Teil 1 unseres Roadtrips durch Honduras
13. – 18. März 2024
Hola Honduras!
Nach einer mal wieder recht einfachen und problemlosen Grenzerfahrung, betraten wir das letzte, uns noch unbekannte Land in Zentralamerika (die drei südlichsten Länder Nicaragua, Costa Rica und Panama, hatten wir 2016 schon bereist). Allerdings waren die Migrationsbeamten und -beamtinnen etwas überrascht, als wir sagten, dass wir gerne 30 Tage Aufenthalt im Land hätten, denn die meisten Reisenden fragen nur noch einem Transitvisum, auf dem Weg von Norden nach Süden (oder umgekehrt).
Denn genau wie El Salvador, genießt auch Honduras keinen allzu guten Ruf in der Welt. Die meisten denken bei Honduras an Verbrechen, hohe Mordraten und Drogengangs. Sicherlich gibt es auch all das in dem Land, aber natürlich nicht an jeder Ecke. Zudem findet die Gewalt zumeist innerhalb der Banden statt, Überfälle oder Angriffe auf Touristen sind die absolute Ausnahme und wenn, geht es dann eher um kleinere Diebstähle, wie sie in jedem anderen Land auf der Welt vermutlich auch stattfinden.
Wir waren also gespannt und neugierig was uns in Honduras erwarten würde und nahmen direkt Kurs auf die Hauptstadt des Landes, deren Namen wir vorher ehrlicherweise auch noch nie gehört hatten:
Tegucigalpa
Der chaotische Stadtverkehr trieb mir schon wieder die ein oder andere Stress-Schweißperle auf die Stirn, aber Christian manövrierte uns souverän und zielsicher auf den großen Parkplatz einer überraschend modernen Shoppingmall, wo uns die freundlichen Security-Männer direkt einen schattigen Platz zuwiesen, und uns wissen ließen, dass wir gerne über Nacht bleiben können. Das machen Overlander hier scheinbar öfters, aus Mangel an Alternativen. Ganz billig war der Spaß allerdings nicht, pro 24 Stunden fielen hier 26 US Dollar an. Ganz schön teuer für Zentralamerika! Aber dafür standen wir hier einigermaßen ruhig und vor allem sicher, da hier überall bewaffnete Sicherheitsleute rumliefen. Das ist vor jedem Geschäft und öffentlichen Gebäude so (und war übrigens in El Salvador genauso). Und in der Mall gab es alles, was wir erstmal brauchten, so verbrachten wir den restlichen Nachmittag dort und erkundeten erst am nächsten Morgen die Altstadt von Tegucigalpa.
Mit einem Uber machten wir uns auf in den historischen Kern der Stadt. Zufälligerweise gerieten wir an einen Fahrer, der viele Jahre in den USA verbracht hatte und daher perfekt englisch sprach und uns viele Informationen zu Land, Leuten und natürlich zur Stadt geben konnte. Er nahm uns die restlichen Sicherheitsbedenken, solange wir nicht mit Wertsachen behangen durch dunkle Gassen laufen würden, werde schon nichts passieren. Dennoch bedauerte er, dass die aktuelle Regierung des Landes nichts für den Fortschritt und Aufbau der Stadt tun würde. Außer neuen Shoppingmalls würde nichts gemacht, dies spiegelte dann auch die eher trostlose Altstadt.
Bis auf wenige Ausnahmen, wirkte ein Großteil der Gebäude vernachlässigt, in der Fußgängerzone fanden sich nur billige Fast-Food Ketten, Handyläden und die berühmten ‚Ropa Americana‘ Läden, mit minderwertiger 2nd Hand Ware.
Wir bemerkten schnell, dass Touristen hier nicht zum Alltagsbild gehören, wir fielen definitiv auf. So gesehen, bzw. angestarrt hatten wir uns schon lange nicht mehr gefühlt. Die Locals konnten ihre Überraschung und Verwunderung nur schwer verbergen (ich glaube sie haben es auch nicht versucht). Zu 95% wurden wir dann aber auch freundlich gegrüßt, somit fühlte es sich nicht bedrohlich an.
