiseroute in den Norden wird länger und länger.

Von nun an sahen unsere Tage mehr oder weniger gleich aus, sieben Tage die Woche. Um 7 Uhr morgens genehmigte sich Christian eine Runde Yoga auf unserer Terrasse, während ich entweder joggen ging oder einen Strandspaziergang machte und dabei die Surfer beobachtete, die in den riesigen Wellen und Tubes direkt am Strand ihre Runden drehten.

Danach wurde das Hotelgelände auf Vordermann gebracht, sprich der Hof gekehrt, der Pool kontrolliert, die Möbel abgewischt und der Gästekühlschrank aufgefüllt. Danach gab es Frühstück, bevor ab 9 Uhr offiziell der Hotelbetrieb begann, sprich die Rezeption geöffnet hatte. Dann bearbeiteten wir neue Buchungen, Änderungen und Stornos, kontaktierten Gäste um Ankunftszeiten abzustimmen, wickelten die Gäste vor Ort ab, beantworteten Fragen, halfen bei der Organisation von Ausflügen oder Taxen, gaben Tipps für die Umgebung, stimmten mit unseren Reinigungs-Damen die Reihenfolge der Zimmerreinigungen ab, kümmerten uns um die Handtuchwäsche und wenn mal nichts zu tun war, saßen wir an unseren Laptops und arbeiteten an unseren Onlinejobs, die inzwischen wieder Fahrt aufgenommen hatten.

Mittags erledigten wir auch oft Besorgungen, sowohl für das Hotelito, als auch für uns. Am liebsten zog es uns auf den Mercado Zicatela, eine kleine Markthalle wo wir unsere frischen Lebensmittel kauften und auch mal mittags günstig essen gingen. Von dort oben hatte man einen tollen Ausblick auf den Playa Zicatela.

Mindestens einmal pro Woche ging es für einen Großeinkauf zum lokalen Supermarkt, wo auch Hygieneartikel, Reinigungsmittel und Getränke für das Hotel besorgt werden mussten. Nebenbei besorgten wir noch evtl. benötigte Ersatzteile, Werkzeug oder was eben sonst so anfiel. Langweilig wurde es uns definitiv nicht.

Und dann waren da ja noch die drei Katzen Hügo, Pedro und Toto. Während Hügo, der ängstliche, hauptsächlich drinnen bei uns im Haus war, leben die anderen beiden Kater die meiste Zeit draußen und kamen nur zum Fressen oder um sich ihre Streicheleinheiten abzuholen. Besonders Pedro forderte diese vehement ein, er verlangte mindestens 3x am Tag ausgiebig gebürstet zu werden. Kein Wunder, bei dem schönen Fell.

Für mich der beste Job des Tages. 😊

Um 18 Uhr war dann offiziell Feierabend, die Rezeption wurde geschlossen, erneut der Hof gesäubert und alles aufgeräumt. Danach zog es uns zumeist noch mal an den Strand vor der Tür, um einen kleinen Sonnenuntergangs-Spaziergang zu machen. Herrlich, so ein Leben am Meer.

Natürlich wurde aber nicht nur gearbeitet. Abends gingen wir auch gerne mal was essen. In La Punta, dem östlichen Ende des Playa Zicatelas gab es viele nette Restaurants und Bars. Besonders das „Boneyard“ hatte es uns angetan. Eine Bar und Pizzeria mit Skate-Pool und meistens guter Musik.

Da war’s natürlich um Christian geschehen. Selbst wenn er nicht selbst seine Runden im Pool drehte, war es total cool den vielen Skatern und den Mädels auf den Rollschuhen zuzusehen.

Zwischendurch schauten wir uns auch mal die kleineren Buchten und Strände in der Umgebung an, die waren aber teilweise so voll (vor allem während der mexikanischen Sommerferien), dass wir uns 2x direkt auf dem Absatz wieder umdrehten, um dem Trubel zu entfliehen.

Ein weiteres Highlight war ein nächtlicher Ausflug auf die Laguna Mantialtepec. Dort lässt sich das Phänomen der Bioluminisence bewundern – leuchtendes Plankton im Süßwasser. Absolut faszinierend: in völliger Dunkelheit schwammen wir in der Lagune, wobei unsere Bewegungen ein Leuchen im Wasser erzeugten und teilweise die Plankton Partikel wie kleine Sterne auf unserer Haut glitzerten. Fotografisch lässt sich das leider nicht festhalten, du musst es uns einfach glauben und dir selbst vorstellen. 😉

