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Die Maya Stadt Tikal & türkise Badeparadiese

Teil 4 unseres Roadtrips durch Guatemala

7. – 16. April 2024

Flores

Ein langer Fahrtag, über mal mehr, mal weniger gute Straßen, brachte uns ganz in den Nord-Osten von Guatemala, in die Stadt Flores. Die gar nicht mal so kleine Stadt liegt am See Peten Itza und ist besonders für ihre kleine Halbinsel „Isla de Flores“ bekannt. Ein Parkplatz direkt am Seeufer war schnell gefunden und wir machten uns zu Fuß auf zur Halbinsel.
Diese hat man in wenigen Minuten umrundet, wenn nicht gerade Hochwasser-Saison ist, so wie im April, als wir dort waren. Ein Teil der um die Insel führende Ringstraße stand unter Wasser. So suchten wir uns einen Weg kreuz und quer über die dicht bebaute Fläche und kamen dabei an so manch buntem Häuschen vorbei.

Man musste auf die Begrenzungsmauer ausweichen

An jeder Ecke bot ein schönes Café oder eine Bar zum Verweilen ein. Doch statt irgendwo zu versumpfen, liehen wir uns zwei Kajaks und paddelten einmal quer über den See. Dank starkem Gegenwind war das gar nicht so einfach, aber schließlich gelangten wir zu unserem Ziel: das Balneario „Jorge’s Rope Swing“, in dem man für ein kleines Eintrittsgeld den ganzen Tag verbringen konnte. Christian hatte es hier besonders der Sprungturm und natürlich das Seil angetan, mit dem man sich schwungvoll ins Wasser befördern konnte.

Ich machte es mir lieber mit Kokosnuss in einer Hängematte gemütlich (naja, wirklich gemütlich sind Hängematten meiner Meinung nach ja nicht).

So ließ es sich definitiv aushalten. In der Hoffnung für den Weg zurück nach Flores Rückenwind zu haben, reizten wir unsere Zeit im Balneario maximal aus. Die Rechnung ging aber nur so halb auf. Auch auf dem Rückweg mussten wir mit unseren Kajaks ganz schön gegen die Strömung anpaddeln und hatten ziemlich lahme Arme, als wir endlich an Land ankamen.  

Kajaken in Flores

Tikal

Nach einer weiteren Nacht am Seeufer, machten wir uns auf den Weg zu einem der beliebtesten Ziele des Landes: der antiken Maya Stadt Tikal, mitten im Dschungel. Auf dem Weg dorthin, der weiter am See entlangführte, fanden wir noch einen netten Picknickspot, wo wir noch mal eine Badepause einlegten – bei heißen 46 Grad kann man davon ja gar nicht genug haben.

Abkühlung bei 46 Grad

Am späten Nachmittag trafen wir dann auf dem Gelände von Tikal ein. Praktischerweise gibt es hier sogar einen richtigen Campingplatz, auf dem wir uns einmieteten. Bevor wir dort ankamen, hatten wir noch eine eher unschöne Begegnung: in einer Kurve hatte es einen Motorradfahrer zu Fall gebracht. Seine zwei Begleitungen waren bereits dabei ihm aufzuhelfen, aber er machte gar keinen guten Eindruck. Das lag zum einen an seinen Schürfwunden am Körper und im Gesicht lag (meistens wird hier ohne Helm gefahren) und zum anderen stellten wir schnell fest, dass der Typ sturzbetrunken war. Er konnte sich nicht mal auf zwei Beinen halten. Zu unserer Überraschung, setzten ihn seine Begleiter aber so wie er war auf sein lädiertes Motorrad. All unsere Einwände brachten nichts, das wäre schon in Ordnung so. Wir standen im Funkloch auf einer kaum frequentierten Straße – was will man da machen? Unglaublich.

Unsere nächste Begegnung war deutlich spannender – wir sahen einen Jaguar im Gebüsch verschwinden. Leider war er schneller als der Auslöser meiner Kamera. Aber auf uns warteten noch mehr Tierbegegnungen. Erstmal bezogen wir aber ein Plätzchen auf dem Tikal-Campingplatz und staunten bei unserer Ankunft nicht schlecht: wieder begegneten wir der Seabridge Reisegruppe, die dort mit ca. 20 Fahrzeugen das Gelände belagerten. Vom handlichen Landcruiser, über klassische Weißwände, bis zum XXL-MAN-Truck war wieder alles dabei.

Camping in Tikal

So viele Nachbarn hatten wir schon lange nicht mehr gehabt. Zudem gab es auf dem Platz ein richtiges Waschhaus, was fast schon europäischem Standard entsprach. Auch ein Novum auf diesem Kontinent. Wir fühlten uns also in vielfacher Hinsicht in eine andere Welt versetzt.

