Teil 12 unseres Roadtrips durch Mexiko
17. – 22. Juni 2024
Nachdem wir Teotihuacan bestaunt hatten, ließen wir den Bundesstaat Mexico hinter uns und machten uns auf in Richtung Norden, in den Bundesstaat Hidalgo. Unser Ziel waren natürliche warme Quellen der besonderen Art. Aber schon die Reise dorthin war wunderschön. Die Route führte uns durch Berglandschaf der Sierra Gorda.
Grutas Tolantongo
Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich unser Ziel, die sogenannten Grutas Tolantongo. Die Bilder und Berichte die wir vorab davon gesehen hatten, hatten mich in dem Glauben gelassen, dass es sich dabei um einen völlig überlaufenen Touri-Nepp handelt, der bestimmt in Wahrheit nicht den Bildern entspricht. Ich war deswegen anfangs gar nicht so angetan davon, diesen doch recht großen Umweg auf uns zu nehmen. Ein Glück setzte sich Christian aber durch.
Nach unserer Ankunft bezogen wir aber erstmal ein Plätzchen am Straßenrand, mehr oder weniger direkt vor dem Eingang zu den Grutas. Auf dem Gelände der Anlage hätte die Übernachtung nämlich mit allem Drum-und-Dran an die 16€ gekostet, was uns schlichtweg zu teuer war. Und von unserem kostenlosen Stellplatz aus, hatten wir einen grandiosen Ausblick in einen Canyon.
Am nächsten Morgen standen wir dann pünktlich zur Öffnungszeit der Anlage vor den Eingangstoren und machten uns als erstes auf den Weg zu den terrassenförmig angelegten Becken. Schon beim ersten Blick darauf blieb uns der Mund offenstehen.
Da haben die Mexikaner mal ganze Arbeit geleistet. Wie wunderschön ist das bitte? Die Becken fügten sich wunderbar harmonisch an den Hang an und wurden mit dem lauwarmen, türkisblauen Wasser des Flusses gespeist, der hier irgendwo in den Bergen entspring. Die Farbe entsteht, wie so oft, durch Mineralien im Wasser.
Obwohl es erst 7 Uhr morgens war, war hier schon ordentlich was los. In der Anlage befindet sich nämlich auch ein Hotel, sowie ein Zeltplatz. Dennoch fanden wir genügend leere Becken, um diese einmalige Aussicht zu genießen.
Über eine Hängebrücke erreichte man weitere Becken und es gab sogar eine Höhle, durch die ebenfalls das warme Wasser rauschte. Einmalig!
Die eigentlichen Grutas (= Grotten oder Höhlen) befanden sich etwas weiter oben in der Anlage. Dort hieß es dann alles ablegen was nicht wasserfest ist. Ein kurzer Pfad führte zu einem kleinen Wasserfall, der an den steilen Hängen des Canyons hinunterlief.
Dahinter verbargen sich zwei Eingänge. Der eine führte uns in einen stockfinsteren, ca. 25m langen Tunnel, in dem aus allen Ecken und Enden das warme Wasser rauschte. Dementsprechend feucht-warm war es da drin und wir fühlten uns wie im Dampfbad. Über den unebenen Boden ertasteten wir uns vorsichtig unseren Weg, und standen dabei teilweise brusthoch im Wasser, bis wir am Ende der Höhle ankamen, wo noch mehr Wasser aus der Decke rauschte. Total verrückt!
Der größere Einfang führte in eine offene Grotte, die voll mit Menschen war. Aber kein Wunder, auch hier stürzte mittendrin durch die Decke ein warmer Wasserfall ins Becken. Und auch an den Wänden rauschte überall das Wasser durch kleine Nischen, sodass natürliche Duschen entstanden.
Total abgefahren! Ein weiterer, schmaler Durchgang, führte in eine weitere Höhle. Hier mussten wir ganz schön kämpfen, um voranzukommen. Die Strömung, die aus der Höhle kam, war extrem stark. Mithilfe von Seilen hangelten wir uns hinein, wieder in die absolute Dunkelheit. Mit uns kam ein mexikanisches Paar, die ganz aus dem Häuschen waren, hier auf deutsche Touristen zu treffen. Vor lauter Begeisterung mussten wir gegenseitig Fotos von uns machen, obwohl es ja zappenduster war, abgesehen von den Handy-Lampen, in der Plastikhülle.
Was für ein verrücktes Erlebnis.
Aber das war noch nicht alles. Denn das ganze warme Wasser, ist ja eigentlich ein Fluss. Und dieser leuchtete im intensivsten, milchigen türkisblau das man sich vorstellen konnte. Es wirkte fast schon unecht.