Abgesehen von all dem genossen wir es natürlich auch, mal wieder länger an einem Ort zu sein und Verbindungen aufzubauen. Wir lernten ein nettes Paar aus Hawaii kennen, Menschen auf der Straße und in den Geschäften in der Nachbarschaft erkannten uns schon nach wenigen Tagen wieder, grüßten immer freundlich, man hielt auch mal ein Schwätzchen (so gut es unser Spanisch zulässt), der nette Barista in unserem Lieblingscafé wusste schon gleich wie wir unseren Kaffee am liebsten trinken, die Eisverkäuferin kannte unsere Lieblingssorten, unsere Putz-Damen übten neue Vokabeln mit uns, der Sänger der Rock-Coverband erkannte uns wieder und grüßte ebenfalls freundlich. Kurzum, wir hatten seit langem mal wieder ein festes Sozialleben, was nach so langer Zeit ständig auf Achse echt mal wieder schön war.

Zwischendurch hatten wir auch mal eine nicht so schöne Begegnung. Liebe Mamas, wenn ihr euch nicht aufregen wollt, lest ihr ab hier bitte nicht mehr weiter. Wenn ihr es doch tut – ich habe euch ja gewarnt. Regt euch bitte nicht auf. Ist alles längst vorbei und glimpflich ausgegangen…

Nachts um 3 Uhr klingelte ein amerikanischer Gast an unserer Tür Sturm. Völlig aufgelöst berichtete er uns, dass sein Kumpel am Strand von der lokalen Polizei in Handschellen festgehalten wurde. Man warf ihnen vor Marihuana geraucht zu haben, was nicht stimmte. Die Polizisten wollten 3.000 Peso (ca. 150€) in bar – also ein klarer Scam!
Der Gast wollte das Geld dennoch gerne bezahlen, um aus der Situation rauszukommen. Allerdings funktionierten die Geldautomaten am Strand nicht, diese waren am Wochenende oft einfach leer. So flehte er nun uns um das Bargeld an. Stattdessen schlug Christian vor, mit an den Strand zu kommen, um die Situation aufzulösen, die Gäste sprachen nämlich kein Spanisch und schließlich hatten sie ja nichts Illegales getan.

Am Strand eskalierte die Situation leider schnell. Christian bemerkte sofort, dass die drei Polizisten es nur auf Bargeld abgesehen hatten. Als er hinzukam, wurde er sofort harsch abgewiesen und auch seine Fragen wurden nicht beantwortet. Seine Erklärung, dass er nur helfen wollte zu übersetzen, wurde ignoriert. Die Szene verlegte sich schließlich vom Strand weg und in eine Seitenstraße. Dort wurden die Polizisten handgreiflich, nachdem klar war, dass sie hier kein Bargeld bekommen würden. Der Gast wurde, immer noch in Handschellen, unsanft auf den Polizei-Pickup gepackt.

Christian fragte, wohin sie ihn bringen würden, und nahm unser Hotel-Firmentelefon raus, um auf Google-Maps nach dem Standort der Polizeidienststelle zu suchen. Dies ließ bei den korrupten Polizisten Panik aufkommen, da sie Angst hatten fotografiert oder gefilmt zu werden.
Sie griffen Christian ohne weitere Vorwarnung an, einer nahm ihn in den Schwitzkasten, ein zweiter verpasste ihm einen Schlag in die Leber, worauf er zu Boden ging und seine (neue) Brille zerbrach. Es folgte ein Tritt in den Rücken, der ihm die Luft nahm. Im nächsten Moment war auch er in Handschellen gefesselt und wurde ohne weitere Erklärung ebenfalls auf das Auto geladen, mit dem die Polizisten dann wegfuhren.

Zum Glück war es Christian gelungen, das Handy noch an den zweiten Gast zu übergeben, der nun erneut bei mir im Hotelito klingelte und nur völlig aufgelöst stammelte: „they took your husband as well“ (sie haben auch deinen Mann mitgenommen).

Ich konnte es nicht fassen! Ich behielt aber die Nerven (was den Gast sehr irritierte, er fragte mich ständig, wie ich so ruhig bleiben könnte, aber er war panisch genug für uns beide), packte ein bisschen Bargeld ein und machte mich mit dem Gast draußen auf die Suche nach einem Hinweis, wo die beiden nun wohl hingebracht wurden. Ich traf auf einen Hotel-Security Mitarbeiter, der mir sagte, ich solle mir keine Gedanken machen. Sowas passiert öfter mal. Die Jungs kommen mit auf die Wache und morgen früh um 9 Uhr, kann ich sie dann dort abholen.