Wieder waren die Seabridge Leute wenig zugänglich und blieben einsilbig und lieber unter sich. So bildete sich im Laufe des Abends ein Stuhlkreis und es wurde der 60. Geburtstag eines Mitreisenden besungen. Na, herzlichen Glückwunsch!

Unser 1.000 Reisetag in Tikal

Nach einer ruhigen Nacht, die nur von den gelegentlichen Schreien der Brüllaffen unterbrochen wurde, klingelte an unserem 1.000 Reisetag um 5:30 Uhr morgens der Wecker. Wir wollten pünktlich um 6 Uhr los in die Maya Stadt, zum einen, um vor der großen Hitze und den Menschenmassen unterwegs zu sein, zum anderen um möglichst viele Tiere zu sehen.

Tikal liegt mitten im Dschungel und war einst eine der bedeutendsten und einflussreichsten Maya Städte. Ihre Blütezeit lag ca. 200-900 n. Chr. Viele der Bauten sind bis heute von dichter Vegetation überwuchert, aber die Pyramiden und Gebäude, die freigelegt wurden, sind besonders beeindruckend. Bevor wir aber zu den Pyramiden kamen, sahen wir schon viele Tukane in den Bäumen sitzen, über uns sprangen Affen durch die Baumkronen und jede Menge exotische Vögel zwitscherten um die Wette. Fantastisch!

Tukan-Liebe

Nach 2km Fußmarsch erreichten wir den sogenannten Gran Plaza, auf dem die wohl berühmteste, 47m hohe Pyramide der Stadt thront, genannt „Palast des großen Jaguar“. Ihr gegenüber steht die nicht weniger beeindruckende „Pyramide der Masken“.

Palast des Jaguars
Palast der Masken

So ein irres Gefühl jetzt endlich live davor zu stehen und hier unseren 1.000 Reisetag verbringen zu dürfen. Unglaublich beeindruckend.

Gran Plaza

Einige der Pyramiden können über extra dafür installierte Holztreppen erklommen werden, was fantastische Ausblicke bot. Auf der Pyramide der Masken legten wir erstmal unsere Frühstückspause mit Ausblick ein.

Dann ging es weiter über das riesige Gelände, über Dschungelpfade vorbei an überwucherten Strukturen und immer wieder vorbei an neuen, beeindruckenden Pyramiden. Die höchste ist 70m hoch und bot einen Rundumblick über den gesamten, noch leicht nebligen Dschungel.

Blick über Tikal

Auch ein paar süße Nasenbären schauten vorbei.

Nasenbär in Action

Aber nicht nur die Pyramiden waren beeindruckend, auch die Überreste anderer Gebäudekomplexe waren total spannend und führten teilweise labyrinthartig über das riesige Gelände.

Zu guter Letzt stolperten wir sogar noch in eine echte Maya Zeremonie, was natürlich total spannend zu beobachten war. Auf dem Maya-Altar wurden allerhand Blüten und weitere Gegenstände verteilt, welche mit einer Flüssigkeit übergossen wurden und anschließend, mit den „Zigarren“ die alle fleißig pafften, entzündet. Dazu wurde gesungen und gebetet und ein Mädchen aus der Gruppe mit einem besonderen Kopfschmuck versehen. Was genau dort zelebriert wurde, war uns nicht klar, was unserer Faszination aber keinen Abbruch tat.

Maya Zeremonie in Tikal

Als wir gegen 11 Uhr zurück zum Van kamen, war es nicht nur unglaublich heiß, sondern wir hatten auch über 11km und 270hm hinter uns gebracht. Der Tikal Ausflug lässt sich also als Wandertag verbuchen.  

Zurück auf dem Campingplatz ging die Tiershow noch weiter, ich entdeckte weitere Tukane in den Bäumen und Äffchen, die über unseren Köpfen eine Siesta einlegten.

Was für ein besonderer Ort! Aber natürlich nicht ganz billig, somit ließen wir Tikal am Nachmittag wieder hinter uns und fuhren zurück Richtung Flores, wo wir wieder an dem Picknickplatz Halt machten und uns dort für ein paar Tage häuslich einrichteten. Im Wasser sitzend, stießen wir noch mal auf 1.000 Tage Weltreise an und freuten uns, als nach der ersten Nacht der Himmel mal bedeckt blieb und sogar ein bisschen Regen runterkam. Die Temperaturen fielen auf angenehme 23-25 Grad, was nach den vielen Tagen mit extremer Hitze eine echte Wohltat war. Dass ich mich mal über schlechtes Wetter freue, hätte ich vorher auch nicht gedacht. 😉

Unser Haus am See
Cheers to 1.000 Tage Van-Weltreise

Wir nutzten die angenehmen Temperaturen für ein paar Schönheitsreparaturen am und im Van und kehrten nach der dritten Nacht noch mal zurück nach Flores, um Wäsche zu waschen und den Kühlschrank wieder aufzufüllen. Dann wurde es Zeit weiterzuziehen.