Auch hier legten wir noch mal einen Badestopp ein und konnten gar nicht glauben, dass dieser riesige Fluss auch warm war und diese unglaubliche Farbe hatte. Der Wahnsinn.
Definitiv ein besonderes Mexiko-Highlight für uns.
Puente de Dios
Nachmittags zog es uns dann zum nächsten Ziel, aber vor uns lagen einige Kilometer. Die Strecke führte uns weiterhin durch die wunderschöne Sierra Gorda.
An einer Kapelle irgendwo am Straßenrand, richteten wir uns für die Nacht ein, um am nächsten Morgen in aller Frühe weiterzufahren. Ein weiterer halber Fahrtag brachte uns schließlich ans Ziel, zur sogenannten „Puente de Dios“ – der Brücke Gottes. Warum dieser Ort den Namen trägt, erschloss sich uns aber nicht. Eine Brücke gab es nämlich nicht, dafür aber eine sogenannte Semi-Cenote, also eine Süßwasserhöhle in einem Fluss.
Auch hier war wieder einiges los, diesmal waren wir aber auch mitten am Tag dort. Schwimmwesten waren mal wieder obligatorisch, und für mich wie immer viel zu groß. Daher bekam ich eine Kindergröße, was für allerhand Erheiterung sorgte.
Nachdem wir im Wasser waren, wurde uns aber auch klar warum die Westen hier vorgeschrieben sind. Da die Cenote ja in einem Fluss liegt, und durch einen kleinen Wasserfall gespeist wird, war die Strömung entsprechend stark. Und auch hier bemerkten wir, dass ein Großteil der lokalen Touristen gar nicht schwimmen kann. Alle verließen sich auf die tragenden Westen und klammerten sich an die im Wasser gespannten Seile.
Dennoch hielt es die meisten Nichtschwimmer nicht davon ab, aus ca. 10m Höhe in die Cenote zu springen. Die Cenote an sich war schon toll – auch hier flossen an den steilen Wänden mal wieder die Wassermassen herunter.
Ein besonderes Highlight hier war jedoch, dem Flusslauf weiter zu folgen. Dazu musste man durch eine halboffene Höhle schwimmen und obwohl wir einen trüben Tag, ohne Sonne erwischt hatten, leuchtete in der Höhle das Wasser im schönsten blau.
Zudem flogen über unseren Köpfen immer wieder dutzende Schwalben lautstark in die Höhle rein und wieder raus. So richtig kann man das Erlebnis nicht beschreiben, man muss es einfach selbst erlebt haben.
Dem Flusslauf folgend gab es noch viele weitere Badestellen, mit glasklarem Wasser. Da sich der Himmel aber immer weiter zuzog und es immer düsterer wurde, machten wir uns auf den Weg zurück zum Van, der auf einem Privatgrundstück unter Mangobäumen parkte. Hier durften wir die Nacht verbringen. Kaum am Van angekommen, setzte der Regen ein. Diesmal aber richtig. Es regnete die ganze Nacht hindurch, bis ringsum alles unter Wasser stand. Da war sie also, die Regenzeit.
Auch der nächste Morgen und Vormittag blieben verregnet, so mussten wir unser nächstes Ziel in der Region leider streichen – die Wasserfälle „Cascada de Tamul“ hätten zwar sicherlich von den Wassermassen profitiert, jedoch führte die Anfahrt über eine Erdpiste, die bei den Regenfällen sicherlich nicht passierbar gewesen wäre (zumindest nicht für unser Vehikel).
Dolores Hidalgo
So zogen wir nach nur einer Nacht schon wieder weiter und orientierten uns wieder mehr Richtung Südwesten.
Unterwegs legten wir einen schnellen Stopp ein, um fix unsere Reifen von vorne nach hinten durchwechseln zu lassen. Zum Glück geht sowas hier immer und überall schnell und unkompliziert, ohne Termin oder vorherige Anmeldung.
Am Nachmittag erreichten wir dann die Kleinstadt Dolores Hidalgo, im Bundesstaat Guanajuato. Auch hier war das Wetter regnerisch trüb, vielleicht sprang deshalb der Funke bei uns nicht so über. Viele hatten uns von der Stadt vorgeschwärmt, aber abgesehen von ein paar netten Gebäuden und imposanten Kirchen, gab es hier ehrlich gesagt nichts zu sehen oder tun.