Häh?
Die Logik verstand ich nicht und die Jungs einfach sich selbst zu überlassen kam natürlich nicht in Frage. Zum Glück konnte der Security mir aber sagen, wo sich die Polizeidienststelle befindet, also schnappten der zweite Gast und ich uns ein Taxi und ließen uns dorthin fahren. Dort angekommen, wurde ich von 4 schwer bewaffneten Polizisten „begrüßt“, nach meiner Erklärung aber in die Dienststelle reingelassen, wo Christian wie ein lädierter Schwerverbrecher saß. Ein weiterer Polizist erklärte mir, dass Christian hier sei, da er die Polizeiarbeit behindert hätte (haha). Meine Frage, warum dies zu Gewalt geführt hatte, blieb unbeantwortet.

Ich musste das Firmenhandy zeigen und beweisen, dass es keine Fotos und Videos von den Polizisten gab. Dann bat man mich um 3.000 Peso. Eine Quittung gab es natürlich nicht. Man ließ uns wissen, dass wir dafür am nächsten Tag wieder kommen müssten. Nee is klar…
Immerhin bekam ich so zwei Männer zum Preis von einem (ursprünglich hatten sie vom Gast ja schon 3.000 Peso für das vermeintliche Vergehen verlangt). Also ein Beschiss von vorne bis hinten.

Christian musste ein Formular unterschreiben, auf dem seine Personalien zum Glück vollkommen falsch aufgenommen worden waren. Das kein Ausweisdokument verlangt wurde, war einerseits der klare Beweis, dass die ganze Aktion ein Scam war, andererseits aber auch unser Glück – schließlich wollen wir demnächst noch mal aus Mexiko aus- und wieder einreisen. Da ist man besser nicht aktenkundig.

Der Gast, dem man den Marihuana Konsum vorwarf, war zwischenzeitlich schon in eine Zelle gesteckt worden. Nachdem ich bezahlt hatte, kam auch er wieder frei, musste ebenfalls einen Zettel mit fehlerhaften Daten unterzeichnen und dann durften wir gehen. Der nette Taxifahrer brachte uns zurück zum Hotel und wir mussten erstmal verarbeiten, was da gerade passiert war.

Christan fand zum Glück sein herausgefallenes Brillenglas noch in der Nebenstraße. Ohne seine Brille kann er ja kaum noch lesen. So konnte die leider irreparabel zerbrochene Brille erstmal geflickt werden. Die Gäste waren total dankbar, dass wir ihnen, mit Umwegen, aus der Patsche geholfen hatten, aber waren nach diesem Erlebnis natürlich auch nicht mehr ganz so unbeschwert wie noch zuvor.

Übrig bleiben also eine kaputte Brille, ein zerrissenes T-Shirt, verletzter Stolz und natürlich ein riesiges Ungerechtigkeitsgefühl bei uns allen. Denn etwas dagegen machen oder rechtlich vorgehen können wir nicht. Zumindest nicht, ohne unseren Aufenthaltsstatus in diesem wunderschönen Land zu verlieren, in dem wir gerne noch ein bisschen länger bleiben und reisen wollen.

Was uns ganz wichtig ist:
Dieses Erlebnis steht nicht als Sinnbild für Mexiko! Arschlöcher gibt es überall. Manche tragen eine Uniform, andere nicht. Korruption gibt es ebenfalls überall auf der Welt. Bisher hatten wir auf unserer 3-jährigen Reise nur positive Erfahrungen mit allen Menschen und wurden nie angegriffen, abgezockt oder sonst in irgendeiner Form übers Ohr gehauen. Das war eine absolute Ausnahmeerfahrung, auf die wir natürlich gerne verzichtet hätten. Es heißt aber nicht, dass Mexiko grundsätzlich böse und gefährlich ist und dass alle Polizisten korrupt sind. Nein!
Wir hegen deshalb auch keinen Groll auf das Land und seine Menschen. Sowas kann einem vermutlich an vielen Orten auf der Welt passieren. Wir, bzw. Christian, hatten eben einfach Pech. Statt zu helfen, wäre es besser gewesen den Gästen einfach Geld zu geben, oder sie sich selbst zu überlassen. Aber natürlich versucht man zu helfen. So wie uns auch immer wieder Menschen in allen Ländern, in denen wir waren, geholfen haben. Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man. Diesmal haben wir was gelernt.

Auf diese eine blöde Erfahrung, kommen unzählig schöne Erfahrungen, nette Begegnungen, neue Bekanntschaften, unzählige schöne Sonnenuntergänge, spannende Aufgaben und die ein oder andere Margarita.

Margarita am Strand

Aber dazu dann demnächst mehr im zweiten Hotelito-Blog. 😊

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