Nach einem kurzen Spaziergang steuerten wir das Nationalmuseum an, in der Hoffnung hier etwas über die Geschichte des Landes zu lernen. Stattdessen erwartete uns eine bunte Kunstausstellung die besser kuratiert war, als der eigentliche Geschichtsteil über das Land. Dieser setzte auf viele interaktive Bildschirme und Technik, von der die Hälfte leider nicht funktionierte. Schade.
Kaum schlauer als vorher, traten wir schließlich den Rückweg zum Van an und beschlossen, die wenig attraktive Stadt hinter uns zu lassen. Nur eineinhalb Stunden außerhalb, lockte uns der kleine Nationalpark „La Tigra“, mit der Aussicht auf kühlere Temperaturen und schöne Natur.
Nationalpark La Tigra
Die Anfahrt zum Nationalpark entpuppte sich mal wieder als stellenweise steile offroad Piste, die unserem Moby Dick an der ein oder anderen Stelle etwas Mühe bereitete. Oben auf 1.900m ü.M. angekommen, wurden wir aber in jeglicher Hinsicht für die Strapazen belohnt: angenehme Temperaturen, ein Parkplatz im Schatten und jede Menge Nebelwald der insgesamt 8 verschiedene Wanderwege bot.
Wir schnürten noch am Nachmittag die Wanderschuhe und machen uns auf den Weg ins dichte Grün. Nach so vielen Wochen voller Hitze, Vulkanen und wuseligen Städten, war ein einfach mal wieder schön durch einen Wald zu laufen, bei kühlen 24 Grad und angenehmer Luftfeuchte.
Nach einer ruhigen und kühlen Nacht brachen wir auf zur längsten Wanderung des Parks, zu einem versteckten Wasserfall. Früh am Morgen machte der Nebelwald seinem Namen alle Ehre, es wirkte fast schon mystisch, wie die Nebelschwaden durch die Baumgipfel zogen und hier und da die Sonne durchblitzte.
Über rutschige Waldwege, vorbei an üppiger Vegetation bestehend aus Laubbäumen, Farnen, Palmen, exotischer Pflanzen und langen Luftwurzeln ging es auf und ab, bis wir auf den 42m hohen Wasserfall trafen, der aufgrund der Trockenzeit, nicht allzu viel Wasser führte. Dennoch sehr beeindruckend.
Auf dem Rückweg nahmen wir einen Abzweig, der uns zu einem Aussichtspunkt führte, der zwar nicht ganz so spektakulär war, aber wir bekamen einfach nicht genug vom durch den Wald laufen.
Comayagua
Nach einer zweiten Nacht im Park, ging es weiter durchs Land, und zwar in die ehemalige Hauptstadt von Honduras, nach Comayagua. Dort hatte uns die Hitze wieder. Bei 35 Grad wurde der Stadtbummel zur schweißtreibenden Angelegenheit und wir huschten von Schatten zu Schatten. Dafür war die bunte Altstadt aber schön anzuschauen.
Auch gab es hier wieder viele bunte Murals zu bestaunen, die sich mit der Kultur und Natur des Landes auseinandersetzten.
Grundsätzlich wären wir gerne ein bisschen länger in der Stadt geblieben, der einzig bewachte Parkplatz war jedoch voll und mit offenen Fenstern am Straßenrand schlafen, war uns dann doch nicht so ganz geheuer, also ließen wir die Stadt nach nur einem halben Tag schon wieder hinter uns.
Laguna Yure & Lago Yojoa
Zurück in der Natur, fanden wir kurz nach Sonnenuntergang einen schönen Platz an einer kleinen Lagune. Dort trafen wir auf den Vivi und Lukas, zwei Schweizer, die wir schon in Oaxaca getroffen hatten, da wir auch dort auf dem gleichen Parkplatz gelandet waren.