Guanajuato
So blieben wir auch dort nur eine Nacht und fuhren dann schon wieder weiter, in die Stadt Guanajuato. Hauptsächlich wollte ich dorthin, da dort das Geburtshaus von Diego Rivera steht (der mit den berühmten Wand-Murals und Mann von Frida Kahlo) und es weitere Kunstwerke von ihm geben sollte. Überraschenderweise war dies am Ende eher das Lowlight der Stadt, die uns allerdings total positiv überraschte. Angefangen mit dem Stellplatz am Stadtrand, von dem aus wir einen schönen Blick auf die vielen bunten Häuser der Stadt hatten.
Dort trafen wir auch auf Gudrun und Peter aus Bayern, die mit ihrem schicken, mintfarbenen Bimobil auf der Panamericana unterwegs sind – in entgegengesetzter Richtung zu uns. Mit den beiden kamen wir sofort nett ins Gespräch und bekamen eine Tour durch ihr schönes, fahrendes Zuhause, was so ziemlich das coolste Allrad-Mobil war, dass wir bisher gesehen haben.
Dann machten wir uns auf die Stadt zu erkunden. Das Diego-Rivera-Haus war schnell besichtigt und hielt leider nicht, was es versprochen hatte. Dafür war die eng bebaute Stadt total charmant und erinnerte uns an so mancher Ecke tatsächlich an Italien (oder natürlich Spanien).
So viele schöne kleine Plätze und tolle Altbauten.
Zudem ist die Stadt bekannt für die vielen Tunnel und eng bebauten Straßen mit den angesetzten Balkonen, die teilweise so eng zusammenstehen, dass man sich über die Straße die Hand reichen könnte (wenn man sich denn auf die morschen Balkone trauen würde).
Was Guanajuato aber auch besonders machte war die Tatsache, dass hier Pride-Wochenende war. Dementsprechend bunt ging es überall zu, Regenbogenfahnen überall, bunte Märkte, jede Menge gleichgeschlechtliche Paare, Drag Queens, etc.
Wir schlossen uns einer Callejoneada an, was eine allabendlich stattfindende Straßenparty ist. Eine Gruppe kostümierter Musiker zieht lautstark spielend und singend mit der gesamten Gefolgschaft durch die Gassen. An jeder Ecke wird gesungen und getanzt und es gibt auch mal was zu trinken. Da ja nun Pride Fest war, kamen hier bei jedem Stopp Drag Queens hinzu, die eine mal mehr, mal weniger professionelle Show abzogen. Unterhaltsam war es aber allemal. Und wir als die einzigen Nicht-Mexikaner mittendrin.
Zudem fanden in der Stadt Konzerte und bunte Straßenparaden statt, sodass es Tag und Nacht viel zu sehen und erleben gab in dieser bunten Menge.
Wenn wir nicht gerade dem Pride Geschehen zusahen, schauten wir uns natürlich die Stadt an. Vom Aussichtspunkt El Pipila hatte man einen grandiosen Ausblick über die (auch ohne Pride Fest) bunte Stadt.
Auch das etwas gruselige Mumien-Museum schauten wir uns an. Hier gab es tatsächlich mumifizierte Körper zu sehen, die aber erst wenige Jahre alt waren. Auf den alten Friedhöfen wird man in Guanajuato nämlich in einem Holzsarg, quasi in die Wand eingemauert. Dadurch kann keine Luft eindringen und die Körper werden konserviert. Dieser Effekt war von den ursprünglichen Erbauern gar nicht geplant, sondern lediglich dem wenig verfügbaren Platz geschuldet. Vor einigen Jahrzehnten mussten einige der Gräber entfernt werden und dabei hatte man die ersten mumifizierten Leichen entdeckt. Sehr interessant und spannend, aber kein allzu leichter Anblick. Wobei die mexikanischen Touristen hier alle munter Fotos machten und sogar ihre kleinen Kinder mit den Mumien posieren ließen.
Andere Länder, andere Sitten, oder wie war das?
Abends fand dann, zusätzlich zum Pride Fest auch noch ein Käfertreffen in der Innenstadt statt. So viele VW Käfer auf einen Haufen haben wir auch noch nie gesehen. Und es war alles dabei, was man sich so vorstellen kann.
Mein Highlight war der wunderschöne Karman Ghia, der wie neu dastand (so einen hatte mein Papa mal).
Und wie es in Mexiko eben so ist – aus allem wird ein spontanes Fest gemacht. Aus einer Soundanlage spielte ohrenbetäubend laute Musik und spontan fingen alle auf der Straße an zu tanzen und zu singen. Viva Mexico!
So verbrachten wir drei spannende Tage in der bunten Stadt, die uns total überrascht und begeister hat. Nachdem dann die Dragqueens abgezogen waren, war es aber auch für uns an der Zeit weiterzuziehen.
Aber dazu dann demnächst mehr. 😊
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