Las Conchas

Wir arbeiteten uns weiter durch den Osten des Landes und landeten in einem kleinen Dorf, wo uns das Balneario „Las Conchas“ erwartete. Im Fluss Chiyu haben sich verschiedene Ebenen und Becken gebildet, in die das Wasser aus mal mehr oder weniger hohen Wasserfällen hineinrauscht.

Las Conchas

Als wir an einem Sonntagnachmittag dort ankamen, erwarteten wir auf viele andere Besucher zu treffen, doch wie sich herausstellte, waren wir nahezu die einzigen Gäste. Vielleicht lag es am etwas trüben Wetter, für uns tat dies jedoch dem Erlebnis keinen Abbruch. So konnten wir in aller Ruhe die verschiedenen Becken ausprobieren, auf Felsen klettern und unter den dicht bewachsenen Felsvorsprüngen durchschwimmen.

Las Conchas
Begossener Pudel vor Wasserfall

Mitten auf einer Wiese im Dorf, schlugen wir unser wildes Camp auf, sehr zur Faszination der Locals, die das wahrscheinlich nicht allzu oft erleben. Auch die Streuner freute unsere Anwesenheit. Zum Dank für unsere Futterspende, bewachten drei von ihnen unser Auto die ganze Nacht.

Semuc Champey

Nach einer wohlbehüteten Nacht ging es also weiter zum nächsten Ziel, einem weiteren Guatemala Highlight (das Land ist aber auch voller Highlights): Semuc Champey. Dahinter verbirgt sich ein türkisfarbener Fluss, der kilometerlang über beckenförmige Cascaden verläuft.

Die Anfahrt war mal wieder abenteuerlich. Die Straße zu dieser Attraktion wurde in den letzten Jahren größtenteils überarbeitet und neu geteert, das letzte Stück ist aber noch nicht fertig. Uns erwartete mal wieder eine chaotische Baustelle, in der man sich in steilem Gelände, in Millimeterarbeit an großen Baumaschinen vorbeimanövrieren musste, ohne dabei in einem der vielen Schlaglöcher zu versinken. Die letzten Meter hinauf zum Parkplatz von Semuc waren für unseren Van unmöglich machbar, aber zum Glück gab es auch weiter unten einen Parkplatz, wo wir über Nacht bleiben durften. Wieder bewacht von einem wilden Rudel Straßenhunden, sowie einer Handvoll Hühner und neugieriger Kinder. Echtes guatemaltekisches Landleben.

Früh morgens machten wir uns dann zu Fuß die letzten Meter hinauf zum Eingang von Semuc Champey. Bevor wir ins leuchtendblaue Nass abtauchten, nahmen wir uns die kleine, steile Wanderung hinauf zum Mirador vor. Von dort oben konnte man gut erfassen was Semuc eigentlich ist.

Semuc Champey
🙂

Was für ein irrer Anblick! Es folgte der steile Abstieg hinunter zum Fluss und wieder waren wir fast die einzigen im Wasser (früh aufstehen lohnt sich einfach). Absolut irre!!

Das Wasser leuchtete auch aus der Nähe türkisblau und war glasklar und herrlich erfrischend. Dazu die umgebende Vegetation, die verschlungenen Bäume und das perfekte Wetter. Ein Traum!

Als es nach und nach voller wurde, traten wir den Rückweg an und nahmen noch mal den Mirador mit, an dem nun deutlich mehr los war.

Cobán

Nach diesem Highlight quälten wir den Van wieder durch die wilde Baustelle und nahmen dann Kurs auf unser letztes Ziel in der Region, die Stadt Cobán. Cobán ist vor allem als Kaffeeregion des Landes bekannt, aber auch Hauptanbaugebiet für das Gewürz Kardamom, welches wir bisher vor allem in Indien verortet hatten.

Die kleine Stadt gefiel uns auf Anhieb sehr gut. Wir testeten uns durch die Cafés bis, wir eine Bohne fanden, die uns gut genug erschien, um in unseren Van einziehen zu dürfen. Außerdem gönnten wir uns einen Restaurantbesuch, in dem in fast allen Gerichten Kardamom zum Einsatz kam. Das Essen war nicht nur überraschend fancy sondern auch extrem lecker und kulinarisch das Beste, was wir bisher in Guatemala probiert hatten.

Nach einer eher praktischen Übernachtungsmöglichkeit vor einer Shoppingmall, verließen wir diesen Teil des Landes und machten uns auf den Weg zurück in unsere Lieblingsstadt des Landes, nach Antigua.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

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