Die beiden machten sich am nächsten Morgen in aller Frühe auf zu einer Wanderung, auf die wir verzichteten, da Christian sich nicht so fit fühlte. Stattdessen genossen wir den schönen Platz an der Lagune ganz für uns alleine.
Tagsüber kamen nur wenige lokale Badegäste vorbei, die uns alle freundlich und neugierig begrüßten. Europäische Touristen, noch dazu mit einem Campervan, war man hier absolut nicht gewohnt. Als ich nach dem Schwimmen aus dem See kam, hörte ich einen kleinen Jungen zu seiner Mutter sagen: „Mira mamá, la mujer es blanca como nieve“, was übersetzt bedeutet: „Schau mal Mama, die Frau ist weiß wie Schnee“. Ja ja… story of my life. 😉 Solche Sätze (und bedeutend uncharmantere) habe ich auch schon in deutschen Schwimmbädern gehört, frage mich aber dennoch, woher so ein honduranischer Junge überhaupt weiß, wie Schnee aussieht?
Genauso wie sich die Locals über uns wunderten, wunderten wir uns aber auch manchmal über sie. Wie schon in El Salvador, gingen hier auch einfach alle in Alltagskleidung ins Wasser. Jeans und Turnschuhe eignen sich offensichtlich wunderbar zum Schwimmen. Und wenn man schon mal im Wasser saß, konnte ja nebenbei auch gleich die mitgebrachte Wäsche gewaschen werden. Ein kleines Mädchen, verspeiste auf dem Schoß ihrer Mutter sitzend genüsslich eine Tüte Chips. Allerdings tunkte sie jeden Chip, bevor sie sich diesen in den Mund steckte, erstmal ins Seewasser. Mhm… lecker.
Nebendran stand zumeist der große Bruder und wusch im gleichen Wasser sein Mopped.
Geleerte Bierdosen und Flaschen flogen gerne einfach mal ins Wasser, mit den großen leeren Colaflaschen wurden Schwimmhilfen gebastelt (teilweise sehr kreativ), die dann leider am Ende des Badetags auch gerne mal am Seeufer zurückblieben, oder, mit dem übrigen Plastikmüll beim Verlassen des Platzes einfach angesteckt. Der stinkende Klumpen Plastik kokelte dann über Stunden vor sich hin. Es fehlt hier einfach noch das Umweltverständnis und Bildung, was den Umgang mit Müll angeht. Teilweise war das schwer mit anzusehen.
Aber abgesehen von diesen kleinen, skurilen Alltagsbeobachtungen, war dieser Platz am See herrlich ruhig und entspannt und bot natürlich jederzeit die perfekte Abkühlung, direkt vor unserer Schiebetür.
Allerdings näherte sich Ostern in großen Schritten, hier Semana Santa genannt – die heilige Woche. Ostern wird in den katholisch geprägten Ländern fast noch größer gefeiert als Weihnachten und Schulferien waren natürlich auch. Dementsprechend würde es an vor allem in den Städten und an der Küste voll werden. Und genau dort wollten wir auch hin, an die Karibikküste von Honduras, die ohnehin schon recht teuer war, aber zur Semana Santa hin von Tag zu Tag noch teurer wurde.
Nach zwei Nächten an der Lagune, packten wir daher erstmal zusammen. Bevor es an die Küste ging, legten wir aber noch einen Stopp am großen Nachbarsee, dem Lago Yojoa ein.
Der Lago Yojoa gehört zu den beliebtesten Reisezielen des Landes. Rund um den See gibt es unzählige Hotels, Balnearios und lokale Campingplätze. Bei einem dieser Plätze, mieteten wir uns zwei Kajaks und paddelten raus auf den See.
Die Kulisse mit den grünen Bergen rundherum, dem Schilfgras und den vielen Vögeln war mal wieder einmalig. So vergingen zwei Stunden auf dem Wasser wie im Flug.
Auch hier hätte man es sicher länger aushalten können, aber für uns ging es jetzt erstmal an die Küste, für ein bisschen Karibik-Feeling.
Aber dazu dann demnächst mehr. 😊
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